Einmal die Woche (ePub)
Roman
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"... und dann immer wieder gegen die alte Porzellanvitrine aus Mahagoni, und dann drückte er ihr warmes Gesäß - das ist eigentlich so ein feines Wort für Arsch - gegen das kalte Glas, okay, und dann liefen ihr total die Schauer über den Rücken, okay, also das kam irgendwie von der kalten Scheibe, und dann liefen ihr die Schauer auch vorne runter, okay, aber das lag jetzt an seiner heißen Zunge, weil die sie irgendwie am Hals kitzelte und an den, also an den Titten, okay, ja genau, und dann hörte sie das leise Klirren von den kleinen Porzellanfiguren und von dem ganzen anderen blöden Zeug in der Vitrine, das mal seiner Ex-Frau gehört hatte, und dann fing er an ..." Lux Fitzpatrick brach ab. Sie blickte von ihrem Notizbuch auf und sah zur Tür. Ihre vollen roten Lippen blieben halb geöffnet, zum Weiterlesen bereit. Die Haut über Lux' hohen Wangenknochen hätte vor jugendlicher Vitalität glühen können, doch sie war mit einer dicken Schicht Make-up aus dem Drogeriemarkt zugespachtelt. Ihre lange, einstmals glänzende Mähne sträubte sich gegen eine Do-it-yourself-Tönung und tonnenweise Haarspray. Lidschatten in Sanitärfarben klebte auf Lux' Augenlidern. Ihre langen Beine steckten in einer lila karierten Strumpfhose, ein ultrakurzer orangefarbener Mini bedeckte nur knapp ihren wohlgeformten Hintern. Die üppigen, straffen Brüste quollen beinahe aus einem quietschbunten, tief ausgeschnittenen Top. Auf den ersten Blick war alles an ihr grell wie eine Neonreklame. Da Lux' Schamgefühl ebenso unterentwickelt war wie ihr Sinn für Mode, brach sie die Verlesung ihrer jüngsten erotischen Ergüsse nicht etwa aus Verlegenheit ab, sondern aus reiner Neugier. Sie wollte sehen, wer heute mit einiger Verspätung zu ihnen stieß. Ihre beiden Zuhörerinnen waren deutlich nervöser. Mit dem Gefühl, bei etwas Schmutzigem ertappt worden zu sein, umklammerten sie ihre braunen Lunchtüten und versuchten, möglichst cool zu wirken. Aimee verbarg ihr eigenes erotisches Manuskript hastig unter einer
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Aktenmappe, Brooke schob sich ihres unter den Hintern. Dann starrten die beiden auf die Tür wie aufgeschreckte Kaninchen. Margot Hillsboro, Esq., lachte über die verlegenen Gesichter der beiden Frauen, als sie hineinmarschierte. "Tut mir leid", sagte Margot. "Dass ich zu spät komme, meine ich." "Zu spät? Wozu?" Aimee zupfte an ihren schwarzen Korkenzieherlocken. "Zu dem Treffen. Zum Dienstagsclub oder wie immer ihr eure Truppe nennt." Aufatmen. Sie war eine von ihnen. "Oder braucht man dazu eine persönliche Einladung?", fragte Margot. "Eigentlich dachte ich, alle Kolleginnen, die nicht gerade Analphabeten sind, wären willkommen." Margots Annahme war falsch. Der neueste Club in dieser Anwaltskanzlei gehörte Aimee ganz allein. Sie hatte ihn ins Leben gerufen, nachdem sie von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. Sie wollte sich vor allem von der wachsenden Angst vor den dramatischen Veränderungen ablenken, die ihr größer werdender Bauch in ihr auslöste. Aimee wollte Gesellschaft. Sie wollte Kreativität. Deshalb lud sie vierzig handverlesene Kolleginnen ein, dienstags in der Mittagspause mit ihren Lunchpaketen ins Konferenzzimmer zu kommen und ihre literarischen Fantasien auszutauschen. Als Gründerin machte Aimee den Anfang und las eine Kurzgeschichte vor, die noch aus ihrer Collegezeit stammte. Es ging um einen kleinen Vogel, den sie vor ihrer Katze gerettet hatte, nur um dann mit ansehen zu müssen, wie er in der Küche verendete. Gemeinsam mit ihren Freundinnen lachte sie über eine besonders pathetische Metapher. Doch im Stillen trauerte sie um die