NUR BIS 12.05: 10%¹ Rabatt

 
 
Merken
Merken
 
 
lieferbar
versandkostenfrei

Bestellnummer: 151229481

Buch (Gebunden) 22.00
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitatis_buecherkiste, 28.04.2024

    An einem regnerischen kalten Tag im November des Jahres 1981 wurde die siebzehnjährige Nina Markowski missbraucht und unfassbar brutal umgebracht. Die Indizien wiesen alle auf den vierzehn Jahre älteren Volker März, der die Tat allerdings vehement bestritten hat und aufgrund fehlender Beweise freigesprochen wurde. Der Vater von Nina Markowski kämpfte vierzig Jahre lang für Gerechtigkeit für seine Tochter, unterstützt wurde er vom zuständigen Kriminalbeamten und nun von Kriminalhauptkommissarin Anne Paulsen, die aus persönlichen Gründen einen folgenschweren Plan schmiedet, um Nina Gerechtigkeit zukommen zu lassen.

    „Doch dann war der Bundesgerichtshof gekommen und hatte alle Erkenntnisse und Überzeugungen über Bord geworfen. Tatsachenbehauptungen waren dehnbar. Tatsachen waren relativ. Und die Wahrheit? Sie war nichts weiter als ein riesiger Haufen Schei..e an einem Wegesrand. Sie war zwei Groschen im Gras.“ (Seite 229)

    Ein wahrer Kriminalfall inspirierte Markus Thiele zum vorliegenden Roman, nämlich der Mordfall Frederike von Möhlmann, die am Abend des 4. November 1981 verschwand und deren Leiche vier Tage später in einem nahegelegenen Waldstück gefunden wurde. Der Tatverdächtige Ismet H. wurde im Juli 1982 durch das Landgericht Lüneburg zur lebenslangen Haft verurteilt. Dieses Urteil hob der Bundesgerichtshof wegen Mängeln in der Beweisführung auf und verwies den Fall an das Landgericht Stade, das den mutmaßlichen Mörder im Jahr 1983 mangels Beweisen freisprach. Eine im Jahr 2012 durchgeführte DNA-Untersuchung bewies zweifelsfrei, dass Ismet H. der Mörder des jungen Mädchens war, eine erneute Anklage aber war aufgrund der Gesetzeslage nicht möglich. In den folgenden Jahrzehnten kämpfte der Vater von Frederike unermüdlich, um eine Änderung des entsprechenden Gesetzes zu erreichen.

    Bei meinen Recherchen schwankte ich zwischen Unglauben, Sprachlosigkeit und Unverständnis, weinte Tränen der Wut. Ich erinnerte mich an die Gesetzesänderung und die folgende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die ich allerdings erst jetzt mit dem hier in Rede stehenden Fall in Verbindung gebracht habe. Darüber streiten übrigens bis heute die Gelehrten. Markus Thiele hat die Prozesshistorie und die rechtlichen Elemente in sein Buch eingebaut, die darin vorkommenden Personen, ihre Beziehungen zueinander sowie Handlungsmotive aber verändert, sodass sich eine gänzlich andere Geschichte ergab, abgesehen vom strafrechtlichen Grundgerüst. Meine Rezension kann und wird sich verständlicherweise nur darauf beziehen.

    Auf verschiedenen Zeitebenen wird erzählt, was geschehen ist, wobei die Zeitsprünge auch schon mal vierzig Jahre betragen. Bereits der Prolog hat es in sich, denn einen solchen Auftakt habe ich nicht erwartet. Ich sehe Parallelen zu einem anderen Fall, muss aber abwarten, ob sich meine Vermutung bestätigt. Die Abschnitte sind zeitlich gekennzeichnet und mit Überschriften versehen, die immer ins Schwarze treffen, mit einem Bezug zum folgenden Text. Ich weiß beim Lesen nicht, wohin mit meinen Gefühlen, denn die fiktiven Figuren wirken auf mich unglaublich lebensecht, was dem schriftstellerischen Talent des Autors geschuldet ist. Nicht nur habe ich Volker März vor meinen Augen, ich rieche sein Parfüm, höre seine Stimme und erfahre dabei den unverwechselbaren Klang der 1980er Jahre, die mir noch gut im Gedächtnis geblieben sind und die Markus Thiele mit jeder Zeile wieder aufleben lässt.

    Der vorliegende Kriminalroman ist für mich ein wahnsinnig gut recherchiertes und mittels Verfremdung zur Unterhaltung bearbeitetes Stück Zeitgeschichte. Die interessanten strafrechtlichen Aspekte, die bereits für Fachleute oft zu kompliziert formuliert sind, hat der Autor dabei verständlich und für Laien nachvollziehbar gemacht. Diese spannende Geschichte überrascht durch Wendungen, die dazu führen, dass es nicht langweilig wird, der tolle Schreibstil lässt mich durch die Seiten fliegen und ich bin gespannt, welchen Ausgang der Fall findet. Bis zuletzt habe ich ein bestimmtes Szenario vor Augen und bin nicht sicher, ob das tatsächliche Ende bei allen seine Zustimmung finden wird. Ich jedenfalls werde noch lange darüber nachdenken und mich fragen, was falsch und was richtig gewesen wäre. Womit ein weiteres Jahreshighlight gefunden ist. Grandios!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 05.03.2024

    Recht und Gerechtigkeit - zwei Paar Schuhe?

    Inhalt:
    Im November 1981 wird die siebzehnjährige Nina Markowski auf dem Heimweg von einer Chorprobe vergewaltigt und bestialisch ermordet. Ein Bekannter, der einunddreißigjährige Volker März, wird der Tat verdächtigt, obwohl er alles abstreitet. Die Indizien reichen nicht für eine Verurteilung; so erfolgt ein Freispruch. Als sich Jahrzehnte später seine Schuld durch einen DNA-Nachweis ziemlich sicher beweisen lässt, greift ein besonderer Paragraph der Strafprozessordnung: Niemand darf zwei Mal wegen der gleichen Sache angeklagt werden. Ninas Vater - und nicht nur er - setzt alle Hebel in Bewegung, um doch noch Gerechtigkeit zu erlangen.

    Meine Meinung:
    Wie gewohnt ist auch dieser Roman von Markus Thiele an einen wahren Fall angelehnt. Und wie gewohnt greift er einen juristischen Sachverhalt auf, über den man geteilter Meinung sein kann. Man lernt dabei einiges über unser deutsches Rechtssystem, denn der Autor ist nicht nur Autor, sondern auch Jurist und man merkt deutlich, dass er weiß, wovon er spricht.

