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  • 3 Sterne

    16 von 23 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 19.08.2019

    Als eBook bewertet

    1918 Weimar. Die 19-jährige Klara Heidemann ist Feuer und Flamme für ihren Verlobten, den Arzt Fritz Faber. Sie kann es gar nicht mehr erwarten, ihn zu heiraten. Als Fritz von Weimar nach Berlin umzieht, sieht Klara ihre große Chance gekommen, endlich ihren Wunsch nach Reisen und Unabhängigkeit zu stillen. So macht sie sich allein auf die Fahrt zu Fritz nach Berlin, wo sie erst einmal bei seinem Onkel in einer spartanischen Behausung unterkommt. Aber Berlin fasziniert Klara, an jeder Ecke entdeckt sie etwas neues, alles ist so anders und aufregend als in ihrer Heimat Weimar. Schon bald hat sie eine Stelle bei einer Frauenzeitung und lässt sich nebenbei von der bunten Künstlerszene verführen. Das geht auch an Klara nicht spurlos vorüber, sie verändert sich zusehends…

    Joan Wenig hat mit “Amalientöchter” einen historischen Roman vor der Kulisse des Berlins nach dem ersten Weltkrieg vorgelegt, der ganz unterhaltsam ist und zudem das damalige Bild der Frau gut widerspiegelt. Der Schreibstil ist locker-flüssig und macht die Geschichte mit Einschüben von Berliner Mundart authentisch. Der Leser wird mit den ersten Zeilen in das vergangene Jahrhundert katapultiert, um sich dort unsichtbar an Klaras Fersen zu heften, sie bei ihrer Reise zu folgen und die aufregende Zeit im alten Berlin mitzuerleben. Die Autorin lässt den Leser nicht nur an der schwierigen Nachkriegszeit teilhaben, wo die Menschen noch großen Entbehrungen ausgesetzt waren und die gesellschaftlichen Regeln und Normen gerade bei Frauen noch ganz andere waren als heute, sondern webt auch den historischen und politischen Hintergrund in ihre Geschichte ein. Damals waren allen dazu angehalten, die Ärmel hochzukrempeln und mit anzufassen. Viele Frauen haben dies zum Anlass genommen, sich auf eigene Füße zu stellen, obwohl das allgemeine Bild immer noch so war, dass Frauen hauptsächlich für Haushalt, Mann und Kinder zuständig waren. Frauen, die einem Beruf nachgingen und sich emanzipierten, waren dagegen bunte Paradiesvögel, die manchmal auch einen schrägen Blick kassierten. Doch die Zeit war damals noch nicht wirklich reif für sie.

    Die Charaktere sind vielfältig gestaltet und wissen mit ihren individuellen Eigenschaften zu überzeugen, da sie Authentizität besitzen. Der Leser kann sich gut in die einzelnen Protagonisten hineinversetzen. Klara ist wohlbehütet aufgewachsen. Es drängt sie in die Welt, in der sie etwas bewirken kann. Durch ihren Aufenthalt in Berlin wird sie immer selbständiger und auch selbstbewusster. Das anerzogene “Korsett”, nur Ehefrau und Mutter zu sein, genügt ihr nicht. Sie hat große Pläne, doch am Ende muss sie Kompromisse machen. Fritz ist zu Beginn ein recht fortschrittlich denkender Mann, was Klara sehr entgegenkommt in ihrer Entwicklung. Aber dann macht er Rückschritte, die ihn von Klara entfernen. Kiki ist eine Berliner Pflanze, die Klaras Horizont erweitert und sie mit dem Nachtleben der Stadt bekannt macht. Aber auch Protagonisten wie Max bereichern die Geschichte.

    “Amalientöchter” ist ein historischer Roman, der das alte Berlin und die damalige Zeit gut widerspiegelt sowie die Entwicklung einer jungen Frau begleitet. Nett geschrieben und unterhaltsam, mehr aber leider nicht.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    #H#, 08.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Aufkeimende Frauenpower
    ✶ ✶ ✶ ✶ ✶
    Eine tolle fiktive Geschichte über eine mutige, willensstarke junge Frau vor dem Hintergrund der Umbruchstimmung während der Weimarer Zeit um 1918/1919
    ✶ ✶ ✶ ✶ ✶
    Klara (19 Jahre) hat gerade ihr Abitur gemacht; die Welt lädt sie ein, ihren eigenen Weg zu gehen. Doch welcher Weg ist der richtige? Oder anders gesagt: Welcher Weg ist IHR Weg?
    Klara ist fasziniert von Frauen, die wie die durch die Weltgeschichte reisende Anna Amalia aus der Reihe tanzen und einen 'besonderen, unkonventionellen' Lebensstil führen. So kommt es ihr gelegen, dass sie ihrem Verlobten, dem Arzt Fritz Faber, vom kleinen beschaulichen Weimar in die pulsierende Großstadt Berlin folgen kann. Es ist für sie ein völlig andere Welt. In Berlin scheinen die Uhren anders zu ticken. Berlin ist aufregend und irgendwie salopper. Mit dieser Lockerheit wird sie, kaum dass sie in Berlin am Anhalter-Bahnhof ankommt, in Gestalt von Kiki konfrontiert, in der Klara sofort eine gute Freundin und 'Lebensberaterin' findet. Kiki ist mit ihrer schnoddrigen und direkten Berliner Schnauze einfach klasse. Man (auch der Leser) muss sie einfach gern haben! Durch Kiki aber auch durch Martha (ein 'Bekannte' von Fritz) wird Klara motiviert, ihr Leben in die Hand zu nehmen und auf eigenen Füßen zu stehen und ihr eigenes Geld zu verdienen, um unabhängig zu sein. Gemeinsam mit Martha beschließt sie, eine Frauenzeitschrift herauszugeben, die sich ausschließlich mit Interessensgebieten von Frauen befasst. Während Klara immer mehr ihre Ideale hinsichtlich der Selbstbestimmung der Frau verfolgt und darin aufgeht, entfernt sich aufgrund der in Berlin herrschenden politischen Unruhen Fritz immer mehr von seinen politischen und sozialen Idealen und will zurück nach Weimar. Klara geht widerwillig mit. Sie ist enttäuscht von Fritz und entfernt sich zudem gefühlsmäßig immer mehr von ihm. In Max, einen weitläufigen Bekannten von Fritz, findet sie einen faszinierenden Freund auf Augenhöhe. Ein weiterer Trost für sie ist allerdings, dass sie für die Zeitschrift auch aus der Ferne Artikel schreiben kann und gleichzeitig auch den Sitzungen der Nationalversammlung (Februar 1919) beiwohnen und von ihnen berichten kann. Als jedoch ein Bericht, der ein 'heikles Thema' beinhaltet in der Frauenzeitschrift erscheint, löst dieser nahezu einen politischen Skandal aus, der die Nationalversammlung zum (Ver)Handeln zwingt, so dass über einen 'wichtigen – insb. Frauen betreffenden - Artikel' der Weimarer Verfassung diskutiert wird.

