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  • 5 Sterne

    9 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nicola E., 28.09.2018

    Als Buch bewertet

    Donatella Di Pietrantonio war mir bisher kein Begriff und so ging ich relativ unbefangen an das Buch heran.

    Doch bevor ich mich dem Inhalt widme, muss ich mich ausnahmsweise erst einmal zum Buchcover bzw. zum Buchumschlag äußern. Mir gefällt der Umschlag nämlich außerordentlich gut. Zum einen - das kann man auch im Internet auf den Bildern gut erkennen - ist da dieses Gesicht, das fast das ganze Cover einnimmt. Mich hat es sofort in seinen Bann gezogen und jetzt, da ich das Buch gelesen habe, weiß ich auch, wie passend es tatsächlich gewählt ist. Diese Verletzlichkeit, aber auch der Trotz und die Kraft, die das Gesicht transportiert - man hätte es nicht passender wählen können.

    Aber das Cover überzeugte mich nicht nur visuell. Der Kunstmann-Verlag hat entschieden, das Cover leicht geriffelt zu veröffentlichen, so dass es auch haptisch Eindruck schindet. Tatsächlich habe ich das Buch immer wieder gerne in die Hand genommen, weil sich der Umschlag schlicht und ergreifend gut und hochwertig anfühlt.

    Aber nun zum Inhalt, auf den es letztlich ankommt:

    Schon mit dem ersten Satz kommt Di Pietrantonio zur Sache. Es gibt keine großartige Einleitung. Die Leser*innen sind direkt im Geschehen und die Protagonistin ebenso.

    Wir erfahren im Verlauf des Buches nie ihren Namen, ihre Schulkameraden bezeichnen sie als die titelgebende Arminuta. Sie wird nie mit ihrem Namen angesprochen. Das scheint zunächst nebensächlich zu sein, aber es verdeutlicht im Verlauf des Buches, wie verloren sie ist.

    Sie ist zu Beginn des Buches 13 Jahre alt und kommt gerade bei ihrer "echten" Familie an, zu der Mutter, die sie geboren hat. Bis vor kurzem ist sie davon ausgegangen, dass die Frau und der Mann, bei denen sie aufgewachsen ist, ihre Eltern sind.

    Die Verhältnisse könnten nicht unterschiedlicher sein. Früher wuchs sie wohl behütet in einem Haus mit relativ wohlhabenden Eltern auf und war deren einziges Kind. Nun kommt sie in einer Familie an, die zwar ihre "echte" ist, von der ihr auch erzählt wird, sie habe sie zurückhaben wollen, die sie aber spüren lässt, dass sie unwillkommen ist.

    Nun könnte man aus all dem ein Drama großen Ausmaßes machen, Di Pietrantonio aber macht genau das Richtige: Völlig unaufgeregt lässt sie ihre Protagonistin erzählen und völlig unspektakulär erfahren die Leser*innen, wie es L'Arminuta ergeht. Denn sie verliert im Grunde genommen alles: ihre Mutter, ihre bisherigen Gewissheiten, ihre Zugehörigkeit.

    Mir hat sehr gefallen, dass das ohne jede Weinerlichkeit vonstatten geht, dass hier ein Mädchen präsentiert wird, dass sich nicht aufgibt, sondern versucht, das beste aus seiner Situation zu machen. Die Verlorenheit, die Einsamkeit und das Ausgestoßensein, all das wird als gegeben präsentiert, es ist jedenfalls kein Grund, es unnötig zu dramatisieren. Und damit ist "Arminuta" wesentlich einfühlsamer, realitätsnäher und auch berührender, als es ein schmalziges Werk jemals hätte sein können.

    Die Sprache ist unprätentiös und so gewählt, dass wir uns mit der Erzählerin identifizieren können. Wie sie im Lauf der Zeit zu sich findet, wie sich zwischen ihr und ihrer Schwester nach und nach eine durch und durch innige Beziehung entwickelt, das ist so herrlich ohne jede Effekthascherei geschrieben, dass das Lesen des Buches einfach nur Spaß macht.

    "Arminuta" ist für mich ein durch und durch positives Leseerlebnis gewesen.

