Dr. Cornelius Stahl-Mörderische Abgründe -1 Staffel- (PDF)
Die ersten 12 Fälle des Dr. Cornelius Stahl
Mein Name ist Dr. Cornelius Stahl. Normalerweise gehe ich meinem Beruf als Gerichtspsychologe nach, wenn ich nicht gerade durch haarsträubende und kuriose Kriminalfälle davon abgehalten werde. Die ersten 12 ?Unterbrechungen? meiner eigentlichen Tätigkeit...
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Produktinformationen zu „Dr. Cornelius Stahl-Mörderische Abgründe -1 Staffel- (PDF)“
Mein Name ist Dr. Cornelius Stahl. Normalerweise gehe ich meinem Beruf als Gerichtspsychologe nach, wenn ich nicht gerade durch haarsträubende und kuriose Kriminalfälle davon abgehalten werde. Die ersten 12 ?Unterbrechungen? meiner eigentlichen Tätigkeit liegen nun in diesem einzigartigen Werk vor. Eine Sammlung makabrer Begebenheiten, die einen Teil meines Lebens ausmachen, wie zum Beispiel die Nacht, in der mein Assistent Bessmer und ich in eine Horde flüchtender Nerze gerieten. Der rätselhafte Tod eines Elblotsen oder der Mordfall in einem abgelegenen Waldhaus. Ach ja, beinahe hätte ich die haarsträubende Angelegenheit auf der Nordseehallig Hooge vergessen. Kommen Sie herein, stöbern Sie in meinen Fällen, seien Sie mein Gast. Alle 12 Folgen sind übrigens auch als Hörbuch-Ausgabe erhältlich! Gute Unterhaltung wünscht Ihr Dr. Cornelius Stahl (nach Diktat verreist)! Dr. Cornelius Stahl - Möderische Abgründe - 1. StaffelDie ersten 12 Fälle des Dr. Cornelius Stahlvon Marc FreundFall 01 - Tödliche IdylleFall 02 - Auf AbwegenFall 03 - In der Höhle des LöwenFall 04 - Eine Ahnung von MordFall 05 - Giftige RückkehrFall 06 - Des Lotsen Tod ( Teil 1 )Fall 07 - Des Lotsen Tod ( Teil 2 )Fall 08 - Unheilvolle ÜberfahrtFall 09 - Verhängnisvoller FreigangFall 10 - Nacht der NerzeFall 11 - SturmflutFall 12 - RastlosPersonen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden.Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sowie existierendenUnternehmen wären also rein zufällig.
Lese-Probe zu „Dr. Cornelius Stahl-Mörderische Abgründe -1 Staffel- (PDF)“
»Der Kerl ist ein Spinner! Ein Vollidiot!« Rechtsanwalt Hähnert war außer sich. Er hatte seine Lippen fest aufeinander gepresst, so dass sie einen blutleeren Strich bildeten. »Aber er ist der Einzige, der uns jetzt noch helfen kann«, erwiderte sein Kollege Robert Kreyer besonnen. Er wusste, dass es nur noch ein paar Minuten Überzeugungsarbeit bedurfte, um seinen Partner umzustimmen. Hähnert seufzte tief und blickte aus dem Fenster des Büros, an dem der Regen herab rann. »Ich hasse es, wenn von solchen Leuten, die sich auch noch Kapazität schimpfen dürfen, der Ausgang eines Prozesses abhängt.« Kreyer nickte. »So läuft das nun mal heutzutage. Besorg' dir einen gescheiten Gutachter und am Ende ist der Mörder das eigentliche Opfer. Uns kann es doch letztlich egal sein, wenn wir dadurch das Strafmaß für den jungen Wagner mindern können. Mehr ist aus der Sache eh nicht rauszuholen.« Hähnert fuhr sich nervös über das glatt rasierte Kinn. In seinem Gesicht arbeitete es. Als er sich zu seinem Kollegen umdrehte, hatte er einen Entschluss gefasst. »Also gut! Ruf ihn an. Aber ich will mit diesem Kerl nichts zu tun haben, nur damit das von Anfang an klar ist. Er geht mir derart auf die Nerven, dass ich « »Schon gut, schon gut«, unterbrach Kreyer. »Ich werde die Gespräche mit ihm übernehmen. Du gehst ihm am Besten aus dem Weg.« Kreyer klopfte seinem Partner freundschaftlich auf die Schulter. Als er zum Telefon hinüber ging, lag ein verschmitzter Ausdruck auf seinem Gesicht. Zur gleichen Zeit stellte am anderen Ende der Stadt die junge Angestellte Julia Gersthoff einen Aktenordner in den Schrank zurück. Hinter ihr öffnete sich unvermittelt die Tür zum Korridor. In der Öffnung stand ein etwa 1,80 m großer Mann mit kurz geschorenem grauen Haar und leicht gebeugter Haltung. Auf seinem zerknitterten Anzug zeichneten sich dunkle Regenflecken ab. »Haben Sie wieder geheult?« fragte Dr. Cornelius Stahl, während er die Tür hinter sich schloss und den unbenutzten Regenschirm in den
