Albert - Ein glorreiches Schnabeltier
Roman
Albert ist ein Schnabeltier, und man hat ihn einmal zu oft mit Popcorn beworfen. Bei der ersten Gelegenheit bricht er aus dem Zoo von Adelaide aus und macht sich auf die Suche nach dem legendären Alten Australien, wo Tiere wie er eine Heimat haben. Auf...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Albert - Ein glorreiches Schnabeltier “
Albert ist ein Schnabeltier, und man hat ihn einmal zu oft mit Popcorn beworfen. Bei der ersten Gelegenheit bricht er aus dem Zoo von Adelaide aus und macht sich auf die Suche nach dem legendären Alten Australien, wo Tiere wie er eine Heimat haben. Auf seiner Reise durch die australische Wüste begegnet er jeder Menge verrückter Gestalten: einem pyromanischen Wombat, einem kleinkriminellen Waschbären, Bandicoots, Kängurus, Dingos und sogar einem echten Tasmanischen Teufel. Die einen werden zu Weggefährten, die anderen wollen ihn lieber am nächsten Baum aufknüpfen. Die Wüste ist ein rauer Ort, aber zwischen Kneipenschlägereien, Verfolgungsjagden und brennenden Dörfern lernt Albert viel über Zugehörigkeit, Loyalität und Mut. Und findet dabei Freunde fürs Leben.
Wie "Farm der Tiere" ohne Farm, dafür mit Schnaps, Schusswaffen und Beuteltieren - und viel lustiger.
Wie "Farm der Tiere" ohne Farm, dafür mit Schnaps, Schusswaffen und Beuteltieren - und viel lustiger.
Klappentext zu „Albert - Ein glorreiches Schnabeltier “
Albert ist ein Schnabeltier, und man hat ihn einmal zu oft mit Popcorn beworfen. Bei der ersten Gelegenheit bricht er aus dem Zoo von Adelaide aus und macht sich auf die Suche nach dem legendären Alten Australien, wo Tiere wie er eine Heimat haben. Auf seiner Reise durch die australische Wüste begegnet er jeder Menge verrückter Gestalten: einem pyromanischen Wombat, einem kleinkriminellen Waschbären, Bandicoots, Kängurus, Dingos und sogar einem echten Tasmanischen Teufel. Die einen werden zu Weggefährten, die anderen wollen ihn lieber am nächsten Baum aufknüpfen. Die Wüste ist ein rauer Ort, aber zwischen Kneipenschlägereien, Verfolgungsjagden und brennenden Dörfern lernt Albert viel über Zugehörigkeit, Loyalität und Mut. Und findet dabei Freunde fürs Leben.Wie "Farm der Tiere" ohne Farm, dafür mit Schnaps, Schusswaffen und Beuteltieren - und viel lustiger.
Lese-Probe zu „Albert - Ein glorreiches Schnabeltier “
Albert - Ein großes Schnabeltier von Howard L. AndersonVorwort
Von Melbourne im Süden bis ins fünfhundert Meilen entfernte Sydney erstreckt sich ein grüner Küstenstreifen voller Bäume und Koppeln. Auf den Farmen entlang der Küste grasen Schafe auf den Feldern, und Füchse fressen die Kaninchen, die ihrerseits den Salat in den Gärten fressen. Die Schafe, die Füchse und die Kaninchen leben nicht anders als ihre Vorfahren in England vor wenigen Generationen.
Die Tiere und Menschen, die einst an der Küste lebten, bevor der Busch Farmland wurde, kommen nur noch selten in diesen Teil Australiens. Kängurus und Wallabys haben sich recht gut arrangiert, die übrigen wurden in die Wüsten zurückgedrängt oder überleben in Zoos als Relikte der Vergangenheit. Tasmanische Teufel huschen schnuppernd über den Betonboden ihrer Käfige gleich neben Pandabären aus China. Kasuare, prächtig behelmte Laufvögel, leben in umzäunten Gehegen gemeinsam mit afrikanischen Kudus.
