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  • 4 Sterne

    8 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    CanYouSeeMe, 11.03.2017

    ‚Betrunkene Bäume‘ ist der erste Roman der Autorin Ada Dorian. Der Schreibstil war für mich sehr angenehm zu lesen, die verwendete Sprache war stimmig und passte zum Setting der Geschichte und hatte eine gewisse Tiefe in sich. Erzählt wurde die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven: aus Erichs, aus Katharinas und einige Male aus der Perspektive von Wolodja. Durch diesen Perspektivwechsel konnte man sich als Leser sowohl in Erich, als auch in Katharina hineinversetzen und sich in ihre Lage hineinversetzen. Man hat auch etwas mehr über den schweigsamen Wolodja erfahren, jedoch nicht so viel, dass ich mir ein detailliertes Bild von ihm machen konnte. Von den beiden Protagonisten Erich und Katharina konnte ich mir hingegen ein gutes und solides Bild machen.
    Die Handlung an sich hat mir gut gefallen. Die zentralen Themen, die immer wieder thematisiert werden sind Freundschaft, Heimat und Entwurzelung aber auch Schuld. Die Beziehungsgestaltung zwischen Erich und Katharina wurde sehr feinfühlig beschrieben, generell sind die Beschreibungen oftmals eher zart und nachdrücklich zugleich.
    Zum Ende des Buches sind bei mir noch relativ viele Fragen unbeantwortet geblieben, die durch das relativ offene Ende nicht mehr aufgegriffen wurden. Das ist schade, ich hätte mir gewünscht, dass die losen Enden noch aufgegriffen werden würden.
    Insgesamt hat mich ‚Betrunkene Bäume‘ gut unterhalten können und mir eine angenehme Lesezeit verschaffen können. Vollends überzeugen konnte mich das Buch jedoch nicht.

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  • 5 Sterne

    6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    JDaizy, 29.04.2017

    "Auf der Fensterbank füllten sich die Blätter wieder mit Leben, nur der Selbstmörder wollte nicht so recht. Von der Eckbank und aus dem niedrigen Winkel im Sitzen bildeten die Pflänzchen einen dichten Wald. Einen Miniaturwald, von dem Erich wusste, wie er später in voller Größe aussehen würde. Obwohl er lange in keinem Wald gewesen war, erinnerte er sich, wie es sich anfühlte, an einem heißen Tag im Schatten eines Baumes mit großer Krone zu sitzen. Er wusste, wie es im Wald roch, wie die Zusammensetzung des Bodens sein musste und welche Pflanzen den Unterwuchs bildeten. Er konnte den Wald bereits spüren."


    Professor Erich Warendorf ist über achtzig und wohnt in einer eher verlassenen Gegend, die durch Leerstand in den alten, abgewohnten Wohnhäusern gezeichnet ist. Seine Gesundheit ist nicht mehr die beste und seine Tochter würde ihn gern in einem Pflegeheim unterbringen. Doch wie ein bekanntes Sprichwort sagt: "Einen alten Baum verpflanzt man nicht so leicht." Und so wehrt sich Erich mit Händen und Füßen gegen diese Entscheidung.
    Mit viel Gefühl beschreibt die Autorin seine Traurigkeit, seine Ängste und seinen wachen Geist. Immer wieder gibt es Rückblicke in seine berufliche und private Vergangenheit, wobei mir ganz besonders seine spannende Forschungsreise in die Taiga mit seinem Begleiter Wolodja und seinem namenslosen Laika, und seine tiefe Liebe zu seiner Frau Dascha im Gedächtnis geblieben sind.
    Als es Ärger mit der Haushälterin gibt, trifft Erich eher unerwartet auf die junge Ausreißerin Katharina. So unterschiedlich die zwei auch auf den ersten Blick erscheinen mögen, verbindet sie mehr als ihre Wohnungen im gleichen Haus. Die zwei kommen sich immer näher und es entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft, die beiden Luft zum Atmen und neue Impulse gibt.

    Wird Erich Katharina davon überzeugen können, wieder zur Schule und zurück nach Hause zu gehen? Oder wird Katharina bei Erich bleiben und so seine drohende Unterbringung im Heim abwenden können? Und was hat es mit dem verschlossenen Schlafzimmer auf sich? Welches Geheimnis verbirgt Erich dort vor der Außenwelt?

    Auch wenn es für die Geschichte nicht vorrangig ist, hat mich der Besuch von Erich und seiner Tochter in einer Seniorenresidenz und sein Gespräch mit Herr Hofmann sehr bewegt. In diesen wenigen Worten steckt so viel Tiefe und Wahrheit. Wir alle werden älter. Und wie wird es uns dann ergehen? Immer wieder habe ich während der Geschichte das Verhalten von Irina gegenüber ihrem Vater hinterfragt und bin zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Man könnte es verstehen, man könnte es kritisieren und man könnte es (in Gedanken) selbst besser oder schlechter machen. Doch wer weiß das schon BEVOR man nicht selbst in genau so einer Situation gesteckt hat.
    Auch die Vergleiche zwischen dem alternden Erich und "seinen" Bäumen finde ich sehr gelungen. Es steckt so viel Poesie und Kraft in diesen Zeilen. Schwankend, gefangen, gebrochen, aber mit einem unbändigen (Überlebens-)Willen - auch oder gerade - in schwierigen Zeiten.

    Das Buch wurde am 24. Februar 2017 im Ullstein-Verlag veröffentlicht. Es überzeugt als kleines Hardcover mit einem griffigen Schutzeinschlag und einem Lesebändchen und ist zudem hochwertig verarbeitet.
    Mit dem Titel konnte ich zu Beginn nicht wirklich viel anfangen. Aber NACH dem Lesen passt er perfekt und bekommt eine symbolhafte Bedeutung für die Geschichte. Das Cover selbst ist unaufdringlich und überzeugt eher durch die Anordnung der Schrift und mit seiner wunderschönen Farbgestaltung als durch die Abbildung, die Bäume, Büsche oder Gräser vermuten lässt.


    Fazit:
    Ein wortgewaltiger, berührender Roman über das Älterwerden, über verratene und neugeknüpfte Freundschaft, über die Sehnsucht und die unerschütterliche Liebe zu den Eltern, dem Partner und der Heimat und den eigenen Wurzeln. Meine absolute Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Diamondgirl, 15.02.2017