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Ständer daneben stellte. Julia wandte ihr schmales Gesicht leicht zur Seite und wedelte sich Luft zu. »Antonio hat mich gestern Abend schon wieder versetzt. Und als ich ihn angerufen habe, hat er einfach aufgelegt.« Stahl blieb in der Mitte des Raumes stehen und musterte seine Angestellte einen Augenblick. »Vielleicht sind Sie einfach nicht mehr interessant genug für ihn«, sagte er trocken und sah sie aus seinen wasserblauen Augen an. »Interessant?« fragte Julia, während ihr Kinn zu zittern begann. Stahl trat einen Schritt näher und betrachtete sie erneut. »Naja, Sie müssen schon ein bisschen was für sich tun. Nehmen wir zum Beispiel mal Ihr Kleid. Es ist weder adrett noch sexy. Genau genommen ist es vollkommen geschmacklos. Und dennoch haben Sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund entschieden, dass es gut zu Ihnen passen würde. Das war jetzt ein Kompliment.« Julia stieß empört die Luft aus. »Vielen Dank auch. Ich habe mich schon geärgert, Ihnen überhaupt etwas von Antonio erzählt zu haben.« »Na, wenigstens habe ich jetzt erreicht, dass Sie sauer auf mich sind und nicht mehr an diesen Italiener denken. Gibt es nebenbei bemerkt noch etwas Geschäftliches, das ich wissen müsste?« In diesem Augenblick klingelte das Telefon auf Julia Gersthoffs Schreibtisch. Sie nahm im Stehen den Hörer ab und sagte ihren Meldespruch auf, den ihr Stahl eingetrichtert hatte. Ihr scheuer Blick wanderte zwischen dem Telefon und ihrem Chef hin und her. Dann drückte sie ihre rechte Handfläche auf die Sprechmuschel. »Es ist die Kanzlei Hähnert und Kreyer aus Hamburg. Herr Kreyer selbst ist am Apparat. Es geht um « »Legen Sie den Mann um«, sagte Stahl knapp, während mit energischen Schritten auf sein eigenes Büro zusteuerte. An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Auf meinen Anschluss, meine ich.« Nicht einmal eine Stunde später meldete die Vorzimmerdame von Robert Kreyer, dass ein gewisser Dr. Stahl soeben eingetroffen sei. »Ja«, antwortete der Anwalt sachlich und erhob sich. »Bitte führen Sie ihn herein.« Kreyer legte den Hörer auf die Gabel zurück und sah zu dem wuchtigen Schreibtisch hinüber, an dem Hähnert über seinen Unterlagen brütete. »Er kommt«, sagte Kreyer trocken. Hähnert griff sich mit der rechten Hand an die Stirn, als ob ihn ein heftiger Schmerz durchzuckte. Er hatte nicht mehr die Gelegenheit, noch etwas zu erwidern, da sich die Tür öffnete und die junge Angestellte ihren Besucher einließ. »Herzlich willkommen, Dr. Stahl. Schön, Sie wieder zu sehen«, sagte Kreyer freundlich und streckte seine sonnengebräunte Hand aus. Stahl ergriff sie forsch und nickte dem Anwalt zu. Dann fiel sein Blick zu dem Mann hinüber, der an seinem Schreibtisch sitzen geblieben war. Langsam erhob sich nun auch Hähnert aus seinem Sessel. »Oh«, machte Stahl anerkennend, »und ich dachte schon, Sie seien fußleidend.« Hähnert öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, überlegte es sich jedoch im letzten Moment anders. Er beließ es bei einem stummen Nicken. Die drei ungleichen Männer nahmen in einer unbequem aussehenden Sitzgruppe Platz, die von mehreren Grünpflanzen umstanden war. Die junge Angestellte brachte ein Tablett mit Kaffee. Stahl wartete, bis sie den Raum verlassen hatte, räusperte sich lautstark und wandte sich dann zielsicher an Kreyer. »Sie hatten den Fall vorhin am Telefon kurz umrissen. Nennen Sie mir nochmals die Details, damit ich sie notieren kann.