Die Signatur des Todes (PDF)
Spät am Abend wird der Münchner Taxifahrer Michael Meinhardt zu einer Nobelbar gerufen. Unversehens steht er dort in dem illustren Fahrgast und einzigen Spross eines Industrie-magnaten der Rüstungsindustrie Fabian von Harenberg seinem eigenen Spiegelbild...
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Produktinformationen zu „Die Signatur des Todes (PDF)“
Spät am Abend wird der Münchner Taxifahrer Michael Meinhardt zu einer Nobelbar gerufen. Unversehens steht er dort in dem illustren Fahrgast und einzigen Spross eines Industrie-magnaten der Rüstungsindustrie Fabian von Harenberg seinem eigenen Spiegelbild gegen-über. Auf der Suche nach gemeinsamen Wurzeln kommen sich die jungen Männer zögerlich näher. Harenberg vertraut Meinhardt an, dass sich seine Firma zum einen mit der Entwicklung und Produktion neuer Zielsuchsysteme zur Bekämpfung von Panzern und Flugzeugen, zum anderen mit Sicherheitstechnik beschäftigt. Dabei sei es gelungen, einen bahnbrechenden Modus zur Personenidentifikation als Zugangsbeschränkung für Hochsicherheitsanlagen zu erfinden, der bisherige Highlights wie Fingerprintverfahren und Irisscanner in den Schatten stellt. Kern der Erfindung sei, jeden Menschen durch seine unverwechselbare Infrarotsignatur, sprich Wärmeausstrahlung im nicht sichtbaren Lichtspektrum zu identifizieren. Schnell sei den Wissenschaftlern klar geworden, dass das System eine absolut tödliche Waffe darstellt. So könne jede beliebige Person mit eingegrenztem Aufenthaltsort zielgenau geortet und eliminiert werden. Meinhardt und Harenberg. erkennen, dass diese Erfindung nie zum Einsatz kommen darf. Aber das befürchtete Horrorszenario wird Realität. Abtrünnigen Wissenschaftlern des Rüstungskonzern ist es gelungen, die Erfindung zur Serienreife zu entwickeln. Ein Geheimbund nutzt dieses Wissen für seine Zwecke und setzt die Waffe gnadenlos ein. Seite an Seite nehmen die jungen Männer den Kampf gegen die unbekannten Gegner auf ... Die Signatur des Todes ein Thriller voll Spannung und Esprit. Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden.Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sowie existierendenUnternehmen wären also rein zufällig.
Lese-Probe zu „Die Signatur des Todes (PDF)“
Wagen 03 von Zentrale. Das kräftige Organ von Irmgard Gieße war unüberhörbar. Wagen 03 hört. Michi, wo steckst du gerade? Leopoldstraße, in Richtung Von der Tann Straße , antwortete Michael Meinhardt trocken. Bist du frei? Ja. Dreh um mein Süßer. Ich hab noch eine Tour für dich nach Schwabing. Meinhardt sah auf seinen teuren Zeitmesser, ein Geschenk seiner Mutter. So spät noch, Irmi? Es ist fast 1.00 Uhr. Geht nicht anders, Michi. Dein Ziel ist das K 5 . Kennst du den Schuppen? Diese Nobelbar? Ja, ist bekannt. Die Tour geht zum Bayrischen Hof. Danach kannst du Feierabend machen. Mit einem Schmunzeln auf seinen Lippen wechselte Michael Meinhardt die Fahrtrichtung und reihte sich wieder in den nächtlichen Münchner Verkehr ein. Er dachte an Irmi, seine Chefin. Seit über 10 Jahren kannte er die resolute Münchnerin. Nach drei gescheiterten, kinderlosen Ehen hatte das 46-jährige Powerpaket das Thema Männer abgehakt und war ins andere Lager gewechselt. Zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Rosi hatte sie das Heft selbst in die Hand genommen und sich ein gut gehendes Taxiunternehmen mit acht Fahrzeugen aufgebaut. Der erste Eindruck, den man von der Unternehmerin gewann, täuschte. Irmi hatte ein riesengroßes Herz und war immer zur Stelle, wenn Not am Mann oder an der Frau war. Michael Meinhardt öffnete die Seitenscheibe seines alten 200er Diesel. Die kühle Nachtluft des 14. April vertrieb seine Müdigkeit. Langsam näherte er sich der Künstler- und Amüsiermeile Schwabing. Diese Stadt scheint nie zu schlafen, dachte er, als er sich mühsam durch die vollgestopften Straßen quälte. Wenig später drängte er sich vor einem heranpreschenden Porsche auf einen frei werdenden Parkplatz direkt vor dem K 5. Meinhardt quittierte die lautstark geäußerten Attacken des Sportwagenfahrers mit einer gelangweilten Handbewegung und steuerte in Richtung Eingang. Die Bar galt als Treff von Promis und solchen, die es werden wollten. Der Türsteher, ein muskelbepackter Riese, achtete genau darauf,
