Meditatives Wandern / Ullstein eBooks (ePub)
Bewusste und achtsame Übungen in der Natur
Worum geht es?
Beim Wandern läuft die Seele mit. Dieses Buch ist der ideale Begleiter für alle, die etwas in ihrem Leben verändern wollen. Neben praktischen Übungen, Meditationen und spielerischen Aufgaben regen besinnliche Texte unterwegs zum Nachdenken...
Beim Wandern läuft die Seele mit. Dieses Buch ist der ideale Begleiter für alle, die etwas in ihrem Leben verändern wollen. Neben praktischen Übungen, Meditationen und spielerischen Aufgaben regen besinnliche Texte unterwegs zum Nachdenken...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Meditatives Wandern / Ullstein eBooks (ePub)“
Worum geht es?
Beim Wandern läuft die Seele mit. Dieses Buch ist der ideale Begleiter für alle, die etwas in ihrem Leben verändern wollen. Neben praktischen Übungen, Meditationen und spielerischen Aufgaben regen besinnliche Texte unterwegs zum Nachdenken an.
Was ist besonders?
Bei diesem von dem Heilpraktiker Norbert Parucha entwickelten Konzept gibt es keine Leistungsvorgaben wie auf einem Trimmpfad, sondern Ziel ist das bewusste Erkennen des eigenen, ursprünglichen Rhythmus in der Natur. Zudem enthält das Buch ein Kapitel zum Trend des Barfußlaufens.
Beim Wandern läuft die Seele mit. Dieses Buch ist der ideale Begleiter für alle, die etwas in ihrem Leben verändern wollen. Neben praktischen Übungen, Meditationen und spielerischen Aufgaben regen besinnliche Texte unterwegs zum Nachdenken an.
Was ist besonders?
Bei diesem von dem Heilpraktiker Norbert Parucha entwickelten Konzept gibt es keine Leistungsvorgaben wie auf einem Trimmpfad, sondern Ziel ist das bewusste Erkennen des eigenen, ursprünglichen Rhythmus in der Natur. Zudem enthält das Buch ein Kapitel zum Trend des Barfußlaufens.
Lese-Probe zu „Meditatives Wandern / Ullstein eBooks (ePub)“
Meditatives Wandern von Norbert ParuchaVorwort
Das Wiedererlernen der Bewusstheit
Oberstes Ziel des Meditativen Wanderns, wie ich es praktiziere und vermitteln möchte, ist das Wiedererlernen der Bewusstheit. Das meiste in unserer Welt geschieht unbewusst. Vieles ist zur Routine geworden. Verloren gegangen ist dabei der Augenblick. Dann sind wir nicht hier, sondern schon am Ziel, und zwar geistig, körperlich und seelisch. Wenn wir nicht da sind, wo wir uns gerade befinden, werden wir krank. Das Jetzt hat keinen Platz mehr, wenn die Konzentration durchgehend auf das Erreichen der Ziele gerichtet wird.
Kein Wunder, dass viele von uns mit dem Wort »Ziel« so ein großes Problem haben. Wenn das Ziel uns das Verweilen im Augenblick nimmt, dann ist es fehl am Platz. Grundsätzlich sind Ziele jedoch notwendig. Sie machen uns zu Menschen, die ihr Leben in die Hand nehmen. Ohne Zielvorstellung weiß kein Mensch, wo er wirklich hinwill.
Setzen Sie sich Ziele
Ein Ziel wird dann zum Problem, wenn es uns von außen vorgegeben wird und wir es nicht zu unserem eigenen machen. Deshalb ist es gut, sich selbst Ziele zu setzen, kurzfristige, langfristige und ein Lebens- ziel. Was immer wieder zu Irritationen führt, ist die Zeit. Es ist nicht wichtig, möglichst schnell sein Ziel zu erreichen. Wenn wir es klar benennen und es umsetzbar ist, lassen wir es los und folgen aufmerksam, wohin uns der Weg zum Ziel führt.
Es muss nicht jedes Ziel erreicht werden. Im Gegenteil, wenn wir unterwegs spüren, dass es für uns nicht mehr stimmt, sind wir gefordert, es umzuformulieren. Das Ziel gibt uns die Richtung vor, nur so ist Orientierung möglich. Ziele machen uns zu Menschen, die wissen, wo es langgeht, wohin sie wollen.
