Boykott (CD)
Boykott klingt ausgereifter, profilierter und - man muss es so sagen - grundehrlicher. Nachdenkliche Songs halten sich die Waage mit Adrenalinüberdosen, bei denen man einfach nur ausrasten möchte. Aber Boykott zeigt in seinen melancholischen Momenten und durch unbändige Wut eben auch eine persönliche Note von Tilos, wie man sie bislang noch nicht kannte.
Über 3 Millionen Videoaufrufe bei YouTube, Auftritte mit Kendrick Lamar und Haftbefehl, Berichte in der SZ und VICE - und trotzdem hat Tilos aus München noch den Eingeweihten-Status inne. Warum eigentlich? Mit 14 Jahren begann Tilos Musik zu machen, seit 2011 arbeitet er im professionellen Umfeld. Zunächst erschienen ein für die Szene übliches Mixtape und eine Free-EP, an der Produzenten wie Brisk Fingaz (Kollegah, Farid Bang, Celo & Abdi) und die Goofiesmackerz (Sido, Kool Savas, Fler) beteiligt waren. Auftritte absolvierte er vor US-Stars wie Kendrick Lamar, Big Sean und Trey Songz, teilte Bühnen mit deutschen Künstlern wie Haftbefehl, RAF Camora und Chakuza. Parallel dazu schrieb er die offizielle Stadionhymne für die Basketball-Mannschaft des FC Bayern München, betreute Kinder in Jugendzentren und unterstützte Modemarken. Vor drei Jahren folgte dann das Debütalbum Veto . Ziel war es Einspruch einzulegen gegen die Unterdrückung und Vernachlässigung von grauen Köpfen verhängten Regeln. Dazu muss man wissen, dass Tilos aus dem Ungarischen kommt und übersetzt verboten bedeutet, was damit zu tun hat, dass er sich gern auch heikler Themen bedient, die sonst öffentlich unter den Tisch fallen oder tabuisiert werden. Das am 15. Mai über recordJet erscheinende Album Boykott ist die Weiterführung von Veto , wobei an allen Schrauben gedreht wurde. Boykott klingt ausgereifter, profilierter und - man muss es so sagen - grundehrlicher. Nachdenkliche Songs halten sich die Waage mit Adrenalinüberdosen, bei denen man einfach nur ausrasten möchte. Aber Boykott zeigt in seinen melancholischen Momenten und durch unbändige Wut eben auch eine persönliche Note von Tilos, wie man sie bislang noch nicht kannte. Daraus entstanden sind exotische Tracks, die sich bewusst einer Einordnung verweigern, die für genussvolle Abwechslung sorgen und eine Art Illusionswelt befördern. Bis auf eine Stück stammt das gesamte Album von Tilos langjährigem und inzwischen landesweit erfolgreichen Produzenten Zinobeatz (Kurdo, Fard, Capo Azzlack), der für die musikalische Variation sorgt. So ist das Album teilweise von Trap-Stilen durchzogen, hat aber auch Passagen die stark von der französischen Szene inspiriert sind. Viel Wert wurde dabei auf ein perfektes Klangbild gelegt. Eindrucksvoll harmoniert Tilos energische Stimme und die Routine im Flow mit den ausgetüftelten Beats des Münchner Erfolgsproduzenten. Boykott verkörpert das Durchbrechen von emotionalen Barrieren, um innere Gefühlswelten aufzuweisen. Es befreit von musikalischer Engstirnigkeit und verhilft somit hoffentlich auch Tilos zum überfälligen Szenedurchbruch.
- Tilos
- CD
- EAN: 4050215112841
- Erscheinungsdatum: 15.05.2015
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