    Diese ganzen juristischen Sachverhalte und Feinheiten sind eingebettet in einen äußerst atmosphärisch erzählten Roman. Das Kopfkino läuft beim Lesen auf Hochtouren und die Geschichte lässt einen auch in den Lesepausen nicht los. Thiele schreibt so lebendig, dass man alles um sich herum vergessen und tief in dieses Justizdrama eintauchen kann.

    Die Handlung wird grob in zwei Zeitebenen erzählt, einmal zur Zeit der Tat bzw. die Monate danach und zum anderen etwa vierzig Jahre später, als das Verfahren wieder aufgerollt wird. Auch zwischen verschiedenen Personen wird gewechselt. So entsteht nach und nach ein umfassendes Bild. Dabei steht gar nicht so sehr die Frage nach der Schuld im Vordergrund, sondern vielmehr die Suche nach Gerechtigkeit.

    Markus Thiele gibt viele Anstöße zum Nachdenken, lässt den Lesenden aber die Freiheit, sich selbst eine Meinung zu Recht und Gerechtigkeit zu bilden.

    Fazit:
    „Zeit der Schuldigen“ ist ein hervorragend erzählter Roman, der einen betroffen und wütend machen kann, der beklemmend ist und trotzdem nicht hoffnungslos. Absolute Leseempfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    dorli, 04.03.2024

    Hambühren im August 1981. Nina Markowski ist ein fröhliches 17-jähriges Mädchen, das mit ihren Freundinnen den Sommer genießt. Auf dem jährlichen Schützenfest trifft sie den fast doppelt so alten Volker März. Ein netter Kerl, der Nina aus einer brenzligen Situation befreit. Die beiden freunden sich an, gehen Eisessen, hören gemeinsam Musik. Als Volker sich eine intensivere Beziehung wünscht, macht Nina ihm klar, dass sie nichts für ihn empfindet. Sie hat sich in einen Mitschüler verliebt und bittet Volker, das zu akzeptieren.

    Einige Monate später, am 4. November 1981, wird Nina auf dem Nachhauseweg von der Chorprobe vergewaltigt und bestialisch ermordet - 22 Messerstiche, die Kehle bis auf die Halswirbelsäule durchgeschnitten. Dringend tatverdächtig: Volker März. Doch die Beweise reichen nicht aus, Volker wird rechtskräftig freigesprochen. Erst im Jahr 2012 lässt sich mittels DNA-Analyse einwandfrei seine Schuld beweisen. Doch für ein neues Verfahren ist es zu spät, denn laut Gesetz darf niemand nach einem Freispruch ein weiteres Mal für dieselbe Tat angeklagt werden - Volker März bleibt ein freier Mann…

    Ninas Vater Hans kann und will sich nicht damit abfinden, dass niemand für die Ermordung seiner Tochter zur Rechenschaft gezogen wird. Über mehrere Jahrzehnte hinweg kämpft er für Gerechtigkeit. Dabei wird er allerdings weder von Hass getrieben, noch trachtet er nach Vergeltung. Ganz anders Hauptkommissarin Anne Paulsen. Anne will März aus einem ganz persönlichen Grund drankriegen und setzt dafür alles aufs Spiel. Nach akribischer Vorbereitung ist es im November 2022 soweit, ein sorgfältig ausgeklügelter Plan soll den mittlerweile 72-jährigen Mann endlich dingfest machen.

    In seinem von einem wahren Verbrechen inspirierten Roman „Zeit der Schuldigen“ nimmt Markus Thiele den Leser mit auf eine fesselnde Zeitreise in die 1980er Jahre und erzählt die Geschichte der Schülerin Frederike von Möhlmann nach, die 1981 brutal ermordet wurde und deren Mörder trotz aller Anstrengungen der Opferfamilie auch über 40 Jahre nach der Tat ganz rechtmäßig sein Leben als freier Mann lebt.

    Markus Thiele hat die realen Ereignisse und die Prozesshistorie rund um diesen Mordfall mit einer spannenden, für mich äußerst glaubwürdigen fiktiven Handlung verwoben. Er beschreibt seine Akteure vielschichtig und lebensnah und schildert deren Beziehungen zueinander überzeugend. Der Fall wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet, so dass ich mir ein umfassendes Bild von der Zeit vor und nach dem Mord machen kann.

    Der Autor gewährt mir zunächst einmal tiefe Einblicke in das Leben der 17-Jährigen. Nina ist ein ganz normaler Teenager. Sie wirkt emotional sehr verunsichert, was in ihrem Alter kein Wunder ist. Ich lerne sie gut kennen, begleite sie bis zu dem verhängnisvollen regnerischen Abend im November ’81. Anschaulich und eindringlich schildert Markus Thiele dann, was ihr Vater Hans über viele Jahre hinweg durchstehen muss. Seine Trauer und seine Verzweiflung sind für mich greifbar. Ich leide mit ihm, kann sein Hoffen und Bangen sehr gut nachvollziehen und spüre, wie die Rückschläge an seinen Kräften zehren. Mitgerissen haben mich auch die Ereignisse, die in dem Part rund um Anne Paulsen spielen. Der Autor lässt mich anfangs nur erahnen, was Anne antreibt und schickt mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt - obwohl ich Annes tatsächliches Motiv erst ganz zum Schluss erfahre, obwohl ich weiß, dass Selbstjustiz niemals eine Option sein darf, fiebere ich intensiv mit ihr mit und ertappe mich immer wieder dabei, dass ich mir wünsche, dass ihr Plan am Ende erfolgreich sein möge. Warum nicht die Dinge selbst in die Hand nehmen, wenn man derart von Recht und Gesetz im Stich gelassen wird?

    Markus Thiele versteht es ganz ausgezeichnet, in seinen Romanen die juristische Sichtweise auf gesellschaftlich gewichtige Themen auch für den Laien leicht verständlich darzustellen und lädt seine Leser damit ein, über diese Dinge nachzudenken und sich ein eigenes Bild zu machen.

