"Ja, ich bin ein seltsames Wesen..." (PDF)
Tagebücher 1825-1875
Rund 4.500 Seiten Tagebuch hat der dänische Dichter Hans Christian Andersen der Nachwelt hinterlassen, geschrieben während des halben Jahrhunderts zwischen 1825 und 1875. Eine Veröffentlichung hatte er selbst nicht beabsichtigt, obwohl er eine Vielzahl...
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Produktinformationen zu „"Ja, ich bin ein seltsames Wesen..." (PDF)“
Rund 4.500 Seiten Tagebuch hat der dänische Dichter Hans Christian Andersen der Nachwelt hinterlassen, geschrieben während des halben Jahrhunderts zwischen 1825 und 1875. Eine Veröffentlichung hatte er selbst nicht beabsichtigt, obwohl er eine Vielzahl seiner Eintragungen, die bis etwa 1860 auf Reisen und zu besonderen Anlässen, später fortlaufend entstanden, auch als Material für Reisebücher, Romane, Märchen und Briefe nutzte.
Er ist ein sensibler und genauer Beobachter der bereisten Länder und der ihm begegnenden Zeitgenossen, darunter Fürsten und Könige, Künstler wie Tieck, Chamisso, Liszt, Mendelssohn-Bartholdy, Balzac, Heine, Dickens, Rossini und Reuter.
Eindrucksvoll erschließt sich in diesen ungeglätteten Notizen - bei aller Vorsicht und letzter Verschwiegenheit, direkt und indirekt -seine eigene widersprüchliche Persönlichkeit und das nie ausgelöschte Bewußtsein, ein Außenseiter zu sein.
Er ist ein sensibler und genauer Beobachter der bereisten Länder und der ihm begegnenden Zeitgenossen, darunter Fürsten und Könige, Künstler wie Tieck, Chamisso, Liszt, Mendelssohn-Bartholdy, Balzac, Heine, Dickens, Rossini und Reuter.
Eindrucksvoll erschließt sich in diesen ungeglätteten Notizen - bei aller Vorsicht und letzter Verschwiegenheit, direkt und indirekt -seine eigene widersprüchliche Persönlichkeit und das nie ausgelöschte Bewußtsein, ein Außenseiter zu sein.
Lese-Probe zu „"Ja, ich bin ein seltsames Wesen..." (PDF)“
1825 und 1826 (S. 7) [Andersens früheste und in Bruchstücken erhaltene Tagebuchaufzeichnungen stammen aus seiner Zeit an der Lateinschule von Slagelse. Dort war er am 26.10.1822 angekommen, um, unterstützt und vermittelt durch Jonas Collin, seine Bildungslücken auszufüllen und einen höheren Schulabschluß nachzuholen.]
[…] Montag [19. September 1825]. Gott! Gott! Dein Wille geschehe, gib mir Lohn nach dem Fleiß des Jahres, nicht mehr! – (Gott weiß, was das Schicksal gebracht hat, wenn das Blatt sich wendet.) Unglücklicher! – Schnitt erbärmlich ab in Latein, du kommst nicht in die vierte Klasse der Schule, Handwerker oder eine Leiche, das wird deine Bestimmung sein.
Gott, Gott, bist du wirklich gegenwärtig? – Aber noch »sei dein Name gelobt«! – Schnitt in lateinischer Grammatik besser ab, vielleicht ein Gut. Auch Gut in Deutsch. – Ich fasse deinen Willen nicht, Vater, o laß mich doch die Hoffnung nicht verlieren, daß du alles lenkst, gib mir Mut, damit ich meinem Schicksal entgegengehe, ich sehe es, o Gott !
Ade, alle meine Hoffnungen und Träume, ja, es waren nur Träume, o hätte ich doch Mut! – Tod, du bist nicht so entsetzlich. – Warum mußte mich der Rektor gerade im Schlechten hören, o Gott! – Wer im Schweiße seines Angesichts arbeitet, ist glücklicher als jener Mann, der es in einer sogenannten höheren Sphäre tut, ihm ahnt nichts Besseres, Nahrung und Auskommen gilt sein ganzes Wirken, mechanisch gleitet ihm die Arbeit dahin, ein unbedeutender Spaß ist für ihn eine Himmelsfreude, während der andere gegen ein Meer von Schwierigkeiten und Hindernissen kämpft, verleumdet und heruntergemacht wird.
