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  • 4 Sterne

    28 von 38 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 20.07.2019

    Als Buch bewertet

    Das Hafenviertel Borgo Vecchio der sizilianischen Stadt Palermo ist die Heimat der ärmeren Bevölkerung und das Zuhause von Mimmo, Celeste und Cristofaro. Jedes der drei Kinder wünscht sich den Tod seiner Eltern und ein anderes Leben, denn sie müssen so einiges unter ihnen ertragen. Während Celeste miterleben muss, wie ihre eigene Mutter Carmela sich in der heimischen Wohnung als Prostituierte verdingt, wird Cristofaro jeden Abend unter den Augen und Ohren der Nachbarschaft von seinem besoffenen Vater verprügelt, doch helfen tut ihm keiner. Mimmo kommt da noch am besten weg, denn sein Vater betätigt sich nur als Betrüger an seiner Kundschaft, die er bei dem Gewicht des gekauften Fleisches bescheißt. In Borgo Vecchio hat der Kriminelle Totó das Sagen und wird von dem Kleeblatt sehr bewundert. Als dieser Celestes Mutter Carmela heiraten will, kommt Hoffnung auf…
    Giosuè Calaciura hat mit „Die Kinder des Borgo Vecchio“ einen atmosphärisch-dichten und bildgewaltigen Roman vorgelegt, der dem Leser schonungslos den Spiegel vorhält ob der Grausamkeit des Lebens sowie der Natur des Menschen. Der Schreibstil ist anspruchsvoll und intensiv, der Leser kann das Buch nicht einfach so weglesen, sondern wird durch detailreiche Beschreibungen sowohl der Örtlichkeiten als auch der menschlichen Beziehungen durch die Handlung laviert und erstaunt mit einem sarkastischen Unterton, der bei den Schilderungen wohl lebensnotwendig ist. Interessant sind die Beobachtungen, die der Autor mit dem Leser in Bezug auf die Bewohner von Borgo Vecchio teilt. Sie alle leben in einer Art Mikrokosmos, wo jeder seine Rolle hat, sie miteinander agieren oder sich auch ignorieren. Doch sie gleichen jeder einem Zahn in einem Getriebe, das nur so zu funktionieren scheint. Wunderbar wird die Freundschaft der Kinder beschrieben, die sich gegenseitig stützen und Kraft geben, die täglichen Schikanen durchzuhalten. Aber auch ihre Hoffnungen haben in dieser Geschichte einen Platz, wenn sie auch weit in der Ferne liegen.
    Die Charaktere sind sehr facettenreich angelegt und überzeugen durch ihre Lebendigkeit. Der Leser kann sich gut in die Kinder hineinversetzen, begleitet sie einen Teil ihres Weges und erfährt dabei nicht nur über sie eine ganze Menge, sondern erlebt auch hautnah mit, was sie mit ihren Familien durchmachen müssen. Celeste liest gern, aber was soll sie auch sonst auf dem Balkon machen, während ihre Mutter für den Lebensunterhalt Herrenbesuch empfängt. Mimmo liebt sein Pferd Naná, vertraut ihm das an, was ihn umtreibt. Er ist heimlich in Celeste verliebt. Cristofaro ist am ärmsten dran, denn die ständigen Prügel seines Vaters sind nur schwer zu ertragen. Er wirkt zäher als seine beiden Freunde, wahrscheinlich das Ergebnis dieser körperlichen Züchtigungen. Totó ist ein Ehrfurcht einflößender Mann, dessen Erscheinen nicht nur Schauer über den Rücken laufen lassen, sondern insgeheim auch Bewunderung hervorruft. Aber auch Carmen und die übrigen Protagonisten geben dem sizilianischen Viertel ein Gesicht und der Handlung zusätzliche Impulse.
    „Die Kinder des Borgo Vecchio“ lässt den Leser während der Lektüre eine Achterbahn der Gefühle durchleben. Sehr eindrucksvoll und bildreich erzählt, was eine Leseempfehlung mehr als verdient!

