Planet der Leistungsträger - 5 Offenbarung. (PDF)
Eine Geschichte aus der Zukunft von Peter A. Kettner
Sean Gates will unbedingt die Höhle sehen, von der ihm Habuck, der Ex- Priester erzählt hatte. Er hofft dort Antworten auf Fragen zu finden, die ihn schon länger Zeit quälen. Doch die tief in den Bergen liegende Felsenzeichnungen werden von dem Orden des...
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Produktinformationen zu „Planet der Leistungsträger - 5 Offenbarung. (PDF)“
Sean Gates will unbedingt die Höhle sehen, von der ihm Habuck, der Ex- Priester erzählt hatte. Er hofft dort Antworten auf Fragen zu finden, die ihn schon länger Zeit quälen. Doch die tief in den Bergen liegende Felsenzeichnungen werden von dem Orden des Propheten Aruck bewacht, dessen Führer als konservativer Theologe gilt. Da es für die Mission besser ist, mit den Eingeborenen auf freundschaftlichem Fuße zu stehen, möchte Sean nicht ohne die Erlaubnis des Ordens die Höhle betreten. Die Hejak-Tork bieten an, den Erstkontakt zu übernehmen. Die erfahrenen Raumfahrer wissen, dass man gerade bei kirchlichen Autoritäten, die eigene Überlegenheit betonen muss, um schneller ans Ziel zu gelangen. Beeindruckt von dem Auftreten der mächtigen Wesen gestattet Dorang, der geistliche Führer, den Besuch der Höhle, möchte sie aber mit einigen Ordensbrüdern begleiten. Noch ahnt keiner von ihnen, dass in den Eingeweiden des Berges, mehr als nur einige Zeichnungen auf sie warten. Kapitel 25 Ein Volk mit VergangenheitKapitel 26 Das große GemetzelKapitel 27 Alles oder NichtsKapitel 28 Zum Scheitern verurteiltKapitel 29 Kampf um die MilchstraßeKapitel 30 Sieg und NeubeginnPersonen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden.Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sowie existierendenUnternehmen wären also rein zufällig.
Lese-Probe zu „Planet der Leistungsträger - 5 Offenbarung. (PDF)“
N achdem wir die ersten Gipfel überflogen hatten, öffnete sich überraschend ein weites fast kreisrundes Tal vor uns. Inmitten der großflächigen Einsenkung, stand umgeben von einigen dutzend Holzhäusern, ein steinerner Tempel. Das sakrale Gebäude besaß ein Kuppelförmiges Dach, das von zwölf imposanten Säulen getragen wurde. Trotz seiner schlichten Bauweise, war es ein in sich stimmiges Meisterwerk von klarer und erhabener Schönheit. Es zeugte eindeutig vom großen handwerklichen Können seiner Erbauer. Auf oval angelegten Feldern, die um die kleine Siedlung herum angelegt waren, konnte man Eingeborene bei der Arbeit beobachten. Sie hatten uns noch nicht entdeckt, da die Triebwerke der Personengleiter vollkommen geräuschlos ihren Dienst verrichteten. Nur eine Herde ziegenähnlicher Tiere rannte sichtlich beunruhigt auf einer Koppel umher. Niemand schien sich an den blökenden Lauten zu stören, woraus ich folgerte, dass die Tiere im Allgemeinen von schreckhafter Natur waren. Ein gebrechlich wirkender Greis, in einem weiten Kittel, schritt würdevoll dem archaischen Gotteshaus entgegen. Es musste eine bedeutende Person sein, denn ihm folgten in respektvollem Abstand acht weitere Würdenträger in weißen Umhängen. Die rechte Hand des in die Jahre gekommen Klerikers umklammerte einen auffälligen Stab, dessen Kopfende ein faustgroßer Edelstein von blauer Farbe krönte. Verwundert registrierte ich, wie Habuck begann, nervös auf seinem Sitz hin und her zu rutschen. »Kennst du den Mann?«, fragte ich unseren Einheimischen Gast, den eine große Verunsicherung zu plagen schien. »Ja, sein Name ist Dorang«, brabbelte er mit leichter Verachtung. »Er ist das Operhaupt unseres Ordens und einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des ganzen Planeten.« »Das trifft sich doch gut«, sagte ich gutgelaunt. »Mit einer solchen Autorität an unserer Seite, können wir den Umma-Sun schneller helfen.« »Da bin ich mir nicht so sicher«, nörgelte unser Führer griesgrämig. »Der Kerl soll so stur sein wie
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ein Hung-Ochse und gilt unter den Klerikern als ein unbeugsamer Vertreter einer rückwärtsgewandten Theologie.« »Warum hast du uns nicht schon früher vor ihm gewarnt?« Eingeschnappt bekannte er: »Nun ja, ich hoffte, er hätte schon das Zeitliche gesegnet.« Ich schaute ihn mitfühlend an und bemerkte mit sanfter Ironie: »Das Schicksal ist selten gerecht und begünstigt leider allzu oft die größten Charakterärsche. Meine Rasse musste auch sehr lange unter solchen Typen leiden.« »Das hast du schön gesagt«, bemerkte er weiterhin schlecht gelaunt, »aber dadurch wird es auch nicht besser.« »Keine Sorge, wir werden das regeln«, mischte sich Feuerlanze lautstark ein. »Mit solchen Brüdern hatten wir es auf unseren Reisen schon oft zu tun. Denen muss man nur von Anfang an klar machen, wer der Boss ist und ihnen die Grenzen ihrer Macht aufzeigen.