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  • 5 Sterne

    11 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone G., 21.04.2017

    Inhalt
    Der Fischer Nozias lebt mit seiner Tochter Claire in einer kleinen, abgeschotteten Stadt auf Haiti. Er träumt von einem besseren Leben, irgendwo anders. Doch dafür muss er Claire in der Obhut einer reichen Tuchhändlerin zurücklassen, denn seine Frau ist bei der Geburt gestorben und mitnehmen kann er sie nicht. Am Abend ihres 7. Geburtstages soll es soweit sein. Doch Claire hat andere Pläne.
    Zehn Jahre vorher kommt es in der Stadt vor einer Radiostation zu einer Schießerei, ein unbeteiligter Mann wird tödlich getroffen. Wie dieses Ereignis das Leben aller Beteiligten bis hin zu der noch ungeborenen Claire beeinflusst, kann man in diesem Roman nachlesen.

    Meine Meinung
    Das Buch hat mich überrascht. Laut Klappentext geht es um das Mädchen Claire und ihren Vater Nozias, aber das stimmt so nicht, zumindest nicht ausschließlich. Vielmehr geht es um verschiedene Personen, die jedoch alle irgendwie in Verbindung zueinander stehen. Da gibt es zum Beispiel den bereits erwähnten Fischer Nozias und seine Tochter Claire, die Tuchhändlerin Gaëlle, den Radiomitarbeiter Bernard, seinen Freund Max Junior (ein Zögling reicher Eltern) und einige mehr. Im ersten Teil gleitet man als Leser von Charakter zu Charakter, immer bedingt durch die vorangegangene Handlung. Dabei kann es auch zu Sprüngen in der Zeit kommen, die mich anfangs etwas verwirrt haben, die ich aber mit der Zeit gut zuordnen konnte. Im zweiten Teil spitzt sich die Handlung zu und man springt schneller zwischen den Personen hin und her, bis man am Ende die ersehnte Auflösung erreicht. Mir hat diese Erzählweise sehr gut gefallen.

    Die Handlung an sich ist überschaubar. Eigentlich passiert nicht viel, manchmal begleitet man die Charaktere sogar nur für wenige Stunden. Dafür sind es stets einschneidende Erlebnisse, die man mitverfolgt. Wobei, auch das stimmt nicht ganz. Die wirklich lebensverändernden Ereignisse erlebt man nie direkt mit, sondern eher durch die Vorahnungen, die Erinnerungen oder durch die Augen einer anderen Person. Manchmal erfährt man auch erst später, welches Ereignis einem anderen voranging und kann dann erst die richtigen Verbindungen herstellen. Man sollte sich also von vermeintlich unnötig ausgewalzten Nebensächlichkeiten nicht verwirren lassen, irgendwann spielen sie sicherlich eine Rolle.

    Wie bereits erwähnt ist die von außen beobachtbare Handlung gering. Hauptsächlich erlebt man die Gefühle und Gedanken der jeweiligen Person mit, deren Beobachtungen und Erinnerungen. Dadurch rückt man sehr nahe an den Charakter heran, das Äußere ist unwichtig, es geht um das Innenleben. Teilweise kommt man Personen nahe, denen man eigentlich gar nicht nahe kommen möchte.

    Interessant ist auch die Eingrenzung des Zeitraums. Es beginnt zeitlich mit der Schwangerschaft der Tuchhändlerin Gaëlle und endet zehn Jahre später mit Claires siebten Geburtstag. Man erfährt nichts über die Zeit davor oder danach. Für manche Leser mag das unbefriedigend sein, ich finde dieses Detail spannend.

    Die Schreib- und Erzählweise der Autorin empfinde ich persönlich als genial, die einzelnen Schicksale haben mich stark berührt. Man benötigt allerdings auch eine gewisse Ausdauer, da man (wie bereits erwähnt) nicht immer alles gleich zuordnen kann. An der ein oder anderen Stelle, gerade zum Schluss hin, wurde es auch mir etwas zu langatmig, insgesamt bin ich jedoch schwer begeistert.

