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  • 4 Sterne

    0 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 13.01.2018

    Ungewöhnlich & herzzerreißend

    Mit dem Buch „Die Herzen der Männer“ hat der Autor Nickolas Butler seinen zweiten Roman im Klett-Cotta Verlag veröffentlicht.
    Nelson ist mit seinen 13 Jahren der jüngste Teilnehmer des Pfadfinderlagers und hat eine Sonderrolle. Als Trompeter ist er für den morgendlichen Weckruf zuständig und hat ein eigenes Zelt. Von seinen Kameraden wird er gemobbt, von seinem Vater wurde er misshandelt. Dieser war im zweiten Weltkrieg und sein Vater im ersten und die Erfahrung eines Pfadfinders sahen sie als Teil des Lebens eines Mannes, der später zur Armee geht.
    Nach einem Zeitsprung von 30 Jahren leitet Nelson ein Pfadfindercamp nachdem er im Vietnamkrieg zum Einsatz kam. In das Lager kommt Trevor der Sohn von Jonathan, dem einzigen Menschen, der damals im Pfadfinderlager zu Nelson gehalten hat.
    Anschließend – wieder ein Zeitsprung - erfährt man einiges über Thomas, den Sohn von Trevor. Auch dieser besucht wieder das Sommercamp.
    Über Rückblenden erfährt man immer wieder Versatzstücke aus dem Leben der Männer, die durch die verschiedenen Kriegserlebnisse traumatisiert wurden.
    Der Schreibstil von Nickolas Butler ist intensiv, flüssig zu lesen aber durchweg ein wenig deprimierend. Man erlebt, wie Väter ihre Söhne immer wieder dazu nötigen, den gleichen Weg wie sie selbst einzuschlagen. Der Autor beschreibt seine Charaktere wenig liebenswert, sondern gierig und hinterhältig. Die Beschreibungen des Camps, der Natur und der Atmosphäre lassen Bilder im Kopf des Lesers entstehen und die Beklemmung ist spürbar.
    Das Leben der Männer ist einfühlsam und die Charaktere facettenreich beschrieben, so dass mich hat der Roman trotz einiger Längen berührt und beeindruckt hat.

