Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie / Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie (PDF)
Band 6: Schwerpunkt Neuere Entwicklungen des Konzepts der Rationalität und ihre Anwendungen
Handlungs- und Entscheidungstheorien stellen das international derzeit wichtigste sozialwissenschaftliche Erklärungsprogramm dar. Das Jahrbuch zeigt an ausgewählten Themenfeldern, wie individualistische Handlungstheorien einen wichtigen Beitrag zur...
sofort als Download lieferbar
eBook (pdf)
47.65 €
23 DeutschlandCard Punkte sammeln
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Produktdetails
Produktinformationen zu „Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie / Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie (PDF)“
Handlungs- und Entscheidungstheorien stellen das international derzeit wichtigste sozialwissenschaftliche Erklärungsprogramm dar. Das Jahrbuch zeigt an ausgewählten Themenfeldern, wie individualistische Handlungstheorien einen wichtigen Beitrag zur Erklärung sozialer Phänomene leisten können. Der vorliegende sechste Band beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit neueren Entwicklungen des Konzepts der Rationalität und ihren Anwendungen. Die Beiträge erstrecken sich über grundlegende Abhandlungen der Begrifflichkeit, ideengeschichtlich orientierte Artikel über die Bedeutung herausragender Autoren wie Max Weber oder Donald Davidson für die Diskussion des Rationalitätsbegriffs, bis zu Erörterungen über die Kalküle und Heuristiken, die in spezifischen Entscheidungssituationen angewandt werden. Darüber hinaus enthält der Band Artikel, die sich auf der Basis analytischer Modelle mit empirischen Anwendungen zu so unterschiedlichen Themen wie Fußball, politische Diskurse und Verteilungsfragen befassen und beispielhaft die Vielfalt der Phänomene belegen, die mit diesem Instrumentarium auf fruchtbare Weise untersucht werden können.
Lese-Probe zu „Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie / Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie (PDF)“
Rationalität beim Elfmeterschießen. Entscheiden sich Bundesligaspieler strategisch optimal? (S. 122-123)Roger Berger
1. Einleitung
Rationalität in der Entscheidungstheorie beinhaltet zwei Grundelemente: nämlich rational sein zu wollen und gleichzeitig rational sein zu können. Technisch gesprochen bedeutet dies, dass ein rationaler Akteur sowohl vollständig eigenorientierte Präferenzen als auch die Fähigkeit hat, unter den gegebenen Restriktionen seinen Nutzen zu maximieren. Die aktuelle Diskussion zu Rationalität neigt sich eher zum ersten Punkt. Im Rahmen des Programms der „Behavioral Game Theory“ (Camerer 2003) werden verschiedene Modifikationen der Präferenzen weg von der vollständigen Eigenorientiertheit untersucht.
Dazu wird angenommen, dass die Nutzenfunktion eines Akteurs auch Elemente enthält, die auf andere Akteure bezogen sind, weil er gegenüber diesen z.B. Fairness oder Neid empfindet. Dieser Beitrag beschäftigt sich dagegen ausschließlich mit der Frage, ob es Akteuren mit einer Nutzenfunktion, die keine auf andere Akteure bezogene Elemente enthält - also reine Egoisten - gelingt, diese zu maximieren.
Die Frage, ob sie es auch wollen, entfällt, weil hier eine Klasse von Entscheidungen untersucht wird, in denen die Präferenzen der Entscheider eigenorientiert sein müssen: Interaktionen, in denen die beteiligten Akteure vollständig konträre Interessen derart haben, dass der Gewinn von Ego genau der Verlust von Alter ist und umgekehrt. Beide Akteure sind sich dabei im Klaren, dass die Interessen ihres Gegenübers den eigenen vollständig entgegenstehen und dass diese egoistisch verfolgt werden (müssen). Diese vollkommen kompetitiven Interaktionen können als Nullsummenspiele modelliert werden.
Die soziale Relevanz von Interaktionen mit vollständig konträren
... mehr
Interessen ist nicht gering und kann mit einigen Beispielen umrissen werden: Das klassische Beispiel in der Literatur (z.B. Morgenstern 1976) ist die Geschichte „The Final Problem“ von A.C. Doyle, in der sich Sherlock Holmes in einer ganzen Kaskade von entsprechenden Situationen mit seinem flüchtenden Gegenspieler Prof. Moriarty befindet. Solche Interaktionen ergeben sich allgemein, wenn Ego von Alter verfolgt wird und Ego genau dies vermeiden will (vgl. die Formulierung „Hide and Seek“ von Rosenthal et al. 2003).
