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Krimis sind sein Yoga

Und die Bretagne seine Liebe. Jean-Luc Bannalec im Interview

"Bretonischer Ruhm": Sein 12. Fall führt Kommissar Dupin und seine Frau Claire ganz in den Süden der Bretagne, in die Welt der Winzer und vorzüglichen Weine. Die beiden wollen ihre Flitterwochen dort genießen, doch dann wird ein Winzer ermordet, ein Bekannter von Claire

Leidenschaftlich und detailverliebt: der Deutsche Jean-Luc Bannalec

Jean-Luc Bannalec – im wahren Leben heißt er Jörg Bong – ist Deutscher. Und trotzdem verkaufen sich seine Bretagne-Krimis auch in Frankreich wie geschnitten Baguette. Vielleicht das beste Indiz dafür, dass die Fälle des Commissaire Dupin – wie jetzt ganz neu "Bretonischer Ruhm" – mehr als nur authentisch sind. Sie zeugen von einer tiefen Liebe des Autors für diesen Landstrich am Ende der Welt, mit seiner schroffen Felsküste den malerischen Fischerdörfern, der bretonischen Küche und natürlich den Bretonen selbst.

Im Übrigen könnten Sie tatsächlich jederzeit Ihren Kaffee oder auch ein Gläschen kräftigen Rotwein im gleichen Hotel-Restaurant wie Commissaire Dupin trinken und auch sonst auf seinen Spuren wandeln. Denn Jörg Bong legt Wert darauf, dass die Details seiner Krimis – Cafés, Geschichtliches, Landschaften – immer real sind.

Jörg Bong lebt abwechselnd in Frankfurt am Main und eben in der Bretagne, ist ein umtriebiger Kreativ-Kopf mit vielen Leidenschaften. Eine davon galt schon immer den klassischen Kriminalgeschichten im Stil von Agatha Christies Hercule Poirot oder Monk aus der gleichnamigen TV-Serie. Denn die hätten eine Yoga ähnliche Wirkung auf ihn, wie er im Interview mit Weltbild verrät:

Vom Verleger zum Undercover-Bestsellerautor: Als Jörg Bong (57 Jahre) 2012 sein erstes Dupin-Manuskript bei verschiedenen Verlagen einreichte, entschied er sich für ein Pseudonym: Jean-Luc Bannalec. Denn er war Verleger eines der größten deutschen Buchverlage, der S. Fischer Verlage, und wollte keinen "Chef-Bonus", sondern lieber wie ein unbekannter Autor beurteilt werden. Foto: © V. Brod

Was er an der bretonischen Küche liebt ("das Bekenntnis zur Butter") & noch viel mehr, verrät Jean-Luc Bannalec – alias Jörg Bong – im Interview

Es ist unglaublich viel passiert seit Dupins erstem Fall 2012, als er von Paris in die Provinz strafversetzt wurde. Im zwölften Band darf er erstmal Flitterwochen genießen. Mögen Sie nochmal erzählen, wie Sie damals die Idee zum ersten Band hatten?

Jean-Luc Bannalec: Alles geht auf ein paar meiner Leidenschaften zurück. Eine Leidenschaft sind "klassische Krimis", klassische Ermittler wie Maigret oder Poirot, auch aus dem Fernsehen, wie, natürlich, Columbo oder neuer, Monk. Ich bin ein eher nervöser Mensch. Das Lesen solcher Art Krimis beruhigt mich, so kurios das bei diesem Genre auch klingen mag.

Krimis sind eine Art Therapie, autogenes Training, Yoga…

Eine andere Liebe von mir ist die Bretagne. Und vor rund 15 Jahren kam dann die Idee – abends in der Kneipe sitzend, in der Gauguin und Flaubert saßen – diese beiden Leidenschaften selbst aktiv zu kombinieren.

Der neue 12. Band, "Bretonischer Ruhm", entführt uns in die Welt der Winzer und verspricht neben exquisiter Krimihandlung auch wieder kulinarische Genüsse. Was lieben Sie an der bretonischen Küche? Und wie wichtig ist sie für Ihre Krimis?

Jean-Luc Bannalec: Ich persönlich liebe alles aus dem Meer, nicht nur die Dutzenden, überaus köstlichen Fischarten, sondern vor allem die verschiedenen Muscheln, die Austern (die ‚platten‘), Langustinen…
Allgemein mag ich die Leitgedanken der bretonischen Küche: regional, möglichst gar lokal, streng saisonal, absolut frisch, auf einfache, aber zugleich raffinierte Weise zubereitet, das ungewöhnliche, gekonnte Kombinieren, das Bekenntnis zur Butter…

Für Bretonen – Franzosen allgemein – ist die Küche eine zentrale Errungenschaft der Kultur, eine eigene Kunst.

Gut zu essen und zu trinken – was in keiner Weise gleichzusetzen ist mit teuer zu essen und zu trinken! – macht einem Bretonen wesentlich ein gutes Leben aus! Das gilt auch für Commissaire Dupin. Also spielt die bretonische Küche notwendig auch eine zentrale Rolle in meinen Liebeserklärungen an die Bretagne – in meinen bretonischen Krimis. Es geht gar nicht anders!

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In welcher Ecke der Bretagne spielt der neue Fall und was ist für Sie das Besondere an der Gegend?

Jean-Luc Bannalec: Der neue Fall führt Dupin – und Claire! – nach Pornic und die Gegend um dieses sommerfrische, alte Seebad ganz im Süden der Bretagne. Hier beginnt die Bretagne, gewisser Weise ganz in Jade-Tönen… Eine Gegend, die auch einem berühmten Wein gehört: dem Muscadet! Den Dupin so liebt. Zudem gibt es einen ganz besonderen Grund, mit ihm zu feiern…

Nicht wenige Dupin-Fans reisen zu den Krimi-Tatorten, die auch durch die TV-Verfilmungen sehr bekannt geworden sind. Gibt es in der Bretagne noch Geheimtipps ohne Touristenströme?

Jean-Luc Bannalec: In der Bretagne gibt es ungleich mehr einsame "Geheimtipps" als touristenüberströmte Hotspots. Schon weil die Zahl der "besonders schönen Orte" endlos ist… Insgesamt ist die Bretagne trotz vieler begeisterter Anhänger wenig touristisch, vor allem nicht im Sinne eines Massentourismus.

Geben Sie uns einen kleinen Einblick, wer im neuen Band sterben muss? Welcher Fall erwartet Dupin?

Jean-Luc Bannalec: Dupin erwartet ein Fall, den er – zum allerersten Mal – gar nicht haben will! Obwohl er sozusagen ganz im Wein spielt, was ihm entgegenkommen sollte… Das erste Opfer ist tatsächlich ein Winzer, der einen fabelhaften Muscadet kreiert, Dupins liebster Wein zu Meeresfrüchten! Stark heruntergekühlt…

Und zuletzt: Welche Pläne haben Sie für Dupin? Ist der 13. Band schon in Arbeit?

Jean-Luc Bannalec: Ich komme gerade von einer Reise von der Ile Ouessant zurück: Bretagne extrem! Die bei Weitem wildeste, raueste, mystischste Bretagne, die ich kenne. Eine Insel im "grand large", viele der alten Autoren hielten sie für das legendäre Avalon. Der von Dupin leidenschaftlich gehasste Präfekt schickt ihn mit einem Sonderauftrag dorthin… Aber wie gesagt, zunächst, in diesem Jahr, geht es in den Wein und den sonnigen Süden.