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  • 5 Sterne

    4 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne H., 16.01.2018

    Ein Annäherungsversuch an eine Rezension

    Ich habe „Die Herzen der Männer“ gestern Abend zu Ende gelesen, und seitdem denke ich darüber nach, was ich in diese Rezension hineinschreiben möchte. Wie ich ausdrücken soll, was ich glaube, was Nickolas Butler sagen möchte. Und ob er das sagen möchte, was ich glaube, dass er sagen möchte. Klingt schwierig, ist es auch. Und da sich die Antwort auf diesen letzten Teilsatz in den letzten Stunden bereits mehrfach geändert hat, versuche ich mich dem ganzen mal ganz vorsichtig irgendwie zu nähern, vielleicht gelingt eine Art Intervallschachtelung, um zum Kern vorzudringen, näher hin zu den „Herzen der Männer“.
    Relativ harmlos dürfte doch ein solcher Beginn sein – Zum Inhalt, sinnvoller erscheint mir jedoch – Zum Aufbau: Nickolas Butler beleuchtet sein Thema in drei verschiedenen Zeitstellungen (1962-1996-2019), mit dem Fokus auf jeweils einem anderen Protagonisten, bzw. einem Protagonistenpaar bestehend aus Sohn und Elternteil. Wobei alle Protagonisten zum gleichen Kosmos gehören, „sich kennen“ und keine Beschränkung auf jeweils nur eine Perspektive stattfindet. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die gemeinsame Zugehörigkeit der (männlichen) Protagonisten zu einem Pfadfinderstamm in Wisconsin und die Teilnahme am Sommerlager in Camp Chippewa. Dort ist es die Regel, dass die Väter ihre Söhne begleiten. Den Beginn macht die Geschichte mit dem 13-jährigen Nelson, einem Außenseiter wie er im Buche steht. Als Signaltrompeter nimmt er ohnehin schon eine herausgehobene Stellung ein, zudem ist er strebsam, erfolgreich im Abzeichen sammeln, egal ob es um das Bestimmen von Vögeln anhand ihrer Stimme oder die Zubereitung eines gleichmäßig durchgebackenen Pfirsichauflaufs geht. Das führt dazu, dass Nelson ein Zelt für sich alleine hat, alleine beim Essen sitzt und sogar sein Vater und Jonathan, der einem Freund noch am nächsten kommt, eigentlich nichts mit ihm zu tun haben wollen und Nelson die typische Opferrolle in dieser Gruppe einnimmt. Da nützt es auch nicht viel, dass der Leiter des Camps Wilbur Whiteside ihm prophezeit, dass er viele der anderen im Leben einfach überflügeln wird, da mehr in ihm steckt. Im zweiten Teil stehen dann Nelsons Freund Jonathan und dessen Sohn Trevor im Mittelpunkt. Nelson nimmt hier eine zwar wichtige, aber eben nur eine Nebenrolle ein. Er ist mittlerweile Wilbur Whiteside als Leiter von Camp Chippewa gefolgt, hat als Green Beret in Vietnam gedient und nach einer ziellosen Phase nach seinem Militärdienst hier eine Aufgabe gefunden. Dieser Teil schildert vor allem die Konflikte zwischen Jonathan und Trevor am Vorabend des jährlichen Sommercamps. Im dritten Teil steht wiederum eine nächste Generation, Trevors Sohn Thomas gemeinsam mit einer Begleitperson (ich möchte das hier einfach nicht spoilern) im Fokus der Betrachtung. Es wird Nelsons letztes Sommerlager sein, bevor er sich in den Ruhestand verabschiedet. Es ergeben sich ganz neue Problematiken, teilweise aus der Zeit, teilweise aus gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen.
    Soweit zum reinen Inhalt. Aber um was geht es eigentlich? Es geht um Rollen, es geht um Pflicht und Verantwortung, es geht um Gruppen und Gruppendynamik, Verlust und Traumatisierung. Es geht um Söhne, Väter – und Mütter. Unterschiedliche Typen von Männern, die sich über die Jahrzehnte hinweg in ihren Verhaltensweisen gleichen und wie sie mit denen umgehen, die sich davon unterscheiden. Es geht darum, dass nicht nur Genetik, ein Y-Chromosom entscheidend ist. Clete Doughty, Jonathan Quick, Dr. Platz versus Wilbur Whiteside, Nelson Doughty, Trevor Quick. Nicht die raubeinigsten unter Ihnen werden zu den großen Kriegshelden, den erfolgreichsten Familienvätern oder zufriedensten Männern, aber werden es die anderen statt ihrer? Gibt es das überhaupt? Wie schwer bekommen diese Männer es gemacht, durch die Ihnen zugedachten, anerzogenen oder selbst gewählten Rollen als Anführer, Vorbilder, Soldaten, harte Kerle? Wie ist ihr Frauenbild davon abhängig und wie hängt es mit dem Glücken oder Scheitern von Beziehungen zusammen? Wie wichtig sind die Mütter, sowohl an sich als auch als Komponente der Vater-Sohn-Beziehungen? Fragen über Fragen, die ganz sicher nicht nur in den Herzen der Männer schlummern. Aber ich glaube auch nicht, dass sich die Antworten darin verbergen. Und ich glaube, dass ich auch noch weiter darüber nachzudenken habe.
    Fazit: nicht nur eine der schwierigsten Rezensionen seit langer Zeit sondern auch eines der komplexesten Bücher, das ich seit langem gelesen habe. Eines über das man ein halbes Seminar abhalten könnte, ohne dass es den Anschein erweckt ein solches Buch zu sein, das nur zu diesem Zweck verfasst wurde. Es ist kein bisschen anstrengend zu lesen, es ist ruhig, schildernd, beobachtend, nicht beeinflussend. Ich hatte selten das Gefühl bei einem Buch so auf mich selbst gestellt zu sein, in dem was ich darüber denke und was ich für mich daraus schließen werde, und das ohne, dass ich es mir so vorkommt, als sei es mir lieber gewesen Nickolas Butler hätte das für mich entschieden. Groß!! Lesen!! Jeder!! Männer und Frauen!!

