Die Kunst des Streitens / Super alta perennis. Studien zur Wirkung der Klassischen Antike (PDF)
Inszenierung, Formen und Funktionen öffentlichen Streits in historischer Perspektive
Streit als ein Mittel zur Aushandlung von Interessenskonflikten ist eine Konstante menschlicher Gemeinschaft. So verwundert es nicht, dass Streit, beginnend mit Kain und Abel oder dem Zorn des Achill, von den ersten Anfängen an ein fortwährendes Thema der...
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Produktinformationen zu „Die Kunst des Streitens / Super alta perennis. Studien zur Wirkung der Klassischen Antike (PDF)“
Streit als ein Mittel zur Aushandlung von Interessenskonflikten ist eine Konstante menschlicher Gemeinschaft. So verwundert es nicht, dass Streit, beginnend mit Kain und Abel oder dem Zorn des Achill, von den ersten Anfängen an ein fortwährendes Thema der europäischen Kultur ist. Jenseits von Krieg und Gewalt enthält Streit auch kreatives Potenzial, was sich in den verschiedensten Gattungen fiktionaler und non-fiktionaler Literatur offenbart. Hier wird bald Streit im intellektuellen Spiel nach allen Regeln der Kunst in Szene gesetzt, bald wird die Literatur im Kontext religiöser, kultureller und politischer Formierungsprozesse zum Instrument schärfster Auseinandersetzung. Dieser Band ist dem Inszenierungscharakter literarischer Streitkultur und seiner Funktionalisierung in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen gewidmet; aus historischer, literatur- und sprachwissenschaftlicher Perspektive werden Beispiele von der Antike bis zur Frühen Neuzeit untersucht.
Lese-Probe zu „Die Kunst des Streitens / Super alta perennis. Studien zur Wirkung der Klassischen Antike (PDF)“
"Zum Streit um Sprache im siglo ilustrado: Themen, Textsorten, Typen der Argumentation (S. 379-380)Claudia Polzin-Haumann
1. Einleitende berlegungen zur Fragestellung
Auch der metasprachliche Diskurs, also das Sprechen, Nachdenken und Diskutieren über Sprache, ist durch Streit geprägt. Die je spezifische Form des Streits (aufgefasst als öffentliche Auseinandersetzung über gegebene Phänomene zwischen verschiedenen Individuen oder gesellschaftlichen Gruppen) wird dabei in grundlegendem Maße determiniert zum einen von der Epoche, zum anderen von der Sprachgemeinschaft, in der über sprachliche Fragen gestritten wird. Im Einzelnen stellen sich vor allem folgende Fragen: Wer streitet (mit wem)? Über welche metasprachlichen Themen wird im Einzelnen gestritten?
In welchen Medien werden die Auseinandersetzungen ausgetragen? Dabei ist Medium im gegebenen Fall im Sinne von ›Textsorte‹ zu verstehen; es geht um die Frage, welches konkrete Podium die Akteure nutzen, um eine bestimmte Position vorzubringen, sich auf eine andere zu beziehen etc. Das Kriterium ›Öffentlichkeit‹ ist natürlich in Abhängigkeit von der Epoche zu bestimmen (wobei die Frage, wo in einer gegebenen Zeit ›Öffentlichkeit‹ beginnt, durchaus nicht immer einfach zu beantworten ist).
Schließlich sind auch die Argumentationen selbst ein relevanter Untersuchungsgegenstand. Im Unterschied zu den Themen könnte man hier von einer Mikroebene sprechen; zu fragen ist also, in welcher Art undWeise genau, z. B. mit welchen Kriterien oder in welcher argumentatorischen Form die Akteure die inhaltlichen Themen behandeln. Im Folgenden sollen diese Fragen am Beispiel des metasprachlichen Diskurses zum Spanischen im 18. Jahrhundert exemplarisch behandelt werden. Ziel ist dabei insbesondere, das Konzept der Streitkultur zu integrieren, das mir in mehrerer
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Hinsicht einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn verspricht. Von den eingangs genannten Aspekten konzentrieren sich die Ausführungen besonders auf die Themen, die Textsorten sowie die Argumentationskriterien und -formen. Die Akteure werden dabei ansatzweise mit behandelt, stellen aber wegen des begrenzten Raums zunächst keine eigene Analysekategorie dar.
