Dreamers (LP inkl. CD) (Vinyl)
Nach nur zwei EPs und einem Debütalbum, das aus dem Stand in die Top 10 einstieg, sind die Mighty Oaks in der hiesigen Musiklandschaft eine feste Größe. Zahllose Festival- und TV-Auftritte, komplett ausverkaufte Touren sowie Konzerte in ganz Europa und sogar den USA sprechen für sich. Die Fans schwärmen von der Bühnenpräsenz der jungen Band und auch die Presse zeigt sich in ihren Beiträgen begeistert. Fast immer ist darin die Rede von handgemachter Musik und der Liebe zur Natur, von Folkmusik und Akustikgitarren, von Songs über Freiheit, Abenteuer, Fernweh und die Liebe, von Mandolinen und Harmoniegesang, von drei Jungs, die es aus ihren Heimatländern England, Italien und den USA über den Umweg Hamburg nach Berlin verschlug, um fortan gemeinsam auf der Bühne zu stehen.
Nun erscheint mit „Dreamers“ das von ihren Fans sehnlich erwartete Nachfolgewerk.
2016 nahmen sich Ian, Claudio und Craig nach zwei Jahren des pausenlosen Tourens eine Auszeit, um in ihre Heimatländer zurückzukehren und Energie zu tanken. Aus dieser Pause zum Durchatmen wurde eine Phase, die für das Songwriting zum kommenden Album ganz besonders prägend sein sollte. Denn gerade die USA, Großbritannien und Italien gehören zu den Ländern, welche die gesellschaftlichen Umwälzungen ganz besonders zu spüren bekamen.
Mit einem Mal schien vieles von dem, was sie bis dahin als selbstverständlich wahrgenommen hatten, unsicherer denn je zu sein – selbst an der sonnenverwöhnten Adriaküste, im Südwesten Englands und den idyllischen Fjorden von Washington State, wo sich die Band schließlich unweit von Ians Heimatort in das Studio von Produzent Ryan Hadlock (The Lumineers, Vance Joy u.v.a.) zurückzog, um mit ihm das neue Mighty-Oaks-Album „Dreamers“ aufzunehmen. Inmitten der gewaltigen Naturkulisse des pazifischen Nordwestens mit seinen uralten Wäldern und Bergen.
Angesichts dieser Koordinaten ist es also nicht weiter verwunderlich, wenn sich der Themenkomplex „Wandel“ und „Vergänglichkeit“ wie ein roter Faden durch einen Großteil der neuen Songs eines Albums zieht. Eines Albums, das bei aller Nachdenklichkeit dennoch niemals die Hoffnung verliert und dessen warme Melancholie jederzeit einen optimistischen Gegenpol findet, das Mut macht und den Zuhörer an die Hand nimmt und mitreißt.
Ein Paradebeispiel für diesen Brückenschlag ist „Be With You Always“, ein Lovesong und ein Ohrwurm in klassischer Mighty-Oaks-Manier, mit seinen sanft treibenden Akustikgitarren und dem Harmoniegesang im Refrain, der den Hörer sofort packt, ein Gefühl von Aufbruchsstimmung vermittelt und kiloweise Endorphine freisetzt – denn wenn Ian singt „We’ll never be the same again“, dann sorgt dieser Aufbruch ins Ungewisse vor allem für eines: die Repeat-Taste der Anlage wird wieder gedrückt.
Überhaupt haben die Mighty Oaks ein großes Herz für Fantasten, Forscher und Abenteurer, „für die Spinner, also die Menschen, die sich erlauben zu träumen und die sich trauen, ihren Träumen nachzugehen“, wie Ian Hooper sie nennt und denen sie mit „Dreamers“, dem Titelsong des Albums, ein Hymne geschrieben hat, die exemplarisch aufzeigt, wohin die musikalische Reise diesmal geht: Der Indie-Folk mit Lagerfeuer-Flair wird erweitert um hymnischen Gitarrenpop mit gelegentlicher Tendenz zum psychedelisch verträumten Americana-Sound und mit Wurzeln bei den Byrds, Crosby, Still & Nash und sogar den Eagles, wie sie etwa in „Call Me A Friend“ oder dem nachdenklichen „Dust“ anklingen. Ein Song, der inhaltlich den roten Faden des Albums aufnimmt und aufs Wesentliche herunterbricht: Früher oder später wird uns allen das letzte Stündlein schlagen. Dazu jubiliert die Mandoline und heult die Slidegitarre, dass es eine wahre Pracht ist. Und tatsächlich gibt es dafür trotz dieser scheinbar fatalistischen Botschaft gute Gründe. Denn das Fazit, das die Band daraus zieht, lautet konsequenterweise: Carpe diem – genieße den Tag, schließlich weißt du nie, was dich morgen erwartet.
„Don’t lie to me“ ist eine zart beginnende, seine rhythmische Seite stetig weiter herauskehrende, melancholische Ballade mit dreistimmigem Satzgesang, die dem Piano den Vortritt vor der Gitarre lässt. Auch in „All I Need“ spielt in der Strophe das Piano neben Ians warmer, leicht rauchiger Stimme die Hauptrolle, diesmal in Begleitung von einem souligen Walkingbass – einem Motown-Zitat, das der Nummer, die spätestens im Refrain zum ganz großen Popsong aufblüht, einen so dezenten wie ungewöhnlich tanzbaren und für die Mighty Oaks erfrischend glamourösen Drall Richtung R&B verpasst. Ein reizvoller Kontrast zum herrlich eskapistischem Fernweh-Folk von „Higher Place“ und „Never Look Back“, dem epischen „The Great Unknown“ mit seinen sehnsuchtsvollen Streicherklängen oder dem mollgetönten „Look Inside“, einem sublimen, berührenden Plädoyer zur inneren Einkehr im Angesicht der eigenen Vergänglichkeit.
Einen inhaltlichen Schlusspunkt und ein musikalisches Ausrufezeichen setzt schließlich „Raise A Glass“, zugleich Abschiedssong und eine Ode an die Freundschaft – ganz im Geiste von „Auld Long Syne“ –, die tatsächlich wie fürs Lagerfeuer gemacht ist und auf den Konzerten der kommenden Tour sicherlich einen der Höhepunkte bilden wird.
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- Mighty Oaks
- LP
- Spieldauer: 45 Minuten
- EAN: 602557341058
- Erscheinungsdatum: 24.03.2017
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