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  • 3 Sterne

    12 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    claudi-1963, 17.07.2019

    Als Buch bewertet

    "Der erstrebenswerteste Zustand, meinte der Sündige, wäre der Tod, denn dann könnte man keine Sünden mehr begeh(r)en." (Wolfgang J. Reus)
    Enge Gassen, Wäsche die von den Häusern im Wind flattern, der Geruch nach gebratenem Fleisch oder Brot und Stimmengewirr. Dies ist die Welt von Borgo Vecchio in der Mimmo, Cristofaro und Celeste zu Hause sind. Hier leben eine Vielzahl von Menschen in Armut oder von der Hand in den Mund. So auch Celestes Mutter Carmela, die sich mit Prostitution ihren Unterhalt verdient. Da ihre Wohnung jedoch zu klein ist, muss sie ihre Tochter jedes Mal auf den Balkon schicken, wenn ein Freier kommt. Mimmos Vater ist der Fleischer des Viertels, er betrügt gerne seine Kundschaft, in dem er seine Waage manipuliert. Cristofaros Vater hingegen ist ein Trinker, der regelmäßig jeden Abend seinen Sohn verprügelt. Alle wissen davon, doch keiner tut etwas dagegen. Doch alle drei haben etwas gemeinsam, sie himmeln Totó an einen Ganoven, der so schnell rennt, dass ihn die Polizei nicht schnappen kann. Und er kann besser mit der Pistole umgehen als manch anderer.

    Meine Meinung:
    Das blasse braune Cover mit dem Mann und den zwei Jungen, die wie ich vermute, Spaghetti tragen, passt hervorragend zu dieser Geschichte. Bisher hatte ich noch nie etwas von diesem italienischen Autor aus Palermo gelesen. Er erhielt jedoch für dieses Buch den Premio Volponi, den italienischen, nationalen Literaturpreis für bürgerschaftlichen Engagements. Der Schreibstil ist nicht immer einfach gewesen. Wo ich anfänglich recht schnell gefangen von seinen Schilderung war, wurde dies im Laufe der Geschichte immer schwieriger. Giosuè Calaciura hat eine sehr eigenwillige, bildhafte, fantasievolle Schreibweise, bei der die Dramaturgie bis ins Bodenlose fiel und die mich bei einigen Szenen fraglich zurückließ. Im Nachhinein kann ich hier nur meinem Verständnis zu dieser Geschichte hier berichten, also was ich aus diesem Buch herauslesen konnte. Mit der Geschichte um das Dorf Borgo Vecchio, das es in Wirklichkeit nicht gibt, stellt der Autor eine Art Sündhaftigkeit der Menschen, Religiosität und Erlösung dar. Dabei spielt und wirft er teils mit Worten um sich, wo ich danach regelrecht sprachlos war und ich sofort einige Bilder vor Augen hatte. Dagegen gab es dann jedoch Szenen, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Zum Beispiel redet Mimmo mit seinem Pferd Naná, das der Vater vor dem Tod der Schlachtbank gerettet hat. Das wäre ja noch gar nicht so grotesk, doch das dieses Pferd auch noch antwortet, bzw. es so dargestellt wird, fand ich dann doch ein wenig skurril. Die Sündhaftigkeit des Dorfes hingegen stellt der Autor hier allerdings sehr gut dar. Dabei ging es um die Todsünden, wie Betrug, Lüge, Ehebruch, Mord, Prostitution, Diebstahl, Ausschweifung (Alkohol), Neid bis hin zum Verrat wie wir es schon von Judas her kennen. Kaum jemand aus diesem Dorf erschien mir, ohne Sünden zu sein. Wie es ja auch schon in der Bibel steht, das niemand ohne Sünde sein werde. Und so erkannte ich in diesem Buch anhand dieser Andeutungen schon einen gewissen roten Faden, den der Autor hier dem Leser mit der Sündhaftigkeit der Menschheit nahebringen wollte. Leider jedoch muss man vieles selbst aus diesem Text heraus interpretieren, da es durch den Autor selbst, lediglich bei Andeutungen und Metaphern blieb. Und so wurde diese anfänglich schöne Geschichte mit der Geburt von Mimmo für mich zu einer wahrlich schweren Geburt. Den dieses Buch liest man nicht ebenso mal nebenher. Nein man muss hierbei schon wirklich ganz bei der Sache sein, damit man auch versteht, was der Autor hier dem Leser mitteilen möchte. Zu guter Letzt blieben wegen der Kürze des Buches auch noch die Charaktere recht oberflächlich. Den bei gerade mal 160 Seiten kann man die Vielzahl der Personen, die diese Geschichte ausmachen, nicht ausführlich darstellen. Das hingegen war natürlich sehr schade, da ich gerade dadurch auch vieles nicht nachvollziehen konnte. Alles in allem sicher eine literarische Besonderheit, die mich jedoch nicht so ergreifen konnte, wie ich gehofft hatte. Deshalb von mir nur 3 von 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 17.07.2019

