Kulturtüren (Wandkalender 2014 DIN A4 hoch)

Türen wollen geöffnet werden. Türen bahnen geistige Wege durch die Kulturen und Zeiten hin zu einem universellen Wesen. Doch ein erster Schritt muss gewagt werden.
Der aus Hildesheim stammende und am Bodensee lebende Künstler und Grafiker Stefan Röhricht installiert Kulturtüren . Funktionable Türen, gebrauchte Türen, teilweise über 150 Jahre alt, durch die Menschen bereits unzählige Male gingen, werden zum Mal- und Schreibgrund für Texte, die verschiedene Kulturkreise markieren und doch erstaunlich eine gemeinsame Geisteshaltung formulieren: die Beziehung des Menschen zu einem Ursprung, die Hochachtung des Menschen vor einer höchsten Dimension, der er seine Existenz verdankt, die Suche des Menschen nach dem Sinn und dem Weg durch das irdische Leben.
Röhricht wählt zentrale Texte u.a. aus den indischen Veden, der hebräischen Bibel, den Lehren des Konfuzius, der griechischen Saga Odyssee , dem islamischen Koran, dem "Kommunistischen Manifest" oder der neutestamentarischen Apokalypse und lässt sie auf in vielen Schichten aufgetragenen verwischten und changierenden Farbgründen für sich sprechen wohlgemerkt jeweils im Original. Mit zartem Goldstift legt er als letzte Schicht und in seiner eigenen schwingenden Handschrift die deutschen Übersetzungen darüber.
Malerei und Grafik können so in wunderbarer Weise miteinander in einen Dialog treten. Uneindeutig und doch klar, ein kaligrafisches Spiel und doch zu entziffern, rätselhaft und doch zu entschlüsseln.
Röhricht konfrontiert diese Texte zudem mit einer akustischen Installation, die Klänge aus denjeweiligen Kulturkreisen und Lesungen der Texte im Original verwebt. So entsteht zunächst ein Sprachengewirr, es prallen Kulturen aufeinander und stören. Nur die Konzentration des Betrachters und Zuhörers kann diesen Knoten auflösen.
Wenn auch Türen einen Durchgang zu einem anderen Raum markieren, so bietet die Installation keine Kunst im Vorübergehen. Nur wer sich darauf einlässt, schaut, lauscht, sucht und vielleicht