Lesereise Südsee (ePub)

Kein Ausweg aus der Südsee? (S. 78-79)

Im Labyrinth der berüchtigten Torres-Straße zwischen Australien und Papua Neuguinea haben sich schon viele Schiffe verfahren und nie mehr herausgefunden

Der Himmel ist blau, das Meer schimmert türkis, die Strände leuchten weiß, doch die Harmonie der Farben täuscht ein tropisches Badeparadies nur vor. Wer genau hinschaut, sieht schon vom Ufer aus, wie die Meeresoberfläche an einigen Stellen schäumt, das Wasser scheint zu kochen.

Es sind die äußeren Anzeichen von tödlichen Strömungen, die unmittelbar vor der Küste über versteckte Riffe rauschen. Weil hier zwei Weltmeere zusammenstoßen, der Pazifische und der Indische Ozean, und weil dies in einer nur hundertfünfzig Kilometer breiten Meerenge geschieht, entstehen in der Torres-Straße gewaltige Strömungen und ein Tidenhub von ungefähr zehn Metern. Die schmale Durchfahrt zwischen Australien und Papua Neuguinea ist außerdem mit hundertachtunddreißig Inseln und unzähligen Atollen und Korallenriffen gespickt, die zu den nördlichen Ausläufern des Great Barrier Reef gehören.

Die Strömungen rasen zwischen den Inseln hindurch, werden von Riffen wie durch Düsen verstärkt, überschwemmen bei Flut zahlreiche Atolle und geben sie bei Ebbe wieder frei. Wassergewalten zerren und drücken von allen Seiten. Sie sind unsichtbar, aber für jeden Schwimmer und auch für jedes Schiff eine große Gefahr.

Das Labyrinth der Torres-Straße gehört deshalb zu den schwierigsten Schiffspassagen der Meere, Navigation wird hier für jeden Seemann zum Meisterstück. Die Inseln sind die Fühler, die Australien in die Weite Ozeaniens und der Südsee hinausstreckt, und mittlerweile eine Art Netz der australischen Küstenwache, in dem sich manches Schiff verfängt.