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  • 4 Sterne

    Svanvithe, 02.08.2017

    Mit ihrem Roman „Kein anderes Meer“ nimmt Edwidge Danticat uns mit auf eine Reise in ihre Heimat Haiti und lässt uns nicht nur teilhaben an haitischem Dasein und haitischer Kultur, sondern bietet einen tiefgründigen Einblick in das Leben der Menschen. Die von ihr geschaffenen Charaktere geben in ihrer Vielfalt ein Bild der fiktiven Stadt zwischen Meer und Bergen wider: Ville Rose – ein Name wie Musik, und doch befindet er sich im krassen Gegensatz zu seinen Bewohnern, die aus einer kleinen Minderheit von Mittel- und Oberschicht sowie der großen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze bestehen, die um das tägliche Überleben kämpfen. Ein Ort unermesslicher Schönheit und außerordentlichen Elends.

    Im Mittelpunkt steht auf den ersten Blick Claire Limyè Lanmè, was Claire vom Meereslicht heißt - "Claire of the Sea Light" ist der Originaltitel des Romans. Er beginnt mit Claires siebtem Geburtstag. An diesem Tag versenkt eine drei oder vier hohe Monsterwelle den Fischer Caleb mitsamt seinem Kutter. Claire lebt mit ihrem Vater Nozias, ebenfalls Fischer, in einer winzigen Hütte. Ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben, und so sind ihre Geburtstage jedes Jahr nicht nur glückliche Tage, sondern auch immer solche der Trauer. Die ersten drei Jahre wird Claire von Verwandten ihrer Mutter großgezogen. Dann holt Nozias seine Tochter wieder zu sich, um sich selbst der Herausforderung zu stellen, sein Kind von seinem dürftigen Einkommen zu versorgen. Und obwohl es ihm nicht an elterlicher Liebe oder Verantwortung und gutem Willen fehlt, erkennt er die Hoffnungslosigkeit seines Unterfangens, Claire eine sorgenfreie Existenz bieten zu können. Aus diesem Grund entscheidet er sich, Gaëlle, die Besitzerin des Stoffladens, zu überzeugen, Claire zu adoptieren. Denn aus seiner Sicht ist es das Beste, ein neues Elternteil zu finden, dem er vertraut, sich um Claire zu kümmern. Er selbst will auf der Suche nach einer besser bezahlten Arbeit fortgehen.

    An diesem siebten Geburtstag stimmt Gaëlle zu, Claire zu sich zu nehmen; am Abend verschwindet Claire, und erst im letzten Kapitel erfahren wir, was mit ihr passiert. Bis dahin porträtiert die Autorin andere Bewohner der Stadt, und im Verlaufe dessen wird deutlich, dass im Grunde Ville Rose in ihrer menschlichen Vielfalt, brutalen Realität und miteinander kollidierenden Schicksalen die eigentliche Protagonistin des Romans darstellt.

    Da ist die Stoffhändlerin Gaëlle, die als Spiegel für Nozias wirkt. Auch ihr Leben ist von Verlusten geprägt. Am Tag, an dem sie ihre Tochter Rose auf die Welt bringt, wird ihr Mann Laurent ermordet. Sieben Jahre später – es ist der vierte Geburtstag von Claire – stirbt Rose bei einem Autounfall.

    Bernhard Dorien, der in Cité Pendue, einem armen, gefährlichen Außenbezirk von Ville Rose, dem „ersten Höllenkreis“, zu Hause ist und dessen Idealismus und die Verbindung zu Tiye, dem berüchtigten Anführer der Bande Baz Benin, schreckliche Konsequenzen für sein Leben und das von Gaëlle haben.

    Bernards enger Freund Max Ardin Junior, ein wohlhabender junger Mann, der vor zehn Jahren ein Kind zeugte, von seinem Vater Max Senior nach Miami geschickt wurde, nun nach Haiti zurückkehrt und mit seiner Schuld konfrontiert wird.

    Louise George, eine bekannte und beliebte Radiomoderatorin, Lehrerin von Claire in der Schule von Max Ardin Senior und zeitweise desssen Geliebte, mit dem sie eine Rechnung offen hat. Sie ermöglicht es Bürgern von Ville Rose, in ihrer populären Radiosendung die eigene Geschichte zu schildern...