    Der Fall Frederike Möhlmann und auch die jahrzehntelangen Bemühungen ihres Vaters, für Gerechtigkeit zu sorgen, waren mir durch die Berichterstattung in der Medien schon bekannt. „Zeit der Schuldigen“ hat mir jetzt zusätzlich einen interessanten Einblick in den Ablauf der Ermittlungen und der Gerichtsverhandlungen geboten. Ich bleibe nach dem Lesen des Romans emotional aufgewühlt zurück. Ich kann es einfach nicht fassen, wie weit Recht und Gerechtigkeit hier auseinanderklaffen. Es fühlt sich für mich völlig falsch an, dass ein Mörder, dessen Schuld nachgewiesen ist, straffrei bleibt. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass jemand, der ohne Zweifel der Täter ist, rechtmäßig geschützt wird.

    „Zeit der Schuldigen“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt - eine mitreißend erzählte Geschichte, die den Leser intensiv an der Prozesshistorie eines wahren Verbrechens teilhaben lässt. Absolute Leseempfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Airedale, 11.03.2024

    Profilbild von Airedale
    Airedale
    Veröffentlicht am 11.03.2024
    Ein spannendes Buch mit Langzeitwirkung.
    0

    Das Cover gefällt mir sofort sehr gut, und wirkt auf mich sehr geheimnisvoll und etwas unheimlich. Bei diesem Anblick wird bei mir auch gleich die Neugierde auf den spannenden Kriminalroman " Zeit der Schuldigen " von Markus Thiele geweckt. Das Buch habe ich dann auch in einem Rutsch gelesen, denn die Story hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Tatsache, dass diese Geschichte auf einen wahren Mordfall basiert, gibt dem Ganzen für mich noch eine zusätzliche Dramatik und Betroffenheit. Es ist die geschickte Kombination zwischen Fiktion und realen Fakten die Markus Thiele hundertprozentig gelungen ist - mein Kompliment! Der Schreibstil ist sehr flüssig und fesselnd - und die Spannung wird gekonnt und geschickt aufgebaut. Mir gelingt es mühelos einzusteigen und ich war sofort mitten im Geschehen. So konnte ich mir die Orte, Räumlichkeiten und die einzelnen Personen in meiner Fantasie gut vorstellen , denn sie wurden sehr bildlich und detailliert beschrieben. Auch das sichere Einfangen der Atmosphäre ist dem Autor bestens und treffend gelungen .Es gelingt ihm sofort eine packende Ebene zum Leser zu finden, und mich lässt die Geschichte mit all ihren Facetten und Besonderheiten nicht mehr los. Oft gerate ich in ein Wechselbad der Gefühle und ich bin emotional sehr berührt ! Und das bleibt so bis zum Schluss.
    Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat und ich als sehr informativ und treffend empfinde, das sind die Überschriften der jeweiligen Kapitel. Sie sind sehr gelungen, passend und aussagekräftig .
    Es geht hier um grausamen Mord und die Vergewaltigung an der 17 jährigen Nina im Jahre 1981, und um den juristischen Umgang der Gerichte mit diesem Fall und dem Täter.
    Alles sehr spannend und interessant - denn man bekommt auch einen guten Einblick in die rechtlichen Hintergründe. Beim Lesen fiebert man richtig mit, und hofft auf Gerechtigkeit. Darauf hofft auch der Vater des Mädchens, der jahrzehntelang für die Verurteilung des Täters kämpft. Immer wieder stellt sich die Frage, ob es Klaus Margraf und den anderen Ermittlern gelingt diesen brutalen Mord an Nina letztendlich zu klären und den Mörder zu überführen, sodass dieser seine gerechte Strafe erhält. Gelingt es Anne Paulsen, die eine starke Persönlichkeit und eine erstklassige Polizistin ist, von Volker März ( den sie entführt hat) ein Geständnis zu bekommen? Was sind ihre Beweggründe und wie weit wird sie gehen? So viele Fragen gilt es zu beantworten, und man kann nicht aufhören weiter zu lesen. Markus Thiele hat hervorragend recherchiert und seine Version des Falles faszinierend und sehr unterhaltsam erzählt. Sein Schreibstil ist ganz nach meinem Geschmack, und auch diesmal sind es die wechselnden Perspektiven mit denen er sehr gekonnt die Spannung aufrecht hält. Mein Kopfkino war jedenfalls pausenlos tätig. So lässt er mehrere Personen mit Erzählsträngen aus der jetzigen Zeit ( 2022) und den Rückblenden aus dem Jahr 1981 die Geschehnisse aus ihrer Sicht und Gefühlswelt berichten. Durch seine detailgenauen Beschreibungen und Schilderungen aus der damaligen Zeit im Jahr 1981 fühlte ich mich oft tatsächlich in die Achtziger Jahre versetzt, was teilweise sehr amüsant war und bei mir viele Erinnerungen weckte. Nebenbei also noch eine interessante Zeitreise auf die uns Markus Thiele mitnimmt, und es gelingt ihm hervorragend das Feeling der 80iger Jahre authentisch und toll einzufangen.
    Fazit : Das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Es hat mich vollkommen mitgenommen, mich begeistert und gefesselt.
    Ich war zwischendurch oft sehr aufgewühlt und betroffen, besonders weil ich wußte, dass dieser Roman auf einem wahren Kriminalfall basiert. Beste Unterhaltung und sehr anschaulich geschrieben, weil ich mich immer mitten im Geschehen wähnte .Eine spezielle Geschichte über die ich bestimmt noch lange Nachdenken und diskutieren werde!
    Von mir eine absolute Kaufempfehlung und einen großen Dank an Markus Thiele für sein großartiges Buch.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Airedale, 11.03.2024