« Auf einem kunstvoll gepflasterten Platz vor dem Tempel setzten wir zur Landung an. Beim Anblick der fliegenden Maschine warfen sich die Begleiter des Ordensführers wimmernd zu Boden, nur der Alte blieb erschrocken stehen. Doch auch sein Gesicht war von Angst gezeichnet. Feuerlanze und Lichtschwert entstiegen mit kraftvollen Sprüngen dem ersten Gleiter und positionierten sich breitbeinig vor dem Stabträger. Derart eingeschüchtert beugte er das Haupt mit den langen Ohren. Es war ihm anzusehen, dass er die hünenhaften Außerirdischen für göttliche Wesen hielt. Mit dröhnendem Bass stellte Feuerlanze fest: »So, du bist also die wichtigste geistliche Autorität auf diesem Planeten.« »Ich bin nur ein unbedeutender Diener des Propheten Aruck«, versuchte der Alte seine Bedeutung kleinzureden. »Willst du dich etwa über mich lustig machen?«, fragte ihn der Hejak-Tork mit blitzenden Reißzähnen. »Oh nein, Herr«, greinte der Kleriker. »Bitte fresst mich nicht, ich wollte nicht unverschämt sein.« »Du hältst dich wohl für sehr appetitlich«, schimpfte Feuerlanze genervt. »Nein, gewiss nicht. Nur ist an meinen dürren alten Körper nicht genügend Fleisch, um ein so großartiges Wesen wie euch zu sättigen.« Augenzwinkernd schaute mich Feuerlanze an und jammerte mit gespielter Verzweifelung: »Wieso glauben alle, dass wir sie fressen wollen? Dabei sind wir doch die friedlichsten Geschöpfe, die man sich im Universum vorstellen kann.« Verwirrt blickte ihn der Ordensführer mit seine vier Augen an und fragte: »Warum seid ihr dann gekommen?« »Tritt heraus, Habuck«, befahl Feuerlanze, »hier ist jemand der dich begrüßen möchte.« Mit stolzgeschwellter Brust verließ der Ex-Priester den Gleiter und ging hocherhobenen Hauptes auf das Oberhaupt des Aruck-Ordens zu. Beleidigt keifte Dorang: »Wie kommt es, das ein rangniederer Priester die Götterboten begleitet?« »Schweig«, knurrte Feuerlanze mit gespielter Entrüstung. »Dieser Mann hat sich mit Mut und Entschlossenheit den gefiederten Teufeln entgegengestellt.« Unterwürfig beeilte sich der Ordensführer den Hejak-Tork zu besänftigen: »Dann muss er ein Gesegneter sein, dem die Götter beigestanden haben.« »Die Götter stehen nur denjenigen bei, die sich auch selbst zu helfen wissen«, grollte Feuerlanze mit seinem voluminösen Bass. »Wir wurden gesandt, um festzustellen, ob ihr würdig seid gerettet zu werden.« Beflissenem säuselte Dorang: »Wir werden euch nicht enttäuschen.« »Habuck ist unser offizieller Botschafter auf Umma«, erläuterte Lichtschwert dem geistlichen Würdenträger mit Nachdruck. »Wir erwarten, das ihr gut mit ihm zusammenarbeitet.« »Ihr werdet keine Beschwerden von mir hören«, dienerte Dorang Verängstigt. Zufrieden resümierte Feuerlanze: »Dann ist ja alles gesagt!« Wie sich schnell herausstellte, waren in den letzten Wochen fast fünfhundert Flüchtlinge in das abgelegene Tal gekommen, weil sie sich hier eine sichere Zuflucht erhofften. Das war eine ideale Gelegenheit um Informationen zu sammeln. Ohne viel Zeit zu verlieren begann ich unterstützt von Irma, Geraldine und Ragnar die Einheimischen zu interviewen. Die freundlichen Pelzträger erwiesen sich als sehr mitteilungsbedürftig und verloren sehr schnell ihre anfängliche Scheu vor uns. Dank ihrer detaillierten Angaben, konnte ich mir ein gutes Bild über die Gesamtsituation machen. Lediglich die Hejak-Tork wurden von Vieraugen mit sichtbarem Respekt umgangen. Das konnte ich den niedlichen Wesen nicht einmal verübeln. Bei unserer ersten Begegnung, hätte ich mir auch fast in die Hosen gemacht. Nach zwei Stunden beendete ich die Befragung. Anhand der Aussagen konnten wir ungefähr ermitteln, wo die Gefiederten als nächstes zuschlagen würden. Ich machte es mir auf einer Holzbank gemütlich und begann damit, die Daten auf einem tragbaren Computer zu bearbeiteten. Dabei murmelt ich im Selbstgespräch: »Die im Westen liegenden Provinzen sind von einem mächtigen Ozean begrenzt, weshalb die Kannibalen die östlichen Bezirke heimsuchen werden.« Immer noch leicht eingeschüchtert, aber schon etwas mutiger geworden, wandte sich Dorang an mich: »Wisst ihr wie viele Umma-Sun verschleppt wurden?« »Da es keine genauen Angaben über die Bevölkerungszahlen gibt, können wir die Verluste nur schätzen. Es sind aber bestimmt zwei bis dreihunderttausend Personen.« »Sind sie noch am Leben?«, wollte er von mir wissen. Ich zögerte einen Moment. »Genaues kann ich dir nicht sagen. Die gefiederten Dämonen nutzen ihre Gefangenen als Nahrung und haben sicherlich schon einige Hundert getötet.« »Aber warum nur?«, jammerte er weinerlich. »Wir haben ihnen doch gar nichts getan.