    Der Debüt-Roman Betrunkene Bäume von Ada Dorian ist m. E. nicht so einfach zu rezensieren, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Das Buch ist in verschiedenen Erzählsträngen unterwegs.
    Es beginnt ca. 1960 in einer kleinen sibirischen Stadt. Wolodja lebt dort als Obdachloser. Auf der Suche nach einem Job wird er an einen Deutschen vermittelt, der ihn als eine Art Scout für die sibirischen Wälder anstellt.
    Der nächste Teil handelt zeitnah: Erich ist bereits jenseits der 80 und muss seinem fortgeschrittenen Alter immer mehr Tribut zollen. Er sieht nur noch sehr schlecht und seine Knochen machen auch nicht mehr richtig mit. Zudem wohnt er auf der 5. Etage (ohne Aufzug) und das alleine. Sehr zum Missfallen seiner Tochter Irina, die sich immer mehr Sorgen um ihren Vater macht. Vor allem, weil er starrköpfig jegliche Hilfe ablehnt. Was niemand ahnt: In seinem Schlafzimmer hat er einen einen eigenen kleinen Wald angelegt, von dem niemand erfahren darf, weil dies sicher dazu führen würde, dass er die Wohnung räumen müsste. Daher schließt er sein Schlafzimmer sorgfältig ab, wenn er es verlässt. Erich braucht und liebt die Bäume. Nur unter seinen Bäumen kann er ruhig schlafen.
    Der dritte Erzählstrang handelt von Katharina, die kurz vor der Volljährigkeit zuhause ausreißt, weil ihr Vater die Familie verlassen hat, um in Sibieren zu arbeiten. Katharina kommt mit dieser Situation nicht zurecht, obwohl sie weiß, dass die Familie schon länger keine echte mehr ist. Die Eltern arbeiten zu unterschiedlichen Tageszeiten und gemeinsame Stunden finden kaum noch statt. Um nicht in Obdachlosigkeit zu enden zieht sie in eine verfallene Wohnung eines Bekannten, als direkte Nachbarin von Erich.
    Die Gemeinsamkeit bildet eindeutig Sibirien, die unermessliche Weite des Landes mit seinen kaum durchdringlichen, dichten Wäldern. Katharina, die wissen will, wo sich ihr Vater dort genau aufhält und Erich, der Jahrzehnte zuvor monatelang mit einem Einheimischen diese endlosen Wälder durchstreifte und dort seine Frau Dascha kennen lernte, die er so unendlich vermisst. Damals lud er Schuld auf sich, die er sich selbst nicht verzeihen kann.
    Mehr möchte ich ungern vom Inhalt verraten, denn vieles erschließt sich ja erst im Laufe der Lektüre. Nur noch so weit, dass Katharina und Erich sich anfreunden, wenngleich es eher fast eine Art Zweckgemeinschaft ist.

    Dieses Buch ist in einer wundervollen Sprache verfasst. Wie von einem ruhig fließenden Strom wird man einfach mitgenommen, vorbei an ganz wunderbaren Bildern der Landschaft Sibiriens und seiner Bäume, mancher poetischen Beschreibung und immer ausgesprochen einfühlsam, geradezu vorsichtig in den Schilderungen. Dabei ist die Handlung selbst total unaufgeregt und fließt einfach vor sich hin, wobei sich das Wesen und die Geschichte Erichs immer mehr entschlüsselt.
    Dabei wechseln die jeweiligen Erzählstränge regelmäßig, was jedoch keine großen Schwierigkeiten bereitet. Man erahnt sehr bald, wo man sich gerade befindet. Hervorragend waren die Passagen von 1960. Obwohl die Landschaft mehr als unwirtlich war ist doch alles mit so viel Liebe zum Detail und Fabulierkunst geschrieben, dass man sich tatsächlich wünschte, dabei zu sein.
    Das Ende des Buches war mir persönlich etwas zu abrupt - hier hätte ich der Geschichte gute 30-40 Seiten mehr gewünscht, um es ruhiger und in sich stimmiger ausklingen zu lassen. Doch dieses Manko reicht nicht, um diesem beeindruckenden Buch einen Stern abzuziehen. Ich hoffe, Ada Dorian wird auch in Zukunft so wunderbare Bücher schreiben!
    Fazit: Wer es ruhig mag ist hier bestens versorgt! Ein rundum empfehlenswertes Buch und ein sehr eindrucksvolles Debüt!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    hennie, 01.03.2017 bei bewertet

    Ein Gleichnis zwischen Bäumen und Menschen
    Im Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit erzählt Ada Dorian in einfachen, schönen Worten die Lebensgeschichte von Erich Warendorf. Er, der als junger Mann im fernen Sibirien in Einsamkeit mit dem jungen einheimischen Wolodja unterwegs war, hatte nur zwei große Lieben in seinem 80jährigen Leben, die Bäume und seine Frau Dascha.

    Erich lebt immer häufiger in seinen Gedanken, in seinen Träumen in der Vergangenheit. Das Alter macht ihm zu schaffen, aber die Pflanzen interessieren ihn immer noch. Die Bäume sind seine Obsession. Der alte Mann hat einen skurillen, absonderlichen, unglaublichen Spleen, seinen Wald im Schlafzimmer! Hier fühlt er sich wohl und geborgen, einfach befreit von der Last des Alters. Doch Erich muss einsehen, dass er wegen seiner Gebrechen der Wissenschaft keinen großen Nutzen mehr bringen kann. Er fühlt sich wie ein „altes Messgerät“, das gegen ein modernes ausgetauscht werden muss.
    In der 17jährigen, eigenwilligen, sich unverstanden und verlassen fühlenden Katharina, die von zu Hause abgehauen ist und die Schule schwänzt, findet er so etwas wie eine Verbündete. Erich lügt und laviert, um seine Selbständigkeit zu behalten, auch um der Bevormundung durch seine Tochter Irina und der Pflegerin zu entgehen. Er will nicht ins Heim. Als alles auffliegt, will er zu seiner geliebten Dascha nach Sibirien. Katharina soll mitkommen, da der Vater dort an einer Pipeline arbeitet.

    „Betrunkene Bäume“, es war dieser Titel, der mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Die Geschichte besitzt eine besondere philosophische Tiefe. Die betrunkenen Bäume spielen im Roman eher eine untergeordnete Rolle, aber die Metapher bleibt bei mir im Kopf hängen. Sowohl Erich als auch Katharina sind haltlos, haben ihre Wurzeln verloren. Sie versuchen sich gegenseitig zu stützen. Erichs Erkenntnisse über sein eigenes Leben kommen viel zu spät.
    „Im Kopf ist endlich mal Ordnung.“ (S.235)
    Der Schluss des Buches kommt überraschend, ist traurig, aber läßt auch hoffen...

    Ada Dorian ist ein sehr menschliches, wertvolles, absolut lesenswertes Buch gelungen. Es erzählt von der Einsamkeit im Alter, von Isolation trotz sozialen Kontakten, von verpaßten Gelegenheiten, von dem Verlust der Selbstkontrolle, von mangelnder Kommunikation, von fehlendem Vertrauen,...
    Die Geschichte läßt viel Raum für eigene Gedanken, Vergleiche. Erstaunlich, wie die Autorin die Befindlichkeiten des alten Mannes auf den Punkt bringt. Ihr sind natürliche, lebensechte Charaktere gelungen. Ohne Pathos! Nüchtern! Geradlinig!
    Die Autorin hat ein großes, angenehmes Erzähltalent mit präziser Wortwahl. Ich möchte mehr von ihr lesen. Möglicherweise in einer Fortsetzung mit Katharina, Wolodja und Dascha? Und den „Betrunkenen Bäumen“?
    Ich vergebe meine uneingeschränkte Leseempfehlung und fünf Sterne!

