Von der Schwierigkeit, die Brust an den richtigen Ort zu setzen (PDF)

1. Einleitung Veränderungsprozesse stehen zurzeit im Zentrum psychoanalytischer Überlegungen. Zumeist sind die basalen emotionalen Prozesse der gemeinsamen therapeutischen Mikrowelt und deren Träger Thema. Kognitive Prozesse stehen im Verdacht, nicht jene Bedeutung zu haben, die man ihnen zugemessen hat. Jede Regulierung mentaler Prozesse der Innenwelt sowie der Beziehung zu einem anderen Subjekt lässt sich nur als eine Verknüpfung von affektiven und kognitiven Prozeduren verstehen. Aus dieser Sicht ist Reflexivität zu einem zentralen Konzept der Veränderungsforschung geworden. Ich nenne nur einige Ansätze: Fonagy & Target (1996), Moser (2010), Roussillon (2005). Allgemein bezeichnet Reflexivität die Fähigkeit, über bestimmte Situationen und/oder über eine laufende Regulierung eine überlagernde zu entwickeln. "Die Reflexion stellt mithin den Prototyp der Regulierung der Regulierungen dar" (Piaget 1975). Das Resultat der ersten, der überlagerten, Regulierung enthält wichtige Indices, die zum Aufbau einer neuen benutzt werden. (Reflexivität ist nicht einfach Fehlerkorrektur der laufenden Regulierung.) Neu entwickelte Regulationen können eine defensive oder eine progressive Funktion haben. Will man den psychoanalytischen Prozess verstehen, ist es unumgänglich, Modelle der Regulierungsvorgänge zu überprüfen und zu entwickeln. Das wird im Folgenden in Bezug auf die reflexiven Funktionen ausgeführt. Um den Einstieg in das Thema zu erleichtern, beginne ich mit einer Pilgerfahrt zur Madonna SS del sangue in RE im Valle Vigezzo. Die etwas blecherne, doch beeindruckende Kirche ist wohl nur entfernt mit einer psychoanalytischen Praxis vergleichbar. Und doch haben diese Mikrowelten gewisse Gemeinsamkeiten. Man darf nicht vergessen, dass der Bittgang zur Madonna in früherer Zeit und auch heute für viele Menschen die einzige Möglichkeit bot und bietet, körperliche wie seelische Probleme jemandem (der Madonna) zu übergeben. Was wir also in RE vorfinden, ist eine Mikrowelt, die

Inhalt 1. Einleitung 2. Maria SS. del sangue in RE 3. Die Mikrowelt der naiven Reflexivität 4. Vom Santuario in RE zur psychoanalytischen Praxis 5. Erste Mikrowelt, erste Externalisierung 6. Die drei Schlaufen der Reflexivität 7. Transformatorische Operationen 8. Implizite Reflexivität. Spurensuche im Traum 9. Sensomotorische und mentale Regulierung 10. Externalisierung: erster Schritt des Reentrant Circuit 10.1 Konkretisierte Externalisierungen 10.2 Sprachliche Formen der Externalisierung 11. Reentry: zweiter Schritt des Reentrant Circuit 12. Dritte Schlaufe: Intersubjektive Reflexivität 12.1 Die reale Beziehung ist mit der reflexiven gekoppelt 12.2 Mikrowelten der therapeutischen Situation 12.3 Internalisierte Mikrowelten 12.4 Der analytische Prozess 13. Veränderungen 14. Zurück zur Maria SS. del sangue