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  • 5 Sterne

    4 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 13.09.2021

    Schon früh als kleines Mädchen hat Kiều gemerkt, dass ihre Familie anders ist als die der anderen Kinder. Nicht nur dass sie und ihre Geschwister dunkle Haare und mandelförmige Augen haben, die Gepflogenheiten, das Essen, einfach alles unterscheidet sich. Umso mehr versucht sie, wie eine Deutsche zu sein, nicht aufzufallen, sich anzupassen. Als ihre Großmutter stirbt, fliegt sie – inzwischen 30 aber immer noch unverheiratet – mit den Eltern nach Kalifornien, wo der Rest der Verwandtschaft lebt. Nie hat sie sich wirklich gefragt, wie es kommt, dass ihre Eltern in Deutschland sind und die anderen in den USA oder warum sie ihre vietnamesische Heimat verlassen haben. Mit dem Verlust der Großmutter, die sie kaum kannte und von der sie noch nicht einmal den Namen weiß, beginnt ihre Reise in die Geschichte ihrer Familie.

    Die Journalistin Khuê Phạm thematisiert schon lange die Situation von Einwandererkindern in Deutschland, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen und immer das Gefühl haben, weder zur einen noch zur anderen so richtig zu gehören. Dies ist auch das zentrale Thema in ihrem Debütroman, der von ihrer eigenen Familiengeschichte beeinflusst ist. Es ist jedoch nicht nur die Geschichte von jungen Menschen, die ihre Identität suchen, sondern auch von Schuldgefühlen, nicht Ausgesprochenem, dem, was nicht mehr gesagt und zurechtgerückt werden kann, wenn plötzlich jemand nicht mehr da ist.

    Kiềus Geschichte bildet den Rahmen, die Reise mit den Eltern, die für sie auch vor der Frage steht, was sie selbst mit ihrem Leben anfangen will. Ein Schwangerschaftstest bestätigt ihre Vermutung, aber ihre Beziehung ist fragil, ihr Freund bereitet gerade den Umzug nach Japan vor und Familie und Sesshaftigkeit gehörten nicht zu den aktuellen Plänen. So unsicher ihre Zukunft, so klar wird ihr, dass sie auch von der Vergangenheit kaum etwas weiß und nicht einmal die Geschichte ihrer Eltern kennt, die sich während des Studiums in Deutschland kennengelernt haben.

    Auf ihrem Vater lasteten als Erstgeborenem große Erwartungen; dass er hervorragende Schulleitungen zu erbringen hatte, um Zugang zum Medizinstudium zu erhalten, stand nie infrage. Statt Frankreich reichte es jedoch nur zu Deutschland und während er sich versuchte in diesem seltsamen Land, in dem sich Ende der 60er Jahre viele seiner Kommilitonen für sein Heimatland interessierten, zurechtzufinden, versank Vietnam im Chaos. Ein Heimatbesuch gegen Ende seiner Ausbildung war eher verstörend, nichts war mehr so, wie er es in Erinnerung hatte und auch von seiner Familie hatte er sich entfremdet.

    Sein jüngerer Bruder konnte nicht rechtzeitig fliehen und erlebte die Wiedervereinigung und Übernahme durch die Kommunisten. Er musste sich den harten Weg in die Freiheit erkämpfen, hatte dafür aber in den USA stets eine große vietnamesische Community, die die Traditionen weiterleben ließ. Für die Erzählerin eine neue Welt, ein anderes Zusammenleben als sie es aus Deutschland kennt. Auch ihre Eltern lernt sie noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen.

    Eine beeindruckende Familiengeschichte voller Brüche und verschiedenen Wahrheiten, die alle aus ihrer Perspektive gerechtfertigt und richtig sind. Eine Geschichte, die auch zeigt, wie sich Kultur und Identität konstruieren und immer wieder neu entwickeln und ausgehandelt werden müssen vor dem Hintergrund der Spannungen von familiären und gesellschaftlichen Erwartungen und eigenen Träumen. Ein Einblick in eine fremde Welt, die vor unseren Augen und doch hinter verborgenen Türen stattfindet.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte54, 02.11.2021

    Lesenswerte Auseinandersetzung der Familiengeschichte geprägt vom Vietnamkrieg

    Am 13.September 2021 erschien im btb Verlag der Roman „Wo auch immer ihr seid“ von Khue Pham. Der Roman umfasst 304 Seiten und ist als festgebundene Ausgabe im Buchhandel erhältlich.