« »Das spielt für diese Kreaturen überhaupt keine Rolle«, versuchte ich ihm zu erklären. »Die Dämonen, sie selbst nennen sich Tock-Tock-Sorgen, sind Kannibalen. Sie überfallen ständig fremde Welten, um sich mit Frischfleisch zu versorgen.« Fassungslos erkannte er: »Wir haben es also mit einer galaktische Pest zu tun, einer üblen Krankheit, die es eigentlich auszurotten gilt.« »Das trifft es auf den Punkt«, bestätigte ich seine Vermutung »Und könnt ihr uns vor ihnen beschützen?« Da ich seine Frage nicht mit einem eindeutigen Ja beantworten konnte, wich ich diplomatisch aus: »Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig, aber wenn keine Hoffnung bestehen würde, wären wir nicht hier.« Trotz seines fremdartigen Gesichtes konnte ich sehen, dass er mit der Antwort nicht zufrieden war. Aber es war die Wahrheit und anlügen wollte ich ihn nicht. »Was habt ihr als nächste vor?«, fragte er etwas schmallippig. »Ich möchte mir die ominösen Bilder in den Kavernen ansehen!« »Das sind eigentlich heilige Orte, die nur Gläubige betreten dürfen«, murrte er. Sachlich versuchte ich ihm zu erklären: »Das habt ihr aus ihnen gemacht, aber sie erzählen eine Geschichte, die als Warnung gedacht war.« Mit dieser Antwort war er nicht zufrieden. Doch er musste umdenken, denn viel Zeit blieb ihm nicht. Ich machte mich auf den Weg. Geschützt durch seine Lage herrschte im Tal ein mildes Klima. Das nutzten auch die klerikalen Selbstversorger. Unterstützt von willigen Helfern bauten sie verschiedene Getreide, Gemüse und Obstsorten an. Belohnt wurden sie mit üppigen Ernten, mit der alle mehr als nur ausreichende Ernährt werden konnten. Die Überschüsse nutzten sie, um mit ihnen einen lukrativen Handel zu betreiben. Darben oder gar Hunger leiden, das erkannte man schon an den runden Bäuchen der Mönche, war in der kleinen abgeschlossenen Welt unbekannt. Eine weitere Einnahmequelle bildeten die großzügigen Spenden und Geschenke der Gläubigen, weshalb das Kloster im Laufe seiner Geschichte zu einem beachtlichen Reichtum gekommen war, der sich aber nicht in prunkvollen Bauten ausdrückte. Protzen mit Vermögen, wie ich es von den meisten Leistungsträgern kannte, war den vieräugigen Fellträgern fremd. Dank voller Speicherhallen konnten die berühmte Einsiedelei die aufgenommenen Flüchtlinge problemlos versorgen. Geiz, sofern es nicht um das eigene Überleben ging, war keine Charaktereigenschaft dieser Rasse. Wahrscheinlich fehlte ihnen dazu auch die notwendige Aggressivität, was mir persönlich die Eingeborenen sehr sympathisch machte. Das ungewöhnliche Refugium war mehr als ein seltenes Miniaturparadies inmitten einer lebensfeindlichen Umgebung, es war auch eine natürliche Festung, die man mit wenigen Leuten leicht verteidigen konnte. Auch für unsere Mission bildete es ein ideales Versteck. Der Tag war wunderschön. Die frische Luft duftete nach Kräutern und war erfüllt vom Zwitschern, Tirilieren und Singen der einheimischen Vogelwelt. Die friedliche Stimmung erzeugte bei mir kein Bedürfnis nach Mord und Todschlag. Doch leider befanden wir uns nicht auf einer ruhigen wissenschaftlich ausgerichteten Exkursion, sondern auf einem lebensgefährlichen Einsatz, dessen Ausgang zweifelhaft war. Traurig betrachtete ich meine Umgebung. Wohin ich auch schaute, alles war liebevoll hergerichtet. Von Blumenrabatten gesäumte Plätze und Wege, die mehr dem Müßiggang als dem Transport von Waren dienten, erzeugten in mir ein dringendes Bedürfnis nach Urlaub. Überhaupt war die Parklandschaft um den Tempel ein Traum für Spaziergänger. Doch die von den Einheimischen geschaffenen Verschönerungen wurden von der Natur mühelos übertroffen. Pittoresk anmutende Bäche, in denen kristallklares Bergwasser plätscherte, durchzogen mäandernd das wunderschöne Landstück inmitten der Berge. Überspannt wurden die silbernen Lebensadern von kunstvoll gearbeiteten Stegen und Brückchen, die sich harmonisch in den kleinen Garten Eden einfügten. An größeren Kreuzungen standen wie zufällig kleinere Baumgruppen, die unter ihren weit ausladenden Ästen, gemütliche Bänke zum verweilen anboten. Mich faszinierte die einfache aber wirkungsvolle Gartenbaukunst der Kuttenträger. Sie zeugte von einer grandiosen Meisterschaft und verzichtete auf übertriebene Auswüchse. Hier war ein kleines Reich für harmoniesüchtige Geister entstanden, das von seinen Bewohnern akkurat gepflegt wurde. Die schöne Umgebung hatte mich für einen kurzen Moment meine Sorgen vergessen lassen. Jetzt war es an der Zeit den Ort zu besichtigen, dessen Bilder sich in die Erinnerung unseres Ex-Priesters eingebrannt hatten. Da ich nicht wusste, welche Geheimnisse und Rätsel das Heiligtum vielleicht noch barg, wollte ich meine ganze Truppe dabeihaben. Ich forderte sie über Funk an und musste nicht lange auf sie warten. Lange bleiben wir nicht alleine. Bald umgab uns ein ganzer Pulk Eingeborener, die uns neugierig beäugten, aber dennoch respektvoll Abstand hielten. Die meisten von ihnen trugen leichte und luftige Gewänder mit geometrischen Mustern und gehörten zu den Flüchtlingen. Sie sahen in uns ihre Retter, den in ihren niedlichen Gesichtern spiegelten sich Hoffnung und Zuversicht. Ich empfand tiefes Mitleid für diese friedfertigen Wesen, die ohne Schuld Opfer eines kosmischen Konflikts geworden waren. Zu Dorang gewandt fragte ich: »Es ist schon eigenartig. Obwohl wir doch gleich den Dämonen von den Sternen kommen, kann ich keinen Hass in ihren Augen erkennen.