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  • 5 Sterne

    gmab, 06.03.2024

    Als Buch bewertet

    Eine Familie, gefangen in einer stetigen Abwärtsspirale

    Was der Schleier verhüllt
    Die ersten Sätze beschreiben einen Mord. Im Nachbarort hatte ein Mann seine Familie umgebracht. Als er fertig war, richtete er die Waffe gegen sich selbst. Warum? Was für Geheimnisse hat er gehabt? Affären, Sucht und versteckte Dateien auf seinem Computer? Cass' Freundin Elaine schaut die trostlose Hauptstraße ihrer Stadt hinunter und wundert sich, dass so etwas nicht öfter passiert.

    Der Stich der Biene spielt in einer irischen Kleinstadt in der Nähe von Dublin. Cass gehört zu der einst wohlhabenden Familie Barnes, die von der Finanzkrise 2008 hart getroffen wurde. Zur Familie Barnes gehören Dickie, der das von seinem Vater gegründete Autohaus mit Werkstatt übernommen hat und das er leitet. Dickie hat leider kein Händchen für den Autoverkauf. Erschwerend kommt hinzu, dass Dickie nach einem Gespräch mit seiner Tochter Cass über die Umwelt seinen Kunden lieber vom Kauf eines Autos abraten würde, als ihnen eines zu verkaufen. Darüber hinaus stiehlt ein zwielichtiger Mechaniker Katalysatoren und schadet dem Ruf der Familie Barnes. Die Umsätze beginnen immer mehr zu sinken, und das Autohaus steht kurz vor dem Zusammenbruch.

    Imelda, die glamouröse Mutter, ist der Meinung, dass Dickie nicht genug tut, um das Unternehmen zu retten. Sie, das einst "schönste Mädchen der vier Provinzen" beginnt verärgert ihre Besitztümer zu verkaufen, um über die Runden zu kommen.

    Cass, die Tochter, hat gerade die Highschool abgeschlossen und reagiert auf die Krise mit zuviel Alkohol. Sie hofft aus der Kleinstadt wegzukommen und mit ihrer besten Freundin Elaine das Trinity College in Dublin besuchen zu können.

    Ihr bekümmerter jüngerer Bruder PJ wird von einem Jungen bedroht, der behauptet, daß seine Mutter bei der Autoreparatur von seinem Vater Dickie betrogen wurde. Er verbringt seine Tage damit, mit einem Fremden Videospiele zu spielen und SMSen auszutauschen, um seine Flucht zu planen und der Misere zu entkommen.

    Die Geschichte wird aus der Perspektive jedes einzelnen Familienmitglieds erzählt. Rückblenden enthüllen die frühere Armut Imeldas und wie sie mit einem gewalttätigen Vater aufwächst. Imeldas Abschnitte enthalten keine Zeichensetzung, was vielleicht ein Hinweis auf ihre mangelnde Bildung oder das Durcheinander in ihren Gedanken sein könnte. Frank, Imeldas große Liebe, kam bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Frank war ein gutaussehender Fußballspieler - und Dickies Bruder. Imelda ist völlig durcheinander und von Trauer überwältigt, als sie an seiner Stelle seinen Bruder Dickie heiratet. An ihrem Hochzeitstag wird Imelda von einer Biene gestochen, die sich unter ihrem Schleier verirrt hat. War das ein böses Omen oder etwas wie eine Strafe, dass sie an Franks Stelle seinen Bruder Dickie geheiratet hat?

    Die Rückblicke enthüllen auch Dickies alte Leidenschaften aus seiner Studentenzeit vor zwanzig Jahren am Trinity College in Dublin. Er wird von seinen sexuellen Abenteuern eingeholt, die seine geschäftlichen Sorgen noch übertreffen, als ein Erpresser droht, ihn zu vernichten. Doch anstatt seine Ängste zu äußern, baut Dickie mit Hilfe seines Handwerkers, dem Prepper Victor, einen Bunker im Wald. Es scheint, als versuche sich Dickie mit diesem Sicherheitsbereich vor negativen Einflüssen aus seiner Umgebung zu schützen.

    Der Stich der Biene ist eine epische Geschichte, die 700 Seiten umfasst. Die unzähligen persönlichen Dramen der Familie Barnes sind düster und voller Widersprüche und doch auch voller Möglichkeiten. Es gibt kein eindeutiges Ende, es sei denn, man spürt, dass sich der Kreis geschlossen hat. Das zu entscheiden bleibt dem Leser überlassen.

    Paul Murray hat die Vergangenheit zur Gegenwart gemacht aus deren Bann ich mich nicht entziehen konnte. Ein zum Nachdenken anregender Roman, den ich weiterempfehlen möchte.