    Die Autorin lebt in Berlin und gehört zu den wichtigsten Stimmen einer neuen Generation von deutschen Autorinnen und Autoren. Sie wurde 1982 in Berlin geboren und studierte in London am Goldsmiths College und an der London School of Economics. Dieser Roman ist ihr Debütroman – eine litarische Annäherung an ihre eigene Familie, deren Lebensweg sie über fünf Jahrzehnte nachzeichnet.

    Die Autorin begann sich mit Ihrer Familie und deren Wurzeln auseinanderzusetzen, als sie eine Facebook Nachricht von Ihrem Onkel Son aus Kalifornien erhält. Ihre Großmutter ist verstorben, das Testament soll eröffnet werden. Mit dabei sein soll die gesamte Familie. Aus diesem Anlass fliegt die Ich-Erzählerin Kieu (die sich selbt gerne Kim nennt) gemeinsam mit ihren Eltern in die USA. Dort möchte sie vor allem die Hintergründe darüber erfahren, warum sich ihr Vater und ihr Onkel überworfen haben.

    Dieser Roman ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte. Wie steht welches Familienmitglied in Beziehung zu einem anderen Familienmitglied. Was passierte in der Familie ihrer Großeltern, sodass die Familie sich entwurzelte und im weiteren Verlauf sich schließlich trennte mit dem Ergebnis, dass die Familie auf drei Kontinente verteilte lebte. Inwiefern spielt der Vietnamkrieg eine Rolle und was bewirkte dieser in der Gesellschaft.
    Angesprochen werden viele Aspekte (u.a. kulturelle Unterschiede Vietnam vs. Deutschland bzw. vs. USA, familäre Strukturen und der Umgang miteinander innerhalb der Familie).

    Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Die Autorin hat sehr detailliert und eindrucksvoll beschrieben, wie sich der Vietnamkrieg auf ihre Familie ausgewirkt hat. Jedes einzelne Familienmitglied ist durch dieses Ereignis geprägt worden und versuchte selbstständig einen Weg zu finden, um das Leben zu leben. Die verschiedenen Sichtweisen der einzelnen Familienmitglieder bzw. die Zeitsprünge werden im Roman dadurch angekündigt, dass ein neuer Abschnitt beginnt in dem entweder der Name des jeweiligen Familienmitglieds die Überschrift ist oder der Ort und das Jahr. Auf diese Weise kam ich mit den „Szenenwechsel“ sehr gut zurecht und hatte nicht eine Zeile lang das Gefühl nicht zu wissen, wo ich mich gerade befinde. Sehr eindrucksvoll fand ich auch die beschriebenen kulturellen Unterschiede. Die Sicht auf Deutschland (Berlin) fand ich genauso spannend, wie das beschriebene Leben in Vietnam. Einen sehr guten Einblick habe ich in die familiären Strukturen und den Umgang untereinander bekommen.

    Sehr gerne bewerte ich den Roman mit 5 Sternen.

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  • 5 Sterne

    Anke B., 16.09.2021

    In ihrem Erstlingswerk "Wo auch immer Ihr seid" erzählt die Zeit-Redakteurin Khuê Pham die Geschichte ihrer Familie in einem Roman verpackt.

    Kièu lebt als junge Deutsch-Vietnamesin im heutigen Berlin und ist gar nicht begeistert, dass sie mit ihrer Familie zur Beerdigung ihrer Großmutter, die in den USA lebt, und die sie kaum kennt, fliegen soll. Vor Jahren hatte ihr Vater den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen, so dass Kièu kaum etwas über ihre vietnamesische Familie weiß. Ihre Eltern haben immer versucht, so deutsch wie möglich zu werden, weil sie sich dem Land, in das sie ausgwandert sind, anpassen wollten. So kann Kièu auch ihren Namen gar nicht korrekt aussprechen und nennt sich selbst daher einfach Kim.

