Zeitschrift für Evangelische Theologie, Heft 2/2010 (PDF)
Politische Diakonie: Die Kirchen und der Herbst 1989
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Politische Diakonie: Die Kirchen und der Herbst 1989
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KRITISCHES FORUM (S. 140-141)Ein Maler, aber kein Erzähler
Uwe Tellkamps »Der Turm«, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2008
Christoph Kähler
Meine Erinnerung an die DDR unterscheidet sich natürlicher Weise von derjenigen unserer Kinder und ihrer Mitschüler, zugleich auch innerhalb meiner Generation, je nach der Nische, in der wir je für uns »gehaust« haben. Zu hoffen, dass Tellkamp »mir aus dem Herzen spricht« oder mein DDRBild bestätigt, wäre ein unangemessener Umgang mit Literatur und ihrer künstlerischen Freiheit. Sie sollte an ihrem eigenen Anspruch, an der inneren Stimmigkeit und an der subjektiven Authentizität gemessen werden, so wie sie Christa Wolf von ratsuchenden Schreibenden als Wahrhaftigkeit anstelle der Erfüllung ideologischer Erwartungen erwartete.
Wir dürfen die Fehler des sogenannten »sozialistischen Realismus«, der nur darstellen sollte, was genehm war, unter anderem Vorzeichen nicht wiederholen. Staatliche Instanzen in der DDR forderten damals einen quasi-soziologischen Realitätsbeweis (»unsere Menschen« sind so nicht!), auch wenn sie freie soziologische Forschung – wenn überhaupt – nur in begrenzten und geheimen Ansätzen duldeten. Was darf man also mit Fug und Recht erwarten und beurteilen? Die Maßstäbe setzt der Literat selbst. Sie sind nach meinem Eindruck bei Tellkamp nicht bescheiden, von Thomas Mann bis Günther Grass reicht die Höhe der Messlatte, aber auch die Fallhöhe dieses hoch gelobten Wälzers.
Schon die erste Frage, was denn erzählt werde, lässt den Berichterstatter stocken, denn Tellkamp kann beschreiben, breit und nicht immer ohne kitschige Phrasen, doch die Verwesung der untergehenden DDR wird von ihm ausführlich, farbig und geruchsintensiv geschildert. Der Verfall alter Baulichkeiten, nein
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nahezu aller Gebäude, wird mit einer Akribie beobachtet und ins Bild gesetzt, die Ihresgleichen sucht, wenn sie auch regelmäßig kritisch überzeichnet.
Diese für denjenigen mühsam zu lesenden Passagen des »Romans«, der nach Handlung(en) sucht, sind vermutlich ihre besseren. Die dichte Schilderung eines Anwerbungsgesprächs durch einen Vertreter der Stasi, das ohne Regiebemerkungen, Widerrede und Ergebnis auskommt, erfasst die unangreifbare und zugleich bürokratische Macht der scheinbar allwissenden Geheimen in einer kunstvollen und beklemmenden Verdichtung (20. Kapitel »Dialog über Kinder« 255–259, ähnlich 798f.).
Doch insgesamt lässt sich die Frage nach dem Erzählten schlecht beantworten. Am ehesten verfolgt der Leser einen einzelnen Menschen und seine Veränderungen, den Dresdener Christian Hoffmann. Am Beginn des Romans Schüler einer Internatsschule außerhalb der »Residenz «, wird er am Ende nach insgesamt vier Jahren bei der NVA, die eine einjährige Militärhaft in Schwedt und Leuna einschließen, im Herbst 1989 in die aufkommende Freiheit entlassen, deren Symbol, der Mauerfall des 9. November, den Roman beendet.
Diese für denjenigen mühsam zu lesenden Passagen des »Romans«, der nach Handlung(en) sucht, sind vermutlich ihre besseren. Die dichte Schilderung eines Anwerbungsgesprächs durch einen Vertreter der Stasi, das ohne Regiebemerkungen, Widerrede und Ergebnis auskommt, erfasst die unangreifbare und zugleich bürokratische Macht der scheinbar allwissenden Geheimen in einer kunstvollen und beklemmenden Verdichtung (20. Kapitel »Dialog über Kinder« 255–259, ähnlich 798f.).
Doch insgesamt lässt sich die Frage nach dem Erzählten schlecht beantworten. Am ehesten verfolgt der Leser einen einzelnen Menschen und seine Veränderungen, den Dresdener Christian Hoffmann. Am Beginn des Romans Schüler einer Internatsschule außerhalb der »Residenz «, wird er am Ende nach insgesamt vier Jahren bei der NVA, die eine einjährige Militärhaft in Schwedt und Leuna einschließen, im Herbst 1989 in die aufkommende Freiheit entlassen, deren Symbol, der Mauerfall des 9. November, den Roman beendet.
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Bibliographische Angaben
- Autoren: F. Crüsemann , H. Bedford-Strohm
- 2010, Deutsch
- Verlag: GVH Zeitschriften
- ISBN-13: 014350220102
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- Dateiformat: PDF
- Größe: 0.55 MB
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