    Als Buch bewertet

    In Palermos altem Stadtteil Borgo Vecchio gilt das Gesetz der Straße. Totò herrscht dort mit seiner gefürchteten Schusswaffe, Taschendiebstahl ist an der Tagesordnung und die Polizei wagt sich auch nur in Form eines Großaufgebots in die alten Gassen. In dieser von Armut und Perspektivenlosigkeit geprägten Umgebung wachsen die drei Freunde Cristofaro, Mimmo und Celeste auf. Obwohl ihnen vom ersten Tag ihres Lebens an klar war, dass sie nicht auf der Sonnenseite geboren sind, hegen sie ihre Träume, die auch die Eltern nicht zerstören können. Nicht Mimmos Vater, der Fleischer, der seine Kundschaft betrügt, nicht Cristofaros Vater, der den Jungen allabendlich grün und blau schlägt, nicht Carmela, Celestes Mutter, die die Tochter auf den Balkon verbannt, während sie ihre Freier bedient. Doch plötzlich scheint Hoffnung über das kleine Viertel zu kommen, mit Totòs Ankündigung Carmela zu heiraten, scheint sich das Blatt für die Bewohner zum Guten zu wenden.

    Giosuè Calaciuras kurzer Roman, der 2017 den Premio Volponi erhielt, ein Literaturpreis, der Werke mit herausragender gesellschaftliche Relevanz ehrt, beeindruckt durch zwei Dinge: eine dichte Handlung und eine ausgesprochen poetisch-malerische Sprache. Obwohl die schlimmste Not und Elend geschildert werden, kommt dies leichtfüßig, bisweilen gar lustig-charmant daher und spiegelt damit vermutlich insbesondere die Gelassenheit, die es braucht, um all dies tagtäglich zu ertragen.

    Die Gemeinschaft hat sich arrangiert mit den Gegebenheiten, jeder kennt seinen Platz in der Gemeinde, der Verbrecher ebenso wie der Dienstleister, der Pfarrer und die Tiere. Die Kinder werden hineingeboren und lernen die Gesetze vom ersten Tag an. Wenn Cristofaro von seinem Vater verdroschen wird, dreht man den Fernseher lauter, um das Gewimmer nicht zu hören. Die Kinder halten zu einander, geben sich Halt, doch sie können den Lauf der Dinge nicht stoppen. Auch ihr Schicksal ist früh vorgezeichnet und von diesem Weg abzuweichen scheint unmöglich.

    Calaciura gibt Einblick in eine fremde Welt, die er liebevoll zeichnet und in der die Menschen außer sich nichts haben. Andererseits nennt er die Dinge brutal beim Namen, Celestes Mutter ist eine Nutte und Cristofaros Vater ein brutaler Feigling. Der Kontrast zwischen dem, was er beschreibt und dem, wie er dies tut, könnte größer kaum sein und genau in diesem geradezu bittersüßen Widerspruch liegen der Reiz und die Faszination des Buches. Nur wenige Seiten genügen, um einzutauchen in diese Welt, die einem auch nach dem Lesen nicht direkt wieder loslässt, ob der Intensität der Erzählung. Ein bemerkenswertes Buch, das das Label „literarisch wertvoll“ wahrlich in jeder Hinsicht verdient hat.

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  • 5 Sterne

    1 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sandra S., 27.08.2019

    Als Buch bewertet

    Bei „ Die Kinder des Borgo Vecchio“ von Giosue Calaciura handelt es sich um einen Roman.

    Mimmo, Christofaro und Celeste wachsen irgendwo im Süden, im Herzen der Stadt, auf. Dort sind die Menschen arm und es gilt das Gesetz der Straße. Obwohl ihnen der kindliche Blick längst abhanden gekommen ist, haben sie Träume und Hoffnungen.
    Mit einer präparierten Waage betrügt Mimmos Vater, der Fleischer des Viertels, seine Kunden.
    Christofaros wird jeden Abend von seinem Vater, einem Trinker, geschlagen.
    Wenn Celestes Mutter Carmela ihre Freier empfängt, schickt sie ihre Tochter auf den Balkon.
    Da Toto besser schießt als alle andere, ist er das Idol der drei Kinder. Sie wollen so sein wie er, doch sie wissen nicht, dass auch Toto von einem anderen Leben träumt..

    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Schnörkellos, nüchtern, sehr authentisch - ebenso wie das Leben der Kinder und ihren Familien. Armut, Gewalt usw. beherrschen ihren Alltag.