    Allein das etwas verträumt wirkende Titelbild, welches in zarten, ruhigen Farbtönen gestaltet ist, hätte mich nicht zum Buch-Greifen animiert. Die Inhaltsangabe konnte mich aber überzeugen!
    Die Autorin hat einen sehr schönen authentischen Roman geschrieben, über eine Zeit, die nun schon 100 Jahre her. Der Schreibstil ist flüssig, so dass man sich schnell in die Geschichte einfinden kann und das Handeln und Denken der Protagonisten nachvollziehen und verstehen kann. (Wobei man aus der heutigen Sicht nicht immer Verständnis haben muss.) Es macht Spaß zu lesen, da die Geschichte von sehr vielen unterschiedlichen Charakteren lebt. Jede(r) wird da schon seinen Liebling finden. Immer wieder finden sich lockere und humorvolle Passagen, die einen zum Schmunzeln bringen. Ebenso schafft Joan Weng es, die widrigen Umstände (Hunger, Armut, Verzweiflung) durch die bildhaften Beschreibungen nahe zu bringen.
    Beim Lesen wird einen immer wieder bewusst, auf welche soziale Rolle Frauen („Heimchen am Herd“) in der damaligen Zeit noch festgelegt waren. Aus unserer heutigen Sicht (fast) ein Unding. Gleichzeitig zeigt sie aber, dass es gerade in dieser Nachkriegs-Zeit – eine Zeit des politischen und sozialen Umbruchs – einzelnen Frauen gelungen ist, eigene Wege selbstbewusst und selbstbestimmt zu gehen und das Korsett der Konventionen, aller gesellschaftlicher Missachtung zum Trotz, zu sprengen und konservativ Denkenden die Stirn zu bieten.

    Dies war mein erster Roman, den ich von Joan Weng gelesen habe – und eins weiß ich gewiss: Es wird nicht der letzte sein. Und zum Glück gibt es ja eine Menge Romane von ihr, auf die ich schon zurückgreifen kann.
    Dieses Buch hat 5 Sterne verdient, da es
    a) ein kleiner lockerer Geschichtsunterricht über die Weimarer Zeit ist und
    b) einen schönen historischen Liebesroman impliziert, der
    c) zudem Mut macht, für seine Ideale, Ziele und Träume zu kämpfen.

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 04.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Das Wahlrecht wurde soeben eingeführt, der erste Weltkrieg ist vorbei, die Weimarer Republik ist am Entstehen, Liebknecht und Rosa von Luxemburg mischen kräftig mit und Klara fühlt sich in dem engen Weimar eingesperrt. Ihr Verlobter Fritz ist ich Berlin und macht sich für die neue Republik stark. Als sie trotz aller Widerstände nach Berlin kommt, lernt sie das neue Leben kennen und ist fasziniert. Nachtclubs, kurze Röcke, Bubikopf. Doch dann gibt es in Berlin bewaffnete Unruhen. Klara lernt sehr fortschrittliche Frauen kennen, Martha, Kiki, die Seidenmann und auch eine neue Liebe Sie will unabhängig sein und beginnt mit einer Kolumne in einer Frauenzeitschrift, die große Wellen schlägt. Ein Buch, das die Anfänge der Emanzipation zeigt, die Kraft der Frauen, die sich von den Männern nicht mehr nur für Kinder, Küche, Kirche mißbrauchen lassen wollen. Wie von der Autorin Joan Weng in all ihren anderen Büchern gewohnt, geht sie auch hier wieder auf die Probleme und Schicksale der Frauen ein. Sie vermischt geschichtliche Themen mit Fiktion und bringt somit den Leser das politische Geschehen der damaligen Zeit sehr viel näher, macht dies aber um so interessanter, da sie geschickt Liebesgeschichten einflicht. Ein Lesestoff, der mitunter auch sehr lehrreich sein kann. Die Ausdrucksweise ist leicht verständlich und auch das Schriftbild erleichtert das Lesen sehr. Auch das Cover der Amalientöchter ist sehr ansprechend.

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  • 3 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    S. K., 19.08.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    1918 Weimar. Die 19-jährige Klara Heidemann ist Feuer und Flamme für ihren Verlobten, den Arzt Fritz Faber. Sie kann es gar nicht mehr erwarten, ihn zu heiraten. Als Fritz von Weimar nach Berlin umzieht, sieht Klara ihre große Chance gekommen, endlich ihren Wunsch nach Reisen und Unabhängigkeit zu stillen. So macht sie sich allein auf die Fahrt zu Fritz nach Berlin, wo sie erst einmal bei seinem Onkel in einer spartanischen Behausung unterkommt. Aber Berlin fasziniert Klara, an jeder Ecke entdeckt sie etwas neues, alles ist so anders und aufregend als in ihrer Heimat Weimar. Schon bald hat sie eine Stelle bei einer Frauenzeitung und lässt sich nebenbei von der bunten Künstlerszene verführen. Das geht auch an Klara nicht spurlos vorüber, sie verändert sich zusehends…

    Joan Wenig hat mit “Amalientöchter” einen historischen Roman vor der Kulisse des Berlins nach dem ersten Weltkrieg vorgelegt, der ganz unterhaltsam ist und zudem das damalige Bild der Frau gut widerspiegelt. Der Schreibstil ist locker-flüssig und macht die Geschichte mit Einschüben von Berliner Mundart authentisch. Der Leser wird mit den ersten Zeilen in das vergangene Jahrhundert katapultiert, um sich dort unsichtbar an Klaras Fersen zu heften, sie bei ihrer Reise zu folgen und die aufregende Zeit im alten Berlin mitzuerleben. Die Autorin lässt den Leser nicht nur an der schwierigen Nachkriegszeit teilhaben, wo die Menschen noch großen Entbehrungen ausgesetzt waren und die gesellschaftlichen Regeln und Normen gerade bei Frauen noch ganz andere waren als heute, sondern webt auch den historischen und politischen Hintergrund in ihre Geschichte ein. Damals waren allen dazu angehalten, die Ärmel hochzukrempeln und mit anzufassen. Viele Frauen haben dies zum Anlass genommen, sich auf eigene Füße zu stellen, obwohl das allgemeine Bild immer noch so war, dass Frauen hauptsächlich für Haushalt, Mann und Kinder zuständig waren. Frauen, die einem Beruf nachgingen und sich emanzipierten, waren dagegen bunte Paradiesvögel, die manchmal auch einen schrägen Blick kassierten. Doch die Zeit war damals noch nicht wirklich reif für sie.

    Die Charaktere sind vielfältig gestaltet und wissen mit ihren individuellen Eigenschaften zu überzeugen, da sie Authentizität besitzen. Der Leser kann sich gut in die einzelnen Protagonisten hineinversetzen. Klara ist wohlbehütet aufgewachsen. Es drängt sie in die Welt, in der sie etwas bewirken kann. Durch ihren Aufenthalt in Berlin wird sie immer selbständiger und auch selbstbewusster. Das anerzogene “Korsett”, nur Ehefrau und Mutter zu sein, genügt ihr nicht. Sie hat große Pläne, doch am Ende muss sie Kompromisse machen. Fritz ist zu Beginn ein recht fortschrittlich denkender Mann, was Klara sehr entgegenkommt in ihrer Entwicklung. Aber dann macht er Rückschritte, die ihn von Klara entfernen. Kiki ist eine Berliner Pflanze, die Klaras Horizont erweitert und sie mit dem Nachtleben der Stadt bekannt macht. Aber auch Protagonisten wie Max bereichern die Geschichte.

    “Amalientöchter” ist ein historischer Roman, der das alte Berlin und die damalige Zeit gut widerspiegelt sowie die Entwicklung einer jungen Frau begleitet. Nett geschrieben und unterhaltsam, mehr aber leider nicht.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 11.10.2019

    Als eBook bewertet

    Mit diesem historischen Roman hat Autorin Joan Weng wieder ein gut recherchiertes und flüssig geschriebenes Buch verfasst.

    Worum geht’s?

