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  • 5 Sterne

    39 von 55 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 23.06.2019

    Als Buch bewertet

    1938. Die Reichskristallnacht lässt die 17-jährige Ruth Meyer und ihre Familie langsam erahnen, was ihnen als Juden in Deutschland bevorsteht. Die Anzeichen waren vorher schon da, doch das Leben wird für sie alle immer schwieriger, denn ihr geliebtes Krefelder Zuhause ist zerstört. Viel zu spät bemühen sie sich um eine Ausreise in die USA, sie haben eine Wartezeit bis 1941, doch was geschieht mit ihnen bis dahin? Werden sie dies gemeinsam durchhalten? Seit der verhängnisvollen Nacht ist Ruths Kindheit schlagartig vorbei. Als ihr Vater wegen angeblichem Schmuggel von den Nazis verhaftet wird und ihre Mutter in Lethargie verfällt, hängt es an Ruth, die Familie zu beschützen und Entscheidungen zu treffen. Ruth gelangt als Kindermädchen über Holland nach England und erlebt immer wieder eine Welle der Hilfsbereitschaft. Als ihr Vater nach Dachau überstellt werden soll, muss sie alle Hebel in Bewegung setzen, damit ihre Familie nach England einreisen darf…
    Ulrike Renk hat mit „Zeit aus Glas“ eine fulminante Fortsetzung ihrer Familiensaga um die Krefelder Familie Meyer vorgelegt, der nahtlos an den ersten Band „Jahre aus Seide“ anknüpft und auf den echten Tagebuchaufzeichnungen von Ruth Meyer beruht. Die autobiographischen Züge sowie der gefühlvolle, bildhafte und flüssige Schreibstil der Autorin verleihen der Geschichte Lebendigkeit und eine gehörige Portion Realismus. An Ruths Seite erlebt der Leser das Grauen der Pogromnacht sowie die Hatz der Nazis auf die jüdische Bevölkerung und das von den Braunen gesäte Misstrauen innerhalb der Bevölkerung, wo ein Wort zu viel schon die Verhaftung oder den Tod bedeuten kann. Mit viel Einfühlungsvermögen verwebt die Autorin die dramatische Veränderung innerhalb Deutschlands mit ihrer Handlung und lässt den Leser eine Achterbahn der Gefühle erleben, während er bei der Lektüre um die Familie Meyer bangt und hofft. Im Anhang setzt die Autorin den Leser ins Bild über die fiktiven und tatsächlichen Anteile in ihrer Geschichte und macht auch deutlich, dass es durchaus auch viele Menschen gab, die sich gegen die Nazis gestellt und heimlich geholfen haben, um sich und ihre Familien nicht in Gefahr zu bringen, was von großem Mut zeugt und unser aller Respekt verdient.
    Die Charaktere sind seit dem ersten Teil bereits liebgewonnene Freunde, denen die Autorin viel Leben eingehaucht hat. Sie wirken sehr präsent und realitätsnah, weshalb sich der Leser gut mit ihnen identifizieren und mitfühlen kann. Ruth hat sich von dem jungen Mädchen in einen Teenager gewandelt, deren Kindheit abrupt vorbei ist, als ihr Zuhause zerstört wird. Die Grausamkeit der Nazis und die dauerhafte Angst lassen sie ständig auf der Hut sein. Sie übernimmt Verantwortung für ihre jüngere Schwester Ilse und auch ihre Mutter Martha, die der Situation nicht mehr gewachsen ist und ihre Tochter zusätzlich zu ihrer eigenen Angst mit allem allein lässt. Gerade dies bringt sie dem Leser noch näher, denn Ruth unternimmt alles nur Menschenmögliche, um ihre Lieben zu retten. Mit Martha hadert man als Leser oft, denn eine Mutter sollte ihren Kindern Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, auch wenn die Zeiten schlecht sind, und sich nicht so gehen lassen. Hier zeigt sich allerdings, dass Martha keine Stärke und noch weniger Mut besitzt, um dies umzusetzen. Besonderes Highlight ist auch in diesem Buch wieder die Familie Aretz, die den Meyers in Freundschaft ergeben sind und sie in jeder Hinsicht unterstützen.
    Mit „Zeit aus Glas“ zeigt die Autorin einmal mehr ihr großartiges Talent, autobiografischen Stoff mit Fiktion wunderbar zu verweben und den Leser in den Bann zu ziehen. Sehr empathisch erzählt, wird man automatisch zu einem Teil der Meyer-Familie und durchlebt bei dieser dramatischen Handlung das gesamte Gefühlsbarometer, wobei die Hoffnung immer mitschwingt, das alles doch noch gut ausgeht. Absolute Leseempfehlung für ein Stück Zeitgeschichte!

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  • 5 Sterne

    10 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xanaka, 21.07.2019

    Als Buch bewertet

    Spannend geht es weiter

    Dieses Buch ist der zweite Teil der Geschichte um die jüdische Familie Meyer aus Krefeld. Im November 1938 verändert sich für Ruth und ihre Familie alles. In der Reichsprogromnacht wird das Haus der Familie, wie auch die Geschäfte und Häuser anderer jüdischer Familien, massiv demoliert und fast alles zerstört. Das Haus ist fast unbewohnbar. Dass die Familie mit dem Leben davonkommt, haben sie nur dem Umstand zu verdanken, dass sie gerade nicht im Haus waren. Mit viel Mühen gelingt es ihnen und den Freunden, das wenige, was noch brauchbar ist, zu retten. Freunde nehmen sie bei sich auf und geben ihnen einen Wohnsitz. Fast alles was sie besaßen haben sie verloren und doch sind sie alle noch zusammen. Bereits hier macht sich die Solidarität der Juden untereinander ganz stark bemerkbar. Aber es wird für alle immer schwieriger. Die Entbehrungen und Einschränkungen treffen die Familie immer härter. Und nicht alle in der Familie können damit umgehen.