Die ursprünglichen Bewohner Australiens sind zu seltenen Schaustücken geworden, deren Los es ist, zusammen mit anderen unwilligen Kreaturen von fernen Kontinenten begafft zu werden. Die Zeiten an der Küste haben sich gewandelt, und es ist kein Platz mehr für die, die früher hier lebten. Die Tiere in den Zoos erinnern sich, dass Australien einmal ihnen gehörte, und wie die meisten Emigranten fern der Heimat träumen sie von den guten Zeiten, die lange vorüber sind.
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Die Tiere reden von einem fernen Ort in der Wüste, wo sich nichts geändert hat und das Leben noch so ist wie früher. Wie in den meisten Geschichten siegt mit jedem Erzählen die Hoffnung über die Wahrheit, und zuletzt lässt sich Wahres und Unwahres nur dadurch trennen, dass man an die Wurzel der Geschichte zurückgeht.
Die Mitwirkenden
Albert das Schnabeltier hat genug vom Leben im Zoo und macht sich auf die Suche nach dem Ort, an den er wirklich gehört.
Roger der Bandicoot ist stets mit seinem Kumpel Alvin unterwegs. Die beiden würden für einen Drink ihren besten Freund verraten - was sie dann auch tun.
»Bis jetzt waren noch alle Wallabys Arschlöcher«, sagte Roger. Faire Einschätzung? Wir werden sehen.
Dingos sind keine großen Redner, sondern Krieger. Jemand wie Albert ist ihnen noch nie begegnet, aber sie erkennen einen wahren Kämpfer, wenn sie ihn vor sich sehen.
TJ der Waschbär, Kleinkrimineller und Jack der Wombat rettet Albert mehr als einmal aus einer brenzligen Situation. Er ist klaustrophobisch und pyroman, was nicht nur Vorteile hat. Das Possum Theodore leitet gemeinsam mit dem Wallaby Bertram das Tor zur Hölle. Das ist auch schon das Netteste, was man über die beiden sagen kann.
Muldoon der Tasmanische Teufel ist eine lebende Ringer-Legende. Lange Jahre zog er mit Jack durch die Wüste, doch dann passierte etwas Schreckliches, und ihre Wege trennten sich. Bis Albert die beiden wieder zusammenbringt. Sing Sing O'Hanlin das Känguru ist eigentlich ein feiner Kerl, es sei denn, jemand brennt seine treuer Helfer in der Not, stieg in San Francisco aufs Kneipe nieder. falsche Schiff und landete in Dummerweise Australien.
Passiert genau das.
1
Durch die Wüste
Eine alte Bahnlinie verbindet Adelaide im Süden Australiens mit Alice Springs im Northern Territory. Über viele Jahre warfen Reisende auf der eintausend Meilen langen Fahrt zwischen den beiden Städten ihre Bierflaschen einfach aus den Waggonfenstern in eine Landschaft, die ihnen reizlos vorkam. Die Flaschen sammelten sich entlang des Gleisbetts, und die Strecke von Adelaide nach Alice Springs wurde zu einem glitzernden Band aus Glassplittern.
Von Alice Springs ziehen sich die Gleise in einer schnurgeraden Linie von Süden nach Norden und durchschneiden die Städte Tennant Creek und Katherine. Parallel zur Bahnstrecke verläuft eine Straße, die vor vielen Jahren ausgebaut wurde, um Kriegsmaterial von Alice Springs ins Landesinnere und nach Darwin an der Nordküste zu schaffen. Von Darwin aus zog der Krieg in seiner Endphase in andere Teile des pazifischen Raums, und der Verkehr auf der Straße kam fast zum Erliegen. Es dauerte beinahe ein weiteres Menschenalter, die letzten neunhundert Meilen der Bahnstrecke von Alice Springs bis an die Küste zu verlängern. Nördlich von Alice Springs verschwindet die Bahnlinie in einer Kette von Bergzügen, die quer durch den Kontinent verläuft.