Der Weg ist nicht das Ziel
... mehr
Vielen Menschen reicht es heute schon, ihren Weg als Ziel zu sehen. Der Weg ist das Ziel - dieser von Konfuzius geprägte Gedanke ist schon fast zum Motto unserer Zeit geworden. Wir sollten darauf achten, dass wir damit nicht die allgemein zunehmende Unverbindlichkeit unseres Alltags rechtfertigen. Tatsache ist, jeder Weg hat ein Ziel. Sich auf eines festzulegen heißt, eine Entscheidung zu treffen und sie zu verantworten.
Hat man sein Ziel losgelassen, dann drängt nichts mehr. Dann kann man sich Zeit lassen und sich erlauben, seinen Weg in größtmöglicher Gelassenheit und Wachheit zu gehen.
Es geht beim Meditativen Wandern wirklich nicht darum, alles in unserer heutigen Zeit infrage zu stellen oder verändern zu wollen. Es geht darum, die Fragen der Menschen ernst zu nehmen. Die Verunsicherung ist enorm und nimmt stetig zu. Jeder ist in der Verantwortung, den Sinn seiner Lebensweise zu hinterfragen.
Entspanntes, betrachtendes Gehen kann hinführen zu einem Leben in absoluter Bewusstheit. Zu dem Leben, das wir wahrhaftig als solches bezeichnen können. Es ist ein Weg mit einem durchaus erstrebenswerten Ziel.
Das Leben braucht Raum
Es fällt auf, dass die meisten Menschen heute auch im Urlaub volles Programm haben. Jede Stunde des Tages muss angefüllt sein mit Aktivitäten. Was steckt wohl dahinter? Ist es die Furcht, im Leben etwas zu versäumen, zu kurz zu kommen? Oder ist es unbewusst die Angst, zur Ruhe zu kommen? Dann rücken womöglich die Beziehungen zum Partner, zur Familie und zu sich selbst in den Vordergrund.
Fast zehn Jahre sind vergangen, seit ich zum ersten Mal mit einer Gruppe meditativ gewandert bin. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt sicherlich schon an die dreißig Wandergruppen in verschiedenen Regionen Europas begleitet. Es war vor allem der Jakobsweg, der mich faszinierte, als ich vor fast zwanzig Jahren erstmals als Wanderreiseleiter unterwegs war. Jahrelang ging ich auf zahlreichen Wegen durch Frankreich und Spanien mit dem Ziel Santiago de Compostela.
Obwohl es eine schöne Zeit war und ich intensive Begegnungen mit Menschen hatte, wuchs mit der Zeit meine Unzufriedenheit. Anfangs war mir noch nicht bewusst, weshalb. Beruflich arbeitete ich bereits als ganzheitlicher Körpertherapeut und ich spürte, dass viele der Teilnehmer sehr hektisch waren. Mit Pilgern hatte das nichts zu tun. Es war auffällig, dass die meisten, die sich mit mir auf den Weg machten, bereits eine gewisse Unruhe mitbrachten. Sie kamen aus ihrem Alltag auf den Jakobsweg und wanderten dort mit der gleichen Leistungsorientiertheit und Zielstrebigkeit wie in ihrem Beruf. Der einzige Unterschied war, sie waren einige Hundert Kilometer weiter südlich unterwegs. Das Ziel, das wir uns am Morgen vorgenommen hatten, musste mit den jahrelang antrainierten Fähigkeiten am Abend erreicht werden. Das hieß, möglichst rasch und auf dem kürzesten Weg. Keine unnötige Zeitverschwendung und so effektiv und zielorientiert wie möglich. So konnte keine Ruhe einkehren.
Die durchschnittliche Tagesetappe eines Pilgers von 20 bis 30 Kilometern muss auch erst mal bewältigt werden. Ich fand das anfangs auch ganz normal und dachte, es wird sich nach spätestens einer Woche geben. Dem war aber nicht so. Die Angst, das Tagespensum bis zum Abend nicht zu schaffen, erlaubte nur kurze Pausen. Trotz Mittagshitze wurde durchgewandert. Keine Zeit, mal in einer Kirche zu verweilen oder im Schatten innezuhalten. Probleme hatten vor allem diejenigen, die das Schlusslicht bildeten, sie bekamen bald das Gefühl, zu langsam zu sein und die Gruppe aufzuhalten.