« Er förderte aus den Weiten seines zu großen Jacketts ein abgegriffenes Notizbuch zutage, dessen lederner Einband irgendwann einmal eine bräunliche Farbe gehabt haben mochte. Kreyer setzte sich aufrecht. »Der Name des Verdächtigen ist Frank Wagner. Er wird beschuldigt, am Abend des 09. Juli diesen Jahres den millionenschweren Fabrikanten Wilhelm Arnold infolge eines Streits erschlagen zu haben. Wagner war bei Herrn Arnold als einfacher Angestellter beschäftigt. Das Delikt ereignete sich in der Gartenlaube des Fabrikanten. Als Schlaginstrument wurde ein Golfschläger benutzt.« »Holz oder Eisen?« warf Stahl ein. Kreyer wirkte irritiert und blätterte in der Akte herum. »Eisen, vermute ich. Hier steht keine nähere Bezei « »Wahrscheinlich ein 7er Eisen oder etwas in der Art. Dürfte reichen, um jemandem damit den Schädel einzuschlagen. Fahren Sie fort.« Kreyer nickte. »Die Leiche wurde erst am nächsten Morgen durch den Sohn des Getöteten, Klaus Arnold, gefunden. Er verständigte sofort die Polizei. Die Untersuchungen ergaben, dass sich Wagners Fingerabdrücke am Schläger befanden. Er hatte ein Motiv und für die Tatzeit kein Alibi.« »Verstehe«, antwortete Stahl knapp und klappte sein Buch zu. »Und Sie sind trotzdem von der Unschuld Ihres Mandanten überzeugt, ja?« Kreyer sah ihren Besucher über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an. »Nein«, sagte er. »Wir sind im Gegenteil sogar ziemlich sicher, dass er die Tat begangen hat.« Stahl hob fragend die rechte Augenbraue. »Und was macht Sie so sicher?« »Er hat die Tat gestern gestanden«, fuhr Hähnert ungeduldig dazwischen. Dr. Stahl führte seinen Kaffee zum Mund, nahm einen winzigen Schluck und stellte die Tasse mit angewidertem Gesichtsausdruck zurück. »Soso«, sagte er. »Und was genau möchten Sie, dass ich für Sie tue?« »Sehen Sie«, holte Kreyer aus, »bis gestern haben wir unsere Verteidigung dahingehend aufgebaut, dass nicht mit absoluter Sicherheit bewiesen werden kann, dass Wagner wirklich der Täter ist. Seit diesem Geständnis aber sind wir gezwungen, unsere Strategie zu ändern. Wir halten Frank Wagner für einen labilen Menschen, der möglicherweise zuvor von Arnold provoziert wurde. Sie sind der richtige Mann für ein Gutachten, das uns genau diese Eigenschaften bestätigt, Dr. Stahl.« Der Angesprochene verstaute sein Notizbuch in seiner Innentasche. »Wann kann ich den Mann sehen?« fragte er. »Heute Nachmittag um 14:00 Uhr.« »Ich werde sofort hinfahren.« Kreyer schüttelte den Kopf. »Das wird sicher nicht möglich sein. Der Untersuchungsrichter « »Ist mit Sicherheit kein Unbekannter für mich«, vollendete Stahl den Satz. »Ich halte es immer so, Dinge sofort zu erledigen, die sich sofort erledigen lassen.« Kreyer machte ein unglückliches Gesicht. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist« »Um Himmels Willen, Kreyer, lassen Sie ihn doch fahren, wenn er unbedingt will«, warf Hähnert ein und trommelte dabei mit den Fingern auf der Armlehne. Dr. Stahl maß ihn mit einem abschätzenden Blick, kramte sein Notizbuch erneut hervor, strich kopfschüttelnd eine Zeile durch und steckte das Buch wieder weg. »Ich bin jetzt im Bilde und werde mich um die Sache kümmern«, sagte er im Aufstehen. »Wenn ich noch Fragen haben sollte, melde ich mich bei Ihnen.« Stahl drehte sich im Gehen zu Hähnert um. »Der Besuch bei Ihnen war wie ein Aufenthalt auf einer einsamen Insel. Kaum ist man da gestrandet, will man auch schon wieder weg.