    Wir schreiben das Jahr 1918 und der Große Krieg (wie der Erste Weltkrieg damals genannt wurde) ist endlich vorbei. Klara eine Tochter aus gutem Hause in Weimar will der Enge der Heimatstadt entfliehen. Sie hat das Schicksal ihrer Freundinnen vor Augen: Die eine ist Kurz nach der Hochzeit zur Kriegswitwe geworden, die andere hat nur ihre Hochzeit im Kopf. Klara weiß, dass es noch ein wenig mehr geben muss.
    Ihr Verlobter Fritz ist Armeearzt und nach wie vor in den diversen Lazaretten im Einsatz. Also packt Klara kurzer Hand, trotz aller Bedenken von Fritz und ihrer Mutter, ihren Koffer. In Berlin angekommen, trifft sie zuerst auf Kiki, eine lebenslustige Frau und Freundin von Fritz, dann auf Martha, eine Zeitungsherausgeberin. Für deren Magazin, das sich ausschließlich an Frauen richtet, schreibt sie Artikel und Fortsetzungsgeschichten.
    Doch das Leben in Berlin besteht nicht nur aus Festen, Liebe und Swing. Es die Zeit ist kurz vor der Gründung der „Weimarer Republik“, deren Zeugen Klara (und die Leser) werden. Es ist die Zeit in der Konservative gegen Sozialisten und Kommunisten mit Waffengewalt vorgehen. Es ist Revolution in Berlin - und Klara und Fritz sind mitten drin.


    Meine Meinung:

    Ich bin, wie immer bei Joan Wengs Bücher, ganz tief in die Zeit „hinein gekippt“. Die Autorin erzählt historische Details so fesselnd, dass man gar nicht merkt, Geschichtsunterricht zu bekommen. Das mag ich an Joan Wneg besonders, dass sie Fakten und Fiktion so gekonnt vermengt. Die Aufbruchsstimmung in Deutschland, der Mut der streitbaren Frauen, die es satt haben, der Armut nicht entrinnen zu können. Besonders beeindruckend ist jener Abschnitt in „Kiki Klassens Reisetagebuch“, in dem es um ungewollte Schwangerschaften geht.

    Mit gefällt die Entwicklung, die Klara durchgemacht hat. Sie war zwar schon immer ein wenig eine (geheime) Revoluzzerin, aber sie reift durch die verschiedenen Schicksalsschläge. Seien es ihre eigenen oder die der anderen Frauen. So ist auch die Trennung von Klaras großer Liebe Fritz zu erklären. Er muss tun, was ihm sein ärztliches Gewissen rät, nachdem hier in Berlin Freunde auf einander geschossen haben - er will nach Afrika auswandern. Klara sieht ihre Bestimmung im Artikel für die Zeitung schreiben.

    Die bildhafte Beschreibung von Berlin und Weimar haben mich an unseren Sommerurlaub erinnert, in dem wir in beiden Städten auf den Spuren der Weimarer Republik (und natürlich Goethes und Schillers) gewandelt sind.

    Fazit:

    Ein toller historischer Roman, der uns in die Zeit von 1918/19 eintauchen lässt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

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  • 3 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schafswolke, 01.10.2019

    Als eBook bewertet

    Aufbruch zu neuen Zeiten

    Weimar, 1918:

    Der Krieg ist vorbei, die Mensch wollen was bewegen und verändern und Klara ist nur eine von ihnen, kurzerhand folgt sie ihrem Freund Fritz nach Berlin. Sie gehört zu den Frauen, die mutig sind und was wagen wollen und so trennt sie sich von ihren alten Zöpfen. Mit diesem Schritt will sie den Leuten zeigen, dass man sie wahrnehmen soll, nun möchte sie auch gehört werden.

    Der Roman lässt sich gut lesen und hat mich gut unterhalten, allerdings bin ich mit Klara nie so ganz warm geworden, erst zum Schluß konnte ich mehr mit ihr anfangen, dadurch hat mir irgendwie etwas gefehlt. Der Zeitgeist fühlt sich ganz gut getroffen an, auf der einen Seite wird alles fortschrittlicher und moderner, aber für Frauen gibt es immer noch eine Menge Einschränkungen und nicht allen gefällt, dass auch Frauen mehr vom Leben wollen.

    Neben Klara gibt es noch andere interessante Figuren und ich würde fast sagen, dass es in diesem Roman nicht zwangsläufig, um das Schicksal einiger Figuren geht, sondern eigentlich die Zeit an sich und der Umbruch im Mittelpunkt stehen. Am Ende bleiben viele Fragen noch offen, für mich hätte da gerne noch etwas mehr kommen können, so aber darf man Klara ein wenig auf ihrem Weg begleiten.

    Für "Amalientöchter" gibt es von mir 3 Sterne.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Monice N., 29.08.2019

    Als Buch bewertet

    "Amalientöchter" Joan Weng,

    ist ein wirklich sehr bewegendes Buch. Vorab muss ich einfach sagen, dieses Buch ist in einem wirklich faszinierenden Schreibstil geschrieben. Aus einer Mischung von alt und neuer Sprache, gepaart mit viel Geschichte und trotzdem gehen die Emotionen nicht verloren. Was ich hier auch definitiv positiv anmerken muss, das Gesamte Buch ist mir großem Zeilenabstand geschrieben, was es für mich als Leserin sehr leicht gemacht hat es zu lesen.
    Zur Geschichte an sich, wirklich toll aufgearbeitet was damals in Berlin aber auch in Weimar vor sich gegangen ist. Von vielen Ereignissen hat man schon zu Schulzeiten gehört, oder gelesen. Doch so wie es die Autorin hier geschafft hat, alle Ereignisse zu übermitteln und vermitteln, Wahnsinn, denn immer wieder hatte ich während des Lesens das Gefühl mitten in der Szene zu stehen und nicht nur als außenstehender zu betrachten.
    Aus meiner Sicht ist "Amalientöchter" ein wirklich super Buch, ich kann es eindeutig weiter empfehlen.

    Zum Inhalt:
    Der Krieg ist vorbei, doch die Kämpfe um die Regierung haben gerade erst begonnen. Gegen jeden Rat reist Klara ihrer Liebe Fritz hinter her nach Berlin, wo nicht nur Demonstrationen und Tumulte, sondern auch viele neue Eindrücke auf sie warten. Gerade hat sie begonnen für eine Zeitschrift zu schreiben, da verlangt Fritz sofort zurück nach Weimar zu gehen. Nur widerstrebend reist Klara zurück. Als sie dann immer wieder zu den Sitzungen des neu gegründeten Nationalen Parlamentes geht, löst sie einen Politischen Skandal mit einem ihrer Artikel aus.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 04.09.2019

    Als Buch bewertet

    Das Wahlrecht wurde soeben eingeführt, der erste Weltkrieg ist vorbei, die Weimarer Republik ist am Entstehen, Liebknecht und Rosa von Luxemburg mischen kräftig mit und Klara fühlt sich in dem engen Weimar eingesperrt. Ihr Verlobter Fritz ist ich Berlin und macht sich für die neue Republik stark. Als sie trotz aller Widerstände nach Berlin kommt, lernt sie das neue Leben kennen und ist fasziniert. Nachtclubs, kurze Röcke, Bubikopf. Doch dann gibt es in Berlin bewaffnete Unruhen. Klara lernt sehr fortschrittliche Frauen kennen, Martha, Kiki, die Seidenmann und auch eine neue Liebe Sie will unabhängig sein und beginnt mit einer Kolumne in einer Frauenzeitschrift, die große Wellen schlägt. Ein Buch, das die Anfänge der Emanzipation zeigt, die Kraft der Frauen, die sich von den Männern nicht mehr nur für Kinder, Küche, Kirche mißbrauchen lassen wollen. Wie von der Autorin Joan Weng in all ihren anderen Büchern gewohnt, geht sie auch hier wieder auf die Probleme und Schicksale der Frauen ein. Sie vermischt geschichtliche Themen mit Fiktion und bringt somit den Leser das politische Geschehen der damaligen Zeit sehr viel näher, macht dies aber um so interessanter, da sie geschickt Liebesgeschichten einflicht. Ein Lesestoff, der mitunter auch sehr lehrreich sein kann. Die Ausdrucksweise ist leicht verständlich und auch das Schriftbild erleichtert das Lesen sehr. Auch das Cover der Amalientöchter ist sehr ansprechend.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 20.08.2019