zerstörte Illusion, in ihr schlummere literarisches Talent. Zu den ersten Dienstagstreffen steuerte jede Teilnehmerin wenigstens ein Gedicht aus ihrer Jugend oder eine schon etwas angestaubte Geschichte bei. Aber nur allzu bald stellte sich heraus, dass Aimees Literaturclub nur überleben würde, wenn die Mitglieder etwas Neues schrieben. Etwas Interessantes, Faszinierendes. Die Hälfte der Frauen stieg aus. Die verbliebenen Teilnehmerinnen bemühten sich redlich. Aber sie alle hatten wenig Zeit, und ihre Probleme ähnelten sich zu stark. Die Fülle der blumigen Haikus über irgendwelche Banalitäten begann selbst Aimee zu langweilen. Dasselbe galt für die zahlreichen Essays über die traurige Tatsache, dass es trotz eines abgeschlossenen Kunststudiums im Leben letztlich doch mehr ums Zahlen als ums Malen ging. Als ihr Club sich aufzulösen drohte, schlug Aimee vor, die nächsten Sitzungen erotischen Texten zu widmen. Lux erklärte den Literaturkreis daraufhin prompt zum Dienstagserotikclub. Fünf der noch verbliebenen Frauen meldeten sich sofort ab. Sieben sagten, sie würden weiterhin kommen, und drei - Lux, Aimee und Brooke - fanden sich tatsächlich zur verabredeten Zeit im Konferenzzimmer ein. Margot Hillsboros unerwarteter Auftritt erhöhte ihre Zahl auf vier. Margot suchte sich einen guten Platz am Tisch. "Ich dachte", sagte sie, "dass bei euch jede mitmachen darf." Falls sie verlegen war, merkte man es ihr nicht an. Das gefiel Aimee. "Möchtest du nur zuhören? Oder hast du etwas geschrieben?" "Oh, ich habe etwas geschrieben. Etwas Erotisches. Und ich will es unbedingt vortragen", sagte Margot mit der kühlen, klaren Stimme, die ihre Ideen stets so wichtig klingen ließ. Schon während des Jurastudiums hatte ihr diese Stimme gute Dienste geleistet, und auch jetzt übertönte sie in Meetings mühelos das dumpfe Gedröhn ihrer männlichen Kollegen. "Ihr habt einen wichtigen Aspekt übersehen", intonierte sie dann mit selbstbewusstem Wohlklang, und ihre Ratschläge wurden so hoch geschätzt, dass sie in der Hierarchie von Warwick & Warwick inzwischen weit oben stand. Für eine Fünfzigjährige wirkte Margot ungewöhnlich fit und athletisch. Ihre edlen Outfits waren zwei Nummern kleiner als die billigen Baumwollfummel, in die sie sich während ihrer Highschool-Zeit in einem verschlafenen Nest im Mittleren Westen gezwängt hatte. Margots Haar war ebenfalls getönt, und genau wie Lux benutzte sie Haarspray. Beide Frauen trugen Make-up, Lidschatten und Mascara. Doch die Wirkung hätte kaum unterschiedlicher sein können. Vielleicht lag das an der Qualität der Produkte, die sie sich leisten konnten. Margot investierte alljährlich Unsummen in den Farbton, den Lux' Mähne von Natur aus hatte. Lux, die stets gegen das Gefühl ankämpfte, unbedeutend und auswechselbar zu sein, beugte sich alle paar Wochen über die Küchenspüle und kippte sich eine Pampe für 7,95 Dollar über den Kopf. Das Zeug verlieh ihrem herrlichen rotbraunen Haar die Farbe eines frisch geprägten Kupferpennys. Möglicherweise war der unterschiedliche Look der beiden Frauen aber vor allem eine Frage der Quantität.
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Autoren-Porträt von Lisa Beth Kovetz
Lisa Beth Kovetz ist eine preisgekrönte Autorin, Producerin, Drehbuchschreiberin und Stand-Up-Comedian. Ihre Theaterstücke werden international aufgeführt. Sie lebt in Los Angeles, Kalifornien.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lisa Beth Kovetz
- 2009, Deutsch
- Übersetzer: Anne Groß
- Verlag: Random House ebook
- ISBN-10: 3641027012
- ISBN-13: 9783641027018
- Erscheinungsdatum: 27.07.2009
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 0.35 MB
- Ohne Kopierschutz
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