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  • 5 Sterne

    Sabine W., 07.03.2024

    Als Buch bewertet

    Die veränderte Wahrheit
    Das Leben der Familie Barnes ändert sich abrupt, als ihr Autogeschäft kriselt. Familienvater Dickie baut im Wald einen Bunker, Mutter Imelda verkauft online ihren Schmuck und fühlt sich zum Rinderzüchter Big Mike hingezogen. Die achtzehnjährige Tochter Cass flüchtet vor ihrem Schulabschluss in Alkohol und der zwölfjährige PJ will von zu Hause abhauen. Doch wann begannen all diese Schwierigkeiten? Wie weit muss man die Zeit zurückdrehen, um zur Ursache des Übels vorzudringen? Liegen die Gründe zurück in Dickies Kindheit? Begannen sie beim Autounfall seines Bruders? Oder hat der Stich einer Biene an Imeldas Hochzeitstag das derzeitige Chaos verursacht?
    Das Cover ist schlicht und ruhig; und doch fällt es mit den abwechselnd braunen und gelben Streifen und der Biene im Zentrum sofort auf. Die 700 Seiten lassen ein umfangreiches Familienepos erahnen. Der Roman ist in einige größere Abschnitte unterteilt, die jeweils über längere Kapitel verfügen. Der Schreibstil ist sehr intensiv; teils mit tragischer und depressiver Komponente, doch dann wieder hoffnungsvoll und mit humorvollem Unterton. Nach und nach erfährt das Publikum die Umstände aus dem Leben der Barnes, abwechselnd legt jedes Familienmitglied aus seiner Sicht die Geschichte dar. Die unterschiedlichen Charaktere haben dabei durchaus einen eigenen Erzählstil. Bei Imelda, die in einer Sozialsiedlung aufgewachsen ist, verzichtet der Autor – bis auf das Fragezeichen - gar auf die Satzzeichen. Und dennoch stört diese Tatsache beim Lesen überhaupt nicht. Murray bändigt die Wörter auf eine unglaubliche Weise; mit einfachen Wörtern gelingt es ihm beispielsweise eindringlich das Gefühl der Trauer zu beschrieben. Die Gedanken der Personen entwickeln eine unglaubliche Sogwirkung. Der Umfang von 700 Seiten mag einen abschrecken, doch weder ist ein Wort in diesem Roman zu viel, noch kann man irgendwelche Längen in der Geschichte feststellen.
    Der Autor beschäftigt sich mit den Herausforderungen, die uns das Leben stellt. Der Schauplatz kann von einer irischen Kleinstadt nahe Dublin dabei ganz einfach auch an einen anderen Ort verlegt werden. Murray schreibt über das Schicksal, das Pflichtgefühl der Familie gegenüber, den Versuch, das zu sein, was andere von uns erwarten; gleichzeitig dokumentiert er zum Beispiel die Probleme von Jugendlichen oder das Leben in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Ein Werk, das absolut empfehlenswert für jeden ist, der sich für das Leben anderer interessiert; man kann es als neugieriger Nachbar genießen, der die Barnes vom Fensterplatz hinter der Gardine beobachtet; man kann sich auf diese Geschichte aber auch einfach einlassen, mit den Beteiligten mitfühlen und - trotz allem - die Hoffnung nicht verlieren.

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  • 5 Sterne

    Martina W., 26.04.2024

    Als Buch bewertet

    Ich war drei Tage weg, in Irland, ohne Pause, mitten in Murrays Familiendrama. Ich fühle mich gerade so, als hätte mich ein Vulkan ausgespuckt.
    Wie genial war das denn bitteschön?
    Der Plot, die Charaktere, der Schreibstil... das Ende!
    Im Buch folgen wir 700 Seiten lang der Familie Barnes, in einer Kleinstadt in Irland. Eine gut situierte Familie, die vom Familienbetrieb - Verkauf von Autos - leben, bis der Finanzcrash dem Ganzen ein Ende bereitet.
    Wir erleben also den Abstieg dieser Familie, den Zerfall. Im Mittelpunkt stehen Mutter Imelda, Vater Dickie, Tochter Cass (die grade den Sprung ins Erwachsenenleben macht) und Sohn PJ ca. 12 Jahre alt. Jedem Familienmitglied wird ein großer Abschnitt gewidmet und wir folgen nicht nur der Rahmenhandlung fortlaufend aus unterschiedlichen Blickpunkten, sondern tauchen tief in die jeweiligen Charaktere ein. Beginnend mit der frustrierten Teenager Tochter, danach ihr kleiner Bruder... was ein geschickter Schachzug von Murray ist, denn so lernen wir locker die Struktur der Familie kennen. Weiter geht es mit Imelda, hier gibt es natürlich außer der fortlaufenden Handlung auch mehr zu erzählen, nämlich ihre Vorgeschichte - ebenso wie bei Dickie.
    Murray schafft es nicht nur dass sich seine Charaktere authentisch anfühlen, er benutzt auch unterschiedliche Stilmittel. Im ganzen Buch verwendet er keine Anführungszeichen bei direkten Reden, bei Imelda verzichtet er sogar auf alle Satzzeichen. Mir ist das - ich schwöre es bei allem was mir heilig ist - noch nicht mal gleich aufgefallen. Es passt einfach perfekt. Gegen Ende wechselt er sogar von der narrativen Stimme zur zweiten Person Singular, das macht toal was mit einem beim Lesen.
    Thematisch wird enorm viel behandelt: Gewalt in der Familie, Homosexualität, starre Rollenbilder, Lebenslügen, Trauerbewältigung,... die Sprache ist manchmal hart, aber auch das hat für mich gepasst. Zwischendurch hat Murray mich sogar zum Lachen gebracht, worüber ich bei all der Härte auch sehr dankbar war.
    Während die Protagonisten anfangs viel Raum bekommen, wechseln sich am Ende die Kapitel in immer kleineren Abständen ab und man spürt beim Lesen, dass sich das Finale regelrecht zuspitzt.
    Ja, und dann ist es da: das Finale! Ich glaube, das spaltet die Leser:Innen in zwei Lager. Diejenigen, die sich veralbert fühlen weil es offen ist und diejenigen, die versuchen hinter das Ende zu gucken, das man sehr unterschiedlich ausdeuten kann.
    Dieses Buch ist für geduldige Leser:Innen, die dicke Bücher mögen und sich nicht an außergewöhnliche Schreibstilen stören. Für Buddyreads und Leserunden schon fast prädestiniert.
    Für mich ein absolutes Highlight, das Wolfgang Müller großartig übersetzt hat.