« Der Ordensführer machte einen verblüfften Eindruck. »Sie wissen, dass ihr keine Gefahr für sie darstellt.« »Und woher?« »Sie haben einen sechsten Sinn dafür«, erklärte mir Feuerlanze stattdessen, mit dem für seine Rasse typischen Grinsen. »Ohne diesen, hätte eine so sanftmütige Rasse, auf einem von Raubtieren überreich bevölkerten Planeten, nie überlebt.« Um mich für die Belehrung des Löwenmähnigen zu rächen, warf ich neckend ein: »Dann wirkt ihr bestimmt bedrohlich für sie. Bei unserem ersten Kontakt ist mir auch das Herz in die Hose gerutscht.« »Ihr Anblick ist beeindruckend und sie sind gewiss hervorragende Krieger, aber sie stellen keine Bedrohung dar«, meinte der Ordensführer gleichmütig. »In euerer Rasse dagegen lauert etwas Dunkles und Gefährliches, dass man besser nicht wecken sollte.« Der hinterlistige Pelzträger hatte mich eiskalt erwischt. Jäh entglitt mir meine sonst so kontrollierte Gesichtsmimik zu einer blöden Grimasse. Am liebsten hätte ich ihm jetzt erzählt, dass bei uns Langohren auf der Speisekarte standen. Doch meine gute Erziehung verhinderte Schlimmeres. Bestürzt erkannte ich, wie präzise die Analyse des Geistlichen war. In jedem Menschen schlummerte ein destruktives Element, dass viel Kontrolle benötigte, um es nicht ausarten zu lassen.« »Ist es noch weit zu der Höhle?«, fragte ich, um von dem Thema abzulenken. Er deutete auf eine steil aufragende Felswand, die noch ungefähr fünfhundert Meter entfernt war. »Der Weg dorthin wird wohl wenig benutzt«, stellte ich erstaunt fest. »Wir meiden die Höhlen, weil die schrecklichen Bilder uns Angst machen«, erklärte mir Dorang bedrückt. »Normalerweise werden sie nur zu Studienzwecken von jungen Ordensbrüdern besucht« Das Geheimnis der Höhle Nur wenig später standen wir vor einem robusten Holztor, an dem schon der Zahn der Zeit nagte. Wortlos entfernte der Ordenführer einen schweren Riegel, öffnete den rechten Flügel des Eingangs und bat uns hinein. Wir folgen einem fünfzig Meter langen künstlichen Stollen in die Tiefe. Für Beleuchtung sorgten mit Pflanzenfett gefüllte Laternen, die an den Seitenwänden angebracht waren. Das Fett hatte die löbliche Eigenschaft nicht zu rußen und war auf dem Planeten weit verbreitet, wie mir Dorang beiläufig versicherte. Wir liefen auf Stufen, die vor über viertausend Jahren in das Gestein gehauen worden waren. Ich fürchtete schon auszurutschen, denn sie waren spiegelglatt und zeigten deutliche Abnutzungserscheinungen. Am Ende, des in den Felsen gehauenen Ganges, öffnete sich eine domartige Kaverne von erstaunlicher Weiträumigkeit. Auch sie schien nicht natürlichen Ursprungs zu sein, denn sie ähnelte in ihrer Formgebung dem Pantheon in Rom. Geschickt entzündeten die Ordensbrüder weitere Öllampen. Es dauerte eine Weile bis alle Leuchter brannten, doch das Licht war notwendig, um die farbenfrohen Werke in ihrer ganzen Detailfreudigkeit dem Betrachter näher zu bringen. Es war ein gigantisches Bilderbuch. Die Geschichte, die es erzählte, hätte nie ins Reich der Mythologie entschwinden dürfen. Das monumentale Gesamtkunstwerk war eindeutig als Warnung für spätere Generationen gedacht. »Das ist ja der reinste Comic-Strip«, staunte Ragnar begeistert, »die Bilder sind sogar beschriftet.« »Wisst ihr was dort steht«, fragte ich den Geistlichen. »Nein, der Prophet Aruck hat uns verboten, die Worte der Alten zu lesen.« »Das ist übel«, seufzte ich enttäuscht, »wir könnten die Informationen dringend gebrauchen.« »Das ist nicht unbedingt notwendig«, milderte Feuerlanze meine Besorgnis ab. »Die Bilder erzählen uns alles Wissenswerte, den Rest können wir uns zur Not zusammenreimen.« Ich musste dem muskelbepackten Krieger Recht geben. Die einzigartigen Werke sprachen für sich selbst. Vor etwa viertausend Jahren landete ein Erkundungsschiff der Tock-Tock-Sorgen auf Umma, um sich mit Frischfleisch zu versorgen. Danach folgten ganze Flotten von Jagdschiffen, die nur wenige Wochen brauchten, um fast die gesamte Bevölkerung des Planeten einzufangen. Nach ihrem letzten Raubzug zerstörten sie die urbanen Zentren der Welt. Das war das Ende einer einst blühenden Hochkultur. Beiläufig bemerkte ich: »Der Rest der Bevölkerung folgte wohl anschließend aus einem mir nicht verständlichen Grund einem verrückten Propheten.