    Das Cover gefällt mir sofort sehr gut, und wirkt auf mich sehr geheimnisvoll und etwas unheimlich. Bei diesem Anblick wird bei mir auch gleich die Neugierde auf den spannenden Kriminalroman " Zeit der Schuldigen " von Markus Thiele geweckt. Das Buch habe ich dann auch in einem Rutsch gelesen, denn die Story hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Tatsache, dass diese Geschichte auf einen wahren Mordfall basiert, gibt dem Ganzen für mich noch eine zusätzliche Dramatik und Betroffenheit. Es ist die geschickte Kombination zwischen Fiktion und realen Fakten die Markus Thiele  hundertprozentig gelungen ist - mein Kompliment!  Der Schreibstil ist sehr flüssig und fesselnd - und die Spannung wird gekonnt und geschickt aufgebaut. Mir gelingt es mühelos einzusteigen und ich war sofort mitten im Geschehen. So konnte ich mir die Orte, Räumlichkeiten und die einzelnen Personen in meiner Fantasie gut vorstellen , denn sie wurden sehr bildlich und detailliert beschrieben. Auch das sichere Einfangen der Atmosphäre ist dem Autor bestens und treffend gelungen .Es gelingt ihm sofort eine packende Ebene zum Leser zu finden, und mich lässt die Geschichte mit all ihren Facetten und Besonderheiten nicht mehr los. Oft gerate ich in ein Wechselbad der Gefühle und ich bin emotional sehr berührt ! Und das bleibt so bis zum Schluss.
    Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat und ich als sehr informativ und treffend empfinde, das sind die Überschriften der jeweiligen Kapitel. Sie sind sehr gelungen, passend und aussagekräftig .
    Es geht hier um grausamen Mord und die Vergewaltigung an der 17 jährigen Nina im Jahre 1981, und um den juristischen Umgang der Gerichte mit diesem Fall und dem Täter.
    Alles sehr spannend und interessant - denn man bekommt auch einen guten Einblick in die rechtlichen Hintergründe. Beim Lesen fiebert man richtig mit, und hofft auf Gerechtigkeit. Darauf hofft auch der Vater des Mädchens, der jahrzehntelang für die Verurteilung des Täters kämpft. Immer wieder stellt sich die Frage, ob es Klaus Margraf und den anderen Ermittlern gelingt diesen brutalen Mord an Nina letztendlich zu klären und den Mörder zu überführen, sodass dieser seine gerechte Strafe erhält. Gelingt es Anne Paulsen,  die eine starke Persönlichkeit und eine erstklassige Polizistin ist, von Volker März ( den sie entführt hat) ein Geständnis zu bekommen? Was sind ihre Beweggründe und wie weit wird sie gehen?  So viele Fragen gilt es zu beantworten, und man kann nicht aufhören weiter zu lesen. Markus Thiele hat hervorragend recherchiert und seine Version des Falles faszinierend und sehr unterhaltsam erzählt. Sein Schreibstil ist ganz nach meinem Geschmack, und auch diesmal sind es die wechselnden Perspektiven mit denen er sehr gekonnt die Spannung aufrecht hält. Mein Kopfkino war jedenfalls pausenlos tätig. So lässt er mehrere Personen mit Erzählsträngen aus der jetzigen Zeit ( 2022) und den Rückblenden aus dem Jahr 1981 die Geschehnisse aus ihrer Sicht und Gefühlswelt berichten. Durch seine detailgenauen Beschreibungen und Schilderungen aus der damaligen Zeit im Jahr 1981 fühlte ich mich oft tatsächlich in die Achtziger Jahre versetzt, was teilweise sehr amüsant war und bei mir viele Erinnerungen weckte. Nebenbei also noch eine interessante Zeitreise auf die uns Markus Thiele mitnimmt, und es gelingt ihm hervorragend das Feeling der 80iger Jahre authentisch und toll einzufangen.
    Fazit : Das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Es hat mich vollkommen mitgenommen,  mich begeistert und gefesselt.
    Ich war zwischendurch oft sehr aufgewühlt und betroffen, besonders weil ich wußte,  dass dieser Roman auf einem wahren Kriminalfall basiert. Beste Unterhaltung und sehr anschaulich geschrieben, weil ich mich immer mitten im Geschehen wähnte .Eine spezielle Geschichte über die ich bestimmt noch lange Nachdenken und diskutieren werde!
    Von mir eine absolute Kaufempfehlung und einen großen Dank an Markus Thiele für sein großartiges Buch.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Bücherfreundin, 26.02.2024

    Aufrüttelnder Roman über Recht und Gerechtigkeit
    "Zeit der Schuldigen", der neue Roman von Markus Thiele, basiert auf einem wahren Kriminalfall, der sich 1981 im Landkreis Celle ereignete.


    November 1981: Die 17-jährige Schülerin Nina Markowski ist abends nach der Chorprobe auf dem Weg nach Hause. Sie verpasst den Bus und stellt sich als Anhalterin an die Straße. Zuhause kommt sie nie an, vier Tage später wird ihre Leiche in einem Waldstück aufgefunden. Die Obduktion ergibt, dass Nina einem brutalen Sexualverbrechen zum Opfer gefallen ist. Bald wird die Polizei auf Volker März aufmerksam, Reifenspuren seines Autos am Tatort und Stofffasern an Ninas Kleidung belasten ihn schwer.
    Vor Gericht bestreitet der Angeklagte die Tat, wird aber aufgrund von Indizien zunächst schuldig gesprochen. Einige Monate später hebt der Bundesgerichtshof das Urteil auf, im anschließenden Prozess wird März freigesprochen. Als Jahre später neue Beweise vorliegen, erhebt Hans Larsen, der Vater des Opfers, Zivilklage gegen März und startet danach eine Petition mit dem Ziel einer Gesetzesänderung.

    November 2022: Die knapp 50-jährige Polizistin Anne Paulsen versucht aufgrund persönlicher Motive im Alleingang, Volker März zur Rechenschaft zu ziehen. Dabei überschreitet sie jedoch Grenzen.


    Die spannende Geschichte ist in sehr schöner, klarer Sprache auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt und liest sich sehr flüssig. Im Hier und Jetzt begleiten wir Anne Paulsen, in Rückblenden werden Ninas Vergangenheit und die ihres Vaters aufgeblättert. Neben der Polizistin Anne Paulsen lernen wir auch Kriminalhauptkommissar Klaus Margraf kennen, der in der Mordsache ermittelt und noch nach seiner Pensionierung darunter leidet, dass er den Fall nicht aufklären konnte.

    Die Charaktere sind sehr bildhaft und authentisch beschrieben. Ich mochte das lebensfrohe Mädchen Nina, das dann so brutal aus dem Leben gerissen wurde, und ich hatte großes Mitgefühl für ihren trauernden und verzweifelten Vater, der über Jahrzehnte gegen die Mühlen der Justiz ankämpfte.

    Markus Thiele, der hauptberuflich Rechtsanwalt ist, beschreibt neben den Verfahrensabläufen die damalige und heutige Gesetzeslage präzise und für Laien sehr gut verständlich. Er erklärt, dass Recht und Gerechtigkeit manchmal weit auseinander liegen, und was es bedeutet, den Rechtsfrieden herzustellen. Es ist für mich unfassbar und absolut nicht nachvollziehbar, dass es nicht möglich ist, beim Vorliegen neuer Beweise einen Strafprozess wiederaufleben zu lassen. Ich hoffe sehr, dass es hier doch noch zu einer Gesetzesänderung kommt.