Es war an der Zeit, etwas zu verändern an der Art des Wanderns. Ich verkürzte die Wanderstrecke der einzelnen Tage auf gerade mal die Hälfte. Jeder Tag wurde unter ein Thema gestellt und die frei gewordene Zeit mit meditativen Texten, Atemübungen und Gesprächen gefüllt. Seitdem ich das praktiziere, spüre ich eine befreiende Entlastung in den Gruppen. Allein die Tatsache, dass man sich nicht mehr so viel vornimmt, bringt die Menschen schon zur Ruhe. Und auf einmal ist es nicht mehr so wichtig, wann man ankommt. Die Befürchtung, das Tagessoll nicht zu schaffen, ist erst mal weg. Kein Zweifel mehr an der eigenen Leistungsfähigkeit. Das Ziel ist nicht mehr wichtig, nur das Unterwegssein. Endlich das Gehen genießen ohne das Gefühl, gedrängt zu werden.
Es gibt nichts wirklich Neues
Ich nannte es Meditatives Wandern. Für mich war es zu diesem Zeitpunkt etwas Neues, obwohl ich sicher bin, dass schon vor mir viele Menschen diese Art von betrachtendem Gehen praktizierten. Ich bin überzeugt, dass es nichts wirklich Neues gibt. Was wir heute wissen oder glauben, uns selbst angeeignet und neu entdeckt zu haben, existierte schon lange vor uns. Es gibt ein universelles Wissen, das in einem unvorstellbar und unermesslich großen Umfang vorhanden ist. Es gibt keine neuen Erkenntnisse. Wie überrascht sind wir heute, wenn wir Weisheiten von alten Philosophen wie Laotse, Sokrates oder Seneca lesen und das Gefühl haben, das passt genau in unsere moderne Zeit. Das, was Menschen vor uns gesagt, geschrieben oder gedacht haben, ist im Urwissen unseres Universums gespeichert. Es geht nur darum, einen Zugang dazu zu finden. Früher gab es die Medizinmänner und Schamanen oder die Dorfältesten, die dieses archaische Denken an die Nachkommen weitergegeben, sie eingeweiht haben.
Meditatives Wandern hat sich für mich zu einer Möglichkeit entwickelt, in der bewussten Aktivität sich selbst nahezukommen. Die Meditation, die wir aus der östlichen Welt kennen, ist für uns in den westlichen Industrienationen meist nicht so geeignet.
Obgleich in diesem Buch die Wahl der sprachlichen Formulierung eher männlich geprägt ist, möchte ich allen weiblichen Lesern versichern, dass ich beim Verfassen des Textes an sie genauso gedacht habe.
Einstimmung auf die Übungen
Sie sind eingeladen, sich in der Natur auf Ihren eigenen spirituellen Weg zu begeben. Dazu müssen Sie keine lange Reise unternehmen. Es muss kein Strand, eine Seenlandschaft oder ein Gebirge sein. Die Natur ist überall schön. Ganz bestimmt finden Sie in Ihrer näheren Umgebung etwas Geeignetes, wo Sie einen Tag oder nur ein paar Stunden meditativ wandern können.
Mithilfe der nachfolgenden 15 Übungen nähern Sie sich ganz allmählich mit all Ihren Sinnen dem Erkennen und Verstehen der Abläufe und Kreisläufe in der Natur. In ihr läuft nichts linear ab wie auf einer Zeitschiene vom Anfang bis zum Ende. Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang - alles kommt wieder. Nichts ist verloren, nichts wird versäumt, alles kehrt wieder und beginnt von vorne. Jeder Tag, jede Jahreszeit, jedes neue Leben trägt eine neue Chance in sich.
Im Universum endet nichts. Materie verändert lediglich ihre Form. Sie verwandelt sich, so wie alles im Kosmos sich entwickelt. Wandern und Wandeln haben nicht nur zufällig den gleichen Wortstamm. Wandern verwandelt, Wandeln heilt. Wandelgänge und Wandelhallen kennen Sie von Kurorten, ebenfalls Stätten, die Menschen aufsuchen, um gesund zu werden.
Wir alle sind ein Teil der Schöpfung. Es ist nur ein kleiner Schritt, uns ihr wieder zu nähern und am Heilungsprozess der Natur teilzuhaben, uns gemeinsam mit ihr auf den Weg der Heilung zu begeben. Je mehr wir uns auf die Natur einlassen, je mehr wir uns mit ihr verbinden, umso mehr wächst auch die Verantwortung für sie, für uns selbst und für die ganze Erde.
