Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Karl Kautsky (1891-1895) / Quellen und Studien zur Sozialgeschichte, IISG Amsterdam Bd.23 (PDF)
Die Korrespondenz zwischen Eduard Bernstein und Karl Kautsky, den "Meisterschülern" von Marx und Engels, ist einer der wichtigsten Quellenbestände für die Geschichte der Sozialdemokratie und der Arbeiterbewegung, aber auch für die europäische Politik- und...
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Produktinformationen zu „Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Karl Kautsky (1891-1895) / Quellen und Studien zur Sozialgeschichte, IISG Amsterdam Bd.23 (PDF)“
Die Korrespondenz zwischen Eduard Bernstein und Karl Kautsky, den "Meisterschülern" von Marx und Engels, ist einer der wichtigsten Quellenbestände für die Geschichte der Sozialdemokratie und der Arbeiterbewegung, aber auch für die europäische Politik- und Sozialgeschichte. Die in diesem Band edierten Dokumente stammen aus der "goldenen" Zeit der Arbeiterbewegung nach Ende des Sozialistengesetzes (1891 - 1895). Sie ermöglichen einen neuen Blick auf die internen Widersprüche und Differenzen im deutschen und europäischen Sozialismus während seines Aufschwungs.
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Einleitung Der Zeitraum der hier vorgelegten Korrespondenz zwischen Eduard Bernstein und Karl Kautsky, markiert vom Ende des Erfurter Parteitags 1891 und dem Breslauer Kongress 1895, lässt sich als goldenes Zeitalter nicht nur der Beziehung der beiden Protagonisten zueinander, sondern auch der Sozi-aldemokratie im Kaiserreich insgesamt bezeichnen. Zwar waren Bernstein und Kautsky, anders als zur Zeit der Illegalität der deutschen Partei, nunmehr permanent räumlich getrennt; zwar war ihre Be-deutung im organisatorischen und politischen Gefüge gesunken. Dramatisch, wie bei Bernstein, der vom Redakteur des alten zum Großbritannien-Korrespondent des neuen Zentralorgans zurückgestuft wurde, weniger spek-takulär bei Kautsky, der unter dem Sozialistengesetz mit der Neuen Zeit das einzige Periodikum redigierte, das seinem Selbstverständnis nach innerhalb Deutschlands die Marxsche Theorie propagierte. Diese Exklusivität aber ging nun verloren, schwerer wog wohl noch, dass der Redaktionsort Stuttgart mit dem Umzug der zentralen Parteiinstanzen nach Berlin peripherer wurde als während der Dekade des Schweizer Exils der Partei. "Hierher", klagte dann auch Kautsky, "verirren sich gescheidte Menschen fast nie." (S. 185) Und dennoch machten beide Karriere in dieser Periode, gewannen mehr und mehr jenen Status, der ihren späteren Dissens zu einem nachhaltigen Ereignis für den deutschen und europäischen Sozialismus werden ließ. Insbe-sondere ihr gemeinsamer Erfolg als Autoren des vom Erfurter Parteitag ver-abschiedeten Programms, von Friedrich Engels, dem unumstrittenen Ober-haupt sozialistischer Theorie, ausdrücklich gutgeheißen, verschaffte ihnen beiden das Ansehen als Meisterschüler von Marx und Engels. Das hatte letz-terer ihnen schon intern testiert, als er sie beide als die einzigen bezeichnete, die er zu seinen Marx-Editionen gebrauchen könne. Die deutsche Sozialdemokratie hatte einen solchen Aufschwung genom-men, dass er von einigen ihrer leitenden Repräsentanten - und
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wahrschein-lich vom Großteil der Mitglieder - als unaufhaltsam angesehen wurde. Zum ersten Mal hatte eine Partei, die die Überwindung des Kapitalismus prokla-mierte, sich erfolgreich gegen die Unterdrückung durch die zu der damaligen Zeit wohl am besten organisierte Staatsmaschinerie behaupten und den Sturz ihres maßgeblichen Vertreters bewerkstelligen können - und wenn es sich auch später als tragische Unterschätzung herausstellen sollte, in der aufkom-menden NS-Gewaltherrschaft lediglich einen Aufguss des Sozialistengeset-zes zu sehen, so war doch die Zeit des Ausnahmegesetzes für die Partei kei-nesfalls ein gemütliches Katz- und Mausspiel mit einem tumben Polizeiapparat. Und nun brachen Wahlergebnisse, Auflagenhöhen der Periodica und Mitgliedszahlen der sich immer weiter auffächernden Organisationsge-flechte alle Rekorde, so dass Engels schon Berechnungen anstellte, wann