Wertebildung in Jugendarbeit, Schule und Kommune (PDF)
Bilanz und Perspektiven
'Werte' und 'Werteerziehung' haben in der öffentlichen Debatte immer wieder Konjunktur. Meist wird dann nach 'Werteerziehung' gerufen, wenn sich medienwirksam spektakuläre Vorfälle ereignet haben, wie z.B. Gewalttaten, Fälle von Kindesverwahrlosung oder...
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Produktinformationen zu „Wertebildung in Jugendarbeit, Schule und Kommune (PDF)“
'Werte' und 'Werteerziehung' haben in der öffentlichen Debatte immer wieder Konjunktur. Meist wird dann nach 'Werteerziehung' gerufen, wenn sich medienwirksam spektakuläre Vorfälle ereignet haben, wie z.B. Gewalttaten, Fälle von Kindesverwahrlosung oder wenn sich eine Erwachsenengeneration über fehlende Disziplin und mangelnden Respekt beklagt. Der allgemeine und öffentliche Ruf nach 'Wertevermittlung' unterstellt, dass allein ein lautes Bekenntnis zu Werten entsprechend 'heilsame' Wirkungen auslösen könne - ein weit verbreitetes, aber stark verkürztes Verständnis von 'Wertevermittlung'. Vor dem Hintergrund solcher Prozesse ist es Anliegen des Bandes, danach zu fragen, wie Werteaneignung und eine tatsächliche Wertebildung gelingen kann und welche Konzepte und Erfahrungen sich hier bewährt haben.
Lese-Probe zu „Wertebildung in Jugendarbeit, Schule und Kommune (PDF)“
IV Wertebildung in der Schule Gelegenheitsstrukturen zur Partizipation in Schulen und Partizipationsbereitschaft von Schülern/Schülerinnen (S. 169-170)Hermann Josef Abs
1. Partizipationsbereitschaft als Ziel schulischer Bildung?
Partizipation gilt in der Politikwissenschaft zunächst als ein Konzept zur Beschreibung der Teilhabe an Entscheidungsprozessen (vgl. Schubert/Klein 2006). In der Didaktik der Sozialwissenschaften wird die Aufklärung über Rechte und ggf. Pflichten zur Teilhabe an politischen Entscheidungen folglich als ein wesentlicher Gegenstand von politischer Bildung betrachtet. Dabei wird kognitiven Lernzielen im schulischen Politikunterricht mehr Raum eingeräumt als der Förderung von Partizipationsbereitschaft. Die aktive Beteiligung hat eine geringere Bedeutung als die freie Entscheidung der Individuen zur Beteiligung nicht zu partizipieren.
Angesichts der deutschen Geschichte hat die politische Bildung in Deutschland ein Ideal des Bürgers entwickelt (vgl. Sander 2008), das in besonderer Weise dessen kritische Positionierung gegenüber der politischen Wirklichkeit betont. So definiert z. B. Österreich (2002) in seinem deutschen Bericht zur Civic Education Study der IEA den sogenannten mündigen Bürger als „ein Individuum, das die Werte und Rechtsnormen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht und anerkennt, die Menschenwürde achtet, Kooperationsfähigkeit, Kompromissbereitschaft und aktive Toleranz entwickelt sowie die eigenen Sozialisationsbedingungen überprüft und Wertvorstellungen für die eigene Lebensgestaltung formuliert” (Oesterreich 2002: 24).
Davon unterscheiden lässt sich eine andere Traditionslinie, die das Ideal der active citizenship vertritt und die in den vergangenen Jahren für die Bildungspolitik der EU leitend wurde. So folgt die Konstruktion von Indikatoren im Bereich
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citizenship education durch die Kommission der Europäischen Union einer Definition, die ein breiteres Verständnis von Partizipation und einen anderen Fokus in der politischen Bildung hat. Active citizenship wird im Rahmen des EU-Bildungsmonitoring definiert als: „Participation in civil society, community and/or political life characterised by mutual respect and non-violence and in accordance with human rights and democracy” (Hoskins u. a. 2008: 11).