Diese Situation ist deshalb zentral für die Untersuchung von sozialer Kontrolle abweichenden Verhaltens (vgl. Tsebelis 1990; Rauhut 2007). Extreme Formen solcher Situationen finden sich in kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen die Kontrahenten die gegenseitige Vernichtung beabsichtigen (z.B. Rasmusen 1998: 19f.). Die theoretische Bedeutung dieser Interaktionsform wird dadurch unterstrichen, dass Nullsummenspiele ein idealtypisches Beispiel für eine so genannte doppelte Kontingenz sind, die insbesondere von systemtheoretisch orientierten Soziologen als problematisch erachtet wird (z.B. Luhmann 1988).
Das letzte Beispiel zeigt zudem, dass die rationale Lösung von Nullsummenspielen nicht trivial ist. So nimmt Luhmann (1988) an, dass in einem solchen Fall rationales Verhalten nicht möglich ist und jede Berechnung des Gegners scheitern müsse (vgl. Berger/Hammer 2007). Umso interessanter ist deshalb die Frage, ob es menschlichen Akteuren gelingt, sich in einer Nullsummensituation nutzenmaximierend zu verhalten, und, wenn ja, welche Form von Rationalität sich dabei zeigt.
Insbesondere wird interessieren, ob hier ökologische Rationalität (Smith 2003 und 2007) derart vorliegt, dass sich Rationalität als emergentes Phänomen auf der Aggregatebene durch die Interaktion der Akteure selbst dann ergibt, wenn deren individuelle Entscheidungen nicht vollständig rational sind. Oder aber, ob für dieses komplexe Entscheidungskalkül von – bewusster oder unbewusster – individueller Rationalität der egoistischen Akteure ausgegangen werden kann, wie es eine eher psychologisch orientierte Interpretation der spieltheoretischen Analyse nahe legt (z.B. Brown/Rosenthal 1990: 1065, Shachat 2002: 194).
Diese Situation ist deshalb zentral für die Untersuchung von sozialer Kontrolle abweichenden Verhaltens (vgl. Tsebelis 1990; Rauhut 2007). Extreme Formen solcher Situationen finden sich in kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen die Kontrahenten die gegenseitige Vernichtung beabsichtigen (z.B. Rasmusen 1998: 19f.). Die theoretische Bedeutung dieser Interaktionsform wird dadurch unterstrichen, dass Nullsummenspiele ein idealtypisches Beispiel für eine so genannte doppelte Kontingenz sind, die insbesondere von systemtheoretisch orientierten Soziologen als problematisch erachtet wird (z.B. Luhmann 1988).
Das letzte Beispiel zeigt zudem, dass die rationale Lösung von Nullsummenspielen nicht trivial ist. So nimmt Luhmann (1988) an, dass in einem solchen Fall rationales Verhalten nicht möglich ist und jede Berechnung des Gegners scheitern müsse (vgl. Berger/Hammer 2007). Umso interessanter ist deshalb die Frage, ob es menschlichen Akteuren gelingt, sich in einer Nullsummensituation nutzenmaximierend zu verhalten, und, wenn ja, welche Form von Rationalität sich dabei zeigt.
Insbesondere wird interessieren, ob hier ökologische Rationalität (Smith 2003 und 2007) derart vorliegt, dass sich Rationalität als emergentes Phänomen auf der Aggregatebene durch die Interaktion der Akteure selbst dann ergibt, wenn deren individuelle Entscheidungen nicht vollständig rational sind. Oder aber, ob für dieses komplexe Entscheidungskalkül von – bewusster oder unbewusster – individueller Rationalität der egoistischen Akteure ausgegangen werden kann, wie es eine eher psychologisch orientierte Interpretation der spieltheoretischen Analyse nahe legt (z.B. Brown/Rosenthal 1990: 1065, Shachat 2002: 194).
... weniger
Autoren-Porträt von Joachim Behnke, Thomas Bräuninger, Susumu Shikano
Prof. Dr. Joachim Behnke ist Inhaber des Lehrstuhls für Politikwissenschaft an der Zeppelin Universität Friedrichshafen, seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Wahlsysteme und Wahlforschung und Moderne Politische Theorie.Dr. Thomas Bräuninger ist Professor für Political Economy an der Universität Mannheim. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der vergleichenden politischen Ökonomie und der formalen politischen Theorie.
Dr. Susumu Shikano ist Professor für Methoden der empirischen Politik- und Verwaltungsforschung an der Universität Konstanz, seine Schwerpunkte sind Wahl- und Koalitionsforschung.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Joachim Behnke , Thomas Bräuninger , Susumu Shikano
- 2010, 2010, 228 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Behnke Joachim, Thomas Bräuninger, Susumu Shikano
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531924281
- ISBN-13: 9783531924281
- Erscheinungsdatum: 02.09.2010
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 1.41 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Insgesamt bieten die Beiträge einen erhellenden Einblick in die gegenwärtige Auseinandersetzung um die Rationalität und zeigen neue Perspektiven auf." www.pw-portal.de, 14.09.2010
Kommentar zu "Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie / Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie"
0 Gebrauchte Artikel zu „Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie / Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie / Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie".
Kommentar verfassen