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  • 5 Sterne

    9 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marlene S., 22.10.2018

    Als Buch bewertet

    Was empfindet ein Mädchen, dass mit 13 Jahren plötzlich erfährt, dass ihre Eltern gar nicht ihre Eltern sind? Die heißgeliebte Mutter stellt sich als die Cousine ihrer leiblichen Mutter vor und sagt dabei gleichzeitig. die richtigen Eltern wollten sie nun zurück haben. "Arminuta" von Donatella Di Pietrantonio lässt den Leser an diesem sozialen Abstieg teilhaben.

    Erzählt wird aus der Sicht von Arminuta.

    Aus einem schönen Leben in einem Haus in Strandnähe, mit eigenem Zimmer und schönen Kleidern, wird sie trotz ihres Protestes zu ihrer unbekannten Familie gebracht. Welch ein Schock! Ihre leibliche Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen. Der Vater arbeitet in einer Ziegelei und verdient nur das Nötigste. Die Brüder entpuppen sich als Gelegenheitsarbeiter, die nächtelang außer Haus bleiben und dabei auch krummen Geschäften nicht abgeneigt sind. Schlafen die Brüder mit den Mädchen in einem Zimmer, so dass diese alle körperlichen Regungen ihrer Brüder mitbekommen, so muss Arminuta mit ihrer jüngeren Schwester, die nachts immer wieder einnässt, von nun an sogar das Bett teilen. Zu Beginn hat diese Familie nicht mal einen Platz für sie.

    Warum wollten diese Leute ihr Kind zurück, wenn sich niemand freut dass sie da ist? Dass man sie über den Grund ihrer Rückkehr belogen hatte, wird dem Mädchen, welches man im Dorf nur noch Arminuta nennt, schnell klar. Ganz bestimmt ist ihre frühere Mutter schwer erkrankt oder womöglich schon gestorben, sonst hätte sie nie gewollt, dass sie so leben muss. In ihrem Kopf spielt Arminuta alle tragischen Möglichkeiten durch, die dazu haben führen können, dass sie aus ihrem früheren "Paradies" vertrieben wurde.

    Anfangs fühlt sie sich wie das 5. Rad am Wagen, als ungebetener Esser. Erst langsam erobert sie sich mit Hilfe ihrer Schwester ihren Platz in der Familie. Diese Schwester, die mit 10 Jahren die Mutter bittet, sie zu schlagen, damit Arminuta keine Gewalt erleben muss. Sie sei daran gewöhnt. Wie sehr muss dieses Kind die neue Schwester lieben.

    Armut - Verbitterung - Gewalt scheinen in dieser Familie Hand in Hand zu gehen. Ist die richtige Mutter lieblos oder ist sie nur durch die Armut und das entbehrungsreiche Leben so geworden? Als Leser hinterfragt man diese Familienstruktur. Erst als der älteste Bruder durch einen Unfall sein Leben verliert, zeigt die Mutter Gefühl - unendliche Trauer um ihren verlorenen Sohn. Auf einmal fühlt man als Leser mit dieser Frau, deren Leben nur wenige Freuden für sie bereit hielt. So sieht Armut aus.

    Wollte Arminuta zu Anfang ihre neue Familie schnellstens wieder verlassen, so keimt im Laufe der Zeit eine geschwisterliche Liebe zu ihrer Schwester auf, die sie lehrt in der Armut zu überleben. Die beiden Schwestern geben sich gegenseitig Trost und am Ende bleibt mir als Leser die Hoffnung, dass Arminuta ihrer Schwester hilft, aus diesem trostlosen sozialen Umfeld auszubrechen.

    Mir gefiel besonders die Sprache dieses Buches. Diese gab mir als Leserin das Gefühl, als lebte ich mitten in dieser Familie, säße mit ihnen am Tisch, wenn es ein ärmliches Mahl oder auch einen fetten Schinken gab, von dem alle ein Stück abhaben wollten.

    Die Autorin muss man sich merken. Sie hat dem Leser etwas zu sagen. Ein großes Lob auch an die Übersetzerin.

