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  • 5 Sterne

    Fernweh_nach_Zamonien, 19.10.2020

    Als Buch bewertet

    Das Schicksal eines jungen Mädchens im Holocaust: intensiv, einfühlsam, traurig, bewegend und hoffnungsvoll zugleich.

    Inhalt:

    Ilse Stern ist das mittlere von drei Kindern und steckt mitten in einer Phase der Selbstfindung: zwischen Auseinandersetzungen mit den Eltern, der ersten Verliebtheit und der Frage, was sie aus ihrer Zukunft machen soll.

    Aber im Herbst des Jahres 1942 gibt es für jüdischen Familien in Oslo keine Zukunft!


    Altersempfehlung:

    ab 14 Jahre


    Meine Meinung:

    Die Geschichte wird sehr sachlich und distanziert aus der Perspektive eines Beobachters und bis auf einige Rückblenden im Präsens erzählt. Aber auch als Außenstehender wird der Leser schnell Teil von Ilses Gedanken- und Gefühlswelt.

    Die 15 1/2 Jährige ist eine liebenswerte und authentische Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt.

    Empathisch, impulsiv, kindisch, ein wenig plan- und gedankenlos ist sie auf der Suche nach sich selbst. Typische Teenager-Probleme beschäftigen sie, beispielsweise Unzufriedenheit mit ihrem Aussehen oder die erste Liebe. Trotz Herbsttemperaturen wartet sie im dünnen Sommerkleid und mit rotem Lippenstift (heimlich stibitzt) voller Hoffnung auf ihren Freund Hermann.

    Zukunftsträume in einer Zeit, in der es für sie und alle anderen Juden keine Zukunft gibt:

    Soldaten sind überall, Juden erhalten im Ausweis ein "J" als Stigma, Lebensmittel werden rationiert und jüdische Geschäfte laufen schlecht oder müssen sogar geschlossen werden. Existenzängste schwingen im Alltag mit, werden verschwiegen und der Höhepunkt ist erreicht, als zuerst die Männer und einen Monat später auch Frauen und Kinder verhaftet und mit Schiffen außer Landes gebracht werden. Familien werden getrennt und in einer beklemmenden Ungewissheit gelassen.

    Nach und nach taucht der Leser immer tiefer in die jeweiligen Schicksale der Nebencharaktere ein. Ohne zu werten bleibt der Erzählstil konsequent sachlich. Dennoch fahren nicht nur die Gefühle der Figuren sondern auch die des Lesers Achterbahn.

    Die Verzweiflung der jüdischen Familien ist ebenso spürbar wie der Mut, der Nachbarn, die einigen zur Flucht verhelfen, und wie die Zerrissenheit derer, die gezwungen werden, bei der Deportation zu helfen - immer die Sicherheit der eigenen Familie im Hinterkopf -.

    Immer wieder hat man einen Kloß im Hals oder Steine im Magen. Manches wird nur angedeutet oder der Fortgang des Schicksals der eigenen Phantasie überlassen. Im Gegensatz zu den Protagonisten ahnt man, dass es nicht für alle ein Happy End geben wird. Auch wenn es sich bei Ilses Erlebnissen um Fiktion handelt, beruhen die wesentlichen Eckpunkte (Stigmatisierung, Ausgrenzung, Verhaftungen, Deportation ins KZ usw.) auf den historischen Ereignissen im Jahr 1942 in Oslo.



    Eine berührende und intensive Geschichte, die noch lange nachhallt. Aufgrund der gelungenen Darstellung des Alltags, der persönlichen Schicksale und der historischen Fakten ist sie zum Thema Holocaust auch als Schullektüre sehr zu empfehlen.


    Fazit:

    Eine eindrucksvolle und mitreißende Geschichte über Freundschaft, erste Liebe und den Alltag im besetzten Oslo im Jahr 1942. Sprachlich auf hohem Niveau und mit authentischen Charakteren.

    Trotz gewollt sachlichem Erzählstil ein intensives Leseerlebnis bei dem man zwischen Hoffnung, Wut, Trauer und Mitleid schwankt.

    "Beinahe Herbst" empfehle ich insbesondere als Schullektüre zum Thema Holocaust.


    ...

    Rezensiertes Buch: "Beinahe Herbst" aus dem Jahr 2019

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  • 4 Sterne

    Lesefee23.05, 27.04.2021

    Als Buch bewertet

    Beinahe Herbst

    „Alles beginnt im Herbst.“

    „Beinahe Herbst“ ist ein Roman von Marianne Kaurin. Er erschien im September 2019 im Arctis Verlag und ist in sich abgeschlossen.
    Norwegen 1942: Deutschland hat Norwegen besetzt, die Judenverfolgung beginnt nun auch hier. Auch die Familie Stern wird eines morgens von Polizisten überrascht. Doch wo ist Ilse?