2. Zum Streit um Sprache im siglo ilustrado
2.1 Themen
Insgesamt lassen sich drei große Themenfelder ausmachen, die im siglo ilustrado zum Gegenstand metasprachlichen Streits werden. Als erstes sind die Diskussionen um die Bewertung und Verteidigung des Spanischen zu nennen, vor allem gegenüber dem Französischen und dem Latein, aber auch gegenüber regionalen, sozialen, situativen und chronologischen Varianten des spanischen Kontinuums. Es geht also gewissermaßen um das Spanische als Ganzes, das mit anderen sprachlichen Entitäten gemessen, gegenüber diesen situiert, von diesen abgegrenzt wird.
Gestritten wird zweitens über verschiedene Konzeptualisierungen von Sprachgeschichte. Die Akteure formulieren unterschiedliche Wertungen sprachgeschichtlicher Entwicklung, sie entwickeln unterschiedliche Modelle, die spezifischeMöglichkeiten bzw. Notwendigkeiten der Beeinflussung dieses Entwicklungsverlaufs implizieren. Und schließlich sind drittens metasprachliche Diskussionen zu verzeichnen, die den Ausbau, die Pflege und die Normierung des Spanischen betreffen.
Es geht hier alsoumdie Optionen, die zur konkreten Gestaltung der im Zuge der o.g. Verteidigungs- und Bewertungsprozesse entwickelten normativen Vorstellungen vorgebracht werden. In der Regel sind diese Diskussionen auf den Wortschatz und die Morphologie zentriert. Für den vorliegenden Beitrag greife ich den erstgenannten Bereich heraus: die Bewertung und Verteidigung des Spanischen gegenüber dem Französischen."
2. Zum Streit um Sprache im siglo ilustrado
2.1 Themen
Insgesamt lassen sich drei große Themenfelder ausmachen, die im siglo ilustrado zum Gegenstand metasprachlichen Streits werden. Als erstes sind die Diskussionen um die Bewertung und Verteidigung des Spanischen zu nennen, vor allem gegenüber dem Französischen und dem Latein, aber auch gegenüber regionalen, sozialen, situativen und chronologischen Varianten des spanischen Kontinuums. Es geht also gewissermaßen um das Spanische als Ganzes, das mit anderen sprachlichen Entitäten gemessen, gegenüber diesen situiert, von diesen abgegrenzt wird.
Gestritten wird zweitens über verschiedene Konzeptualisierungen von Sprachgeschichte. Die Akteure formulieren unterschiedliche Wertungen sprachgeschichtlicher Entwicklung, sie entwickeln unterschiedliche Modelle, die spezifischeMöglichkeiten bzw. Notwendigkeiten der Beeinflussung dieses Entwicklungsverlaufs implizieren. Und schließlich sind drittens metasprachliche Diskussionen zu verzeichnen, die den Ausbau, die Pflege und die Normierung des Spanischen betreffen.
Es geht hier alsoumdie Optionen, die zur konkreten Gestaltung der im Zuge der o.g. Verteidigungs- und Bewertungsprozesse entwickelten normativen Vorstellungen vorgebracht werden. In der Regel sind diese Diskussionen auf den Wortschatz und die Morphologie zentriert. Für den vorliegenden Beitrag greife ich den erstgenannten Bereich heraus: die Bewertung und Verteidigung des Spanischen gegenüber dem Französischen."
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Autoren-Porträt von Marc Laureys, Roswitha Simons
Dr. Marc Laureys ist Professor für Mittel- und Neulateinische Philologie an der Universität Bonn und Sprecher des Bonner Centre for the Classical Tradition.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Marc Laureys , Roswitha Simons
- 2010, 1. Auflage 2010, 441 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Marc Laureys, Roswitha Simons
- Verlag: V&R unipress
- ISBN-10: 3862340961
- ISBN-13: 9783862340965
- Erscheinungsdatum: 17.03.2010
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