Die Übungen sollen Sie ganz allmählich heranführen an eine neue Vertrautheit mit der Natur. Es ist in Ordnung, wenn Sie anfangs Hemmungen in sich spüren, manche der Übungen vielleicht sogar als albern und kindisch empfinden. Das hat damit zu tun, dass uns die Natur fremd geworden ist. Vielleicht macht sie uns sogar Angst. Sie fordert uns mit Hitze und Kälte, Wind und Regen und anderen Unwägbarkeiten. Wir haben gelernt, uns vor ihr zu schützen. Wir haben Frühwarnsysteme eingerichtet, damit uns Hochwasser, Orkane und Lawinen nichts mehr anhaben können. Haben wir uns erst mal distanziert, fällt es uns auch schwer, ihre Schönheiten wahrzunehmen.
Es braucht ein wenig Mut und etwas Zeit, um sich der Natur wieder unvoreingenommen zu nähern. Nehmen Sie sich diese Zeit. Ganz allmählich und je öfter Sie üben, wird es Ihnen immer leichterfallen. Vorübergehende Passanten werden Sie irgendwann nicht mehr stören. Die Witterung spielt keine große Rolle mehr.
Die Übungen bauen nicht aufeinander auf, die vorgegebene Reihenfolge müssen Sie nicht einhalten. Es ist ein Vorteil, wenn Ihnen Wege und Orte vertraut sind. So können Sie sich die dazu passenden Übungen suchen oder einzelne Sequenzen entnehmen und ganz nach Ihrem Geschmack verändern. Lassen Sie sich zu eigenen Ideen inspirieren und Ihre Kreativität frei fließen. Ich würde mich sehr freuen, wenn dieses Buch Sie dazu ermuntert, gleich loszulegen.
Copyright © Allegria Verlag.
Vielen Menschen reicht es heute schon, ihren Weg als Ziel zu sehen. Der Weg ist das Ziel - dieser von Konfuzius geprägte Gedanke ist schon fast zum Motto unserer Zeit geworden. Wir sollten darauf achten, dass wir damit nicht die allgemein zunehmende Unverbindlichkeit unseres Alltags rechtfertigen. Tatsache ist, jeder Weg hat ein Ziel. Sich auf eines festzulegen heißt, eine Entscheidung zu treffen und sie zu verantworten.
Hat man sein Ziel losgelassen, dann drängt nichts mehr. Dann kann man sich Zeit lassen und sich erlauben, seinen Weg in größtmöglicher Gelassenheit und Wachheit zu gehen.
Es geht beim Meditativen Wandern wirklich nicht darum, alles in unserer heutigen Zeit infrage zu stellen oder verändern zu wollen. Es geht darum, die Fragen der Menschen ernst zu nehmen. Die Verunsicherung ist enorm und nimmt stetig zu. Jeder ist in der Verantwortung, den Sinn seiner Lebensweise zu hinterfragen.
Entspanntes, betrachtendes Gehen kann hinführen zu einem Leben in absoluter Bewusstheit. Zu dem Leben, das wir wahrhaftig als solches bezeichnen können. Es ist ein Weg mit einem durchaus erstrebenswerten Ziel.
Das Leben braucht Raum
Es fällt auf, dass die meisten Menschen heute auch im Urlaub volles Programm haben. Jede Stunde des Tages muss angefüllt sein mit Aktivitäten. Was steckt wohl dahinter? Ist es die Furcht, im Leben etwas zu versäumen, zu kurz zu kommen? Oder ist es unbewusst die Angst, zur Ruhe zu kommen? Dann rücken womöglich die Beziehungen zum Partner, zur Familie und zu sich selbst in den Vordergrund.
Fast zehn Jahre sind vergangen, seit ich zum ersten Mal mit einer Gruppe meditativ gewandert bin. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt sicherlich schon an die dreißig Wandergruppen in verschiedenen Regionen Europas begleitet. Es war vor allem der Jakobsweg, der mich faszinierte, als ich vor fast zwanzig Jahren erstmals als Wanderreiseleiter unterwegs war. Jahrelang ging ich auf zahlreichen Wegen durch Frankreich und Spanien mit dem Ziel Santiago de Compostela.
