Milchgeld
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Michael Kobr, geb. 1973 in Kempten, aufgewachsen in Kempten und Durach, ist Realschullehrer für Deutsch und Französisch. Mit seiner Frau und seinen Töchtern lebt er im Allgäu.
Die beiden Autoren sind seit ihrer Schulzeit befreundet und erhielten 2008 für "Laienspiel" den Corine Weltbild-Leserpreis.
Interview mit Volker Klüpfel und Michael Kobr
Zwei junge Männer aus dem Allgäu mit bürgerlichen Berufen, die quasi zum Spaß einen Krimi schreiben, damit auf Anhieb auf den Bestsellerlisten landen. Sie werden bestaunt wie eine Boygroup. Läuft jetzt alles wie von selbst?
Also, das mit der Boygroup stimmt ja nicht ganz. Vielleicht, wenn wir Songschreiber wären. Denn als Duo, das mehrere Wochen in den Charts (also in unserem Fall der Bestsellerliste) auf Platz fünf ist, kann man wahrscheinlich manchmal schon Probleme kriegen, wenn man einen ungestörten Einkaufsbummel machen will. Als Schriftsteller ist man aber viel anonymer. Ein paar Menschen kennen einen von einer Lesung, aus dem Fernsehen oder vom Foto im Buch, aber die meisten haben wahrscheinlich von der Person "Kluftinger" eine konkretere Vorstellung als von seinen Autoren. Und das finden wir auch ganz gut so. Von selbst läuft allerdings gar nichts: Bücherschreiben ist harte Arbeit, die wir ernst nehmen, denn nur so lange unsere Geschichten gut sind, werden die Leser uns gewogen bleiben.
Dieser Eindruck trügt: Verbrechen gibt es, wenn man so will, seit dem Sündenfall. Und zwar überall. Dass das Allgäu bislang ein Landstrich von einander herzenden Gutmenschen war, ist ein Klischee, das durch keine Realität auch nur annähernd gedeckt wird. Natürlich wird die Mordrate hier im Vergleich zu städtischen Ballungsräumen niedriger gewesen sein und es immer noch sein. Das liegt aber ganz einfach daran, dass dieser Raum einfach spärlicher besiedelt ist als beispielsweise das Ruhrgebiet und die Menschen mehr Möglichkeiten haben, sich aus dem Weg zu gehen, statt einander die Köpfe einzuschlagen. Aber es gibt auch hier alle erdenklichen Arten der Kriminalität, vom organisierten Drogenhandel bis zum Familiendrama.
Kommissar Kluftinger ist der Typus kauziger Dorfpolizist: weder weltgewandt noch charmant, aber gutherzig, ein echter Antiheld. In "Milchgeld" wird er zum ersten Mal in seinem beschaulichen Berufsalltag mit einem Kapitalverbrechen konfrontiert. Der Mord berührt ihn. Inzwischen häufen sich die Todesfälle in seinem Zuständigkeitsbereich. Wird Kluftinger bald abgebrühter?
Damit ist nicht zu rechnen, denn wir wollen uns diesem Automatismus verweigern, der bei vielen Krimiserien zu greifen scheint: Je mehr Bücher, desto grausamer und zahlreicher die Verbrechen. In unserem dritten Buch "Seegrund" beispielsweise aber lassen Sie sich doch einfach überraschen.
Nach "Milchgeld" nun "Erntedank": Ist der zweite Roman der leichtere oder der schwerere? Wie sieht es mit dem dritten aus?
Weder noch. Es hat genau so viel Mühe gemacht. Wir haben unsere Technik des "Zu-Zweit-Schreibens" zwar etwas verfeinert, aber auch unsere Ansprüche sind größer geworden. Vom viel beschworenen Druck, der auf einem lastet, wenn man das zweite Buch in Angriff nimmt, haben wir jedoch nichts gespürt. Unterm Strich sitzt man doch wieder allein vor seinem Computer und hackt auf die Tasten ein.
Die Ideen kommen im Auto, im roten Audi, während Sie gemeinsam durch die idyllische Allgäuer Landschaft fahren: So will es jedenfalls die Legende. Aber wie lange sitzen Sie am Schreibtisch, bis ein Buch fertig ist?
Nun, der rote Audi fährt mittlerweile wohl eher in Afrika, der brauchte mehr Öl als Diesel und wurde dann von einem Gebrauchtwagenhändler angeblich an die Elfenbeinküste exportiert. Aber im grünen Golf oder im blauen Audi überlegt es sich auch ganz gut ... im Ernst: Wir brauchen etwa anderthalb Jahre, bis wir mit einem Roman fertig sind - schließlich haben wir noch unsere Brotberufe, die wir natürlich nicht vernachlässigen können.
Bisher sind Sie ausschließlich als Autorenteam in Erscheinung getreten. Wird das so bleiben, oder ziehen Sie manchmal auch Solokarrieren in Erwägung?
Um auf die Boygroup-Thematik zurückzukommen: Meistens gehen die Soloversuche schief, von einigen glänzenden Ausnahmen einmal abgesehen. Sicher werden wir nicht auf ewige Zeit nur Kluftinger-Romane schreiben. Dennoch gilt die alte Weisheit: "Never change a winning team". Wir sehen im Moment keinerlei Veranlassung, etwas an unserer Arbeitsweise zu ändern. Das liegt am Spaß, den wir nach wie vor an unserer Zusammenarbeit haben und natürlich auch am Erfolg, den wir unverändert mit den zusammen geschriebenen Büchern haben.
Sie sind bekennende Wallander- und Kommissar Brunetti-Fans. Ihre Romane haben einen Ton getroffen, der dem dieser Krimis ähnelt. Haben Sie sich beim Schreiben stark an den Vorbildern orientiert, oder vergessen Sie sie während der Arbeit?
Am Anfang gab es sicher die grundsätzliche Überlegung, wie unser Buch thematisch und atmosphärisch aussehen sollte. Und da haben wir uns jeweils an dem orientiert, was wir gern lasen. Und das waren eigentlich ziemlich verschiedenartige Vorbilder. Dann aber hat sich nach kurzer Zeit ein Ton eingestellt, bei dem wir nicht mehr an unsere vorige Lektüre dachten. Denn irgendwann kannten wir unser "Personal", wussten, was Kluftinger tun würde und was er auf jeden Fall ablehnen müsste. Und so kam es, dass wir uns nunmehr eher an den vorherigen "Kluftingern" orientieren als an anderen Krimis.
Die Fragen stellte Astrid Vogelpohl, Literaturtest.
- Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
- 3 CDs
- ISBN-10:
- ISBN-13: 4029758838839
- Erscheinungsdatum: 31.08.2007
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