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  • 4 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone L., 23.02.2017

    Ada Dorian erzählt die Geschichte vom über achtzigjährigen Erich, der so langsam nicht mehr alleine in seiner Wohnung zurecht kommt. Er ist einsam und trauert um die Liebe seines Lebens, die er als junger Forscher bei einer Expedition in Sibirien kennengelernt hatte. Doch damals lud er eine Schuld auf sich, die ihn bis heute daran hindert zurück in die Taiga zu gehen. Dann lernt er seine neue Nachbarin Katharina kennen. Sie ist von zuhause abgehauen, weil ihre Eltern sich getrennt haben und ihr Vater nun in Sibirien Pipelines baut. Durch diese Gemeinsamkeit finden die beiden zueinander und Katharina wird für Erich eine große Stütze. Beide fühlen sich entwurzelt, was den Bogen zum Titel des Buches schlägt.

    Zunächst fand ich die Geschichte von Erich nicht sonderlich interessant oder spannend. Er ist halt ein alter einsamer Mann. Doch dadurch, dass dann Katharina ins Spiel kam und er sich ihr öffnete, bekam man nach und nach einen Einblick in sein früheres Leben. Leider war da schon ein großer Teil des Buches gelesen. Erst im letzten Drittel des Buches hat mich das Buch begeistert, denn dann wurden die ganzen Hintergründe in Erichs Leben und seiner Familie erklärt. Die Autorin versteht es sehr gut, mit ihren sanften und poetischen Worten dem Leser eine wunderbare Lebensgeschichte näher zu bringen. Die Erklärung des Buchtitels und generell das Thema Bäume zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Ich bin froh, dass ich das Buch zu Ende gelesen habe und empfehle das Buch gerne weiter.

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  • 4 Sterne

    Beate S., 04.03.2017 bei bewertet

    Verwurzelung und Schieflage

    "Betrunkene Bäume" ist der Titel des unaufgeregten Debütromans Ada Dorian, der 2016 für den Ingeborg Bachmann Preis nominiert war.
    Betrunkene Bäume stehen in der sibirischen Taiga im Permafrostboden, sie entwurzeln und schwanken, wenn der Boden zu stark auftaut. Die Folge ist, dass sie durch schiefes Verwachsen das Ungleichgewicht auszugleichen suchen und in weitere Schieflagen geraten.

    Wie die Bäume geraten auch die beiden Protagonisten des Romanes, der über 80 Jahre alte Erich und die jugendliche 17-jährige Katharina, in Schieflage.
    Erich, der alte Professor eines Ost-Berliner Instituts, lebt alleine in seiner Wohnung, kämpft gegen das Altern an und versucht, trotz zunehmender körperlicher Schwäche und Eingeschränktheit seine Selbstbestimmung gegenüber der Tochter Irina zu bewahren. Er lehnt jegliche Unterstützung ab, außer die von Katharina, einer jungen Ausreißerin, die in der leergeräumten Wohnung gegenüber einen notdürftigen Unterschlupf gefunden hat. Katharina war gestrauchelt, als ihr Vater die Familie verließ, um in Sibirien zu arbeiten, und die Mutter konnte sie nicht halten. Erich hat früher für sein Institut auch in Sibirien geforscht, er hat die unermesslichen und wundervollen Baumlandschaften der Taiga im Herzen mit nach Hause gebracht, sie sind seither sein Lebensinhalt geblieben.
    Nach den ersten flüchtigen Begegnungen der beiden verwurzeln Erich und Katharina tief miteinander, ohne zwangsläufig danach gesucht zu haben. Erich muss sich mit Vergänglichkeiten und den oftmals herben Problemen des Alterns herumschlagen, Katharina ist wie ein junges Bäumchen im Wind gebeutelt und sucht für sich, richtige Entscheidungen zu treffen. Unbewusst helfen und stützen sie einander, Katharina wird angeleitet und wächst, Erich öffnet sich der jungen Frau und vertraut ihr seine Geheimnisse an.

    Die Autorin erzählt die Geschichte mäandernd, wechseln zwischen verschiedenen Zeitebenen und Orten. Allmählich erst bekommt man Einblick in Erichs früheres Leben und seine für ihn so eindrucksvolle Reise nach Sibirien, wo er mehr als ein halbes Jahr in den Wäldern verbrachte. Dort war er glücklich, er liebt die Bäume und spricht mit ihnen. Das verband ihn mit Wolodja, seinem damaligen wortkargem Scout und späterem Freund. Dort lernte er seine Geliebte und spätere Ehefrau Dascha kennen, die ihm nach Deutschland folgte.
    Der heutige Erich wirkt einsam, traurig und verlassen, geplagt von Alltagsproblemen und der übereifrigen und dennoch kühlen Fürsorge seiner Tochter, die ihn am liebsten ins Heim stecken würde - hier wird für meinen Geschmack stellenweise ein wenig zu dick aufgetragen, Klischee blitzt aus manchen Passagen hervor.
    Katharina fühlt sich von allen verlassen, vom Vater, der weit weg ist, von der Mutter, die seit Jahren einen ihr entgegengesetzten Tagesrhythmus hat und sämtlichen Mut und Stärke eingebüßt hat, und von ihrem Freund Felix, dem Streber, der im Gegensatz zu ihr aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammt und sich von ihr abwendet. Das Straßenkind, dass durch die Hilfe und das Interesse für einen einsamen alten Mann sich selbst helfen kann und auf den Weg zurück findet. Für Katharina - ein bisschen zu blauäugig für das, was sie hinter sich hat, musste ebenfalls in meinen Augen ein bisschen zu viel Schablonenhaftes herhalten.

    Ich war dem Buch in der ersten Hälfte seltsam fern. Vielleicht lag es daran, dass der alte Erich und seine Probleme sehr viel Raum bekamen, mich hätte mehr interessiert, was aus seinem etwas planlosem Aufbruch in die Taiga geworden war. Vielleicht lag es aber auch an der bereits erwähnten Abdruckartigen Wiedergabe der Wirklichkeit. Ich war beim Lesen weder Erich noch Katharina wirklich nahe, wohingegen ich die Nebenfigur Wolodja als eindrucksvoll und greifbar dargestellt fand. Im zweiten Teil, wenn etwas mehr zu Erichs Erlebnissen in der Taiga erzählt wird und das Bild klarer wird, hat mir das Buch besser gefallen. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.

    Trotz der angebrachten Kritik handelt es sich um einen sehr lesenswerten Roman, der sprachlich dicht und klar formuliert einen ungewöhnliche und stellenweise auch berührende Geschichte von Heimat, Entwurzelung, Freundschaft und Schuld zu erzählen hat. 3,5 Sterne vergebe ich dafür.

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  • 4 Sterne

    7 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 08.02.2017

    Nicht einmal volljährig läuft Katharina von zu Hause weg, als ihr Vater sich entschließt, einen Auftrag in Sibirien anzunehmen. Ihr Dealer vermittelt ihr eine Bleibe in einem weitgehend unbewohnten Haus. Nur nebenan lebt noch ein älterer Herr, Erich, genaugenommen Professor Erich Warendorf, ein Experte für betrunkene Bäume, wie man sie im Permafrost, im ewig Eis Sibiriens finden kann. Aber nicht nur Bäume hat er dort gefunden, sondern auch seine Frau Dascha, die er unheimlich vermisst, vor allem jetzt, wo er älter wird und ihm seine Tochter Irina zunehmend seine Freiheiten beschneidet. Eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht, Katharina hilft dem älteren Mann sich ein wenig Unabhängigkeit zu erhalten und seine Forschung fortzusetzen; er erzählt ihr von Sibirien, wohin er einst zu Forschungszwecken aufbrach und wo jetzt Katharinas Vater ist.

