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  • 5 Sterne

    katikatharinenhof, 05.06.2023

    Als Buch bewertet

    Sail away, dream your dreams (Hans Hartz)

    Ingeborg von Heister - für viele ist dieser Name mit Fragezeichen verbunden und ich muss zugeben, dass auch ich erst einmal nachschlagen musste, welche Persönlichkeit sich dahinter verbirgt. Die ersten Informationen machen neugierig und ich tauche in die Seiten ein.....und kann einfach nicht mehr aufhören zu lesen. Der kürzlich verstorbene Wilfried Erdmann setzt nämlich mit "Ingeborg und das Meer" seiner Schwiegermutter ein Denkmal, in dem er ihre unglaubliche und zugleich faszinierende Geschichte erzählt.

    Eine Geschichte, die 1969 beginnt und vom großen Abenteuer Segeln handelt. Das Buch umfasst 204 Seiten und diese sind randvoll mit salziger Meeresluft, Wind, Wellen und dem unbedingten Willen von Ingeborg von Heister, als erste deutsche Frau Großes zu wagen - die Atlantiküberquerung mit dem Trimaran.

    Anhand der Tagebucheinträge , die Erdmann mit seinem flüssigen Schreibstil in ein absolut fesselndes Buch verwandelt, gelingt es den Leser:innen, gemeinsam mit von Heister die Segel zu setzen und sich in das Abenteuer zu stürzen. Es ist nicht nur Abenteuerlust, die die Seglerin antreibt, auch ihr Wunsch nach Unabhängigkeit, Freiheit und eine Portion Fernweh spielen eine große Rolle.

    Den Inhalt des Buches kann man nicht wirklich in passende Worte fassen, man muss es einfach lesen, denn das, was hier während der Lektüre passiert, ist einfach unglaublich. Erdmann beschreibt die Eindrücke seiner Schwiegermutter so plakativ, aufwühlend und emotional, dass eine ganz starke Verbindung zwischen Lesenden und Gelesenem entsteht. Angst, Resignation, Selbstzweifel, aber auch euphorische Hochstimmung oder quälender Schmerz werden erlebbar. Gefühle und Gedanken sind für die Leser:innen präsent, ermöglichen ihnen das Innerste von Ingeborg von Heister kennenzulernen. Vielleicht gerade deshalb, weil Erdmann eine ganz starke persönliche Bindung zu von Heister hat, gelingt es ihm, seinen Respekt, seine Anerkennung und einen gewissen Stolz auf das Geleistete in seine Worte zu legen, ohne dass diese aufgesetzt oder übertrieben wirken.

    Auch gefällt mir die optische Gestaltung des Buches - die Anfänge der Kapitel sind mit Schmuckbuchstaben versehen, die aus Fotos der handschriftlichen Einträge im Logbuch bestehen. So einsteht eine sehr intime Atmosphäre, die zusätzlich durch die vielen Fotografien noch verstärkt wird.

    Ein unglaublich interessantes Buch, das in die Kategorie "Must read" gehört - absolute Leseempfehlung !

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  • 5 Sterne

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    Peter K., 30.05.2023

    Als Buch bewertet

    Eindrucksvolle Schilderung der Erlebnisse und vor allem der Gefühle der Seglerin

    Ist ein Buch über eine Atlantiküberquerung im Segelboot für eine Landratte, einen Nichtsegler, überhaupt interessant und vor allem verständlich? Ja, ist es und obendrein noch spannend. Das Buch, geschrieben vom Schwiegersohn der Seglerin, basiert auf Funden von Dokumenten, Bildern und Logbüchern von Ingeborg von Heister. Wilfried Erdmann fand diesen Schatz erst 20 Jahre nach dem Tod seiner Schwiegermutter und schrieb dieses Buch kurz vor seinem eigenen Tod (8. Mai 2023). Erdmann war selbst Segler, der die Erde allein umsegelte, später dann auch mit seiner Frau Astrid als Hochzeitsreise.

    Um den Inhalt des Buches und die Leistung von Ingeborg richtig verstehen zu können, muss sich der Leser drei Umstände vor Augen halten. Erstens war Ingeborg eine Frau. Das Segeln war aber zur damaligen Zeit, den 1960er-Jahren, eine absolute Männerangelegenheit. Zweitens segelte sie mit einem Trimaran, der damals unter Seglern nicht als Segelboot anerkannt wurde. Und drittens war der Trimaran noch nicht mit einer Selbststeuerungsanlage ausgestattet. Das bedeutete, dass Ingeborg bei Segelwind Tag und Nacht am Ruder ging und wenig Schlaf fand. Es gelang ihr dann aber doch eine Art der Selbststeuerung des Trimarans durch geschicktes Segelsetzen zu erreichen, zumindest über kurze Strecken.