Mit einem höheren Gefühl begabt, bricht ihm das Herz. – Oh, warum bin ich so weit gekommen, warum bin ich
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so hoch gestiegen, unbemerkt bin ich nicht mehr, und nun sinke ich.
O Wahnsinn, friß dich in mein Hirn hinein,daß ich mein eignes Dasein vergessen darf, Wesen, dessen rechten Namen ich nicht weiß, gib meiner Seele Mut, um sich loszureißen, schwelle, Herz, bis du zerreißt! – Ha, schwülstiger Narr! – Befriedige deine Lüste die wenigen Augenblicke, da du es kannst, ein Schicksal lenkt alles, was geschehen soll, geschieht gleichwohl! – Gott, ich könnte groß werden, von meinen Mitmenschen geachtet Freude schaffen, dorthin wand sich der Weg schon empor, Engel könnte ich werden, Engel oder Teufel muß ich werden, die Waagschale schwankt – Gott, du selbst bestimmst des Verzweifelten Los.
– Warum rafft es manch einen Familienvater, manch einen tüchtigen Mann und geliebten Burschen dahin, und ich soll leben, ich, der ich den Tod wünsche, ja, schick ihn mir, selbst dann, wenn meine Zukunft nicht finster werden sollte, ist er mir lieber, das Leben ohne Hoffnung ist eine Hölle, meine Kameraden steigen zu sehen, während ich sinke, aus dem Kreis der Gebildeten gerissen zu werden, o Gott, nein, das ist zu hart ! Dienstag [20. September].
Was könnte ich werden? Und was werde ich. Meine starke Phantasie bringt mich nun ins Irrenhaus, mein heftiges Gefühl macht mich zum Selbstmörder, früher hätten mich beide vereint zu einem großen Dichter gemacht. O Gott, sind deine Wege wirklich auch hienieden? – Vergib mir, Gott, ich bin undankbar, du hast mir so unsagbar viel Gutes erwiesen, o vergib als Gott und hilf mir weiterhin. – Gott!
Bei bei meiner ewigen Ruhe verspreche ich dir, im Herzen nie wieder an deiner Vaterhand zu zweifeln, wenn ich diesmal in die 4. und nach Helsingør komme.) […] Dienstag [27. September]. Alles wird von Gott gelenkt, es gibt ein Schicksal, der Mensch ist frei, wie das Pferd auf einer Felseninsel, frei kann es sich auf dieser Insel tummeln, jedoch in bestimmten Grenzen, weiter kann es nicht !
O Wahnsinn, friß dich in mein Hirn hinein,daß ich mein eignes Dasein vergessen darf, Wesen, dessen rechten Namen ich nicht weiß, gib meiner Seele Mut, um sich loszureißen, schwelle, Herz, bis du zerreißt! – Ha, schwülstiger Narr! – Befriedige deine Lüste die wenigen Augenblicke, da du es kannst, ein Schicksal lenkt alles, was geschehen soll, geschieht gleichwohl! – Gott, ich könnte groß werden, von meinen Mitmenschen geachtet Freude schaffen, dorthin wand sich der Weg schon empor, Engel könnte ich werden, Engel oder Teufel muß ich werden, die Waagschale schwankt – Gott, du selbst bestimmst des Verzweifelten Los.
– Warum rafft es manch einen Familienvater, manch einen tüchtigen Mann und geliebten Burschen dahin, und ich soll leben, ich, der ich den Tod wünsche, ja, schick ihn mir, selbst dann, wenn meine Zukunft nicht finster werden sollte, ist er mir lieber, das Leben ohne Hoffnung ist eine Hölle, meine Kameraden steigen zu sehen, während ich sinke, aus dem Kreis der Gebildeten gerissen zu werden, o Gott, nein, das ist zu hart ! Dienstag [20. September].