    Karl, der Vater von Ruth, hat sich bereits um Papiere für die Einreise nach Amerika bemüht. Jedoch ist ihnen allen klar, dass zum derzeitigen Stand eine Ausreise erst in ein paar Jahren möglich ist, da die Anzahl der einreisenden Juden jährlich begrenzt wurde. Karl versucht durch Schmuggeleien den restlichen Besitz ins Ausland zu schaffen, damit der Neuanfang dann später mit ein wenig Geld gesichert ist. Auch Ruth ist nicht untätig und versucht den Kontakt mit den gleichaltrigen Betroffenen aufrecht zu halten. Erschwert werden diese Aktionen durch die permanente Angst vor Verrat. Eine freie Meinungsäußerung ist nicht mehr möglich, Bespitzelungen sind an der Tagesordnung. Und obwohl alle mehr als vorsichtig sind, wird Karl dann auch noch von der Gestapo verhaftet.

    Gefallen hat mir an diesem Buch, dass es nahtlos weiterging. Es war mir, als hätte ich kaum eine Lesepause gehabt. Ulrike Renk beschreibt auch hier sehr anschaulich und mit viel Empathie, wie schlimm die Situation für alle Beteiligten war. Interessant ist auch, wie verschieden die einzelnen Protagonisten mit dieser schweren Situation umgehen können. Ruths Mutter Martha, die schon immer sehr labil war, bekommt in dieser schwierigen Zeit mehrere Nervenzusammenbrüche. Der Vater kämpft um das Überleben seiner Familie. Ruth, die mittlerweile schon 17 Jahre alt ist, geht sehr pragmatisch an die Situation. Sie ist nach ihrem Vater diejenige, die sich um alles kümmert und die Familie am meisten unterstützt. Ihr Mut und ihre Kraft zu dieser Zeit ist absolut bewundernswert.

    Gespannt bin ich bereits jetzt auf den dritten Teil und den weiteren Lebensweg von Ruth. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne für dieses unterhaltsame und aussagekräftige Buch.

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  • 5 Sterne

    12 von 22 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schafswolke, 12.09.2019

    Als eBook bewertet

    Die Geschichte einer jüdischen Familie - Teil 2

    Nach der Progromnacht ist alles anders. Ruth wird langsam erwachsen, da ihre Mutter in eine passive Starre verfällt, nimmt sie ihr Leben in die Hand und versucht alles, um ihre Familie zusammenzuhalten.

    Der zweite Teil der Seidenstadt-Saga setzt zeitlich direkt an den ersten Teil an. Der Schreibstil ist wieder recht einfach, aber auch sehr flüssig zu lesen. Die Geschichte dreht sich um das Leben von Ruth Meyer und ihrer jüdischen Familie. Die Grundstimmung wird etwas düsterer, da man als Leser ja schon weiß, wohin die Geschichte führen wird, denn wir steuern zeitlich direkt auf den Zweiten Weltkrieg zu. Man spürt beim Lesen, die Unsicherheit der Menschen, denn keiner weiß, ob seine Handlung die richtige ist.

    Ulrike Renk erzählt auf eine leise, behutsame Art die Geschichte der Familie Meyer. Der zweite Teil lässt sich auch gut alleine lesen, macht aber in meinen Augen nicht so viel Sinn, da sich die Geschichte um Ruth dreht. Die Saga beruht auf wahren Begebenheiten. Ruth Meyer und ihre Familie gab es wirklich, trotzdem ist es aber auch ein Roman.
    Ich finde, dass solche Bücher gut dazubeitragen, sich mit der Geschichte zu beschäftigen, gleichzeitig ist es ein angenehm zu lesender Roman, für mich eine gute Kombination.

    Auch dieser Teil hat mir wieder sehr gut gefallen und so gibt es für "Zeit aus Glas" 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lerchie, 21.06.2019

    Als eBook bewertet

    Aufwühlend und berührend

    Ruth hat die Pogromnacht erlebt und es ist nichts mehr, wie es vorher war. Die Übergriffe der Nazis lasten schwer auf ihr und ihren Freunden. Viele versuchen, die Heimat zu verlassen, doch nicht allen gelingt dies. Auch die Meyers bemühen sich um Visa, doch es gibt nur geringe Chancen. Sie wollen ja auch als Familie zusammenbleiben. Und dann geschieht das Schreckliche: Ruths Vater wird verhaftet. Ruth versucht auf eigene Faust ins Ausland zu kommen. Nur so, denkt sie, ihre Familie und auch ihren Vater retten zu können…
    Diese dramatische Familiengeschichte beruht auf wahren Begebenheiten.