Der Bezug auf eine Selbstkonstruktion und ein Hinterfragen von Werthaltungen, wie es in der Zielbestimmung durch Österreich zum Ausdruck kommt, fehlt in der Definition der EU, statt dessen wird hier die tatsächliche Teilhabe auf allen Ebenen der Gesellschaft zum Leitbild, solange sich diese im Rahmen der vorgegebenen rechtsstaatlichen und demokratischen Ordnung bewegt. Nun sollte man diesen Unterschied nicht als Gegensatz überbetonen, sondern eher die wechselseitige Verwiesenheit der beiden Konzepte aufeinander erkennen.
In Analogie zu Kants (1781/1983, B 75, A 51) Verständnis von Begriffen und Anschauungen lässt sich formulieren, kritische Positionierung ohne aktive Teilhabe an der Gesellschaft ist leer und aktive Teilhabe ohne das Potenzial kritischer Positionierung ist blind. D. h. eine Erziehung zur Demokratie tut gut daran, beide Blickpunkte zu beachten. In pädagogischen Konzepten bedeutet dies, dass neben der Ausbildung kritischer Urteilsfähigkeit im Politikunterricht auch Gelegenheitsstrukturen zur Übernahme von Engagement geschaffen werden sollten und dass die Bereitschaft zur aktiven Teilhabe auf den verschiedensten Ebenen der Gesellschaft als schulisches Bildungsziel zu beachten ist.
Der Bezug auf eine Selbstkonstruktion und ein Hinterfragen von Werthaltungen, wie es in der Zielbestimmung durch Österreich zum Ausdruck kommt, fehlt in der Definition der EU, statt dessen wird hier die tatsächliche Teilhabe auf allen Ebenen der Gesellschaft zum Leitbild, solange sich diese im Rahmen der vorgegebenen rechtsstaatlichen und demokratischen Ordnung bewegt. Nun sollte man diesen Unterschied nicht als Gegensatz überbetonen, sondern eher die wechselseitige Verwiesenheit der beiden Konzepte aufeinander erkennen.
In Analogie zu Kants (1781/1983, B 75, A 51) Verständnis von Begriffen und Anschauungen lässt sich formulieren, kritische Positionierung ohne aktive Teilhabe an der Gesellschaft ist leer und aktive Teilhabe ohne das Potenzial kritischer Positionierung ist blind. D. h. eine Erziehung zur Demokratie tut gut daran, beide Blickpunkte zu beachten. In pädagogischen Konzepten bedeutet dies, dass neben der Ausbildung kritischer Urteilsfähigkeit im Politikunterricht auch Gelegenheitsstrukturen zur Übernahme von Engagement geschaffen werden sollten und dass die Bereitschaft zur aktiven Teilhabe auf den verschiedensten Ebenen der Gesellschaft als schulisches Bildungsziel zu beachten ist.
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Autoren-Porträt
Dr. Wilfried Schubarth ist Professor für Erziehungs- und Sozialisationstheorie am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Potsdam.Dr. Karsten Speck ist Professor am Fachbereich Pädagogik der Universität Oldenburg.
Dr. Heinz Lynen von Berg ist Verwaltungsprofessor am Fachbereich 'Soziale Arbeit und Gesundheit' an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim.
Bibliographische Angaben
- 2010, 2010, 355 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Wilfried Schubarth, Karsten Speck, Heinz Lynen von Berg
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531925512
- ISBN-13: 9783531925516
- Erscheinungsdatum: 02.09.2010
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 2.57 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Allen, die in entsprechenden Handlungsfeldern [Jugendarbeit, Schule, Kommune] Verantwortung tragen, sei dieses Buch nachdrücklich empfohlen. Es ist zugleich geeignet, die persönliche Werturteilsfähigkeit des Lesers zu fördern." www.socialnet.de, 29.04.2011
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