Jenseits der Berge breitet sich eine rote Wüste aus. Sie erscheint endlos, besitzt aber bei genauerem Hinsehen eine erstaunliche Vielfalt. Die vereinzelten Felsklüfte sind ebenso rot wie die Erde und der Sand, die weite Teile des Wüstenbodens bedecken. Die Farbe passt gut zum Blau des gewöhnlich wolkenlosen Himmels, der den trockenen Flussbetten nur gelegentlich Wasser bringt.
Der Wüstenboden wird von kümmerlichen Grasbüscheln bedeckt, die in der roten, staubigen Erde vorübergehend Halt gefunden haben. Zwischen dem Sand und dem Gras wachsen vereinzelte Grevilleabüsche, die in der baumlosen Ebene wie Riesen wirken. An einigen Stellen stehen die Büsche dicht beieinander, und kleine Vögel hüpfen zwischen den Zweigen umher. Sie singen nicht, und das einzige Geräusch, das die Stille der Wüste unterbricht, ist hin und wieder das Flattern ihrer Flügel.
Am Boden sind schmale Pfade zu sehen, auf denen Tiere das spärliche Gras zertreten haben. Diese Pfade haben, anders als die Eisenbahntrasse, keine bestimmte Richtung. Sie verlaufen unbekannten Zielen entgegen kreuz und quer über die Ebene und die Uferbänke hinauf und hinunter. Es ist unmöglich zu sagen, wie lange sie schon existieren, denn das Gras wächst nur langsam in dieser Gegend Australiens.
An einem Tag lange nach dem Krieg lief früh am Morgen ein kleines Wesen langsam einen der gewundenen Pfade östlich von Tennant Creek entlang. Bei näherer Betrachtung unterschied sich das Wesen nicht von anderen Exemplaren seiner Art. Es war etwa zwei Fuß hoch und hatte kurzes braunes Fell. Sein kurzer dicker Schwanz schleifte über den Boden, wenn es aufrecht ging, und dort, wo bei anderen Tieren die Nase sitzt, hatte es eine Art Entenschnabel.
Das Einzige, was Albert von allen anderen Schnabeltieren unterschied, war die leere Limonadenflasche, die er mit sich herumtrug. Das Mitführen einer Flasche und die Tatsache, dass er Hunderte von Meilen von der nächsten Wasserquelle entfernt war, machten ihn zu etwas Besonderem.
Drei Nächte zuvor war Albert im Bahnhof von Tennant Creek vom Zug gesprungen und hatte sich auf den Weg durch die Wüste gemacht. Am ersten Tag war er die Gleise entlangmarschiert. Am späten Nachmittag war ein Zug vorbeigekommen, und Albert hatte sich hinter einem Busch neben dem Gleisbett versteckt. Niemand hatte ihn gesehen, aber beinahe hätte ihn eine halbvolle Flasche Melbourne Bitter aus einem Zweite- Klasse-Abteil getroffen. Danach hatte Albert sich von den Gleisen ferngehalten und war an den anderen beiden Tagen parallel zum Schienenstrang in nördlicher Richtung gelaufen, weil er ohne einen Orientierungspunkt hoffnungslos verloren gewesen wäre. So war er allenfalls durcheinander.
Das Problem war, dass Albert weder wusste, wohin er unterwegs war, noch, wonach er suchte. In den Erzählungen hatte es kaum mehr als Andeutungen gegeben ... irgendwo in der Wüste ... ein Ort, an dem das alte Australien noch existierte ... immer in Richtung Norden ... das Gelobte Land. In Adelaide hatten solche Beschreibungen verlockend geklungen, aber in einer Wüste, wo es in alle Himmelsrichtungen gleich aussah, war damit wenig anzufangen.