    Dies ist der zweite Band den Ulrike Renk über Ruth Meyer und ihre Familie geschrieben hat. Und es geht genauso spannend weiter, wie der erste Band aufgehört hat. Wieder war das Buch durch den angenehmen Schreibstil leicht und flüssig zu lesen. Auch wenn der Schreck einen doch immer wieder in den Klauen hält. Denn ich bin eine Nachkriegsgeneration. Zwar ist mir schon klar, dass damals entsetzliches geschehen ist, doch das nun auf eine Familie bezogen zu lesen, bewegt noch viel mehr. Auch wenn ich in den letzten, ich möchte sagen etwa zwei Jahren schon öfter über diese Zeit und die Nazigräuel gelesen habe. Zwar ist es bestimmt nicht Wort für Wort so wie geschildert passiert, aber vieles hat die Autorin wohl auch dem Tagebuch der Protagonistin Ruth Meyer entnommen. Ich war schnell in der Geschichte drinnen, konnte mich auch ganz gut in die Protagonistin hineinversetzen. Ich habe mit Ruth gelitten z.B. als ihr Vater verhaftet worden ist. Ich habe mit ihr auch später noch gelitten, doch weiter möchte ich nichts schreiben, denn ich will ja nicht spoilern. Das Buch hat mich regelrecht mitgerissen, ich konnte mit dem Lesen einfach nicht aufhören, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen. Natürlich endet es – genau wie fast alle Mehrteiler – mit einem Cliffhanger. Doch hoffe ich, dass es nicht allzu lange dauert, bis der nächste Band, der Abschlussband, erscheint. Ich bin sehr gespannt darauf! Von mir für dieses Buch eine Leseempfehlung sowie die volle Bewertungszahl.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Andrea K., 01.10.2019

    Als Buch bewertet

    Auch der zweite Teil ist spannend geschrieben und man kann es nur schwer zur Seite legen. Freue mich sehr auf den dritten Teil

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gudrun, 06.07.2019

    Als Buch bewertet

    Das Cover lässt gleich auf den ersten Blick erkennen, aus welcher Feder dieses Buch stammt. Ich mag diese Cover, die im Hintergrund mit zarten Farben daherkommen und den Vordergrund und wichtige Details durch gelungene Farbakzente gekonnt in Szene setzen.


    Ich habe schon mehrere Bücher der Autorin gelesen und bin immer wieder von Anfang bis Ende mitgerissen vom Geschriebenen. Aus diesem Grund hatte ich natürlich eine sehr hohe Erwartungshaltung. Diese wurde in jeder Hinsicht erfüllt. Ich war von Beginn bis Ende mitten im Geschehen und konnte alle Schilderungen nachvollziehen. Viele Dinge, die ich bisher so noch nicht wusste, haben mir die Historie wieder gelehrt. Aber, das Lehren war in äußerst spannender und mitreißender Form verpackt.
    Die Charaktere werden so intensiv und detailreich dargestellt, dass ich mich gut in deren Handlungen und Wesensarten hineinversetzen konnte.
    Die damalige Zeit wurde durch Sprache und Stil sehr gut transportiert.

    Mein Fazit: die unverkennbare "Feder" der Autorin hat mich wieder voll und ganz mitgerissen

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  • 4 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesemone, 22.07.2019

    Als Buch bewertet

    Im zweiten Band der Seidenstadt-Trilogie stehen Ruth und ihre Familie 1938 nach der Progromnacht vor den Trümmern ihres Hauses bzw. ihres Lebens. Wie soll ihr Leben weitergehen? Ruth ist eine sehr starke Protagonistin, der man nicht so leicht was vorspielt. Obwohl sie erst 17 Jahre alt ist, versucht sie mit all ihrer Kraft, eine Lösung für die ganze Familie zu finden. Während des Lesens des Buches spürt man die Ohnmacht und Verzweiflung der jüdischen Familien, vor allem bei den jungen Leuten. Viele bemühen sich um Ausreisevisa und wollen das Land verlassen. Ruths Mutter ist durch ihre Nervenzusammenbrüche keine Hilfe für ihre Familie und die Lage spitzt sich immer mehr zu. Mir hat der zweite Band sehr gut gefallen, da auch hier wieder das liebevolle Miteinander innerhalb der Familie heraussticht. Ulrike Renk hat die düstere Atmophäre sehr gut beschrieben und die Familie handelt dennoch überlegt. Mein Kritikpunkt betrifft den doch sehr ausgedehnten ersten Teil im Buch, bis Ruth die Lösung für ihre Probleme findet. Da waren sehr viele Wiederholungen drin, das hätte etwas kürzer ausfallen können. Der zweite Teil kommt da fast ein bisschen zu kurz. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie die Trilogie enden wird!

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  • 2 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Diana B., 17.08.2019

    Als Buch bewertet

    Hier geht es um die Fortsetzung , also den 2. Teil, einer jüdischen Familie in Krefeld am Niederrhein.

    Leider konnte ich mich mit dieser Geschichte nicht recht anfreunden was vielleicht auch daran lag, dass manches nicht allzu gut recherchiert worden ist und auch manche Handlungen sehr übertrieben dargestellt worden sind.

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  • 5 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gudrun K., 29.06.2019

    Als eBook bewertet

    Ein sehr spannendes und sehr gut geschriebenes Buch. Vom Anfang bis zum Ende. Einfach interessant und ich musste mich zwingen, das Buch zwischendurch zur Seite zu legen.
    Ich kann es nur weiterempfehlen.

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  • 3 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Frau F., 14.03.2020

    Als eBook bewertet

    Der Klappentext hat mehr versprochen, als das Buch bei mir halten konnte. Der Roman hat einige Aspekte, die mir über die NS-Zeit nicht so präsent sind, allerdings wuchsen mir die Charaktere nicht wirklich ans Herz. Ich fand diese überwiegend einseitig gezeichnet und die Handlungsmuster bei den Romanfiguren wiederholen sich m.E. viel zu oft, dadurch entstehen unnötige Längen.
    Weil der Roman durch die tatsächliche Lebensgeschichte der Hauptperson inspiriert ist und ich davor höchste Achtung habe, werde ich dem Folgeband eine Chance geben, in der Hoffnung, dass dieser etwas fesselnder wird!