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wen er einließ. Meinhardt kannte den Mann von seinen diversen nächtlichen Touren und begrüßte ihn mit Handschlag: Hallo, Dicker, du hast eine Fahrt für mich? Der Angesprochene lächelte. Komm rein, Micha. Dein Fahrgast kommt gleich. Mach dich auf eine Überraschung gefasst. Wie immer war die Bar stark von Menschen frequentiert, die die Nacht zum Tage machten und auf den exklusiven Sitzmöbeln ihren Champagnercocktail schlürften. Es verkehrten dort meist wohlhabende alleinstehende Männer, umringt von hübschen Mädchen, die nach einem Stück von dem Kuchen gierten, der Wohlstand heißt. Die sonore Stimme des muskelbepackten Türstehers riss Michael Meinhardt aus seinen Gedanken: Herr von Harenberg, Ihr Taxi ist eingetroffen. Von Harenberg? , schoss es Meinhardt durch den Kopf. Er kannte diesen Namen, wusste ihn aber nicht zuzuordnen. Er machte einen elegant gekleideten Mann Anfang 30 aus, umringt von einer Mädchentraube, der sich intensiv von seinen weiblichen Fans verabschiedete. Leicht schwankend kam er auf seinen Taxifahrer zu. Wenig später standen sich beide gegenüber. Wie vom Blitz getroffen, starrten sich die jungen Männer an. Unfähig zu einer Bewegung verharrten sie eine volle Minute in dieser Position. Auge in Auge mit ihrem Spiegelbild ... Es war 11.45 Uhr, als Michael Meinhardt aus seinem Bett kroch, aufgeschreckt von dem impertinenten Klingeln seines Telefones. Die Nachtschicht steckte ihm noch in den Knochen, vor allem aber die Begegnung mit seinem Doppelgänger. Mürrisch eilte der große, sportliche 33-jährige Mann ins Wohnzimmer seiner 2 Zi.-Wohnung in Münchens Altstadt und meldete sich verschlafen: Meinhardt. Michael, bist du das mein Junge? Du klingst so anders. Hallo, Mutter. Wie geht es dir? Wie immer gut. Wir haben lange nichts von dir gehört. Du bist zu Hause, um diese Zeit? Ja, Mutter. Ich habe ein paar Tage Urlaub , log er. Bei mir gibt es nichts neues. Vater und ich sind froh, dass du nach der Insolvenz deines Arbeitgebers so schnell wieder eine neue Anstellung gefunden hast. Was genau ist deine Aufgabe dort? Und wiederum belog er seine Mutter, als er sagte: Genau die gleiche wie bei dem Textilwerk im Allgäu. Der weitere Verlauf des Gespräches glich dem der anderen Anrufe, die Michael Meinhardt alle paar Wochen erreichten. Und wiederum nahm Waltraut Meinhardt ihrem Sohn das Versprechen ab, seine Eltern baldmöglichst in dem Allgäustädtchen Sonthofen zu besuchen. Minuten später saß Michael am Frühstückstisch in seiner kleinen Küche, vor ihm ein Becher mit schwarzem Kaffee. Der besorgte Anruf seiner Mutter hatte ihn bewegt. Nach diesen Telefonaten nahm er sich immer wieder vor, der Einladung in sein Elternhaus zu folgen, was er letztlich dann wegen des anhaltend schlechten Verhältnisses zu seinem dominanten Vater unterließ. Er dachte zurück an seine Kindheit. Früh versuchte der angesehene Internist Dr. Siegfried Meinhardt mit gutgehender Vorzeigepraxis seinen Filius in geregelte Bahnen zu lenken, wie er es nannte. Während Michaels Freunde ihre Freizeit auf dem Fußballplatz verbrachten, bereitete Dr. Meinhard seinen Sohn auf den Ernst des Lebens als Arzt vor. Michaels Mutter, eine gelernte Bibliothekarin hatte der Durchsetzungsfähigkeit ihres Mannes nichts entgegenzusetzen und ergab sich in ihr Schicksal. Als Michael 12 Jahre alt war, eröffnete Dr. Meinhard ihm in seiner gefühlskalten Art, dass er adoptiert sei, diese Tatsache aber für seine weitere Entwicklung ohne Bedeutung wäre. Nach diesem Schock zog sich Michael vollständig in sich zurück. Gleichermaßen entwickelte er eine unglaubliche Kraft, die ihn vorantrieb. Mit 18 Jahren legte er sein Abitur mit der Traumnote 1,1 ab und begann nach dem Grundwehrdienst, gemäß dem Willen seines Vaters und desses großzügiger Unterstützung, zunächst ein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität in München. Nach dem zweiten Semester brach er das Studium ab und wechselte zur Betriebswirtschaft, die ihn immer schon magisch anzog. Diese Entscheidung bedeutete den endgültigen Bruch mit seinem enttäuschten Vater, der daraufhin alle finanziellen Mittel strich. Von diesem Zeitpunkt an schlug sich Michael mit Gelegenheitsjobs durch, bis er, 22-jährig, die Taxiunternehmerin Irmgard Gieße kennenlernte. Irmi gab ihm einen festen Job und verschaffte ihm eine Bleibe. Mit eisernem Willen zog er sein Studium durch. Aber selbst der glänzender Abschluss zum Dipl. Betriebswirt konnte seinen Adoptivvater nicht versöhnen. Fortan ging Michael seinen eigenen Weg, promovierte zum Dr. der Betriebswirtschaft und erhielt eine gute Anstellung als Leiter der Orga-Abteilung in einer Allgäuer Textilfabrik. In der Damenwelt fand der gutaussehende, dunkelhaarige Mann zunehmend Beachtung. Aber all die Flirts entsprachen nicht Michaels Idealbild der großen Liebe . Nach dem Konkurs seines Arbeitgebers prüfte er einige lukrative Angebote, schlug sie aber allesamt aus. Schließlich entschloss er sich, seiner alten Freundin Irmi einen Besuch abzustatten. Mit den Worten: Du musst erst mal zur Ruhe kommen, mein Süßer , nahm ihn die resolute Münchnerin mit dem großen Herzen wiederum unter ihre Fittiche und verschaffte ihm eine kleine Wohnung in der Nähe der Taxizentrale in Münchens City. Gedankenverloren blätterte Michael in der Wirtschaftszeitung, die auf seinem Tisch lag. Der Bericht über den Rüstungskonzern Harenberg brachte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Harenberg? Von Harenberg, natürlich. Er dachte an seinen späten Fahrgast in der letzten Nacht, der eine geradezu frappierende Ähnlichkeit mit ihm aufwies. Interessiert blätterte Michael in dem Journal. Neben eindrucksvollen Erfolgsbilanzen der Aktiengesellschaft fand er ein Foto des gesamten Vorstandes, inmitten der Vorstandsvorsitzende Werner von Harenberg, der 59 % der Aktien an dem Unternehmen hielt. Der junge Mann aber war nicht dabei. Michael erinnerte sich an den Bericht eines Boulevardblattes, das vor einiger Zeit über die Wahl zum begehrtesten Junggesellen Deutschlands berichtet hatte. In seinem Zeitungsständer fand er unter einem dicken Stapel die gesuchte Zeitschrift und nach einigem Blättern sein Konterfei auf Platz 1 der Auswahl. Intensiv las er den Bericht über Fabian von Harenberg, der als Dipl.-Ing. im Konzern seines Vaters im Ruhrgebiet arbeitete. Sämtliche Ablichtungen im Kreise attraktiver junger Frauen dokumentierten Fabian von Harenbergs Ruf als Playboy, der den Luxus liebte. Minutenlang starrte Michael auf die Fotos. Aber selbst dem Spiegel im Badezimmer gelang es nicht, ihm Merkmale aufzeigen, die ihn von seinem ehemaligen Fahrgast unterschieden. Für eine Sekunde spielte Michael mit dem Gedanken, mit seinem Doppelgänger Kontakt aufzunehmen. Ganz offensichtlich war dieser - wenn auch angetrunken - von der Ähnlichkeit gleichermaßen verblüfft. In Gedanken an den finanziellen Background der Familie verwarf er sein Vorhaben im gleichen Augenblick wieder. Zunehmend machte sich in Michael Meinhardt eine innere Unruhe breit. Wie war es möglich, dass sich zwei Menschen so ähnlich sahen. War es eine Laune der Natur? Oder ... Kapitel Ostersonntag, 20. April, 16.45 Uhr. Ein Schlag ins Gesicht riss Fabian von Harenberg unsanft aus seinen Träumen. Verkatert rieb er sich den Schlaf aus den Augen und suchte unter der Decke seines breiten französischen Bettes nach den restlichen Körperteilen des Schlägers . Zutage kam ein tief schlummernder Engel , sehr kurvenreich, sehr jung und sehr blond. Auch der Fuß mit rot lackierten Nägeln, der auf seinem Kopfkissen ruhte, kam ihm fremd vor. Am Fußende seines Bettes lächelte ihm eine zierliche Asiatin zu, die sich faul auf seinem Lager räkelte. In seinem Kopf herrschte vollständige Leere. Fabian konnte sich nicht einmal mehr an die Namen seiner Bettgenossinnen erinnern. Aber so war es ihm schon häufiger ergangen. Die ausschweifenden Partys des Junggesellen, waren in der Damenwelt begehrt. Die meisten der ständig wechselnden Liebschaften wünschten sich allerdings, mehr als nur das Lager mit dem Spross des Industriemagnaten Werner von Harenberg zu teilen. In seinem Kopf hämmerte es wie ein Sägewerk. Ein Blick auf seine Rolex erinnerte ihn an seinen allsonntäglichen Termin, das Abendessen mit seinem Vater. Aufstehen, ihr Süßen , krächzte er mit belegter Stimme. Es wird allerhöchste Zeit. Mit wackligen Beinen kroch er selbst aus dem Bett und zog den Mädchen die Decke weg, was ihm lautstarke Protestrufe bescherte. Er versorgte seine Gäste und sich selbst mit einem Glas Wasser und jeweils zwei Aspirin, küsste beide und schob sie zur Tür hinaus. Fabian von Harenbergs Penthousewohnung war in desolatem Zustand. Dutzende von leeren Flaschen standen herum. Die Überbleibsel des Partybuffets verbreiteten einen unangenehmen Geruch. Auf dem Boden lagen überall verstreut diverse Kleidungsstücke. Er hoffte inständig, dass sein guter Geist des Hauses ihre Mandelentzündung bald auskuriert haben würde und stellte sich unter die eiskalte Dusche. Zu seinem 30. Geburtstag hatte sein Vater ihm diese Nobelherberge in Essens Villenviertel geschenkt. Auf 240 qm, über zwei Etagen verteilt, pflegte er seither intensiv sein Privatleben, das neben kulinarischen Genüssen ausschließlich dem weiblichen Geschlecht gewidmet war. Er konnte auf eine glückliche Kindheit zurückblicken. Fabian genoss die Liebe seiner Eltern, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablasen und er gab diese Liebe zurück, in dem er in die Fußstapfen seines Vaters trat und sein Ingenieurstudium mit der Traumnote Summa cum laude abschloss. Vor wenigen Jahren führte dann Werner von Harenberg seinen Sohn voller Stolz in den renommierten Vorzeigekonzern der Rüstungsbranche ein, den der dynamische 64-Jährige vor nunmehr über 30 Jahren gegründet und in Gehrsdorf, vor den Toren der Ruhr-Metropole Essen angesiedelt hatte. Diese Wahl war auch aus heutiger Sicht perfekt. Essen, die größte Stadt des Ruhrgebietes mit Anbindung zum Rhein-Herne-Kanal erwies sich als Standort ideal, vor allem hinsichtlich der Infrastruktur und der Zulieferbetriebe. Seiner Verantwortung bewusst arbeitete sich Fabian rasch zum stellvertretenden Produktionsleiter des Unternehmens hoch. Der Tod seiner Mutter versetzte ihm einen tiefen Schock. Sie war es, die sein bisheriges Leben maßgeblich geprägt hatte und stets seinen wichtigsten Bezugspunkt bildete. Seit diesem traumatischen Ereignis wuchsen er und sein Vater noch enger zusammen. Zu dem engen Kontakt, den Vater und Sohn pflegten, gehörte das allsonntägliche Abendessen in der herrschaftlichen Villa von Werner von Harenberg. Die Welt von Fabian von Harenberg war bis zum Tod seiner geliebten Mutter perfekt. So empfand er es zumindest, bis zu dem unerwarteten Zusammentreffen mit seinem Spiegelbild. Dieses Ereignis hat ihn stark verunsichert. War es möglich, dass zwei Menschen sich so glichen, wie er und dieser Taxifahrer, der ihn vor einer Woche in München ins Hotel gefahren hatte? Tagelang hatte er mit sich gerungen, seinem Vater von seiner Begegnung der dritten Art zu erzählen. Schließlich entschied er sich dazu, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen und beauftragte einen privaten Ermittler, der ihm bereits so manchen Dienst erwiesen hatte. Von dem Detektiv erfuhr er, dass sein Doppelgänger Michael Meinhardt heißt und seit 1 Jahren bei dem Taxiunternehmen Gieße in München arbeitete. Bereits mehrfach hielt er in den letzten Tagen den Telefonhörer in der Hand und den Zettel mit der Münchner Nummer der Taxizentrale in der anderen. Aber letztlich zwang ihn die Vorsicht immer wieder dazu, sein Vorhaben abzubrechen. Was sollte er diesem Mann sagen, einem Taxifahrer, der ihm, dem Erben des Harenberg-Konzerns zufällig ähnlich sah? Was war er für ein Mensch, dieser Michael Meinhardt? War er ein Mann, der versuchen würde, aus diesem Umstand seine Vorteile zu ziehen? Auf der anderen Seite hätte Meinhardt sich selbst melden können. Es dürfte ein Leichtes sein, die Identität von Fabian von Harenberg zu recherchieren. Und was ist, wenn die Ähnlichkeit k e i n e Laune der Natur war? Mit diesem Gedanken verließ er sein Appartement. Gegen 9.30 Uhr betrat Werner von Harenberg den 4-geschossigen, in schlichtem hellgrau gestrichenen Verwaltungstrakt der Harenberg AG in Gehrsdorf. Der sachliche, schmucklose Bau gab keinen Hinweis auf die wirtschaftliche Tragweite der dahinter getroffenen Entscheidungen. Mürrisch stapfte der 64-jährige, füllige Konzernvorstand am Empfang vorbei und überhörte das leise gehauchte Guten Morgen der drallen Blondine, die hinter dem Tresen Stellung bezogen hatte. Auf der mit honigfarbenem Leder bezogenen Sitzgruppe warteten bereits zwei elegant gekleidete Herren auf ihre Geschäftstermine. Wie jeden Morgen ignorierte Harenberg den Fahrstuhl und kämpfte sich keuchend die breite Treppe in die oberste Etage hinauf, die der Unternehmensleitung vorbehalten war. Umständlich zog er aus der Brusstasche seines Jacketts die Chipkarte hervor, die die schwere Glastür zu seinem Büro öffnete. Der etwa 40 qm große, rechtwinklige Raum war zweckmäßig eingerichtet. Vor der Fensterfront dominierte ein gewaltiger mahagonifarbener Schreibtisch. An der rechten Seite fanden diverse dunkle Regalschränge ihren Platz. Gegenüber war eine zartgrüne Sitzgruppe um einen modernen Glastisch angeordnet. Kurzatmig ließ sich Harenberg auf seinen Sessel fallen, als sich die Sprechanlage meldete: Sie sind noch in Ihrem Büro, Chef? Haben Sie die Vorstandssitzung vergessen? Ilse Detlefsen, die Leiterin des Direktionssekretariats war ein Musterbeispiel an Zuverlässigkeit und Loyalität. Seit nunmehr über 20 Jahren verstärkte die elegante Mitfünfzigerin den kleinen Kreis der Vertrauten um Werner von Harenberg. Vorstandssitzung? Heute? Er strich sich über sein ergrautes, schütteres Haar und blätterte fahrig in seinem Terminkalender. Wenig später stand sie vor ihm. Ja, richtig. Hier steht es 22.4. - 9.30 Uhr. Wenn ich Sie nicht