« Der Ex-Priester ließ niedergeschlagen seinen Kopf hängen und murmelte: »Da sind viele Blöde einem Irren gefolgt.« »Aber alle können doch nicht auf einem Schlag so unterbelichtet gewesen sein. Ihr seid doch intelligente Wesen. Warum zogen sich die Nachfahren einer einst so großartigen Zivilisation vollständig aufs Land zurück und begannen ein Leben als einfältige Bauern zu führen?« »Das interessiert mich auch«, äußerte sich Feuerlanze nachdenklich. »Trotz der ungeheuerlichen Katastrophe wäre dem Rest der Bevölkerung ein Neuanfang möglich gewesen.« Bevor der Alte zu einer Erklärung ansetzten konnte, meldete sich Lichtschwert zu Wort: »Ich empfange schwache Energiesignaturen. Das ist ungewöhnlich, denn die dürfte es auf Umma gar nicht geben.« »Vielleicht sind sie natürlichen Ursprungs«, argwöhnte ich. Er warf mir einen vernichtenden Blick zu und grummelte: »Das kannst du ausschließen, dazu sind die Messergebnisse zu eindeutig.« Lutz Ringelmann, Festungskommandant und von Beruf Hochenergieingenieur, vermutete: »Möglicherweise hast du ein Kraftwerk angemessen, das auf Minimalleistung läuft. Ein Relikt der alten Zivilisation.« »Deine Schlussfolgerung ist sehr wahrscheinlich«, stimmte ihm der Hejak-Tork zu. »Mich wundert nur, dass der Meiler mitten im Berg liegt.« »Es sind die Seelen der Verdammten«, begann der Ordensführer ohne Vorwarnung mit greller Stimme zu klagen. »Wir hätten nie diesen schrecklichen Ort mit euch betreten dürfen.« »Das ist doch völliger Blödsinn«, rügte ihn Ragnar mit deutlicher Verachtung in seiner Stimme. »Der einzige der hier klagt ist mein Magen weil er Kohldampf hat.« »Nein, ganz im Gegenteil«, widersprach ihm der Kleriker voller Angst; er hatte den Scherz nicht verstanden, »denn im Buche des Propheten Aruck steht geschrieben: Wer meine Gesetzte bricht, soll in der lichtlosen Unterwelt für ewige Zeiten heulend umherwandern und sich an denjenigen nähren, die sich in ihre Welt wagen. Indem wir euch den Zugang zur Höhle gestatteten, haben wir die Gesetze des Propheten gebrochen und werden dafür bestraft.« »Dein über alles geliebter Aruck hatte ganz gewaltig den Arsch offen«, schimpfte Ragnar ungehalten. »Nur weil der Knallkopf vor ein paar tausend Jahren irgendeinen geistigen Dünnschiss verbal absonderte und das ganze auch noch zu Papier gebracht hatte, entsprechen seine Worte noch lange nicht der Wahrheit.« Vorsichtig fragte der eingeschüchterte Ordensführer: »Hattet ihr denn keine Propheten auf euerer Welt?«. »Doch, die hatten wir«, grollte der begnadete Pilot und Waffenspezialist. »Dank dieser Fanatiker gab es unzählige Kriege und viele Millionen Tode auf der Erde. Ein unvorstellbarer Wahnsinn und das alles nur im Namen des Glaubens. Jetzt haben wir beschlossen auf solche Heilsbringer zu verzichten.« »Hört sofort auf zu streiten, Leute« befahl Irma im Befehlston, »wir haben einen Schließmechanismus entdeckt.« Eine massive rechteckige Felsplatte war in eine vorher nicht erkennbare dreißig Zentimeter breite Fuge in den Boden gesunken und gab nun den Blick auf ein mächtiges stählernes Portal frei. Während der Ordensführer beschämt zu Boden blickte, hatte Ragnar die Rüge längst wieder vergessen. Neugierig und voller Spannung blickte er auf Erik, der sich mit einigen Spezialwerkzeugen an einem uralten Schließmechanismus zu schaffen machte. Nach zwei Minuten bildeten sich die ersten Schweißperlen auf der Stirn des Hünen. Trotz seiner guten Erziehung setzte er ein paar Mal ab um bitterlich zu Fluchen. Aber aufgeben war nicht seine Sache. Mit höchster Konzentration arbeitete er weiter. Für einige Minuten verstummten sämtliche Gespräche um ihn herum. Nur ein leiser Magenwind, den Ahr-Nie mit sichtlicher Zufriedenheit aus seinem Gefängnis entließ, störte die Grabes Stille. »Der musste raus«, flüsterte er verlegen. »Hab' vom letzte Essen Blähungen bekommen.« Irma wurde ganz bleich im Gesicht und stand kurz vor einem Ohnmachtsanfall. Geraldine erging es ähnlich, was Ragnar zu einem schadenfrohren Kichern veranlasste. Nur die Ordensbrüder schnüffelten interessiert. Der mörderische Duft schien ihnen zu gefallen. Ein leises Klicken ließ uns aufhorchen. Erik trat zurück und drehte einen metallenen Griff um 90° herum. Ich wagte kaum zu Atmen und starrte gebannt auf das Tor. Geraldine entfuhr ein spitzer Schrei, als der Boden plötzlich unter unseren Füßen zu vibrieren begann. Mit einem mahlenden Geräusch öffnete sich unendlich langsam ein kleiner Spalt vor uns. Zischend entwich jahrtausende alte Luft aus einem dahinter liegenden Raum. Ängstlich wichen die Umma-Sun zurück. Zwei jüngere Ordensbrüder fingen zu Wimmern an und warfen sich zu Boden. Sie erwarteten wohl ihr vorzeitiges Ableben. Ihr Schrecken vergrößerte sich noch, als urplötzlich ein heulender Ton erklang. Schreiend rannten sie auf und davon. Sofort folgten ihnen die älteren Brüder mit wehenden Kitteln. Feuerschwert griff sich im letzten Moment unseren Ex-Priester. Grotesk zappelnd hing der Kerl ungefähr zwei Meter über dem Boden am ausgestreckten Arm des gewaltigen Kriegers. »Du willst wohl dein Gesicht verlieren«, blaffte er den verängstigten Kerl an. »Als unser Botschafter solltest du ein Vorbild für die anderen sein.