    Edwidge Danticats Protagonisten sind fehlerhaft, aber menschlich, handeln auf einem schmalen Grad zwischen richtig und falsch. Während Nozias sich beispielsweise gezwungen sieht, seine Tochter aufzugeben, obwohl er sie eigentlich nicht verlieren möchte, muss Claire als Vertreterin vieler Kinder mit der Entscheidung leben, die andere Menschen für ihre Zukunft treffen.

    Durch die verschiedenen Geschichten zeigt die Autorin eine Stadt, die von Gewalt, Leid und Tod, Korruption, Klassenunterschieden und sozialen Tabus geprägt ist, in der es jedoch durchaus auch Hoffnung, Träume, Liebe und Versöhnung und gute Absichten gibt.

    Insgesamt ist der Tod - einerlei, ob er natürlichen, zufälligen oder kriminellen Ursprungs ist - in Ville Rose eine konstante und alltägliche Größe. Er taucht immer wieder in den Geschichten auf und verknüpft sie zum Teil miteinander. Leben und Tod stehen sich kontinuierlich gegenüber, wodurch die Autorin gleichzeitig die Fragilität des Lebens im Angesicht des Todes hervorhebt.

    Danticats Roman ist geprägt von einem ruhigen Erzähltempo, ihre Sprache zeigt sich schnörkellos und klar, gleichwohl kraftvoll, poetisch und von enormer Tiefe. Sie verwendet sie, um komplizierte Verbindungen zu knüpfen, wenn sie sowohl Schönheit als auch Schrecken beschreibt. Die Einflechtung kreolischer Redewendungen und Worte schaffen den Reiz einer fremden Welt, erschweren allerdings zugleich das eine oder andere Mal das Lesen und Verständnis.

    In ihrer Weise des Erzählens fordert uns die Autorin. Es erfolgt keine chronologische Abfolge. Vielmehr bewegt sich die Handlung von der Gegenwart bis zur nahen Vergangenheit, geht in die ferne Vergangenheit, um wieder in die Gegenwart zurückzukehren. So beginnt und endet die Geschichte mit Claires Geburtstag und damit nicht nur dem Todestag ihrer Mutter.

    Am Schluss ihres eindrucksvollen und komplexen Romans erlaubt die Autorin ein wenig Zuversicht, unsicher zwar, aber vorhanden. Und daran möchten wir festhalten.

    4,5 Sterne

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  • 5 Sterne

    kalligraphin, 12.07.2017

    "Poetisch und farbenprächtig: Eine märchenhafte Reise in eine fremde Welt." (Klappentext)

    Ein armer, verwitweter Fischer, der sich gezwungen sieht, seine kleine Tochter Claire in fremde Hände zu geben. Eine Stoffhändlerin, die Mann und Kind unter tragischen Umständen verliert. Ein junger, ebenfalls sehr armer Mann, der einen Lebenstraum verwirklichen möchte. Und ein Radiosender, bei dem die Schicksale der unterschiedlichsten Menschen zusammenzulaufen scheinen.

    Über einen Zeitraum von zehn Jahren begleiten wir einige der Bewohner Ville de Roses auf Haiti und alle Erzählstränge führen an Claires siebtem Geburtstag zueinander. Die Einzelschicksale sind in anachronistischer Erzählweise miteinander verwoben. So führt eine Geschichte thematisch zur nächsten und am Ende ergeben sie ein stimmiges und sehr kunstvolles Ganzes.

    Liest man den Klappentext könnte man zunächst vermuten, dass es nur um das Schicksal der kleinen Claire geht. Das Mädchen ist in der Tat Dreh- und Angelpunkt des ganzen Romans, aber die Geschichte entfaltet sich in so vielschichtiger Weise, dass sie durch diese Beschreibung zu kurz gefasst wäre.

    Für mich ist „Kein anderes Meer“ eine kleine Perle. Ein kurzweiliges Lesevergnügen, das durch die wunderschöne Sprache und die faszinierende Erzählweise überzeugt. Edwidge Danticat hat den Blick fürs Detail und die Sonderbarkeiten des Lebens.

