The Age of Less (ePub)
Die neue Wohlstandsformel der westlichen Welt
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1. WAS UNS BEVORSTEHT (S. 26-27)Das Ende des Zahlenwachstums
»Economic growth has become the secular religion of advancing industrial societies.« Daniel Bell, 1967
Der Stress nimmt zu: bei Unternehmen, Staaten, Organisationen aller Art. Stresstests gehören heute zum guten Ton, wie wir von den Finanzinstituten wissen. Aber vertrauensvolle Signale senden sie nicht gerade aus. Und eigentlich brauchen wir heute schon Stresstest-Stresstests: Wie robust ist der Stresstest tatsächlich, wenn es Stress gibt? Der europäische Bankenstresstest vom Sommer 2010 beispielsweise hätte da reichlich schlecht abgeschnitten: Kaum hatte er (fast) allen europäischen Banken bescheinigt, dass sie auch im Ernstfall keine Probleme haben würden, brachen einige von ihnen in genau diesem Ernstfall zusammen. Stress von der Natur als Hilfsmittel in Extremsituationen gedacht hat sich im 20. Jahrhundert zur Zivilisationskrankheit schlechthin entwickelt. Unter ihr leiden Menschen, die sich ständig selbst in Extremsituationen versetzen (wie Manager), genauso wie Menschen, die von anderen in solche Situationen gepresst werden (wie Gemobbte). Körper und Geist macht die Dauerpower zu schaffen, bis sie schließlich nicht mehr können, und dann: Herzinfarkt, Burn-Out, Tinnitus, Exitus.
Dem 21. Jahrhundert blieb es vorbehalten, die bisherige Zivilisationskrankheit in eine Krankheit der Zivilisation zu verwandeln. Zum Dauerstress der sozialen Systeme und des Gesundheitswesens gesellte sich von Jahr zu Jahr schriller werdend der Ökostress des Klimawandels, im Energiesektor hören die Alarmglocken seit Fukushima gar nicht mehr auf zu schlagen und im globalen Finanzsystem und im Währungsraum der Euro-Zone stand kurz vor Erscheinen des Buches nach jahrelanger Dauerkrise der Infarkt kurz bevor. Von Livetickern umzingelt, wissen wir schon gar nicht mehr, wie Ruhe sich anfühlen könnte: wir, die Menschen, wir, die Unternehmen, wir, die Staaten, in diesem »Age of
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Stress«.
Stress ist ein vielschichtiges Phänomen. Er hat in der Regel eine Vielzahl von Ursachen, eine Vielzahl von Symptomen und lässt sich auf vielfache Weise bekämpfen. Doch wenn der Patient nach einem »Warnschuss«, in der Regel ein Herzinfarkt, im Krankenhaus liegt, ist ihm intuitiv die für ihn richtige Diagnose und Therapie klar: Er hat sich bislang zu viel zugemutet (und er weiß genau, wovon). Und genau von diesem sollte er sich in Zukunft weniger zumuten. Gerade bei den Infarktpatienten gibt es viele, die nach der Herzattacke ihr Leben komplett umkrempeln und das Geschenk genießen, das noch zu können. Sie verabschieden sich von ihrem persönlichen »Age of Stress« und starten glücklich in ihr ganz persönliches »Age of Less«.
Und was ist das, was wir als Zivilisation uns bislang zu viel zugemutet haben? Bei vielen Zivilisationskritikern heißt die Antwort schlicht »Wachstum«; bei mir etwas anders, nämlich »Zahlenwachstum«. Das, was wir gewöhnlich als Wirtschaftswachstum messen, die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sagt nicht nur nichts darüber aus, ob es einer Gesellschaft und den Menschen in ihr besser oder schlechter geht, es ist auch Inbegriff des von uns selbst gebauten Hamsterrads: immer mehr, mehr, mehr und immer mehr vom selben, nur ja kein Ausbrechen aus dem Rennen.
Obwohl wir das alles eigentlich seit vielen Jahren wissen, haben wir es bislang nicht geschafft, uns aus dem Hamsterkäfig zu befreien: Wir schieben emsig Jahr für Jahr neue Stäbe ins Rädchen. Jetzt werden wir es müssen. Denn für die westliche Welt steht aus verschiedenen Gründen in Zukunft das Wirtschaftswachstum nicht mehr als Leitplanke der gesellschaftlichen Entwicklung zur Verfügung.
Energie-, Ökologie- und Demografieprobleme, Schulden- und Vertrauenskrise, zu viel Marktsättigung und zu wenig Kaufkraft wirken zusammen, jeder für sich ein beherrschbarer Stressfaktor aber alle zusammen, so wie derzeit, ein lebensgefährlicher Mix, von dem wir so schnell wie möglich Abschied nehmen müssen.
Und das ist auch gut so. Denn »mehr vom selben« ist keine lebenswerte Option für die Zukunft. Es ist eher Zeichen von Fantasielosigkeit, Zynismus oder bloßer Technokratie: Je weniger wir uns in der westlichen Welt darauf einlassen, desto besser für uns. Wachstumstechnokratie im klassischen Stil mag in den Emerging Nations bis zu einem gewissen Grad in Ordnung sein, wenn es nur darum geht, dass die Menschen sich ruhig verhalten aber dort gehört es ja auch noch zu den Aufgaben des Staates, dass alle Menschen tatsächlich genügend zu essen bekommen.
