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    EmiliAna, 13.03.2023

    Als Buch bewertet

    Wäre mir Matthias Bielings Roman „Der Kelch der Wiederkehr“ nicht im Rahmen einer Leserunde begegnet, hätte er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nie den Weg zu mir gefunden, die ich mich zugegebenermaßen bei der Auswahl meiner Lektüre oft genug auch durch das Cover inspirieren lasse. Die für den komplex-kompliziert-verwundenen Roman, den ich auch nach beendeter, streckenweise recht mühevoller Lektüre weder dem Genre Krimi noch Thriller eindeutig zuordnen konnte, gewählte Umschlagsgestaltung empfinde ich als verunglückt und was immer darauf zu erkennen sein soll stellte, und stellt mich nach wie vor, vor ein Rätsel, lässt mich jedoch darüber nachsinnen, wie viele wirklich gute Bücher ungelesen bleiben, weil sie in einem so wenig ansprechenden Kleid daherkommen.
    Nun, man sollte besser also auch den unansehnlichen Büchern einen zweiten Blick widmen, sie womöglich gerade dann zur Hand nehmen, den Covertext sorgfältig lesen, der im Übrigen den Ausschlag gab, dass ich mich näher mit Matthias Bielings Erstling beschäftigt habe, denn er ist so vollgepackt, dass ich ihn zweimal lesen musste, um eine Ahnung zu bekommen, was da auf mich als Leserin warten würde. Und genau das weckte natürlich meine Neugierde, denn der schwachen und oft irreführenden Covertexte gibt es genug!
    Eine intelligente, aber nicht einfach zu lesende Geschichte, wie ich alsbald feststellte, die von mannigfachen Personen, seien es Handlungsträger oder bloße Nebenfiguren, bevölkert wird, die man erst einmal sortieren musste, um sie schließlich, nach und nach freilich, manche davon erst am Ende des Buches, einordnen zu können. Das gilt übrigens auch für die Handlung selbst! Da so viele Schauplätze aufgemacht wurden, war über weite Strecken so klar nicht, worum es eigentlich geht in dem 'Fall' – der ebenso wenig klar umrissen ist -, in den sich der Dortmunder Privatdetektiv Jupp Koslowski verbeißt, der zufällig des Weges kommt, als die Polizei einen, wie bald klar wird, ermordeten Krankenwagenfahrer auffindet, was allerdings nur der Beginn einer ungeheuerlichen Geschichte sein sollte, bei der nicht nur Jupp die Haare zu Berge stehen würden. Aus irgendeinem Grunde, vielleicht aus echtem Interesse, vielleicht wegen der schönen Augen der Witwe des Opfers, vielleicht auch nur deswegen, weil gerade Flaute herrscht in seiner Detektei, verfolgt er Spuren, die so vage sind, dass er sich eher blind vorantastet als ziel- und planvoll zu Werke zu gehen.
    Ziel- und Planlosigkeit scheinen dem Detektiv, aus dessen Blickwinkel die gesamte Geschichte erzählt wird, eigen zu sein. Doch kann man dies nur mutmaßen, denn Jupp hält zwar unendlich viele und lange innere Monologe, mit denen er die Leser an seinen vielfältigen Beobachtungen teilhaben lässt, die sich zu großen Teilen auf die Physiognomie derjenigen beschränken, die ihm während seiner eher intuitiven als zielgerichteten und von handfesten Verdachtsmomenten untermauerten Ermittlungen über den Weg laufen und die vollkommen subjektiv sind, aber er selbst, seine Person und Persönlichkeit bleiben im Dunkeln. Nur scheinbar freilich, denn bei genauem Lesen – und ohne dieses würde man sich hoffnungslos verirren in dem vielschichtigen Plot mit hohem Informationswert zu den unterschiedlichsten Themen – kann man sich aus den vielen, nicht auf den ersten Blick ersichtlichen, über die Handlung verstreuten Versatzstücken ein recht schlüssiges Bild des Privatdetektivs machen, das dann aber, wie Jupps eigene Beobachtungen, natürlich subjektiv bleibt. Halten wir ihm also der Einfachheit halber zugute, dass er geschult oder sehr talentiert ist in der spontanen Einschätzung seines Gegenübers, zumal er am Ende des Romans, an dem er endlich einmal Klartext redet und sämtliche Handlungsstränge logisch zusammenführt, tatsächlich in Vielem rechtbehalten soll.
    Da jede Rezension die Meinung des Rezensierenden widerspiegelt und nicht darin bestehen sollte, das zu besprechende Werk nachzuerzählen, verweise ich an dieser Stelle auf die so aussagekräftige wie aber auch verwirrende Inhaltsbeschreibung auf dem Cover, die ich wiederum als sehr geglückt betrachte, gaukelt sie dem potentiellen Leser doch, wie – und hier wiederhole ich mich – das leider nur allzu oft zu erleben ist, nichts vor, was er in dem Roman dann vergeblich sucht! Hoffnungen, die sie erweckt, werden erfüllt, freilich auf lange undurchsichtigen und labyrinthartigen Pfaden, was zum einen der Komplexität der Handlung geschuldet ist, aber zum anderen der Art und Weise, auf der der Autor seine Geschichte erzählt und die sich durchaus abhebt von der üblichen Roman- oder Krimi- oder Thrillerkost - und die ich als gewöhnungsbedürftig bezeichnen möchte. Im positiven Sinne, denn der Autor traut seinem Leser etwas zu, fordert ihn zum Mit- und Andersdenken auf, setzt seine Spannungselemente auf seine Art, ist auch, wie man in den äußerst befriedigenden Schlusssequenzen erfahren kann, immer fair dem Leser gegenüber. Keine Blindfährten und - außer Jupps langatmigen Beobachtungs- und Bewertungsmonologen – kein Wort zu viel, was bedeutet, dass auch die beim ersten Lesen unwichtig und zu vernachlässigen erscheinenden Kleinigkeiten am Rande und fast beiläufig gegebene Informationen von Bedeutung sind und sich während des Fortgangs des Geschehens nahtlos einfügen, gar wie zufällig auf den ihnen gebührenden Platz in dem großen Mosaik fallen, das der Autor durchaus genial entworfen hat, und das zu enträtseln ich zunehmend als spannende und anspruchsvolle Herausforderung betrachtet habe. Bleiben wir also neugierig auf Jupp Koslowskis nächsten Einsatz!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ech, 30.05.2023