« »Aber hörst du den nicht die Klagen der Toten?« Lapidar brummte der große Kerl: »Der Klang wird von einem mechanischen Gerät erzeugt. Es ertönt immer, wenn sich der Eingang öffnet.« Wie auf ein geheimes Kommando hin, flammten überall Lichter auf. Nun glitt auch das meterdicke Tor aus solidem Stahl geräuschvoll in die dafür vorgesehene Vertiefung. Jetzt verstand ich was der britische Archäologe Howard Carter gefühlt haben musste, als er 1922 das nahezu unversehrte Grab, des in jungen Jahren verstorbenen Pharaos Tutanchamun, im Tal der Könige entdeckt hatte. Vor uns öffnete sich ein großzügig bemessener Gang mit Piktogrammen und sehr modern wirkenden Schriftzeichen an den Wänden. Vorsichtig gingen wir hinein, wobei jeder unsere Schritte kleine Staubwölkchen aufwirbelte. Die unterirdische Anlage war augenscheinlich nicht als Bunker für das Militär konzipiert. Solche Anlagen, das behauptete zumindest Feuerlanze, wurden von fast allen Rassen mit extremen Maßnahmen gesichert. Das war aber hier nicht der Fall. Möglicherweise beschritten wir gerade den vergessenen Eingang zu einer geheimen Forschungsstation der alte Umma-Sun. Entdeckergeist, gepaart mit wissenschaftlicher Neugier, ließen mich geradezu euphorisch werden. Nur Wenigen war es gegönnt, ein längst vergessenes Bauwerk einer untergegangenen Kultur zu enträtseln. Am Ende des Ganges wartete ein weiteres Tor auf uns, das Erik sofort in griff nahm. Zu meiner großen Freude befand sich auf der rechten Seite eine schematische Darstellung des unterirdischen Komplexes. Die Größe der Anlage löste sogar bei den Nachkommen Bewunderung aus. »Das ganze erinnert mich an eine gigantische Lagerstätte tief unter der Erde«, stellte ich verblüfft fest. »Da kann dir keiner widersprechen«, grunzte Feuerlanze dicht an meinem Ohr und kitzelte mich dabei unbeabsichtigt mit einem seiner Barthaare in meiner Nase, was mich zum Niesen reizte. Mit zittriger Stimme meldete sich unser Ex-Priester zu Wort. »Vielleicht ist es besser, die schlafenden Götter der Berge in Ruhe zu lassen.« »Nicht die Götter, sondern deine Vorfahren haben diese Anlage erbaut«, wies ihn Ragnar zurecht. »Über deine Todesangst hätten sie sicher gelacht.« Mit einem leisen Zischen öffnete sich das zweite Tor. Automatisch wurden uralte Lichtquellen zum Leben erweckt und offenbarten uns eine gewaltige Halle samt deren Inhalt. Hunderte Fahrzeuge und Flugmaschinen verschiedenster Bauart standen dort fein säuberlich in Reih und Glied geparkt. Sie schienen nur darauf zu warten wieder in Betrieb genommen zu werden. »Sind das Werke meiner Vorfahren?«, stammelte Habuck verwundert und enthusiastisch zugleich. »Davon ist auszugehen«, erwiderte ich erheitert. »Schau dir nur an, was sie gebaut haben.« »Wir haben gerade eine Bibliothek entdeckt«, wandte sich Geraldine an mich. »Vielleicht erfahren wir dort mehr über den Sinn und Zweck dieses Lagers.« Eine unbequeme Wahrheit Alles sah aus, als hätte man den Ort erst vor kurzem verlassen. Nirgendwo konnte man Spuren von Zerfall finden. Nur ein feiner Staubfilm, der sich über allem ausgebreitet hatte, zeugte vom hohen Alter des Inventars. Die Vorfahren der Umma-Sun mussten Meister der Konservierung gewesen sein, anders war der hervorragende Zustand der Anlage nicht zu erklären. In der Bibliothek befanden sich unzählige Computerterminals mit ovalen Monitoren. Simpel gestaltete Piktogramme erleichterten die Bedienung. Habuck erschrak fast zu Tode als auf einem Monitor ein freundlich wirkender Umma-Sun erschien und zu sprechen begann. »Verstehst du was er sagt?«, wollte ich wissen. »Es ist ein merkwürdiger Dialekt«, gestand er. »Wahrscheinlich begrüßt er uns.