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  • 5 Sterne

    Sabine H., 07.10.2018

    Als Buch bewertet

    Zurück oder nirgendwo wirklich zu Hause

    Ein junges Mädchen wird bei ihrer Ursprungsfamilie abgegeben. Sie weiß nicht wieso und - sie findet sich in einer vollständig anderen Welt wieder, die ihr fremd ist und in der sie fremd ist. Neben den Probleme, dort anzukommen, mit fünf Geschwistern das Geld reicht nie, treibt sie die Sorge um die Geliebte Mutter ihrer ersten Jahre um. Ist sie krank? Tot?! Tot ist sie nicht, denn weiterhin wird sie mit Geschenken unterstützt. Aber es gibt kein Treffen, keine Erklärung, die erste Mutter klärt wichtige Dinge direkt mit der leiblichen Mutter. Gleichzeitig findet sie allerdings in den unbekannten Geschwistern Freunde, Konkurrenz aber auch Unterstützung. Sie wird erwachsen durch diese Erfahrung, lernt sich zu wehren, und ihren Weg zu gehen. Die Entscheidungen, die die Erwachsenen über ihren Kopf hinweg treffen, die ihr Leben so durcheinander bringen, das Kinderkanal einem wirklich Leid tun. Wie gut, dass es die Praxis, Kinder aus armen Verhältnissen dann mal zu entleihen, wenn das mit dem eigenen Nachwuchs nicht so klappt, nicht mehr üblich ist.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 01.10.2018

    Als Buch bewertet

    Arminuta, die Zurückgekommene, so wird die Protagonistin des Romans, ein 13-jähriges Mädchen genannt. Sie wurde von den Menschen, die sie aufzogen, mit der Wahrheit konfrontiert, dass sie nicht ihre leiblichen Eltern sind und sie jetzt zu ihren leiblichen Eltern zurückmüsse, weil es der Mutter schlecht geht. Eine Welt bricht zusammen. Wurzeln verschwinden.

    Doch nicht nur das, sie muss auch die Stadt verlassen, in der sie bisher lebte, geht in ein entfernteres Dorf, verliert also auch ihre Freunde, ihre bisherige Umwelt, ihre festen Größen. Eine Welt bricht zusammen. Wurzeln verschwinden.

    Und auch die Art des Lebens ändert sich schlagartig. Sie hatte in der Stadt in einem recht gut situiertem Umfeld gewohnt, war Einzelkind, besuchte Ballett- und Schwimmunterricht, hatte alles was sie zum Leben braucht. Jetzt in dem neuen zuhause, im Dorf, war sie plötzlich mit drei größeren Brüdern, einer größeren Schwester und einem männlichen Kleinkind konfrontiert, eine große Armut ist spürbar, sie muss lernen ihr kleines bisschen Essen gegen Familienmitglieder zu verteidigen und sie schläft mit ihrer Schwester zusammen in einem Bett, da keines für sie da ist. Das ganze ist nur etwas schwierig, weil die Schwester noch nächtlich einnässt. Eine Welt bricht zusammen. Wurzeln verschwinden.

    Das alles reicht eigentlich einem Menschen das Leben zu zerstören und einen Menschen zu zerstören, und dazu noch einen Menschen, der sich in der Adoleszenz befindet, der ja eigentlich noch viel angreifbarer ist. Aber die Arminuta freundet sich mit dem Mädchen in der neuen Familie an, Adriana. Beide geben sich gemeinsam einen Halt und stärken sich gegen die Widrigkeiten des Lebens. Und nach und nach erschließen sich für Arminuta die Hintergründe für ihre Entwurzelung.

    Ein schöner Roman über ein starkes Mädchen, über Zerrissenheit und das Gefühl nirgendwohin zu gehören, und was das mit Menschen machen kann. Und gleichzeitig auch darüber was Stärke und ein Wille schaffen kann. Es ist eine schöne Sprache, die man hier vor sich hat, sie reißt mit und beschäftigt. Sie ist aber nicht mit Gefühlen überfrachtet, die Protagonisten versuchen sich recht pragmatisch durchs Leben zu schlagen. Und man fühlt mit, fiebert mit, ein deutlicher Sog ist spürbar. Ein wirklich schönes Buch.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 06.10.2018

    Als Buch bewertet

    Wenn Eltern zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, nicht genug Energie für die Zuwendung zu ihren Kindern haben, müssen die Kinder stark sein um zu überleben.

