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Deutschstunde (2019) (DVD)

Deutsch
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Nach dem Zweiten Weltkrieg in Rugbüll, Schleswig-Holstein: Siggi Jepsen (Tom Gronau) lebt in einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche und soll einen Aufsatz zum Thema Die Freuden der Pflicht schreiben. Doch er findet keinen Anfang und das Blatt...
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Kommentar zu "Deutschstunde (2019)"
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    10 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MaRe, 17.04.2020

    Regisseur Christian Schwochows (Jahrgang 1978, u.a. „Bornholmer Straße“ - 2014, „Paula“ - 2016, „Bad Banks“ - 2018) Filmdrama „Deutschstunde“ aus dem Jahr 2019 ist eine Neuverfilmung nach dem Roman „Deutschstunde“ des deutschen Schriftstellers Siegfried Lenz (* 17. März 1926 in Lyck, Ostpreußen; † 7. Oktober 2014 in Hamburg), das als dessen wichtigstes Werk gilt. Das Drehbuch verfasste Schwochows Mutter Heide wie schon unter anderem zu „Bornholmer Straße“.

    In den 1950er-Jahren sitzt Siggi Jepsen (Tom Gronau) kurz vor Vollendung seiner Volljährigkeit in einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche. Anlässlich des Aufsatzthemas „Die Freuden der Pflicht“ erinnert er sich zurück an die Kriegszeit. Damals verlangte sein Vater Jens Ole (Ulrich Noethen), ein dienstbeflissener Dorfpolizist an der Nordsee, von ihm, seinem jüngsten Sohn, den er „zu einem brauchbaren Menschen“ formen wollte, gemeinsam den Befehl aus der Hauptstadt zu vollziehen und dem Maler Max Ludwig Nansen (Tobias Moretti) zu eröffnen, dass er mit einem Malverbot belegt sei, da er „kranke Bilder“ male. Dabei war Max Ludwig Nansen ein enger Jugendfreund des Vaters und darüber hinaus Siggis Patenonkel. Siggi (Levi Eisenblätter) sollte außerdem als Adjutant des Vaters, der die Einhaltung zu überwachen hatte, Bericht erstatten, ob „der Maler“ fortan tatsächlich nicht mehr male.

    Statt seine Gedanken ins Heft zu schreiben, sticht Siggi sich jedoch mit dem Füllfederhalter in die Hand und muss in der Folge den Besinnungsaufsatz in einer Zelle eingeschlossen als Strafarbeit nachholen. Dies nimmt eine Weile in Anspruch, da er „zu viel zu erzählen“ hat, weil „zu viele Bilder sich überlagert“ haben.

    Soweit die im Film kurz gehaltene Rahmenhandlung für Rückblenden in Siggis Kindheit, mithilfe derer er seine Geschichte sowie zugleich über Familie, Freund- und Feindschaft zu Krisen-, hier Kriegszeiten, Schmerz, Zusammenhalt, Widerstand und Verrat erzählt. Seine Niederschrift ist weniger ein Anklagen des Vaters als vielmehr ein subjektiver Bericht des Geschehens und eine Schilderung seiner Empfindungen samt gleichzeitiger Erleichterung des Gewissens, Befreiung, eine Katharsis.

    Das zentrale Motiv bildet wie schon in Lenz' Vorlage der Pflichtbegriff. Wann wird die Erfüllung einer („erkannten“) Pflicht „falsch“, zum Wegbereiter für Unrecht, gar zur Rechtfertigung von Verbrechen? Ab welchem Grad wird Anpassung zum Wegducken und zum Nährboden für Denunziation und Unterdrückung?

    Schwochows bebildern nicht den Roman, sondern verdichten und abstrahieren ihn geschickt und bringen dadurch eigene Deutungen sowie Allgemeingültigkeit und Jetzigkeit ein. Sie setzen ihre „Deutschstunde“ behutsam und schweigsam in Szene, sodass die karge, kalte symbolhafte Meereslandschaft, die Stimmung voller zwischenmenschlicher (An)Spannungen zum Tragen kommen, die mit lebenden wie toten Vögeln oder Tiergerippen metaphorisch umschriebenen, aber meist der Küste fernbleibenden Schrecken des Krieges und die dadurch bedingten seelischen Verwerfungen spürbar werden sowie das Können der Schauspieler angemessen Wirkung erzielt.

    Insbesondere Ulrich Noethen stellt den fanatisch dienstergebenen, unerträglich korrekten Prinzipienreiter Jens Jepsen derart unmittelbar und glaubwürdig dar, dass er einen zur Weißglut bringt und man sich die Frage stellt, ob Jens hinter seiner Dienstfertigkeit außer tiefsitzender Unsicherheit nicht vor allem Sadismus verbirgt.

    Tobias Moretti überzeugt als fassungslos darüber Staunender, dass er als Maler, dass das Malen an sich, eine Gefahr darstellen soll und als Siggi Halt und Wärme spendender Patenonkel und Johanna Wokalek als seine zartbesaitete Ehefrau, die an den Repressionen zerbricht.

    Beide Darsteller des Siggi meistern ihre Rollen als belasteter, geschundener Sohn in einer Dauerzwickmühle des Gewissens, vor allem für Levi Eisenblätter, der den kleinen Siggi mit weiten, ernsten Augen spielt, entwickelt der Zuschauer Mitgefühl.

    Mit „Deutschstunde“ ist eine dichte, phasenweise beklemmende, sehr gekonnt gespielte Literaturverfilmung gelungen, die ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, der Doppeldeutigkeit der Vorlage gerecht wird, nämlich einmal Deutschunterricht für Siggi Jepsen und darüber hinaus eine Lehrstunde in deutscher Geschichte zu sein. Darüber hinaus bietet er Anlass zur zeitlos aktuellen moralischen Selbstbefragung in puncto Tendenzen zur Mitläuferschaft bzw. hinsichtlich Widerstandsqualitäten bei sich selbst. Wer sich auf das gemächliche Tempo, die stillen, oft grauen Bilder, die zuweilen sperrigen Dialoge einlässt, bereit ist, sich in die Thematik hineinzudenken und hineinzufühlen, wird daran genauso Gefallen finden wie ich.

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