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  • 4 Sterne

    Ron Robert Rosenberg, 04.03.2024

    Als Buch bewertet

    Von Einem, der auszog, Großes zu erschaffen

    Viel hat sich der Ire Paul Murray vorgenommen - außerordentlich viel. Mit dem „Stich der Biene“ schuf er ein gewaltiges Epos, einen wahren Bilderrausch auf 700 Seiten, das wenig auslässt, was die Welt im Innern zusammenhält und was den Menschen darin ausmacht. Es zeigt die Keimzelle des menschlichen Zusammenlebens, nämlich die Familie, in all ihren Ausprägungen. Deren Oberhaupt Dickie, der glücklos in nicht enden wollende Lebenskrisen schlittert, obwohl dem blitzgescheiten und fleißigen Spross der Familie Barnes eine glänzende, solide Zukunft bescheinigt wird. Doch das prosperierende Autohaus, das ihm sein Vater und Selfmade-Millionär noch zu Lebzeiten hinterlässt, steht unter keinem guten Stern. Mit der Banken- und Finanzkrise geht es plötzlich und stetig bergab. Ein Ereignis, das die unvermeidliche Katastrophe für die Familie Barnes nur beschleunigt. Imelda, Dickies Frau, hatte sich einst unsterblich in dessen Bruder Frank verliebt. Mit ihm, einer heldenhaften Lichtgestalt, wollte die Schönheit aus ihrem niederträchtigen Slum-Milieu emporsteigen und eine neue Zukunft bauen. Nach Franks tragischem Unfalltod kam es unerwartet anders und das Schicksal schanzte ihr Dickie zu, der aus Schuldgefühlen Franks Rolle einnimmt, ohne seine – völlig gegensätzliche – Bedürfnisse zu befriedigen. Mit ihm zeugt sie die Kinder Cass und PJ, deren Lebensabschnitt zu einer turbulenten Zeitreise wird – die einer Coming-of-Age-Teenagerin und eines experimentierfreudigen, träumerischen Jungen auf der Suche nach wilden Abenteuern. In diesem Mikrokosmos einer Kleinstadt in der Nähe Dublins hängt alles mit allem und jeder mit jedem zusammen, manchmal ostentativ, häufig aber auf subtile Weise.
    Murrays Einfallsreichtum scheint keine Grenzen zu kennen. Neben den diversen Handlungssträngen, die die Familiengeschichte umranken und um die es im Kern geht – um kriminelle Machenschaften, in die vor allem Dickie gerät, um die „Frauwerdung“ von Cass mit vielen Teenie-Romance-Anleihen, um die Flucht und die Ausflüchte der unglücklichen und am liebsten ausbrechenden desperate Housewife Imelda und um die infantilen Erlebnisse eines Jungen, der mit großen Augen auf die Geheimnisse der Erwachsenwelt starrt – sind es die unzähligen, häufig meisterhaft erzählten Episoden, die der gebürtige Dubliner scheinbar mühelos herbeifabuliert. Seine Experimentierfreude ist auf fast jeder Buchseite spürbar und nicht selten verlässt er die Romanwelt und betritt das Land der Groteske.
    Bis zur Beinah-Unlesbarkeit benutzt Murray auch alle möglichen Stilmittel, um den vielen Wendungen der Story – je nach dem – Auftrieb oder Dämpfer zu geben. Er strapaziert diese – und damit auch den/ die Leser:in – durch zahllose Metaphern, Übersteigerungen, Dopplungen, Auslassungen, Lautmalereien, Comic-Sprache, Slang, Fremdworten, Eingriffe in die Typographie, in die Zeichensetzung (Imeldas Passagen auf Dutzenden Seiten verzichten auf jegliche Satzzeichen) und irrwitzigen Perspektivwechseln. Neben auktorialer Erzählform und dem personalen Erzähler bedient er sich im letzten Viertel der zweiten Person Singular. Ein Experiment, das den/ die Leser:in zwangsläufig von den Geschehnissen distanziert, gleichzeitig aber auch eine Zwangsidentifizierung mit der/m jeweiligen Protagonistin/-en schafft. Wäre Murray ein Maler, dann hätten wir hier ein Werk, welches neben einer Kohlezeichnung, Malereien in Acryl, Öl und Tusche, eine Radierung und allerlei mehr Handwerk bis hin zu einer gegenständlichen Darstellung zeigen würde – und das alles auf bzw. mit einer einzigen Leinwand! Es wirkt mutig, aber auch ein wenig arrogant, als würde er ausrufen: Seht her (ecce!), das alles beherrsche ich!
    Ich finde diese Originalität sehr imposant, da das Gesamtkunstwerk mit allen Herausforderungen geglückt ist. Allerdings tauchen auch Abschnitte auf, die den Betrachter oder besser den/ die Leser:in so weit aus der Geschichte drängen, dass diese plötzlich nur noch Gegenstand ist und man von außen gezwungen wird zu überlegen, warum und auf welche Weise ein radikaler Kunstgriff in diesem Handwerk vollzogen wurde. Und das ist – sofern es nicht gerade ein Schreibratgeber handelt – für sämtliche Belletristik tödlich. Wäre die Lesbarkeit vom Autor und Verlag nicht absichtlich gestört worden und könnte der flüssige und bildhafte Lesefluss ungebremst in das Bewusstsein der Leserschaft strömen, dann dürften sich viel mehr an diesen ernsthaften Botschaften dieser spannenden, tragikomischen, aufregenden, bösen und schlicht unterhaltsamen Familien-Dramedy erfreuen. So bleiben viele verwundert oder einfach überfordert auf der Strecke. Hier wäre weniger mehr gewesen.
    Berauscht haben mich jedoch die vielen erstklassigen Episoden, die oft sehr spannend und so lebensnah geschildert sind, dass sie einem Vergleich mit John Irving, Philip Roth oder Jonathan Frantzen standhalten können. Der Plot erinnerte mich an die tiefgründigen Familiengeheimnisse, den verbotenen, doppelten Böden trügerischer Idyllen wie in American Beauty, in dem die blutige Wahrheit und das wahre Grauen tröpfchenweise auf die Stufen tropft, bis es einen regelrechten See vor einem scheinbar unbescholtenen Heim bildet und jegliche Illusion von Harmonie und Zuversicht hinfort spült.
    Merkwürdigerweise hatte ich manchmal das Gefühl, dass die Abschnitte (auch unter der Berücksichtigung, dass sie natürlich mehrere Jahrzehnte der Familienhistorie abbilden) anachronistisch wirken. So hatte ich den Eindruck, dass manche Geschehnisse der modernen Smartphone-Zeit eher wie aus den Achtzigern wirkten. Auch blieben einige lose Fäden für mich ungeklärt oder entzogen sich meiner Aufmerksamkeit, zum Beispiel die Hintergründe der Schreckenstat, die zur Auslöschung einer Familie führte, oder die nervenzerfetzende Situation, als PJ trotz sämtlicher Bemühungen nicht an das Restgeld kommt, das er für die Zahlung an einen äußerst brutalen Erpresser dringend benötigt. Hier hatte ich eine Auflösung erwartet. Gleichwohl sind viele metaphorischen Untermalungen sehr gut in die Story eingewoben worden, was sich ebenso im Showdown am Ende des Buches zeigt. Das merkwürdige Mal im Baum, die seherischen Fähigkeiten von Tante Rose, die Bekämpfung der grauen Eichhörnchen, um die roten Artgenossen zu retten – ein passender Vergleich zu dem Opfer, welches Dickie für die Familie, die er so nie wollte, erbringt. Ach ja, auch der Stich der Biene wird entschleiert. In Wirklichkeit handelt es sich nicht um ein Unglück am Tag der Hochzeit, sondern um einen ganz anderen Akt von Gewalt, der hier jedoch nicht verraten wird.
    Insgesamt ist der Roman „Der Stich der Biene“ ein gelungenes Kunstwerk, das sich nicht darauf beschränkt, nur eine opulente Familiengeschichte zu sein. Vielmehr sprengt das Buch die konventionellen Grenzen, was einen Roman im herkömmlichen Sinn ausmacht. Es ist mit Absicht anstrengend zu lesen. Murray ist hier der unangefochtene Schöpfer dieses steinigen Massivs. Da gerade diese vom Autor grenzenlose Vorgehensweise bei der Leserschaft auch unüberwindbare Schranken setzt, halte ich den Roman für begrenzt lesenswert. Zumindest benötigt der/ die Leser:in einen langen Atem, um diesen Berg zu erklimmen.
    Ein wahrer Achttausender.