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  • 5 Sterne

    6 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dreamer, 16.03.2018 bei bewertet

    Beeindruckend

    Schon mit dem Titel deutet der Autor an, worum es in diesem Roman gehen wird: um einen Blick in die Herzen der Männer, hinter die Kulissen, die die amerikanischen Männer in Nickolas Butlers Buch ihrem Umfeld zeigen.
    Zuerst einmal beginnt Nickolas Butler seinen Roman mit einem Abschnitt aus dem Leben von Nelson im Jahre 1962. Nelson, dem es eigentlich schwerfällt, Freunde zu finden und der im Pfadfinderlager eine Art Außenseiter ist, verbringt dort einen letzten Sommer mit seinem prügelnden Vater, den er trotz allem liebt und dessen Zuneigung er sich beinahe verzweifelt wünscht. Das große Vorbild für Nelson ist allerdings Pfadfinderführer Wilbur, der es auch letztlich ist, der Nelson unterstützt, als sich sein Vater aus dem Staub macht und ihn und seine Mutter zurücklässt.
    Im Zeitraffer führt der Autor den Leser durch die Handlung, die nach diesem ersten Abschnitt im Jahre 1996 wiedereinsetzt. Man begegnet wiederum Nelson, dessen Leben sich seit jenem Sommer 1962 verändert hat. Was er in der Zwischenzeit durchleben musste, wird in kurzen Abschnitten immer wieder beleuchtet, gerade genug, sodass man ein Gefühl dafür bekommt, welche Ereignisse besonders einschneidend für Nelson waren. Neben Nelson trifft man als Leser auch auf Jonathan, Nelsons einzigen Freund aus den lange zurückliegenden Zeiten im Pfadfinderlager und dessen Sohn Trevor. Wertesysteme, Verhaltensweisen, Gedankengänge… all das stellt Nickolas Butler dar, ohne mit einem moralischen Zeigefinger auf die einzelnen Charaktere zu deuten.
    Mit dem ca. 473 Seiten umfassenden Roman hat der Autor eine meiner Meinung nach beeindruckende Geschichte abgeliefert. Vor allem der erste und der dritte Abschnitt der Handlung waren emotionsgeladen, wie ich finde. Von mir erhält „Die Herzen der Männer“ fünf Sterne.

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  • 5 Sterne

    3 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Isabel R., 02.03.2018

    Kennt ihr das Gefühl, wenn man ein Buch ausgelesen hat, es zuklappt und es einfach mit geschlossenen Augen nochmal Revue passieren lassen muss? Genau so ging es mir mit "Die Herzen der Männer".

    Es handelt sich um eine Geschichte, die in den 60er Jahren ihren Anfang nimmt und mich als Leserin schließlich nicht nur in die Zukunft führte sondern mir auch immer wieder kleine Rückblicke in die Vergangenheit gewährte. Mit unglaublicher Einfühlsamkeit bewegt sich der Autor in den Leben der Protagonisten ... dem jungen Nelson, dem Campleader Wilbur, Jonathan, seinem Sohn Trevor und dessen Sohn Thomas. Selten werden männliche Gefühle und Emotionen so offen gelegt, so dass ich als Leserin oft mit ihnen litt, mich aber auch mit ihnen freute und neben ein paar Tränchen durchaus auch manchmal ein Lächeln meine Lippen umspielte.

    Ein roter Faden führt die Geschichte immer wieder zusammen, die Liebe aber manchmal auch die Besessenheit zur Organisation der Pfadfinder. Ich selbst erinnere mich an viele Scout Camps, die mein eigener Sohn vor vielen Jahren treu und mit viel Enthusiasmus besuchte. auch er brachte es schließlich stolz zum "Eagle Scout" und liebte es, sein Wissen mit den jüngeren Scouts zu teilen.

    Mit hat das Buch viele schöne Lesestunden beschert und ich möchte eine unbedingte Leseempfehlung hierfür aussprechen!