    Als Buch bewertet

    miterleben, wie die Republik entsteht und Frauen um ihre Rechte kämpfen


    Anna Amalia reist als Frau allein durch die Welt, Fräulein Seidenmann von nebenan kümmert sich nicht um Konventionen. Schon immer bewundert Klara solche starken und mutigen Frauen und Reisen in ferne Länder, war stets ein Traum. Ein Traum, wie eine Ehe mit Fritz, den sie über alles liebt. Sicher tut der das auch, aber im Moment steht für den erfolgreichen, engagierten Arzt die Politik, das Welt Verbessern- und Rettenwollen auf der Prioritätenliste ganz weit oben, bevor erst einmal lange nichts kommt. „Wir beide werden schon noch heiraten, nur nicht gleich“ So weit ab vom Schuss im konservativen Weimar, lässt sich jedoch nichts verändern, deshalb zieht es Karl, kaum vom Kriegseinsatz zurück in der Heimat, weniger zu Klara, als nach Berlin, wo gerade die junge Republik ausgerufen wurde und das Proletariat versucht Ungerechtigkeiten des ausgedienten Kaiserreichs zu bekämpfen. Doch so einfach lässt sich Klara nicht abspeisen und entgegen aller Warnungen macht sie sich ebenfalls auf den Weg. Dort erwartet, die zwar mit einem ordentlichen Dickkopf ausgestattete, aber dennoch nach alten Idealen und Wertvorstellungen erzogene junge Frau eine völlig andere Welt. Plötzlich heißt es für sie „Aber ach, wie herrlich war es gewesen an Kikis Seite, in Kikis violettem Abendkleid, mit von Kiki abgestecktem Unterkniesaum und mit von Kiki mit Kohle aufgemalten Strumpfnähten zwischen all den fröhlichen, sich ausgelassen amüsierenden Menschen des Kurfürstendamms zu flanieren, man wollte nicht glauben, dass schon am kommenden Tag wieder geschossen werden sollte.“

    Als Leser lebt man diesen Roman mit, ja regelrecht schon als Klara, man erwartet zunächst Karl sehnsüchtig nach dem Krieg, folgt ihm dann nach Berlin. Dort darf man erst einmal ohne ihn an der Seite das herrlich aufgeschlossene Leben genießen. Kurze Haare, kurze Röcke, Frauen mit mehreren Liebhabern statt treue Ehefrauen und Küchenmägde am heimischen Ofen, Tanzen, Schwofen und das Leben genießen gehören hier dazu. Allerdings prägen das Berlin der Zeit auch Kriegsversehrte, halbverhungerte Kinder, die zerstörte Stadt und die zahlreichen bewaffneten Aufstände, die die junge Republik bedrohen. Die große Chance für Klara scheint gekommen, als sie beim Zeitungblättchen die „Hauspostille“ eine Anstellung angeboten bekommt. „Eigenes Geld, niemanden um Erlaubnis bitten müssen – vor allem keinen Mann! Mehr Freiheit kann es nicht geben!“. Davon und vom Schreiben hat sie doch schon immer geträumt und mit Martha als Lektorin, Redakteurin und alles andere in Personalunion, könnte man so vielleicht sogar noch viel mehr als nur das neu zugestandene Wahlrecht für Frauen bewegen. Als Aufständische das Zeitungsviertel einnehmen, geraten diese Träume jedoch noch einmal gehörig ins Wanken, warum und welches Ende es dann in Weimar, nimmt, wird nicht verraten. Nur so viel vielleicht, mir hat der eher plötzliche, halb offene Ausklang super gut gefallen.

    Der einnehmende Sprachstil der Autorin hat mich gleich von Beginn an in die Geschichte gezogen und ich konnte und wollte das Buch erst wieder aus der Hand legen, als ich am Ende angelangt war. Sie würzt ihren Roman mit unheimlich viel Witz, sodass ich mich durch die Seiten grinsen konnte. Da kann es schon mal heißen "Mit einiger Mühe hatte Klara sich dann auch wie die höhere Tochter benommen, die sie ja nun auch einmal war, hatte sehr aufrecht gesessen, keinen zweiten Löffel Zucker in den Kaffee genommen und Interesse am Rosenschneiden geheuchelt. Was sollte sie auch machen? Schließlich liebte sie Fritz. Da musste sie seine Mutter eben in Kauf nehmen.“. oder auch „»Siehst ja aus wie ne alte Jungfer in dem ollen Mottenteppich.« Leicht beschämt ließ Klara die Strickkombination sinken, was Kiki mit zufriedenem Nicken kommentierte. »Das Mantelkleid is jut, nur zu lang. Du hast doch keene Krampfadern, die man verstecken müsste. Wart, ich helf dir.«“ Auch gefühlsmäßig kann einen die Autorin mitnehmen. Da lernt man den einen oder anderen Darsteller schon mal kennen, schätzen und dann muss man trauern, oder man muss Angst um liebgewonnene Mitspieler haben. Es gibt Sätze, die einem mitten ins Herz treffen wie, »Warum sollte sich ein junger, gut aussehender, in Heidelberg studierter Arzt, Fecht-Chargierter seiner Verbindung, einziger Sohn einer der besten und vermögendsten Familien Weimars für deinen Krauskopf interessieren? Erzähl mir das mal, meine teure Klara!« Die Amalientöchter sind in meinen Augen mehr historischer als Liebesroman. Es wird auf keinen Fall kitschiger Herzschmerz geboten, was mir aber sehr entgegen kommt. Nichtsdestotrotz darf man bei der Liebelei im Hintergrund stellenweise wirklich gerührt sein, denke ich da nur an ein Postkartengeschenk, auch enttäuscht sein, wenn die Liebe eben nicht so zurückkommt, wie erhofft, und manchmal könnte man auch laut rufen, nein Klara tu das nicht.

    Joan Weng macht Geschichte lebendig, da hört man in einem Berlin um die Jahreswende 1918/19 schon einmal ein »Ick hab meene Bengel fürs Vaterland jeopfert, und jetzt wollt die Bagasche dit dem Iwan schenken? Ne, nich mit mich! Ick will Frieden. Und Ordnung! Wat der Ebert für uns Arbeiter rausjeholt hat, is jut. Nur nich zu jierig werden!«, oder auch am Ende des Romans das erste »Links hat ausgedient. Die Zukunft gehört den Rechten, und ich habe gleichfalls vor, eine Zukunft zu haben. Eine politische und im Generellen.« Nicht nur das Ringen um die junge Republik auch die Rolle der Frau ist toll dargestellt. Themen wie das erste Mal Wahlrecht, Frauen mit eigenem Kopf, die in Kriegsjahren ihren Unterhalt selbst verdienen mussten und dies auch jetzt nicht mehr missen möchten, neben denen, für die Hausfrau und Muttersein die Erfüllung schlechthin ist, und das Kämpfen darum, dass es am Ende heißen kann, „Nach knapper Abstimmung wurde der Artikel 119 Absatz 3 mit dem Wortlaut: Die Mutterschaft hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge des Staats in die Verfassung der Weimarer Republik aufgenommen. Die Grundlage für eine gesellschaftliche Gleichstellung unehelicher Kinder war damit gelegt.“, werden toll transportiert. Dass die Autorin mehr als gründlich recherchiert ist auch allerspätestens klar, wenn man im Nachwort liest, was wahr, was Fiktion ist und warum, und das bis hin zum kleinsten Detail, ob Fahrräder zu dieser Zeit Gepäckträger hatten oder nicht.