    Die Protagonisten werden sehr authentisch beschrieben. Ich konnte mir alle sehr gut vorstellen und mit ihnen fühlen. Die Entwicklung einzelner Protagonisten im Laufe der Geschichte hat mich etwas traurig, nachdenklich und schockiert zurückgelassen. Wie können Kinder nur so aufwachsen.

    Der Autor hat ihr sehr viel Symbolik mit eingebracht. Nicht alles habe ich verstanden, ist bei dieser Geschichte, so finde ich , auch nicht so tragisch, da man die ganze Zeit ein schockierendes Bild vor Auge hat und weiss was der Autor mit seiner Geschichte ausdrücken möchte.

    Diese 160 Seiten kurze Buch ist so vollgespickt mit Informationen. Mehr Seiten hätte oder wollte ich auch nicht lesen.

    Ich musste die Geschichte erst einmal sacken lassen, bevor ich diese Rezension schreiben konnte. Die Schicksale der Kinder gingen mir sehr Nahe.

    Ich empfehle dieses Buch weiter.

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  • 4 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 17.07.2019

    Als Buch bewertet

    Borgo Vecchio ist ein Ort, an dem es sich nicht gut leben lässt. Die Menschen hier sind arm und so gilt das Gesetz der Straße. Hier wachsen Mimmo, Cristofaro und Celeste auf. Die Kinder haben ein trauriges Leben. Auch wenn sie Träume haben, einen kindlichen Blick auf die Welt haben sie nicht. Entweder ist der abhandengekommen oder er konnte gar nicht erst entstehen. Der Vater von Mimmo ist Fleischer. Er hat sich seine Waage präparieren lassen und betrügt so die Kunden. Cristofaros Vater ist ein Säufer und jeden Abend schlägt er den Sohn. Celeste muss auf den Balkon, wenn ihre Mutter Freier bedient.
    Der Schreibstil ist nicht ganz einfach zu lesen, aber sehr bildhaft und eindringlich, fast schon poetisch.
    Das Buch hat nur recht wenige Seiten und das ist gut so. Denn es ist eine Geschichte, die nur schwer zu ertragen ist. Das Leben in Borgo Vecchio ist hart und grausam.
    Mimmo ist gespannt, welche Überraschung sein Vater einen Tag vor seinem Geburtstag mitbringen wird. Er bringt ein Pferd namens Nanà mit. Er setzt große Hoffnung in das Tier, für Mimmo wird es ein Freund. Mimmos bester Freund ist Cristofaro. Alle wissen, was Cristofaro jeden Abend blüht. Doch niemand greift ein, selbst wenn der Junge mehr tot als lebendig ist. Celeste muss miterleben, auf welche Art die Mutter ihr Geld verdient, damit sie über die Runden kommen. Kann man es den Kindern verdenken, wenn sie ihre Eltern lieber tot sähen. Für sie ist der Ganove Totò ein Idol, aber Totò würde auch lieber ein anderes Leben führen.
    Es ist eine bedrückende und grausame Geschichte, die einen ziemlich mitnimmt.

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  • 4 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 12.07.2019

    Als Buch bewertet

    Erschütternd
    Der italienische Schriftsteller Giosue Calaciura hat einen interessanten Schreibstil.
    Sein Roman „Die Kinder des Borgo Vecchio“ spielt im Süden einer Stadt, in dem die Bevölkerung arm ist. Er wurde von Verena von Koskull übersetzt.
    Mimmo, Christofano und Celeste wachsen dort unter brutalen Umständen auf. In dem Ort wird viel betrogen. Der arme Christofano wird von seinem Vater regelmäßig jeden Abend verprügelt. Die Kinder träumen von einem besseren Leben und das ihre Eltern tot wären. Das ist traurig..

    Die Atmosphäre in dem Roman ist brutal und grausam. Er ist nicht so lang, aber es steckt einiges in ihm. Der Roman liest sich nicht so leicht, man muss aufmerksam lesen, aber es lohnt sich.

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  • 3 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 24.07.2019

    Als Buch bewertet

    Das Büchlein, das bereits einen Literaturpreis gewonnen hat, entführt nach Borgo Veccio, ein heruntergekommenes Hafenviertel einer Stadt im Süden Italiens. Dort ist die Heimat von Mimmo, Cristafaro und deren Schulfreundin Celeste. Alle drei müssen tagtäglich einen harten Überlebenskampf führen, der sie zusammenschweißt.