    Nachdem Arminuta von einer entfernten Tante Adalgisa überaus liebevoll groß gezogen worden ist, kehrt sie im dreizehnten Lebensjahr gezwungenermaßen zu ihren leiblichen Eltern zurück. Dort erlebt sie quasi einen Kulturschock. Mit all ihren Geschwistern haust sie, ungeachtet von Alter und Geschlecht, zusammen in einem heruntergekommenen Raum. Ihre Schwester Adriana macht jede Nacht ins gemeinsame Bett. Zu Essen gibt es minderwertige Lebensmittel. Um halbwegs satt zu werden, muss man gegen die Anderen um die eigene Portion kämpfen.

    Arminuta, deren richtigen Namen wir nicht kennen, mochte ich von Beginn an. Am Anfang, als sie von der Situation zu Hause bei den leiblichen Eltern überrollt wurde, empfand ich Mitleid für sie. Später wich das Mitleid der Bewunderung. Arminuta lernt sehr schnell in diesem herausfordernden Umfeld aus Armut, Hunger und Prügelstrafe zurecht zu kommen. Dabei hilft ihr die „Verbrüderung“ mit den zunächst unbekannten Geschwistern. Zu ihnen, insbesondere zu Vincenzo, Adriana und Giuseppe, entwickelt Arminuta eine so tiefe Liebe, dass ihr später jede Trennung ungeahnte Schmerzen bereitet. Vincenzo und Adriana sind dabei die beiden Charaktere, die Arminuta stark machen, weil sie sich ihrer sofort nach der Ankunft annehmen, ihr die Zuneigung zu Teil werden lassen, die die Eltern zu geben nicht in der Lage sind, und ihr zeigen, dass Armut kein Ausschlusskriterium für Spaß sein muss.

    Neben der beeindruckenden Geschichte der Geschwister hat mir auch Arminutas Beziehung zu ihrer Mutter gefallen. Sie wirkt zwar zu keinem Zeitpunkt wirklich liebevoll, ist gleichzeitig dennoch von Liebe gekennzeichnet. Die Gesten sind nur klein, aber intensiv, wie zum Beispiel das Hühnerbein zu Beginn.

    Insgesamt war es mir eine Freude, Arminuta zu lesen, auch wenn ihre Geschichte teilweise sehr bedrückend ist. Der Schreibstil war gut lesbar, hat zu ausgiebigen Lesevergnügen verleitet. Ich musste mich regelrecht zwingen, zwischendurch eine Pause einzulegen, damit ich mehr als einen Tag lang, etwas von diesem schön Buch hatte.

    Fazit: Klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gelöschter Benutzer, 25.09.2018

    Als Buch bewertet

    Eine sehr feinfühlige und ruhige Geschichte, die ans Herz geht.

    Arminuta wird sie genannt , als sie zu ihren leiblichen Eltern zurück muss,...sie kann sich aber nicht mehr an diese Familie erinnern. Aufgewachsen ist sie nämlich in der Stadt und hatte alles was sie brauchte. Ihre ersten Eltern haben sie gefördert und liebevoll aufgezogen.

    Sie wusste nichts von einer anderen Mutter , sie wusste nichts von ihren Brüdern und ihrer Schwester.

    Sie ist dreizehn Jahre alt, hat zwei Mütter und fühlt sich wie eine Waise.

    Die Ziehmutter hat sie wieder zurückgegeben , ohne ihr genau zu erklären wieso. Die neue Familie hat nicht auf sie gewartet und kaum Platz und Essen für ein hungriges Kind mehr.

    Viele Fragen plagen Arminuta, aber niemand will ihr sagen warum sie einmal dort und nun wieder hier ist. Man entscheidet über ihren Kopf hinweg und sie muss sich ihrem Schicksal beugen.

    In ihrem neuen Zuhause herrschen bittere Armut ,Schmutz und harte Worte.

    Mit Zuwendung wird gegeizt und Arminuta hofft jeden Tag, dass sie wieder zurück darf,..irgendwann.