Die Flucht aus Adelaide und die Fahrt nach Tennant Creek waren einfacher als erwartet gewesen. Die Sicherheitsvorkehrungen für kleinere Tiere waren minimal. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ein nachlässiger Wärter vergaß, die Tür zum Gehege zu schließen. Er hatte lediglich um Mitternacht durch den menschenleeren Zoo eilen und den Torrens durchschwimmen müssen, um in die City zu gelangen.
Einige der größeren Tiere waren mit dem Zug nach Adelaide transportiert und mit Lastwagen zum Zoo gebracht worden. Sie hatten ihm von den Zügen erzählt und ihm den Weg zum Bahngelände beschrieben. Zu dieser späten Stunde herrschte nur wenig Verkehr in der City, und Albert war unentdeckt bis zum Bahnhof gelangt, indem er sich vor den wenigen vorbeifahrenden Fahrzeugen hinter Abfallkörben versteckt hatte. Anschließend war er mit einem Güterzug nach Alice Springs und mit einem weiteren Zug nach Tennant Creek gefahren, alles mit freundlicher Unterstützung der South Australian Railways.
Mit den ihm zur Verfügung stehenden bescheidenen Mitteln hatte Albert sich auf die Reise vorbereitet. Bei jeder Fütterung hatte er einen Teil zurückgelegt und in einer Popcornschachtel gesammelt, die er in einem unbeobachteten Augenblick in seinen Käfig gezerrt hatte. Die gestohlene Limonadenflasche hatte er mit Wasser aus seinem Napf gefüllt. Seine Pläne hatten ihn bis nach Alice Springs und weiter in die Wüste bei Tennant Creek geführt. Jetzt war er ohne Nahrung, ohne Wasser und ohne irgendeinen Plan.
Er hatte die Flasche in der Nacht aufgefüllt, als er in Tennant Creek vom Zug gesprungen war, aber es war nur ein spärlicher Vorrat. Das Wasser war tags zuvor ausgegangen, und Albert wusste, wenn er an diesem Tag keines finden würde, müsste er sterben. Ein Schnabeltier verbringt sein ganzes Leben im oder nahe beim Wasser und kann ohne es nicht überleben. Albert hatte dies von Anfang an gewusst und war trotzdem aufgebrochen. Ihn kümmerte weniger der Tod als die Sorge, nicht lange genug durchzuhalten, um ans Ziel seiner Reise zu gelangen, jenen Ort, an dem es keine Menschen und keine Zoos gab.
Albert setzte seinen Weg in Richtung Norden fort. Er hatte beschlossen, bis zu seinem Ende möglichst weit von Adelaide fortzukommen. Seine Augen waren von der Sonne rot gerändert, und sein Fell war vom rötlichen Staub des Weges ganz verfärbt. Er hatte es aufgegeben, die kaum erkennbaren Fußspuren zu deuten, die hin und wieder seinen Weg kreuzten. Albert drückte die leere Limoflasche an seine Brust, setzte einen Schwimmfuß vor den anderen und bewegte sich langsam auf den fernen Horizont zu.
Später am Tag begann Albert zu halluzinieren. Träume von Wasser vermischten sich mit der flirrenden Hitze, und Albert konnte den Murray River sehen. Er spürte, wie er den Abhang vor seinem Bau hinunterglitt und ins kühle Wasser eintauchte. Er brauchte sich nur mit der Strömung treiben und die grünen Uferböschungen an sich vorbeiziehen lassen. Genau in dem Augenblick, als er sicher war, dorthin zurückgekehrt zu sein, wo er geboren war, verschwand der Fluss, und er blickte in lauter Gesichter, die mit Zuckerwatte verschmiert waren und in deren Mundwinkeln Popcorn klebte.
Copyright © by Ullstein HC (Verlag)
Die Tiere reden von einem fernen Ort in der Wüste, wo sich nichts geändert hat und das Leben noch so ist wie früher. Wie in den meisten Geschichten siegt mit jedem Erzählen die Hoffnung über die Wahrheit, und zuletzt lässt sich Wahres und Unwahres nur dadurch trennen, dass man an die Wurzel der Geschichte zurückgeht.
