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  • 5 Sterne

    4 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 29.05.2023

    Als Buch bewertet

    Grace wächst bis zu ihrem 13. Lebensjahr in den Südstaaten in Virginia auf und hat ein enges Verhältnis zu ihrer Großmutter Maw Maw, die als Hebamme arbeitet. Als diese verhaftet wird, weil sie eine Geburtsurkunde zum Schutz von Mutter und Kind gefälscht hat und zeitgleich Graces Mutter stirbt, wird Grace von ihrer Tante Hattie aufgenommen, die in Brooklyn/ NYC lebt. Im Haushalt ihrer Auntie ist Grace lediglich eine billige Arbeitskraft, der der Zugang zu Bildung verwehrt bleibt. Einzig ein schwarzer Junge zwei Blocks weiter aus gutem Hause, der sich gegen die Rassentrennung engagiert, scheint Grace wahrzunehmen. Sie verliebt sich in seine Aufmerksamkeit und Fürsorge - und wird schwanger. Das Baby wird von Hattie anonym in ein Waisenhaus verbracht und Grace anschließend aus ihrem Haus verwiesen.
    Baby Rae wird von einem Paar adoptiert, das selbst keine Kinder bekommen kann und bereits einen Sohn adoptiert hatte. Selbst als Waisenkind und später in der Obhut eines Onkels aufgewachsen, ist die Mutter Delores, genannt Lolo, schwer traumatisiert. Nicht einmal ihr Ehemann Tommy weiß, was Lolo in ihrer Kindheit erlebt hat und was sie die Erziehung ihrer Kinder prägen lässt. Überbehütend, aber gleichzeitig streng umsorgt sie TJ und Rae und hegt Misstrauen gegen alle Weißen und schwarze Männer, die vor allem Rae auch nur angucken. Auch wenn die Ehe augenscheinlich glücklich ist, bergen sowohl Lolo als auch Tommy Geheimnisse, die zerstörerisch sein können.
    Rae hat unter der strengen Erziehung ihrer Mutter gelitten und fühlte sich nicht von ihr geliebt. Erst als Erwachsene und selbst Mutter geworden, lernt sie zu verstehen, warum sich ihre Mutter so verhalten hat. Auch erkennt sie, dass sie die Muster der Ehe ihrer Eltern übernommen hat und ist unglücklich mit ihrer Situation. Sie wollte doch eigentlich nur so einen fürsorglichen beschützenden Ehemann nach dem Vorbild ihres Vaters und steht am Ende vor der Entscheidung, für die Fassade einer heilen Familie auf ihre eigenen Bedürfnisse zu verzichten. Für die frühen 2000er-Jahre ist unfassbar, wie eingefahren das klassische Rollenverhältnis ist, welche Last auf den Schultern der Frau lastet und wie leicht sich Mann mit einem Paschagehabe aus der Affäre ziehen kann.

    "Die Farbe meines Blutes" ist ein Roman, der von Mitte der 1960er- bis Anfang der 2000er-Jahre handelt und die Lebensgeschichten von drei Generationen von Frauen erzählt, die über das Schicksal oder das Blut mit einander verbunden sind. Die Autorin, die selbst adoptiert ist, verarbeitet darin auch einen Teil ihrer eigenen Biografie.

    Der Roman, der in drei Bücher - das Buch Grace 1965-1969, das Buch Delores 1967-1999 und das Buch Rae 1999-2004 - aufgeteilt ist, handelt von vielen belastenden Themen, denn die drei Hauptfiguren müssen viel erleiden und erdulden - als Afroamerikanerin, aber insbesondere als weibliche Person. Neben der Dominanz der (Ehe-)männer, die trotz der Liebe und Fürsorge auch bei Tommy deutlich wird, ist es vor allem die Kindheit, die bei Grace und Lolo unbeschreiblich grausam ist. Was die beiden erleben, zieht sich negativ besetzt durch ihre Leben und wird sich als Familientraumata auf nachfolgende Generationen abfärben. Missbrauch, ungewollte Schwangerschaften, Adoption, Untreue, Verlust geliebter Menschen, Rassentrennung und Alltagsrassismus sind Marker, die vordergründig sind und denen sich die Protagonisten hilflos ausgesetzt sehen.