« Klaus Wagner war ein schmächtiger junger Mann von Anfang zwanzig. Sein Gesicht war übersäht von Akne. Er saß im Besucherzimmer D der Untersuchungshaftanstalt auf einem einfachen Stuhl und hatte die Arme vor der schmächtigen Brust verschränkt, als Dr. Stahl von einem Beamten hineingeführt wurde. Wagner stand nicht auf, er sah nicht einmal hoch, als Stahl sich vor ihm aufbaute. Der Doktor gab dem Beamten ein Zeichen, dass er den Raum jetzt verlassen könne. Mehrere Minuten vergingen in absoluter Stille. Plötzlich regte sich Wagner überraschend. »Sie sind dieser Psychiater, oder?« »Gerichtspsychologe«, stellte Stahl sofort richtig und zog sich einen Stuhl heran. »Den Weg hätten Sie sich sparen können. Sie können mir auch nicht mehr helfen.« Stahl schürzte die Lippen. »Wer sagt Ihnen, dass ich hier bin, um Ihnen zu helfen? Ich will von Vornherein Eines klarstellen: Ich mache diese Arbeit nicht, weil sie mir Spaß macht, sondern weil Dinge, die im Argen liegen, erforscht werden müssen. Und dafür bleibt nicht viel Zeit. Also sprechen Sie nur, wenn ich Sie etwas frage und antworten Sie möglichst mit Ja oder Nein. Wo sind Sie geboren?« Wagner sah irritiert auf. »Was? Wozu wollen Sie das wissen?« Stahl hob ermahnend den rechten Zeigefinger, der knöchern und bedrohlich wirkte. »In Essen«, ließ sich der junge Mann schließlich erweichen. Stahl nickte zufrieden und kritzelte etwas in sein Buch. Als er damit fertig war, schnippte er mit den Fingern seiner linken Hand einen unregelmäßigen Rhythmus. Eine Minute verging auf diese Weise. Wagner rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Würden Sie bitte damit aufhören? Es macht mich nervös.« Stahl klatschte in die Hände. »Aha«, rief er. »Sie waren bereits nervös, als ich diesen Raum hier betreten habe. Sagen Sie mir nicht, es wäre nicht so gewesen.« »Ist doch wohl meine Sache«, gab Wagner nuschelnd zurück. Stahl änderte seine Taktik. Er stellte das Schnippen ein. »Würde ich nicht sagen. Sehen Sie, ich frage mich nämlich, warum Sie nervös sind. Sie sind ein Mann, der gerade das Geständnis abgelegt hat, einen anderen Mann erschlagen zu haben. Wahrlich keine schöne Angelegenheit. Aber aus psychologischer Sicht müssten Sie jetzt ein Gefühl der Erleichterung verspüren. Sie haben es sozusagen erst einmal hinter sich und können sich nun auf die Dinge konzentrieren, die vor Ihnen liegen. Aber genau das tun Sie nicht. Ich frage mich daher weiter, ob Ihre Nervosität darin begründet sein könnte, dass mit Ihrem gestrigen Geständnis etwas nicht in Ordnung ist.« Wagner zuckte zusammen. Sein Kopf ruckte hoch und erstmals begegneten seine grauen Augen denen des Doktors. Sein Blick flackerte. Stahl nickte langsam. »Ich sehe, wir verstehen uns.« Wagner wollte aufspringen, doch Stahl hielt ihn mit einer blitzschnellen Bewegung zurück. »Gar nichts verstehen Sie«, rief der junge Mann und schlug sich die Hände vor das Gesicht. »Mein Junge, ich lese in Ihnen wie in einem offenen Buch«, sagte Stahl, wobei er seine Stimme ein wenig gesenkt hatte. »Ich sage Ihnen auf den Kopf zu, dass Sie niemanden umgebracht haben. Weder absichtlich noch aus Versehen. Sie könnten wahrscheinlich nicht mal die Mücke zerquetschen, die Sie die ganze Nacht über bis aufs Blut gepeinigt hat.« Stahl stand auf und ging in dem engen Raum auf und ab. An der Wand mit dem winzigen vergitterten Fenster blieb er stehen. »Zwei Dinge können jetzt eintreten. Erstens: Sie schweigen weiterhin, nehmen Ihr Geheimnis mit ins Grab und gehen das Risiko ein, dass der Mörder auch noch die Person umbringt, die Sie mit Ihrem Geständnis schützen wollen. Zweitens: Sie erzählen mir, was wirklich an jenem 09. Juli passiert ist. Da ich meine Zeit auch nicht gestohlen habe, gebe ich Ihnen für eine Entscheidung genau drei Sekunden. Eins, zwei, drei. Gut. Leben Sie wohl.