Zeitschrift für Evangelische Ethik, Heft 4/2010 (PDF)
Evangelische Denkschriften - Öffentliche Theologie in Brasilien - Neuroenhancement - Religionsunterricht in Berlin
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Evangelische Denkschriften - Öffentliche Theologie in Brasilien - Neuroenhancement - Religionsunterricht in Berlin
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Ethik zwischen Weltbejahung und Weltkritik (S. 277-278) Alfred Dedo Müller über Staat, Kirche und Kriegführung (1937 / 1963)
Von Dick Schinkelshoek und Theo A. Boer
1. Einführung
Im Jahr 1937 erschien bei Töpelmann in Berlin eine Ethik, verfasst von dem Leipziger Theologen Alfred Dedo Müller (18901972). Obwohl Müller bis dahin als religiöser Sozialist und Weggefährte Karl Barths galt und als Pazifist bekannt war, zeigte er sich in der Ethik eher als ein Sympathisant des Naziregimes. Zwar lehnte er die Mitgliedschaft in der NSDAP ab und schloss sich auch den Deutschen Christen nicht an, machte aber weitgehende Konzessionen an die NS-Ideologie: Er unterstützte das Führerprinzip und die Nürnberger Rassegesetze, zeigte sich über gewisse Maßnahmen des NS-Regimes beglückt und unterstützte zum Teil die militärischen Aspirationen der Nationalsozialisten. Der Nationalsozialismus sei dem Christentum ein Bündnispartner im Kampf gegen »den freidenkerisch-marxistischen Widerspruch gegen das Christentum«.
Müller war von 1930 bis 1956 Professor für Praktische Theologie in Leipzig und wurde als Praktischer Theologe bekannt wegen seines Beitrags zur Verselbständigung der Praktischen Theologie als wissenschaftliche Disziplin. Für seinen Beifall zum NS-Regime wurde er nach dem Krieg weder öffentlich zur Verantwortung gerufen, noch brachte er das Thema selber zur Sprache. 1963, sechs Jahre nach seiner Emeritierung, erschien erneut ein systematisches Werk mit einem ethischen Thema: Dämonische Wirklichkeit und Trinität. Der Atomkrieg als theologisches Problem. Müller analysiert hier die Glaubensgrundsätze, die seines Erachtens die Erfindung der Atombombe sowie den Kalten Krieg ermöglicht haben.
Im vorliegenden Beitrag untersuchen wir das Verhältnis dieser beiden großen ethischen Werke. Welche Unterschiede gibt es, wie bedeutend sind sie und wie sind sie zu erklären? Enthält Dämonische Wirklichkeit im Vergleich zur
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Ethik neue ethische Positionen und eine geänderte Methode? Zeigt sich der spätere Müller unabhängiger vom herrschenden politischen Establishment als der frühere Müller?
Eine Antwort auf diese Fragen hat Relevanz für die heutige theologische Ethik. Die in der Ethik verwendete Methode weist nämlich weitgehende Parallelen zu Methoden auf, die auch heute unter theologischen Ethikern, die eine Kombination von theologischen und humanen Quellen befürworten, gängig sind. Diese sogenannten »Kombinationsethiker« Befürworter einer Mehrquellentheorie sind einerseits der Auffassung, dass die Theologie einen wesentlichen und eigenständigen Beitrag zur Ethik zu leisten hat, lehnen jedoch einen streng theologischen Ansatz wie bei Karl Barth ab. Sie wollen die politischen, sozialen, religiösen und wissenschaftlichen Tatsachen ihrer Zeit zu Wort kommen lassen, ihnen aber nicht das letzte Wort lassen. Müller beschreitet mit der Ethik einen mittleren Weg zwischen radikaler Weltverneinung und beglückter Umarmung des Weltlichen.
Diejenigen, denen Müllers empathische und realistische Zugeständnisse an das NS-Regime zu weit gehen oder sogar verwerflich sind, die aber gleichzeitig das spätere Nein zu Atomwaffen und die leidenschaftliche Ablehnung der Dämonie als Beispiel gereiften prophetischen Denkens begrüßen, kommen nicht um eine Analyse der methodischen und inhaltlich-ethischen Veränderungen umhin. Eine solche Analyse könnte es dem Kombinationsethiker leichter machen, Extreme zu vermeiden.