    Als Leser lernt man die drei Kinder, ihr Leben und ihre schrecklichen Familienverhältnisse kennen. Während man bei Cristafaro, der „jeden Abend das Bier seines Vaters weinte“, Angst haben muss dass der Vater ihn bei den allabendlichen Prügeln totschlägt, ist Mimmo für seinen Vater schon von Anfang an nur eine lästige Nervensäge, dessen „Grips habe bei der Geburt einen Hau wegbekommen“. Ob Cristafaro oder Celeste, die ihre Tage ausgesperrt auf dem Balkon verbringen muss, damit die Mutter bei geschlossenen Fensterläden in der Wohnung ihren Geschäften als Viertelsprostituierte nachgehen kann, es schlimmer getroffen haben mag, sei dahingestellt, etwas leichter hat es auf jeden Fall Mimmo, vor allem als er die wichtige Aufgabe von seinem Vater übertragen bekommt, für das Pferd Nana zu sorgen, mit dem dieser bei Wettrennen ähnliche Betrügereien plant, wie ihm mit einer präparierten Waage in seiner Metzgerei jetzt schon gelingen. Glücklich sind sie alle nicht mit ihren Eltern und deshalb träumen sie von ihrem großen Vorbild, Totò, dem perfekten Kriminellen, dem man einfach nichts nachweisen kann und den und dessen Lebenslauf man als Leser ebenfalls vorgestellt bekommt. Während der eine ihn sich zum Vater wünscht, träumt der andere davon, dass dieser Totó ihn von seinem eigenen, prügelnden befreien kann und bei Celeste könnte er sogar wirklich die Lücke vom fehlenden Vater schließen, da Toto plötzlich beschließt, „keiner solle mehr die Verzweiflung der Väter ausbaden, er werde die Welt verändern, und eine Nutte zu heiraten sei der erste Streich.“ Ist Hoffnung am Horizont zu sehen?

    Selten war ich bei einer Rezi so gespalten wie hier. Sehr gut hat mir die Eindringlichkeit gefallen, mit der der Autor die Armut deutlich macht. Für die einen gilt so z.B., „Es war ein Pritschenwagen mit Planenaufbau, der die hoffnungslosen Familien wegbrachte, nachdem die Gerichtsvollzieher ihre wenigen Möbel gepfändet und den Kuckuck der Zwangsräumung draufgeklebt hatten. Dann wurden sie am Rand der noch unfertigen Peripherie abgeladen, und man hörte nie wieder etwas von ihnen.“, für andere Straßenhändler hingegen „dass ihr Nachwuchs ebenfalls zum Verkauf stand. Nicht aus mangelnder Liebe, sondern weil sie ihn einfach nicht satt bekamen.“ Ganz besonders zu Beginn hat mich der Autor mit der Brutalität in seiner Schilderung der Lebensbedingungen, nicht nur der drei Kinder, sondern auch der anderen Bewohner des armen, heruntergekommenen Viertels emotional völlig in die Geschichte hineingezogen, konnte er mich insgesamt nicht wirklich begeistern. Hätte ich mir das Buch nur ausgeliehen, ich weiß nicht ob ich es nicht einfach weggelegt hätte. Verpasst hätte ich im Nachhinein betrachtet in meinen Augen nicht unbedingt einen Roman, den ich gelesen haben muss. Manches hätte ich nicht so bildgewaltig gebraucht, wie z.B. die Erörterung der Stellungen beim Geschlechtsverkehr der Mutter und deren Auswirkungen auf die Kinder, die entstehen, teilweise sogar Untiere entstehen lassen. Ein Pferd zum Freund, spricht es wirklich mit ihm und anderen, oder sind es nur poetische Umschreibungen, ein Gauner, für den gilt, „Er war schneller als sein Geruch“ sodass ihn nicht einmal die Hunde schnell genug wittern können, all das mir fast schon ein wenig zu viel der Metaphern, zu viel an Abgleiten in eine Fantasiewelt, weil ich es eben gerne viel lieber realitätsnah mag. So gab es eben auch zahlreiche Sequenzen mit denen ich weniger anfangen konnte, bei denen sich mir vielleicht auch die Erzählabsicht des Autors einfach nicht ganz so erschloss.