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 27.06.2019

    Als Buch bewertet

    Ich will leben

    „Ich möchte tot sein, das alles nicht erleben, und gleichzeitig möchte ich natürlich leben ..., aber nicht so.“ (S. 41)
    Ruths Familie hat die Pogromnacht überlebt, auch dank der Hilfe ihrer arischen Freunde. Aber ihr Haus ist zerstört und aufgrund eines neuen Gesetzes müssen sie es reparieren um es dann weit unter Wert zu verkaufen. Sie ziehen zu Freunden, die in wenigen Wochen emigrieren und deren Wohnung sie übernehmen können. Die systematische Vertreibung und Vernichtung der Juden hat begonnen – nur wollen diese das nicht wahrhaben. „Was soll den nur aus uns, aus diesem Land werden?“ (S. 31) Vor allem die Älteren (wollen) glauben, dass der 9. November nur ein Ausrutscher, eine einmalige Aktion war. Es sind die jungen Leute, die ihre Zukunft verlieren und jetzt so schnell wie möglich weg wollen. Denen ihr freies, selbstbestimmtes Leben lieber ist als ihre Heimat.

    Ulrike Renk hat es geschafft, mit nur wenigen Sätzen sofort wieder die angstvolle Atmosphäre zu erschaffen und nahtlos an den ersten Band der Saga „Jahre aus Seide“ anzuschließen. Wieder steht Ruth im Vordergrund – schließlich ist es ihre Geschichte, die erzählt wird. Ausgehend von Tagebüchern, Briefen, Fotos und Zeitzeugenberichten, spinnt Ulrike Renk um deren Erlebnisse eine extrem fesselnde und aufwühlende Geschichte.

    Ruths Mutter ist schon immer sehr gefühlsbetont, wahrscheinlich depressiv. Die Ereignisse vom November kann sie nicht verarbeiten. Sie verkriecht sich in ihrem Schmerz und erleidet einen Nervenzusammenbruch. Ruth muss auf einen Schlag erwachsen werden und sie vertreten. Sie versucht Zuversicht zu verbreiten, egal wie es in ihr aussieht. Im Geheimen aber verfolgt sie eigene Pläne. In England werden Haushalthilfen gesucht – wäre das eine Chance für sie, die Familie zu retten? „... eine Tür nach der anderen schließt sich. Von außen kann man sie vielleicht leichter öffnen.“ (S. 232)

    Ich finde es faszinierend, wie lebendig die Autorin den damaligen Alltag schildert. Es sind oft nur Kleinigkeiten, die dem Leser klarmachen, was Überleben damals wirklich bedeutete, welchen Einschränkungen die Juden ausgesetzt waren. Die dauernden Veränderungen, die immer währende Angst. „Sie sind Monster. Ganz schreckliche Monster, und sie beherrschen unser Land und machen alles kaputt.“ (S. 25)
    Die Betroffenen trauen nur noch ihren Familien und ein paar ausgewählten Freunden, rücken noch näher zusammen und sind aufeinander angewiesen. Die Kinder werden ganz schnell erwachsen und nehmen die Stellen ihre Eltern ein, wenn diese nicht mehr wollen oder können. Sie sind stark und optimistisch, wo die Erwachsenen schwach und ängstlich sind. Sie wollen eine Zukunft, sie wollen leben, auch wenn sie Deutschland dafür verlassen müssen – zur Not auch ohne ihre Familien. Und doch betonen sie immer wieder, dass sie sich in erster Linie als Deutsche und dann erst als Juden fühlen (da sie genau wie ihre Eltern nicht gläubig sind).
    Am beeindruckendsten aber waren die „arischen“ Deutschen, in diesem Fall die ehemalige Chauffeurs-Familie Aretz, welche die Juden zum Teil ganz offen oder auch im Geheimen unterstützt haben, und dabei ihrer Angst vor Entdeckung und Strafe trotzen.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ingrid V., 12.07.2019

    Als Buch bewertet

    Das Haus der Familie Meyer wurde bei den Progromen zerstört. Das Leben geht weiter, aber nichts ist mehr wie es war. Angst überschattet das Leben.

    Leider verrät der Klappentext wieder mal die ganze Handlung. Die Geschichte entwickelt sich langsam und hat doch einige Längen. Vieles wiederholt sich zu oft. Man fragt sich als Leser, ob man die beiden Bücher nicht in ein Buch hätte packen können.

    Ich mag den Schreibstil von Ulrike Renk sehr gerne. Und auch Ruth und ihre Familie habe ich ins Herz geschlossen. Man merkt, dass die Autorin eine Verbindung hat und sie schafft es deren Gefühle deutlich zu machen.

    Fazit: Das Buch hat mich berührt. Die Geschichte der Familie Meyer ist lesenswert. Ich schwanke zwischen 5 und 4 Sternen, aber da das Buch doch einige Längen und Wiederholungen hat, habe ich mich für 4 Sterne entschieden.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lissycat., 07.07.2019

    Als Buch bewertet

    Die jüdische Familie Meyer hat es in dieser Zeit nicht wirklich leicht. Ständig muss sie mit Repressalien rechen und ihr Leben wird immer mehr eingeschränkt. Einfache Kinobesuche oder Tanzveranstaltungen sind für sie tabu. Doch ihr Leben zerbricht endgültig, als in der Reichskristallnacht ihr Haus schwer verwüstet wird. Die Wasserleitungen wurden aus der Wand gerissen, alle Fensterscheiben eingeschlagen, die Bilder, die Mutter Martha so wichtig waren, zerstört. Nur durch einen glücklichen Zufall war die Familie in dieser Nacht bei Freunden untergekommen und so konnten alle ihr Leben retten. Ein Gesetz gebot ihnen, dass Haus innerhalb von 14 Tagen wieder so bewohnbar zu machen, damit es unter Wert an eine arische Familie verkauft werden kann. Ein fast unmögliches Unterfangen, doch viele ihrer Freunde packen mit an. Die Familie ahnt langsam was in der nächsten Zeit weiter auf sie zukommen wird. Ihre Ausreisegenehmigung für die USA ist frühestens in 3 Jahren gültig, doch bis zum Jahr 1941 wollen und können sie nicht warten. Ruth, die älteste Tochter versucht alles um die Familie doch noch zu retten und versucht es auf eigene Faust.