die deutsche Armee mehrheitlich sozialistisch werden und damit als Hauptstütze des deutschen politischen Systems im Wortsinn hinfällig würde. Doch diese Bilanz trog. Der Fall des Sozialistengesetzes war ja kein Schritt hin zum Sozialismus, sondern nur die Verhinderung eines - allerdings bedeutenden - Schritts weg von ihm. Auch das Erfurter Programm, gelobt als endliche Überwindung des Lassalleanismus und Aneignung der Marx-schen Theorie und als beispielhaft für die Sozialisten der anderen Industrie-länder, hatte aus der Masse der Sozialdemokraten noch keine zielklaren Re-volutionäre gemacht, zumal es an jener Dichotomie von Theorie und Praxis litt, die geradezu das Markenzeichen der Vorkriegs-Sozialdemokratie wur-de. Mehr noch: Das Sozialistengesetz richtete sich gegen die Organisation der Partei. Diese zu bewahren und auszubauen erschien daher als logische Konsequenz, zumal zwar das Sozialistengesetz gefallen, das restriktive Ver-einsgesetz mit seinem Verbot lokalübergreifender Organisationsstrukturen aber weiter in Kraft blieb samt kontinuierlicher Bestrebung des Staatsappa-rats, diese Vorschriften exzessiv auszulegen, sowie diverser Anläufe der Regierung, per "kleiner Sozialistengesetze" die Partei zurück in die Illegalität zu treiben. Korrespondierend mit der Wertschätzung der Organisation, also der äuße-ren Form der Partei, durch Freund und Feind entwickelte sich der Stellenwert ihrer Reichstagsfraktion. Als einzige legale Abteilung hatte diese Gruppe jenseits aller Statuten das Repräsentationsmonopol für die Sozialdemokratie in Deutschland unter dem Sozialistengesetz. Dies hatte zu heftigen Konflik-ten etwa mit der Redaktion des Sozialdemokrat, insbesondere mit Bernstein, anlässlich der Dampfersubventionsdebatte geführt. Auch wenn es übertrieben wäre, von einem generellen politischen Gegensatz zwischen der Mehrheit der Fraktion und der illegalen Partei zu sprechen, so erhielten die Abgeordneten doch wegen der Möglichkeit des straffreien öffentlichen Eintretens für die Sozialdemokratie überproportionales Gewicht. Dies in einer Partei, die die parlamentarische Tätigkeit, ohnehin wegen der weitgehenden Machtlosigkeit des Reichstags im Kaiserreich stark limitiert, grundsätzlich ja als lediglich flankierende Propagandatätigkeit ansah. Die Frage also, ob die durch das Sozialistengesetz beförderte Fokussie-rung auf das Parlament nicht korrigiert werden müsse, und die Feststellung, dass davon bis zum Erfurter Parteitag 1891 nichts zu bemerken gewesen sei, waren durchaus legitim. Die für Vertreter dieser Positionen schon zeitgenös-sisch und dann auch in der Historiographie in pejorativer Absicht verwendete Formel von der "Literaten- und Studentenrevolte" verfehlt die tatsächliche Gemengelage der Widersprüche in der Partei unmittelbar nach 1890. Wie immer man die durchaus nicht monolithische Opposition beurteilen mag, sie war entgegen jener Formel nicht die Kopfgeburt einiger Intellektueller, son-dern Ausdruck realer Widersprüche und programmatischer Defizite, die ihre Sprengkraft nicht schon dadurch verloren, dass sie parteioffiziell einfach negiert wurden. Das Jahrfünft der hier vorgelegten Bernstein-Kautsky-Korrespondenz, so lässt sich resümieren, sieht nur an der Oberfläche aus wie der unaufhaltsame Fortschritt der sozialistischen Bewegung in Deutschland. Mit der Zahl der Mitglieder und Wähler, mit der rasanten Entwicklung der Freien Gewerk-schaften wuchsen nicht nur die Anforderungen an Programmatik und Taktik der Partei, sondern auch die internen Widersprüche, die sich nicht einfach in das Reform-Revolutions-Schema pressen ließen. Über diese Herausforde-rungen, die Schwierigkeiten und Widerstände, sie anzugehen, gar sie zu meistern, handelt der wichtigste und ausführlichste Teil des hier edierten Briefwechsels. Dabei kommt den Protagonisten die rasch wachsende Bedeu-tung der Partei zur führenden europäischen Organisation des Sozialismus zwar gleichsam als Resonanzboden zugute, gleichzeitig aber sind sie jetzt im Parteigefüge eher randständig, Repräsentanten der Außenwelt der Partei-Innenwelt. Deshalb erhält die Diskussion um die Gestalt des faktisch einzigen Fo-rums ihrer Wirksamkeit, der Neuen Zeit, für