Sukuh und Ceto, zwei vergessene geheimnisvolle Heiligtümer Zentraljavas (ePub)

Als im 15. Jahrhundert beide Tempel Sukuh und Ceto fast gleichzeitig in Zentraljava an den westlichen Hängen des Vulkans Lawu erbaut wurden, war es wie ein letztes Aufbäumen gegen den in diesen Landstrich immer stärker eindringenden Islam. Insbesondere die Landbewohner suchten in ihren frühen Urreligionen ihrer Ahnen Ansprache und Hilfe, hofften auf Trost, Fürsprache und Hilfe für ihr diesseitiges Dasein und ebenso für die jenseitige Welt. Sie baten ihre Hindugötter und Helden der großen Epen Mahabarata und Ramayana, aber auch Schamanen, Eisenschmieden, Waldgnome und Geister um Fruchtbarkeit für sich und ihre Reisfelder.
Eine Reinwaschung der Seelen durch geheiligtes Wasser, dem »amrta«, dienen, sollte vor ewiger Verdammnis schützen. Gläubige und Anhänger durften sich schon deshalb nicht von ihren Hindu-Gottheiten abwenden, sie brauchten sie, indem sie diesen Göttern neue Kräfte und Fähigkeiten zubilligten, um »amrta« zu kreieren.
Durch starke tantrische Einflüsse galt es, den Weg für Fruchtbarkeit und Seelenreinigung durch Energiegewinnung zu öffnen und zu stützen. Nur über eine sexuelle Vereinigung konnte jene Energie für Gläubige und Pilger gewonnen werden, ganz wie die tantrische Lehre es vorsah. Die überaus deutlichen Hinweise durch außergewöhnlich kräftige Männergestalten mit übergroßen Geschlechtsmerkmalen sollten Aufforderung und Anregung zugleich sein. Die Anhänge am männlichen Glied waren zur Lusterhöhung und damit zu einer erhöhten Energiegewinnung angebracht.
Heute besuchen wieder viele Menschen an besonderen Tage wie etwa am Neujahrsfest die Tempel, erbeten Glück und Kindersegen. Besonders der Tempel Ceto wird von Hindugläubigen aus Bali häufig besucht.
Dieses Buch stellt die auf Java verstreuten Relikte dieser Epoche vor und macht mit den verschiedenen Religionen und Praktiken bekannt.