    Ein ungewöhnliches Buch, das einem jedoch sofort als Leser gewinnen kann. Man hat häufiger Bücher über Freundschaften zwischen jüngeren und älteren Figuren gelesen, Betrunkene Bäume würde ich hier nicht unbedingt einordnen, es ist keine wirkliche Freundschaft, die Katharina und Erich verbindet, eher eine Zweckgemeinschaft und der Wille, dem anderen nicht durch aufdringliche Fragen zu nahe zu kommen, sondern ihm bzw. ihr die notwendigen Freiheiten zu gewähren. So stellen sie sich nicht viele Fragen, können aber beide durch scharfe Beobachtung die Lage des anderen erschließen. Freundschaft ist nicht das zentrale Element des Romans, ich würde es eher in der Liebe verorten, der Liebe zur Natur vor allem. Erich liebt seine Bäume, er spricht mit ihnen, hegt und pflegt sie, wie man Kinder aufzieht und behütet. Durch diese Liebe zur Natur kann die Liebe zu einem Menschen, Daria, entstehen, nur so lernt er sie überhaupt kenne, aber auch nur hierdurch verliert er sie. Die Frage bleibt nicht offen, welche der beiden Lieben am Ende des Lebens mehr zählt.

    Auch wenn das Buch oftmals melancholisch ist, die harte Wirklichkeit des Älterwerdens und den damit verbundenen Einschränkungen, der Verlust eines geliebten Menschen, Katharinas Verlorenheit in ihrem eigenen Leben, erdrückt einem diese Stimmung jedoch nicht. Die Wechsel zwischen den Figuren und den Zeiten, viele Jahrzehnte zuvor in Sibirien, dagegen Deutschland heute, lockern den Erzählfluss immer wieder auf. Komische Momente, insbesondere durch Erichs nachlassende Souveränität im Alltag, lassen einem manchmal sogar schmunzeln. So entsteht eine durchaus tiefgründige, wenn auch langsame und gediegen dahinfließende Geschichte.

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  • 4 Sterne

    Miss.mesmerized, 08.02.2017 bei bewertet

    Nicht einmal volljährig läuft Katharina von zu Hause weg, als ihr Vater sich entschließt, einen Auftrag in Sibirien anzunehmen. Ihr Dealer vermittelt ihr eine Bleibe in einem weitgehend unbewohnten Haus. Nur nebenan lebt noch ein älterer Herr, Erich, genaugenommen Professor Erich Warendorf, ein Experte für betrunkene Bäume, wie man sie im Permafrost, im ewig Eis Sibiriens finden kann. Aber nicht nur Bäume hat er dort gefunden, sondern auch seine Frau Dascha, die er unheimlich vermisst, vor allem jetzt, wo er älter wird und ihm seine Tochter Irina zunehmend seine Freiheiten beschneidet. Eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht, Katharina hilft dem älteren Mann sich ein wenig Unabhängigkeit zu erhalten und seine Forschung fortzusetzen; er erzählt ihr von Sibirien, wohin er einst zu Forschungszwecken aufbrach und wo jetzt Katharinas Vater ist.

    Ein ungewöhnliches Buch, das einem jedoch sofort als Leser gewinnen kann. Man hat häufiger Bücher über Freundschaften zwischen jüngeren und älteren Figuren gelesen, Betrunkene Bäume würde ich hier nicht unbedingt einordnen, es ist keine wirkliche Freundschaft, die Katharina und Erich verbindet, eher eine Zweckgemeinschaft und der Wille, dem anderen nicht durch aufdringliche Fragen zu nahe zu kommen, sondern ihm bzw. ihr die notwendigen Freiheiten zu gewähren. So stellen sie sich nicht viele Fragen, können aber beide durch scharfe Beobachtung die Lage des anderen erschließen. Freundschaft ist nicht das zentrale Element des Romans, ich würde es eher in der Liebe verorten, der Liebe zur Natur vor allem. Erich liebt seine Bäume, er spricht mit ihnen, hegt und pflegt sie, wie man Kinder aufzieht und behütet. Durch diese Liebe zur Natur kann die Liebe zu einem Menschen, Daria, entstehen, nur so lernt er sie überhaupt kenne, aber auch nur hierdurch verliert er sie. Die Frage bleibt nicht offen, welche der beiden Lieben am Ende des Lebens mehr zählt.

    Auch wenn das Buch oftmals melancholisch ist, die harte Wirklichkeit des Älterwerdens und den damit verbundenen Einschränkungen, der Verlust eines geliebten Menschen, Katharinas Verlorenheit in ihrem eigenen Leben, erdrückt einem diese Stimmung jedoch nicht. Die Wechsel zwischen den Figuren und den Zeiten, viele Jahrzehnte zuvor in Sibirien, dagegen Deutschland heute, lockern den Erzählfluss immer wieder auf. Komische Momente, insbesondere durch Erichs nachlassende Souveränität im Alltag, lassen einem manchmal sogar schmunzeln. So entsteht eine durchaus tiefgründige, wenn auch langsame und gediegen dahinfließende Geschichte.

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  • 4 Sterne

    Isaopera, 12.03.2017 bei bewertet

    "Betrunkene Bäume" sind ein Phänomen des Klimawandels und kommen beispielsweise in Sibirien vor, wo der Wissenschaftler Erich eine Zeit seines Lebens verbracht hat, die er nie vergessen wird.
    Die Zeit dort war für ihn bereichernd, aber er hat auch eine Schuld auf sich geladen, die ihn bis ins hohe Alter verfolgt.
    Ada Dorian nimmt uns mit auf eine Reise ins kalte Sibirien und obwohl wir natürlich als Leser dieses recht kurzen Buches nur einen kleinen Ausschnitt kennenlernen dürfen, eröffnet sich eine ganz andere Welt. Eine Welt, in der Menschen stark abhängig von der Natur sind, andererseits aber auch in völligem Einklang mit ihr Leben können. Das ist bewundernswert.
    Gleichzeitig lernen wir in Deutschland Katharina kennen, die eine Flucht aus ihrem Leben wagt, denn auch sie hat das Gefühl, jemanden an Sibirien verloren zu haben. Hierbei gerät sie in schlechte Gesellschaft, zum Glück aber auch in die von Erich.

    Die Geschichte wird in einer sehr schönen Sprache erzählt, die mich wirklich mitgenommen hat und ich konnte das Buch nur schwerlich aus der Hand legen. Es liest sich sehr gut in einem Weg und ist dabei nicht nur interessant, sondern auch ein bisschen lehrreich.
    Für mich als Fan längerer Geschichten hätten es am Ende locker 100 Seiten mehr sein können - mehr Infos über die Figuren und noch ein Stück mehr von der Geschichte. Andererseits ist es auch eine Stärke der Erzählung, dass sie genau an dieser Stelle abbricht.
    Von mir gibt es wohlverdiente 4 Sterne! Diese Debüt-Autorin werde ich sehr gerne im Auge behalten.