hätte Ilse. Warum heiraten wir eigentlich nicht? Ilse Detlefsen lachte, übergab ihrem Chef einen dicken Aktenstapel und schob ihn zur Tür hinaus. Mit guten Morgen meine Herren. Bitte entschuldigen Sie meine Verspätung , verschaffte sich die sonore Stimme Werner von Harenbergs Gehör. Schwerfällig ließ der Übergewichtige sich in den Ledersessel fallen. Der fünfköpfige Vorstand war vollzählig angetreten und wie immer meldete sich der kaufmännische Direktor Dr. Hermann Rathmann als Erster zu Wort. Der 57-jährige, hagere Mann konnte wie seine Vorstandskollegen auf eine langjährige Betriebszugehörigkeit zurückblicken und genoss das absolute Vertrauen Harenbergs. Der promovierte Betriebswirtschaftler stellte ein wichtiges Bindeglied zwischen Politik und Wirtschaft dar und öffnete in den vergangenen zwei Jahrzehnten so manche Tür, die ohne seine Intervention verschlossen geblieben wäre. Rathmann sortierte seinen Aktenberg, brachte seine Lesebrille in Position und begann seinen Vortrag: Tut mir leid, meine Herren, dass ich Sie wieder einmal mit Zahlen langweilen muss. Dabei nahm er den Quartalsbericht in seine feingliedrige Hand und winkte triumphierend damit. Mein lieber Hermann, Ihrer Euphorie entnehme ich, dass unsere Aktionäre zufrieden sein können , kommentierte der Konzernchef die Mimik seines kaufmännischen Direktors. Nicht nur die Aktionäre , konterte der Angesprochene unter dem Lachen seiner Vorstandskollegen. Wir können hoch zufrieden sein. Mit einem Umsatzplus um sage und schreibe 40 % dokumentiert dieser Bericht das mit Abstand beste Quartalsergebnis seit Bestehen des Konzerns. Dabei sind die Tochtergesellschaften noch nicht erfasst. Detailliert ging Rathmann auf die einzelnen Positionen des Berichtes ein und ignorierte die missmutigen Gesichter um sich herum, auf denen sich zunehmend Langeweile abzeichnete. Nach seinem Bericht setzte allgemeiner Beifall ein, der sich aber weitestgehend auf das Ende der verbalen Folter Rathmanns bezog. Der Leiter des Finanzwesens und langjähriger Freund von Harenbergs Dr. Otto Schimmer meldete sich als nächster Redner. Er setzte den Vorstand über die Finanzierungsmodalitäten eines geplanten Joint-Venture-Vertrages mit einem osteuropäischen Konzern in Kenntnis. Der elegant gekleidete Endfünfziger mit seiner unverwechselbaren Nickelbrille, die aus dem vorherigen Jahrhundert zu stammen schien, schloss mit den Worten: Alles in allem meine Herren steht diese Finanzierung auf festen Beinen. Ausserdem deckt die Regierungsbürgschaft weitgehend unsere Risiken ab. Deinen Worten entnehme ich , unterbrach von Harenberg dass du mit ja stimmst Otto. Der Angesprochene nickte. Ich schließe mich an. Der erhobenen Hand des Konzernchefs folgten die der restlichen Vorstandsmitglieder unverzüglich. Einstimmig , stellte Werner von Harenberg zufrieden fest und fuhr fort: Und nun denke ich, sollten wir zu der Position auf unserem Themenkatalog kommen, die uns allen auf der Seele brennt. Klaus, darf ich Sie bitten? Der 52-jährige technische Direktor Dr. Ing. Klaus Höhne strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als er stolz verkündete: Meine Herren, es ist geschafft. Die Produktion des neu entwickelten Lenkwaffensystemes läuft. Alle Probleme sind beseitigt. Der breitschulterige Hüne erntete für dieses kurze Dossier frenetischen Beifall. Und was ist mit der Problematik bezüglich der Steuerung? , insistierte von Harenberg. Schlichtweg ein Hardwarefehler , antwortete Heribert Jürgens, der Leiter der Qualitätssicherung und mit seinen 51 Jahren das Jüngste Vorstandsmitglied der illustren Runde. Der ruhige Mann mit seinem lockigen Blondschopf fuhr fort in Richtung seines Chefs: Wir alle können uns bei Herrn von Harenberg jun. bedanken. Dieser - Verzeihung - geniale Bengel hat den Fehler entdeckt, quasi en passent. Werner von Harenberg strahlte über das ganze Gesicht, als sein Sohn lobend erwähnt wurde, was zunehmend geschah. Längst hatte er beschlossen, Fabian mehr Verantwortung zu übertragen, wollte aber, dass dieser seinen Weg ohne Protektion seines Vaters geht. Während der gesamten Sitzung wirkte ein weiteres Vorstandsmitglied abwesend. Nervös rutschte der wissenschaftliche Direktor und Leiter der Entwicklungsabteilung Prof. Dr. Waldemar Raup auf seinem Stuhl herum. Der füllige Endfünfziger mit seinem eisgrauen, spärlichen Haar war vor zehn Jahren mit erheblichen Bedenken in die Harenberg AG eingetreten. Als überzeugter Pazifist hatte er sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber letztlich konnte er der Überzeugungsarbeit Werner