    Klara, hat wie all die weiblichen Hauptdarsteller bei Joan Weng ihren einen eigenen Kopf, was sie einfach so liebenswert macht. Man kann sich mit und über sie amüsieren, mit ihr fühlen und so den Roman leben. „Wo war der Fritz, der die Welt hatte ändern wollen? Dieser Fremde änderte bestenfalls noch die Tapete.“, warum sie ausgerechnet diesem Mann verfallen ist, hat sich mir nicht ganz erschlossen, auch wenn er sicher kein schlechter Kerl ist. Schwer entscheiden kann ich mich bei den Nebendarstellern, die allesamt authentisch, liebevoll, und ideenreich gezeichnet sind, wen ich da als Favoriten küren soll. Da liefern sich eine Kiki mit ihrer Berliner Schnauze und eine Tante Martha, die nur anfangs den Eindruck einer Beißzange macht, und die alles im Griff hat, bis hin zu „… und um das Beten hab ich mich längst gekümmert. Dem Sohn meines Milchmanns hab ich zwei Mark gegeben, dafür bearbeitet er stündlich den Rosenkranz, der kleine Türke aus dem Mokkasalon an der Ecke macht das, was die so machen, mit dem Teppich und gen Mekka, und der Schwager meiner Cousine, der ist Naturphilosoph ….“

    Alles in allem hat mich Joan Weng wieder einmal mit einer einnehmenden Hauptdarstellerin eine großartige in die Reise in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg geboten, die ihre fünf Sterne redlich verdient.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    *H*, 08.09.2019

    Als Buch bewertet

    Aufkeimende Frauenpower
    ✶ ✶ ✶ ✶ ✶
    Eine tolle fiktive Geschichte über eine mutige, willensstarke junge Frau vor dem Hintergrund der Umbruchstimmung während der Weimarer Zeit um 1918/1919
    ✶ ✶ ✶ ✶ ✶

    Klara (19 Jahre) hat gerade ihr Abitur gemacht; die Welt lädt sie ein, ihren eigenen Weg zu gehen. Doch welcher Weg ist der richtige? Oder anders gesagt: Welcher Weg ist IHR Weg?
    Klara ist fasziniert von Frauen, die wie die durch die Weltgeschichte reisende Anna Amalia aus der Reihe tanzen und einen 'besonderen, unkonventionellen' Lebensstil führen. So kommt es ihr gelegen, dass sie ihrem Verlobten, dem Arzt Fritz Faber, vom kleinen beschaulichen Weimar in die pulsierende Großstadt Berlin folgen kann. Es ist für sie ein völlig andere Welt. In Berlin scheinen die Uhren anders zu ticken. Berlin ist aufregend und irgendwie salopper. Mit dieser Lockerheit wird sie, kaum dass sie in Berlin am Anhalter-Bahnhof ankommt, in Gestalt von Kiki konfrontiert, in der Klara sofort eine gute Freundin und 'Lebensberaterin' findet. Kiki ist mit ihrer schnoddrigen und direkten Berliner Schnauze einfach klasse. Man (auch der Leser) muss sie einfach gern haben! Durch Kiki aber auch durch Martha (ein 'Bekannte' von Fritz) wird Klara motiviert, ihr Leben in die Hand zu nehmen und auf eigenen Füßen zu stehen und ihr eigenes Geld zu verdienen, um unabhängig zu sein. Gemeinsam mit Martha beschließt sie, eine Frauenzeitschrift herauszugeben, die sich ausschließlich mit Interessensgebieten von Frauen befasst. Während Klara immer mehr ihre Ideale hinsichtlich der Selbstbestimmung der Frau verfolgt und darin aufgeht, entfernt sich aufgrund der in Berlin herrschenden politischen Unruhen Fritz immer mehr von seinen politischen und sozialen Idealen und will zurück nach Weimar. Klara geht widerwillig mit. Sie ist enttäuscht von Fritz und entfernt sich zudem gefühlsmäßig immer mehr von ihm. In Max, einen weitläufigen Bekannten von Fritz, findet sie einen faszinierenden Freund auf Augenhöhe. Ein weiterer Trost für sie ist allerdings, dass sie für die Zeitschrift auch aus der Ferne Artikel schreiben kann und gleichzeitig auch den Sitzungen der Nationalversammlung (Februar 1919) beiwohnen und von ihnen berichten kann. Als jedoch ein Bericht, der ein 'heikles Thema' beinhaltet in der Frauenzeitschrift erscheint, löst dieser nahezu einen politischen Skandal aus, der die Nationalversammlung zum (Ver)Handeln zwingt, so dass über einen 'wichtigen – insb. Frauen betreffenden - Artikel' der Weimarer Verfassung diskutiert wird.

    Allein das etwas verträumt wirkende Titelbild, welches in zarten, ruhigen Farbtönen gestaltet ist, hätte mich nicht zum Buch-Greifen animiert. Die Inhaltsangabe konnte mich aber überzeugen!
    Die Autorin hat einen sehr schönen authentischen Roman geschrieben, über eine Zeit, die nun schon 100 Jahre her. Der Schreibstil ist flüssig, so dass man sich schnell in die Geschichte einfinden kann und das Handeln und Denken der Protagonisten nachvollziehen und verstehen kann. (Wobei man aus der heutigen Sicht nicht immer Verständnis haben muss.) Es macht Spaß zu lesen, da die Geschichte von sehr vielen unterschiedlichen Charakteren lebt. Jede(r) wird da schon seinen Liebling finden. Immer wieder finden sich lockere und humorvolle Passagen, die einen zum Schmunzeln bringen. Ebenso schafft Joan Weng es, die widrigen Umstände (Hunger, Armut, Verzweiflung) durch die bildhaften Beschreibungen nahe zu bringen.
    Beim Lesen wird einen immer wieder bewusst, auf welche soziale Rolle Frauen („Heimchen am Herd“) in der damaligen Zeit noch festgelegt waren. Aus unserer heutigen Sicht (fast) ein Unding. Gleichzeitig zeigt sie aber, dass es gerade in dieser Nachkriegs-Zeit – eine Zeit des politischen und sozialen Umbruchs – einzelnen Frauen gelungen ist, eigene Wege selbstbewusst und selbstbestimmt zu gehen und das Korsett der Konventionen, aller gesellschaftlicher Missachtung zum Trotz, zu sprengen und konservativ Denkenden die Stirn zu bieten.

    Dies war mein erster Roman, den ich von Joan Weng gelesen habe – und eins weiß ich gewiss: Es wird nicht der letzte sein. Und zum Glück gibt es ja eine Menge Romane von ihr, auf die ich schon zurückgreifen kann.
    Dieses Buch hat 5 Sterne verdient, da es
    a) ein kleiner lockerer Geschichtsunterricht über die Weimarer Zeit ist und
    b) einen schönen historischen Liebesroman impliziert, der
    c) zudem Mut macht, für seine Ideale, Ziele und Träume zu kämpfen.