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  • 4 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Igela, 27.01.2018

    Nelson Daughty ist 13 Jahre alt , als er im Sommer 1962 ins Camp Chippewa der Pfadfinderbewegung, fährt. Nelson hat keine Freunde und sein Vater Cete, der als Begleitperson mitfährt, ist enttäuscht von seinem Sohn. Anders Lagerleiter und Pfadfinderführer Wilbur Whiteside, der schnell erkennt, dass Nelson ein ganz besonderer Junge ist.
    Im Lager im Norden Wiscosins, wird Nelson regelmässig gemobbt. Bei einer dieser Schikanen hilft im Jonathan, ein etwas älterer Pfadfinder, aus der Patsche.
    Jahre später haben Jonathan und Nelson immer noch Kontakt. Nelson war im Krieg und ist traumatisiert. Jonathan hat Karriere gemacht , verheiratet und hat einen Sohn, Trevor. Wie schon Generationen zuvor fahren auch Jonathan und Trevor ins Pfadfinderlager. Nur der Weg dahin ist für Trevor beschwerlich, lernt er doch seinen Vater unter ganz anderen Voraussetzungen kennen.

    Mit diesem Gegenwartsroman ist Nikolaus Butler ein guter Wurf gelungen. Obwohl die Geschichte von Testosteron nur so trieft, habe ich mich als weibliche Leserin gut unterhalten gefühlt. Die Story zeigt wie Männer denken, fühlen, handeln…ticken ! Ab und zu werden auch einige Klischees bedient. Zu dem oben erwähnten guten Wurf beigetragen, hat ganz sicher der unvergleichliche Schreibstil Butlers. Sehr lebendig und ausdrucksstark beschreibt er Szenen so, dass man nicht anders kann als mitzufühlen. Ich denke, es gibt nicht viele Autoren die einen gebackenen Pfirsichauflauf so beschreiben können, dass man die vor Süsse triefenden Pfirsiche in dem Kuchenteig bildlich vor sich sehen kann.
    Die Lageratmosphäre, die Pfadfinderbewegung, ist sehr authentisch beschrieben und hat mich gefesselt. Gerade das Thema "Mobbing" in diesem Lager hat mich emotional sehr mitgenommen. Kinder , die ausgegrenzt werden, da geht mein Herz auf und ich empfinde sehr viel Mitleid für sie. Im grössten Teil des Buches konnte Butler Emotionen bei mir wecken. Wut, Unverständnis, Schadenfreude, Mitleid…ich habe die ganze Palette durchlebt. Leider hält dies nicht bis zum Schluss an. Die Szenen, die mich emotional berührt haben, wurden weniger und weniger. Einige Passagen, die ich als langatmig empfunden habe, gab es ebenfalls in der zweiten Hälfte.
    Die Charakterisierung der Figuren ist neben einem tollen Schreibstil ein weiteres grosses Plus in diesem Buch. Genial wie Butler diese mit viel Fingerspitzengefühl gezeichnet hat. Sie überzeugen durch und durch. Sind jedoch nicht überzeichnet, so dass sie lächerlich wirken. Grandios! Nelson, die Hauptfigur vom ersten Teil, wird gegen Mitte zur Nebenfigur und macht Platz für andere Hauptprotagonisten. Ich empfand das als sehr abwechslungsreich, da man ja normalerweise das ganze Buch lang mit der selben Hauptfigur verbringt. Gegen Schluss rückt sogar noch eine Frau ins Rampenlicht, was für mich nun nicht wirklich gepasst hat, in dieser Geschichte.
    Die Handlung spielt über 57 Jahre . Sehr gut hat mir gefallen, wie sich die Protagonisten entwickelt haben. Als Leser konnte man verfolgen, wie sie sich angefangen als junger Pfadfinder, in einen Familienvater und später Grossvater verwandelt haben. Unvorhersehbare Entwicklungen haben mich gerade in dieser Hinsicht sehr gefesselt.

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  • 4 Sterne

    6 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Schmökerwürmchen, 17.01.2018 bei bewertet

    Der neue Roman von Nickolas Butler erzählt von Vätern und Söhnen, über drei Generationen von Männern und mehrere Jahrzehnte.