    Doch langsam entsteht eine Bindung zu ihrer kleinen mutigen Schwester, den Brüdern, der Mutter und sie beginnt zu verstehen, wie viele Facetten die Liebe haben kann.

    Ein wirklich sehr bewegendes Buch.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone H., 01.10.2018

    Als Buch bewertet

    Die namenlose Protagonistin, die von allen nur "Arminuta" genannt wird, wird mit 13 Jahren aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten entfernte Verwandte ihrer leiblichen Eltern für sie gesorgt und waren für sie Mama und Papa. Doch eines Tages beschließen diese ohne nähere Begründung die Jugendliche zu ihrer leiblichen Familie zurückzubringen. Für das wohl behütete Mädchen aus der Stadt ist die Rückkehr in den ärmlichen, brutalen und einfachen Alltag im Dorf eine Katastrophe...

    Die Geschichte wird rein aus der Sicht der Protagonistin erzählt und die Sprache ist gut zu lesen und eindringlich. Ich hatte zu den Ausführungen sofort konkrete Bilder im Kopf, was von Erzählkunst zeugt.

    Das Erzählte selbst ist wirklich hart und kann man vieles einfach nicht nachvollziehen. Ich habe zwischen Wut und Unverständnis geschwankt, was die Entscheidungen der Erwachsenen betrifft und doch bewundert, wie Arminuta ihren Weg geht.

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und vergebe ich daher 4 Sterne.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 27.09.2018