Die Mitwirkenden
Albert das Schnabeltier hat genug vom Leben im Zoo und macht sich auf die Suche nach dem Ort, an den er wirklich gehört.
Roger der Bandicoot ist stets mit seinem Kumpel Alvin unterwegs. Die beiden würden für einen Drink ihren besten Freund verraten - was sie dann auch tun.
»Bis jetzt waren noch alle Wallabys Arschlöcher«, sagte Roger. Faire Einschätzung? Wir werden sehen.
Dingos sind keine großen Redner, sondern Krieger. Jemand wie Albert ist ihnen noch nie begegnet, aber sie erkennen einen wahren Kämpfer, wenn sie ihn vor sich sehen.
TJ der Waschbär, Kleinkrimineller und Jack der Wombat rettet Albert mehr als einmal aus einer brenzligen Situation. Er ist klaustrophobisch und pyroman, was nicht nur Vorteile hat. Das Possum Theodore leitet gemeinsam mit dem Wallaby Bertram das Tor zur Hölle. Das ist auch schon das Netteste, was man über die beiden sagen kann.
Muldoon der Tasmanische Teufel ist eine lebende Ringer-Legende. Lange Jahre zog er mit Jack durch die Wüste, doch dann passierte etwas Schreckliches, und ihre Wege trennten sich. Bis Albert die beiden wieder zusammenbringt. Sing Sing O'Hanlin das Känguru ist eigentlich ein feiner Kerl, es sei denn, jemand brennt seine treuer Helfer in der Not, stieg in San Francisco aufs Kneipe nieder. falsche Schiff und landete in Dummerweise Australien.
Passiert genau das.
1
Durch die Wüste
Eine alte Bahnlinie verbindet Adelaide im Süden Australiens mit Alice Springs im Northern Territory. Über viele Jahre warfen Reisende auf der eintausend Meilen langen Fahrt zwischen den beiden Städten ihre Bierflaschen einfach aus den Waggonfenstern in eine Landschaft, die ihnen reizlos vorkam. Die Flaschen sammelten sich entlang des Gleisbetts, und die Strecke von Adelaide nach Alice Springs wurde zu einem glitzernden Band aus Glassplittern.
Von Alice Springs ziehen sich die Gleise in einer schnurgeraden Linie von Süden nach Norden und durchschneiden die Städte Tennant Creek und Katherine. Parallel zur Bahnstrecke verläuft eine Straße, die vor vielen Jahren ausgebaut wurde, um Kriegsmaterial von Alice Springs ins Landesinnere und nach Darwin an der Nordküste zu schaffen. Von Darwin aus zog der Krieg in seiner Endphase in andere Teile des pazifischen Raums, und der Verkehr auf der Straße kam fast zum Erliegen. Es dauerte beinahe ein weiteres Menschenalter, die letzten neunhundert Meilen der Bahnstrecke von Alice Springs bis an die Küste zu verlängern. Nördlich von Alice Springs verschwindet die Bahnlinie in einer Kette von Bergzügen, die quer durch den Kontinent verläuft.
Jenseits der Berge breitet sich eine rote Wüste aus. Sie erscheint endlos, besitzt aber bei genauerem Hinsehen eine erstaunliche Vielfalt. Die vereinzelten Felsklüfte sind ebenso rot wie die Erde und der Sand, die weite Teile des Wüstenbodens bedecken. Die Farbe passt gut zum Blau des gewöhnlich wolkenlosen Himmels, der den trockenen Flussbetten nur gelegentlich Wasser bringt.