Obwohl es eine schöne Zeit war und ich intensive Begegnungen mit Menschen hatte, wuchs mit der Zeit meine Unzufriedenheit. Anfangs war mir noch nicht bewusst, weshalb. Beruflich arbeitete ich bereits als ganzheitlicher Körpertherapeut und ich spürte, dass viele der Teilnehmer sehr hektisch waren. Mit Pilgern hatte das nichts zu tun. Es war auffällig, dass die meisten, die sich mit mir auf den Weg machten, bereits eine gewisse Unruhe mitbrachten. Sie kamen aus ihrem Alltag auf den Jakobsweg und wanderten dort mit der gleichen Leistungsorientiertheit und Zielstrebigkeit wie in ihrem Beruf. Der einzige Unterschied war, sie waren einige Hundert Kilometer weiter südlich unterwegs. Das Ziel, das wir uns am Morgen vorgenommen hatten, musste mit den jahrelang antrainierten Fähigkeiten am Abend erreicht werden. Das hieß, möglichst rasch und auf dem kürzesten Weg. Keine unnötige Zeitverschwendung und so effektiv und zielorientiert wie möglich. So konnte keine Ruhe einkehren.
Die durchschnittliche Tagesetappe eines Pilgers von 20 bis 30 Kilometern muss auch erst mal bewältigt werden. Ich fand das anfangs auch ganz normal und dachte, es wird sich nach spätestens einer Woche geben. Dem war aber nicht so. Die Angst, das Tagespensum bis zum Abend nicht zu schaffen, erlaubte nur kurze Pausen. Trotz Mittagshitze wurde durchgewandert. Keine Zeit, mal in einer Kirche zu verweilen oder im Schatten innezuhalten. Probleme hatten vor allem diejenigen, die das Schlusslicht bildeten, sie bekamen bald das Gefühl, zu langsam zu sein und die Gruppe aufzuhalten.
Es war an der Zeit, etwas zu verändern an der Art des Wanderns. Ich verkürzte die Wanderstrecke der einzelnen Tage auf gerade mal die Hälfte. Jeder Tag wurde unter ein Thema gestellt und die frei gewordene Zeit mit meditativen Texten, Atemübungen und Gesprächen gefüllt. Seitdem ich das praktiziere, spüre ich eine befreiende Entlastung in den Gruppen. Allein die Tatsache, dass man sich nicht mehr so viel vornimmt, bringt die Menschen schon zur Ruhe. Und auf einmal ist es nicht mehr so wichtig, wann man ankommt. Die Befürchtung, das Tagessoll nicht zu schaffen, ist erst mal weg. Kein Zweifel mehr an der eigenen Leistungsfähigkeit. Das Ziel ist nicht mehr wichtig, nur das Unterwegssein. Endlich das Gehen genießen ohne das Gefühl, gedrängt zu werden.
Es gibt nichts wirklich Neues
Ich nannte es Meditatives Wandern. Für mich war es zu diesem Zeitpunkt etwas Neues, obwohl ich sicher bin, dass schon vor mir viele Menschen diese Art von betrachtendem Gehen praktizierten. Ich bin überzeugt, dass es nichts wirklich Neues gibt. Was wir heute wissen oder glauben, uns selbst angeeignet und neu entdeckt zu haben, existierte schon lange vor uns. Es gibt ein universelles Wissen, das in einem unvorstellbar und unermesslich großen Umfang vorhanden ist. Es gibt keine neuen Erkenntnisse. Wie überrascht sind wir heute, wenn wir Weisheiten von alten Philosophen wie Laotse, Sokrates oder Seneca lesen und das Gefühl haben, das passt genau in unsere moderne Zeit. Das, was Menschen vor uns gesagt, geschrieben oder gedacht haben, ist im Urwissen unseres Universums gespeichert. Es geht nur darum, einen Zugang dazu zu finden. Früher gab es die Medizinmänner und Schamanen oder die Dorfältesten, die dieses archaische Denken an die Nachkommen weitergegeben, sie eingeweiht haben.
Meditatives Wandern hat sich für mich zu einer Möglichkeit entwickelt, in der bewussten Aktivität sich selbst nahezukommen. Die Meditation, die wir aus der östlichen Welt kennen, ist für uns in den westlichen Industrienationen meist nicht so geeignet.
Obgleich in diesem Buch die Wahl der sprachlichen Formulierung eher männlich geprägt ist, möchte ich allen weiblichen Lesern versichern, dass ich beim Verfassen des Textes an sie genauso gedacht habe.