    In seinem Nachwort geht der Autor auf den Fall Frederike von Möhlmann ein, der ihn zu diesem Buch inspiriert hat. Er schildert den damaligen Verfahrensablauf und lässt uns wissen, was in seinem Roman frei erfunden ist.

    Mir hat das aufwühlende Buch, in dem es neben Recht und Gerechtigkeit auch um Selbstjustiz und Loyalität, Freundschaft und erlittene Traumata geht, sehr gut gefallen. Es hat mich nicht nur betroffen, sondern auch wütend gemacht.

    Absolute Leseempfehlung für diesen großartigen Roman, der mich noch lange beschäftigen wird!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Siglinde H., 11.03.2024

    Keine Gerechtigkeit für Nina
    Die Handlung des Buches spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Am Anfang steht die Entführung des 72jährigen Volker März durch die Kriminalhauptkommissarin Anne Paulsen. Diese Handlungsweise wirft Fragen auf, denn sie riskiert mit diesem Tun ihr berufliches Leben. Geht es wirklich nur um die Bestrafung von März, der 1982 die 17jährige Nina vergewaltigt und brutal ermordet haben soll ?

    Der 2. Handlungsstrang führt mich in die Vergangenheit und schildert die damaligen Ereignisse. Ich lerne Nina, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter lebt, als typischen Teenager voller Träume und Plänen gepaart mit Unsicherheit kennen. Zufällig hilft ihr März aus einer unangenehmen Situation, als Nina von einem betrunkenen Jungen aus ihrer Schule auf der Kirmes bedrängt wird. Nina freundet sich mit dem 17 Jahren älteren Mann an. Sie fühlt sich zum einen geschmeichelt, dass er ihr so viel Aufmerksamkeit schenkt. Zum anderen ist er auch ein wenig Vaterersatz. März war mir unsympathisch und in meine Augen auch zwielichtig. Er lebt noch bei seinen Eltern, füllt Zigarettenautomaten auf und ist Kettenraucher. Ich fand sein Verhalten gegenüber Nina nicht angemessen. Dann verliebt sich Nina in den neuen Klassenkameraden und beendet die Freundschaft mit März. Wenig später wird sie auf dem Heimweg von einer Chorprobe ermordet. Ermittlungen werden aufgenommen. Verantwortlicher ist der Kommissar Klaus Margraf. Sein Weg führt ihn auch zu Ninas Vater. Die beiden werden Freunde. Immer mehr Indizien sprechen für März Täterschaft. Es kommt zum Prozess und März wird mangels Beweisen frei gesprochen.

    Die Jahre vergehen und es gibt immer bessere Ermittlungsmethoden. Durch einen DNA-Abgleich wird März Täterschaft bewiesen. Da das Gesetz keine zweite Anklage zulässt, ermutigen Klaus und Sabine, eine Journalistin, die die damalige Verhandlung beobachte hat, eine zivilrechtliche Klage einzureichen. Die Klage scheitert.

    In der Gegenwart versucht Anne , März ein Geständnis abzupressen.

    Was den Roman in meinen Augen besonders aufwühlend macht, die Handlung entspricht in weiten Teilen einem wahren Kriminalfall. Ich mochte Nina, die gerade dabei ist , die Welt zu entdecken. Wie hätte sie die Gefahr in Person von März erkennen sollen ? Die Verzweiflung der Mutter und die Trauer des Vaters, der sich der Möglichkeit beraubt sieht, das eigene Kind kennenzulernen, lassen mich nicht kalt. Demgegenüber März, der sein Leben weiter leben kann. Da kann man schon die Frage nach der irdischen Gerechtigkeit stellen. Die Antwort ist nicht einfach und manche zerbrechen daran. All die Emotionen , die Ninas Familie durchlebt, hat der Autor sehr eindringlich und lebendig geschildert. Ich musste sogar nach einem Taschentuch greifen.

    Annes Verhalten dagegen war mir unverständlich. Gerade sie als Teil der Polizei muss solche Spannungen meiner Ansicht nach aushalten, sonst leidet das Vertrauen in die Justiz. Für mich ein lesenswertes Buch, das in unterhaltsamer und spannender Weise die Frage stellt "Was ist Gerechtigkeit ? "

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    katikatharinenhof, 05.03.2024

    Wieviel Recht steckt in Gerechtigkeit

    Anne Paulsen ist Polizistin und getrieben von dem Gedanken, Gerechtigkeit walten zu lassen. Aber es gibt ein rotes Tuch, das aus dem Mensch Anne eine Getriebene werden lässt. Denn Volker März, ein freigesprochener Straftäter, reißt Wunden auf, die nie verheilt sind. Anne will, dass er bestraft werd - nicht nur für den Mord an der 17jährigen Nina, die März 1981 regelrecht hingerichtet hat. Die Justiz kann einen einmal freigesprochenen Täter nicht für die gleiche Tat erneut verurteilen, doch Anne will Gerechtigkeit und überschreitet eine Grenze....


    Wie weit geht ein Mensch, der Gerechtigkeit erreichen will ? Diese Frage steht immer wieder im Raum, wenn Markus Thiele in seinem Roman, der angelehnt an den Fall Frederike von Möhlmann geschildert wird, den Fall schildert. In zwei Zeitsträngen erzählt, erhalten die Leser:innen sehr genaue Einblicke in das, was dem jungen Mädchen angetan wurde und welche - nicht nur rechtlichen - Folgen daraus resultieren.

    Dabei schafft es Thiele, eine sehr bedrückende, aufwühlende und emotionsgeladene Atmosphäre zu gestalten, die von der ersten Seite an unter die Haut geht. Allein die Beschreibung vom "Wartesaal" rufen mir als Urbexerin coole Bilder hervor, die düster und unheilschwanger eine Art Endzeitszenario verbreiten.

    Die Figur Volker März ist unglaublich gut gezeichnet - seine markanten Koteletten erinner mich an Brian Hibbarnd von den Flying Pickets und so brennt sich sein Gesicht regelrecht ins Gedäöchtnis ein, um die Leser:innen den ganzen Tag über zu verfolgen. März ist immerzu präsent, ob man will oder nicht. Der Geruch von Tabac Original und das Bild der markanten Panzerkette verfolgen mich regelrecht. Er sitzt in den Gedanken und treibt dort sein perfides Spiel. Alleine so eine Situation für die Leser:innen zu kreieren, ist schon eine großartige schriftstellerische Leistung.

