Zeitschrift für Evangelische Ethik, Heft 3/2009 (PDF)
Der kranke Mensch - Ursprung der Bioethik - Gerechter Friede - Evangelische Kasuistik?
Leider schon ausverkauft
eBook
24.95 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Produktdetails
Produktinformationen zu „Zeitschrift für Evangelische Ethik, Heft 3/2009 (PDF)“
Der kranke Mensch - Ursprung der Bioethik - Gerechter Friede - Evangelische Kasuistik?
Lese-Probe zu „Zeitschrift für Evangelische Ethik, Heft 3/2009 (PDF)“
Die Vision des Gerechten Friedens in Europa und der Welt (S. 191-192) Von Hartwig von Schubert
Das Kernstück der neuen Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland von 2007 trägt den Namen »Ethik rechtserhaltender Gewalt«1. Damit erhält der Begriff der Gewalt einen prominenten Ort im Zentrum der Friedensethik, dies jedoch ausschließlich, wenn sie aus dem Recht hervorgeht, dem Recht dient und durch Recht begrenzt wird. Der systematische Ort einer solchen Ethik ist die konkrete Utopie eines Friedens, der wirklich wird, wenn die eschatologische Hoffnung auf den ewigen Frieden den Prozess der Zivilisation (Norbert Elias) über den innerstaatlichen Landfrieden hinaus auf die internationalen Beziehungen weitertreibt. Der historische und politische Kontext einer Ethik rechtserhaltender Gewalt wird sichtbar, wenn man nach dem Adressaten fragt, an den sich diese Ethik richtet: es ist letztlich niemand anderes als der moderne demokratische Rechtsstaat als Träger des Gewaltmonopols. Da dieser eine »unendliche Aufgabe« ist, ist jede Ordnung angesprochen, die den Namen »Staat« beansprucht. Ist das ein Griff nach den Sternen?
Der aktuelle Kontext des entwickelten Rechtsstaats in Deutschland verdankt sich der »demokratischen Befriedung« Europas nach zwei Weltkriegen und nach der Überwindung des Kalten Krieges. Europa gehört heute zu einer Stabilitätszone, die von Alaska bis Estland reicht und von der vergangene Generationen nicht zu träumen wagten, noch vor hundert Jahren musste eine solche Hoffnung den Zeitgenossen als ein Griff nach den Sternen erscheinen. Drei internationale Systeme verbinden die Staaten in diesem Raum, die Europäische Union (EU), das nordatlantische Verteidigungsbündnis (NATO) und die Vereinten Nationen (VN) mit der regionalen Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Die EU bildet den östlichen Teil, die Vereinigten Staaten von Amerika mit Kanada bilden den westlichen Teil dieses
... mehr
Stabilitätsraums, in dem auch das politische und wirtschaftliche Gravitationszentrum liegt. Der nordamerikanische Halbkontinent konnte sich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts arrondieren, die genaugenommen »westmitteleuropäische« EU erweiterte sich erst im Übergang zum 21. Jahrhundert nach dem Ende der Blockkonfrontation, sie wird noch lange an ungleich komplizierteren historischen Hypotheken tragen. Insbesondere ihre östliche und südliche Grenze hat nicht den spezifischen Charakter von zwischenstaatlichen, sondern eher den diffusen Charakter von imperialen Grenzen, die langfristig nur diversifiziert zu denken und zu gestalten sind. Der Stabilitätsraum wird militärisch geschützt durch die NATO. Während der Blockkonfrontation zwischen der »sozialistischen« und der »freien« Welt verharrten die Militärbündnisse in der gegenseitigen Abschreckung, erst nach ihrem Ende stand die NATO mit dem 11. September 2001 erstmalig vor dem konkreten Bündnisfall in einem nunmehr völlig veränderten und räumlich erheblich erweiterten Spektrum.
Aus diesem Stabilitätsraum gingen Mitte des 20. Jahrhunderts als Antwort auf zwei Weltkriege sowie im Zuge der Entkolonialisierung die VN hervor. Sie konnten ihren Anspruch auf die universale Gültigkeit ihrer Ziele, Normen und Grundsätze im Jahr 2002 mit einer Mitgliedschaft von nunmehr 191 Staaten praktisch verwirklichen. Sie sind jedoch trotz ihrer starken Legitimität alles andere als eine straff organisierte, mit soliden Mittel ausgestattete Organisation, vielmehr bilden sie eher ein kompliziertes und diffuses Netzwerk von sehr lose verbundenen, teils de jure, teils de facto autonom handelnden Sub-Organisationen. Ihr besonderes Autorisierungsmonopol für Gewaltmaßnahmen im System kollektiver Sicherheit kommt nur dann zum Tragen, wenn starke Mitglieder der VN ihre Potentiale zur Verfügung stellen, allen voran die USA. Mit bewaffneten Massenkonflikten ist innerhalb des Stabilitätsraums nach menschlichem Ermessen nicht mehr zu rechnen, wie die Balkankriege in den 90er Jahren und der Georgienkonflikt 2008 gezeigt haben, an seinen Rändern aber durchaus. So dient im sich erweiternden Europa vor allem die OSZE der Sicherung des Friedens und dem Wiederaufbau nach Konflikten. Als regionale Vertragsorganisation nach Kapitel VIII der VN-Charta soll sie in Europa nach dem Subsidiaritätsprinzip vorrangig aktiv werden. Sie ist ein System kollektiver Sicherheit und steht damit durchaus in gewisser Konkurrenz zur transatlantisch ausgerichteten NATO. Die Aktivitäten der OSZE gliedern sich in drei »Dimensionen«, die auf die drei Körbe der Schlussakte von Helsinki zurückgehen: die politisch-militärische Dimension, die ökonomisch-ökologische und die humanitäre Dimension.