Der Wüstenboden wird von kümmerlichen Grasbüscheln bedeckt, die in der roten, staubigen Erde vorübergehend Halt gefunden haben. Zwischen dem Sand und dem Gras wachsen vereinzelte Grevilleabüsche, die in der baumlosen Ebene wie Riesen wirken. An einigen Stellen stehen die Büsche dicht beieinander, und kleine Vögel hüpfen zwischen den Zweigen umher. Sie singen nicht, und das einzige Geräusch, das die Stille der Wüste unterbricht, ist hin und wieder das Flattern ihrer Flügel.
Am Boden sind schmale Pfade zu sehen, auf denen Tiere das spärliche Gras zertreten haben. Diese Pfade haben, anders als die Eisenbahntrasse, keine bestimmte Richtung. Sie verlaufen unbekannten Zielen entgegen kreuz und quer über die Ebene und die Uferbänke hinauf und hinunter. Es ist unmöglich zu sagen, wie lange sie schon existieren, denn das Gras wächst nur langsam in dieser Gegend Australiens.
An einem Tag lange nach dem Krieg lief früh am Morgen ein kleines Wesen langsam einen der gewundenen Pfade östlich von Tennant Creek entlang. Bei näherer Betrachtung unterschied sich das Wesen nicht von anderen Exemplaren seiner Art. Es war etwa zwei Fuß hoch und hatte kurzes braunes Fell. Sein kurzer dicker Schwanz schleifte über den Boden, wenn es aufrecht ging, und dort, wo bei anderen Tieren die Nase sitzt, hatte es eine Art Entenschnabel.
Das Einzige, was Albert von allen anderen Schnabeltieren unterschied, war die leere Limonadenflasche, die er mit sich herumtrug. Das Mitführen einer Flasche und die Tatsache, dass er Hunderte von Meilen von der nächsten Wasserquelle entfernt war, machten ihn zu etwas Besonderem.
Drei Nächte zuvor war Albert im Bahnhof von Tennant Creek vom Zug gesprungen und hatte sich auf den Weg durch die Wüste gemacht. Am ersten Tag war er die Gleise entlangmarschiert. Am späten Nachmittag war ein Zug vorbeigekommen, und Albert hatte sich hinter einem Busch neben dem Gleisbett versteckt. Niemand hatte ihn gesehen, aber beinahe hätte ihn eine halbvolle Flasche Melbourne Bitter aus einem Zweite- Klasse-Abteil getroffen. Danach hatte Albert sich von den Gleisen ferngehalten und war an den anderen beiden Tagen parallel zum Schienenstrang in nördlicher Richtung gelaufen, weil er ohne einen Orientierungspunkt hoffnungslos verloren gewesen wäre. So war er allenfalls durcheinander.
Das Problem war, dass Albert weder wusste, wohin er unterwegs war, noch, wonach er suchte. In den Erzählungen hatte es kaum mehr als Andeutungen gegeben ... irgendwo in der Wüste ... ein Ort, an dem das alte Australien noch existierte ... immer in Richtung Norden ... das Gelobte Land. In Adelaide hatten solche Beschreibungen verlockend geklungen, aber in einer Wüste, wo es in alle Himmelsrichtungen gleich aussah, war damit wenig anzufangen.
Die Flucht aus Adelaide und die Fahrt nach Tennant Creek waren einfacher als erwartet gewesen. Die Sicherheitsvorkehrungen für kleinere Tiere waren minimal. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ein nachlässiger Wärter vergaß, die Tür zum Gehege zu schließen. Er hatte lediglich um Mitternacht durch den menschenleeren Zoo eilen und den Torrens durchschwimmen müssen, um in die City zu gelangen.
Einige der größeren Tiere waren mit dem Zug nach Adelaide transportiert und mit Lastwagen zum Zoo gebracht worden. Sie hatten ihm von den Zügen erzählt und ihm den Weg zum Bahngelände beschrieben. Zu dieser späten Stunde herrschte nur wenig Verkehr in der City, und Albert war unentdeckt bis zum Bahnhof gelangt, indem er sich vor den wenigen vorbeifahrenden Fahrzeugen hinter Abfallkörben versteckt hatte. Anschließend war er mit einem Güterzug nach Alice Springs und mit einem weiteren Zug nach Tennant Creek gefahren, alles mit freundlicher Unterstützung der South Australian Railways.
