Von der interkulturellen zur transkulturellen literarischen Hermeneutik (PDF)
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1. Einleitung: Fragestellungen, Zielsetzungen und Grundbegriffe (S. 7-8)Hans-Georg Gadamers viel zitierte Aussage, „der wahre Ort der Hermeneutik“ sei „zwischen Fremdheit und Vertrautheit“ (Gadamer 19906, 300), lässt die Frage offen, welche Gesichter die erwähnte Fremdheit annehmen kann. Obwohl es Gadamer selbst in erster Linie um die historische Fremde ging1, lässt sich mit dem Wort fast automatisch die Vorstellung der Ferne, eines anderen Landes, einer anderen Nation oder einer anderen Kultur, in jedem Fall der räumlichen Entfernung und Fremdheit, verbinden2. So liegt es nahe, die Dimension des Verstehens stärker zu akzentuieren, die die Produkte und Aussagen einer anderen (räumlich entfernten) Kultur zu ihrem Gegenstand macht, und in diesem – interkulturellen – Verstehen wenn nicht nach dem wahren, dann zumindest nach einem Ort der Hermeneutik zu suchen. Wenngleich schon einige Versuche unternommen wurden, die Koordinaten dieses Ortes näher zu definieren, bleibt dieser Ort selbst immer noch ein terra incognita. Die Wortkombination ‚Interkulturelle Hermeneutik‘ lässt vielfältige Assoziationen zu, deren Anzahl kaum überschätzt werden kann. Einige Gründe dafür lassen sich in Kürze wie folgt zusammenfassen.
Der Begriff ‚Hermeneutik‘ lässt sich im ersten Anlauf mehrdeutig, nämlich als 1) Praxis oder Vollzug des Verstehens, 2) als diesen Vollzug reflektierende Theorie des Verstehens und 3) als die Prinzipien und Regelwerke einer „richtigen“ Auslegung auf unterschiedlichen Gebieten (theologische, juristische oder literarische Spezialhermeneutiken) definieren. Wie verschieden die Gegenstände sind, die jeweils den Kern dieser verschiedenen Begriffsdimensionen bilden, muss nicht weiter erläutert werden. Nimmt man noch die Bedeutung hinzu, nach welcher Hermeneutik als jeder verstehende
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und Sinn suchende Zugang zum eigenen Ich, zu den Objekten der umgebenden Welt, menschlichen Äußerungen, kulturellen Praktiken, Medien und Kunsterzeugnissen verstanden wird, so weitet sich das Reich der Hermeneutik fast bedrohlich aus.
ist festzustellen, dass besonders im Laufe des 19. und des 20. Jahrhunderts sehr viele Umwandlungen im Gegenstandsbereich der Hermeneutik vollzogen wurden und eine Reihe weiterer Spezialhermeneutiken entstand: darunter die ‚Tiefenhermeneutik‘ Sigmund Freuds, die ‚Hermeneutik der Gewalt‘ Friedrich Nietzsches, die ‚Existenzialhermeneutik‘ Martin Heideggers; die ‚literarische Hermeneutik‘ von Hans Robert Jauß, die ‚literaturwissenschaftliche Hermeneutik‘ von Peter Szondi, die ‚Hermeneutik der Entfaltung‘ von Uwe Japp tauchen als terminologische Ausdifferenzierungen der mit Dichtung befassten Spezialhermeneutiken auf.
Schließlich ließ auch die Übernahme der interkulturellen Perspektive in die genuin philosophischen, kulturwissenschaftlichen, soziologischen und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen nicht lange auf sich warten.