    Als Buch bewertet

    „Das Privileg, das ich aus meinem vorherigen Leben mitbrachte, unterschied mich, isolierte mich in der Familie. Ich war die Arminuta, die Zurückgekommene. Ich sprach eine andere Sprache und wusste nicht mehr, wohin ich gehörte.“
    Arminuta, ein 13-jähriges Mädchen, dessen echten Namen der Leser nicht erfährt, wird von ihrem Vater ohne weitere Erklärung bei ihren leiblichen Eltern abgeliefert. Plötzlich findet sie sich in einem ärmlichen Haus mit zahlreichen Geschwistern und wenig Platz wieder - sie die bisher das Einzelkind wohlhabender Eltern war und zum Ballettunterricht ging. Erklärungen bekommt sie keine, dafür ändert sich alles. Die Schule ist nur noch Nebensache, zu Hause wird Mitarbeit erwartet und auf Verschwendung folgt harte Strafe. Ein eigenes Zimmer gibt es nicht, anfangs nicht mal ein eigenes Bett und Arminuta hat nur einen einzigen Wunsch: Sie will zurück nach Hause. Aber nach und nach merkt sie, dass ihre Adoptivmutter kein echtes Interesse an ihr zeigt und sie nicht zurückholen wird, selbst wenn sie sich finanziell weiterhin um sie kümmert. Und ihre leibliche Mutter ist schlicht und einfach eine pragmatische Frau ohne besondere Liebenswürdigkeit. Nicht nur ihr gegenüber, sondern auch in Bezug zu den anderen Kindern. Der einzige Trost ist ihre temperamentvolle jüngere Schwester Adriana, die der einsamen Seele Kontra bietet und ihre neugewonnene Schwester mit offenen Armen empfängt. Nach und nach erfährt Arminuta, was tatsächlich zum Bruch zwischen ihrem Elternhaus und den Adoptiveltern geführt hat und sie ist sich der traurigen Tatsache bewusst, dass sie nicht die Tochter einer Mutter ist, sondern die Tochter von Trennungen …
    Die italienische Autorin Donatella Di Pietrantonio wurde bereits mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet und schaffte mit diesem Roman ihren internationalen Durchbruch. „Arminuta“ ist ein ungewöhnliches Buch, beschäftigt es sich doch mit einem nicht alltäglichen Inhalt, bei dem ein Kind, ein Teenager eher, zwischen zwei Müttern steht und keine der beiden sich in einer annähernden Mutterrolle befindet. Doch die vordergründige Thematik lässt schnell erkennen, welche Probleme eigentlich entstehen, wenn junge Menschen keinen Rückhalt haben, keine Erklärungen bekommen und wie ein Spielball zwischen den Erwachsenen hin und hergeschoben werden. Und damit gelingt es der Autorin sehr gut, die Stimmung einzufangen, die Bedrücktheit der Protagonistin und jedwede andere Empathie, die Arminuta mit dem Leser teilt.
    Ein weiterer Pluspunkt ist die Betrachtung der Peripherie im unmittelbaren Familienverband. Da gibt es Geschwister, die „die Neue“ nicht mögen und sie ärgern, aber auch andere, die sie brauchen und ihre Nähe suchen, da gibt es plötzlich Erlebnisse, die man mit anderen Kindern teilen kann und Verschwörungstheorien, die unter Bettdecken ausgehandelt werden. Dieses weitläufige Geschwistergefüge wird äußerst intensiv und glaubwürdig geschildert und drängt die verlorene Mutterliebe manchmal sogar in den Hintergrund. Gemeinsam sind wir Kinder stark gegen jedes elterliche Bollwerk!
    Da das Buch die Ich-Erzählperspektive wählt, fühlt man sich als Leser wunderbar involviert in die Gedankengänge der Arminuta, die diese anscheinend mit einigem zeitlichen Abstand aus ihrer Erwachsenensicht schildert. Dieser Schreibstil macht betroffen, hilflos und manchmal sogar wütend, in Anbetracht der Zerstörungskraft eines fehlenden Zuhauses für ein unschuldiges Kind. Doch ebenso wie es der Hauptperson ergeht, verliert sich diese Wut allmählich und auch die ewige Frage nach der Schuld oder dem Schuldigen tritt in den Hintergrund, weil ersichtlich wird, dass Arminuta die Problematik ihrer eigenen Kindheit nicht mitgenommen hat in ihr erwachsenes Leben. Die Traurigkeit, die bleibt, doch der Mensch wächst über sich hinaus und setzt andere Schwerpunkte und neue Prioritäten und geht ungeachtet der vergangenen Pein entschlossen in die andere Richtung.
    Zum Lieblingsbuch hat mir ein ganz entscheidender Punkt gefehlt und das ist eine gewisse Perspektivenvielfalt. Wie gerne hätte ich in die Köpfe der beiden in meinen Augen sträflichen Mütter geschaut, deren objektives Handeln ich zwar verstehen konnte, aber ganz und gar nicht die inneren Beweggründe. Es wäre für mich wunderbar gewesen, wenn auch einmal die Adoptivmutter Adalgisa zu Wort gekommen wäre oder die leibliche Mutter, die mir immer fremd blieb. Es ist diese Lücke, die ein ansonsten sprachlich ansprechender Roman, nicht schließt und genau dieses I-Tüpfelchen fehlte mir noch.
    Fazit: Ich vergebe sehr gute 4 Lesesterne für ein innovatives, generalistisches Buch jenseits des Main-Stream. Auf sehr intensive Art und Weise geht es auf menschliche Familienbeziehungen ein und auf die Interaktion zwischen den Beteiligten. Da gibt es Mütter, Töchter, Söhne und Väter, Nachbarn und Lehrer und jeder trägt einen Anteil im Leben einer Heranwachsenden. Dieses Geflecht lohnt es zu betrachten und sich gemeinsam mit Arminuta auf eine Reise in deren geprüfte Kindheit zu begeben. Mir hat dieser Roman viele Ansatzpunkte geliefert, die zu weiteren Gedankengängen anregen und ich kann ihn guten Herzens empfehlen.

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  • 3 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SteffiKa, 26.09.2018

    Als Buch bewertet

    Autorin: Donatella Di Pietrantonio
    Erscheinungstag: 12. September 2018
    Verlag: A. Kunstmann (Hardcover)
    Seiten: 224

    Inhalt (übernommen)

    "Als Dreizehnjährige kannte ich meine Mutter nicht mehr." So beginnt die Geschichte, in der ein junges Mädchen mit einem Koffer und einem Sack voller Schuhe bei einer ihr unbekannten Familie abgeliefert wird. Die echten Eltern wollen sie wiederhaben, mehr haben ihr die, die sie bisher als Vater und Mutter nannte, nicht erklärt. Niemand scheint auf sie gewartet zu haben, alle haben offensichtlich andere Sorgen. Das Essen ist knapp, die Neue muss sich das Bett mit der kleinen Schwester teilen und das Zimmer mit den drei Brüdern. Hier ist alles fremd, die Armut, der Schmutz, die harten Worte. Während sie einen Weg zurück in ihr behütetes Leben in dem kleinen Haus am Strand sucht, entwickeln sich neue Bindungen, zur mutigen Schwester, den Brüdern, der Mutter. Und sie beginnt zu verstehen, wie viele Facetten die Liebe haben kann.

