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Hörbuch (CD) 22.00
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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 02.12.2020

    Ein Hörbuch, das alles aus dem Text holt

    „Und Jahre oder Jahrzehnte später zeigt sich ihr und uns, dass keine dieser kleinen Gesten klein war, sondern dass jede schwer war an Bedeutung und sie aus ihrem Leben unmerklich in ein andres führte, das sie nie ausdrücklich gewollt oder gewählt hat, das aber irgendwann ihr eignes wird und nicht mehr zu vertauschen mit dem früheren.“

    Heldinnenepos erzählt in groben Zügen aus dem Leben von Anette Beaumanoirs, die 1923 in der Bretagne als Tochter eines glücklichen Gastwirtehepaares, das sozialistisch eingestellt ist, geboren wird und von ihrer Rolle im Widerstand, die so klein und unbedeutend auf keinen Fall war und die ihr viele Opfer abverlangt hat, ob sie sie aber tatsächlich zur Heldin gemacht hat, sei dahingestellt.

    Als Leser erfährt man davon, wie sie während des Zweiten Weltkriegs eher zufällig zum Mitglied der französischen Résistance wird und dort als Frau nicht mit Waffen kämpft, sondern hauptsächlich als Kurier tätig ist. Als sie von einer geplanten Razzia erfährt, beschließt sie zwei jüdische Jugendliche zu verstecken. Da solche Alleingänge die gesamte Organisation aufs Spiel setzen könnten, hat diese Eigeninitiative zur Folge, dass sie innerhalb der Résistance aufs Abstellgleis geschoben wird. Gemeinsam mit ihrem Freund führt ihr Weg deshalb weiter nach Lyon, um dort Mitglieder einer kommunistischen Untergrundbewegung zu werden. Er lässt sein Leben, sie nimmt nach dem Krieg ihr Medizinstudium wieder auf, heiratet und bekommt auch Kinder. Die Unterdrückung der Algerier, von der sie in einem Urlaub dort erfährt, lässt ihr keine Ruhe und erneut kann sie nicht umhin, sich gegen diese Ungerechtigkeit aufzulehnen. Sie schließt sich der algerischen Unabhängigkeitsbewegung FLN an. Kofferträger, so werden ihre Kurierdienste dort genannt, sind wieder an der Tagesordnung, bis sie verraten wird und ihr zehn Jahre Haft drohen. Mehr will ich gar nicht verraten. Wie tragisch ihr weiterer Weg verläuft, kann jeder selbst lesen.

    „Die Armee schuldet dem Parlament nicht länger Rechenschaft und macht, was sie für richtig hält: Sie foltert. Glaubt wohl, des Aufstands auf diese Weise Herr zu werden. Annette liest darüber in der Zeitung und kann nicht fassen, dass man in ihrem, also Frankreichs Namen Menschen quält, damit sie andere verraten.“ Durch die Schilderung Annettes´ Rolle erfährt man auch grob vom politischen Background, nicht zu viel, aber dennoch ausreichend genug, um auch ohne Vorwissen keine Verständnisprobleme zu haben, das ist geschickt gemacht.

    „Hat sie vielleicht den Kopf für dieses Land riskiert, damit es ein paar Jahre drauf die Methoden der SS anwendet? Erbitterung und Wut.“ Gut hat mir gefallen, dass sie oft in ihrer Erzählung innehält und Annette reflektieren lässt, welche Schattenseiten ihr Tun, ihr Widerstand hat. Ausdrucksstark ist auch dargestellt, wie sehr ihr Widerwillen gegen Ungerechtigkeit sie auf Autopilot umstellen lässt, „Das ist so eine Art Instinkt, den sie geerbt oder auch eingepflanzt bekommen hat.“, dann aber doch immer wieder Momente aufkommen, in denen sie innere Kämpfe mit sich ausführen muss, denn „Das ist der Traum vom guten Land. Dann gibt es noch den Traum vom guten Leben, in dem sie endlich wieder ihre Kinder bei sich hat.“ Und leider gilt, „Es gibt die Träume. Und es gibt das Erwachen. In diesem neuen, ungeträumten Leben kann man– kann sie– nicht alles haben: streiten für eine bessre Welt, Gefahren trotzen, Kinder kriegen. Vielleicht noch Kinder kriegen, doch; aber Kinder behalten, Kinder haben! Kinder spielen und wachsen sehen, Kinder anfassen können und liebkosen.“

