Zeitschrift für Evangelische Ethik, Heft 4/2011 (PDF)
Themenheft: Theologische Ethik und biblische Exegese
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Themenheft: Theologische Ethik und biblische Exegese
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Das ethische Stichwort (S. 301-302)Verantwortung
Die Konjunktur des Verantwortungsbegriffs in gesellschaftlichen und politischen Debatten sowie in fachsprachlichen Diskursen von Ethik, Sozialethik und politischer Philosophie ist ein relativ junges Phänomen, auch wenn das Wort sehr viel älter ist. Anfangsweise seit Mitte des 19. Jahrhunderts, dann aber zunehmend im Lauf des 20. Jahrhunderts, gewinnt ›Verantwortung‹ in der moralischen und politischen Sprache an Bedeutung.
Die Karriere des Begriffs ist mit gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen verknüpft, die zu wachsender Komplexität und Unübersichtlichkeit der Handlungszusammenhänge führen. Formal ist Verantwortung immer ein mindestens dreistelliger Relationsbegriff: Ich verantworte mich für etwas (oder jemanden) vor einer Instanz. Inhaltlich sind vier einander oft überschneidende Bedeutungsebenen zu unterscheiden, die sich zum Teil durch englische Begriffe deutlicher differenzieren lassen: Von Verantwortung kann im juridischen (liability), im moralischen (responsibility) und im soziologischen Sinn (accountability) die Rede sein; hinzu kommt ein (existenz-)philosophisch-theologischer Gebrauch, der sich in der Kategorie der Responsivität fassen lässt.
Dabei ist ein ›klassisches‹ Modell der Verantwortung teils abgelöst, teils überlagert worden von einem neuen Paradigma: Das klassische Modell der Verantwortung konnte an die etymologische Herkunft des Wortes aus dem Rechtsleben anknüpfen. Das Verb ›verantworten‹ bedeutete ursprünglich, für eine Sache advokatorisch vor Gericht eintreten oder sich selbst rechtfertigen vor einer Rechenschaft fordernden normativen Instanz.
Das (erst seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts belegte) Substantiv ›Verantwortung‹ meint ebenfalls die Rechenschaft vor einem (menschlichen) Gericht,
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wird dann aber auch auf die (moralische) Verantwortung vor dem Richterstuhl Gottes im Jüngsten Gericht bezogen. Bei diesem klassischen Modell geht es um die ex post vorgenommene Zurechnung kausaler Handlungsfolgen; mit der juridischen Zurechnungsverantwortung (liability) wird retrospektiv der Verursacher von Erwartungsenttäuschungen festgelegt.
Um eine Handlungsfolge ihrem Urheber als ›Schuld‹ zurechnen, d.h. ihn verantwortlich machen zu können, muss über die kausale Verursachung hinaus moralische Verantwortlichkeit (responsibility) gegeben sein. Dazu bedarf es einerseits bestimmter subjektiver Voraussetzungen (wie z.B. Freiheit bzw. Selbstbestimmungsfähigkeit, Intentionalität und Voraussehbarkeit der Folgen), andererseits eines normativen Bewertungsmaßstabs, der es erlaubt, die bewirkten Folgen als negativ oder unerwünscht zu qualifizieren.
Der Aufstieg des Verantwortungsbegriffs zu einer ethischen und politischen Schlüsselsemantik ist jedoch mit einem neuen Paradigma verbunden, das mit den strukturellen Veränderungen menschlichen Handelns im Industriezeitalter aufkommt. Infolge der Verlängerung der Handlungsketten durch technischen Fortschritt und organisierte Arbeitsteilung wurde das individuelle, an Kausalität, Intentionalität und Selbstbestimmungsfähigkeit geknüpfte Zurechnungsmodell immer weniger anwendbar."
Um eine Handlungsfolge ihrem Urheber als ›Schuld‹ zurechnen, d.h. ihn verantwortlich machen zu können, muss über die kausale Verursachung hinaus moralische Verantwortlichkeit (responsibility) gegeben sein. Dazu bedarf es einerseits bestimmter subjektiver Voraussetzungen (wie z.B. Freiheit bzw. Selbstbestimmungsfähigkeit, Intentionalität und Voraussehbarkeit der Folgen), andererseits eines normativen Bewertungsmaßstabs, der es erlaubt, die bewirkten Folgen als negativ oder unerwünscht zu qualifizieren.
Der Aufstieg des Verantwortungsbegriffs zu einer ethischen und politischen Schlüsselsemantik ist jedoch mit einem neuen Paradigma verbunden, das mit den strukturellen Veränderungen menschlichen Handelns im Industriezeitalter aufkommt. Infolge der Verlängerung der Handlungsketten durch technischen Fortschritt und organisierte Arbeitsteilung wurde das individuelle, an Kausalität, Intentionalität und Selbstbestimmungsfähigkeit geknüpfte Zurechnungsmodell immer weniger anwendbar."
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Bibliographische Angaben
- Autoren: Reiner Anselm , Ulrich Körtner
- 2011, Deutsch
- Herausgegeben: Reiner Anselm, Ulrich Körtner
- Verlag: GVH Zeitschriften
- ISBN-13: 044267420114
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- Dateiformat: PDF
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