2. Konkrete ethische Unterschiede
Zentrale Themen der Ethik wie Volk, Rasse und Reich greift Müller 1963 nicht wieder auf. Dies hat zuallererst mit der beschränkteren Thematik von Dämonische Wirklichkeit zu tun. Der veränderte Ton mag aber auch aus der dramatisch veränderten politischen Landschaft zu erklären sein. Nach 1945 steht sowohl in der DDR als auch in Westdeutschland das Sprechen über Themen wie Volk, Rasse und nationale Identität unter Verdacht. Auch Müller spricht diese Themen nicht mehr an. Trotzdem gibt es viele konkrete ethische Themen, die in beiden Werken behandelt werden. Krieg und Frieden wurden bereits erwähnt. Andere Themen sind Staat, Kirche, Technik und Wissenschaft. Während Müller in den dreißiger Jahren den Nationalsozialismus als Segen beschreibt, deutet er ihn nach dem Krieg als Dämonie. Andere Positionsänderungen fallen vergleichsweise bescheidener aus und lassen neben den Unterschieden auch die Kontinuität erkennen.
Eine Antwort auf diese Fragen hat Relevanz für die heutige theologische Ethik. Die in der Ethik verwendete Methode weist nämlich weitgehende Parallelen zu Methoden auf, die auch heute unter theologischen Ethikern, die eine Kombination von theologischen und humanen Quellen befürworten, gängig sind. Diese sogenannten »Kombinationsethiker« Befürworter einer Mehrquellentheorie sind einerseits der Auffassung, dass die Theologie einen wesentlichen und eigenständigen Beitrag zur Ethik zu leisten hat, lehnen jedoch einen streng theologischen Ansatz wie bei Karl Barth ab. Sie wollen die politischen, sozialen, religiösen und wissenschaftlichen Tatsachen ihrer Zeit zu Wort kommen lassen, ihnen aber nicht das letzte Wort lassen. Müller beschreitet mit der Ethik einen mittleren Weg zwischen radikaler Weltverneinung und beglückter Umarmung des Weltlichen.
Diejenigen, denen Müllers empathische und realistische Zugeständnisse an das NS-Regime zu weit gehen oder sogar verwerflich sind, die aber gleichzeitig das spätere Nein zu Atomwaffen und die leidenschaftliche Ablehnung der Dämonie als Beispiel gereiften prophetischen Denkens begrüßen, kommen nicht um eine Analyse der methodischen und inhaltlich-ethischen Veränderungen umhin. Eine solche Analyse könnte es dem Kombinationsethiker leichter machen, Extreme zu vermeiden.
2. Konkrete ethische Unterschiede
Zentrale Themen der Ethik wie Volk, Rasse und Reich greift Müller 1963 nicht wieder auf. Dies hat zuallererst mit der beschränkteren Thematik von Dämonische Wirklichkeit zu tun. Der veränderte Ton mag aber auch aus der dramatisch veränderten politischen Landschaft zu erklären sein. Nach 1945 steht sowohl in der DDR als auch in Westdeutschland das Sprechen über Themen wie Volk, Rasse und nationale Identität unter Verdacht. Auch Müller spricht diese Themen nicht mehr an. Trotzdem gibt es viele konkrete ethische Themen, die in beiden Werken behandelt werden. Krieg und Frieden wurden bereits erwähnt. Andere Themen sind Staat, Kirche, Technik und Wissenschaft. Während Müller in den dreißiger Jahren den Nationalsozialismus als Segen beschreibt, deutet er ihn nach dem Krieg als Dämonie. Andere Positionsänderungen fallen vergleichsweise bescheidener aus und lassen neben den Unterschieden auch die Kontinuität erkennen.
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Bibliographische Angaben
- Autoren: Reiner Anselm , Ulrich Körtner
- 2010, Deutsch
- Verlag: GVH Zeitschriften
- ISBN-13: 044267420104
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- Dateiformat: PDF
- Größe: 0.64 MB
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