    „Beinahe Herbst“ ist ein bewegender und tiefgehender Roman. Der Schreibstil ist sehr speziell. Er ist sehr abgehakt und auf eine gewisse Art und Weise unpersönlich und sachlich. Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen den Figuren und lässt viele Dinge ungesagt, unerklärt, offen. Dennoch schafft es diese Art der Darstellung einem unter die Haut zu gehen. Angedeutete Gedankenfetzen der Figuren - „Hätte, könnte, sollte“ – aber da ist die Angst, die Ungewissheit, die Sorge um die eigene Familie. Zudem die Frage, was das Richtige ist und scheinbar fehlt auch noch die Erkenntnis, was mit den Juden passieren wird, wenn sie abgeholt werden…
    Das Schicksal der Familie Stern wird im Roman in einem relativ kurzen Zeitfenster sehr präzise beschrieben und ist mir sehr nahe gegangen. Obwohl ich mit dem Schreibstil insgesamt nicht gut zurechtgekommen bin, hatte ich während des Lesens die gesamte Zeit ein mulmiges Gefühl im Bauch und habe die Gräueltaten der Nationalsozialisten ein weiteres Mal klar vor Augen geführt bekommen.
    Die Figurendarstellung ist, wie der Schreibstil auch, eher minimalistisch, aber ausreichend. Man bekommt einen klaren Eindruck der Familie Stern und ihrer Familienmitglieder, man lernt die geschwisterliche Rivalität kennen, die einzelnen Wünsche und Gedanken, die Familienordnung. Ebenfalls bekommt man gute Einblicke in die Gedanken und Überlegungen der Nachbarn, die teilweise ahnen, was passieren könnte, aber es dann doch nicht für ernst genug halten und die Familie lieber vor schlechten Nachrichten schützen möchten oder nicht den Mut aufbringen, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein.
    Alles in allem ist „Beinahe Herbst“ ein besonderer Roman. Er beschreibt die Judenverfolgung in Norwegen 1942, gleichzeitig aber auch das Erwachsenwerden und die Liebe. Die Stimmung ist dabei durchgehen bedrückend, nur wenige fröhliche Momente finden einen Platz in der Geschichte.
    In der Handlung selbst hätte ich mir ein wenig mehr Hintergrundinformationen und Erklärungen gewünscht, das Nachwort erklärt dann aber noch einmal ein paar historische Fakten, was mir sehr gut gefallen hat.

    Mein Fazit: Ich denke, „Beinahe Herbst“ eignet sich gut für den Schulunterricht und für Leser, die etwas über den Holocaust erfahren möchten. Der Roman geht einem nahe und schafft ein mulmiges, bewegendes Gefühl. Er hallt noch lange nach und bringt einen zum Nachdenken. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen, da ich mit dem Schreibstil nicht recht warm werden konnte.

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  • 5 Sterne

    4 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibilotta, 15.10.2019

    Als Buch bewertet

    Gefühlskalter und knapper Schreibstil
    Marianne Kaurin hat einen sehr kurz angebundenen, kalten und wortkargen Schreibstil für diese Geschichte gewählt. Sie hält sich nicht an Ausschmückungen und unnötigen Beschreibungen auf – sondern bringt es kurz und bündig auf den Punkt. Dabei tat ich mir am Anfang was schwer, bis ich richtig reingefunden habe. Aber letztendlich war das die perfekte Schreibweise für so eine traurige und dramatische Geschichte, die sich so oder so ähnlich leider damals abgespielt hat. Die geschichtlichen Fakten sprechen da leider für sich.
    Gefühlsstark – ohne große Umschreibungen
    Der Leser spürt die Stimmung, die Angst, die Hoffnungslosigkeit, die Verzweiflung und das Drama, das sich hier abgespielt hat – dafür bedarf es keiner großen Umschreibungen uns Ausschmückungen. Ich war sehr berührt und ja – hab die Kälte teilweise sehr genau gespürt, die Angst und ja – war traurig und am weinen, als ich hier in dieser Geschichte all das hab nochmals miterleben müssen / dürfen. Schlimm, was damals passiert ist.
    Historische Tatsachen – Norwegen im 2. Weltkrieg
    Mir selber war nicht klar, dass auch Norwegen damals betroffen war, was die Judenverfolgung anging.
    Marianne Kaurin hat in einem Nachwort ein paar Zahlen in den Raum geworfen, die erschreckend sind.
    Von insgesamt über 2000 Juden, die in Norwegen lebten, haben NUR 38 den Holocaust überlebt !!!

    Erschreckend oder? Gerade deswegen ist es wichtig, dass diese Sache NIEMALS vergessen wird – damit es nicht nochmals soweit kommt.
    Historische Fakten sind grausam und knallhart – und ja – man muss sich das immer wieder vor Augen halten – und darf nicht vergessen. Das ist Marianne Kaurin mit diesem Jugendbuch mehr als gelungen.
    Eine Geschichte, die unter die Haut geht
    Marianne Kaurin hält uns diese Tatsache, die sich geschichtlich wirklich so abgespielt hat – anhand der fiktiven Familie Stern vor Augen. Auch wenn alles sehr neutral und ohne große Ausschmückungen gehalten ist – so hat die Geschichte eine große Wirkung. Es ging mir regelrecht unter die Haut. Ich konnte es spüren, erleben und ja – mir wieder vor Augen halten, was damals schlimmes passiert ist.
    In einem sehr leichten und verständlichen Stil hat sie es hier auf den Punkt gebracht. So dass gerade auch Jugendliche diese Geschichte leicht aufnehmen – und die große Wirkung spüren können. Ein Buch, das in Schulen eingesetzt werden sollte, wenn es um diese Zeit geht.
    Auch wenn es nicht an “Das Tagebuch der Anne Frank” rankommt – so hat es eine ähnliche Wirkung auf mich gehabt. Ein Einblick – ein Rückblick, eine Erinnerung, die schmerzt, einen erstarren lässt und nachdenklich stimmt. Und eine Sache, die so hoffentlich nie wieder passieren wird.
    “Beinahe Herbst” ist ein sehr eindrucks- und gefühlsgewaltiger Jugendroman, der uns nochmals an schlimme Zeiten erinnert – und vor Augen führt, was so nicht mehr passieren darf. Mit kurzen und knappen Eindrücken, wird hier mehr vermittelt, als in Worte gefasst wurde. Ein Jugendroman, der gelesen werden sollte.

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