    Der erste Teil beginnt im Sommer 1962. Nelson ist ein einsamer Junge, ein Außenseiter. Bedingungslos geliebt wird er ausschließlich von seiner Mutter. Er ist ein Streber, hat im Pfadfindercamp die meisten Abzeichen errungen und wirkt insgesamt sehr unbeholfen im Umgang mit Seinesgleichen. Das macht ihn zur Zielscheibe für die Grausamkeiten der anderen Jungs. Sein Vater versucht mit allen Mitteln, aus ihm einen echten Mann zu machen. Doch je mehr sich Nelson bemüht seinem Vater zu gefallen, desto mehr wendet er sich von ihm ab. Im Sommer 1962 verbringen Nelson und sein Vater gemeinsam ein paar Tage im Pfadfindercamp. Nur Jonathan steht Nelson gelegentlich zur Seite, doch als eine richtige Freundschaft kann man das Verhältnis nicht bezeichnen.

    Der nächste Teil spielt sich über 30 Jahre später ab, Nelson ist traumatisiert durch seine Zeit in Vietnam, Jonathan ist selbst Vater. In diesem Teil erfahren wir einiges aus der Sicht des 16-jährigem Trevor, der völlig andere Moralvorstellungen hegt als sein Vater Jonathan. In diesem Teil ist es Jonathan, der aus seinen Sohn einen „richtigen Mann“ formen möchte.

    Im letzten Teil werden wiederum einige Jahre übersprungen. Trevors Sohn Thomas soll nun mit seiner Mutter das Pfadfinderlager besuchen soll. Doch die Zeiten haben sich geändert, Thomas hat andere Interessen.

    Der erste Teil um Nelson, der im Camp von allen nur „Der Trompeter“ genannt wird, hat mir mit Abstand am besten gefallen. Im Camp herrschen militär ähnliche Zustände, die Jungen sollen unter strenger Disziplin zu aufrechten, guten Menschen erzogen werden. Doch nicht alle halten sich an die Regeln. Nelsons Bestreben lässt ihn zum Außenseiter werden.
    Im Zweiten Teil lässt die Geschichte arg nach. Nelson hat inzwischen einiges über das Leben gelernt und seine Zeit im Vietnamkrieg hat ihn stark traumatisiert. Dieser Teil erzählt immer wieder in kurzen Rückblenden über vergangene Ereignisse, doch als Leser erhält man immer nur episodenhafte Bruchstücke. Gerne hätte ich an dieser Stelle noch einiges mehr erfahren.
    Zum Ende hin nimmt die Geschichte dann doch wieder an Fahrt auf und ich habe den letzten Teil wirklich gern gelesen.

    Der Autor ist definitiv talentiert und konnte mich mit seiner emotionalen Sprache durchaus mitnehmen. Doch leider waren mir einige Strecken zu sehr in die Länge gezogen. Im ersten Teil habe ich sehr mit Nelson unter seiner Situation gelitten, das Pfadfinderlager hatte ich bildlich vor Augen und auch die anderen Charaktere wurden glaubhaft dargestellt, auch wenn ich ihr Handeln teilweise nicht gutheißen konnte. Dieses Gefühl für die Figuren ist mir im zweiten Abschnitt etwas abhanden gekommen. Auch haben sich für mich keine neuen Erkenntnisse über Männerherzen ergeben. Allein der Konsum von Mengen an Alkohol, Affären und Seitensprünge machen bestimmt keinen „echten“ Mann aus.

    Alles in allem hat mir der Roman etwas mehr als durchschnittlich gefallen, meine Erwartungen konnten leider nicht völlig erfüllt werden. Das Buch begann stark und emotional mitreißend, ließ aber besonders im Mittelteil nach.