    Doch der Autor lässt nicht locker, treibt die Leserschaft gemeinsam mit Anne durch die Seiten und deckt immer mehr Feinheiten auf, die auch Jahrzehnte später ihre Spuren hinterlassen. Thiele lässt seine Leserschaft vergessen, dass sie "nur" ein Buch in den Händen halten, das Hier und Jetzt verschwindet vollkommen und der lesende Part wird gegen die authentischen Figuren eingetauscht. Die Schilderungen in jedem einzelnen Kapitel gehen tief...sie hinterlassen deutliche Spuren, die nachdenklich machen. Nicht nur wegen der Rechtsprechung, sondern auch, weil ein so detaillierten Einblick in die Ereignisse ermöglicht wird, der den Leser:innen sonst verborgen bleibt.

    Bis zum Ende entbrennt immer wieder die Diskussion, wieviel Recht in Gercehtigkeit steckt...eine Frage, auf die es viele unterschiedliche Antwortmöglichkeiten gibt.

    Erneut ein sehr authentischer Roman von Markus Thiele, der noch lange nachwirkt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    chuckipop, 12.03.2024

    Recht oder Gerechtigkeit ? - aufwühlender Roman auf Basis eines wahren Verbrechens!

    "Zeit der Schuldigen" von Markut Thiele ist als Hardcover mit Schutzumschlag bei Lübbe erschienen und umfasst 432 Seiten.
    In meinen Augen hat Markus Thiele hier eher einen Thriller als einen Roman geschrieben, denn das Buch ist nicht nur packend und bewegend, sondern aufgrund der Anlehnung an einen wahren Kriminalfall auch noch ausgesprochen spannend und vor Allem authentisch.

    Nina Markowski wurde 1981 vergewaltigt und brutal ermordet. Volker März, dringend tatverdächtig, konnte damals aus Mangel an Beweisen nicht verurteilt werden. Seitdem kämpft der Vater des Mädchens um Gerechtigkeit. Doch unser Rechtssystem lässt diese nicht zu!
    Aber vielleicht kann die Polizistin Anne Paulsen noch etwas bewirken, denn sie hat einen sehr speziellen Plan...

    Die Schilderung auf unterschiedlichen Zeitebenen machen das Geschehen rasant und abwechslungsreich und man scheint mittendrin zu sein in den Ereignissen 1981, kurz vor Ninas Tod. Dank der erwähnten Lieder und diverser Euphemismen wähnte ich mich wieder ganz in meiner Kindheit :)
    Und auch in der Gegenwart ist alles sehr realitätsnah dargestellt, so dass auch die Ermittlungsarbeiten und die Szenen im Gerichtssaal alles andere als trocken oder theoretisch herüberkommen, sondern im Gegenteil hochinteressant und so aufrüttelnd und erschütternd.

    Ein überführter Täter, der nicht verurteilt werden kann. Ein 40-jähriger Kampf der Angehörigen für Gerechtigkeit. Und eine Ermittlerin, die aus ganz persönlichen Motiven entgegen aller Gesetze handelt...das Ganze auf der Grundlage eine wahren Kriminalfalls . Wirklich ein absoluter Hammer.

    Man merkt ganz deutlich, dass Markus Thiele selbst beruflich im Justizwesen angesiedelt ist, der Plot ist bestens recherchiert und so aufbereitet, dass er unglaublich beklemmend wirkt und mich am Ende der Lektüre zornig, fassungslos und erschüttert zurückgelassen hat.
    Der Autor hat eine ganz besondere Atmosphäre erschaffen , die mich intensiv in das Geschehen abtauchen ließ.

    Ein packender, eindringlicher und umfassend recherchierter Thriller, in dem Markus Thiele gekonnt Fakten und Fiktion miteinander verbindet und dadurch authentische Spannung sowie eine ganze Bandbreite an Emotionen bei mir erzeugt hat. Wut, Sprachlosigkeit, Abscheu und Unglauben sind nur einige davon - auf alle Fälle ein überzeugendes, aufwühlendes und belemmendes Buch, das noch lange nachhallt und über die Gerechtigkeit des deutschen Rechtssystems nachdenken lässt - insbesondere vor dem Hintergrund des "echten" tragischen Falles der Frederike von Möhlmann.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    ech, 11.03.2024

    Packendes und sehr intensives Krimi-Drama, dass auf einem realen Fall beruht

    Mit diesem Buch legt der Autor und Jurist Markus Thiele eine gelungene Mischung aus Krimi und Drama vor, die auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt wird und mich dabei auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte.

    Als im November 1981 die 17-jährige Nina Markowski brutal ermordet wird, gerät der zwielichtige Volker März schnell ins Visier der Ermittler, schlussendlich reichen die Indizien und Beweise aber nicht für einen Schuldspruch aus. Doch der Vater des Mädchens und der für den Fall zuständige Ermittler Klaus Margraf geben nicht auf und versuchen über viele Jahre hinweg alles, um den Fall doch noch aufzuklären, bleiben dabei aber letztendlich erfolglos. 41 Jahre nach der Tat startet Kriminalkommissarin Anne Paulsen, deren Ausbilder Margraf war, einen verzweifelten und sehr riskanten Versuch, den inzwischen 72-jährigen Volker März doch noch zu einem Geständnis zu bewegen.

    Mit einem packenden Schreibstil und bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino ordentlich ankurbeln, treibt der Autor seine gut aufgebaute und äußerst eindringliche Geschichte voran. Die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Zeitebenen sind sehr gut gekennzeichnet, erfordern aber ein aufmerksames Lesen, damit einem kein wichtiges Detail entgeht. Dass der Autor als Jurist weiß, worüber er hier schreibt, und zudem intensiv zu dem der Geschichte zugrundeliegenden realen Mordfall Frederike von Möhlmann recherchiert hat, merkt man dem Buch jederzeit an. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Auch wenn die Rahmenhandlung und die Figuren des Buches fiktiv sind, orientiert sich der Autor doch sehr eng an den tatsächlichen Abläufen des realen Falles, ein Nachwort am Ende gibt dann auch Auskunft über Dichtung und Wahrheit und rundet dieses bewegende Buch damit auf gelungene Art und Weise ab. So wirkt die Geschichte noch weit über ihr Ende hinaus nach und regt insbesondere zum Nachdenken über die hier auftretenden Widersprüche zwischen Recht und Gerechtigkeit an.