Hinter der Entstehung der interkulturellen Hermeneutik steht nicht bloß die Tatsache, dass die vieldeutige ‚Hermeneutik‘ wieder einmal mit einem neuen, modischen Adjektiv ‚interkulturell‘ verbunden wurde, um eine neue – in der breiten Öffentlichkeit auf Interesse stoßende – Wissenschaftsdisziplin zu begründen. Vielmehr war es ein Umdenken innerhalb der Kulturwissenschaften selbst, der cultural turn, die Pluralisierung des Kulturbegriffs, das Ins-Bewußtsein- Treten der universalistischen, hegemonialen Praxis der westlichen Wissenschaften, welche die anderen Kulturen lange Zeit oftmals ignoriert oder nur durch die eigene Optik gesehen, interpretiert und bewertet haben. Die interkulturelle Hermeneutik entstand auf diese Weise im Zuge der Re-Hermeneutisierung verschiedener kulturwissenschaftlicher und soziologischer Richtungen und einer verstärkten Sensibilität für die kulturspezifischen Besonderheiten menschlicher Handlungen und damit für Verstehensprozesse, die der traditionellen Hermeneutik neue, herausfordernde Fragen stellte und ihren Geltungsbereich kritisch hinterfragte. Als Voraussetzung für die Problematisierung der interkulturellhermeneutischen Prozesse auf der literarischen Ebene der Rezeption kann die Konvergenz kulturwissenschaftlicher und soziologischer Fragestellungen auf der einen Seite und hermeneutisch-literaturwissenschaftlicher auf der anderen Seite genannt werden, deren erstes prägnantes Paradigma die Rezeptions- und Wirkungsästhetik war.
ist festzustellen, dass besonders im Laufe des 19. und des 20. Jahrhunderts sehr viele Umwandlungen im Gegenstandsbereich der Hermeneutik vollzogen wurden und eine Reihe weiterer Spezialhermeneutiken entstand: darunter die ‚Tiefenhermeneutik‘ Sigmund Freuds, die ‚Hermeneutik der Gewalt‘ Friedrich Nietzsches, die ‚Existenzialhermeneutik‘ Martin Heideggers; die ‚literarische Hermeneutik‘ von Hans Robert Jauß, die ‚literaturwissenschaftliche Hermeneutik‘ von Peter Szondi, die ‚Hermeneutik der Entfaltung‘ von Uwe Japp tauchen als terminologische Ausdifferenzierungen der mit Dichtung befassten Spezialhermeneutiken auf.
Schließlich ließ auch die Übernahme der interkulturellen Perspektive in die genuin philosophischen, kulturwissenschaftlichen, soziologischen und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen nicht lange auf sich warten.
Hinter der Entstehung der interkulturellen Hermeneutik steht nicht bloß die Tatsache, dass die vieldeutige ‚Hermeneutik‘ wieder einmal mit einem neuen, modischen Adjektiv ‚interkulturell‘ verbunden wurde, um eine neue – in der breiten Öffentlichkeit auf Interesse stoßende – Wissenschaftsdisziplin zu begründen. Vielmehr war es ein Umdenken innerhalb der Kulturwissenschaften selbst, der cultural turn, die Pluralisierung des Kulturbegriffs, das Ins-Bewußtsein- Treten der universalistischen, hegemonialen Praxis der westlichen Wissenschaften, welche die anderen Kulturen lange Zeit oftmals ignoriert oder nur durch die eigene Optik gesehen, interpretiert und bewertet haben. Die interkulturelle Hermeneutik entstand auf diese Weise im Zuge der Re-Hermeneutisierung verschiedener kulturwissenschaftlicher und soziologischer Richtungen und einer verstärkten Sensibilität für die kulturspezifischen Besonderheiten menschlicher Handlungen und damit für Verstehensprozesse, die der traditionellen Hermeneutik neue, herausfordernde Fragen stellte und ihren Geltungsbereich kritisch hinterfragte. Als Voraussetzung für die Problematisierung der interkulturellhermeneutischen Prozesse auf der literarischen Ebene der Rezeption kann die Konvergenz kulturwissenschaftlicher und soziologischer Fragestellungen auf der einen Seite und hermeneutisch-literaturwissenschaftlicher auf der anderen Seite genannt werden, deren erstes prägnantes Paradigma die Rezeptions- und Wirkungsästhetik war.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Olga Iljassova-Morger
- 2009, 1. Auflage, 254 Seiten, Deutsch
- Verlag: UVRR Universitätsverlag Rhein-Ruhr
- ISBN-10: 3940251402
- ISBN-13: 9783940251404
- Erscheinungsdatum: 01.01.2009
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- Dateiformat: PDF
- Größe: 2.26 MB
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