    Im Laufe der Geschichte erfährt man in Rückblenden die verschiedenen Lebenswege ihrer Familienmitglieder. Ihre Eltern konnten noch einigermaßen problemlos als Studenten nach Deutschland ausreisen, doch der Rest der Familie blieb zurück und wurde vom Vietnamkrieg überrannt. Der Großvater kam ins Arbeitslager, der Onkel versuchte erfolglos, über die amerikanische Botschaft zu flüchten und musste dann auf dem Landweg fliehen. Das alles erfährt sie zusammen mit dem Lesr nach und nach.

    Das Buch ist sehr eindrücklich geschrieben, in einer schönen, teilweise poetischen Sprache, und man kann die Zerrissenheit, die der Kontrast zwischen ihrer Familienherkunft und ihrem heutigem Leben in ihr auslösen, sehr gut nachvollziehen. Und in gewissem Sinne ist das Buch extrem aktuell, weil z.B. der Abzug der Amerikaner aus Saigon sehr an den überstürtzten Abzug der Streitkräfte der USA und anderer Staaten aus Kabul erinnert.

    Alles in allem kann ich das Buch komplett empfehlen, es bringt einem das Land und die Geschichte nahe (und auch die Sprache - mir war bisher überhaupt nicht bewusst, wie viele Akzentzeichen es auf diversen Buchstaben geben kann), und man kann sehr gut in die Erzählung eintauchen und hat das Gefühl, man erlebt alles hautnah mit. Ein wirklich beeindruckendes Buch!

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  • 5 Sterne

    Leseratte, 01.09.2021

    Dies ist der Debütroman der Autorin Khué Pham und man will es fast nicht glauben, dass dies ein "Erstlingswerk" ist. Überzeugend und gekonnt lässt sie die junge Kim (die eigentlich Kieu heißt - wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur) ihre Geschichte erzählen. Kim ist 30 Jahre alt und kennt nur Deutschland - ihr eigenes wunderschönes Land ist ihr fremd. In einzelnen Kapiteln werden zu unterschiedlichen Epochen viele Familienmitglieder vorgestellt und aus ihrem Leben erzählt. Immer wieder kommen die verheerenden und abscheulichen Kriegswirren in diesen Geschichten vor. Als Leser glaubt man oft, der Erzählung ein Stück voraus zu sein. Die guten Jahre vor dem Krieg sowie die schlechten Jahre danach werden eindringlich erzählt. Wendepunkt ist der Tag, an dem das Testament der Großmutter eröffnet werden soll. Die verstreute Familie trifft sich dafür in Amerika ...
    Es ist ein wunderbares Buch für alle, die verstehen wollen wie diese Menschen aus ihrer Kultur gerissen wurden. Ich durfte selbst bei meinen zweimaligen längeren Aufhalten in Vietnam und Kambodscha diese Kulturen erleben und war immer wieder sehr angetan von diesen freundlichen Menschen. Vieles dort ist uns fremd, aber vielleicht kann man sich mit diesem Buch diese wunderbare Kultur samt den Menschen dort "erlesen". Mich hat dieser Roman fasziniert - vor allem das Ende! Deshalb von mir eine ausgesprochene Leseempfehlung und hoffentlich bald mehr von dieser Autorin.