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  • 4 Sterne

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    Monika Schulte, Hagen, 18.10.2020

    Als Buch bewertet

    Das Jahr 1918. Klara, eine junge Frau, die vor Leben und Ideen nur so sprüht. Der Krieg ist vorbei und tatsächlich gibt es endlich ein Wahlrecht für Frauen! Der Beginn der Emanzipation, doch bei näherem Hinsehen dann doch oft nur auf dem Papier, doch Klara möchte etwas bewegen. Sie folgt ihrer großen Liebe Fritz nach Berlin, ein Arzt, der sich um die Armen kümmert, doch das Leben in Berlin ist nicht ungefährlich. Unruhen und Kämpfe überall, doch Klara träumt von Emanzipation und Selbstbestimmung. Sie möchte so sein wie Anna Amalia, die einst allein nach Italien reiste.

    Klara schreibt inzwischen für eine reine Frauenzeitschrift, doch als es in Berlin immer schlimmer wird, hört sie auf Fritz und kehrt nach Weimar zurück. Schließlich kann sie ihre Artikel auch hier schreiben, doch schnell fehlt ihr das quirlige Hauptstadtleben. In Weimar fühlt sie sich eingeengt. Sie möchte ihr eigenes Geld verdienen und nicht die brave Arztgattin sein. Der Zeichner Max bestärkt sie darin und auf einmal wird ihr bewusst, dass er ihr viel mehr bedeutet.

    "Amalientöchter" - Joan Weng versteht es wieder einmal hervorragend, den Leser in eine vergangene Zeit zu entführen. Durch sie wird diese Zeit wieder lebendig. Die Anfänge der Emanzipation, das Wahlrecht für die Frauen - für uns heute selbstverständlich, doch die Frauen damals mussten dafür kämpfen. Joan Weng, diesmal sehr politisch, aber auch sehr spannend. Die Autorin versteht es einfach, den Leser zu fesseln.

    Das Ende lässt dennoch einige Fragen offen, so dass ich hoffe, dass es eine Fortsetzung geben wird.

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  • 4 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jennifer H., 04.08.2019

    Als Buch bewertet

    INHALT
    Die Autorin Joan Weng hat sich auf die Zeit der Zwanziger Jahre spezialisiert. Ihr neuestes Werk über die 19-jährige Klara Heidemann entführt den Leser in die Anfangsjahre der Weimarer Republik. Klara möchte aus der spießigen Enge Weimars ausbrechen und ihren Freund, den Arzt Fritz Faber, heiraten. Als dieser 1918 nach Berlin gerufen wird, sieht Klara ihre Chance gekommen, in die Hauptstadt zu ziehen und entgegen der vorherrschenden Konventionen eigenes Geld zu verdienen. Obschon die Nachkriegszeit entbehrungsreich ist, findet Klara an der Berliner Kunst- und Verlagsszene schnell Gefallen und schreibt bald für eine Frauenzeitung.

    MEINUNG
    Wengs neuestes Prosawerk spiegelt die ungewisse und ereignisreiche Zeit der Novemberrevolution von 1918/19 sehr realistisch wider. Noch dazu wird auf die Aufwertung der Frauenrechte (Wahlrecht für Frauen usw.) eingegangen. Hauptfigur Karla verkörpert das sich gerade herausbildende Frauenbild. Jung, gebildet und unabhängig will sich Frau nun erst einmal selbst verwirklichen und nicht mehr länger nur im Haus bleiben und Kinder hüten. Karlas Umzug nach Berlin lässt sie in eine ganz neue Welt ohne geistige Schranken eintauchen. Doch ihr Verlobter Fritz kann seine feine Herkunft trotz linkspolitischer Ambitionen nicht verleugnen. Um sich freizuschwimmen, muss Klara fortan immer den emotionalen Spagat zwischen den zwei Welten - Tradition und Fortschritt - meistern. Das ist nicht einfach, aber auch abenteuerlich. Ihre neue Freundin Kiki, die herrlich berlinert und zu feiern weiß, ist eine Bereicherung für den Plot. Postkartenmaler Max hätte hingegen mehr Raum verdient. Das offene Ende ließ mich etwas unzufrieden zurück, so dass ich mir eine Fortsetzung wünsche. Historie, Kultur und Sprache der damaligen Zeit wurden hingegen überzeugend in die Erzählung eingebunden. Ebenso wurde das Cover samt Titel sehr gut auf den Inhalt abgestimmt.

    FAZIT
    Ein sehr gut recherchierter Roman, der vor allem Liebhaber der Zwanziger Jahre und von Historienromanen ansprechen wird.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Pimpy2502, 17.09.2019

    Als Buch bewertet

    In „Amalientöchter“ von Joan Weng geht es um Klara, die sich dem biederen Leben einer Frau in der frühen Nachkriegszeit nicht beugen möchte. Zu verlockend ist die neue Zeit, die für alle anbricht: Die Republik wird ausgerufen, Frauen sollen Wahlrecht erhalten und ihre große Liebe Fritz verlässt Weimar Richtung Berlin. Klar, dass Klara ihm folgen möchte. Dort erlebt Klara eine ihr völlig fremde Welt. Doch die Stimmung kippt, in Berlin herrschen plötzlich Unruhen. In Weimar soll schließlich die neue Verfassung beschlossen werden und Fritz überredet Klara, mit ihm zurück nach Weimar zu gehen. Klara kehrt Berlin nur ungern den Rücken, denn seit kurzem schreibt sie Artikel für eine reine Frauen-Zeitung, die neu erschienen ist. Doch einer ihrer Beiträge sorgt schließlich auch für einen politischen Skandal auf einer der Versammlungssitzungen…

    Für mich ist dieses Buch ein perfekt recherchierter Roman mit historischem Hintergrund. Ich liebe Bücher, in denen man Geschichtliches lernt und drum herum ist eine schöne Geschichte gestrickt. Hier ist das perfekt gelungen und Joan Weng hat authentische Personen geschaffen und die einzelnen Schauplätze sehr bildlich beschrieben. Der Schreibstil ist packend und man fühlt sich sofort zurückversetzt in die Zeit der Jahrzehntwende, kurz nach Ende des 1. Weltkriegs. Protagonistin Klara nimmt den Leser zurück in eine Zeit, die geprägt durch einen Umbruch war, in der es nicht selbstverständlich war, dass Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen durften.
    Mich hat das Buch sehr bewegt und zwischendurch habe ich auch ein paar Tränchen verdrückt. Beim Lesen wurde mir wieder einmal mehr bewusst, welch Glück wir haben, in der heutigen Zeit zu leben. Was heute Selbstverständlichkeit ist, wurde irgendwann mal hart erkämpft.

    Dieses wunderbare und berührende Buch kann ich allen empfehlen. Von mir gibt es dafür 5*.

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  • 4 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 12.08.2019

    Als Buch bewertet

    Zwischen Politik und endlich-Leben-wollen

    Weimar 1918: Klara träumt davon, wie vormals Herzogin Anna Amalia durch die Welt zu reisen, aber der Krieg ist erst seit kurzem vorbei und die Friedensvertragsverhandlungen stehen noch aus. „Das Wissen, dass es da draußen noch so viel mehr Welt gab, als nur das kleine enge Weimar, hatte sie meistens trösten können.“ (S. 17)
    Ihr Verlobter Fritz ist Arzt in Berlin und hilft denen, die bei den Straßenkämpfen verletzt werden. Da er nicht sobald in das kleinbürgerliche Weimar zurückkehren wird, überredet sie ihn, sie mit nach Berlin zu nehmen. Dort erwartet sie im Haus seines Onkel ein leeres Zimmer mit einer muffigen Matratze – aber eben auch die große weite Welt und Frauen wie ihre neue Freundin Kiki, die ihr Leben selbst bestimmen. Als erstes kürzt Klara ihre Röcke und Haare, dann stürzt sie sich ins rauschende Nachleben und die Partys der goldenen 20er. Aber sie sieht auch täglich die andere Seite der Medaille: Kriegsversehrte, halbverhungerte Kinder, eine zerstörte Stadt.
    Klaras große Chance kommt, als ihr die Ex-Frau von Fritz’ Onkel eine Stelle bei ihrer Zeitung anbietet: „Eigenes Geld, niemanden um Erlaubnis bitten müssen – vor allem keinen Mann! Mehr Freiheit kann es nicht geben!“ (S. 210) Endlich kann Klara schreiben und damit vielleicht sogar etwas bewegen, davon hat sie ebenfalls schon immer geträumt. Durch ihre Arbeit wird sie sich bewusst, wie sehr sich Fritz und sie verändert haben, wie gern sie unabhängig ist. Sie kann es sich nicht mehr vorstellen, in Weimar die brave Arztgattin, Ehefrau und Mutter zu spielen. Er ist nicht mehr der Richtige für sie, trotzdem geht sie nach der Niederschlagung des Spartakusaufstandes mit ihm zurück. Als „Entschädigung“ versorgt er ihr Karten für die Nationalversammlung, so kann sie die politischen Umwälzungen vor Ort verfolgen.