    Zeit aus Glas ist mittlerweile der 2. Band der Seidenstadt-Saga. Schon der 1. Band Jahre aus Seide konnte mich von der ersten Seite an fesseln. Die Autorin Ulrike Renk versteht es meisterlich den Leser sofort in ihren Bann zu ziehen. Mit einer Lebendigkeit beschreibt sie den Alltag der jüdischen Gemeinde, wie das Leben immer mehr eingeschränkt wird, wie schwierig alles von Tag zu Tag wird. Als Leser fühlt und leidet man mehr als einmal mit, immer mit dem Hintergedanken, dass es diese Familie wirklich gab und alles mehr oder weniger genauso erleben musste. Mit gutem Gewissen kann ich sowohl für Band 1 und Band 2 eine absolute Leseempfehlung aussprechen und freue mich jetzt schon auf den 3. Band Tage des Lichts, der Anfang nächstes Jahr erscheinen wird

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  • 5 Sterne

    Martina S., 15.10.2020

    Verifizierter Kommentar
    Als Buch bewertet

    Sehr interessant, lässt sich gut lesen

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  • 3 Sterne

    Doris K., 15.03.2020

    Verifizierter Kommentar
    Als Buch bewertet

    Das Buch ist sehr gut geschrieben.
    Es ist authentisch und spannend.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gosulino, 22.07.2019

    Als Buch bewertet

    Krefeld Ende 1938. Im zweiten Teil der Reihe um die Jüdin Ruth Meyer wird die Familie mehr und mehr den Schikanen der Nazis ausgesetzt. Zerstörte Häuser, Zwangsabgaben des Vermögens, etc. müssen die jüdischen Bürger hilflos hinnehmen. Die Ausreise aus Deutschland wird immer schwerer, denn die anderen Länder setzen Grenzen für die Einreise. Auch Familie Meyer steht vor dem Trümmern ihres Lebens, sie haben durch die zerstörerische Wut der Nazis alles verloren und finden Unterschlupf bei Freunden. Das, was ihnen geblieben ist, versuchen sie, außer Landes zu bringen. Die Ausreise nach Amerika kann frühestens in drei Jahren sein. Aber wem kann man noch trauen? Denn Bespitzelungen und Verrat lauern an jeder Ecke. Menschrechte genießt kein jüdischer Bürger mehr.

    Nachdem Ruths Mutter in Depressionen versinkt, der Vater aufgrund haltloser Anschuldigungen verhaftet wird, versucht die 17jährige Ruth, ihre Familie zu retten und eine Ausreisegenehmigung zu erhalten. Aber ihre Chance liegt nur darin, dass sie vorab alleine nach England geht und von dort versucht, ihre Familie nachzuholen. Hin- und hergerissen von dem Wunsch zu gehen und ihrem Gewissen, dass sie ihre Familie im Stich lassen könnte, versucht Ruth den richtigen Weg zu finden.

    Dieser Roman ist der zweite Teil der Reihe um die Jüdin Ruth Meyer. Um den Ereignissen gut folgen zu können, ist es auf jeden Fall ratsam mit dem ersten Band zu beginnen. Durch kurze Rückblenden findet man auch ganz schnell wieder in die Geschichte rein.

    Ulrike Renk versteht es meisterhaft, die Tagebücher von Ruth in einen emotionalen und fesselnden Roman zu verpacken. Allerdings darf der Leser keine geballte Action erwarten, es ist das Leben einer Familie kurz vor und während der Nazi-Herrschaft, wir tauchen ein in ein Familienleben, das so schön beschrieben ist, dass man meint, man sitzt mit der Familie am Tisch bzw. wohnt mit im Haus. Natürlich wird man da auch seitenweise mit dem "normalen" Familienleben konfrontiert, mit Traditionen und Gebräuche, ohne dass es - zumindet für mich - nicht eine Minute langweilig wurde.

    Sehr emotional versteht es Ulrike Renk, die Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung umzusetzen, als Leser fällt man von einem Entsetzen in das nächste und nur schwer löst man sich im Anschluss von dem Roman. Teil 3 ist in Arbeit und ich fiebere dem Erscheinungstermin entgegen.

    Ich kann diese Romanserie nur empfehlen und vergebe von Herzen alle 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gelinde R., 08.07.2019

    Als Buch bewertet

    Zeit aus Glas, von Ulrike Renk

    Cover:
    Passend zur Reihe und mit hohem Erkennungswert.

    Inhalt:
    1938. Nach der Pogromnacht in Krefeld ist das Leben von Ruth und ihrer jüdischen Familie nur noch ein Scherbenhaufen.
    Überall geht die Angst um, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wird immer größer.
    Ruth ist immer mehr auf sich alleine gestellt.
    Wird sie diesen Weg gehen können?

    Meine Meinung:
    Dies ist der zweite Teil der Erfolgs-Sage „Das Schicksal einer Familie“ und schließt nahtlos an den ersten Teil „Jahre aus Seide“ an, und der mich sofort wieder in seinen Bann gezogen hat.
    Hier muss ich nun ausnahmsweise mal sagen, es ist äußerst sinnvoll, den ersten Teil gelesen zu haben um ganz in die Geschichte eintauchen zu können.
    Ich habe dies getan und es war für mich, als wäre nie eine Pause dazwischen gewesen.

    Die Gefühle, werden wieder so intensiv erzählt, dass ich die Denk- und Handlungsweise, vor allem von Ruth, voll nachempfinden kann und mit ihr fühle, grüble, überlege, hoffe und handle. Die Angst, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit, nicht zu wissen was noch kommt, welcher Weg wohl der richtige ist, ist zum greifen nahe und das ganze Buch über präsent.

    Ruth ist so eine starke Persönlichkeit, dabei ist sie gerade mal 17 Jahre alt, sie zwingt sich, zu funktionieren. Das wird sehr gut rübergebracht.

    Ja in dieser Zeit wurde vielen Kindern und Jugendlichen Ihre Kindheit gestohlen. Sie mussten einfach funktionieren und erwachsen werden.

    Die Spannung wird auch während des ganzen Buches hoch gehalten und reißt bis zum Schluss nicht ab.

    Das Nachwort ist auch wieder sehr eindringlich und sehr wichtig.

    Auch wenn das Buch nun zu Ende ist, und ich voller Ungeduld auf den nächsten Teil warte, so tue ich dies doch gerne, denn ich weiß welches Herzblut die Autorin in jeden einzelnen Teil dieser Geschichte steckt und das Ergebnis ist dann bestimmt wieder einzigartig, phänomenal.

    Autorin:
    Ulrike Renk, geb. 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie (und ihren Hunden) in Krefeld.

    Mein Fazit:
    Ein Lesehighlight!
    Ich tauche so tief in das Leben und die Emotionen von Ruth ein, dass ich mit ihr lebe, bange, hoffe und weine.
    Ein atmosphärischer Roman, der auf historischen Tatsachen beruht.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bärbel K., 16.06.2019

    Als Buch bewertet

    Zeit aus Glas – der Titel passt unwahrscheinlich gut zum Inhalt und ist dabei so doppelsinnig.
    Nach der Reichsprogromnacht am 09.11.1938 ist für die Familie Meyer nichts mehr so wie es mal war. Hatten sie bereits vorher unter Einschränkungen zu leiden, ist nun ihr Haus in Krefeld, auf das sie immer so stolz waren, worin sie sich wohl und sicher gefühlt haben, durch randalierende NS-Anhänger so demoliert, dass es unbewohnbar ist. Alle Fensterscheiben, die Möbel und Gebrauchsgegenstände sind zerschlagen oder zerfetzt. Aber zum Glück ist kein Mitglied der Familie in deren Hände gefallen und verletzt worden. Die Familie ist auf Freunde und deren Hilfe angewiesen. Und auch hierbei müssen sie sehr vorsichtig sein – kaum jemanden außerhalb der jüdischen Gemeinde kann man mehr trauen. Spitzel lauern überall und die Wände haben Ohren…
    Der Einstieg ist mir leichtgefallen. Kam es mir doch vor, als würde ich alte Freunde wieder treffen. Aber Freunde, die dringend Hilfe brauchen. Versuchen Ruths Eltern anfangs noch ihre eigenen Ängste und initiierte Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahmen vor ihren beiden Kindern zu verbergen, um sie nicht zu beunruhigen, erreichen sie damit nur das Gegenteil. Ruth und Ilse merken es und ihre Ängste werden dadurch nur noch gesteigert. Martha, Ruths Mutter, ist der Situation nicht gewachsen, erleidet Nervenzusammenbrüche, verliert den Lebensmut. Mich hat diese Frau und vor allem Mutter stellenweise schrecklich aufgeregt. Hat sie doch alle Verantwortung den beiden Mädels, insbesondere Ruth als der Älteren, aufgebürdet. Dadurch hat sie in meinen Augen den beiden zusätzlich zu den Beschränkungen durch die Nazis ein Stück ihrer Kindheit und Jugend beraubt. Sie mussten vor ihrer Zeit erwachsen werden.
    Ergreifend geschrieben, hat mir auch dieser 2. Teil wunderbare Lesestunden beschert. Ich bin noch immer von den glaubhaft beschriebenen Schicksalsschlägen, aber auch der bedingungslosen Hilfsbereitschaft der Familie Aretz beeindruckt. Von mir gibt’s wieder 5 Lese-Sterne und eine 100%ige Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 15.08.2019

    Als Buch bewertet

    Krefeld 1938/39 - Familie Meyer ist, wie alle anderen jüdischen Familien im Deutschen Reich, von Sanktionen und Willkür der Nazis betroffen. In der Progromnacht wird ihr liebevoll und gediegen eingerichtetes Haus verwüstet. Zum Glück ist kein Familienmitglied zu Schaden gekommen. Nach wie vor glauben die meisten Juden, dass der „Spuk“ bald vorbei sein würde. Nur wenige, verfügen über Verbindungen ins rettende Ausland.

    Nur Ruth, inzwischen 17 Jahre alt, beginnt sich ernsthaft über eine Flucht aus Deutschland Gedanken zu machen. Es gibt die Möglichkeit als Haushaltshilfe nach England zu gehen. Als sich die Gelegenheit bietet, bewirbt sie sich heimlich um eine solche Stelle. England scheint ohnehin (neben Palästina), die Rettung zu sein. Tausende jüdische Kinder werden nach England evakuiert. Auch Ilse, die jüngere Tochter, könnte es mit ihren 14 Jahren gerade noch in dieses Programm schaffen. Doch die Familie will unbedingt zusammenbleiben und die Trennung von den Töchtern würde besonders der depressiven Mutter schwerfallen.