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  • 5 Sterne

    meggie3, 16.03.2024

    Als Buch bewertet

    Anspruchsvoller, lesenswerter Roman

    „Der Stich der Biene“ erzählt die Geschichte einer Familie in einer kleinen Stadt in Irland, die bisher sehr gut situiert war. Als es dann mit dem Autohaus des Vaters, Dickie, abwärts geht, bekommen die Auswirkungen auch seine Frau Imelda, die sich in den Schulabschlussprüfungen befindende Tochter Cass und ihr jüngerer Bruder PJ zu spüren. Sie alle haben unterschiedliche Sorgen und Sichten auf das, was passiert. Der Roman beleuchtet die verschiedenen Perspektiven und Hintergründe.

    Mit fast 700 Seiten ist das Buch relativ lang, ich habe es aber bis auf wenige Ausnahmen überhaupt nicht als langatmig wahrgenommen. Lediglich der Teil, in dem es um die Perspektive von Imelda ging, fand ich etwas zu ausufernd. Andererseits habe ich diesen Abschnitt als besonders wichtig für das Verständnis der Beziehung zwischen Imelda und Dickie empfunden.

    Insgesamt finde ich die Beschreibung der verschiedenen Charaktere überaus gelungen. Dem Autor gelingt es sehr gut, die verschiedenen Perspektiven authentisch darzustellen, auch weil er den Sprachstil entsprechend der Protagonist*innen anpasst. Durch das Erzählen aus den verschiedenen Perspektiven bekommt man als Leser*in einen umfassenden Eindruck von den Geschehnissen und der Dynamik in der Familie.

    Ich habe die Sprache als anspruchsvoll empfunden, aber nicht als anstrengend. Mir hat sie sehr gefallen. Insgesamt würde ich empfehlen, keine allzu langen Lesepausen einzulegen, da ich den Inhalt im positiven Sinne komplex finde.

    Vielleicht ist es vor dem Lesen wichtig zu wissen, dass der Autor auf Anführungszeichen etc. zur Verdeutlichung von wörtlicher Rede verzichtet. Zusätzlich gibt es in den Kapiteln aus der Sicht von Imelda keine Interpunktion mit Ausnahme von Fragezeichen. Satzanfänge werden in diesen Kapiteln aber selbstverständlich großgeschrieben, sodass ich keinerlei Probleme in Imeldas Abschnitten und auch generell mit dem Erkennen von Dialogen hatte.

    Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen. Ich würde ihn allen empfehlen, die Lust auf detaillierte Charaktere haben und auch bei einem dickeren Buch gerne dranbleiben.

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  • 4 Sterne

    Elke H., 25.02.2024

    Als Buch bewertet

    Der irische Autor Paul Murray wird gerne mit Jonathan Franzen, dem Meister des amerikanischen Familienromans, verglichen. Im Großen und Ganzen kann man dieser Aussage zustimmen, aber Murrays Tonfall ist wesentlich sarkastischer und die Probleme, die er seinen Protagonisten mit auf den Weg gibt, sind um ein Vielfaches herausfordernder als bei Franzen. Und ja, dabei überspannt er manchmal auch den Bogen, vor allem dann, wenn er in den individuellen Biografien wühlt und Verborgenes an die Oberfläche zerrt.