    Die erschütternden Erlebnisse sind trotz ihrer Grausamkeit mit viel Einfühlungsvermögen dargestellt und offenbaren sich bei Lolo erst allmählich, so dass das Buch auch einem spannenden Aufbau folgt. Die Gefühle von Angst und Wut, Einsamkeit und Liebe sind in allen drei Teilen des Buches spürbar. Obgleich es sich um fiktive Biografien handelt, erscheint diese traurige und brutale Geschichte über drei Generationen afroamerikanischer Frauen in Amerika nicht nur vor dem Hintergrund der Autorin sehr authentisch. Während Grace als naives Mädchen weniger Impulse setzt, sind es vor allem die Bücher Delores und Rae, die nachhallen, da die beiden Frauen sich als echte Identifikationsfiguren herauskristallisieren. Die Ungerechtigkeiten, die die Frauen nur aufgrund ihrer Hautfarbe und vielmehr noch aufgrund ihres Geschlechts erleiden, machen unfassbar wütend und so ist es am Ende befreiend zu lesen, dass Lolo und Rae Zufriedenheit ausstrahlen und ihre Art von Freiheit gefunden haben.

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  • 3 Sterne

    Lia48, 08.06.2023

    aktualisiert am 08.06.2023

    Als Buch bewertet

    „Blut ist nichts, wovor man sich fürchten muss", sagte Maw Maw also nur. „Da stecken deine Mama und dein Daddy drin, ich und meine Mama auch. Sich vor Blut fürchten, wäre so, als hättest du vor dir selber Angst.“


    INHALT:
    Virginia, 1965: Grace wächst in den Südstaaten bei ihrer Großmutter Maw Maw heran. Als Schwarze sind sie aufgrund der Rassentrennung nicht gerne gesehen, aber mit Maw Maw als Hebamme, werden sie mehr oder weniger geduldet. Mit wessen Hilfe sollte man sonst die Babys der weißen Leute auf die Welt holen?
    Maw Maw fühlt sich mit den Traditionen ihrer Ahnen sehr verbunden und weiht Grace mit den Jahren immer mehr in ihre Arbeit als Hebamme und Heilerin ein.
    Doch eines Tages wird sie beschuldigt, einem weißen Mann ein Schwarzes Baby untergeschoben zu haben. Sie wird verhaftet und plötzlich schwebt auch Enkelin Grace in großer Gefahr …

    Als Grace ein paar Jahre später unverheiratet schwanger wird, wird ihr das Kind gegen ihren Willen weggenommen.
    Ihre Tochter Rae wächst bei Adoptiveltern heran, die selbst keine Kinder bekommen können. Dass Delores und Tommy nicht ihre leiblichen Eltern sind, findet das Mädchen nach einigen Jahren heimlich selbst heraus.
    Auch Adoptivmutter Delores hat in ihrem Leben mit einigen Dingen zu kämpfen und wird immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt, von der weder Rae, noch Ehemann Tommy etwas ahnen.
    Als Letzterer stirbt, kommt ein Geheimnis ans Licht, welches das Leben der Familie gehörig auf den Kopf stellt ...


    MEINUNG:
    Dieses Buch handelt von den Schicksalen dreier Frauen, verschiedener Generationen.
    Ihre Geschichten und Perspektiven werden nacheinander erzählt. Die ersten knapp 200 Seiten sind Grace gewidmet (1965-1969), danach folgt Delores (1967-1999) und anschließend (Adoptiv-) Tochter Rae (1999-2004).
    Diese Art des Erzählens erfordert hier meiner Meinung nach, dass man mitten im Buch mit Geschichten abschließen und sich auf Neue einlassen kann. Bestenfalls sind dazu die Übergänge noch harmonisch gestaltet und der Schluss darf gerne alle Stränge zusammenführen.
    Leider hatte ich nach anfänglicher Euphorie, meine Schwierigkeiten ...

    Der erste Teil mit der Geschichte von Grace fand ich super! Der Rassismus und dessen Folgen waren erschreckend und haben mich sprachlos gemacht, es war hochemotional und ich habe mit der Protagonistin so was von mitgefiebert!
    Eindrücklich fand ich, wie wenig manche Kinder und Jugendliche aufgeklärt waren: Wenn Mädchen bei ihrer ersten Periode es mit der Angst zu tun bekommen. Oder wenn die Mutter ein Baby bekommt und die Kinder nicht wissen, was da passiert:

    „Vielleicht schneiden sie das Baby aus ihrem Bauch“, flüsterte die Älteste, sie war sieben, als ihr Vater sich außer Hörweite befand. „Und vielleicht binden sie ihren Bauch mit den Tüchern wieder zu“, meinte die Fünfjährige (…).

    Die Geschichte von Grace, wie sie sich durch das Leben schlägt, war sehr berührend. Aber sie macht u. a. wütend und sprachlos – von allem ist etwas dabei!
    Auch die Rituale und Lebensweise ihrer Großmutter habe ich mit großem Interesse verfolgt.

    Doch nach dem Buchteil von Grace kommt ein großer Cut und ich hatte das Gefühl, von einer Story in die nächste katapultiert zu werden, ohne, dass ich mich hätte darauf einstellen können. Ich fand es abgehackt, mir hat hier ein weicherer Übergang gefehlt.
    Leider konnte ich mich bei den Erzählsträngen von Delores und Rae nicht so recht auf die Personen einlassen. Vielleicht, weil ich gedanklich noch bei Grace war und wissen wollte, wie ihre Geschichte weitergeht. Doch von ihr erfährt man danach leider nicht mehr allzu viel …

    Die Teile von Delores und Rae gingen dagegen besser ineinander über, da beide miteinander zu tun haben.
    Hier war mir die Sprache ab und zu etwas zu derb, aber da bin ich etwas sensibel.
    Es fiel mir nicht einfach, von den manchmal äußerst fragwürdigen Erziehungsmethoden zu lesen. Vor allem bei Delores habe ich mich sehr darüber geärgert, wie sie sich gegenüber ihren Kindern verhält. Und gleichzeitig erfährt man als Leser*in, von ihrem eigenen tragischen Schicksal und kann so manches zumindest ein Stück weit nachvollziehen …

    Im Mittelpunkt des Buches stehen Themen wie Mutterschaft, Adoption, Herkunft, Erziehung, Familie, Eheprobleme, Sexismus, Schwangerschaft, Abtreibung, Rassismus, Traumata, Missbrauch, usw. Manchmal waren mir dies etwas zu viele Bereiche und ein prägnanterer Fokus wäre nicht schlecht gewesen.
    Die Themen sind inhaltlich nicht ohne, achtet beim Lesen bitte auf euch und meinen Content-Hinweis am Ende der Rezension!

    Am Ende hätte ich mich gefreut, noch irgendetwas darüber zu erfahren, wie das Leben von Grace weitergegangen ist.
    Trotzdem wird eindrücklich aufgezeigt, wie Herkunft, Geschichte, Hautfarbe, Kultur und Erziehung Menschen prägen können und was im Leben wirklich zählt …

    Die Autorin wurde übrigens selbst adoptiert und viele ihrer Fragen blieben bis heute unbeantwortet. Diese Erfahrung ließ sie dieses Buch schreiben ...


    FAZIT: Eine Geschichte über drei Generationen afroamerikanischer Frauen, deren erster Teil mich sehr begeistern konnte. Leider blieben mir die Protagonistinnen der nachfolgenden beiden Buchteile zu fern, ich hätte mir weichere Übergänge gewünscht und einen prägnanteren thematischen Fokus. 3-3,5/5 Sterne!


    CN: v. a. se*ueller Missbrauch, Misshandlung von Kindern, Gewalt auf allen Ebenen, Sexismus, Abtreibung, Rassismus, Verwendung des N*-Wortes (mit Erklärung und *), Mord, Suizidversuch, unerfüllter Kinderwunsch, Ehebruch

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