    Erdmann verbindet sehr gelungen Originalzitate aus Ingeborgs Logbüchern mit eigenen Ergänzungen, Erklärungen und Überleitungen. Zunächst schildert er vom unbändigen Willen Ingeborgs, das Patent als Sporthochseeschiffer zu erlangen. Sie erlernte den komplizierten Umgang mit dem Sextant und den anschließend notwendigen Rechenvorgängen anhand von Tafeln. Erdmann erzählt von Ingeborgs Liebe auf den ersten Blick zu ihrem Trimaran „Ultima Ratio“. Es folgen seine Erinnerungen an sein erstes Zusammentreffen mit Ingeborg und seiner späteren Frau Astrid, kurz vor Beginn der Einhandüberquerung des Atlantiks von Ingeborg.

    Am 30. September 1969 brach die 46jährige Ingeborg allein mit ihrem Segelboot zur Überquerung des Atlantiks von Gibraltar auf. Nach 9160 Seemeilen und ein Jahr später kehrte sie am 20. September 1970 wieder nach Gibraltar zurück. Dazwischen lagen Besuche der Kanarischen und von karibischen Inseln, von Bermuda und den Azoren. Der Leser findet sich zwischen Meter hohen Wellen und in Stimmungsschwankungen an endlos scheinenden Tagen von Flauten. Er liest von den sich abwechselnden depressiven Phasen und Hochstimmungen der Seglerin, von ihren glücklichen Tagen, von freundlichen Aufnahmen bei Segelclubs und Ablehnungen, weil sie als Frau allein segelte. Immer wieder dokumentieren Logbucheintragungen verschiedene Tätigkeiten an Bord, wie die Reinigung des Rumpfes von Muscheln, kleineren Reparaturen an Motor und Bordaggregat oder über „das Schießen der Sonne mit dem Sextant“. Dramatische Tage erlebte Ingeborg auf See, als sie plötzlich über starke Rückenschmerzen bekommt, die ihr das Steuern des Bootes fast unmöglich machen. Auf einem batteriebetriebenen Plattenspieler hört sie auf hoher See Musik von Frank Sinatra, einem Hai schien es Spaß gemacht zu haben, die „Ultima Ratio“ mehrmals zu rammen und kurz vor Reiseende erlebt Ingeborg den stärksten Sturm ihrer Reise.

    Rückblickend schreibt Ingeborg von ihrer Einsamkeit, ihrer Angst vor der Angst es nicht zu schaffen, davon, dass sie eigentlich gar nicht glücklich ist als ihre Reise über den Atlantik zu Ende ging, dass sie sich ein Leben an Land nicht mehr vorstellen kann und über das Segeln als Frau allein. Sie endet mit der Schilderung, wie ihr die Anerkennung ihrer Leistung mit Deutschlands höchster Auszeichnung, dem Schlimbach-Preis, verwehrt blieb (wie ebenso Erdmann). Vergeben wurde dieser Preis von einem Männersegelclub. Schließlich kehren ihre Tochter und ihr Schwiegersohn 1972 von ihrer Weltumsegelung nach Hause zurück. Ingeborg findet aus ihrer Einsamkeit heraus und heiratet noch einmal.

    Damit sich Laien ein Bild von Schiff und Ausrüstungen machen können, führt Erdmann im Anhang eine Beschreibung über den Trimaran an, ebenso eine detaillierte Liste, was Ingeborg an Bord mitgeführt hatte, welche Kosten für sie entstanden waren und fünf Kochrezepte, die sich auf hoher See bewährt hatten. Ein kleines Lexikon seemännischer Ausdrücke im Original von Ingeborg schließt das Buch ab, das durch einigen Schwarzweiß- und Farbbilder aufgelockert wird. Es war nicht mein erstes Buch über Segelbooterlebnisse, dass ich gelesen habe, aber auf alle Fälle ein spannend und abwechslungsreich geschriebenes. Um es anders auszudrücken: Ich hatte es fast verschlungen.

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