Das ist bei uns schon längst nicht mehr das Problem. Wir haben schon viel zu viel Reichtum und Wohlstand miterleben können. »Mehr vom selben« bringt uns nicht nur nicht mehr weiter, es wird unführbar, unbezahlbar, unmachbar. Unser BIP-Doping, das Ankurbeln der Wirtschaft durch neue Staatsschulden, zeigt immer weniger Wirkung: 1966 gab es in den USA noch mehr als 90 Cent BIP-Zuwachs pro Dollar Schuldenzuwachs, im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts waren es im Schnitt nur noch 20 Cent wenn die Trendgerade noch ein paar Jahre weiter durchhält, haben im Jahr 2015 zusätzliche Staatsschulden überhaupt keinen Effekt mehr auf das Zahlenwachstum.
Stress ist ein vielschichtiges Phänomen. Er hat in der Regel eine Vielzahl von Ursachen, eine Vielzahl von Symptomen und lässt sich auf vielfache Weise bekämpfen. Doch wenn der Patient nach einem »Warnschuss«, in der Regel ein Herzinfarkt, im Krankenhaus liegt, ist ihm intuitiv die für ihn richtige Diagnose und Therapie klar: Er hat sich bislang zu viel zugemutet (und er weiß genau, wovon). Und genau von diesem sollte er sich in Zukunft weniger zumuten. Gerade bei den Infarktpatienten gibt es viele, die nach der Herzattacke ihr Leben komplett umkrempeln und das Geschenk genießen, das noch zu können. Sie verabschieden sich von ihrem persönlichen »Age of Stress« und starten glücklich in ihr ganz persönliches »Age of Less«.
Und was ist das, was wir als Zivilisation uns bislang zu viel zugemutet haben? Bei vielen Zivilisationskritikern heißt die Antwort schlicht »Wachstum«; bei mir etwas anders, nämlich »Zahlenwachstum«. Das, was wir gewöhnlich als Wirtschaftswachstum messen, die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sagt nicht nur nichts darüber aus, ob es einer Gesellschaft und den Menschen in ihr besser oder schlechter geht, es ist auch Inbegriff des von uns selbst gebauten Hamsterrads: immer mehr, mehr, mehr und immer mehr vom selben, nur ja kein Ausbrechen aus dem Rennen.
Obwohl wir das alles eigentlich seit vielen Jahren wissen, haben wir es bislang nicht geschafft, uns aus dem Hamsterkäfig zu befreien: Wir schieben emsig Jahr für Jahr neue Stäbe ins Rädchen. Jetzt werden wir es müssen. Denn für die westliche Welt steht aus verschiedenen Gründen in Zukunft das Wirtschaftswachstum nicht mehr als Leitplanke der gesellschaftlichen Entwicklung zur Verfügung.
Energie-, Ökologie- und Demografieprobleme, Schulden- und Vertrauenskrise, zu viel Marktsättigung und zu wenig Kaufkraft wirken zusammen, jeder für sich ein beherrschbarer Stressfaktor aber alle zusammen, so wie derzeit, ein lebensgefährlicher Mix, von dem wir so schnell wie möglich Abschied nehmen müssen.
Und das ist auch gut so. Denn »mehr vom selben« ist keine lebenswerte Option für die Zukunft. Es ist eher Zeichen von Fantasielosigkeit, Zynismus oder bloßer Technokratie: Je weniger wir uns in der westlichen Welt darauf einlassen, desto besser für uns. Wachstumstechnokratie im klassischen Stil mag in den Emerging Nations bis zu einem gewissen Grad in Ordnung sein, wenn es nur darum geht, dass die Menschen sich ruhig verhalten aber dort gehört es ja auch noch zu den Aufgaben des Staates, dass alle Menschen tatsächlich genügend zu essen bekommen.
Das ist bei uns schon längst nicht mehr das Problem. Wir haben schon viel zu viel Reichtum und Wohlstand miterleben können. »Mehr vom selben« bringt uns nicht nur nicht mehr weiter, es wird unführbar, unbezahlbar, unmachbar. Unser BIP-Doping, das Ankurbeln der Wirtschaft durch neue Staatsschulden, zeigt immer weniger Wirkung: 1966 gab es in den USA noch mehr als 90 Cent BIP-Zuwachs pro Dollar Schuldenzuwachs, im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts waren es im Schnitt nur noch 20 Cent wenn die Trendgerade noch ein paar Jahre weiter durchhält, haben im Jahr 2015 zusätzliche Staatsschulden überhaupt keinen Effekt mehr auf das Zahlenwachstum.
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Autoren-Porträt von David Bosshart
David Bosshart ist Geschäftsführer des Gottlieb-Duttweiler-Instituts in Rüschlikon/Zürich. Als Autor zahlreicher internationaler Publikationen und mehrsprachiger Referent ist der promovierte Philosoph gefragter Key-Note-Speaker in Europa, Amerika und Asien. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Globalisierung und politische Philosophie, die Zukunft des Konsums und gesellschaftlicher Wandel, Management und Kultur.
Bibliographische Angaben
- Autor: David Bosshart
- 2011, 1.eBook Auflage, 224 Seiten, Deutsch
- Verlag: Murmann Publishers
- ISBN-10: 3867741727
- ISBN-13: 9783867741729
- Erscheinungsdatum: 27.09.2011
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