    Wer auf spannende und dramatische Krimis mit realem Hintergrund steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Meine erste Begegnung mit dem Autor wird mit Sicherheit nicht meine letzte bleiben.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Melanie B., 12.03.2024

    Zeit der Schuldigen basiert auf einem wahren Verbrechen. Der Roman dreht sich im Wesentlichen um Recht und Gerechtigkeit. Ne bis in idem - nicht zweimal in derselben Sache - in Deutschland kann ein Mensch, der wegen eines Verbrechens frei gesprochen wurde, nicht erneut dafür belangt werden.
    Der Mörder der jungen Nina (ihre Figur basiert auf Frederike von Möhlmann, die im Alter von 17 Jahren einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen ist) wird aufgrund von Verfahrensfehlern frei gesprochen. Viele Jahre später kann er anhand der zum Tatzeitpunkt noch nicht möglichen DNA Analyse eindeutig überführt werden, aber da er freigesprochen wurde, ist dieser Weg verschlossen.
    Eine Polizistin mit persönlichen Motiven will ihn zu einem Geständnis bringen.
    Die Geschichte spielt in verschiedenen Zeitzonen und der Autor balanciert das virtuous aus. Er beschreibt sowohl die 80er Jahres des letzten Jahrhunderts so authentisch, dass ich streckenweise Ohrwürmer hatte und über Sprache und Kleidung der Protagonisten schmunzeln musste. Eine weitere Stärke sind die wirklich sehr gut verfassten Gerichtsszenen und die klare, aber dennoch bildhafte Sprache. Und die Kapitelüberschriften sind klug und machen neugierig.
    Der Roman hatte eine wirklich starke Sogwirkung beim Lesen auf mich - und nur, weil ich das Glück hatte, ihn in einer Leserunde mit Autorenbegleitung zu lesen, habe ich ihn nicht an einem Tag gelesen.
    Ich bin absolut begeistert von der Art und Weise, wie aus einer wahren Geschichte ein dichter Roman mit authentischen Figuren entstanden ist und vor allem, wie der Autor den Lesenden dazu bringt, selbst mitzufühlen und sich zu fragen, wie gerecht ist das Recht? Wie würde ich handeln und fühlen?
    Die Vielschichtigkeit der Geschichte hat mich begeistert - ich war die ganze Zeit mitten drin und es ist ein absoluter Page-Turner. Ich musste lachen und weinen und habe fassungslos den Kopf geschüttelt und - das ist immer das Beste - die Geschichte hat mich auch nach dem Lesen (bis heute!) nicht los gelassen und ist mir wirklich unter die Haut gegangen.

    Ich kann "Zeit der Schuldigen" uneingeschränkt empfehlen - nicht nur True Crime Fans - und es ist bereits jetzt eins meiner absoluten Favoriten in diesem Jahr.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Martin S., 16.04.2024

    Der Schrei nach Gerechtigkeit

    Im Jahre 1981 sorgt ein schreckliches Verbrechen für Entsetzen in der Bevölkerung. Ein junges 17-jähriges Mädchen wird beim Trampen vergewaltigt und anschließend mit vielen Messerstichen ermordet. Schnell ist ein Hauptverdächtiger ausgemacht und die ersten Spuren deuten auf seine Schuld hin, aber die Beweislast reicht vor Gericht nicht aus um Volker März schuldig zu sprechen. Dem damaligen Ermittler lässt der ungelöste Fall keine Ruhe und gemeinsam mit der Kriminalhauptkommissarin Anne Paulsen versuchen sie immer wieder für das Opfer und die Hinterbliebenen Gerechtigkeit zu schaffen, allerdings ohne Erfolg. Dies lässt Anne Paulsen in ihrer Verzweiflung zu radikalen Mitteln greifen...

    Der promovierte Rechtsanwalt und Autor Markus Thiele konnte mich schon mit mehreren seiner Romane in den Bann ziehen, da er mit seiner hohen Fachexpertise immer wieder den schmalen Grad zwischen Gewissen und dem Hang zur Gerechtigkeit aufzeichnet. Mit viel Vorfreude bin ich in sein neues Werk "Zeit der Schuldigen" gestartet und war nach wenigen Seiten wieder in einem komplexen Gerichtsfall gefangen. Die auf einen realen Fall basierende Geschichte hat mich von Beginn an berührt. Der Spannungsbogen wird mit der schrecklichen Tat in den 80er- Jahren hervorragend aufgebaut und über die endlos erscheinenden Kämpfe vor Gericht, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen, auf einem aus meiner Sicht sehr hohen Niveau gehalten. Markus Thiele gelingt es wie in seinen vorherigen Büchern sehr gut, anhand eines dramatischen Gerichtsprozesses, Fragen bezüglich Gerechtigkeit, Gewissen und Rechtssystem aufzuwerfen. Eine wirklich mehr als fesselnde Geschichte, die mich bis zum Finale nicht mehr losließ und den Roman für mich zu einem Page-Turner machte.

    Insgesamt ist "Zeit der Schuldigen" aus meiner Sicht ein mehr als gelungener Gerichts-Thriller, in dem der Autor Markus Thiele fachkompetent Grenzbereiche der Justiz ausleuchtet und anhand eines realen Falles für viel Gänsehaut und Authentizität sorgt. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Bücherfreundin, 12.03.2024

    In den 80ger Jahren wird die junge Nina auf dem Heimweg von einer Chorprobe bestialisch ermordet und schnell gibt es einen Verdächtigen - Volker März. Beide hatten sich miteinander angefreundet und Volker hat sich mehr von Nina erhofft. Doch diese sah in den fast doppelt so alten Volker nur einen Freund und hatte sich in einen gleichaltrigen Mitschüler verliebt. Schnell wird Volker als Verdächtiger ermittelt, aber die Beweise reichen für eine Verurteilung nicht aus. Somit wird er in den 80ger Jahren rechtskräftig freigesprochen.

    Ninas Vater will sich mit dem damaligen Urteil nicht abfinden und kämpft für Gerechtigkeit für seine Tochter. Schließlich gibt es fast 40 Jahren endlich den eindeutigen DNA Beweis, dass Volker März der Täter gewesen war. Auch wenn es bei seiner Verurteilung den DNA noch gar nicht gab, wird Volker März nie für sein Verbrechen bestraft, denn niemand darf nach deutschen Recht nach einem Freispruch noch einmal wegen der gleichen Sache angeklagt werden. Auch wenn es neue eindeutige Beweise gibt, die es beim 1. Prozess noch nicht gegeben hat.