    Meine Meinung:

    „Zeit aus Glas“ ist der zweite Band der Trilogie rund um die jüdische Familie Meyer aus Krefeld. Wie schon im ersten Band „Jahre aus Seide“ schildert die Autorin die Lebensumstände jüdischer Familien in Deutschland. Nur jetzt 1938/39 haben sich die Verhältnisse dramatisch verschlechtert. Wir Leser kennen die Geschichte und wissen was den Familien noch bevorstehen wird. Daher ist es manchmal schwierig, das Buch zu lesen, denn manchmal habe ich das Gefühl, die Protagonisten beuteln und drängen zu müssen. Daher scheint die Handlung nicht voran zu kommen. Doch das täuscht meiner Ansicht nach.

    Der Schreibstil wirkt hin und wieder ausufernd, sich im kleinsten Detail verlierend. Doch diese genau winzigen Bruchstücke machen diesen zweiten Teil für mich lesenswert. Obwohl ist mich intensiv mit dieser Zeit auseinandergesetzt habe, erfahre ich noch immer etwas Neues. Zum Beispiel wusste ich bislang nicht, dass die von den Nazis zerstörten Häuser binnen zwei Wochen von ihren Eigentümern wieder instand gesetzt werden mussten, bevor man sie arisiert hat. Dass die jüdischen Familien „Entschädigungen“ zahlen mussten, dass die Nazis ihren Besitz zerstörten, das war mir bekannt. Auch das englische Familien in Deutschland (oder ganz Europa?) Haushaltshilfen gesucht haben, war mir unbekannt.

    Gut sind die Gewissenskonflikte von Ruth herausgearbeitet. Einerseits will sie ihre Familie nicht im Stich lassen, andererseits will sie weg aus Deutschland. Wie schon im ersten Band (in dem es mich ziemlich gestört hat) ist Ruth für ihr Alter ein wenig zu abgeklärt, zu erwachsen. Jetzt mit 17 ist dieser Charakterzug weiter ausgebaut, aber diesmal stimmig. In dem „Machtvakuum“ innerhalb der Familie scheint Ruth zu sein, die die Zeichen der Zeit erkennt - vielleicht auch nur instinktiv. Gut, Vater Karl hat immerhin einige Vermögenswerte mit Hilfe seines früheren Chauffeurs außer Landes schaffen können. Trotzdem glaubt er im Innersten seines Herzen nicht daran, dass sie Deutschland verlassen müssen. Erst mit seiner Verhaftung wird der Familie bewusst, wie gefährlich die Lage wirklich ist.

    Manchen Lesern wird es vielleicht unglaubwürdig vorkommen, dass Ruth auf ihrer Reise nach England viel kleine oder größere Unterstützung erhält. Dies ist die Geschichte einer Überlebenden. Die vielen tragischen Schicksale, die auf dem Weg ins Exil ihrer wenigen Habe beraubt oder doch noch aus dem Zug geholt wurden, ist hier nicht das Thema, wird aber in den Ängsten, die Ruth plagen angedeutet.

    Schmunzeln musste ich über die irrationalen Handlungen, die vor allem Mutter Martha setzt: Ruth mit elf Koffern (also eigentlich sind es ja nur neun) voller Bett- und Tischwäsche, also quasi mit der „Aussteuer“, nach England reisen zu lassen, mutet schon ein wenig skurril an. Gewundert habe ich mich, dass Ruth ihr Fahrrad so lange behalten durfte. Soweit ich weiß, wurde alle Fortbewegungsmittel von den Nazis beschlagnahmt. Aber, vielleicht war das ein wenig später.

    Wie schon im ersten Teil, ist das Nachwort sehr aufschlussreich, da es die Fakten und Fiktion aufschlüsselt.

    Fazit:

    Eine gelungene Fortsetzung der Familiengeschichte, für die ich gerne 4 Sterne vergebe.

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    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 08.07.2019

    Als Buch bewertet

    absoluter Pageturner, der einen alles um sich herum vergessen lässt.

    Ich habe schon den Auftaktband „Jahre in Seide“ dieser Familiensaga, die auf wahren Begebenheiten beruht, regelrecht verschlungen und auch diese äußerst gelungene Fortsetzung konnte ich nicht mehr aus der Hand legen. Welch ein Glück, dass Wochenende war.

    Endete der erste Teil mit dem Tag nach der Reichskristallnacht in der völlig verwüsteten Villa der Familie geht es hier genau an der Stelle wieder los. Auch wenn ein Stein vom Herzen fallen kann, dass alle Mayers überlebt haben und auch keiner verhaftet wurde, ist sofort klar, dass das so mit abgrundtiefen Hass zerstörte Anwesen nie mehr eine Zuhause für die Familie bieten können wird. Während schnell bei Bekannten ein Unterschlupf auf Zeit gefunden ist, stellt sich die Frage, wohin grundsätzlich gehen, denn die Lage ist für die jüdische Bevölkerung inzwischen fast unerträglich geworden und neue Einschränkungen folgen ständig. Während die einen schon ihre Papiere für Palästina, England, oder die USA parat haben, einige die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben wollen, dass Hitler und seine Ideen vom Ausland Grenzen gesetzt werden, und gar nicht fliehen wollen, stellt sich für die Mayers das Problem, dass sie zwar eine Ausreisegenehmigung für die USA haben, deren Aufnahmequoten sie aber mit einer Wartezeit von drei Jahren bedacht haben. So lange in Deutschland zu bleiben, ist eigentlich keine Option, wird sich eine andere Lösung finden können?

    Als Leser lebt man mit Ruth und der Familie im Krefeld nach der Prognomnacht. Erschrecken über die brutalen Zerstörungen, Aufräumen und vor allem Ruth dabei begleiten, wie sie mit Kräften dafür sorgen muss, dass die Familie nicht auseinanderbricht, sind im zweiten Teil angesagt. Man wird Zeuge, wie die einen ausreisen können, die anderen von der Gestapo und SS abtransportiert werden, und auch die Familie ständig in Angst und Schrecken leben muss. Während so viel Willkür, Grausamkeiten und Terror herrscht, erfährt man aber mit der Familie auch eine Welle an selbstloser Hilfsbereitschaft, allen voran von Familie Aretz. Ob sich eine Alternative zur USA finden, ob eine Ausreise gelingen wird, und wenn ja wem und welche Probleme sich dabei ergeben, das wird an der Stelle natürlich auf keinen Fall verraten.

    Der mitreißende Schreibstil der Autorin hat mich von der ersten Seite an, wieder einmal absolut gefangen genommen. Ich habe die Welt um mich herum komplett vergessen und mit Ruth und ihrer Familie in den Jahren 1938/39 gelebt. Sie beschreibt mit unheimlich vielen gekonnt gewählten Bildern, sodass man sich als Leser unheimlich gut in die Szenen hineindenken und fühlen kann. Ein Dialog wie „Es ist gut, dass du darüber sprichst. Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst, aber du musst es irgendwie aussprechen, sonst wird es zu einem Geschwür in dir und wird dich krank machen.“- „All die Dinge sind schon wie Geschwüre, Tante Finchen!“, macht wohl mehr als klar, wie schlimm die Erfahrungen sein müssen. Worten wie, „Du magst es nicht glauben, aber es geht mir so wie dir. Die Wut und die Angst sind da, sie sitzen in mir wie in einem kleinen Raum. Dort hämmern und wummern sie, wollen raus, wollen einen Platz in meinem Leben, in meinen Gedanken haben. Aber ich kann sie nicht rauslassen. Denn wenn ich das tue, breche ich zusammen, was wird dann?“, muss man wohl nichts mehr ergänzen um mitzufühlen. Gut gefallen mir auch die trotz der schweren Thematik die zahlreichen Stellen, die mich schmunzeln haben lassen, wie z.B. die pointierte Begründung des Glasers, warum er an Fensterkitt spart, „Für die Braunen werde ich mir keine Mühe geben. Die denen zieht es eh im Oberstübchen, da darf es ruhig noch ein wenig mehr Wind sein. Vielleicht bläst der ihnen ja die blöden Ideologien weg.“, oder auch „Es sieht aus wie Murks und Passt-nicht.“, Großmutter Elfriedes Sprüche, die an allem etwas auszusetzen hat.

    „Vielleicht sollten wir uns jeden Tag eine Zeit zum Trauern, Jammern und zum Verzweifelt-Sein geben. In dieser Zeit dürfen wir allen Gefühlen ihren Lauf lassen. Aber danach müssen wir uns wieder zusammenreißen und zusehen, was zu machen ist.“ Ruth, die mir ja im letzten Teil schon ans Herz gewachsen ist, ist inzwischen 17 und muss nicht nur weil ihre Mutter schwermütig ist, mehr als Stärke beweisen. Auch wenn es in ihr drinnen ganz anders aussieht, ziehe ich meinen Hut von ihrem Mut und ihrer Stärke. Bei ihrer Mutter musste ich mich immer wieder ausbremsen und mir vor Augen halten, dass sie nicht anders kann. Es gäbe über so viele etwas zu schreiben, alle Darsteller sind wirklich großartig, authentisch und individuell gezeichnet und zeigen auch einen gelungen Querschnitt der damaligen Bevölkerung. Auf Seiten der arischen Bevölkerung, die nicht alles sang- und klanglos hingenommen und alte Freundschaften nicht plötzlich vergessen hat, muss ich unbedingt noch Familie Aretz, die so selbstlos hilft, erwähnen. Nicht nur das Verhältnis hat, sondern auch alle Familienmitglieder haben unheimlich viel Profil.

    Dieser Roman nimmt den Leser wieder einmal gekonnt mit in die vergangene Zeit. Die politischen Entwicklungen werden im Hintergrund stets angesprochen, haben sie ja zumeist gravierende Auswirkungen aufs Leben der Familie. So erfährt man z.B. solch interessante Details, wie dass die jüdische Bevölkerung nur zwei Wochen Zeit hatte, um die Schäden der Reichskristallnacht wieder zu beheben, wie die Bevölkerung versucht hat, damit umzugehen, dass das Telefon verwanzt sein könnte, „Ja das stimmt, das denken einige. Aber ob ein Teekannenwärmer dagegen hilft?“ oder man bekommt auch Erfahrungsberichte wie „Die gestrickte Unterwäsche von Großmutter Emilie. Gute Wolle und sicherlich warm – aber das Zeug kratzte immer fürchterlich.“. Die Autorin ist eine Meisterin der Recherche und ich habe noch bei jedem ihrer historischen Romane mein Geschichtswissen mit Spaß und Vergnügen erweitern können. Genau das macht für mich die guten aus. Erwähnen möchte ich in dem Zusammenhang auch noch das Nachwort, in dem die Autorin darlegt, was auf wahren Begebenheiten beruht, im Übrigen erschreckend viel, was das Ganze noch bewegender macht, und wann sie sich der schriftstellerischen Freiheit hingegeben hat.

    Alles in allem völlige Begeisterung für den zweiten Teil der fesselnden Familiensaga der jüdischen Familie, die einen einmal angefangen zu lesen, nicht mehr loslässt. Ich fiebere jetzt schon den noch folgenden zwei Bänden entgegen.

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