Nachdem Europa seit dem 15. Jahrhundert ein unvergleichliches Wachstum der Staatsgewalt erlebt und sich dann unter erst spanischer, dann britischer Dominanz über die gesamte Welt ausgebreitet hatte, hinterließen die Kolonialmächte nach ihrem Rückzug im 20. Jahrhundert in den übrigen drei Vierteln der Welt jedoch Zonen teils instabiler, teils autoritärer Staatlichkeit und insgesamt verspäteter Modernisierung. Der »Westen« bleibt damit maßgeblich in der politischen Verantwortung für das weitere Schicksal der Moderne. Das internationale Krisenmanagement kann inzwischen eindrucksvolle Erfolge vorweisen.2 Sie beruhen teils auf nicht nur effektiver, sondern vor allem intelligenter Kampfführung, mehr aber noch auf intelligenter Krisendiplomatie, bei der potentiellen Gegnern Anreize gegeben werden, Verantwortung für die gemeinsame Sicherheit zu übernehmen. Diese Erfolge werden aber zunichte gemacht, wenn nicht gleichzeitig erheblich in die Stabilisierung und den Wiederaufbau der Konfliktzonen investiert wird.
Aus diesem Stabilitätsraum gingen Mitte des 20. Jahrhunderts als Antwort auf zwei Weltkriege sowie im Zuge der Entkolonialisierung die VN hervor. Sie konnten ihren Anspruch auf die universale Gültigkeit ihrer Ziele, Normen und Grundsätze im Jahr 2002 mit einer Mitgliedschaft von nunmehr 191 Staaten praktisch verwirklichen. Sie sind jedoch trotz ihrer starken Legitimität alles andere als eine straff organisierte, mit soliden Mittel ausgestattete Organisation, vielmehr bilden sie eher ein kompliziertes und diffuses Netzwerk von sehr lose verbundenen, teils de jure, teils de facto autonom handelnden Sub-Organisationen. Ihr besonderes Autorisierungsmonopol für Gewaltmaßnahmen im System kollektiver Sicherheit kommt nur dann zum Tragen, wenn starke Mitglieder der VN ihre Potentiale zur Verfügung stellen, allen voran die USA. Mit bewaffneten Massenkonflikten ist innerhalb des Stabilitätsraums nach menschlichem Ermessen nicht mehr zu rechnen, wie die Balkankriege in den 90er Jahren und der Georgienkonflikt 2008 gezeigt haben, an seinen Rändern aber durchaus. So dient im sich erweiternden Europa vor allem die OSZE der Sicherung des Friedens und dem Wiederaufbau nach Konflikten. Als regionale Vertragsorganisation nach Kapitel VIII der VN-Charta soll sie in Europa nach dem Subsidiaritätsprinzip vorrangig aktiv werden. Sie ist ein System kollektiver Sicherheit und steht damit durchaus in gewisser Konkurrenz zur transatlantisch ausgerichteten NATO. Die Aktivitäten der OSZE gliedern sich in drei »Dimensionen«, die auf die drei Körbe der Schlussakte von Helsinki zurückgehen: die politisch-militärische Dimension, die ökonomisch-ökologische und die humanitäre Dimension.
Nachdem Europa seit dem 15. Jahrhundert ein unvergleichliches Wachstum der Staatsgewalt erlebt und sich dann unter erst spanischer, dann britischer Dominanz über die gesamte Welt ausgebreitet hatte, hinterließen die Kolonialmächte nach ihrem Rückzug im 20. Jahrhundert in den übrigen drei Vierteln der Welt jedoch Zonen teils instabiler, teils autoritärer Staatlichkeit und insgesamt verspäteter Modernisierung. Der »Westen« bleibt damit maßgeblich in der politischen Verantwortung für das weitere Schicksal der Moderne. Das internationale Krisenmanagement kann inzwischen eindrucksvolle Erfolge vorweisen.2 Sie beruhen teils auf nicht nur effektiver, sondern vor allem intelligenter Kampfführung, mehr aber noch auf intelligenter Krisendiplomatie, bei der potentiellen Gegnern Anreize gegeben werden, Verantwortung für die gemeinsame Sicherheit zu übernehmen. Diese Erfolge werden aber zunichte gemacht, wenn nicht gleichzeitig erheblich in die Stabilisierung und den Wiederaufbau der Konfliktzonen investiert wird.
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autoren: Reiner Anselm , Ulrich Körtner
- 2009, Deutsch
- Verlag: GVH Zeitschriften
- ISBN-13: 044267420093
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 0.64 MB
- Mit Kopierschutz
Kopierschutz
Dieses eBook können Sie uneingeschränkt auf allen Geräten der tolino Familie lesen. Zum Lesen auf sonstigen eReadern und am PC benötigen Sie eine Adobe ID.
Kommentar zu "Zeitschrift für Evangelische Ethik, Heft 3/2009"
0 Gebrauchte Artikel zu „Zeitschrift für Evangelische Ethik, Heft 3/2009“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Zeitschrift für Evangelische Ethik, Heft 3/2009".
Kommentar verfassen