« Ich ließ eine Verbindung zu unserem Schiff herstellen, um die Sprache der alten Umma-Sun zu analysieren. Unser Ex-Priester konnte uns leider nicht weiterhelfen. Die Sprache der Einheimischen hatte nach viertausend Jahren einen zu großen Wandel erfahren. Zwei Stunden später wussten wir mehr. Das mit technischem Material voll gepfropfte unterirdische Magazin war dazu gedacht, den Umma-Sun einen Wideraufbau ihrer Zivilisation zu ermöglichen, sollte es zu einer Naturkatastrophe kommen. Es gab noch elf weitere Anlagen dieser Art, die gleichmäßig über den gesamten Planeten verteilt waren. Außer technischem Material und Notrationen, enthielten sie in umfangreichen Bibliotheken das gesamte Wissen ihrer Zeit. Aus archivierten Zeitungsberichten und Nachrichtensendungen konnten wir uns ein Bild über die erstaunliche Kultur der Pelzträger machen. Kriegerische Auseinandersetzungen kannten sie kaum. Auch Konflikte wurden meist diplomatisch gelöst. Wind und Solarkraftwerke versorgten die großen Städte mit sauberer Energie und mit einem kostenlosen öffentlichen Verkehrssystem war es möglich jeden Ort der Welt zu erreichen. Ihre Raumfahrt steckte noch in der Anfangsphase, war aber wohldurchdacht. Die Ingenieure der vieräugige Pelzträger bauten robuste Schiffe, mit denen sie die Planeten innerhalb ihres Sonnesystems besuchen konnten. Fasziniert widmete ich meine Aufmerksamkeit einem Bericht über einen führenden Wissenschaftler, der sich in seiner Freizeit als Führer einer religiösen Sekte einen Namen machte. Als bei ihm eine leichte Form einer Geisteskrankheit diagnostiziert wurde, verließ er aufs höchste brüskiert mit einer kleinen Schar von Ergebenen seine Heimatstadt, um in einem unbewohnten Waldgebiet eine neue Gemeinde zu gründen. Der Mann hieß Aruck. Er überlebte mit seinen Gefolgsleuten den Angriff der Geflügelten und fühlte sich anschließend von einem göttlichen Allvater berufen seine Botschaft allen die sie hören und auch nicht hören wollten, zu verkündete. In wenigen Jahren zwang der fanatisierte Heilsbringer sämtliche Überlebenden unter seine Herrschaft. Nur in dem versteckten Tal konnten sich noch für einige Jahre eine Gruppe Widerständler halten. In dieser Zeit schufen sie das imposante Bildwerk im natürlichen Felsendom. Doch auch ihre Gruppe wurde letztendlich von den religiösen Fanatikern überrannt. Aruck ließ daraufhin im Siegestaumel sämtliche Notfallmagazine verschließen, da er im Fortschritt den Grund allen Übels sah. Obwohl Habuck seinem Glauben abgeschworen hatte, schien er innerlich zu zerbrechen, als ich ihm den Bericht übersetzte. Ich überließ es dem Alten, seine ehemaligen Brüder davon in Kenntnis zu setzen. »Die Vorfahren der Umma-Sun waren genial«, staunte ich. »Nicht einmal wir auf der Erde sind für den Katastrophenfall so gut abgesichert.« »Sie sind von Natur aus übervorsichtig«, relativierte Lutz Ringelmann meine Aussage. »Diese Notfallmagazine passen genau zu einer Rasse, die um zu Überleben, lieber auf Nummer Sicher geht.« Lichtschwert, der unserem Gespräch amüsiert lauschte, scherzte: »Es gibt im Universum nicht nur Völker die waghalsige Abenteurer hervorbringen oder Wissenschaftler die sich aus reiner Neugier in tödliche Gefahr begeben.« »In eueren Augen sind wir bestimmt die absoluten Versager«, murmelte Habuck traurig. »Uns hat die Natur gleich vier mitgegeben, damit wir schneller vor Gefahren fliehen können.« »Was ist daran so falsch?«, schalt ich ihn mit sanftem Spott. »Auf einer Welt mit zahlreichen großen Raubtieren sind sie auch notwendig.« »Deine Vorfahren haben eine grandiose Zivilisation hervorgebracht«, beeilte sich Lutz zu sagen. »Einen Angriff der Geflügelten hätte auch mein Volk nicht überstanden.« »Aber ihr hattet keinen Propheten Aruck, der euch eine falsche Religion lehrte.« Der Festungskommandant kratzte sich am Kopf, räusperte sich kurz und sagte: »Du hättest besser zuhören sollen. Ragnar hat doch dem Oberhaupt deines, äh, ehemaligen Ordens erklärt, wie destruktiv sich auch bei uns Religionen ausgewirkt haben. Anscheinend gibt es im ganzen Universum gefährliche Spinner, die glauben von einem imaginären Gott Botschaften zu erhalten.« »Was hat das bei euch bewirkt?« »Religionskriege, Intoleranz, die Inquisition, die Unterdrückung der Frau, Verfolgung von Minderheiten, Zerstörung historischer Denkmäler und kaputte Knie vom vielen Beten.« »Wie habt ihr das nur Überlebt?«, staunte der Umma-Sun. »Das ist mir auch ein Rätsel«, gestand ihm Oberst Lutz Ringelmann mit einem gequälten Lächeln. Bevor das Gespräch eine philosophische Wendung nehmen konnte betrat Irma, gefolgt von Geraldine, Ragnar und Erik die Bibliothek. Sie sahen aus, als hätten sie gerade erst einen 10.000 Meterlauf mit schwerem Marschgepäck hinter sich gebracht. Ermattet nahm Irma auf einem gepolsterten Hocker Platz. »Was gibt es neues, Liebling?« »Um diese Anlage vollständig zu erforschen, braucht man einen fahrbaren Untersatz«, erzählte sie. »Die gute Nachricht ist: wir können hier einige tausend Umma-Sun unterbringen, aber wir müssen schnell handeln, denn viel Zeit bleibt uns nicht mehr.« »Dazu brauchen wir die Hilfe des Ordens«, befürchtete ich. »Die Priester müssen uns begleiten, denn die Eingeborenen werden von Panik getrieben fliehen, wenn wir alleine in einer Siedlung erscheinen.