Jugend und Politik: "Voll normal!" / Veröffentlichung des Arbeitskreises "Wahlen und politische Einstellungen" der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) (PDF)
Der Beitrag der politischen Soziologie zur Jugendforschung
Jugendliche wenden sich zunehmend von der Politik ab. Ihr Interesse am politischen Geschehen, ihr Vertrauen in politische Institutionen sowie ihre politische Beteiligungsbereitschaft sind deutlich niedriger als bei der Erwachsenen. Diese Klischees über das...
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Jugendliche wenden sich zunehmend von der Politik ab. Ihr Interesse am politischen Geschehen, ihr Vertrauen in politische Institutionen sowie ihre politische Beteiligungsbereitschaft sind deutlich niedriger als bei der Erwachsenen. Diese Klischees über das Verhältnis der Jugendlichen zur Politik sind immer wieder anzutreffen. Aber sie treffen nicht zu. Das Verhältnis der Jugendlichen zur Politik unterscheidet sich nicht grundsätzlich von dem der Erwachsenen. Man kann es in der Jugendsprache als "voll normal!" bezeichnen. Empirische Analysen vergleichen ein breites Spektrum unterschiedlicher politischer Einstellungen und Verhaltensweisen der Jugendlichen mit denen der Erwachsenen. Auch wird untersucht, wie sich die Einstellungen und Verhaltensweisen in den letzten 30 Jahren entwickelt haben.
"Voll normal!" heißt jedoch nicht, dass das Verhältnis der Jugendlichen zur Politik als unbedenklich zu bewerten ist. Zweifelsohne gibt es besorgniserregende Entwicklungen - nur treten diese eben in gleicher oder in noch schärferer Form auch bei Erwachsenen auf. Problematisch sind also nicht "die Jugendlichen", sondern problematisch sind diejenigen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, die zu einer wachsenden Distanz der Bevölkerung insgesamt gegenüber der Politik beitragen.
"Voll normal!" heißt jedoch nicht, dass das Verhältnis der Jugendlichen zur Politik als unbedenklich zu bewerten ist. Zweifelsohne gibt es besorgniserregende Entwicklungen - nur treten diese eben in gleicher oder in noch schärferer Form auch bei Erwachsenen auf. Problematisch sind also nicht "die Jugendlichen", sondern problematisch sind diejenigen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, die zu einer wachsenden Distanz der Bevölkerung insgesamt gegenüber der Politik beitragen.
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Jugend und Politik - Der Beitrag der Politischen Soziologie zur Jugendforschung (S. 7) Edeltraud Roller, Frank Brettschneider und Jan W. van Deth
1. Jugend und Demokratie in Deutschland
Die Frage, welches Verhältnis die Jugend zur Politik hat, ist nicht nur von allgemeinem öffentlichem Interesse, sondern berührt eine zentrale politikwissenschaftliche Thematik. Aus der Sicht des Konzepts der politischen Kultur ist die subjektive Orientierung der Bürger gegenüber der Politik eine der wesentlichen Determinanten der Stabilität (Almond/Verba 1963) und der Funktionsfähigkeit (Putnam 1993) einer Demokratie.
Die Sozialisation der nachkommenden Generationen, die in der Internalisierung gesellschaftlich relevanter Inhalte der politischen Kultur besteht, ist damit von unmittelbarer Bedeutung für den Zustand der Demokratie in einem Land. An den politischen Orientierungen und Verhaltensweisen der Jugendlichen lässt sich nicht nur der Erfolg der politischen Sozialisation ablesen, sie dienen auch als Gradmesser für die zukünftige Entwicklung einer Demokratie.
Negative Befunde wie eine zunehmende Distanzierung der Jugend von der Politik (sei es in Form einer Politiker-, Parteien- oder gar einer allgemeinen Politikverdrossenheit) oder eine Abnahme der politischen Beteiligung und Beteiligungsbereitschaft bei den Jugendlichen indizieren dann problematische oder gar alarmierende Entwicklungen, die - wenn sie von Dauer sind und ein bestimmtes Ausmaß erreichen - eine Bedrohung für das Funktionieren und die Stabilität der Demokratie in einem Land darstellen können. Für Deutschland ist die Frage nach dem Verhältnis der Jugend zur Politik von besonderem Interesse.
Nach der formellen, d.h. institutionellen Vereinigung beider deutscher Staaten im Oktober 1990 geht es nunmehr um die kulturelle Integration beider Teile Deutschlands. Dieser auch als innere Einheit bezeichnete Prozess ist abgeschlossen, wenn die Bürger der neuen Bundesländer subjektive
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Orientierungen gegenüber der Politik entwickeln, die zu den liberal-demokratischen Strukturen des vereinigten Deutschlands kongruent sind (Fuchs/Roller/Weßels 1997).
Den nachwachsenden Generationen kommt hier eine große Bedeutung zu. Wenn nicht nur die erwachsenen Bürger, sondern auch die Jugendlichen in den neuen Bundesländern, die in ihren formativen Jahren unter den institutionellen Bedingungen einer liberalen Demokratie aufgewachsen sind, ein kritisches Verhältnis zur Demokratie des vereinigten Deutschland aufweisen, dann kann der erhoffte Austausch der demokratiekritischen durch demokratiebefürwortende Generationen nicht stattfinden und die Demokratie in den neuen Bundesländern nicht als konsolidiert bzw. gefestigt gelten.
