Supply Chain Management in der Prozessindustrie (PDF)

Unter dem „Schlagwort“ Supply-Chain-Management (SCM) verbirgt sich im Eigentlichen die Gesamtbetrachtung der Lieferkette vom Rohstofflieferant bis hin zum Händler und dem Point of Sales, um ein unternehmensübergreifendes Kostensenkungspotential im Hinblick auf Lieferung, Umschlag, Lagerung etc. realisieren zu können und einen effizienten Waren-und Informationsfluss zu gestalten. Dabei stehen vor allem die Ausrichtung auf den Kundennutzen, die Verankerung in der Organisation und die Erweiterung des Unternehmens-Blickfelds im Vordergrund. Bei der Suche nach abstrakter Literatur, welche sich dem Thema des SCM von einem allgemeinen Standpunkt annähert, wird man relativ schnell fündig. Dabei gibt es zum einen allgemeine Lehr-Bücher über die Funktionen, Geschichte und Ziele des SCM, aber auch fachspezifische Werke, die sich mit Supply Chain Event Management (SCEM), Vendor Managed Inventory (VMI) oder dem Modell des Efficient Consumer Response (ECR) auseinandersetzen sowie den IT-Aspekt in der Supply Chain erläutern (ERP, MES, APS).Ein weiterer Punkt, der sich rasch erkennen lässt, ist, dass der Fokus von Fall- und Implementierungsbeispielen hauptsächlich auf die Fertigungsindustrie und hier vor allem auf die Automobilindustrie ausgerichtet ist.
Versucht man die hauptsächlich abstrakt diskutierten SCM-Ansätze und die dabei unterstützenden Systeme jedoch für die Prozess- oder Verfahrensindustrie ohne Anpassungen zu übernehmen, wird man sehr schnell auf Grenzen stoßen. Die Probleme welche sich dabei auftun, sind u.a. die starken Unterschiede in der Produktionsplanung sowie der Chargen-Bezug der Prozessfertigung. Diese Differenzen verhindern auch, dass sich mit den existierenden SCM-Systemen eine ähnliche Marktdurchdringung erreichen lässt, wie es in der Fertigungsindustrie der Fall ist, wobei dies jedoch einen Widerspruch in sich trägt. Denn besonders die Prozessindustrie könnte mit ihren komplexen Produktionsstrukturen und Materialflüssen ein großes Kostensenkungspotential aus einer konsequenten Anwendung des SCM-Gedankens generieren.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die wesentlichen Besonderheiten der Prozessindustrie im Vergleich zur Fertigungsindustrie herauszufinden, diese aufzugreifen und gegebenenfalls noch ungenutzte Potentiale von SCM zu ermitteln. Weiters werden Erfolgsfaktoren einer SCM-Implementierung erforscht und deren Wirkung in der Prozessindustrie eruiert.