    Epos, der Begriff verrät schon, dass die Autorin eine ganz besondere Form der Erzählung gewählt hat und das sich nicht reimende Versmaß hebt Heldinnenepos von der breiten Masse unbestreitbar ab. Es ist kein Buch für nebenbei, man muss sich aufgrund der besonderen Ausdrucksweise, und der doch eher gehobenen Sprache, da ist eben schon z.B. von „Das patriotische Vibrato dieses Mannes“ die Rede oder es geht um Dinge wie „veritables Patronym und auch sein approximativer Dienstgrad“, auch aufs Lesen konzentrieren, was aber keine Kritik sein soll. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin oft mit spitzer Zunge formuliert, was mich durchaus auch immer wieder einmal grinsen hat lassen. Da kann es was ihr Liebesleben betrifft schon mal heißen, „Zudem hat Annette einen hohen Posten und er keinen, und auch wenn er keinen will, ist das fürs Ich oder fürs Ego nicht grade ideal. Hinzu kommen bei ihr zwei Ehen. Liebhaber vermutlich mehr als zwei. Sie hat bisher gelebt wie Frauen ein bis zwei Generationen später, und so lebt sie auch weiter. Eifersucht. Ganz fürchterliche Szenen! Kurz und klein. Und irgendwann ist Schluss, Amara lässt Annette allein.“ und auch, dass der Leser immer wieder aktiv angesprochen wird, „Kleine Abschweifung. Pardon.“, hat mir zugesagt.

    Richtig gut in Szene gesetzt wird die Form des Epos durch den Vortrag von Christina Puciata. Ich habe sowohl gelesen, als auch gehört und ich muss sagen, dass das Besondere des Buches im Hörbuch noch viel besser zur Geltung kommt. Da gebührt der Sprecherin ein besonders großes Lob, besser hätte man das wohl gar nicht machen können. Richtig begeistert bin ich auch davon, wie sie die kleinen Spritzen gekonnt zum Ausdruck bringt und damit noch verstärkt.

    Hätte es für mich als Buch alleine nicht ganz für fünf Sterne gereicht, als Hörbuch hat es Heldenepos auf jeden Fall verdient.

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  • 5 Sterne

    SternchenBlau, 20.02.2021

    Annette hatte Prinzipien, deren Imperative wurden ihr zum Antrieb und es stellt sich die Frage: Wann und wie leisten wir Widerstand?

    Es ging ihr ums Prinzip. Oder auch Prinzipien.

    Ein intensives Buch, das meiner Meinung den Deutschen Buchpreis 2021 würdig gewonnen hat. Neben der sensiblen Auseinandersetzung mit einem realen Person sticht besonders die Form hervor, die Anne Weber wählt: Ein Heldinnenepos ist nämlich nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch im formalen Sinne richtig. Wobei sie durchaus das Held:innen-Bild bricht. Oft ist es neben den Prinzipien nämlich der Zufall, der Annette an die entscheidenden Wendepunkte bringt.

    Aber genau darum habe ich das Buch ja auch so gerne gehört: Annette ist so oft heldenhaft, riskiert ihr Leben, aber mit Marvel-Superheld:innen hat sie dennoch wenig zu tun. Weber schildert Annette als Mensch aus Fleisch und Blut. Viele ihrer Taten können wir bewundern, manchmal wundern wir uns vielleicht, aber ich fand sie immer nachvollziehbar. Und auch, wenn wir Vorbilder brauchen, es ist gut, dass wir heute, anders als bei früheren Epen so oft geschehen mit harten Männern häufig, niemand auf einen Sockel gestellt bekommen. Weber macht den Fehler nun eben NICHT bei einer Frau, sondern fühlt sich ein und macht ihre Heldin nahbar.