    Der Schauplatz Haiti ist ein ganz besonderer. Da ist die Schönheit der Natur und aber auch die Armut der meisten Bewohner von Ville de Rose. Auch sind viele der beschriebenen Schicksale sehr tragisch, aber das tut der bezaubernden Schönheit des Romans keinen Abbruch.

    Dieses Buch ist eines meiner Lesehighlights.

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  • 4 Sterne

    Elke S., 06.07.2017

    Kein anderes Meer, aber viele andere berührende Schicksale

    Nozias, ein armer Fischer, lebt gemeinsam mit seiner Tochter Claire in Ville Rose, einer kleinen Stadt auf Haiti. Claires Mutter, die er über alles geliebt hat, ist bei ihrer Geburt gestorben. Nozias kann nicht lesen, die Meere sind überfischt, er kämpft um ihrer beiden Überleben und er macht sich zunehmend Gedanken darüber was aus seinem Mädchen werden wird, wenn ihn das Meer eines Tages verschluckt. Er glaubt deshalb, dass Claire es bei der reichen Tuchhändlerin Gaëlle, viel besser hätte. Als diese an Claires sechstem Geburtstag bereit dazu ist, sie zu adoptieren und Claire holen will, verschwindet diese spurlos und nimmt damit ihr Schicksal selbst in die Hand. Damit beginnt die Geschichte, deren Klappentext “Eine Reise in eine fremde Welt“, verspricht.

    Ich hatte mir allerdings die Geschichte von Claires Reise erwartet, die man hier aber nicht findet. Auch wenn der Roman anfangs und am Ende von Claire berichtet, erstreckt sich ihre „Reise“ nur über eine Nacht, die mit einigen zusätzlichen Erinnerungen noch weniges über ihre Mutter und ihr Leben verrät. Nachdem sie verschwindet, geht es dafür um andere Bewohner von Ville Rose und man reist als Leser in die Welt der Stadt. Es beginnt mit Bernard, dem Radioreporter, der durch falsche Bekanntschaften und Verdächtigungen unter die Räder kommt und so indirekt und unglücklicherweise in Verbindung zu Gaëlle steht. Von ihm geht der Bericht auf dessen Freund Max weiter, der eine Zeit lang in Miami untergetaucht und mit einem Mädchen namens Jessamine zurückkehrt. Er hat selbst Unrecht begangen, von dem man als Leser nach und nach erfährt, und er muss sich dafür, spätestens als durch Louise George, ebenfalls Radioreporterin, von deren Geschichte man auch erfährt, alles ans Tageslicht kommt, seiner Verantwortung stellen. Das geschieht ebenfalls an Claires sechstem Geburtstag und damit fügt sich der Kreis und schließt sich mit einem Ende, das von dem Mädchen und seinem Vater handelt.

    Vielleicht weil ich mit falschen Erwartungen an die Geschichte heran gegangen bin, war ich etwas enttäuscht. Nach einem ergreifenden Anfang, der von Claire berichtet, habe ich beim Lesen ständig gefragt warum Bernards Geschichte, warum Max, wenn dann nicht einmal seine Jessamie, die vermisste Claire ist, … ich konnte mit den Ausschweifungen zuerst nicht wirklich viel anfangen, habe ständig auf eine Verbindung zu Claire gewartet und wurde von den Schicksalen der anderen erst nach und nach ergriffen, weil es doch einige Zeit dauert, bis man das Entsetzliche daran erfährt. Ein Menschenleben zählt auf Haiti nichts, Bestechung ist an der Tageordnung, sich an Dienstmädchen vergehen wird ebenfalls stillschweigend geduldet. Hier wird von harten Schicksalen berichtet, die betroffen machen müssen. Eine sehr berührende Stelle für mich, war sicherlich als eine Mutter ihre Tochter wieder weg schickt, als diese vergewaltigt vor ihrer Tür steht, weil es angeblich finanziell nicht möglich ist, sie aufzunehmen.