Einstimmung auf die Übungen
Sie sind eingeladen, sich in der Natur auf Ihren eigenen spirituellen Weg zu begeben. Dazu müssen Sie keine lange Reise unternehmen. Es muss kein Strand, eine Seenlandschaft oder ein Gebirge sein. Die Natur ist überall schön. Ganz bestimmt finden Sie in Ihrer näheren Umgebung etwas Geeignetes, wo Sie einen Tag oder nur ein paar Stunden meditativ wandern können.
Mithilfe der nachfolgenden 15 Übungen nähern Sie sich ganz allmählich mit all Ihren Sinnen dem Erkennen und Verstehen der Abläufe und Kreisläufe in der Natur. In ihr läuft nichts linear ab wie auf einer Zeitschiene vom Anfang bis zum Ende. Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang - alles kommt wieder. Nichts ist verloren, nichts wird versäumt, alles kehrt wieder und beginnt von vorne. Jeder Tag, jede Jahreszeit, jedes neue Leben trägt eine neue Chance in sich.
Im Universum endet nichts. Materie verändert lediglich ihre Form. Sie verwandelt sich, so wie alles im Kosmos sich entwickelt. Wandern und Wandeln haben nicht nur zufällig den gleichen Wortstamm. Wandern verwandelt, Wandeln heilt. Wandelgänge und Wandelhallen kennen Sie von Kurorten, ebenfalls Stätten, die Menschen aufsuchen, um gesund zu werden.
Wir alle sind ein Teil der Schöpfung. Es ist nur ein kleiner Schritt, uns ihr wieder zu nähern und am Heilungsprozess der Natur teilzuhaben, uns gemeinsam mit ihr auf den Weg der Heilung zu begeben. Je mehr wir uns auf die Natur einlassen, je mehr wir uns mit ihr verbinden, umso mehr wächst auch die Verantwortung für sie, für uns selbst und für die ganze Erde.
Die Übungen sollen Sie ganz allmählich heranführen an eine neue Vertrautheit mit der Natur. Es ist in Ordnung, wenn Sie anfangs Hemmungen in sich spüren, manche der Übungen vielleicht sogar als albern und kindisch empfinden. Das hat damit zu tun, dass uns die Natur fremd geworden ist. Vielleicht macht sie uns sogar Angst. Sie fordert uns mit Hitze und Kälte, Wind und Regen und anderen Unwägbarkeiten. Wir haben gelernt, uns vor ihr zu schützen. Wir haben Frühwarnsysteme eingerichtet, damit uns Hochwasser, Orkane und Lawinen nichts mehr anhaben können. Haben wir uns erst mal distanziert, fällt es uns auch schwer, ihre Schönheiten wahrzunehmen.
Es braucht ein wenig Mut und etwas Zeit, um sich der Natur wieder unvoreingenommen zu nähern. Nehmen Sie sich diese Zeit. Ganz allmählich und je öfter Sie üben, wird es Ihnen immer leichterfallen. Vorübergehende Passanten werden Sie irgendwann nicht mehr stören. Die Witterung spielt keine große Rolle mehr.
Die Übungen bauen nicht aufeinander auf, die vorgegebene Reihenfolge müssen Sie nicht einhalten. Es ist ein Vorteil, wenn Ihnen Wege und Orte vertraut sind. So können Sie sich die dazu passenden Übungen suchen oder einzelne Sequenzen entnehmen und ganz nach Ihrem Geschmack verändern. Lassen Sie sich zu eigenen Ideen inspirieren und Ihre Kreativität frei fließen. Ich würde mich sehr freuen, wenn dieses Buch Sie dazu ermuntert, gleich loszulegen.
Copyright © Allegria Verlag.
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Autoren-Porträt von Norbert Parucha
Norbert Parucha (Jg. 1953) ist Therapeut für Integrative Körperarbeit und leitet eine Praxis für ganzheitliche Körpertherapie in München und Bad Kohlgrub, wo er das meditative Wandern entwickelte. Zusammen mit dem Tourismusverband von Oberammergau initiierte er den 87 Kilometer langen Meditationsweg in den Ammergauer Alpen. Für sein Konzept wurde er mehrmals ausgezeichnet, er errang 2011 den fünften Platz des begehrten internationalen Tourismuspreises The Alps und wurde somit einem größeren Publikum bekannt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Norbert Parucha
- 2014, 1. Auflage, 192 Seiten, Deutsch
- Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
- ISBN-10: 3843708592
- ISBN-13: 9783843708593
- Erscheinungsdatum: 11.04.2014
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 1.52 MB
- Ohne Kopierschutz
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