    2008, die Zähne des keltischen Tigers sind stumpf, die Finanzkrise hat Irland im Griff und zerstört Existenzen. Auch die Familie des Autohändlers Dickie Barnes ist betroffen, aber anstatt sich an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, entwickelt jede/r einzelne von ihnen eine individuelle Art, um mit dieser geänderten Situation umzugehen. Dickie steckt den Kopf in den Sand und bereitet sich lieber auf den Weltuntergang vor als sich den Problemen zu stellen, seine Frau Imelda ist da zumindest schon etwas pragmatischer und versucht durch den Verkauf ihres Schmucks Geld in die Haushaltskasse zu spülen. Cassie, die Tochter, trinkt sich die Lage schön, Sohn PJ verkriecht sich in Videospielen und will nur noch abhauen. Jede/r kämpft mit seinen eigenen Dämonen, angelegt in der Vergangenheit und in inneren Monologen und alternierenden Kapiteln etwas zu ausführlich dargestellt. Aber auch wenn das gegenwärtige Leben noch so deprimierend erscheint, gibt es doch immer wieder ein kurzes Aufblitzen von Hoffnung, von dem, was möglich scheint, um der scheinbar aussichtslosen Situation eine Wendung zu geben.

    Ist „Der Stich der Biene“ mit seinen 700 Seiten ein typischer Familienroman? Nein, das ist kein Schmöker und keine Feelgood-Lektüre, denn dafür ist der Stil zu herausfordernd und die Bandbreite der behandelten Themen viel zu groß: familiäre Beziehungen, Lebenslügen und Geheimnisse, gesellschaftlicher Aufstieg und die damit einhergehenden Probleme, die gesellschaftliche Realität auf der grünen Insel nach dem wirtschaftlichen Abschwung, aber auch der verantwortungslose Umgang mit Ressourcen und Umweltschutz.

    Murray hat Spaß am Fabulieren, aber auch wenn das stellenweise ausufert und geschwätzig erscheint, mischt er doch perfekt und entlarvend Tragik und Ironie. Er kriecht in die Köpfe seiner Protagonisten, erzählt deren Geschichten, das Ganze eher assoziativ als linear und verbeugt sich damit vor James Joyce und dessen Erzähltechnik (Stream of Consciousness), indem er sich auf Gedanken des Moments konzentriert. Anstrengend zu lesen, erfordert es Durchhaltevermögen und Konzentration plus die Bereitschaft, sich darauf einzulassen.

    Sprachlich auf hohem Niveau und brillant übersetzt von Wolfgang Müller. Chapeau!

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  • 4 Sterne

    Readaholic, 01.03.2024

    Als Buch bewertet

    Dem Abgrund entgegen
    „Der Stich der Biene“ ist ein wahres Mammutwerk. Nicht nur aufgrund des Umfangs von 700 Seiten, sondern auch wegen seiner Detailverliebtheit. Es geht um das Leben der irischen Familie Barnes. Vater Dickie führt ein Autohaus, das kurz vor der Insolvenz steht. Seine bildschöne Frau Imelda stammt aus äußerst prekären Verhältnissen. Ihr Vater ist ein gewalttätiger roher Mann, der von Betrügereien lebt. Es ist daher ein Segen, als sie einen erfolgreichen Mann kennenlernt und ein neues Leben für sie beginnt. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihr, und ihr ursprünglicher Lebensplan zerplatzt wie eine Seifenblase.
    Tochter Cass umgibt sich mit zwielichtigen Gestalten und kann es kaum erwarten, die irische Provinz zu verlassen, um ein neues Leben als Studentin am Trinity College in Dublin zu beginnen. Ihr jüngerer Bruder PJ verbringt seine Tage mit dem Spielen gewalttätiger und blutrünstiger Videospiele. Je schlechter es um das Autohaus steht, desto mehr geht es auch mit den einzelnen Familienmitgliedern bergab. Sie treffen Entscheidungen, bei denen man sie als Leser am liebsten schütteln möchte, um sie zur Besinnung zu bringen. Obwohl mich dies manchmal fast wahnsinnig gemacht hat, konnte ich das Buch kaum aus den Händen legen. Die Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Ich muss dazu sagen, dass ich das Buch in einer Leserunde gelesen habe und die Meinungen dazu sehr auseinandergingen. Es scheint, als ob man es entweder faszinierend findet oder es hasst.
    Die einzelnen Kapitel werden aus der Sicht der jeweiligen Familienmitglieder geschildert. Was mich zunächst sehr störte, ist, dass Paul Murray in Imeldas Kapiteln keinerlei Satzzeichen verwendet, lediglich die Satzanfänge sind großgeschrieben. Mir ist klar, dass er damit Imeldas Bewusstseinsstrom abbilden will, ein Gedanke geht in den anderen über, und es gelingt dem Autor so, Imeldas wirre Gedankenwelt anschaulich darzustellen. Trotzdem hat mich das sehr irritiert, zumal es um mehrere hundert Seiten ohne Interpunktion geht. Ich kann auch nicht behaupten, dass mich das Buch durchgehend gefesselt hätte, es gab zwischendurch Passagen, die mir viel zu ausführlich und detailverliebt waren. Gegen Ende spitzen sich die Geschehnisse jedoch dermaßen zu, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Ich kann diesen Roman empfehlen, allerdings ist er sehr aufwühlend und nicht für Leser geeignet, die einen Feelgood-Familienroman erwarten.

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  • 5 Sterne

    begine, 18.03.2024

    Als Buch bewertet

    Familie Barnes

    Der Autor Paul Murray war mit seinem Roman Der Stich der Biene, 2023 bei dem Booker Prize nominiert.
    Jetzt gibt es den Roman auch auf deutsch und ich musste zugreifen.
    Dann ist es eine Familiensaga, die lese ich sowieso gerne.
    Es ist ein kompakter Roman von 700 Seiten und wird nie langweilig.
    Er spielt in der Wirtschaftskrise 2008 in Irland
    Die Familie Barnes bestehend aus dem Autohändler Dickie, seiner Frau Limelda, der 16jährigen Tochter Cass und dem 12jährigen Sohn PJ.

    Von jedem Familienmitglied erfahren wir abwechselnd von ihren Empfindungen.
    Der Autor hat das brillant gestaltet. Es geschehen oft brenzlige Situationen, die aber doch glimpflich ablaufen.

