Trojanische Saaten (ePub)

Regierung weist die Forderungen der Konsumenten nach einer Kennzeichnung zurück -, Grundnahrungsmittel zu verzehren, deren Auswirkungen auf unsere Gesundheit praktisch nicht überprüft wurden. Wenn Sie dieses außergewöhnliche und mutige Buch lesen, werden Sie Ihr Land mit anderen Augen betrachten. Sie werden verstehen, warum andere Nationen über die Versuche der USA entsetzt sind, sie unter Druck zu setzen, das gentechnisch veränderte Saatgut zu akzeptieren. Wir werden sehen, wie stark wir uns von anderen Ländern unterscheiden, deren Bürgerinnen und Bürger, Gott sei Dank, ihre Stimme erhoben haben, um in einem öffentlichen Dialog wichtige Fragen über GVOs zu diskutieren. Vielleicht werden Sie zu demselben Schluss kommen wie ich, dass dieser Gentechnikwahn, der Abermillionen von Dollars verschlingt und die Befürworter wie auch die Gegner unendlich viel Zeit und Energie kostet, eine weitere katastrophale Abart der Kernfrage einer jeden Demokratie ist: Warum so viel Hunger inmitten von Überfluss? Die GVO-Debatte klammert diese Frage völlig aus, weil die Konzerne im eigenen Interesse gezielt den Mythos verbreiten, dass auf unserem Planeten Mangel herrscht, vor dem nur ihre Produkte uns bewahren können. Monsanto und andere Konzerne, die uns von ihrem gentechnisch veränderten Saatgut abhängig machen wollen, waren sogar dreist genug zu behaupten, wir würden ihre Technologie brauchen, um »die Hungernden zu ernähren«, während der Fluch der Landwirte überall auf der Welt schon längst die Überproduktion ist, denn zu viele Menschen sind viel zu arm, um sich das leisten zu können, was wir heute bereits erzeugen. Jeffrey Smith hat ein bedeutendes und dringend benötigtes Buch geschrieben. Ich hoffe sehr, dass wir in einigen Jahren zurückblicken und feststellen werden, dass dieses Werk ein keineswegs verfrühter Alarmruf war, der uns zu dem nötigen Mut verholfen hat, die GVOs als Gesundheitsbedrohung und zugleich als Symptom einer viel tieferen Krise wahrzunehmen. Die Gentechnik könnte sich als unsere letzte Chance zum Aufwachen erweisen. Wo bleibt die Demokratie, müssen wir fragen, wenn eine einzige Firma, nämlich Monsanto, 85 Prozent alles gentechnisch veränderten Keimplasmas kontrolliert und damit die Macht hat, den kommerziellen Saatgutbedarf mit gentechnisch veränderten Arten zu befriedigen - ohne Einflussnahme der Öffentlichkeit, die schließlich die Konsequenzen zu tragen hat? Könnte es die Gentechnik sein, deren Auswirkungen uns endlich so schockieren, dass wir unsere Stimme erheben und jene Fragen stellen, die nötig sind, wenn wir echte Demokratie schaffen und unseren Planeten heilen wollen? Frances Moore Lappe Frances Moore Lappe ist zusammen mit Anna Lappe Autorin des Buches: Hoffnungsträger. Ein internationaler Reiseführer zu grünen Initiativen. Am 23. Mai 2003 schlug Präsident Bush eine Initiative zur Beendigung des Hungers in Afrika unter Einsatz von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln vor. Zugleich gab er den »unbegründeten, unwissenschaftlichen Ängsten« der Europäer vor solchen Nahrungsmitteln die Schuld daran, dass die Bemühungen zur Beseitigung des Hungers noch nicht weiter vorangekommen seien. Bush war überzeugt, Genfood sei der Schlüssel zu größeren Erträgen, steigenden Exportzahlen der USA und zu einer besseren Welt. Seine Rhetorik war nicht neu. Jeder Präsident hatte sie von seinem Vorgänger übernommen, und sie war den amerikanischen Bürgerinnen und Bürgern in den Nachrichtensendungen und den Werbespots der Industrie immer wieder eingetrichtert worden. Die Botschaft war Teil eines groß angelegten Plans der Konzerne, die entschlossen waren, die Kontrolle über die weltweite Nahrungsmittelversorgung zu übernehmen. Dies hatte man im Januar 1999 auf einer Konferenz der Biotech-Industrie klar gemacht, wo ein Vertreter der Arthur Anderson Consulting Group erläuterte, wie seine Firma den Monsanto-Konzern bei der Ausarbeitung dieses Plans beraten hatte. Zunächst war Monsanto befragt worden, wie sich das Unternehmen die ideale Zukunft in fünfzehn oder zwanzig Jahren vorstelle. Die leitenden Mitarbeiter von Monsanto entwarfen eine Welt, in der das gesamte kommerzielle Saatgut gentechnisch verändert und patentiert sein würde. Anderson Consulting arbeitete von dieser Zielvorstellung aus zurückgehend ein Konzept aus und entwickelte entsprechende Strategien und Taktiken. Anschließend präsentierten sie Monsanto einen Plan mit allen Schritten und Prozeduren, die erforderlich waren, um einen Platz als beherrschendes Industrieunternehmen in einer Welt zu erobern, in der naturbelassenes Saatgut praktisch nicht mehr existierte. Ein wesentlicher Teil des Plans war Monsantos Einflussnahme auf die Regierung, deren Rolle darin bestand, die Technologie weltweit zu fördern und so dazu beizutragen, dass die Produkte rasch auf den Markt kamen, bevor sich nennenswerter Widerstand formieren konnte. Ein Biotech-Berater sagte später: »Die Industrie hofft darauf, dass der Markt im Laufe der Zeit so überschwemmt wird, dass man nichts mehr dagegen tun kann.