    Als eBook bewertet

    Packender Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

    Bei seinem Debüt legt der Autor Matthias Bieling gleich einen spannenden Kriminalroman vor, in dem er mit dem Privatdetektiv Josef „Jupp“ Koslowski einen Ermittler ins Rennen schickt, der durchaus einiges an Potential für weitere Auftritte andeutet.

    Als Jupp Koslowski zufällig am Ort eines Polizeieinsatzes vorbeikommt, erkennt er schnell, dass sich hinter der vermeintlichen Überdosis beim Rettungswagenfahrer, der tot hinter dem Steuer seines Fahrzeuges aufgefunden wurde, in Wirklichkeit ein Mord verbirgt. Als sich Jupp aus Neugierde näher mit dem Opfer und seinem Umfeld beschäftigt, gerät er in ein ziemlich undurchsichtiges Geflecht, in dem sich neben einem mysteriösen Verein zur Erforschung des Erbes der Katharer, dem Malteserorden, einem Professor für Humangenetik auch ein libanesischer Clan und der russische Geheimdienst tummeln. Zudem schaltet sich auch noch das LKA in den Fall ein und stellt die örtlichen Ermittler kalt. Doch Jupp lässt sich nicht entmutigen und bleibt allen Widerständen zum Trotz am Ball.

    Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und erzählt sie komplett aus der Ich-Perspektive von Jupp Koslowski, so dass wir Leser beim Mitermitteln immer auf Augenhöhe mit ihm sind. Geschickt verknüpft der Autor dabei bekannte Mythen, historische Fakten und die Möglichkeiten der modernen Wissenschaft zu einem gelungenen Mix, der sich am Ende gut zusammenfügt und ein überzeugendes Gesamtbild liefert, das keine wesentlichen Fragen offenlässt. Nur die Vergangenheit des Ermittlers bleibt diesmal noch so ein wenig im Dunkeln und bietet dadurch noch reichlich Stoff für die nachfolgenden Bände. Die Geschichte spielt während der Coronapandemie, die Beschreibungen zur Maskenpflicht und zu weiteren Begleitumständen aus dieser Zeit lesen sich heute schon wieder mit einer gewissen Distanz dazu, lenken aber auch nicht von der eigentlichen Geschichte ab. Getragen wird das Ganze von einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

    Wer auf spannende Krimis mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit aus dem Ruhrgebiet steht, wird hier gut bedient und unterhalten. Ein wenig Steigerungspotential für die weiteren Auftritte von Jupp Koslowski bleibt dabei aber durchaus noch.

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