    Eine zweite Ebene kommt durch die Handlung der Kommissarin Anne hinzu, die ein persönliches Motiv an der Bestrafung von Volker März hat. Die genauen Hintergründe werden erst fast am Ende dargelegt, was sehr gut zu der Grundidee passt.

    Markus Thiele legt mit "Zeit der Schuldigen" wieder eine spannende Mischung aus True Crime und fiktiver Handlung vor. Dieses Mal hat sich der ausgebildete Jurist sehr an dem (aktuellen) Fall von Frederike von Möhlmann und dem Polizeiskandal um Jakob von Metzler orientiert, Man merkt hier sehr deutlich sein Fachwissen ohne das es für einen Laien unverständlich wird. Markus Thiel beweist einmal mehr sein Talent aktuelle Fälle aufzuarbeiten und sich kritisch mit unserem Rechtssystem auseinander zu setzen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Bianca S., 20.03.2024

    "Zeit der Schuldigen - Roman nach einem wahren Kriminalfall" - hat mich auf so vielen Ebenen beschäftigt. Die Darstellung des Falls Frederike von Möhlmann ist einfach grandios dargestellt - ihr glückliches Leben, die eine verhängnisvolle Autofahrt, die sie das Leben gekostet hat und die zurückgebliebenen Eltern, von denen insbesondere der Vater einen unfassbaren Weg einschlägt, um Gerechtigkeit für seine Tochter zu erlangen - und selbst nach einem Freispruch weiter für Gerechtigkeit kämpft, eine Petition startet und die schrecklichen Ereignisse der Mordnacht wieder und wieder erleben muss. Und der Kampf geht auch nach dem Tod des Vaters weiter, denn die Justiz hatte bereits im Vorfeld versagt, sodass eine Polizistin versucht auf einem nicht legalen Weg zum Ziel zu gelangen - doch kann dieses gelingen?
    Dieses Buch ist aktueller denn je, da auch aktuell ein sehr ähnlicher Fall vor dem Landgericht Verden verhandelt wird. Hoffen wir, dass die Bemühungen von Markus Thiele diesen kritischen Diskurs zu führen und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen in diesem Fall einen verlässlichen Rechtsstaat beweisen. Für mich ein absolutes Must Read! Eine absolute Glanzleistung, die einen aufwühlt, recherchieren lässt und noch einmal deutlich aufzeigt, wie wichtig es ist die Rechte als mündigen Bürger wahrzunehmen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Anne S., 01.03.2024

    Das Cover gefällt mir sehr gut. Der kalte Hintergrund mit dem Bild des Raben finde ich sehr passend. Der Titel hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Die Haptik des Hardcover Buches ist sehr ansprechend.

    In diesem True Crime Fall, angelehnt an das Verbrechen von Friederike Möhlmann, geht es um die 1981 umgebrachte 17-jährige Nina Markowski. Dringend tatverdächtig ist Volker März, der heute 72-jährige wurde nie verurteilt. Ninas Vater kämpft verzweifelt um Gerechtigkeit und erhält Unterstützung von der Kriminalhauptkommissar Anne Paulsen. Sie rollt den Fall nach Jahrzehnten wieder auf und möchte den damals freigesprochen Täter zur Rechenschaft ziehen. Kann ihr ihr das gelingen? Und mit welchen Dämonen kämpft sie selbst? Mit welchen Mitteln versucht Anne ans Ziel zu kommen?

    Der Schreibstil war unfassbar packend und fesselnd. Es ist erschreckend, wie viele ungerechte Urteile in Deutschland gefällt werden. Darf ein Mord ungesühnt bleiben? Und inwieweit muss der Täter wirklich geschützt werden? Das Buch hat mich definitiv zum nachdenken angeregt und ich empfehle es auf jeden Fall weiter.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Karin G., 13.03.2024

    Das Buch hat mich sofort auf Grund des Covers und des Titels angesprochen, lassen doch beide auf einen spannenden Roman hoffen.
    Von dem Schriftsteller habe ich bis jetzt noch nichts gelesen, das wird sich nun aber definitiv ändern.
    Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die einzelnen Personen sind mit Bedacht ausgewählt und mit entsprechenden Eigenschaften versehen.
    Zur Geschichte, das Buch orientiert sich an einem originalen Kriminalfall. Es wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Zum einen in der Gegenwart, in der Volker März als Tatverdächtiger für einen Mordfall, der vor 40 Jahren verübt wurde, gilt. Der andere Zeitstrang spielt sich in der Vergangenheit ab, in dem der Mord der siebzehnjährigen Nina geschieht.
    Die Geschichte wird so spannend aufgebaut, dass mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Man befindet sich gleich mitten im Geschehen und beginnt mit zu fiebern. Ein tolles Buch, das mir eine kurzweilige Lesezeit beschert hat. Ich empfehle es gerne weiter.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Melanie T., 16.03.2024

    Dieser Roman nach einem wahren Kriminalfall besticht nicht durch Spannung, sondern durch den Erzählstil und den Inhalt. Es wird sehr objektiv berichtet, wie sich die Geschichte über die Jahrzehnte schreibt und wie die handelnden Personen agieren beziehungsweise reagieren.
    Die Personen sind sehr gut herausgearbeitet und der Schreibstil kann nicht anders als mitreissend beschrieben werden.
    Hier wird der Finger in eine salzbestreute Wunde gelegt was unser Rechtssystem angeht und vermittelt das Gefühl, dass mehr für die Täter als die Opfer getan wird. Es wird aber dabei auch gut gezeigt, dass die Umsetzung sowohl Staatsanwälte als auch Richter vor Herausforderungen stellt, da sie oft anders handeln wollen als sie es können.
    Insgesamt ein sehr abwechslungsreiches Werk, da die Vergangenheit wie auch die Gegenwart zur Sprache kommt. Bei vielen Episoden fragt man sich zunächst, wo der Weg hinführen soll. Später dann werden diese vielen Fäden verknüpft und es ergibt sich ein sehr stimmiges Gesamtbild.
    Wer wahre Kriminalfälle oder in neudeutsch auch True Crime mag kommt hier auf seine Kosten, auch wenn die Geschichte natürlich für den Roman an der ein oder anderen Stelle nicht ganz auf die wahre Begebenheit zurückzuführen ist. Die wahre Geschichte wird am Schluss noch auf wenigen Seiten erläutert, sodaß man die Fiktion von der Realität in diesem Fall noch zu unterscheiden lernt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein