Tugend und Autonomie (PDF)
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Die Tochterfigur im deutschen Trauerspiel des 18. Jahrhunderts ist als Repräsentantin bürgerlichen Sozialcharakters nach einem Weiblichkeitsbild konzipiert, das im Spannungsfeld zwischen Archaisierung und moderner Affektpsychologie steht. Als Projektionsfigur für Individualitätsentwürfe steht die Tochter vor allem im bürgerlichen Trauerspiel im Mittelpunkt. Sie scheint als schwächstes Mitglied der Familie besonders geeignet, das Individuum innerhalb gesellschaftlicher Machtstrukturen literarisch abzubilden.Martina Schönenborn verbindet erstmalig die Untersuchung kanonischer mit der Erschließung weitgehend vergessener Texte. Durch die Berücksichtigung der dramatischen Werke von Schriftstellerinnen sowie anonym erschienener Trauerspiele wird der literaturwissenschaftliche Kanon erweitert und somit ein differenzierterer Zugriff auf Dramen des 18. Jahrhunderts ermöglicht. Auf der Grundlage exemplarischer Textanalysen bietet die Autorin einen Überblick über die unterschiedlichen Inszenierungen geschlechtsspezifischen Sozialverhaltens und die damit verbundenen Projektionen und Idealisierungen: Über die Analyse der Tochterfigur lassen sich neue, gattungsgeschichtlich relevante Merkmale von kulturellen Konstruktionen des Weiblichen bestimmen.Untersucht werden u.a. folgende Werke: Lessings Miss Sara Sampson, Emilia Galotti, Klingers Das leidende Weib, Wagners Die Kindermörderin, Goethes frühe Fassung des Faust, Schillers Kabale und Liebe und Wallenstein, Gottscheds Panthea und Meta Klopstocks Der Tod Abels.
»Wenn es so wichtig ist, Begierden und Lüste zu beherrschen, wenn der Gebrauch, den man von diesen macht, eine solche moralische Bedeutung hat, so geht es nicht darum, eine ursprüngliche Unschuld zu bewahren oder wiederzufinden; … es geht darum, frei zu sein und es bleiben zu können.«
(Michel Foucault, Sexualität und Wahrheit, 1986)
I
Christiane Karoline Schlegel, geb. Lucius, ist weniger durch die beiden von ihr verfaßten Dramen bekannt als durch ihren Briefwechsel mit Christian Fürchtegott Gellert.110 Die im Jahr 1739 geborene »Tochter eines geh. Cabinetsregistrators«, die noch einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester hatte, erhielt durch »sorgfältig gewählte Privatlehrer« eine fundierte Bildung, die der oft abwesende Vater Carl Friedrich Lucius allen drei Kindern gleichermaßen zukommen ließ. Sie beherrschte die englische, französische und italienische Sprache und übte sich früh im Briefeschreiben.
Die Korrespondenz mit Gellert war prägend für die weitere Bildung der jungen Frau, die die Lektüresendungen und -empfehlungen Gellerts sorgfältig durcharbeitete und dessen im Elternhaus vorhandene Schriften genau studierte. Über den älteren Bruder, der während seiner Studienzeit in Leipzig mit Gellert »unter einem Dache« wohnte, erfuhr sie manches Detail über den Professor für Beredsamkeit und Poesie:
»In der That, mein lieber Herr Professor, Sie können sich’s unmöglich vorstellen, wie gut ich Sie kenne, und wie viel ich von Ihnen weis«, schrieb sie ihm. Der neben seiner Aufrichtigkeit unerschrockene und ironische Ton, in dem die Briefe an Gellert verfaßt wurden,
Dem zeitgenössischen Höflichkeitsgebot folgend antwortete Gellert am Tag nach Erhalt des Briefes. Der »natürliche Brief«, wie er jene schriftliche Empfehlung Karolines für eine Brieffreundschaft bezeichnete, mag ihn, dessen Leben zu dieser Zeit bereits maßgeblich durch Krankheit bestimmt wurde, angenehm überrascht haben: Sein Urteil
- Autor: Martina Schönenborn
- 2004, 328 Seiten, Deutsch
- Verlag: Wallstein Verlag
- ISBN-10: 3835320610
- ISBN-13: 9783835320611
- Erscheinungsdatum: 01.01.2004
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