    Joan Weng schreibt in „Amalientöchter“ über die wenigen Monate zwischen Kriegsende und dem Beginn der Versailler Vertragsverhandlungen. Auf einmal scheint alles möglich zu sein, schließlich dürfen Frauen endlich wählen.
    Nach dem biederen, kaisertreuen Weimar ist Berlin DAS große Abenteuer für Klara. Endlich ist sie dort, wo Geschichte geschrieben wird und kann dabei mitwirken. Sie emanzipiert sich und träumt von einem freien Leben z.B. als Reisejournalistin, will Frauen helfen, ihren eigenen Weg zu finden. Fritz, der bisher ähnlich dachte, ändert nach der Niederschlagung des Spartakusaufstands plötzlich seine Pläne. Er geht zurück nach Weimar, übernimmt die Praxis seines Vaters und erwartet, dass sie heiraten und schnell eine Familie gründen. Dass Klara längst über diese kleinbürgerlichen Vorstellungen hinausgewachsen ist, bemerkt er nicht.

    Die Autorin hat es geschafft, ein sehr lebendiges und vielfältiges Bild der damaligen Ereignisse zu zeigen, die neu erwachte Sehnsucht nach Leben und Vergnügen, aber auch die schrecklichen Ereignisse der Umbruchzeit. Geschickt flicht sie historische Persönlichkeiten wie Anita Berber, Otto Dix, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in die Handlung ein. Leider ist ihr der Spagat zwischen politischem Geschehen und Klaras (Liebes-)Geschichte nicht ganz gelungen, gerade die Episoden mit Max kamen mir leider etwas zu kurz.

    Fazit: Spannender Roman über eine aufregende, gefährliche Zeit und die Emanzipation einer jungen Frau.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 06.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Der 1. Weltkrieg ist vorbei, Deutschland ist nun eine Republik und sogar die Frauen bekommen nun das Wahlrecht. Aber immer noch gibt es Erwartungen an Frauen und Regeln, die sie einengen. Die neunzehnjährige Klara fühlt sich schon lange eingeengt und möchte raus aus dem Elternhaus und auf eigenen Füßen stehen. Sie reist nach Berlin zu Fritz, ihrem Freund aus Kindertagen, und findet es aufregend, dass alle in Aufbruchstimmung sind. Sie lernt Martha kennen, die es ermöglicht, dass Klara für eine Zeitschrift Artikel schreiben kann. Doch Fritz will zurück nach Weimar. Da dort die Nationalversammlung tagen soll, folgt ihm Klara, obwohl sie sich in Berlin sehr wohlfühlt. Ein Artikel von ihr sorgt dann für einen politischen Skandal.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist eine interessante Zeit und ich kann Klara gut verstehen, die in solche aufregenden Zeiten der Enge des Elternhauses entfliehen möchte. Doch auch wenn vieles möglich erscheint, so ist es nicht einfach für eine junge Frau, so zu leben, wie es ihr gefällt. Frauen hatten noch lange nicht die gleichen Rechte wie die Männer. Aber Klara ist eine starke Frau, die sich nicht so leicht entmutigen lässt. In Berlin brodelt es und die unterschiedlichsten Gruppierungen versuchen ihre Interessen zu verfolgen. Dabei geht es auch gewalttätig zu in den Straßen von Berlin. Als Klara Fritz nach Weimar folgt, spürt man ihre Zerrissenheit.
    Dieses Buch ist ein Plädoyer dafür, seine Interessen mutig zu verfolgen, denn wenn niemand etwas tut, ändert sich auch nichts.
    Die Autorin Joan Wenig hat gut recherchiert und eine tolle Geschichte aus historischen Fakten und Fiktivem geschrieben. Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann es nur empfehlen.

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  • 5 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin B., 05.09.2019

    Als Buch bewertet

    Sehr beeindruckend finde ich dieses gelungene Werk über junge Menschen nach Beendigung des Ersten Weltkrieges.
    Auf verschiedene Art und Weise kämpfen sie für ein neues, besseres Leben und ihr kleines, privates, langersehntes Glück. Sie genießen die neue Freiheit, gerade junge Frauen. Die Röcke und Haare werden kürzer, Berufstätigkeit wird allmählich etwas mehr zur Normalität.
    Ehe und Familie stehen nicht mehr so im Vordergrund wie noch bei ihren eigenen Müttern vor wenigen Jahren.
    Klara hinterfragt jetzt viele Dinge, und nur ein kurzer Aufenthalt in der Weltstadt Berlin verändert ihr bis dahin eher beschauliches Leben in Weimar völlig. An Mut fehlt es ihr dabei nicht.
    Auf in eine glückliche, erfüllende und hoffentlich für alle bessere Zukunft.
    Sehr gut recherchiert und nah an der Realität geschrieben, eine mitreißende Geschichte mit interessanten Informationen aus der damaligen Zeit.

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  • 5 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martina W., 16.08.2019

    Als eBook bewertet

    Wundervoll – wie schon das Buch DIE FRAUEN VOM SAVIGNYPLATZ dieser Autorin.
    Zum einen ist die Geschichte von Klara spannend und mitreißend erzählt – zum anderen erfahre ich ganz viel über die politischen Zustände in Deutschland, vor allem Berlin und Weimar, in jener Zeit.
    Besonders den 2. Teil, als Klara und Martha die „Zeitung für die denkende Frau“ aufbauen war toll! Davon hätte ich allerdings gern mehr gelesen.
    Der Stil hat mir auch dieses Mal wieder sehr gut gefallen – schnörkellos und mit Herz.
    Ganz klare Leseempfehlung! Und bitte eine Fortsetzung!

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 25.08.2019

    Als Buch bewertet

    „...Klara seufzte, warum waren Männer bloß so schrecklich kompliziert? Warum durfte man als Frau nicht einfach direkt fragen, Du, was ist das zwischen uns denn jetzt?...“

    Wir befinden uns in Weimar anno 1918. Die 19jährige Klara wartet auf eine Nachricht ihres Verlobten Fritz. Der arbeitet als Arzt in einem Lazarett und sollte eigentlich zurück in Weimar sein. Bald fährt er allerdings wieder nach Berlin. Klara setzt durch, dass sie ihn dorthin folgen darf.
    Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Er spielt in der Zeit des Umbruchs vom Kaiserreich zur Demokratie. Nach dem Einstieg in Weimar wechselt die Handlung nach Berlin, um im dritten Kapitel nach Weimar zurückzukehren.
    Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Es wird von Anfang an ein latente Spannung aufgebaut. Im eher konservativen Weimar wird von Klara erwartet, das sie sich nach den Normen einer sogenannten höheren Tochter verhält. Nicht immer fällt das Klara leicht.