    Der Roman hat mich total gefesselt. Ich habe mit den jeweiligen Personen gezittert.
    Es ist ein bemerkenswerter Unterhaltungsroman.

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  • 4 Sterne

    Verena W., 07.03.2024

    Als Buch bewertet

    Eine bemerkenswerte Familiengeschichte

    Das Autohaus der Familie Barnes steckt in großen wirtschaftlichen Schwierigeiten. In einer Kleinstadt gibt das Anlass zu zahlreichen Spekulationen. Doch wie gehen die Betroffenen selbst damit um? Jeder hat eine eigene Methode: Dickie, der Geschäftsführer und Inhaber, zieht sich mehr und mehr in die Natur zurück; seine Frau Imelda versucht die Familie mit Verkäufen auf ebay zu finanzieren; Tochter Cassie sucht Trost im Alkohol und ihr Bruder PJ vertraut sich einem unbekannten what´s app-Partner an.
    Aus der speziellen Perspektive des jeweiligen Familienmitglieds erfährt der Leser die Gedanken und Gefühle der Hauptpersonen. Gleichzeitig entrollt sich nach und nach eine Familiengeschichte, deren unterschiedliche Sichtweisen viel Unausgesprochenes und diverse Missverständnisse beleuchten. Es ist eine ganze Reihe gesellschaftlicher Themen, die Murray hier verarbeitet: häusliche Gewalt, Alkoholimus, Vater-Sohn-Konflikte, Homosexualität.
    Mit einem jeweils eigenen Duktus verleiht er den Figuren ihren Charakter und betont die Unterschiede. Die den jeweiligen Familienmitgliedern zugeordneten Abschnitte, die sich zunächst gemächlich entwickeln, verkürzen sich zum Ende des Romans hin dramatisch, so dass schließlich eine eigene Dynamik entsteht und der Leser geradezu atemlos auf den Schluss zusteuert. Ein warmherzig geschriebener, mitreißender Roman!

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  • 4 Sterne

    Jürg K., 17.03.2024

    Als Buch bewertet

    2008 hat die Finanzkrise Irland fest im Griff. Sie bedroht Existenzen oder vernichtet sie ganz. Die Familie des Autohändlers Dickie Barnes ist auch betroffen. Jeder versucht auf seine Art mit der Situation fertig zu werden, statt gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Dickie steckt vor allem den Kopf in den Sand, seine Frau Imelda versucht durch den Verkauf von Schmuck Geld in die Kasse zu bringen. Die Tochter betrinkt sich, um der Situation zu umgehen. Sohn Sohn PJ heckt einen Plan aus, um abzuhauen. Man kommt sich als Leser dieser Geschichte sehr hilflos vor. Scheint alles so deprimierend zu sein, leuchten immer wieder einige Hoffnungsschimmer auf. Die vielen Themen, die in dieser Geschichte behandelt werden, rechtfertigen die Anzahl Seiten sehr. Eines ist sicher, als Leser muss man Durchhaltevermögen mitbringen. Ich kann des Buch nur empfehlen.

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  • 3 Sterne

    Jazz, 13.03.2024

    Als Buch bewertet

    Inhaltlich ist der Roman sehr interessant, hat aber seine Längen und hätte definitiv an einigen Stellen gekürzt werden können. Stilistisch ist es ein Graus gewesen.

    Am Anfang kommen ein paar Gedichte vor, wobei ich persönlich mit Poesie noch nie etwas anfangen konnte. Hier passt es aber zu einem Charakter, der Dichtung vergöttert. Recht bald wandert aber der hohe Stil den Berg ab, da man mit vulgärer Sprache konfrontiert wird, was extrem überraschend kam. Das hatte ich nicht erwartet. Anschließend folgen ein paar Videospiel-Anspielungen wie Minecraft und sehr ausführlich Black Dawn II. Ich kenne beides nicht und habe daher auch kein Interesse daran oder generell an Videospielen, welches für mich einfach nur für Zeitverschwendung stehen. Daher war ich ab dem Zeitpunkt weniger gefesselt und interessiert. Ich will ja beim Lesen der ganzen digitalen Medien entfliehen und hier habe ich das dann erneut vorgesetzt bekommen. Das finde ich nicht gut. An sich mag ich Anspielungen nicht, bei denen man unbedingt eigenes Vorwissen mitbringen muss, wenn es nicht explizit im Klappentext steht.

    Im ersten Siebtel geht es sehr um klassisches Teenagerdrama mit dem Schulabschluss. Ansonsten wie die Familie langsam auseinanderfällt. Dieser Punkt ist wie gesagt interessant. Nur die Umsetzung hat mir nicht gefallen. Die ganzen Abschnitte aus der Sicht der Mutter sind beispielsweise bis auf Fragezeichen absolut zeichenfrei. Solch ein ähnliches Phänomen habe ich kürzlich in einer Leseprobe zu einem anderen Werk gefunden und das Interesse am Roman verloren. Ich hoffe daher, dass sich solch ein Stil nicht durchsetzen wird. Erst Gendern und "they" etc. Formen, jetzt das. Wenn das so weiter geht, werde ich das Interesse an aktuellen Romanen verlieren.

    Daher empfehle ich den Roman denjenigen, die gern einen Roman über eine langsam zerfallende Familie lesen wollen - falls die angesprochene Kritik nicht die Lust am Lesen genommen haben sollte.

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  • 3 Sterne

    Cynthia M., 17.03.2024

    Als eBook bewertet

    Mich hat zuallererst das Cover angesprochen aber auch der Klappentext macht definitiv neugierig. Der Einstieg in die Geschichte ist mir zwar nicht ganz leicht gefallen, aber es lohnt sich dranzubleiben

    Jedes Kapitel ist einem Familienmitglied und seinen ganz persönlichen Sorgen gewidmet. Besonders ist, dass allein anhand dessen wie der Text innerhalb des Kapitels aufgebaut ist, sofort klar ist um wen es geht. Es wird auf beeindruckende Art mit Sprache und Interpunktion gearbeitet.

    Jede der Figuren hat praktisch eine ganz eigene Geschichte für sich, was ich bemerkenswert finde. Man könnte quasi die Kapitel unabhängig voneinander lesen und hätte völlig verschiedene Leben, Sorgen und Enden. Und trotzdem sind diese Leben, diese Handlungsstränge verknüpft durch die Rahmenhandlung die ihrer aller Leben beeinflusst. An eindrucksvollen fand ich die Geschichte von Dickie, der irgendwie so in sein eigenes Leben hineingeworfen wirkt, überfordert, von seinem wahren Selbst abgetrennt, in eine Rolle gepresst, die nicht für ihn bestimmt war.
     
    So richtig wusste ich nicht, wohin es mit dieser Geschichte gehen soll, besonders zu Anfang erschien es mir als eine Aneinanderreihung von Situationen, in denen die Figuren schlechte Entscheidungen treffen, sich verantwortungslos verhalten oder in Gefahr begeben. Trotzdem scheint sich immer wieder alles schicksalhaft zu fügen, glimpflich zu verlaufen und zum Guten zu wenden. Ist es also die Geschichte über das Unglück einer Familie? Oder über eine Familie, deren Mitglieder nochmal die Kurve gekriegt haben?

    Das Ende ist nochmal richtig rasant und plötzlich ergibt alles irgendwie Sinn. Es musste auseinanderbrechen um zusammenzufinden und steigert sich in einen grausigen Höhepunkt.

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  • 3 Sterne

    Moontales, 07.03.2024

    Als Buch bewertet

    Hätte man etwas komprimieren können und dadurch Spannung aufbauen

    Für mich war es das erste Buch des Autoren und ich bin vor allem darauf aufmerksam geworden, weil seine Bücher sehr gelobt werden. Vorab sei gesagt: Ich fand das Buch nicht schlecht, aber insgesamt hat es sich für mich zu sehr gezogen und es kam keine Spannung auf.

    Der Schreibstil des Autoren ist leicht und flüssig zu lesen. Der Familienroman beschreibt sehr anschaulich, wie es zu bestimmten Ereignissen kam und wie die Familie zu dem wurde, was sie letztendlich ist. Dabei bekommt man die unterschiedlichen Perspektiven der Familienmitglieder zu lesen und kann sie so besser kennenlernen sowie ihre Handlungen nachvollziehen. Leider blieben alle für mich recht unnahbar und ich konnte mit niemandem so richtig mitfühlen. Das hat mir sehr gefehlt, denn dadurch konnte mich der Roman nicht so sehr packen, wie ich es mir erhofft hatte. Zudem muss ich sagen, dass es mir an vielen Stellen sehr langgezogen vorkam. Dadurch kam bei mir insgesamt eher wenig Spannung und Lust am Weiterlesen auf. Mit der Zeit wurde es zwar besser und interessanter, aber bis dahin brauchte es wirklich lange, was bei einem Wälzer mit so vielen Seiten kein Vergnügen ist. Zumindest kann ich sagen, dass das Buch in einer gewissen Form doch etwas Neues war, was ich so noch nicht gelesen hatte. Gut fand ich auch, dass recht viele gesellschaftskritische Themen beleuchtet wurden und der Roman dadurch nicht so eindimensional blieb, wie man es von manchen anderen kennt. Insgesamt bin ich dennoch leider nur semi begeistert. Das Buch ist nicht schlecht, aber man benötigt einen sehr langen Atem!

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  • 2 Sterne

    Lena, 13.03.2024

    Als Buch bewertet

    Dickie Barnes hat einst den florierenden Autohandel seines eloquenten Vaters übernommen. In ihm steckte jedoch nie ein Verkaufstalent und seit es mit der Wirtschaft in Irland bergab geht, ist auch sein Geschäft vom Niedergang betroffen. Seine Frau Imelda, der ihr Status in der Stadt immer so wichtig war, ist enttäuscht. Aufgebracht verkauft sie Möbel und Kleidungsstücke, die sie im Unverstand gekauft hatte. Die Kinder machen sich Gedanken und fürchten das Gerede über den Konkurs in der Stadt. Die ältere Tochter Cass möchte so schnell es geht nach Dublin, um zu studieren, muss aber erst noch den Schulabschluss bestehen. Ihre bisher guten Noten torpediert sie allerdings durch Alkoholexzesse in den örtlichen Pubs. Ihr jüngerer Bruder PJ spürt die Spannungen in der Familie und fürchtet, aufs Internat geschickt zu werden. Sein Plan ist es, abzuhauen, um die Eltern wach zu rütteln.

    Die Geschichte wird in langen Kapiteln aus den Perspektiven aller Hauptfiguren geschildert. Während zunächst nur auf die Anführungszeichen der wörtlichen Rede verzichtet wird, erfolgt aus der Sicht von Imelda überhaupt keine Interpunktion mehr. Der Sinn dahinter erschließt sich nicht und macht mitsamt der vulgären Ausdrucksweise den Inhalt nicht besser.

    Positiv betrachtet, entwickelt sich das Buch unvorhersehbar. Es ist nicht erkennbar, in welche Richtung der Autor führt. Negativ betrachtet, ist die Geschichte ziellos, hängt lose an den Folgen der Finanzkrise für die Familie Barnes, so dass es schwerfällt, nicht nur quer zu lesen.

    Die Charaktere sind nicht sympathisch und auf sich selbst bezogen. Auf diese Weise verbinden sich die einzelnen Abschnitte aus den unterschiedlichen Perspektiven kaum. Die Familienmitglieder interagieren wenig miteinander. Die Teenager, die unsichere, kluge Tochter und der nerdige Sohn rebellieren, die Eltern, die schöne, materialistische Mutter und der unbeholfene Vater, haben ihre eigenen Geheimnisse.
    Der Anfang aus Teenagersicht zwischen Computerspielen, Drogen, Sex und toxischen Freundschaften ist anstrengend und retardierend. Interessanter sind die Perspektiven der beiden Erwachsenen, die überwiegend Rückblenden enthalten, die die Vergangenheit beleuchten und Details zur Familiengeschichte und die Geheimnisse von Dickie und Imelda preisgeben.
    Als die Perspektiven in einem zweiten Anlauf schneller zwischen den Hauptfiguren wechseln, wird die Geschichte dynamischer und entwickelt doch noch das lang ersehnte bisschen Spannung. Die Erzählweise erfolgt sodann aus der Du-Sicht und unterstreicht, dass die Charaktere alle neben sich zu stehen scheinen. Auch wenn die einzelnen Abschnitte weiterhin nur lose miteinander verknüpft sind, verfolgt man, wie die Familie auf eine Katastrophe zusteuert. Jeder einzelne Charakter entwickelt, geleitet von irritierenden Gefühlen, ein selbstzerstörerisches Verhalten, das kein gutes Ende nehmen kann.

    Bei dem Buch ist Durchhaltevermögen verlangt. Es ist insgesamt zu ausufernd, da lange nichts Reizvolles passiert. Erst auf den letzten 150 von 700 Seiten wird die Geschichte lesenswerter, verstörender und dramatischer. Und als man sich auf ein packendes Finale freut, vergeigt es der Autor komplett, indem er die endlich interessant gewordenen Handlungsstränge rüde abwürgt und dem Leser nur noch wirre Gedanken der Hauptfiguren entgegenschleudert und die Geschichte ohne ein Ende beendet.
    "Der Stich der Biene" handelt von Menschen, die auf der Verliererseite des Lebens stehen und sich ihr eigenes Grab zu schaufeln scheinen. Die euphorische Beschreibung als "unwiderstehlich witzig und weise" kann ich nicht teilen, denn humorvoll ist weder die Art der Darstellung noch sind es die Schicksale der Charaktere.

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  • 2 Sterne

    Simone F., 10.03.2024

    Als eBook bewertet

    Angesichts der Lobeshymnen aus der Presse war ich sehr gespannt auf diesen Roman, und auch die Leseprobe klang vielversprechend. Leider wurde ich dennoch mit dem Buch nicht richtig warm.

    Murray erzählt die Geschichte der Familie Barnes abwechselnd aus den Perspektiven von Vater Dickie, Mutter Imelda, Sohn PJ und Tochter Cass. Imeldas Kapitel sind komplett ohne Interpunktion verfasst, was den Lesefluss deutlich hemmt und mich zunehmend nervte. Aufgrund der Perspektivwechsel hatte ich die Hoffnung, mich gut in die einzelnen Charaktere einfühlen zu können, was merkwürdigerweise nicht der Fall war. Alle vier blieben mir fremd, und je weiter der Roman fortschritt, desto mehr spürte ich, dass mich ihre Geschichte nicht mehr berührte. Mit Cass konnte ich überhaupt nichts anfangen, ebenso wie mit Dickies Entwicklung zu einem skurillen Prepper. Ich empfand die 700 Seiten zunehmend als langatmig und spannungsarm, erst gegen Ende nahm die Handlung wieder etwas an Fahrt auf, um mich zum Schluss wieder enttäuscht zurückzulassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Murrays Schreibstil seine Anhänger findet, ich gehöre jedoch nicht dazu. Die gesamte Grundstimmung ist düster und deprimierend, alles dreht sich um Alkohol, Sex, Gewalt und Einsamkeit, so dass die Geschichte schwer zu ertragend ist. Anders als Frank McCourt, der in Angela´s Ashes dem Elend einer katholischen Kindheit in Irland immer wieder mit trockenem Humor begegnet, oder Douglas Stuart, der in Young Mungo eine unglaublich schmerzhafte Kindheit in Glasgow schildert und dem Grauen sprachliche Eleganz und zarte, berührende Momente entgegensetzt, ist Murrays Stil auch sprachlich hart, stellenweise vulgär und stark sexuell aufgeladen. Dies trifft nicht meinen Geschmack. Interessante gesellschaftliche Themen wie Klimawandel wurden zwar angerissen, blieben jedoch eher oberflächlich. Insgesamt war ich erleichtert, als ich das Buch beendet hatte, da es leider meine Erwartungen nicht erfüllen konnte.

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  • 2 Sterne

    H. H., 13.03.2024

    Als Buch bewertet

    Leider ziemlich zäh und langatmig

    So richtig bin ich mit dem Buch leider nicht warm geworden. Es hat sich für mich sehr gezogen und wäre es nicht in Zuge einer Leserunde gewesen, hätte ich es bestimmt abgebrochen. Die Erzählung ist sehr schleppend und dadurch langatmig, wodurch sich bei mir keine Spannung aufbauen konnte. So sehr ich es auch versucht habe.

    Die Kapitel/Abschnitte sind in die vier Familienmitglieder unterteilt und man erfährt so auch die unterschiedlichen Sichtweisen, wie sie sich fühlen und was sie denken. Wirklich mitfühlen konnte ich leider trotzdem mit keinem und auch keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen. Das hat mich total erstaunt, denn eigentlich kann ich immer recht schnell eine Verbindung zu Charakteren herstellen. Der Schreibstil ist in Ordnung, es lässt sich locker und leicht lesen. Ab und zu schreibt der Autor aber auch etwas vulgär, was den ein oder anderen Leser stören könnte. Bei einer Person gibt es in ihren gesamten Abschnitten keine Interpunktion, was schnell anstrengend wird und den Lesefluss ausbremst.

    Spannung kam erst gegen Ende etwas auf, was definitiv zu lang ist, wenn es fast 700 Seiten dafür braucht. Dadurch war das Buch für mich leider nichts, auch wenn ich Familiendramen in Büchern sonst mag. Von mir gibt es deshalb keine Leseempfehlung.

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