Mit den ihm zur Verfügung stehenden bescheidenen Mitteln hatte Albert sich auf die Reise vorbereitet. Bei jeder Fütterung hatte er einen Teil zurückgelegt und in einer Popcornschachtel gesammelt, die er in einem unbeobachteten Augenblick in seinen Käfig gezerrt hatte. Die gestohlene Limonadenflasche hatte er mit Wasser aus seinem Napf gefüllt. Seine Pläne hatten ihn bis nach Alice Springs und weiter in die Wüste bei Tennant Creek geführt. Jetzt war er ohne Nahrung, ohne Wasser und ohne irgendeinen Plan.
Er hatte die Flasche in der Nacht aufgefüllt, als er in Tennant Creek vom Zug gesprungen war, aber es war nur ein spärlicher Vorrat. Das Wasser war tags zuvor ausgegangen, und Albert wusste, wenn er an diesem Tag keines finden würde, müsste er sterben. Ein Schnabeltier verbringt sein ganzes Leben im oder nahe beim Wasser und kann ohne es nicht überleben. Albert hatte dies von Anfang an gewusst und war trotzdem aufgebrochen. Ihn kümmerte weniger der Tod als die Sorge, nicht lange genug durchzuhalten, um ans Ziel seiner Reise zu gelangen, jenen Ort, an dem es keine Menschen und keine Zoos gab.
Albert setzte seinen Weg in Richtung Norden fort. Er hatte beschlossen, bis zu seinem Ende möglichst weit von Adelaide fortzukommen. Seine Augen waren von der Sonne rot gerändert, und sein Fell war vom rötlichen Staub des Weges ganz verfärbt. Er hatte es aufgegeben, die kaum erkennbaren Fußspuren zu deuten, die hin und wieder seinen Weg kreuzten. Albert drückte die leere Limoflasche an seine Brust, setzte einen Schwimmfuß vor den anderen und bewegte sich langsam auf den fernen Horizont zu.
Später am Tag begann Albert zu halluzinieren. Träume von Wasser vermischten sich mit der flirrenden Hitze, und Albert konnte den Murray River sehen. Er spürte, wie er den Abhang vor seinem Bau hinunterglitt und ins kühle Wasser eintauchte. Er brauchte sich nur mit der Strömung treiben und die grünen Uferböschungen an sich vorbeiziehen lassen. Genau in dem Augenblick, als er sicher war, dorthin zurückgekehrt zu sein, wo er geboren war, verschwand der Fluss, und er blickte in lauter Gesichter, die mit Zuckerwatte verschmiert waren und in deren Mundwinkeln Popcorn klebte.
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Autoren-Porträt von Howard L. Anderson
Howard L. Anderson hat schon einiges erlebt: Er arbeitete auf einem Fischereiboot in Alaska, in den Stahlwerken von Pittsburgh, als Lastwagenfahrer in Houston und als Drehbuchautor in Hollywood. Er studierte Jura, und gegenwärtig vertritt er als Strafverteidiger Mexikaner, denen Straftaten auf amerikanischen Boden vorgeworfen werden.Georg Deggerich, 1960 in Duisburg geboren, studierte Anglistik, Germanistik und Philosophie in Münster. Er lebt als Gymnasiallehrer und Übersetzer in Krefeld. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Oscar Wilde, Samuel Pepys und David Sedaris. Daneben ist er Mitherausgeber der Literaturzeitschrift Am Erker.
Bibliographische Angaben
- Autor: Howard L. Anderson
- 2013, 272 Seiten, Maße: 13,7 x 21,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Deggerich, Georg
- Übersetzer: Georg Deggerich
- Verlag: Ullstein Hardcover
- ISBN-10: 3550088949
- ISBN-13: 9783550088940
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