Frontberichte (ePub)
Die Macht der Medien in Zeiten des Krieges
Bettina Gaus war dabei, als die Blauhelme zur US-Prime Time am Strand von Somalia landeten. Immer wieder erlebte sie, wie sie und ihre Kollegen von Kriegsparteien instrumentalisiert wurden - nicht zuletzt, weil Heimatredaktion und Leser es erwarteten. Gaus...
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Produktinformationen zu „Frontberichte (ePub)“
Bettina Gaus war dabei, als die Blauhelme zur US-Prime Time am Strand von Somalia landeten. Immer wieder erlebte sie, wie sie und ihre Kollegen von Kriegsparteien instrumentalisiert wurden - nicht zuletzt, weil Heimatredaktion und Leser es erwarteten. Gaus zeigt, warum Kriegseinsätze auch in Deutschland wieder als politisches Mittel akzeptiert werden, und analysiert, welche Rolle die Medien dabei spielen. Ein spannender Insiderbericht aus dem Alltag einer Journalistin und ein Plädoyer für einen kritischen Journalismus.
Lese-Probe zu „Frontberichte (ePub)“
Einleitung Was ist ein Krieg - und wer sind seine Opfer? Ist es der US-Soldat, der in Bagdad von einer Granate zerrissen wird, viele Monate, nachdem die Kampfhandlungen offiziell für beendet erklärt worden sind? Das fünfjährige Kind, das sich beim Spielen verletzt und an einer Blutvergiftung dahinsiecht, weil Gefechte den Weg zum Arzt oder zur Apotheke versperren? Das behinderte Baby, das in einer Region zur Welt kommt, in der Jahre zuvor Bomben mit abgereichertem Uran abgeworfen wurden? Über die Frage, welche langfristigen Gefahren der Einsatz solcher Waffen nach sich ziehen kann, streiten Fachleute bis heute. Experten des US-Verteidigungsministeriums, das sowohl im zweiten Golfkrieg als auch bei Angriffen auf Gebiete des ehemaligen Jugoslawien derartige Munition verwendete, behaupten, die Berührung von Uranstaub berge keine nennenswerten Gesundheits- oder Umweltrisiken. Wissenschaftler, die sich im Auftrag der UNO mit dem Thema befasst haben, halten sie hingegen für möglich oder sogar für wahrscheinlich. Analysen eines Krieges und seiner Folgen sind immer auch ein Spiegelbild widerstreitender Interessen und Machtverhältnisse. Allerdings nicht nur. Es ist grundsätzlich sehr viel schwieriger geworden zu definieren, was überhaupt ein Krieg ist, seit nicht mehr allein und oft nicht einmal mehr überwiegend die militärische Stärke zwischenstaatlicher Konfliktparteien über Sieg und Niederlage entscheidet. Asymmetrische Gewalt, beispielsweise in Form terroristischer Anschläge, die steigende Zahl innerstaatlicher Konflikte, an denen ausländische Mächte beteiligt sind, die verschwimmenden Grenzen zwischen organisierter Kriminalität und Kriegführung infolge der zunehmenden Privatisierung von Gewalt, die damit verbundene Aufhebung des staatlichen Gewaltmonopols und die Tatsache, dass zwischen Kombattanten und Nicht-Kombattanten kaum noch unterschieden wird: Das sind nur einige der Faktoren, die inzwischen eine Abgrenzung von Kriegen zu anderen, mit Waffengewalt ausgetragenen