    Grandios ist auf jeden Fall der Sprachstil an sich. Es gelingt dem Autor mit teilweise distanzierten, kühlen Worten auf eindringlichste Art und Weise Armut, Elend und Brutalität bewegend und eindringlich zu schildern. Das ist schon mal von einer „Fantasievorstellung von Totós zerplatztem Kopf auf dem Gehsteig, der wachsenden Blutlache, die dem Gefälle folgte,“ die Rede oder der auf Totó eifersüchtige Verehrer von Celestes Mutter „wetzte die Messer im Schleifwinkel seiner Verzweiflung, zog es gewaltsam über den Schleifstein“ um ihn aus dem Weg zu schaffen, oder es wird über Totós ersten Mord nach vielen zerstochenen Autoreifen schon einmal mit den Worten ..floh mit der Angst vor seinem messerstechenden Selbst, […] umgetrieben von dem unfasslichen Gedanken, wie ähnlich die Konsistenz des Fleisches der künstlichen Dichte von Gummi war. Im Laufen weinte er vor Ekel und Angst, er weinte.“, die Rede. „Nur die Tintenfische mit ihren fluguntauglichen Körpern blieben aufgehäuft liegen und klammerten sich mit den Tentakeln an den Marmor wie die kleinen Kinder an die Brust ihrer Mutter, derweil die anderen mit den heftigsten Böen abhoben und hilflos schwimmend in der Luft herumstrampelten, bis sie beim Schopf gepackt und zurückgerissen wurden.“ Intensiv und wortgewaltig kann der Autor mit der Beschreibung eines simplen Unwetters, eines Sturms oder auch nur davon, wie der frisch Brotduft auf die einzelnen Bewohner wirkt, fesseln.

    „Und die Leute im Viertel, die auf Cristofaros Jaulen lauerten wie auf einen Startschuss, weil es sonst keine klangliche Zerstreuung gab.“ Unfassbar war für mich, dass alle das Leid so hinnehmen, sich so mit allem arrangieren, und das hat mein Mitleid vor allem Cristafaro gegenüber geschürt. Er tat mir am allermeisten leid, kann er sich wohl auch am wenigsten selbst helfen. Auch wenn es mir in der Seele weh tat Dinge zu lesen wie „aus Mitleid hatte sie auf dem Balkon ein Wetterdach bauen lassen, damit Celeste während der langen winterlichen Dienststunden nicht im Regen stand“, weiß diese sich zumindest der Spottverse ihrer anderen Mitschüler zu wehren und versucht mit Lernen auch etwas aus ihrem Leben zu machen. Mimmo ist der Meister im Pläne machen und hat mit seinem Pferd zumindest eine kleine moralische Stütze. Trotz der Kürze des Romans verleiht der Autor den drei Kindern und auch Totó und Celestes Mutter Carmela einiges an Profil.

    Alles in allem konnte mich der Autor mit seinem Roman nicht wirklich abholen, und auch wenn es ihm wortgewaltig gelingt, sich den Ärmsten in der Bevölkerung zuzuwenden, reicht es bei mir nicht mehr ganz für vier Sterne. Ein besonderer Roman, der die Leser sicher polarisiert.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Stefan W., 22.07.2019

    Als Buch bewertet

    Schwermütig, hart und doch voller schöner Gedanken
    Das dieses Buch einen Literaturpreis gewonnen hat, ist nachvollziehbar aufgrund der schon sehr poetischen und dennoch harten Erzählweise. Das ist absolut kein Buch für Nebenbei, da zwar "nur" 154 Seiten, aber die haben es in sich....

    Geschichte: Mimmo, Christofaro und Celeste sind 3 Kinder im tiefsten Süden Italiens, die unendlich viel Leid ertragen müssen und dies ist ein Teil Ihrer Geschichte, der Lebensart und der Grausamkeit, die hinter allem steckt. Mimmos Vater ist Metzger und betrügt seine Kunden generell beim abwiegen, Celestes Mutter ist die Dorfprostituierte und Christofaros Vater ist ein Trinker, der seinen Sohn jeden Abend schlägt. Mimmo muss sich um ein Rennpferd kümmern, das bei Illegalen Rennen antritt und Celeste muss immer auf den Balkon, wenn Ihre Mutter Ihre Freier empfängt...

    Die Personen sind mit Ihren Träumen und dem reellen Leben wunderbar dargestellt. Die Sprache ist sehr ausschweifend, nicht einfach , teilweise sehr Grausam und mit einer sehr düsteren Atmosphäre aber einem sehr schönen Cover.

