Johann Sebastian Bach und die schlaflosen Nächte des Grafen Keyserlingk, Audio-CD

Gabriele Hoffmann, Harry & Pooh 2007/2008"Wozu sind eigentlich Anekdoten gut? Oft sind sie mehr Dichtung als Wahrheit und bedienen Klischees, von denen man sich nicht so leicht wieder lösen kann. Die Musikgeschichtsschreibung ist voll von Anekdoten, vom Donnerblitzbub Mozart, vom mürrischen Beethoven, vom naiv-sentimentalen Schubert, vom kränklichen Chopin usw. usw. Die kritische Musikforschung ist daher ständig darum bemüht, mit diesen Klischees im Namen der Wahrheit aufzuräumen. Doch vielleicht muss sie dabei aufpassen, dass sie die Vergangenheit nicht ein Stück weit entzaubert und sie eines wesentlichen Elementes beraubt, der Fantasie. Die CD-Reihe der ""Musikgeschichten"" pflegt einen angemessenen, ebenso aufgeklärten wie fantasievollen Umgang mit den Geschichten, die sich um die große Musik der Vergangenheit ranken. Im Falle Johann Sebastian Bachs nutzt der Autor eine kleine Episode aus der Entstehungsgeschichte der ""Goldberg-Variationen"", um die Hörer in Bachs Leben und Wirken im Kontext des 17. bis 18.Jahrhunderts zu geleiten. Der an Schlaflosigkeit leidende Graf Keyserlinck, russischer Botschafter am Dresdner Hof, schickte nach dem berühmten Thomaskantor, wegen eines musikalischen Werks, das ihm die qualvoll durchwachten Nächte erträglich machen sollte. In Dresden angekommen, spielt ihm Bach seine neuen ""Goldberg-Variationen"" (ganz a-historisch auf dem Klavier, statt auf einem Cembalo) vor und erzählt anschließend aus seinem Leben, das von Entbehrung, Tod und Leiden, aber auch von der tröstenden Freude an Musik gezeichnet ist. Bach - so erfahren wir - blieb trotz vieler Verluste und großem Ruhm ein demütiger Mensch, der allerdings auch nicht zögerte, mit einem beleidigten Fagottisten ein Säbel-Duell auszufechten. Nach all der Musik und den spannenden Geschichten geschieht schließlich ein Wunder: Der Graf schläft ein! Dies ist sicherlich