    „...Frauen dürfen Männer niemals Vorhaltungen machen, das steht ihnen erstens nicht zu, und zweitens mögen Männer es nicht, auf etwaige Verfehlungen hingewiesen zu werden...“

    Glücklicherweise kann Fritz mit Klaras offener Art umgehen. Er nimmt es mit Humor.
    Sehr anschaulich werden die Örtlichkeiten in Weimar beschrieben, wenn ich als Leser Klara auf ihren Wegen durch die Stadt begleite.

    „...Sie entschied, den langen, schönen Weg durch den Ilmpark zu nehmen, vorbei an der künstlichen Ruine und der Shakespeare-Statue...“

    In Berlin trifft Klara bei Fritz` Onkel auf ein viel aufgeschlossenere Gesellschaft. Sie passt sich schnell an. Alles scheint möglich. Nach dem Wahlrecht hoffen die Frauen auf weitere Chancen.
    Doch die Situation ist gefährlich. Es gibt nicht nur friedliche Demonstranten. Die Gewalt auf der Straße nimmt von Seiten verschiedener politischen Strömungen zu. In gut ausgearbeiteten Gesprächen wird zum Beispiel die Einstellung zu Rosa Luxemburg deutlich. Klara bewundert die Frau, während anderer ihr jegliches politisches Verständnis absprechen. Das klingt dann so:

    „...Was diese Luxemburg sich überhaupt einbildet! […] Frauen verstehe nichts von Politik. Sie sind doch viel zu emotional! Sie können einfach nicht logisch denken...“

    Nach einem einschneidenden Erlebnis kehrt Fritz kurz entschlossen nach Weimar zurück. Dort wird sich am Rande der politischen Umwälzungen auch die Zukunft von Klara und ihm entscheiden. Sehr ausführlich werden Klaras innere Zerrissenheit und ihre Kämpfe um den richtigen Weg dargestellt.
    Währenddessen hat sich die Weimarer Bevölkerung um die Abgeordneten der Nationalversammlung und das zu ihrem Schutz mitgeschickte Militär zu kümmern. An der einen oder anderen Tagung lässt mich die Autorin teilnehmen. Hart prallen dort die Meinungen aufeinander, als es um die Verfassung der Weimarer Republik geht. Geschluckt habe ich allerdings, als einer der Abgeordneten, der gerade die Seite gewechselt hat, zu Klara sagt.

    „...Links hat ausgedient. Die Zukunft gehört den Rechten...“

    In einem ausführlichen Nachwort trennt die Autorin Realität und Fiktion.
    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Eingebettet in sehr persönliche Schicksale wird gezeigt, was der ersten demokratischen Verfassung voraus ging.

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  • 4 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Heinz-Dieter B., 15.09.2019

    Als Buch bewertet

    Der Wandel im Frauenbild wird lebendig

    Buchmeinung zu Joan Weng – Amalientöchter

    „Amalientöchter“ ist ein Roman von Joan Weng, der 2019 bei Aufbau Taschenbuch erschienen ist.

    Zum Autor:
    Joan Weng, geboren 1984 in Stuttgart, studierte Germanistik und Geschichte und promoviert aktuell über das Frauenbild in der Literatur der Weimarer Republik. Für ihre Kurzprosa wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie bei Tübingen.

    Klappentext:
    Aufbruch in ein neues Leben.
    Weimar im Dezember 1918: Klara verspürt eine unbändige Lust auf Leben. Der Krieg ist vorbei, gerade wurde die Republik ausgerufen, und es wird ein Wahlrecht für Frauen geben! Aber was nutzt ihr alle Freiheit, in der Enge ihres kaisertreuen Elternhauses? Kurzentschlossen folgt Klara ihrer großen Liebe Fritz nach Berlin. Doch die Aufbruchsstimmung kippt: Bewaffnete Unruhen machen ihren Aufenthalt nicht mehr sicher. Als bekannt wird, dass die neue Verfassung in Weimar gegründet werden soll, kann Fritz sie überreden, zurückzukehren. Denn seit Kurzem schreibt Klara für eine Zeitung, die sich ꟷ ganz im Sinne der neuen Zeit ꟷ nur an Frauen richtet. Klara besucht die Versammlungssitzungen, ihre Berichte finden immer mehr Leserinnen, doch dann verursachen sie einen politischen Skandal …

    Meine Meinung:
    Bei der Lektüre des Buches war ich zwiegespalten. Einerseits gibt es eine Liebesgeschichte, die bei mir den Eindruck erweckte, nur als Verbindungsstück zu dienen. Andererseits gibt es wunderbar gezeichnete Figuren, allen voran die Hauptfigur Klara. Klara kommt als junge wohlerzogene Bürgertochter nach Berlin und erlebt dort einen Kulturschock, festgemacht an ihrer neuen Freundin Klara. Dann folgt sie ihrem Verlobten Fritz zurück nach Weimar, vorbestimmt für das Dasein einer Arztfrau. Doch sie begehrt auf und sucht eine eigene berufliche Zukunft. Eindrucksvoll beschreibt die Autorin den Wandel des Frauenbildes und die zugrunde liegenden politischen Strukturen. Joan Weng hat einen lebendigen Erzählstil, der dem Leser das Gefühl gibt, vor Ort zu sein. Historische Fakten werden unauffällig in die Handlung eingebunden und unterstützen den Eindruck, an einer gewaltigen Entwicklung teilzunehmen.

    Fazit:
    Ein gelungener Roman über den Wandel des Frauenbildes kurz nach dem ersten Weltkrieg. Von mir deshalb vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und eine Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 06.09.2019

    Als Buch bewertet

    Der 1. Weltkrieg ist vorbei, Deutschland ist nun eine Republik und sogar die Frauen bekommen nun das Wahlrecht. Aber immer noch gibt es Erwartungen an Frauen und Regeln, die sie einengen. Die neunzehnjährige Klara fühlt sich schon lange eingeengt und möchte raus aus dem Elternhaus und auf eigenen Füßen stehen. Sie reist nach Berlin zu Fritz, ihrem Freund aus Kindertagen, und findet es aufregend, dass alle in Aufbruchstimmung sind. Sie lernt Martha kennen, die es ermöglicht, dass Klara für eine Zeitschrift Artikel schreiben kann. Doch Fritz will zurück nach Weimar. Da dort die Nationalversammlung tagen soll, folgt ihm Klara, obwohl sie sich in Berlin sehr wohlfühlt. Ein Artikel von ihr sorgt dann für einen politischen Skandal.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist eine interessante Zeit und ich kann Klara gut verstehen, die in solche aufregenden Zeiten der Enge des Elternhauses entfliehen möchte. Doch auch wenn vieles möglich erscheint, so ist es nicht einfach für eine junge Frau, so zu leben, wie es ihr gefällt. Frauen hatten noch lange nicht die gleichen Rechte wie die Männer. Aber Klara ist eine starke Frau, die sich nicht so leicht entmutigen lässt. In Berlin brodelt es und die unterschiedlichsten Gruppierungen versuchen ihre Interessen zu verfolgen. Dabei geht es auch gewalttätig zu in den Straßen von Berlin. Als Klara Fritz nach Weimar folgt, spürt man ihre Zerrissenheit.
    Dieses Buch ist ein Plädoyer dafür, seine Interessen mutig zu verfolgen, denn wenn niemand etwas tut, ändert sich auch nichts.
    Die Autorin Joan Wenig hat gut recherchiert und eine tolle Geschichte aus historischen Fakten und Fiktivem geschrieben. Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann es nur empfehlen.

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