    Gerade als Hörbuch hat die epische Form bei mir hervorragend funktioniert. Das ist insbesondere auch Sprecherin Christina Puciata zu verdanken. Den feinen Humor, die Selbstironie und -erkenntnis, die sich auf Protagonistin wie Autorin und Erzählhaltung, die das Buch ausmachen, verstärkt die Sprecherin auf den Punkt. Es ist zwar das erste, aber sicherlich nicht das letzte Buch, dass ich von Piciata hören werde.

    Schon auf Anfang wird der Bogen zum Ende gespannt, auch auf der Metaphernebene. Eine kundige Finesse, von denen Weber so einige in Petto hat, die dieses Buch gleichzeitig zu einem intellektuellen Genuss machen.

    „Geboren wird Annette in einer Sackgasse. Und das nicht bloß im übertragnen Sinne, wie wir alle.“

    Annette suchte immer wieder Wege aus diesen Sackgassen hinaus. Nicht so sehr für sich, sondern für andere. Und so wurde sie zunächst schon in ganz jungen Jahren eine Kämpferin in der Resistance für die Kommunist:innen. Und später setzte sie sich für eine freies Algerien ein. Während die meisten wohl den Kampf gegen Nazis als legitim werten werden, könnte es bei Bomben gegen Kolonisatoren vielleicht schon eng werden. Auch, wenn sie die nicht legt, sondern nur als Fahrerin tätig wird und später als Ärztin und in der ersten algerischen Regierung. Die Frage, was wir als gerechtfertigt sehen, schwingt immer mit. Und Weber stellt gekonnt diese Frage immer wieder und macht Bezüge auf, wie Unterdrückung auf vielfältige Weise wirkt.

    Durch die Form bekommt die Geschichte etwas märchenhaftes. Das hilft es auch, die harten Fakten zu ertragen, die immer nur am Rande skizziert werden.

    Eine Content Note in Bezug auf Shoah, Folter und Morde ist dennoch angebracht, auch, wenn hier nichts drastisch geschildert wird. Aber in der Skizzierung durchaus sehr emotional. Es ist eher der Fakt, DASS es passiert, denn wie genau es passiert ist. Zudem wird in einer historischen Einordnung das Z-Wort und in einem Zitat das N-Wort benannt.

    Letzteres Zitat ist recht heftig. Aber hier werden wie häufig im Buch die Bezüge zwischen verschiedenen Diskriminierungen und Rassismen aufgemacht. Ich bin wirklich froh, dass es Menschen wie Annette immer wieder gab und gibt.

    „Es ging ihr ums Prinzip. Oder auch Prinzipien.“

    Die Fragen, wann etwas zu tun geboten ist, wird bei mir noch eine Zeitlang nachwirken.

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  • 5 Sterne

    Sabine W., 30.12.2020

    Widerstand als Lebensmotto
    Das kräftige Rot des Covers fällt auf und wirkt keineswegs bescheiden. Zur Lebensgeschichte einer Heldin passt es. Anne Beaumanoir, genannt Annette, ist heute bereits 97 Jahre alt. Einen Sinn für Gerechtigkeit hatte sie schon immer, ihr „Heldentum“ beginnt im Alter von 16 Jahren, als sie sich der Résistance anschließt, danach der algerischen Unabhängigkeitsbewegung FLN. Selbst drohende Haft oder die Angst um die eigene Familie hält sie nicht ab, Widerstand zu leisten. Oft gewinnt man den Eindruck, sie kämpft nur um des Kampfes willen – bereits als Teenager war einer ihrer Traumberufe Terrorist.
    Das "Heldinnenepos" ist Preisträger des deutschen Buchpreises. Ich war zu Beginn aber sehr skeptisch, ob ich es überhaupt lesen will. In epischer Form verfasst – ich konnte mir nicht vorstellen, dass mich die Geschichte da mitreißen könnte. Und doch hat sie es geschafft. Die Entscheidung zum Hörbuch war eine ausgezeichnete Wahl für mich. Derart gut intoniert und treffsicher wie die Sprecherin Christina Puciata könnte ich das Buch vermutlich niemals lesen. Ihre angenehme Stimme vermittelt dem Zuhörer jedes Sprachbild und auch die Ironie, die manchmal im Text auftaucht. In keinem einzigen Kapitel kommt Langeweile auf.
    Anne Weber gelingt es mit diesem eigenwilligen Sprachstil nicht nur die biographischen Daten aus Annettes Leben zu vermitteln, sondern vor allem auch deren Gedanken, Zweifel und Überlegungen. Und die Autorin spart nicht mit eigenen Überlegungen; sie interpretiert so manches Erlebnis aus ihrer Sicht und stellt Parallelen zur Gegenwart her.
    Dieses Werk hat mich tief beeindruckt. Zum einen die Lebensgeschichte von Annette, viel mehr allerdings deren Umsetzung durch Anne Weber, die den Buchpreis mehr als verdient hat. Sie erzählt nicht mit erhobenem Zeigefinger, macht auch keinen bedingungslosen Kniefall vor der Heldin. Das Gleichgewicht, das ihr hier gelingt, ist schwer zu beschreiben, daher mag sich jeder selbst ein Bild davon machen. Das Hörbuch erhält eine absolute Empfehlung von mir – und wer es sich zutraut, dem sei empfohlen, das Werk selber zu lesen.