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  • 3 Sterne

    L., 01.03.2017 bei bewertet

    Im Roman "Betrunkene Bäume" geht es primär um den über 80-jährigen Erich, der in früheren Jahren Wissenschaftler gewesen war und mit Leib und Seele die Wälder und Bäume Sibiriens erforscht hatte. Nun aber, dem Alter geschuldet, fällt ihm die Bewältigung seines Alltags immer schwerer, er kann diese zunehmende Unselbstständigkeit und Bevormundung seiner Tochter Irina kaum ertragen. Halt geben ihm vor allem die Bäume, aber auch die Erinnerungen an sein früheres Leben mit seiner Frau, die er schrecklich vermisst.
    Die zweite Hauptfigur ist die nicht ganz volljährige Katharina. Ihr Vater hatte sich entschlossen, eine Arbeitsstelle in Russland anzunehmen und die Familie zu verlassen. Katharina gibt ihrer Mutter die Schuld daran und haut nach einem Streit von zu Hause ab. Sie haust seitdem in einer heruntergekommenen Wohnung, während sie weder Geld für Essen hat, noch Wasser zum Duschen.
    Zufällig wohnen beide nebeneinander und stellen schon kurz nach ihrem ersten Zusammentreffen fest, dass sie etwas verbindet: Sibirien.

    Das Buch erzählt eine berührende Geschichte über zwei Figuren, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich dennoch gegenseitig dabei helfen, ihre Probleme zu bewältigen. Besonders Erich ist dabei sehr authentisch beschrieben. Er hat so viele innere Konflikte, mit denen er täglich konfrontiert ist und die Art und Weise, wie er damit umzugehen versucht, ist für den Leser sehr nachvollziehbar und berührend.
    Katharina als weitere Hauptfigur kann mit dieser Tiefe jedoch nicht mithalten. Irgendwie erfährt der Leser zu wenig von ihr - außer dass sie kein so intaktes Elternhaus hat, wie es ihr zu wünschen wäre. Einige Entscheidungen, die sie ihm Laufe des Buches trifft, sind zweifelhaft, trotz des jungen Alters.

    Die Autorin nutzt eine ganz wundervolle Sprache, um die Geschichte zu erzählen. Sie beschreibt Einzelheiten und schmückt diese aus, sodass der Leser sich sofort in der Geschichte wieder findet. Stellenweise sind diese Ausschmückungen jedoch zu langatmig, in einigen Situationen passen sie meiner Meinung nach einfach nicht so gut, was den Lesefluss stört.
    Die Erzählperspektive wechselt in jedem Kapitel, aber auch die Zeit, in der die Geschichte spielt. Dies lockert das Ganze zwar auf, aber mich hat dabei gestört, dass man teilweise erst nach 1-2 Seiten erfahren hat, um wen es denn jetzt geht, da vorher nur "er" oder "sie" genannt wurde. Eindeutig war es nicht immer.

    Innerhalb des ganzen Buches entstehen immer wieder Fragen. Nicht nur durch die Erzählweise, auch inhaltlich gibt es einige Schwachstellen. Wie schon beschrieben, ist mir die Figur der Katharina zu wenig ausgearbeitet, aber auch viele Nebencharaktere werden nicht ausreichend eingeführt.
    Manchmal hat man das Gefühl, dass Inhalte fehlen, weil zu viele Lücken in der Geschichte auftauchen. So ist beispielsweise die Schuld, die Erich mit sich trägt, nicht nachvollziehbar beschrieben, die tiefe "Freundschaft", die er aus seiner Sicht zerstört hat, erschließt sich mir nicht. Die Erzählungen aus der Vergangenheit mit diesem "Freund" gehen nur so weit, dass sie gemeinsam monatelang durch die Wälder Sibiriens gewandert sind, ohne auch nur ein Wort miteinander zu sprechen.
    Nach und nach setzt sich zwar alles zusammen, aber einen richtigen Abschluss gibt es für mich nicht, das Ende kommt auch irgendwie viel zu schnell.

    Insgesamt ist es dennoch ein Buch, das mich aufgrund der Erzählweise, der ausgewählten Worte und vor allem der Hauptfigur Erich berührt hat. Der Titel wirkt erstmal sehr ausgefallen, jedoch wird im Verlauf aufgeklärt, was es mit den "betrunkenen Bäumen" auf sich hat. Die Geschichte hat sehr viel Potential, das meiner Meinung nach leider nicht ganz ausgeschöpft wurde. Sie hätte ruhig 100 Seiten länger sein können, um die vielen Lücken zu schließen.

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  • 3 Sterne

    Celena, 28.02.2017 bei bewertet

    Erich ist über 80 und kann seinen Alltag nicht mehr so bewältigen wie es ihm lieb wäre. Er trauert seiner seiner Unabhängigkeit und seiner Frau nach und findet Zuflucht in seiner Wissenschaft, seiner großen Leidenschaft den Bäumen. Zufälligerweise zieht in die freie Wohnung ihm gegenüber die 17jährige Katharina ein, die von Zuhause weggelaufen ist und ganz alleine versucht über die Runden zu kommen. Schnell entsteht eine Verbindung zwischen ihnen, Erich nimmt ihre Hilfe an und gemeinsam schaffen sie es ihrer Einsamkeit zu entkommen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.

    Ada Dorian ist mit ihrem Debütroman eine eher ruhige und unaufgeregte Geschichte gelungen. Die Stimmung während des Lesens ist bedrückend und ich bekam das Gefühl, dass die beiden Protagonisten in ihrer Einsamkeit und Isolation absolut verloren sind. Erich kämpft gegen die Einsamkeit und um seine Selbstständigkeit während Katharina sich verlassen fühlt, der Vater ist in Sibirien, die Mutter hat ihn davon nicht abgehalten und lebt auch sonst ein Leben für sich während Katharina seit Jahren schon zwischen den Stühlen steht und nicht weiß was sie machen soll.
    Man weiß nicht wohin der Roman einen entführt, immer wieder werden Rückblenden verwendet um uns Erich's Zeit in Sibirien nahe zu bringen, dem Abschnitt seines Lebens in dem er als Wissenschaftler so viel über Bäume gelernt und sich verliebt hat. Mit der Zeit wird einem immer klarer wieso Erich nie wieder zurück gereist ist. Wieso er in diesem hohen Alter alleine lebt und das hat mich wirklich traurig gemacht. Vom Verhalten her ist er eher still, liebenswürdig und leicht schroff was aber eher mit seinem Umstand zusammenhängt. Sein Körper lässt ihn langsam im Stich und doch versucht er es zu verdrängen, möchte nicht von seiner Tochter in ein Pflegeheim gesteckt werden und will für sich selbst sorgen können. All das ist sehr authentisch dargestellt, man kommt nicht umhin um ihn und auch seine verpasste Chance zu trauern. Seine Liebe zu den Bäumen ist ehrlich gesagt wirklich rührend, das ist so ziemlich die einzige Konstante in seinem Leben.
    Es ist kein Buch das einen unglaublich emotional werden lässt, die Emotionen spielen sich eher zwischen den Zeilen ab. Sie sind nicht ganz greifbar und doch versteht man wie es Erich und Katharina ergeht. Katharina war manchmal wirklich sehr blauäugig, sie ist wie eins dieser betrunkenen Bäume, über die Erich erzählt. Vor lauter Kummer und Trotz verlässt sie ihr Zuhause um sich alleine durchzuschlagen was natürlich nicht so einfach ist wie sie es sich gedacht hatte. Durch Erich bekommt sie eine Aufgabe und hat auch die Chance sich auf das Wichtige zu besinnen.
    Es wurden in diesem Roman wirklich einige Themen angeschnitten, die nicht ausreichend erzählt wurden und nicht die Tiefgründigkeit erhalten haben, die sie verdient hätten sodass ich als Leser manchmal in der Luft hing. Man bekommt das Gefühl, dass die Autorin noch viel mehr hätte erzählen wollen, ihr aber nicht genug Seiten zur Verfügung standen. Insgesamt hätte ich mir mehr von der Geschichte gewünscht, mehr Treffen zwischen Erich und Katharina, mehr Gespräche, größeren Einblick in die Zeit in Sibirien, die Gefühle, Gedanken und auch etwas mehr Einblick in die Nebencharaktere, denn wie schon erwähnt gibt es die meisten Informationen zwischen den Zeilen zu finden.
    Insgesamt jedoch ein Roman der durch seine ruhige Erzählweise und die Thematik überzeugen kann, bei dem aber auch viel Poten