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  • 4 Sterne

    5 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 05.02.2018 bei bewertet

    Dieses Buch erzählt eine Geschichte über drei Generationen. Es beginnt im Jahre 1962 mit dem dreizehnjährigen Nelson Daughty. Nelson ist ein intelligenter und empfindsamer Junge, doch für seinen Vater ist er eine Enttäuschung. Nur zu Jonathan Quick hat Nelson so etwas wie eine freundschaftliche Beziehung. Dann fährt er mit seinem Vater Clete ins Pfadfinderlager Camp Chippewa, wo Nelson Signaltrompeter ist. Auch hier bleibt der Junge weitestgehend alleine. Sein Vater kümmert sich nicht um ihn und die anderen drangsalieren ihn. Nur Lagerleiter und Pfadfinderführer Wilbur Whiteside sieht etwas Besonderes in Nelson.
    Dann geht es weiter mit dem erwachsenen Jonathan Quick, der sich mit seinem Sohn Trevor in Pfadfinderlager aufmacht. Auch Jonathan kann mit der empfindsamen Seite seines Sohnes wenig anfangen und will ihm auf der Fahrt begreiflich machen, wie das Leben so wirklich ist. Er tut Trevors Beziehung zu Rachel als naive jugendliche Verliebtheit ab. Beim Abendessen, zu dem auch Nelson stößt, wird Trevor mit der Geliebten des Vaters konfrontiert und erfährt ganz nebenbei, dass sich Jonathan scheiden lassen will. Zum Ausklang des Abends bekommt Trevor dann noch einen Besuch im Strip-Lokal spendiert.
    Und wieder gibt es einen Sprung zur nächsten Generation. Rachel hat Trevor geheiratet, ist aber inzwischen verwitwet. Sie setzt die Tradition fort und begleitet ihren Sohn Thomas, der eigentlich keine Lust auf sowas hat, ins Pfadfinderlager. Die Lagerleitung hat Nelson nach dem Tod von Wilbur übernommen.
    Der Autor Nickolas Butler hat einen wundervollen und sehr ausdrucksstarken Schreibstil. Mit „Die Herzen der Männer“ hat er uns einen Eindruck verschafft, wie Männer so ticken. Er ist Amerikaner und das ist deutlich zu spüren, denn so einiges kann ich mir hier bei uns so nicht vorstellen. Diese fast schon militärische Ausbildung im Pfadfinderlager kam mir sehr fremd vor.
    Es ist eine ruhige Geschichte, die über die Beziehungen der Protagonisten berichtet. Dabei sind diese Beziehung durchaus schwierig.
    Die Figuren sind sehr gut charakterisiert und ich konnte mitfühlen, aber meine Gefühle waren sehr unterschiedlich. Mit den Söhnen und Ehefrauen hatte ich eher Mitleid und die Väter hätte ich durchschütteln mögen, um sie zu Verstand zu bringen. Aber auch die Jugendlichen, die rücksichtslos auf den Gefühlen der Schwächeren herumtrampeln, hätte ich am liebsten geschüttelt. Selbst Rachels Entscheidung, als einzige Frau in dieses Camp voller Männer zu fahren, bleib mir unverständlich.
    Die Geschichte ist sehr emotional und einiges blieb mir ziemlich fremd. Ich bin froh, dass die Männer in meinem Umfeld nicht so ticken. Auch galt es, ein paar Längen zu überbrücken. Aber einiges wird durch den ausdrucksstarken und berührenden Schreibstil wettgemacht. Es ist eine Geschichte, auf die man sich einlassen muss.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marakkaram, 10.02.2018

    "Papa?" "Was denn, Nelson?" Hast Du mich lieb?, möchte der Junge fragen. "Danke für den Orangensaft."

    Nelson ist ein Aussenseiter. So sehr ihm das bewusst ist und wehtut, weiss er doch nicht, was er tun müsste, um dies zu ändern. Denn selbst bei den Pfadfindern ist er aussen vor; er schläft alleine in einem Zelt und steht immer als Erster auf, um zum Morgenappell zu blasen, was ihm den Spitznamen "Trompeter" einbringt.

    Auch bei seinem Vater findet er keine Liebe und Geborgenheit, der weiss recht wenig mit dem sensiblen Jungen anzufangen. Und so eskaliert die Situation an Nelson´s 13ten Geburtstag beinahe, als er das gesamte Lager eingeladen hat, aber niemand zu seiner Gartenparty erscheint und Nelson zutiefst enttäuscht in Tränen ausbricht. Doch kurz vor dem grossen Knall steht plötzlich Jonathan an der Gartenpforte. Der Junge, zu dem Nelson heimlich aufblickt, bei allen beliebt und zu den Anführern im Camp gehörend.
    Hat Nelson in Jonathan tatsächlich einen Freund gefunden....?