von Harenbergs nicht widerstehen und willigte ein. Sein Ruf als Wissenschaftler war weltweit anerkannt. An fast allen Erfindungen, insbesondere im Bereich der Hochsicherheitstechnik war Raup maßgeblich beteiligt. Sein Markenzeichen war eine viel zu große Hornbrille nach der er ständig suchte, obwohl sie an einem Band um seinen Hals befestigt war. Als er endlich zu Wort kam, platzte es aus dem sonst so besonnenen Mann heraus: Herr von Harenberg, meine Herren. Prof. Raups Stimme überschlug sich: Es ... es gibt etwas ... Das ganze ist so ungeheuerlich ... Die Augen aller ruhten auf ihm. Ganz ruhig, Professor , meldete sich die sonore Stimme von Harenbergs. Was wollen Sie uns sagen? Raup nippte an seinem Wasserglas und holte tief Luft: Gut, ich werde versuchen, mich verständlich zu artikulieren. Wie Sie wissen, arbeitet die Forschungsabteilung seit geraumer Zeit an neuen Verfahren zur Personenidentifikation in der Sicherheitstechnik. Es ist uns gelungen einen bahnbrechenden Modus zur Personenidentifikation als Zugangsbeschränkung für Hochsicherheitsanlagen zu erfinden, der alle bisherigen Highlights wie Fingerprintverfahren und Irisscanner in den Schatten stellt. Ich werde es kurz machen. Kern der Erfindung ist, jeden Menschen durch seine unverwechselbare Infrarotsignatur im nicht sichtbaren Lichtspektrum zu identifizieren. Waas? Entschuldigung, Professor, aber ich verstehe nur Bahnhof , unterbrach Dr. Rathmann. Raup konterte kühl: Ersetzen Sie das Wort Infrarotsignatur durch Wärmeausstrahlung Herr Rathmann. Der Angesprochene nickte und Prof. Raup fuhr unbeirrt fort: Nun, das System ist fast einsatzfähig, die Testphase nahezu abgeschlossen. Das ist genial, Professor. Ich bin sehr beeindruckt , stellte von Harenberg fest und der Applaus aller würdigte die Leistungen des Wissenschaftlers. Aber nicht doch , unterbrach Raup rüde. Verstehen Sie denn nicht? Wir haben z w e i neue Systeme entwickelt, 1. Das von Herrn Höhne angesprochene neue Lenkwaffensystem und 2. das neue Verfahren zur Personenidentifikation. Prof. Raups Vorstandskollegen sahen sich schulterzuckend an und von Harenberg übernahm wiederum das Wort: Verzeihung, Professor, aber wir können Ihnen nicht folgen. Gut, Herr von Harenberg. Dann werde ich es mit einfachen Worten erklären. Jede dieser Erfindungen mag ein Highlight sein, wie man es neudeutsch bezeichnen würde. Aber beide System gekoppelt ergeben eine absolut tödliche Waffe, die die Weltordnung aus den Angeln heben kann. Es war totenstill geworden im Konferenzraum der Harenberg AG. Der Mimik seiner Vorstandskollegen entnahm Raup totales Unverständnis. Schwer atmend setzte er erneut an: Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor. Eine Institution, eine fremde Macht oder wer auch immer will eine bestimmte Person beseitigen. Dabei spielt es keine Rolle, wo sich diese Zielperson befindet. Nehmen wir an - und das ist die Voraussetzung für den Erfolg dieser Mission - die Infrarotsignatur dieser Zielperson ist gespeichert. Nehmen wir weiter an, von irgendwo auf der Welt wird eine Rakete, bestückt mit dem neuen System, gestartet. Was wird Ihrer Meinung nach geschehen? Niemand im Raum wagte zu atmen, als Raup fortfuhr: Nun, ich will es Ihnen sagen. Diese Rakete sucht sich durch Ortung über Satellit ihr Ziel, bzw. grenzt das Zielgebiet ein. Ist sie dann in relativer Nähe der Zielperson, wird diese Waffe von der Infrarotsignatur weiter gelenkt, genau zu der Person, die eliminiert werden soll. Dieses fiktive Beispiel ist natürlich völlig überzogen, da es den Einsatz einer Langstreckenrakete erfordert. Und wer setzt schon solch eine Waffe gegen eine einzelne Person ein? Ich wollte Ihnen damit nur die technischen Möglichkeiten veranschaulichen. Fakt ist, vor dieser schrecklichen Waffe gibt es kein Entrinnen. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was es bedeutet, wenn diese Möglichkeit von irgend jemand erkannt wird. Und das wird über kurz oder lang geschehen. Niemand, absolut niemand darf solch eine Waffe je in Händen halten. Verstehen Sie jetzt meine Bestürzung. Kraftlos sank Professor Raup auf seinen Tisch, den Kopf in beide Hände gestützt. Nach seinem Vortrag herrschte minutenlanges Schweigen. Werner von Harenberg starrte in die fassungslosen Gesichter seiner Führungsspitze, als er ganz leise zu sprechen begann: Professor, ich glaube, jeder hier teilt Ihre Ansicht. Zunächst bitte ich Sie alle um absolute Diskretion in dieser Angelegenheit. Kein einziges hier gesprochenes Wort darf diesen Raum jemals verlassen. Alle Beteiligten stimmten betroffen