    Meine Meinung; 154 Seiten, die sehr viel Aufmerksamkeit erfordern und nicht einfach Nebenbei gelesen werden können. Dazu sind die Stimmungen und Gedanken und die gesamte Geschichte einfach zu schwer. Leichtigkeit sieht anders aus.... Die Geschichte bewegt und entsetzt, bringt einem vor Wut zum schreien und freut sich über jedes bisschen Glück, dass in diese schwarze Geschichte eindringt.
    Der Schreibstil ist jedoch Weltklasse !

    Fazit: Nichts für Leser, die einfach bei einem Buch entspannen wollen. Schreibstil und Erzählweise sind Einzigartig. Für mich war es einfach zu düster und zieht einen runter, daher vergebe ich nur 4 Sterne. Literarisch ist es wahrscheinlich eine Perle.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte, 23.07.2019

    Als Buch bewertet

    Vorweg: Dies ist kein Buch zum Zwischendurch mal lesen. In wunderbar poetischer, bildhafter und kraftvoller Sprache ist dieser Roman trotzdem in einem flüssigen Schreibstil geschrieben. Man kann die beschriebenen Gerüche ( z.B. den Brotduft) förmlich selbst riechen und die Kugel, die erschiessen will, praktisch mit verfolgen. Ein Buch, wie ein grauenvoll erzähltes Märchen - die Schrecken des Lebens eingebettet in schöne Worte. Fazit: Gott kann nicht überall sein, aber Borgo Vecchio hat er ganz vergessen.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sagota, 20.08.2019

    Als Buch bewertet

    "Die Kinder des Borgo Vecchio" von Giosuè Calaciura ist ein eher schmales Buch, das es jedoch in sich hat und dem interessierten Leser einiges abverlangt. Es erschien im Aufbau-Verlag (HC, gebunden, 2019).

    Ort des Geschehens ist ein Viertel namens Borgo Vecchio irgendwo im Süden Italiens; die Menschen sind arm und es gilt das Gesetz der Straße. Hier wachsen die HauptprotagonistInnen Domenico (genannt Mimmo), Christofaro und Celeste auf.
    Mimmo ist der Sohn des Fleischers, der seine Waage manipulierte und die Kunden beim Abwiegen der Mortadella betrügt; Cristofaro hat einen Trinker zum Vater, der ihn allabendlich so verprügelt, dass die Schreie des Jungen das ganze Dorf hört - die Blessuren werden jedoch erfolgreich mit Lügen übertüncht (auch von der Mutter). Celeste's Mutter Carmela ist eine sehr hübsche Frau und die Dorfprostituierte, weshalb das Mädchen in der Arbeitszeit ihrer Mutter (die für die Freier daran zu erkennen ist, ob die Läden geöffnet oder geschlossen sind), stets auf den Balkon ausweichen muss und dort bei Wind und Wetter ausharrt; auch ihre Schulaufgaben dort erledigt. Die Erwachsenen dieses Dorfes lieben es, zu wetten und selbst ein Pferd, das eigentlich nicht mehr für Rennen zu gebrauchen ist (dafür aber sprechen kann), wird ein Opfer der Kaltblütigkeit, die Armut zuweilen aus Menschen macht....

    Es geht nun um die Freundschaft der drei Halbwüchsigen und die Ereignisse im Dorf; um die Solidarität, wenn Polizei anrückt, da die Bewohner allesamt stehlen und auch der Pfarrer hier keine Ausnahme macht; um sintflutartige Regenfälle und illegale Rennen, aber auch um die - und das im Besonderen - Sehnsüchte und Hoffnungen von Mimmo, Cristofaro und Celeste. Ein weiterer Hauptprotagonist taucht auf, der das gleiche Schicksal ereilt, das einst sein Vater hatte - und von dem sich jeder Junge im Dorf wünscht, sein Sohn zu sein, da er eine Pistole besitzt und damit in der Lage ist, die jeweilige Lage zu verändern bzw. zu verbessern...
    Auch die Freunde dieses Mannes stehen hinter ihm, wobei niemand sieht, dass auch er leidet und sich im Grunde ein anderes Leben wünscht. Als er verkündet, seine eigene Situation zu verändern (und damit auch die persönliche Notlage von Cristofaro, Celeste und Carmel, ihrer Mutter, ist es bereits zu spät: Nach dem Verrat durch einen seiner Freunde verändert sich die Situation, jedoch nicht zum Guten.... Einzig zwei junge Menschen werden in der Lage sein, endgültig etwas zum Guten zu verändern und danach die Flucht zu ergreifen, die ihnen mehr Hoffnung schenkt als das Bleiben...