    ~ * ~ * ~ *

    "Die Herzen der Männer" umspannt 3 Generationen.
    Behutsam und leise erzählt Nickolas Butler von abwesenden Vätern und verlorenen Söhnen, von Müttern und Söhnen, von Männern und Frauen, der Liebe und dem Leben.
    Im Mittelpunkt eine Konstante: Das Pfadfinderlager im Wandel der Zeiten.

    In seinem Debütroman "Shotgun Lovesongs" hat Nickolas Butler schon mit seinem Erzähltalent überzeugt und ich war sehr gespannt auf seinen neuen Roman.

    Sein Schreibstil, sehr ruhig und unaufgeregt, lebt von den Charakteren und ihren Geschichten.
    Sein Talent; den Leser mit leisen Tönen und ausgewählten Situationen zu fesseln.

    Man kann sie jetzt nicht wirklich vergleichen (und ich sehe so manchen schon leicht die Augen verdrehen), aber sowohl Stephen King als auch Nickolas Butler sind einfach grossartige Erzähler. Man folgt ihnen gebannt; sie fangen das alltägliche miteinander, die Natur der Kleinstädte, das scheinbar Nebensächliche so gekonnt ein, was das Gelesene unheimlich greifbar und die Personen so nahbar macht.

    Emotionen brauchen hier keinen großen Auftritt, sie sind einfach da - die ganze Zeit - und manchmal nur schwer zu ertragen. Die Geschichte von Nelson, Jonathan und seinem Sohn mit Familie geht unter die Haut und lässt einen so schnell nicht mehr los.

    Fazit: Berührend und sprachlich überzeugend erzählt der Autor von Kindheit, Verlusten, Traurigkeit, Freundschaft, Liebe und die Sprachlosigkeit der Männer.

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  • 5 Sterne

    6 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    daniele b., 27.03.2018 bei bewertet

    Eine wunderbare Geschichte eines „Coming of Age“ hat Nickolas Butler geschrieben. Die Lebensgeschichte des Nelson, der seinen Vater nicht zufrieden stellen kann, weil er nicht hart wie andere Jungen ist. Nelson der eigentlich keine Freunde hat, Nelson der seiner Mutter zu nahe steht, Nelson der Kumpelei nicht ab kann, und Nelson der gemobbt wird, von den Kameraden im Pfadfindercamp. Sein Vater, der dies zwar bemerkt, seinen Sohn jedoch im Stich lässt weil er Angst davor hat dann die Konsequenzen aushalten zu müssen. Doch Nelson hat in Wilbur, dem Leiter des Pfadfinderlagers, einen Verbündeten, der ihn seelisch und konkret unterstützt, und dessen Erbe er schließlich antreten wird. Wilbur sieht die besondere Stärke in Nelsons Charakter, die sein eigener Vater nicht erkennen will. Und es gibt Jonathan in Nelsons Leben, der vordergründig erfolgreich all die Werte der patriarchalen Welt des Amerika der fünziger Jahre darstellt. Doch hinter den Kulissen zeigen sich auch die Brüche in Jonathans Leben, die ihn zu Nelsons Freund werden lassen.
    Drei Generationen von Männerleben, Väter, Söhne und Enkel beschreibt der Autor in einfühlsamer Weise. Deren Träume, Wünsche und deren Realität an der deren Träume zerbrechen, und welchen Preis sie für die Erfüllung ihrer Wünsche bezahlen müssen.

    Für mich steht Nickolas Butler in der Tradition der großen Erzähler menschlicher Schicksale wie J. D. Salinger oder Arthur Miller, die ein genaues Portrait ihrer Gesellschaft zeichnen, deren Protagonisten sowohl am Rande als auch in der Mitte ihrer Lebenswelten stehen. Spannend wird es wenn diese Kreise sich berühren und Tangenten bilden die oftmals die Grausamkeit dieser hierarchischen Sozialkonstrukte aufzeigen. Manchmal siegt jedoch auch das Menschliche, dass nach Kooperation und Miteinander in vielen Ebenen menschlichen Daseins strebt.
    Ein Meisterstück zeitgenössischer Erzählung, die den Leser bis zum Ende in ihrem Bann hält.

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