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  • 3 Sterne

    StMoonlight, 16.02.2017 bei bewertet

    Es war einmal ....

    Der inzwischen 80jährige Erich ist Wissenschaftler mit Leib und Seele. Das heißt eigentlich war er es. Früher, in seiner Jugend, da hat er die Wälder Sibiriens erforscht. Doch heute, im Alter, hat Erich Probleme seinen Alltag zu bewältigen. Je weniger er selbst machen kann, desto schwerer fällt ihm seine Unselbstständigkeit. Immer wieder ein Ärgernis ist auch seine Tochter, die ihn ständig bevormundet. Ein wenig Trost erfährt der Mann von den Bäumen in seiner Wohnung, sie erinnern ihn an früher. Auch an seine Frau, die er kläglich vermisst.

    Neben ihn, in eine heruntergekommene Wohnung, zieht die junge – noch nicht ganz volljährige – Katharina ein. Aus Trotz, weil ihr Vater eine Arbeitsstelle in Russland angenommen und die Familie dafür verlassen hat, ist sie von Zuhause abgehauen. Sie hat weder fließend Wasser, noch etwas zu Essen. Doch dann trifft sie auf Erich und beide finden über ihre Gemeinsamkeit – Sibirien – zueinander.
    Zwei völlig verschiedene Charaktere finden hier zueinander. Beide auf ihre Art hilflos. Erich ist hier zweifellos der Hauptcharakter, denn besonders seine inneren Kämpfe sind sehr gut ausgearbeitet und nachvollziehbar. Über Katharina erfährt der Leser leider nur das Nötigste. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe gewünscht.

    Der bildliche und leicht ausschmückende Schreibstil gefällt mir sehr gut. Ich konnte mir förmlich die Details ausmalen. Es war als stünde ich direkt neben Erich.
    Allerdings fehlt ein einigen Stellen der Tiefgang und ich fühlte mich etwas alleine gelassen. Die Nebenfiguren sind einfach nicht gut genug ausgearbeitet und die eine oder andere Frage bleibt daher offen.

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  • 4 Sterne

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    Verena W., 23.02.2017

    Die Rahmengeschichte ist einfach: der über 80jährige Rentner Erich wehrt sich gegen den Plan seiner Tochter Irina, ihn in einem Altersheim unterzubringen. Da er zunehmend Mühe hat, seinen Alltag selbst zu regeln, kommt ihm die Idee, sich von seiner neuen Wohnungsnachbarin Katharina helfen zu lassen. Und hier treffen nun zwei parallele Geschichten aufeinander, zwei völlig unterschiedlichen Menschen, denen nur ihre zunehmende Isolation gemeinsam ist und der Wunsch, einem geliebten Menschen nach Sibirien zu folgen. Integriert und verwoben mit dem Rahmen sind Erichs Erinnerungen und Träume, die weit in seine Vergangenheit zurück führen und den Leser spüren lassen, dass Ada Dorian selbst osteuropäische Wurzeln hat.
    In ihrem ansprechenden Stil und präziser Sprache erzählt die junge Autorin, wie Erich und Katharina versuchen, ihr Leben zu meistern. Sehr bildhaft schildert sie den Alltag des Rentners, der seinen Lebensinhalt, die Forschung, nicht völlig aufgeben und sich zurückziehen will, und seine Begegnung mit der 17jährigen Katharina, die im Begriff ist, aus Trotz und Kummer über den Weggang ihres Vaters und seine Arbeit im fernen Sibirien ihr altes, geregeltes Leben hinter sich zu lassen. Sie scheint wie einer der „betrunkenen Bäume“zu sein, von denen Erich ihr aus seiner Forschung berichtet: ein Baum, dessen Wurzeln den sicheren Halt im (Permafrost-)Boden verliert, dadurch seine Wuchsrichtung ändert und in Schieflage gerät. Doch ist der Titel, den Ada Dorian ihrem Debütroman gegeben hat, auch auf andere Charaktere ihres Buches anwendbar; denn Erich hat ein Geheimnis…

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 02.05.2017

    „Es gibt Straßen in großen Städten, die sehen in hundert Jahren noch aus wie heute, weil sie bereits vor hundert Jahren so ausgesehen haben, dachte er. Und es gibt Straßen, die ihr Gesicht permanent verändern. Seine Straße gehörte zu der letzteren.“

    Inhalt

    Der in die Jahre gekommene Wissenschaftler Erich Warendorf, bemüht sich, seinen Lebensabend in der Abgeschiedenheit seiner Wohnung zu verbringen und arbeitet nach wie vor für ein Projekt in den unwirtlichen Regionen der Taiga, einer Landschaft, die ihn bereits in jungen Jahren ungemein gefesselt hat. Dort fand er nicht nur seine große Liebe, sondern auch einen echten Freund, der ihn durch die Wälder führte und ihn die wunderbare Natur, die Unabhängigkeit jahrhundertealter Bäume zeigte. Erich verlor im Lauf seines Lebens Frau und Freund und kämpft nun einen ungerechten Kampf gegen das Alter und seine Tochter, die ihn in ein Pflegeheim geben möchte. Nur die junge Nachbarin Katharina, ist die einzige, die er in sein Schlafzimmer lässt, in dem sich ein ganzer Wald befindet, die einzige, die ihn nicht bevormundet und mit der er sich seinen letzten Wunsch erfüllen möchte: Zurück nach Sibirien, dorthin, wo sein Herz immer noch weilt und die Menschen, die er liebt.