    Der Stil des Autors ist melancholisch und poetisch. In eindringlichen Sätzen versteht er es, die Sehnsüchte und Hoffnungen der Bewohner des Dorfes einzufangen und subtil zu schildern.

    Ein Roman, der betroffen macht und den Leser in ein zeitlos existierendes Milieu entführt, in dem es keine Perspektive, keine Hoffnung auf positive Veränderungen gibt, der Täter und Opfer schmerzhaft zeichnet und die Willkür, die letztere oftmals ausgesetzt sind, wenn sie sich nicht wehren (können). Der jene Kaltblütigkeit zur Schau stellt, die Menschen besitzen können und vor der es nicht immer ein Entkommen gibt. Der Roman zeigt auf erschreckende Weise, wozu Menschen fähig sind, die in die Ecke gedrängt, einzig am persönlichen Gewinn für sich interessiert sind und kein Gerechtigkeitsempfinden mehr existiert. Besonders Nanà, das sprechende Pferd, ist ein Beispiel dafür, das mich entsetzt hat. Calacuira zeigt aber auch bei aller Ausweglosigkeit einen Ausweg: Mut zu haben und die Flucht nach vorne anzutreten, wenn es angezeigt ist. Ich kann das Buch sehr empfehlen und vergebe 4*

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  • 5 Sterne

    1 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M., 18.07.2019

    Als eBook bewertet

    Harte Realität sehr poetisch beschrieben

    Borgo Vecchio, ein Havenviertel der sizilianischen Stadt Palermo.

    Die Komposition dieses kleinen Romans erinnert an einen Reigen, die Aufmerksamkeit wird auf mehrere Figuren gleichermaßen gelenkt. Einerseits die drei Kinder, Mimmo und sein Freund Cristofaro, bei dem alle im Viertel mit angehaltenem Atem darauf warten, dass der Vater die tägliche Tracht Prügel so übertreibt, dass er seinen Sohn dabei tötet. Sowie Celeste, die von Mimmo angehimmelt wird und während ihre Mutter Freier empfängt, auf dem Balkon warten muss. Dort liest sie dann, für das Viertel sehr untypisch, ihre Schulbücher.
    Andererseits stehen auch Nana, das Rennpferd, um das sich Mimmo kümmert im Fokus sowie Toto, der Kriminelle, von dem die beiden Jungs einerseits wünschen, er möge ihr Vater sein und andererseits, dass er Cristofaros Vater erschießen möge.

    Die Geschichte ist recht kurz. Sie zeigt eine harte und brutale Realität, aber in einer märchenhaften, teils skurrilen und traumgleichen Atmosphäre. Nur so kann man sie ertragen, die Geschichten über die Einsamen und Ausgelieferten ohne Zukunft.
    Die lyrische, wirklich sehr schöne Sprache, die manchmal absolute Aufmerksamkeit benötigt, gefiel mir gut. Wirklich phenomenal, wie an einer Stelle der Duft frischgebackenen Brotes beschrieben wird, der kunstvoll verwoben zu den unterschiedlichsten Protagonisten zieht. Gernerell findet man hier sehr poetische und geschickte Überleitungen sowie sehr eindrückliche Bilder.
    Durchgehend finden sich zudem eine Vielzahl biblischer Motive: von der Sintflut bis zu Judas Verrat.

    Der Roman weckt Mitgefühl, berührt und macht traurig, denn dem Unheil entkommt in Borgo Vecchio niemand. Nur der Weggang erscheint letztendlich als Ausweg, als Hoffnungsstrahl und entlässt den Leser so mit leiser Zuversicht.

    Fazit: Ein sehr eindrücklicher und poetischer, aber heftiger Roman über Elend und Hoffnung in einem italienischen Stadtviertel.
    Sehr empfehlenswert.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin B., 26.08.2019

    Als Buch bewertet

    Auch das war Italien
    Ein interessanter, melancholischer und manchmal auch pessimistischer Roman über das Leben der einfachen Bevölkerung in Italien, der oft nachdenklich macht.

    Der anfangs noch sehr junge Protagonist erlebt situationsbedingt keine schöne Kindheit, und auch seine Jugend ist nicht viel angenehmer. Mit bitterer Armut, Gewalt und zahlreichen familiären Problemen konfrontiert, muss er letztendlich ganz allein seinen Weg ins Leben finden. Lange Zeit steht ihm niemand wirklich nah, keine schöne Vorstellung.

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