sie eine besondere Bedeutung. Mit dem Beschluss des Kölner Parteitags 1893, den Sozialdemokrat als poli-tisches Wochenmagazin in kaum verhohlener Kritik am Vorwärts zu grün-den, erwuchs ihrer Zeitschrift eine potentielle Konkurrenz, hatte die Neue Zeit nach der Umstellung auf wöchentliches Erscheinen sich doch ebenfalls aktuellen politischen Fragen zu stellen. Gleichzeitig war mit der Verkürzung der Periodizität auch eine Kürzung des Heftumfangs auf zwei Bogen einher-gegangen, was bei größeren theoretischen Ausführungen zu hinderlichen Fortsetzungen zwang. Zudem suchte der Verleger den schon vor der Sozial-demokrat-Gründung eingetretenen Rückgang der Verkaufszahlen durch For-derungen nach kurzen, "pikanten" Artikeln entgegenzuwirken (S. 128) -ein weiteres Hemmnis für ein Theorie-Organ, dessen Spezifikum "das schwere Geschütz" (S. 468), also ausführliche, diskursive Abhandlungen sein müssen. So wurde die Rückverwandlung der Zeitschrift in eine ganz der theoretischen Abhandlung verpflichtete Monatsrevue diskutiert, die dann - und das war für den Exilanten Bernstein eine höchst attraktive Aussicht - auch außerhalb Deutschlands, etwa in London hätte redigiert werden können. Dieser Plan war schon so weit gediehen, dass sich die Bernsteins bereits nach geeigneten Wohnungen für die Familie Kautsky in London umsahen (S. 635f.), als die-ses Projekt dann recht abrupt mit dem Beschluss, die Redaktion der Neuen Zeit nach Berlin zu verlegen, beendet wurde. Insgesamt liefern die beiden Korrespondenzpartner auf der Basis nahezu vollkommener politischer Übereinstimmung - einzig in der Spezialfrage, ob die agrarischen Kleinbetriebe ebenso rettungslos dem Untergang verfallen sind wie ihre industriellen Pendants, war sich Bernstein nicht so sicher wie Kautsky (S. 639f.) -, aber doch je spezifischer Sichtweise ein feines Seismo-gramm von den Widersprüchen und Defiziten in Parteientwicklung wie The-oriebildung der deutschen Partei in ihrer scheinbar ungetrübten Glanzzeit, wie sie so sonst nicht zu erfahren sind. Damit aber sind auch Grenzen ihres Dialogs beschrieben: Mit Ausnahme der britischen Innenpolitik, zu der Bernstein faktisch ununterbrochen eine konträre Position zur Chefredaktion des Zentralorgans einnahm, spielte sehr im Gegensatz zu ihrer Korrespondenz unmittelbar vor der Jahrhundertwende die allgemeine Politik, insbesondere die Außenpolitik keine Rolle. Weder die durch Zaren- und Flottenbesuche dokumentierte Annährung Frankreichs an Russland noch das erste Flottenrüstungsprogramm in Deutschland, der Bau der Schlachtschiffe der Brandenburg-Klasse ab 1892 samt ihrer weltpo-litischen Implikationen, sind Themen der Briefe. Wenig "große" Politik, dafür aber "große" Theorie. Anders als im darauf folgenden Jahrfünft, das Kautsky erst als interessierten Betrachter, dann als Gegner der Bernsteinschen Theoriebemühungen sieht, wird hier gemeinsam bzw. arbeitsteilig gearbeitet - und es werden insbesondere wegen der gerin-gen Resonanz dieser Bemühungen in der Partei intern Kritikpunkte formu-liert, wie sie erst knapp 20 Jahre später von den Linken, dann allerdings auch öffentlich, vertreten werden sollten.
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Inhaltsverzeichnis zu „Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Karl Kautsky (1891-1895) / Quellen und Studien zur Sozialgeschichte, IISG Amsterdam Bd.23 (PDF)“
Inhalt EinleitungVII Briefe3 Verzeichnis der zitierten wissenschaftlichen Literatur646 Verzeichnis der erwähnten Schriften von Bernstein und Kautsky652 Verzeichnis der erwähnten Schriften anderer672 Verzeichnis der erwähnten Zeitungen und Zeitschriften715 Personenverzeichnis730 Ortsverzeichnis798 Abkürzungsverzeichnis802
Autoren-Porträt
Till Schelz-Brandenburg, Dr. phil., ist Gründer des Universitätsarchivs Bremen und Leiter der Arbeitsgruppe Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) an der Universität Bremen.
Bibliographische Angaben
- 2012, 1. Auflage, 802 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Till Schelz-Brandenburg
- Verlag: CAMPUS VERLAG GMBH
- ISBN-10: 359341693X
- ISBN-13: 9783593416939
- Erscheinungsdatum: 16.01.2012
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