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  • 5 Sterne

    Nil_liest, 13.11.2021

    Doch mehr Grau als Schwarzweiß

    Khuê Pham ist von Hause aus bisher eher journalistisch geprägt, sie hat bereits ein Sachbuch publiziert mit 2 weiteren Autoren: „Wir neuen Deutschen“. Nun folgt der erste literarische Coup, an dem sie 4 Jahre lang gefeilt hat! Ich finde, dass sich die Mühe gelohnt hat, ist doch dieser Roman als Endprodukt sehr überzeugend gut geworden!
    „Wo auch immer ihr seid“ ist eine dicht erzählte Geschichte, natürlich von Khuê Phams eigener Familie und ihr selbst inspiriert und auch das ein und andere Bruchstück entstammt dem familiären Anekdotenpool, aber trotz allem ist es eine fiktive Geschichte. In der Summe eine Autofiktion.
    Im Mittelpunkt steht die 30jährige Kiều, Kind vietnamesischer Flüchtlinge des Vietnamkrieges. Eine Familie, die emotional viel im Gepäck hat, bis dato aber ihre Vergangenheit ruhen ließ. Nun stirbt Kiều Großmutter und ihr Testament wirbelt viel Vergessenes auf und Kiều begibt sich auf Spuren- und Identitätssuche.
    Mir hat an dem Roman das vielfältige Narrativ gefallen wie hier der Vietnamkrieg im Kontext von Einzelschicksalen in seiner Komplexität präsentiert wird. Die Umbrüche, die situativen Reaktionen vor verschiedenen kulturellen Hintergründen. Auch die Gegenüberstellung des Vietnamkrieges mit der Flucht mit der Identitätssuche der nächsten Generation im Ausland.
    Spannend, super geschrieben – ich kann dieses Buch nur wärmsten empfehlen und wünsche dem Roman viele viele Leser!

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  • 5 Sterne

    Henry B., 22.08.2021

    Mit "Wo auch immer ihr seid" hat Khuê Phạm ein berührendes Familienportrait geschaffen, das sich zwischen den Erwartungen der Eltern und der Selbstverwirklichung der Kinder abspielt. Auf eine unglaublich weiche Art beschreibt sie, wie mehrere Generationen, von unterschiedlichsten Erfahrungen des Vietnamkriegs, Immigration und Idealen geprägt, ihre Nationalidentität ausleben und unterschiedlichste Wege gehen. Mit einer eindrucksvollen Schärfe und Direktheit schafft die Autorin eine Deutsch-Vietnamesin, die für Deutschen die Vietnamesin und für ihre Familie die Deutsche ist. Für diese Diskrepanz findet sie ein imposantes Bild in der Hauptfigur, die ihren eigenen Namen nicht aussprechen kann, da sie nicht gut genug Vietnamesisch spricht. Nach fünfzehn Jahren Funkstille trifft die Familie aus Vietnam und Deutschland in Kalifornien aufeinander, und alle unausgesprochenen Vorwürfe, Enttäuschungen aber auch Hoffnungen und Veränderungen kommen hervor. Die letzten fünf Jahrzehnte der Familie werden in zwei Parallelhandlungen erzählt und geben einen tiefen Einblick in das Familiengefüge. Phạm kreiert auf ihre feinsinnige Art extrem authentische Charaktere. Sehr lesenswert!

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  • 5 Sterne

    Quincyliest, 20.08.2021

    Khue Pham erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte ihrer vietnamesischen Familie. Im Mittelpunkt des Buches steht die Frage nach ihrer eigenen Herkunft, die ihr immer wieder gestellt wird und sie beschäftigt. Als Kim, wie sie sich nennt, dann die Nachricht eines Onkels aus Amerika erhält und dieser um ein Familientreffen bittet, offenbart sich bruchstückhaft die Geschichte ihrer gesamten Familie. Die Autorin porträtiert in überzeugender Sprache einzelne Familienmitglieder und so setzt sich Stück für Stück ein Gesamtbild der Familie zusammen. Es wird verständlich, warum jeder Einzelne zu bestimmten Meinungen und Überzeugungen gelangt ist, es waren vor allem die Erfahrungen mit politischen Systemen, die dazu führten.
    Khue Pham schreibt in einer klaren und ausdrucksstarken Sprache, präzise sind ihre Beobachtungen, das Geschriebene nie wertend.
    Ihr Roman konnte mich fesseln und ließ mich mitfühlen, gern empfehle ich ihn weiter.

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