« »Ich werden den Ordensführer unterrichten«, bot sich Habuck an. »Trotzdem könnte es nicht Schaden, wenn einer der Großen mitkäme.« Wir alle musste Lachen, denn mit den Großen meinte der Ex-Priester die Hejak-Tork. Feuerlanze war bereit dem Anliegen des Eingeborenen folge zu leisten. Im gehen ulkte er: »Ich werde mit Freude deine frommen Kollegen einschüchtern, aber Lichtschwert muss hier bleiben, um auf die Zwerge aufzupassen.« Ehrfurchtsvoll betraten eine halbe Stunde später zwei Dutzend würdevoll gekleidete Kleriker, geführt von Dorang, die geheimnisvolle Anlage unter der Erde. Da die Zeit drängte und wir nicht alles umständlich übersetzen wollten, injizierten die Hejak-Tork den Einheimischen mikroskopisch kleine Übersetzungsmodule. Jetzt konnten wir ohne Behinderung frei miteinander reden. Belustigt bemerkte ich, wie Habuck mit sichtlichem Selbstbewusstsein, die frommen Bewohner des Tals, über Aruck und dessen Irrlehre aufklärte. Wie zu erwarten reagierten die Ordnensleute tief erschüttert. Das war nicht verwunderlich wenn man bedachte, wie lange schon dieser Unsinn die Pelzträger beeinflusste. Doch darauf, so teilte ihnen Habuck in seiner Rede gnadenlos mit, könne momentan keine Rücksicht genommen werden, da das Überleben ihrer ganzen Rasse auf dem Spiel stand. Erstaunlicherweise zeigte sich die religiöse Elite von Umma sehr einsichtig. Das hatte ich nicht erwartet, da irdische Kleriker jeglicher Couleur, in der Regel gegen die Wahrheit immun waren. Die neue Situation erleichterte unsere Aufgabe nur bedingt, denn die wirklich großen Probleme lagen noch vor uns. Als erstes wollten wir möglichst viele Einheimische in die unterirdischen Anlagen bringen. Da wir aber nicht den Zustand der anderen Magazine kannten, war diese Option mit Fragenzeichen versehen. Eine weitere Idee war, das Gift mit dem unser Ex-Priester sein Fleisch für Raubtiere ungenießbar gemacht hatte, zu replizieren. Es zeigte sich aber, dass die Einsiedelei einen großen Vorrat des Wirkstoffes besaß, da es als Handelsware sehr begehrt war. Nach Eriks Meinung reichten schon sehr geringe Mengen des Pflanzengiftes aus, um einen Eingeborenen für Fleischfresser ungenießbar zu machen. Ein Gegengift war dann nicht mehr erforderlich. Mittels Gleiter konnten ganze Siedlungen eingenebelt werden. Die Wirkung würde einige Tage andauern. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, beorderte ich das Raumschiff ins Tal. Gesteuert wurde es von Conan und Herkules. Als es über dem Tal erschien, befahl ich Robotern den Sternenspringer unter einem natürlichen Felsüberhang in der Nähe des Klosters zu landen. Eine einfache aber nützliche Tarnung. Als meine stählernen Freunde das Schiff verließen, reagierten die Umma-Sun erfreut, ja fast schon verzückt auf die Maschinenwesen. Ohne Angst wuselten sie um die Beine der Titanen herum. In ihren Augen waren die glänzenden Burschen engelsgleiche Wesen. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, schickte ich Ahr-Nie, Erik und Lutz mit zwei hoch stehenden Ordensbrüdern los, um das nächste Magazin aufzusuchen. Sofern die Anlage im guten Zustand war, sollte dort, die umliegende Bevölkerung in Sicherheit gebracht werden. Mit der gleichen Order beauftragte ich eine Stunde später Klau-Die-Ja, Geraldine und Ragnar. Auch sie wurden von zwei Ordensbrüdern begleitet. Nur lag ihr Ziel in entgegengesetzter Richtung. »Was soll nur mit uns geschehen, wenn ihr die Dämonen vertrieben habt?«, fragte mich Dorang, von Zukunftsangst geplagt. »Bevor wir nicht die bösartigen Vogelabkömmlinge besiegt haben, brauchen wir nicht über den Wiederaufbau euerer Zivilisation reden«, brummte ich müde. Bitter vermutete er: »Ihr werdet eine so unbedeutende Rasse wie die unsrige, bestimmt schnell wieder vergessen.« »Wir werden euch nicht im Stich lassen«, versprach ich. »Dank den zwölf vergessenen Magazinen euerer Vorfahren wird es euch sogar viel leichter fallen, eine neue Hochkultur aufzubauen. Allerdings wird das einige Jahrzehnte dauern. Ihr seid eine viertausend Jahre alte Agrargesellschaft. Das kann man nicht von einem auf den anderen Tag abschütteln. Es dauert seine Zeit, bis ihr wieder in den Weltraum fliegen könnt. Der Wiederaufbau ist einfach, dass Hauptproblem steckt in eueren Köpfen.« »Wie meinst du das?« »Ihr müsst ihr euch von vielen festgefahrenen Denkgewohnheiten trennen und offen für neues sein.« Voller Zuversicht prophezeite er: »Wenn ihr uns beisteht werden wir es schaffen.«
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Bibliographische Angaben
- Autor: Peter A. Kettner
- 2013, 107 Seiten, Deutsch
- Verlag: Roegelsnap Buch & Hörbuchverlag
- ISBN-10: 3864222257
- ISBN-13: 9783864222252
- Erscheinungsdatum: 04.01.2013
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