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Krisen und Konflikten erschweren. Die Bedeutung der Medien in diesem Zusammenhang wächst. Zwar ist zu allen Zeiten versucht worden, die Moral der eigenen Truppe und der Zivilbevölkerung mit Hilfe von Kriegspropaganda und Heldenlegenden zu stärken, aber die moderne Massenkommunikation in Verbindung mit den - behaupteten oder realen - Gesetzen der Pressefreiheit stellen Politiker und Militärs vor neue Herausforderungen. Und bieten ihnen zugleich neue Chancen. Im Zeitalter des Fernsehens genügt es längst nicht mehr, sich auf die militärische Überlegenheit der eigenen Streitmacht zu verlassen. Im Hinblick auf angestrebte Ziele ist es inzwischen unabdingbar, eine möglichst breite Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass man einen "gerechten Krieg" führt. Die USA haben den Vietnamkrieg nicht auf dem Schlachtfeld verloren, sondern im Kampf um die öffentliche Meinung. Stalins spöttische Frage, über wie viele Divisionen der Papst verfüge, würde heute wohl kein Mächtiger mehr so stellen. Diese Entwicklung birgt für Journalistinnen und Journalisten sowohl neue Möglichkeiten als auch Gefahren. Sie werden umworben, für wichtig gehalten, mit Informationen versorgt, sie erhalten Hilfe beim Transport an Kriegsschauplätze und bei der Übermittlung ihrer Berichte. All das geschieht aus einem einzigen Grund. Sie sollen zu nützlichen Helfern jeweils der Konfliktpartei werden, die ihnen ihrerseits behilflich ist. Für seriöse und verantwortungsbewusste Fotografen, Reporter, Kameraleute, Moderatoren und Nachrichtenredakteure besteht eine der wichtigsten, aber zugleich auch schwierigsten Aufgaben darin zu erkennen, wann sie instrumentalisiert werden sollen und wie sie sich dem entziehen können. So unterschiedlich Kriege und Krisen hinsichtlich ihrer Ursachen, ihres Verlaufs sowie der mit ihnen jeweils verbundenen Ziele und Interessen auch sind: Strukturelle Merkmale der Berichterstattung darüber gleichen einander weltweit. Welche Merkmale sind das? Wie entsteht ein geistiges Klima? Wem nutzt es? Wo verläuft die Grenze zwischen Information und Unterhaltung? Wie werden Feindbilder gezeichnet und welche Funktion haben sie? Welche Arbeitsbedingungen finden Reporterinnen und Reporter in Krisengebieten vor? Wo endet die Unabhängigkeit der Medien, wo beginnt die Parteilichkeit? Das sind Fragen, um die es im Folgenden geht. Schuldzuweisungen stehen dabei nicht im Vordergrund. So berechtigt sie im Einzelfall sind - die Mechanismen, denen die moderne Krisenberichterstattung grundsätzlich unterworfen ist, sind für politische Prozesse weit folgenreicher als das individuelle Versagen von einigen Angehörigen der Branche. Eine wesentliche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die Mehrheit der Bevölkerung in den wirtschaftlich und militärisch mächtigsten Staaten der Erde niemals selbst einen Krieg erlebt hat.[...]
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Inhaltsverzeichnis zu „Frontberichte (ePub)“
Inhalt Einleitung 9 1. Humanitäre Missverständnisse 17 2. Arbeitsbedingungen 41 3. Motive und Risiken 65 4. Eingebettet 75 5. Militainment 101 6. Stummes Leid 117 7. Trauer und Erschütterung 135 8. Bildausschnitte147 9. Die neue Ideologie 175
Autoren-Porträt von Bettina Gaus
Bettina Gaus, geboren 1956, lebte von 1990 bis 1996 in Nairobi und berichtete für den Deutschlandfunk aus den Krisengebieten in Ost- und Zentralafrika. Seit 1996 ist sie politische Korrespondentin der taz, deren Parlamentsredaktion in Bonn sie bis 1999 leitete. Im Jahr 2000 erschien ihr Buch Die scheinheilige Republik (dva).
Bibliographische Angaben
- Autor: Bettina Gaus
- 2004, Deutsch
- Verlag: Campus
- ISBN-10: 3593401045
- ISBN-13: 9783593401041
- Erscheinungsdatum: 13.09.2004
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