    Meinung

    In ihrem Debütroman schafft die junge deutsche Autorin Ada Dorian einen liebevollen Mikrokosmos, der intensiv und mit wunderschöner Sprache einen Lebensausschnitt zweier Menschenleben zeigt, denen ihre Einsamkeit und Sehnsucht nach der Ferne gleichermaßen vertraut ist, obwohl sie mehrere Generationen trennen. Besonders schön empfand ich die Interaktion der Protagonisten miteinander, ihr Einfühlungsvermögen und den damit verbundenen Tiefgang der Gefühle. Ein junges Mädchen, auf der Suche nach ihrem Vater und ein alter Mann auf der letzten Reise, die ihn zu den Wurzeln seiner Vergangenheit zurückführen wird.

    Die Geschichte findet auf mehreren Ebenen statt, die den Leser sowohl die Ereignisse der jüngsten Entwicklung zeigen, als auch die Ursachen, die weit zurückliegen in einer Zeit, in der Erich noch ein junger Mann war und sein Leben einen Verlauf nahm, dem er nun noch einmal folgen möchte. Beide Erzählstränge harmonieren miteinander, so dass der Leser dem Geschehen leicht folgen kann und sich die wenigen Protagonisten zu einem runden Leseerlebnis zusammenfinden.

    Im Zentrum dieser teilweise philosophischen Erzählung stehen sehr menschliche Verhaltensweisen, die sich damit auseinandersetzen, wie schwer es ist einen Neuanfang zu wagen, wie bedrückend die persönlichen Versäumnisse im Alter werden können und wie plötzlich und unerwartet sich diverse Fügungen des Schicksals einstellen können. Dennoch setzt die Autorin den Fokus auf ein selbstbestimmtes Entscheiden, auf eine willentliche Möglichkeit, das Beste aus dem Leben herauszuholen, auch wenn das im schlimmsten Fall bedeutet, Dinge im Nachhinein anders zu gestalten, sich selbst zu einer Rückkehr zu animieren.

    Fazit

    Ich vergebe 4,5 Lesesterne für einen stillen, doch ergreifenden Roman, der wichtige Inhalte vermittelt, über die es sich nachzudenken lohnt. Eine Geschichte über Menschen, die erkannt haben, dass sie nur dann perfekt funktionieren, wenn sie ein Gegenüber haben, einen anderen, dem sie vertrauen können und ein Lebensziel, welches sich nicht vorrangig auf die Selbstverwirklichung stützt, sondern auf die Liebe, die Aufrichtigkeit und die Integrität, zu der Menschen fähig sein können, wenn sie nur wollen. Ein tolles Leseerlebnis, dass mich weitgehend fesseln konnte, auch wenn ich mit dem etwas abrupten und vorhersehbarem Ende nicht ganz einverstanden war – gerne hätten es noch ein paar Seiten mehr sein dürfen.

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  • 5 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 25.02.2017

    Sibirische Wurzeln
    Betrunkene Bäume ist nicht nur ein Roman mit originellem Titel sondern besitzt auch eine geschickte Erzählhaltung mit Handlung in Vergangenheit und Gegenwart.
    Das erste Kapitel in Sibirien mit dem schweigsamen Wolodja, der einen jungen deutschen Forscher durch die Taiga führen wird, gehört für mich zu den besten Romananfängen seit langen.
    Danach gibt es erst einmal einen Bruch in der Handlung und man erfährt von dem achtzigjährigen Erich, der alleine mit gesundheitlichen Beschwerden ein beschwerliches, einsames Leben führt. Die Beziehung zu seiner erwachsenen Tochter Irina ist schwierig, aber von der Autorin gut beschrieben. Dann gibt es noch die junge Ausreißerin Katharina, eine weitere gute Figur.
    Sie wird Nachbarin von Erich und hat mit ihm sogar etwas gemeinsam. Sie verstehen sich gut!
    Die Autorin schafft es, die Figuren so anzulegen, dass man sich für sie und ihr Leben interessiert.

    Manchmal stockt die Handlung, einiges hätte weniger umständlich sein dürfen.
    Es dauert eine Weile, bis man noch mal in die Taiga zurückkehrt und sich die Handlung wie ein Kreis umschließt.

    Ada Dorian gehört zur neuen Generation deutscher Schriftsteller, die frisch wirken und sich nicht scheuen, Vergangenheit und Gegenwart einzubeziehen. Das ergibt ein gelungenes Debüt.

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  • 4 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mariola P., 13.02.2017

    Erich ist über achtzig und langsam verliert er Kontrolle über sein Leben , seine Tochter Irina will ihn im Altesheim anmelden, aber er weigert sich, er muss sich um seine Bäume kümmern welche heimlich in seinem Schlafzimmer wachsen. Katharina eine 17- jährige Mädchen aus den Haus ausgerissen zieht in eine leere Wohnung neben Erich, der alte Mann macht ihr ein Angebot - sie soll sich um seine Wohnung kümmern, für ihn einkaufen und er zahlt ihr monatliche Lohn , langsam aber deutlich zwischen den beiden aus eine Zweckgemeinschaft wird ein Freundschaft ...


    Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenem - jetzt und in der Vergangenheit, wo Erich hat mit Wolodja durch die sibirischen Wälder gewandert , dort er hat die Liebe zu den Pflanzen, besonders zu den Bäumen und später zu Daria entwickelt . Die Gegenwart erzählt über der Alltag von einem alten Mensch und von einer Mädchen voller Sehnsucht nach ihren Vater und voller Hass auf ihre Mutter, die zwei Welten alt und jung prallen auf sich und bleiben fest verbunden durch die Sibirien.


    Die Personen sind sehr authentisch dargestellt , mit vielen Kanten und Schwächen, alt und jung " kämpft" um das Leben anders und  probiert auf eigene Art mit das Leben zu recht kommen . Erich hat das Leben schon hinter sich, Katharina steht am Anfang  - zwei Personen in unterschiedlichen Lebensphasen aber gleich einsam und verloren.


    Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, sehr ruhig, melancholisch, poetisch, das Buch strahlt angenehme warme Töne welche überdecken hier manchmal zu langsame Tempo. Ada Dorian schreibt berührend. ehrlich und schonungslos über mit die Alter verbundenen Einschränkungen, die große Einsamkeit,  Verlust, Verlorenheit, Freundschaft und Liebe.