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  • 5 Sterne

    lectrice, 04.12.2020

    Anne Beaumanoir, geboren vor 96 Jahren in der Bretagne, aus ganz einfachen Verhältnissen, genannt Annette, lebt heute in der Drôme in Dieu-le-fit, dem Dorf, das sich während des Zweiten Weltkriegs so heldenhaft verhalten hat. Und doch hat sie wohl nicht deshalb diesen Ort gewählt. Ich kenne mich einigermaßen in der Geschichte Frankreichs des 20. Jahrhunderts aus, doch diese große Heldin kannte ich noch nicht. Und bin froh, sie nun ein wenig kennen zu lernen. Was für ein Leben, welche Aufopferung, welche Gefahren. Sie engagiert sich in der Résistance und rettet vielen Menschen das Leben, lebt unter vielen Decknamen, reist immer dorthin, wo sie gebraucht wird. Nach dem Krieg geht es jedoch nicht etwa ruhig weiter. Sie sucht und findet neue Herausforderungen, studiert Medizin, heiratet und dann engagiert sie sich jahrelang für ein freies Algerien, arbeitet für den FLN, wird verhaftet und verurteilt, muss Frankreich verlassen, überdenkt ihre Einsätze,.... Ein unglaubliches Leben. Meisterhaft erzählt von Anne Weber und wunderbar vorgetragen von Christina Puciata. Ich glaube, dies ist eines der Bücher, die als Hörbuch erst richtig zur Geltung kommen. Besonders die angekündigten "Pausen" und das Innehalten, worüber man bei einem Buch schnell hinweglesen kann. Ich bin begeistert.

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  • 4 Sterne

    Sonja W., 21.12.2020

    Klapptext:

    Es gibt also noch wirkliche Heldinnen, ganz ohne Anführungszeichen, denen man auf der Straße begegnen, mit denen man reden, die man kennenlernen kann? In Südfrankreich lebt Anne Beaumanoir, genannt Annette, eine lebhafte Frau mit lichtblauen Augen. Mitglied der kommunistischen Résistance, »Gerechte unter den Völkern «, Neurologin, engagiert auf der Seite der algerischen Unabhängigkeitsbewegung, verurteilt zu zehn Jahren Haft, nach einer abenteuerlichen Flucht beteiligt am Aufbau des algerischen Gesundheitssystems … und heute 96 Jahre alt. So ihr Leben in ein paar Worten. Wie aber von Annettes Sehnen und Trachten, von ihren Zweifeln und Heldentaten erzählen? Müssten diese nicht besser gesungen werden?

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    Das Cover ist sehr auffällig in einem satten rot und wirkt schon etwas aufdringlich und aggressiv.

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    Das Hörbuch wird gelesen von Christina Puciata. Ihre Stimme ist ruhig und angenehm und hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstill der Geschichte (in Versform) ist gewöhnungsbedürftig und ist sicherlich nichts für jeden. Ich brauchte erst einmal etwas bis ich in die Geschichte gekommen war.

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    Die Geschichte fand ich sehr interessant und spannend.

    Für dieses Hörvergnügen gibt es 4 Sterne von mir.

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