Was könnte ich werden? Und was werde ich. Meine starke Phantasie bringt mich nun ins Irrenhaus, mein heftiges Gefühl macht mich zum Selbstmörder, früher hätten mich beide vereint zu einem großen Dichter gemacht. O Gott, sind deine Wege wirklich auch hienieden? – Vergib mir, Gott, ich bin undankbar, du hast mir so unsagbar viel Gutes erwiesen, o vergib als Gott und hilf mir weiterhin. – Gott!
Bei bei meiner ewigen Ruhe verspreche ich dir, im Herzen nie wieder an deiner Vaterhand zu zweifeln, wenn ich diesmal in die 4. und nach Helsingør komme.) […] Dienstag [27. September]. Alles wird von Gott gelenkt, es gibt ein Schicksal, der Mensch ist frei, wie das Pferd auf einer Felseninsel, frei kann es sich auf dieser Insel tummeln, jedoch in bestimmten Grenzen, weiter kann es nicht !
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Bibliographische Angaben
- Autor: Hans Christian Andersen
- 2013, 800 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Gisela Perlet
- Übersetzer: Gisela Perlet
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835307088
- ISBN-13: 9783835307087
- Erscheinungsdatum: 28.10.2013
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
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Pressezitat
»die Lektüre dieser Aufzeichnungen schärft den Blick für Andersens Märchen und Geschichten.«(Hansjörg Graf, Neue Zürcher Zeitung)
»Andersens Tagebuchaufzeichnungen sind weder leer noch sind sie nichtssagend. Großenteils sind sie sogar vielsagend in einem Maße, dass Andersen bei allem noch so geschickten Oszillieren zwischen Selbstausstellung und Selbstverhüllung wohl unterschätzte«
(Hanns Grössel, Süddeutsche Zeitung)
»wer geneigt ist, das Nörgeln als den Ausdruck einer Verzweiflung an der Stellung von Kunst und Künsler in der Gesellschaft zu lesen, der wird in Andersens Suada etwas ausgesprochen Gegenwärtiges vernehmen.«
(Burkhard Spinnen, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
»Als Leser von Andersens Tagebüchern betritt man unweigerlich auch die hintersten Kammern seiner dichterischen Werkstatt.«
(Guido Graf, Frankfurter Rundschau)
»Die hervorragende Edition (...) erlaubt die bemerkenswerte Lektüre eines interessanten Lebens und einer faszinierenden Zeit.«
(Dresdner Kulturmagazin)
»Man darf also die Märchen Hans Christian Andersens als Klartext eines gequälten Lebens lesen, das von den Tagebüchern bis zur Unkenntnis normalisiert wird.«
(Michael Rutschky, Die Tageszeitung)
»In der von Gisela Perlet besorgten Auswahl aus viereinhalb Tausend Seiten Tagebuch kann der Liebhaber mit Entdeckerlust verfolgen, wie auf oft raffiniert verschleierten Wegen einzelne Motive dieses Lebens ihre Spuren im Werk hinterließen.«
(Holger Schlodder, NDR Radio 3)
»eine sensible Auswahl«
(Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt)
»Wohl nirgends in seinem Werk reiben sich die Widersprüche der Person so offen aneinander wie hier: der märchenhafte, aber auch lakonische und humorvolle Ton, die Selbstzweifel bis zur Hypochondrie und das ständige Buhlen um Anerkennung.«
(Thomas Fechner-Smarsly, Westdeutscher Rundfunk Köln)
»So werden die Tagebücher zum faszinierenden Zeugnis des wachen Beobachters einer vergangenen Epoche (...).«
(Diemut Roether, Badische
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Zeitung)
»Die Tagebücher vermitteln überraschende Berichte Andersens mit seinen Zeitgenossen. In diesen ungeglätteten Notizen enthüllt sich aber auch das Psychogramm eines empfindsamen Poeten.«
(Böhme- Zeitung. Soltauer Nachrichten)
»Die Tagebücher vermitteln überraschende Berichte Andersens mit seinen Zeitgenossen. In diesen ungeglätteten Notizen enthüllt sich aber auch das Psychogramm eines empfindsamen Poeten.«
(Böhme- Zeitung. Soltauer Nachrichten)
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