Reportage Hamburg (ePub)
In der Haifischbar brennt noch Licht
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Produktinformationen zu „Reportage Hamburg (ePub)“
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No sex, please (S. 45-46)Die Reeperbahn war einst Hamburgs sündige Meile. Nun verdrängen Hoteltürme und Coffeeshops die Sexklubs und Kiez-Kneipen
»Seemanns Braut ist die See,
und nur ihr kann er treu sein.
Wenn der Sturmwind
sein Lied singt, dann winkt mir der großen Freiheit Glück«
Hans Albers in
»Große Freiheit Nr.7«
Apropos treu sein. Neulich oben in der Bar 20up des Hotels Empire Riverside sagt ein junger Mann zum anderen: Wieso treu sein? Ich wäre ja schön blöd bei all den Möglichkeiten. Speeddating, Facebook, der Kumpel wisse doch selbst, wie es heute läuft. Von Hamburgs Rotlichtviertel keine fünf Minuten entfernt, und die beiden Jungs sprechen von Sex im Internet! Es scheint, die Reeperbahn, jahrzehntelang gleichbedeutend mit Peepshows und käuflicher Liebe, ist so rettungslos veraltet wie ein deutscher Autohersteller mit vier Buchstaben. Aber langsam. Es geht ja nicht nur um Sex.
Die Veränderungen reichen tiefer. St. Pauli, das hafennahe Viertel der billigen Amüsierbetriebe und kleinen Leute, wird zum illustren Wohn- und Arbeitsquartier für Besserverdienende. Statt Matrosen [61]und Freier zieht der Kiez nun Investoren und Immobilienhaie an. Rendite statt Erotik. Erst war die Kritik an der Veredlung nur verhalten, inzwischen wird sie lauter. In einem Dokumentarfilm von Irene Bude und Olaf Sobczak (»Empire St. Pauli: Von Perlenketten und Platzverweisen«), der durch Hamburger Kinos und Kneipen tourte, kamen fast siebzig Anwohner und Gastwirte zu Wort. Niemand lobte.
»Leute raus, Mieten hoch – bumm«, fasste ein Mann kurz und bündig die Entwicklung zusammen. Vom »Kampf um den Kiez« sprach bereits das Hamburger Abendblatt. Man fühlt sich daran erinnert, was in den neunziger Jahren am Times Square in New York geschah. Kann sein, dass sich die Geschichte hier
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wiederholt. Das Hotel Empire Riverside, wo wir Ohrenzeugen des Gesprächs der jungen Männer wurden, ist der ideale Ort, um zu begreifen, was gegenwärtig auf St. Pauli vor sich geht. Das siebenundsechzig Millionen Euro teure Hotel ist ein milchkaffeefarbener Turm auf dem Gelände der ehemaligen Bavaria-Brauerei an der Bernhard-Nocht-Straße. Hier, oberhalb der Landungsbrücken, wurde bis vor wenigen Jahren das volksnahe Astra-Bier gebraut. Es roch nach Biermaische, die Gegend war trist.
Nun steht da der Glaskasten des britischen Stararchitekten David Chipperfield und glänzt sogar an trüben Hamburger Tagen im Restsonnenlicht. Zwanzig Stockwerke hoch, raumgreifend und selbstbewusst wie ein junger Recke auf dem Pausenhof. Von Dingen kündend, die kommen werden. [62]Chipperfield, ein Schüler Norman Fosters, hat sich als moderner Minimalist in Japan und auf dem europäischen Festland einen Namen gemacht.
Für Museen und Modegeschäfte wurde er tätig, zuletzt für das Neue Museum auf der Museumsinsel in Berlin. Er pflegt einen internationalen Stil, klar und geradlinig. Man könnte meinen, das stört nicht, das passt gewiss auch nach St. Pauli. Die Krone des Chipperfield-Turms ist die Bar im obersten Stock. Sie gilt als neuer Treffpunkt der Schickeria, the place to be, und hat es schon in so ziemlich jede Lifestyle-Zeitschrift als Tipp für die Abendgestaltung in Hamburg gebracht.
Nun steht da der Glaskasten des britischen Stararchitekten David Chipperfield und glänzt sogar an trüben Hamburger Tagen im Restsonnenlicht. Zwanzig Stockwerke hoch, raumgreifend und selbstbewusst wie ein junger Recke auf dem Pausenhof. Von Dingen kündend, die kommen werden. [62]Chipperfield, ein Schüler Norman Fosters, hat sich als moderner Minimalist in Japan und auf dem europäischen Festland einen Namen gemacht.
Für Museen und Modegeschäfte wurde er tätig, zuletzt für das Neue Museum auf der Museumsinsel in Berlin. Er pflegt einen internationalen Stil, klar und geradlinig. Man könnte meinen, das stört nicht, das passt gewiss auch nach St. Pauli. Die Krone des Chipperfield-Turms ist die Bar im obersten Stock. Sie gilt als neuer Treffpunkt der Schickeria, the place to be, und hat es schon in so ziemlich jede Lifestyle-Zeitschrift als Tipp für die Abendgestaltung in Hamburg gebracht.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Frank Rumpf
- 2011, 1. Auflage, 132 Seiten, Deutsch
- Verlag: Picus Verlag GmbH
- ISBN-10: 3711750044
- ISBN-13: 9783711750044
- Erscheinungsdatum: 01.07.2011
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
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