    Der Roman ist für mich vor allem eine Charakterstudie. Diese sind allerdings wirklich toll dargestellt. Ich konnte mich z.B. so richtig in Nicolas hinein versetzen. Er liebt Claire, will das Beste für sie, macht sich deshalb furchtbare Sorgen und muss sich aber selbst damit weh tun, indem er sich entscheidet sie weg zu geben. Claire, der die Mutter schon fehlt, auch wenn sie diese nie gekannt hat, wie muss sich ein Kind fühlen, dass denkt, ihr Vater mag sie nicht mehr? Diese beiden Charaktere haben mich von Anfang an eingenommen. Die anderen erst nach und nach. Ein Vater, der seinen Sohn beschützen will, wie weit darf er gehen, das fragt man sich z.B. bei Max Vater. Bei Flora leidet man mit, weil sie weder von ihrer Mutter Hilfe bekommt, noch Gerechtigkeit erfahren wird, weil es diese in dem Land für Arme nicht gibt. Louises Mut darf man bewundern, weil sie eine der wenigen ist, die sich nicht den Mund verbieten lässt, ist ein weiteres Beispiel für die bewegenden Mitspieler an diesem Roman.

    Der Sprachstil der Autorin liest sich toll. Die verträumten und teilweise fast poetischen Formulierungen haben mich von Anfang an begeistert.

    Alles in allem konnte mich die Geschichte gut unterhalten. Ich bin froh, dass ich die Ausdauer hatte, mich trotz der ausschweifenden Erzählungen in völlig andere Richtungen als die der kleinen Claire, die mir anfangs unnötig und auch langatmig vorkamen, weiter zu lesen. Denn der Sinn wird erst im Nachhinein klar, wenn sich die Geschichte durch unterschiedliche Perspektiven und weitere Hinweise zu einem Ganzen fügt und dann wieder unheimlich zu berühren vermag. Noch vier Sterne.

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  • 3 Sterne

    Jennifer H., 09.04.2017

    Edwidge Danticats hochgelobter Roman "Kein anderes Meer", der u.a. von der New York Times ausgezeichnet wurde, behandelt eine tragisch-melancholische Geschichte vor exotischer Kulisse. Im Fokus steht das Schicksal der Halbwaise Claire, die bei ihrem Vater Nozias, einem traurigen Fischer, aufwächst. Als dieser Claire mit 7 Jahren weggeben will, um ihr ein besseres Leben an der Seite der Tuchhändlerin Gaëlle zu ermöglichen, flüchtet das kleine Mädchen in den haitianischen Dschungel...

    Danticats Erzählung lebt von ihrer bildhaften wie poetischen Sprache. Das einfache Leben vor der traumhaften Inselkulisse wird realistisch wiedergegeben. So wird beispielsweise die Armut der Bevölkerung im Ort Ville Rose nicht ausgespart. Aber noch schwerer als die materielle Not wiegt die emotionale. Denn der Lebensalltag des Fischers Nozias und dessen Tochter Claire wird vom Fehlen der Mutter und damit von Trauer und Melancholie bestimmt. Claire hat ihre Mutter, die bei deren Geburt gestorben ist, nie kennengelernt und fühlt sich ihr in der Nähe des Meeres am nächsten. Ihre Meeres-Sehnsucht speist sich genau daraus. Schwermut dominiert Danticats Geschichte, egal wer dabei als Erzähler auftritt. Der häufige Erzähler- wie Figurenwechsel innerhalb des Romans hat mir wenig zugesagt. Denn ich hatte einzig auf einen auf Claire und ihre Familie ausgerichteten Plot spekuliert und nicht auf eine Geschichte, die ganz nebenbei noch die halbe Nachbarschaft und deren tragische Erlebnisse in den Blick nimmt. Daher fand ich die Ausführungen über die Nachbarn Max Senior, Max Junior oder Caleb unpassend. Letztere haben die Story unnötig in die Länge gezogen und damit uninteressanter gemacht. Gern hätte ich mehr über den Handlungsort Haiti und dessen Natur erfahren. Obschon sich Danticats Geschichte flüssig lesen ließ, fehlte mir das gewisse Etwas. Auch der abrupte Schluss wollte nicht ins Bild passen.

    Das exotisch-bunte Cover hat mich hingegen restlos von sich überzeugen können. Die Farbigkeit und die Inszenierung sind mehr als gelungen und machen es zum wahren Eyecatcher.

    FAZIT
    Ein melancholischer und poetischer Roman, dessen Potenzial m. E. nicht 100%ig genutzt wurde.

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