2. Ergebnisse und Grenzen der Jugendforschung
Die Jugendforschung in Deutschland hat sich seit den 1990er Jahren verstärkt dem Thema Jugend und Politik gewidmet und dazu einschlägige empirische Befunde vorgelegt. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei Studien: die 14. Shell-Jugendstudie aus dem Jahr 2002 (Deutsche Shell 2002) mit dem Schwerpunkt politische Einstellungen und politisches Engagement sowie der Jugendsurvey "Jugend und Politik" des Deutschen Jugendinstituts (DJI), München, der inzwischen drei Wellen umfasst - 1992 (Hoffmann-Lange 1995), 1997 (Gille/Krüger 2000) und 2003 (Gaiser u.a. 2006).
Bei beiden Studien handelt es sich um repräsentative Umfragen unter Jugendlichen. Sie unterscheiden sich jedoch nicht nur im Hinblick auf die Definition dessen, was unter Jugend verstanden wird: Die Shell-Jugendstudie befragt Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren, während die DJI-Jugendsurveys Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 bis 29 Jahre untersucht.
Bei den DJIJugendsurveys handelt es sich zudem um Replikationen, die Längsschnittanalysen erlauben, während bei den Shell-Jugendstudien der Anteil von Replikationen auf einzelne politische Indikatoren (politisches Interesse) beschränkt ist. Die beiden Studien zeichnen folgendes Bild über das Verhältnis der Jugend zur Politik: Die Shell-Jugendstudie konstatiert für das Jahr 2002 ein weiter rückläufiges Interesse an der Politik (Deutsche Shell 2002: 21), eine Abnahme postmaterialistischer Werte und eine Zunahme pragmatischer Haltungen (Deutsche Shell 2002: 18f.), Parteienverdrossenheit bei gleichzeitig großer Akzeptanz der Demokratie (Deutsche Shell 2002: 24) und ein geringes Niveau konventioneller und unkonventioneller Partizipation (Deutsche Shell 2002: 27).
Die Ergebnisse werden folgendermaßen zusammengefasst: "Alles in allem stellt Politik für die Mehrheit der Jugendlichen heute keinen eindeutigen Bezugspunkt mehr dar, an dem man sich orientiert, persönliche Identität gewinnt oder sich auch selber darstellen kann. Politisch sein` ist heute nicht mehr in`" (Deutsche Shell 2002: 24).
Den nachwachsenden Generationen kommt hier eine große Bedeutung zu. Wenn nicht nur die erwachsenen Bürger, sondern auch die Jugendlichen in den neuen Bundesländern, die in ihren formativen Jahren unter den institutionellen Bedingungen einer liberalen Demokratie aufgewachsen sind, ein kritisches Verhältnis zur Demokratie des vereinigten Deutschland aufweisen, dann kann der erhoffte Austausch der demokratiekritischen durch demokratiebefürwortende Generationen nicht stattfinden und die Demokratie in den neuen Bundesländern nicht als konsolidiert bzw. gefestigt gelten.
2. Ergebnisse und Grenzen der Jugendforschung
Die Jugendforschung in Deutschland hat sich seit den 1990er Jahren verstärkt dem Thema Jugend und Politik gewidmet und dazu einschlägige empirische Befunde vorgelegt. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei Studien: die 14. Shell-Jugendstudie aus dem Jahr 2002 (Deutsche Shell 2002) mit dem Schwerpunkt politische Einstellungen und politisches Engagement sowie der Jugendsurvey "Jugend und Politik" des Deutschen Jugendinstituts (DJI), München, der inzwischen drei Wellen umfasst - 1992 (Hoffmann-Lange 1995), 1997 (Gille/Krüger 2000) und 2003 (Gaiser u.a. 2006).
Bei beiden Studien handelt es sich um repräsentative Umfragen unter Jugendlichen. Sie unterscheiden sich jedoch nicht nur im Hinblick auf die Definition dessen, was unter Jugend verstanden wird: Die Shell-Jugendstudie befragt Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren, während die DJI-Jugendsurveys Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 bis 29 Jahre untersucht.
Bei den DJIJugendsurveys handelt es sich zudem um Replikationen, die Längsschnittanalysen erlauben, während bei den Shell-Jugendstudien der Anteil von Replikationen auf einzelne politische Indikatoren (politisches Interesse) beschränkt ist. Die beiden Studien zeichnen folgendes Bild über das Verhältnis der Jugend zur Politik: Die Shell-Jugendstudie konstatiert für das Jahr 2002 ein weiter rückläufiges Interesse an der Politik (Deutsche Shell 2002: 21), eine Abnahme postmaterialistischer Werte und eine Zunahme pragmatischer Haltungen (Deutsche Shell 2002: 18f.), Parteienverdrossenheit bei gleichzeitig großer Akzeptanz der Demokratie (Deutsche Shell 2002: 24) und ein geringes Niveau konventioneller und unkonventioneller Partizipation (Deutsche Shell 2002: 27).
Die Ergebnisse werden folgendermaßen zusammengefasst: "Alles in allem stellt Politik für die Mehrheit der Jugendlichen heute keinen eindeutigen Bezugspunkt mehr dar, an dem man sich orientiert, persönliche Identität gewinnt oder sich auch selber darstellen kann. Politisch sein` ist heute nicht mehr in`" (Deutsche Shell 2002: 24).
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Autoren-Porträt
Dr. Edeltraud Roller ist Professorin für Politikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.Dr. Frank Brettschneider ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim.
Dr. Jan W. van Deth ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Mannheim.
Bibliographische Angaben
- 2007, 2006, 402 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Edeltraud Roller, Frank Bettschneider, Jan W. van Deth
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531900943
- ISBN-13: 9783531900940
- Erscheinungsdatum: 14.12.2007
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 2.33 MB
- Ohne Kopierschutz
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Pressezitat
"Den Herausgebern ist mit diesem Sammelband eine übersichtliche Präsentation der Tagungsbeiträge zu der insgesamt relativ spröden Materie 'Jugend und Politik' gelungen [...]." Deutschland Archiv, 06/2007
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