« Stahl stieß sich von der kahlen Wand ab und war im nächsten Moment an der Tür, die auf einen langen Korridor hinausführte. Er klopfte dreimal kurz. Wagner war von seinem Stuhl aufgesprungen, unschlüssig, mit sich hadernd. Als der Justizbeamte die Tür öffnete, gestikulierte der Junge wild mit den Händen. »Halt«, rief er und senkte gleichzeitig den Kopf. »Ich werde mit Ihnen reden.« Stahl nickte dem Beamten zu, der darauf wortlos den Raum wieder verließ. Als sich die Tür wiederum schloss, wandte sich Stahl direkt an Wagner. »Nun?« Wagner schluckte hart. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Stahl nickte ihm auffordernd zu. »Wie ich hörte, gab es einen Streit zwischen Wilhelm Arnold und Ihnen. Vielleicht beginnen wir damit, dass Sie mir erzählen, wie es dazu kam und worum es dabei ging.« Eine Veränderung ging in dem jungen Mann vor. Er gab sich einen Ruck, nahm einen Schluck Wasser und begann zu erzählen: »Ich bin beim alten Wagner seit etwa zwei Jahren angestellt. Als Lagerarbeiter. Letzten Dezember bin ich auf die Weihnachtsfeier gegangen. Hab' meine Schwester mitgenommen. Sibylle. Sie ist ein Jahr älter als ich.« »Und weiter?« fragte Stahl, als Wagner eine Pause einlegen wollte. »Wir haben die Korken knallen lassen«, fuhr der junge Mann fort. »Ging ja immerhin alles auf die Rechnung vom Alten. Plötzlich, als ich von der Toilette zurück kam, sah ich, dass sich Klaus Arnold, der Sohn vom Chef, zu uns an den Tisch gesetzt hat.« »Zu uns?« hakte Stahl ein. Wagner verzog die Mundwinkel. »Sie haben Recht. Eher zu meiner Schwester. Er fing an, sie anzubaggern. Direkt vor meinen Augen. Dieser widerliche Typ.« Stahl hob die Hand, um eine Zwischenfrage zu signalisieren. »Und was störte Sie genau daran? Ich meine, Ihre Schwester dürfte doch für ihr Handeln selbst verantwortlich sein?« Wagners Blick umwölkte sich. »Meine Schwester hat etwas Besseres als den verdient«, sagte Wagner trocken. »Nicht so einen Macho, so einen Taugenichts, der jede Woche eine Andere hat. Ich sehe ihn doch jeden Freitag mit seiner Scheißkarre vor dem Galaxy stehen.« Stahl machte eine Handbewegung, als wolle er die letzte Bemerkung fortwischen. »Ich frage Sie noch mal: Was kümmert es Sie, mit wem Ihre Schwester ausgeht? Soweit ich weiß, ist die Familie Arnold schwer reich und immerhin besteht doch die Möglichkeit, dass der junge Arnold ernste Absichten bei Ihrer Schwester hat?« »So einer hat keine ernsten Absichten. Der macht jede Woche mit einer Anderen rum.« Der Blick des jungen Mannes suchte jetzt erstmals den von Dr. Stahl. »Unser Vater ist früh gestorben. Und unsere Mutter ist schwach und seit Jahren krank. Ob Sie es glauben oder nicht: Ich habe meinem Vater auf seinem Sterbebett versprechen müssen, dass ich auf die Beiden aufpasse. Auf meine Mutter und Sibylle. Und dieses Versprechen werde ich halten. Wenn jemand Sibylle etwas antut, dann kriegt er es mit mir zu tun.« Stahl nickte. »Und hat Klaus Arnold Ihrer Schwester etwas angetan?« Wagner sah zum Fenster herüber, als er antwortete. »Er hörte nicht auf, sie anzugraben. Rief dauernd bei uns zu Hause an. Hat mit Sibylle gemacht, was er wollte. Und ich glaube auch, dass er sie geschlagen hat.« »Was soll das heißen, Sie glauben es?« Wagner lachte hart auf. »Sibylle kam mit einer feuerroten Wange nach Hause, nachdem sie mit diesem Scheißkerl aus war. Was denken Sie wohl, woher sie das hatte?« »Sie haben sie nicht danach gefragt?« fragte Stahl zurück. »Natürlich habe ich das. Aber sie wollte es nicht zugeben. Sie wollte überhaupt nichts sagen. Nicht mal, wo sie die ganze Nacht über gewesen war.