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  • 5 Sterne

    5 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Herbstrose, 13.02.2017

    Tag für Tag fällt es dem 80jährigen Erich schwerer, die täglichen Aufgaben des Alltags allein zu bewältigen. Einzig an seinen geliebten Bäumen, seinem Wald, den er heimlich und verborgen von allen Blicken im Schlafzimmer seiner Wohnung gezüchtet hat, hat der Professor für Geologie und ehemalige Experte für Permafrost noch Interesse. Er vermisst seine Arbeit in Sibirien und besonders seine Frau Dascha, die er dort kennen und lieben gelernt hat. Durch die gelegentlichen Kontrollbesuche seiner Tochter Irina fühlt er sich bevormundet und in seiner Freiheit eingeschränkt. Als nun in die leer stehende Wohnung nebenan die 17jährige Ausreißerin Katharina einzieht, entwickelt sich zwischen den beiden ungleichen Nachbarn eine freundschaftliche Zweckgemeinschaft. Auch Katharina sehnt sich nach Sibirien, nach ihrem Vater, der dort irgendwo arbeitet …
    "Betrunkene Bäume“ ist der Debütroman der jungen Autorin Ada Dorian, die bereits 2009 den Literaturförderpreis der Stadt Hamburg gewann, Trägerin des Literaturstipendiums des Landes Niedersachsen 2016 ist und für den Ingeborg-Bachmann-Preis 2016 nominiert war – und das zu Recht. Ihre Texte sind schwer und intensiv, schreibt NDRkultur. Über sich selbst meint Dorian, sie sei kein Fan der Heiterkeit und würde sich selbst als optimistische Melancholikerin bezeichnen. „Ich glaube, dass meine Texte ganz viel Mut machen, aber inhaltlich rückwärtsgewandt sind und sehr nachdenklich. Sie werden in meinen Texten keine Explosionen und keine Witze finden.“

    Der Buchtitel klingt zunächst seltsam, hat aber durchaus seinen Sinn. Wie bei Wikipedia nachzulesen, verlieren die Bäume im tauenden Permafrost ihren Halt und geraten in Schieflage, was allgemein „betrunkene Bäume“ genannt wird. Das Cover dazu ist sehr passend und regt zum näheren Hinsehen und Zugreifen an. Der Schreibstil ist sehr schön und trotz seiner Sachlichkeit beinahe poetisch. Es herrscht ein leicht melancholischer Grundton, der zu der zutiefst berührenden Geschichte ausgezeichnet passt, der aber nie rührselig oder sentimental ist. Man erlebt den Alltag eines alten Menschen, ungeschönt und ehrlich.

    Die Charaktere sind sehr lebensnah geschildert, auch wenn man ihre Handlungsweise nicht immer nachvollziehen kann. Jeder hat Probleme, jeder hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen und jeder versucht auf seine Art, damit umzugehen. Perspektive und Zeit wechseln mit jedem Kapitel, Rückblenden in Erichs früheres Leben sind geschickt eingefügt. Dies lockert zwar die Geschichte auf, verlangt aber vom Leser ein erhebliches Maß an mitdenken. Nach und nach entwickelt sich die ganze Komplexität des Geschehens, bis sich zum Ende alle Handlungsstränge zum harmonischen Ganzen zusammen fügen.

    Fazit: Ein ruhiges, poetisches Buch – sehr empfehlenswert!

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fornika, 07.02.2017

    Feinfühliges Debut
    Erich ist 80 Jahre alt und hat somit sein Leben fast hinter sich. Katharina wird demnächst 18 und fängt gerade erst an zu leben, indem sie als Erstes von Zuhause ausreist; um schließlich in der Wohnung neben Erich zu stranden. Erich war früher in Sibirien als Forscher tätig, Katharinas Vater hat sich gerade dorthin abgesetzt. Bald wird aus der zufälligen Begegnung im Hausflur eine interessante Freundschaft.

    Ada Dorian hat eine sehr feinfühlige Geschichte geschrieben, die den Leser trotz der vermeintlich banalen Handlung schnell fesselt. Es geht um große Gefühle, Familie, Freundschaft, Einsamkeit; Fehler, die man nie wieder gutmachen kann. Dem Ganzen liegt ein melancholischer Ton zugrunde, es fällt oft schwer Hoffnung für die Protagonisten zu finden. Trotzdem handelt es sich hierbei nicht um ein depressives Stück Literatur, sondern eine sensible Geschichte, die die verschiedenen Lebensabschnitte der Figuren gut zueinander fügt. Die Protagonisten sind nicht ganz einfach zugänglich, trotzdem fühlt man mit ihnen mit. Die Handlung plätschert leider etwas vor sich hin, ich hätte mir schon ein deutlicheres Ziel gewünscht. Das Ende war dann doch etwas vorhersehbar, aber zumindest stimmig, sodass alles in allem eine runde Geschichte herauskommt. Ein interessantes Debut, dass trotz kleiner Abstriche Lust auf mehr von der Autorin macht.

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  • 4 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M. S., 28.03.2017

    Der 80jährige Erich ist einsam. Seine Frau ist nicht mehr da und seine Tochter kümmert sich zwar um ihn, bevormundet ihn aber leider, so dass er seine Geheimnisse vor ihr verschweigt. Wohl fühlt er sich in seinem Schlafzimmer, unter seinen Bäumen, von denen nur er weiß. Erich hat in jungen Jahren Bäume erforscht, in Sibirien, und steht immer noch in Kontakt mit einem Professor, dem er täglich um die gleiche Uhrzeit seine Messergebnisse mitteilt.
    Die junge Katharina zieht neben ihm ein. Sie ist noch minderjährig, von zu Hause ausgezogen, um ihren eigenen Weg zu gehen. Dabei fühlt sie sich aber einsam und verlassen. Erich und sie finden zusammen, sie unterstützt ihn ihm Haushalt, kauft für ihn ein. Beide verbindet das Land Sibirien, jeden auf seine eigene Weise...
    Der Roman ist toll geschrieben worden, mir gefällt die Schreibweise der Autorin ausgesprochen gut. Sie schmückt Szenen gerne aus, manchmal vielleicht etwas zu sehr, da hätte ich mir mehr Kürze gewünscht.. Man fühlt mit den beiden Hauptprotagonisten mit, sie kommen sympathisch rüber. Ganz im Gegenteil zu Erichs Tochter Irina, die empfand ich eher als ziemlich anstrengend. Besonders haben mir die Rückblenden in Erichs Vergangenheit gefallen, das war wirklich sehr spannend. Anfangs hatte ich meine Schwierigkeiten mit der wechselnden Erzählperspektive in jedem neuen Kapitel, da musste ich erstmal wieder sortieren, wo wir jetzt sind. Aber ich vergebe gerne 4 Sterne für diesen interessanten Roman.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maya W., 07.03.2017

    Der Titel „Betrunkene Bäume“ liefert bereits vorab ein schönes Bild auf den Inhalt des Buches. Betrunkene Bäume sind entwurzelt und die Natur lässt diese Bäume dann schief wachsen, um ein komplettes Fallen zu verhindern. Wir haben mit dem 80 Jahre alten Erich einen stark verwurzelten Baum, der aber nun mit Alterserscheinungen zu kämpfen hat und dies weitestgehend jedoch nicht wahrhaben will. Hilfestellungen, die ihm angeboten werden lehnt er ab. Einzig von der 17 Jahre alten Katharina, eine Ausreißerin und dementsprechend nicht so stark verwurzelten Baum, lässt er an sich heran. So unterschiedlich die beiden sind, so sehr sind sie in der Lage sich zu stützen, einander Halt zu geben. Wir erfahren in Rückblicken immer mehr über Erich und sein früheres Leben und natürlich auch einiges aus dem Leben Katharinas.
    Die Themen Freundschaft, Naturverbundenheit und Heimat werden von der Autorin sehr langsam, fein und klar beschrieben und behandelt. Ich habe mich den Personen sehr nahe gefühlt und konnte das Buch sehr genießen.

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