zu. Und von Harenberg weiter: Eine Frage brennt mir auf den Nägeln. Wer außer Ihnen war an der Entwicklung einer der Systeme oder sogar an beiden beteiligt und ist in der Lage, den Zusammenhang beider Erfindungen zu erkennen? Außer meinem Stellvertreter Dr. Arendt, niemand. Sehen Sie, die jungen Wissenschaftler der Forschungsabteilung und die Ingenieure der Entwicklungsabteilung arbeiten ausschließlich an Teilaufgaben. Keiner dieser Leute hat Zugang zu den kompletten Plänen. Bleibt also Dr. Arendt. Vertrauen Sie ihm, Professor? Raup nickte. Arendt hat Zugang zu allen Unterlagen. Sein Intellekt ist brilliant. Ich traue ihm zu, dass er die Zusammenhänge erkennt. Keine Frage. Ich habe ihn selbst vor ein paar Jahre aus 250 Bewerbern ausgewählt. Arendt ist ein zurückhaltender und nach meiner Meinung integerer Mann. Unser Kontakt beschränkt sich ausschließlich auf die Arbeit. Soll ich ihn auf die Problematik ansprechen? Von Harenberg überlegte. Besser, nicht. Ich werde ihn gründlich überprüfen lassen. Selbstredend ist das Projekt Infrarotsignatur unverzüglich zu stoppen. Bitte brechen Sie alle Versuche ab. Mehr können wir im Augenblick nicht tun. Ach, eine Frage hätte ich noch. Wie lange würde es dauern, solch eine Waffe zu entwickeln? Das kann niemand beantworten Herr von Harenberg. Einen Monat, drei Monate, ein Jahr. Sowohl in der Forschung als auch in der Entwicklung ist Zeit kein Thema. Letztlich zählt nur der Erfolg. Kapitel Ein Tag später in der Taxizentrale von Irmgard Gieße. Der eingeschossige Flachdachbau im Hinterhof einer belebten 4-spurigen Straße hatte schon bessere Zeiten gesehen. Der zartgelbe Anstrich des Gebäudes blätterte ab, die Fenster waren erneuerungsbedürftig und letztlich waren die Sanitäreinrichtungen marode. Wegen der guten Geschäftslage, vor allem aber dem ca. 1.000 qm großen Areal hielt die Unternehmerin daran fest. Michi, mein Süßer, schön dass du mal vorbeischaust an deinem freien Tag. Komm zu Irmi. Wie immer strich die füllige Blondine ihm mit der Hand durch sein dichtes dunkles Haar und drückte ihn fest an sich. Sehe ich da etwa Sorgenfalten auf deiner Denkerstirn? Ich ... ich weiß nicht so recht, Irmi , stotterte Michael Meinhardt. Es gibt da etwas. Hast du eine Minute Zeit. Klar doch. Setz dich. Rosi macht gerade frischen Kaffee. Kurz darauf erschien die brünette Enddreißigerin mit einem sympathischen Lächeln auf den Lippen und stellte eine große Thermoskanne auf den Tisch. Die zurückhaltende Lebensgefährtin machte nie viele Worte. Leise, wie sie gekommen war, verschwand sie wieder in der Teeküche. Beide Frauen waren so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten, zogen sich aber geradezu magnetisch an. So, nun leg mal los, Michi. Was bedrückt dich? O k, Irmi. Erinnerst du dich an meine Fahrt ins K 5 vor etwa 2 Wochen, genauer gesagt in der Nacht vom 13. Zum 14. April? Lass mich mal überlegen. Ja, jetzt weiß ich s wieder. Du meinst die Tour zum Bayrischen Hof. Genau, diese Tour meine ich. Dein Gedächtnis ist phänomenal. Weiß ich, mein Süßer. Und weiter? Ich finde seither keine Ruhe mehr. Der Fahrgast, ein junger Mann in meinem Alter, sieht genauso aus wie ich. Hmm, er sieht dir also ähnlich. Ja, und? Nein, Irmi. Er sieht mir nicht nur ähnlich. Dieser Typ ist mein absolutes Spiegelbild. Michael Meinhardt erzählte Irgard Gieße, um wen es sich bei dem Doppelgänger handelt und dass er daher bisher auf eine Kontaktaufnahme verzichtet hatte. Irmi überlegte laut: Die Lage ist ganz schön verzwickt, aber du solltest unbedingt versuchen ... Das Klingeln des Telefones unterbrach das Gespräch. Taxizentrale Gieße, grüß Gott. ... Wer? ... Dr. Meinhardt steht gerade neben mir. Augenblick. Mit einem Augenzwinkern und den Worten: Wenn man vom Teufel spricht , übergab Irmi den Hörer. Meinhardt. Hier spricht Fabian von Harenberg. Michael stockte der Atem. Dr. Meinhardt? Ja, das ist richtig Herr von Harenberg. Dann können Sie nicht der Mann sein ... Doch, ich habe Sie vor ca. 14 Tagen vom K 5 zum Bayrischen Hof gefahren. Und glauben Sie mir, ich war ebenso überrascht wie Sie. Fabian von Harenberg teilte Michael mit, dass er sich wegen eines Geschäftstermines in München aufhalte und schlug ein Treffen in seinem Hotel vor. 16.30 Uhr Hotel Bayrischer Hof. Michael Meinhardt trat an den Tresen des Empfangs, dessen Ambiente an Exklusivität kaum zu übertreffen war. Guten Tag. Mein Name ist ... Ich kenne Sie natürlich, Herr von Harenberg. Ihr Schlüssel hängt nicht am Brett. Michael verstand. Er flunkerte dem Portier vor, dass er seine Zimmernummer