« »Haben Sie dem jungen Arnold gesagt, dass er seine Versuche einstellen soll?« wollte Stahl wissen. »Natürlich«, gab Wagner wutschnaubend zurück. »Aber das hat ihn nicht gestört. Im Gegenteil, er schien das noch lustig zu finden. Der Dreckskerl hat mich ausgelacht. Und die Krönung war, dass er mit der Sache zu Big Old Daddy gelaufen ist und ihm alles erzählt hat. Das Ergebnis war, dass ich einen Tag später ins Chefbüro zitiert wurde.« Stahls rechte Augenbraue hob sich. »Sieh an. Lassen Sie mich raten, wie es weiter ging. Wilhelm Arnold hat Ihnen zu verstehen gegeben, dass Sie seinen Sohn in Ruhe lassen sollen, andernfalls würden Sie Ihre Arbeit verlieren. Habe ich Recht?« Wagner nickte. Seine Zunge huschte über seine Lippen. »Er ging sogar noch einen Schritt weiter. Er sagte, dass wenn ich mich nicht aus der Angelegenheit raushalten würde, ich damit rechnen müsse, meinen Wagen eines Tages ein wenig verändert vorzufinden. So hat er sich ausgedrückt. Er sagte nicht demoliert oder auseinander genommen, sondern verändert. Dieses verdammte Schwein!« »Und daraufhin haben Sie gedroht, ihn umzubringen?« Es wurde still in dem kleinen Raum. Irgendwo auf dem Flur ertönte ein gedämpftes Lachen. »Ja«, gab Wagner zurück. »Was genau ist am Abend des 09. Juli passiert? Der Tag, an dem Wilhelm Arnold erschlagen aufgefunden wurde?« Wagner zögerte einen Moment. Fast schien es, als wolle ihn sein Mut verlassen. Als er weiter sprach, war seine Stimme jedoch ruhig und glasklar. »Es war Freitagabend. Ich war zu Hause und kümmerte mich um Mama. Als ich mitbekam, wie Sibylle sich schminkte, fragte ich sie, ob sie sich wieder mit Arnold treffen wolle. Sie sagte, es ginge mich nichts an. Ich solle sie in Ruhe lassen. Sie sei alt genug, sich ihre Freunde selbst auszusuchen. Dieses ganze Zeugs. Als ob sie jemals gewusst hätte, was gut für sie ist. Sie ließ sich nicht beirren und fuhr weg. Da bin ich ihr nach. War kein Kunststück, da ich weiß, dass sie sich fast immer bei diesem verdammten Tanzschuppen treffen. Und so war es dann auch. Sie stieg in Arnolds Karre und fuhr mit ihm weg.« »Und Sie sind den beiden nachgefahren?« »Ja«, antwortete Wagner. »Was dann kam, war allerdings eine Überraschung. Denn sie fuhren nicht in die nächste Kneipe oder zu Arnold nach Hause, sondern stadtauswärts. Die Gegend wurde immer einsamer. Irgendwann hielten sie an so einer Laubenkolonie. Ich fragte mich, was die beiden da zu suchen hatten. Dann waren sie plötzlich verschwunden und es dauerte eine ganze Weile, bis ich sie wieder gefunden hatte. Im Garten, der dem alten Arnold gehört. Mit einer Riesenhütte drauf. Als ich über den Sandweg näher kam, hörte ich ihre Stimmen.« »Haben Sie gehört, worüber die beiden sprachen?« Wagner schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hörte nur, dass ihre Stimmen anders klangen.« Stahl blickte auf. »Anders? Wie meinen Sie das?« Der junge Mann fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, suchte nach Worten. »Aufgeregt«, antwortete er schließlich. »So als ob in der Laube etwas Schlimmes passiert wäre. Ich habe mich noch näher an das Grundstück herangeschlichen und mich hinter einer Hecke versteckt. Nach einer Weile kamen die beiden wieder heraus. Sibylle hat geheult und der junge Arnold packte sie an den Schultern. Er sagte so etwas wie dass keiner erfahren würde, was passiert ist. Er würde sich um die Sache kümmern.«
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Bibliographische Angaben
- Autor: Marc Freund
- 2011, 215 Seiten, Deutsch
- Verlag: Roegelsnap Buch & Hörbuchverlag
- ISBN-10: 3864220580
- ISBN-13: 9783864220586
- Erscheinungsdatum: 21.08.2011
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