    Charaktere

    Leider muss ich sagen, dass ich nur sehr schwer einen Zugang zur Hauptprotagonisten bekommen haben, obwohl sie ihre Geschichte in Ich-Form erzählt. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir sie nur als Arminuta, die Zurückgekommene, kennen lernen, sie keinen richtigen Namen im Buch bekommt. Zum Zeitpunkt der Rückkehr ist Arminuta 13 Jahre alt und steckt wohl mitten in der Pupertät. Sie wird von alles Seiten klein gehalten, was den Grund ihrer Rückkehr zu ihren echten Eltern betrifft und baut nur eine engere Bindung zu ihrer Schwester Adriana auf, die das komplette Gegenteil von ihr ist: energiegeladen, geschwätzig, gut gelaunt. Aber auch sie hat mit irgendwas zu kämpfen (das wir leider nicht erfahren), da sie immer noch nachts ins Bett nässt.

    Ich konnte auch weder die eine noch die andere Mutter verstehen. Auch hier fällt wieder auf, dass nur die erste Mutter, die Arminuta bis zum 13. Lebensjahr aufgezogen hat, einen Namen bekommt. Vor allem war ich von Adalgisa enttäuscht, das sie sich so hat unter Druck setzen lassen und so egoistisch war.

    Schreibstil

    Eine klare, poetische Sprache hat es leider nicht geschafft, dass ich mich mit dem Buch wohl gefühlt habe. Das lag hauptsächlich für mich daran, dass es auch eine nüchterne Sprache war - mir haben die Emotionen gefehlt. Und das Thema schreit geradezu nach Gefühlen.
    Schade fand ich auch, dass wir Adriana nicht näher kennen gelernt haben und ich hätte gerne gewusst, was aus Arminuta geworden ist. Es gibt zwar manchmal kleine Anspielungen auf ihr späteres Leben, aber leider nicht genau genug.

    Fazit

    Ein Buch, das mich nicht geflasht hat, mich aber trotzdem zum Nachdenken anregt: Über das behandelte Thema und über die Charaktere. Ich hätte mich über mehr Seiten gefreut.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    thomi, 03.10.2018

    Als Buch bewertet

    Im neuen Buch von Donatella Di Pietrantonio „ Arminuta“ wird die feinfühlige Geschichte eines 13 jährigen Mädchens, die zu ihren leiblichen Eltern zurückgebracht wird, erzählt. „Arminuta“, die Zuückgekommene“ wird sie genannt. Bisher ist sie in der Stadt gut behütet und gefördert aufgewachsen. Nun wird sie mit Armut, Gewalt, Lieblosigkeit und Hunger konfrontiert. Sie versteht nicht, warum ihre andere Mutter sie nicht mehr haben möchte. Langsam entwickelt sich eine Bindung zur jüngeren, temperamentvollen Schwester Adriana, Sie geben sich gegenseitig Kraft. Niemand will ihr den Grund verraten, warum sie nicht zurück kann. Viele Fragen plagen das junge aber dennoch starke Mädchen, trotzdem versucht sie immer das Beste aus ihrer Situation zu machen. Das Cover ist sehr gut gewählt, der Blick des jungen Mädchens darauf ist sehr eindringlich. Der Schreibstil ist wunderbar poetisch und unaufgeregt und hat mir sehr gut gefallen. Ich habe das Buch verschlungen von der ersten Seite an. Es hat mich von Anfang an gefesselt. Es ist ein besonders lesenswertes und bewegendes Buch, für mich ein absolutes Lesehighlight,

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