vergessen hätte und erhielt prompt die gewünschte Auskunft. Gespannt stieg er in den Fahrstuhl, der ihn geräuschlos in die 3. Etage der Nobelherberge brachte. Ein Zimmermädchen zwinkerte ihm auf dem mit teuren Brücken ausgelegten Flur keck zu. Ganz offensichtlich war sein Doppelgänger auch hier seinem Ruf als Schürzenjäger gerecht geworden, dachte Michael und stand plötzlich vor dem Zimmer mit der Nr. 311. Er klopfte. Aber nichts rührte sich. Beim dritten Versuch vernahm er sich langsam nähernde Schritte. Die Tür öffnete sich und die jungen Männer standen sich gegenüber, Auge in Auge, unfähig ein einziges Wort zu sagen. Lange Sekunden starrten sie sich an. Ein weiteres Zimmermädchen näherte sich und wurde auf die Situation aufmerksam. Michael Meinhardt räusperte sich. Vielleicht sollten wir hineingehen. Natürlich. Entschuldigen Sie. Fabian von Harenberg schüttelte den Kopf. Das Ganze ist unglaublich , brach es aus ihm heraus, als sich die Männer bei einem Glas Whiskey gegenüber saßen. Herr Dr. Meinhardt, haben Sie eine Erklärung für diese Ähnlichkeit? Michael zuckte mit den Schultern. Wiederum starrten sich die Männer schweigend an, in der Hoffnung ein Merkmal zu finden, das sie unterscheidete - aber vergeblich. Fabian fasste sich als Erster: Ich weiß nur eines. Wenn wir hier weiter herumsitzen und uns anstarren, werden wir das Rätsel nie lösen. Dieser Satz löste die Spannung ein wenig, die im Raum stand. Michael lachte und Fabian setzte wieder an: Sie sind also promovierter ... Taxifahrer, oder war das ein Joke von der Dame am Telefon? Michael registrierte die Neugierde seines Gegenübers und sagte: Nein, der Dr. ist echt. Ich war nicht immer Taxifahrer. Aber das ist nicht so wichtig. Ich gebe Ihnen recht. Wenn wir nicht ans Eingemachte gehen, werden wir dieses Problem nicht lösen. Also, wenn Sie erlauben, werde ich beginnen. Er erzählte in kurzen Worten seine Lebensgeschichte und erwähnte nebenbei, dass er nicht der leibliche Sohn seiner Eltern war. Bei dem Wort Adoption zuckte Fabian von Harenberg zusammen, was Michael nicht entgangen war. Als dieser geendet hatte, berichtete Fabian seinerseits von seinem Werdegang und erwähnte kleinlaut seine Adoption. Danach herrschte wieder Schweigen. Jeder starrte in das Gesicht des anderen und in jedem erhärtete sich der Verdacht. Aber keiner wagte es, diese Vermutung auszusprechen. Nach schier endlosen Minuten und dem dritten Glas Whiskey stand Michael abrupt auf, kramte in seiner Jacke und förderte einige Unterlagen zutage. Er legte sie vor Fabian auf den Tisch und erklärte: Das sind meine Geburtsurkunde, die Adoptionspapiere und das der Herkunftsnachweis von dem Kinderheim in Ludwigshafen. Meinen Adoptiveltern wurde gesagt, dass meine leiblichen Eltern seinerzeit einem tödlichen Unfall zum Opfer gefallen wären. Skeptisch prüfte Fabian die Papiere. Das deckt sich mit der Geschichte meiner Herkunft bis ... bis hin zum Geburtsdatum 23. 8. Moment mal, da ist eine Diskrepanz. Fabian stand auf, holte seinerseits einige Unterlagen aus einer Kommode und legte sie auf den Tisch. Sehen Sie, hier. In meiner Urkunde steht Kinderheim Mannheim. Michael überzeugte sich von dem Eintrag und raunte: Mmh, Ludwigshafen, Mannheim. Die Städte liegen dicht zusammen. Das ist nur ein Katzensprung , bestätigte Fabian. O k , fuhr dieser fort. Das wird sich nach dieser langen Zeit vielleicht nicht abschließend klären lassen. Aber wie auch immer, ich muss Gewissheit haben. Wie ist es mit Ihnen? Michael lächelte und zog ein Päckchen aus der Jackentasche. Mögen Sie Kaugummis? Fabian von Harenberg hatte verstanden, organisierte zwei Plastiktütchen und versah sie jeweils mit einem Aufkleber. Er kritzelte die Vornamen darauf und jeder steckte seinen gebrauchten Kaugummi in die entsprechende Tüte. Darf ich das übernehmen? , wollte Fabian wissen. Michael stimmte zu und Fabian erklärte: Normalerweise dauert eine gentechnische Untersuchung ca. 4 Wochen. Aber bei meinen Verbindungen haben wir das Ergebnis in spätestens drei Tagen. Michael stand auf, ging zur Tür und drehte sich noch einmal um: Haben Sie Angst vor dem Ergebnis? Ohne auf die Frage zu antworten konterte Fabian von Harenberg: Und Sie? Bei Michael Meinhardts Antwort lief ihm ein leichter Schauer über den Rücken: Nein, ich kenne es schon.
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Reinhold Kusche
- 2013, 151 Seiten, Deutsch
- Verlag: Roegelsnap Buch & Hörbuchverlag
- ISBN-10: 3864222273
- ISBN-13: 9783864222276
- Erscheinungsdatum: 04.01.2013
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