Am Ende des Schweigens
Kriminalroman. Nominiert für den Deutschen Bücherpreis, Kategorie Belletristik 2004
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Produktinformationen zu „Am Ende des Schweigens “
Stanbury in Yorkshire: ein idyllischer Ort, an dem drei befreundete deutsche Paare seit Jahren ihre Ferien verbringen. Doch eines Tages geschieht ein Verbrechen ein Verbrechen, das ein jahrelanges Schweigen beendet.Klappentext zu „Am Ende des Schweigens “
Stanbury - ein kleines Dorf im Westen Yorkshires. Eine eigenwillige, aber romantische Landschaft, die einst die Heimat der Brontë-Schwestern war. Und der Ort, an dem drei eng befreundete deutsche Ehepaare seit Jahren ihre Ferien verbringen. Doch die Harmonie trügt. Eines Tages wird das idyllische Anwesen Stanbury House zum Schauplatz eines furchtbaren Verbrechens. Ein Verbrechen, das ein jahrelanges Schweigen beendet. Und das die Überlebenden mit ihrer ganz persönlichen Wahrheit konfrontiert ...Lese-Probe zu „Am Ende des Schweigens “
Am Ende des Schweigens von Charlotte LinkERSTER TEIL
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Eine eigenartige Stille lag über Stanbury.
Eine große und umfassende Stille, so als habe die Welt aufgehört zu atmen.
Wahrscheinlich, dachte sie, sind alle weggegangen. Zum Einkaufen vielleicht.
Obwohl das seltsam war, denn niemand hatte am Morgen etwas davon gesagt, und für gewöhnlich wurden derlei Vorhaben besprochen. So wie einfach alles zwischen ihnen immer besprochen wurde. Außer den Dingen, die das Gerüst zum Einsturz bringen könnten. Aber dazu zählte nicht, wenn jemand einkaufen ging.
Doch diese Stille reichte tiefer.
Sie überlegte, was so anders war, aber sie kam nicht darauf. Vielleicht lag das auch daran, daß sie so müde war. Die Ereignisse der letzten Tage, die Schwangerschaftsübelkeit, die sie immer wieder befiel, die ungewöhnliche Wärme. Sie konnte sich nicht erinnern, daß je ein April so anhaltend warm gewesen war. Gerade hatte es so ausgesehen, als werde es ein wenig kühler, aber nun kehrte die drückende Schwüle schon wieder zurück.
Sie war weiter gelaufen, als sie es vorgehabt hatte, fast um das ganze Anwesen herum, durch das kleine Waldstück im Westen und über die Hügel im Süden. Erst jetzt merkte sie, wie stark sie schwitzte, daß ihr Gesicht naß war und ihre Haare im Nacken klebten, daß ihr Atem keuchend ging. Barney, ihr junger Hund, schoß wie ein Gummiball vor ihr her und war so munter, als sei er noch keine fünf Minuten an diesem Tag gelaufen. Normalerweise hatte auch sie eine gute Kondition, aber sie hatte schlecht geschlafen in der Nacht, und in den vergangenen Wochen hatte sie sich häufig übergeben. Jetzt, gegen Ende des dritten Monats, schien es besser zu werden, aber sie fühlte sich sehr geschwächt.
Sie war auch einfach zu warm angezogen. Ihre Jacke hatte sie sich schon um die Hüften gebunden, vorhin, als sie über die hoch gelegenen Wiesen gestapft war. Sie hatte sich einige Male dabei ertappt, wie sie sich vorsichtig umschaute. Sie hatte ihn mehrfach getroffen während ihrer langen, einsamen Spaziergänge. Als habe er auf sie gewartet, weil er sicher sein konnte, daß sie käme. Er hatte in ihr eine Verbündete gewittert, und vielleicht lag er damit gar nicht so falsch. Was natürlich bedeutete, daß sie gegen das oberste Gebot der Gruppe verstieß, aber seit einigen Tagen fragte sie sich ohnehin, ob es die Gruppe für sie noch gab, oder besser: ob sie noch dazugehören wollte.
Sie passierte das hohe, schmiedeeiserne Tor, das zur Auffahrt des Anwesens führte. Wie so häufig stand es offen; da die Mauer, die den Besitz umschloß, über weite Strecken zerbröckelt oder gar nicht mehr vorhanden war, machte es ohnehin keinen Sinn, hier pingelig zu sein.
Sie sah sich hoffnungsvoll um: Falls sie alle weggefahren waren, kam vielleicht jetzt jemand zurück und konnte sie die Auffahrt entlang bis zum Haus mitnehmen. Der Weg schlängelte sich über fast einen Kilometer und stieg stetig ganz leicht an. Noch bis vor einem Jahr hatten rechts und links viele Bäume gestanden und Schatten gespendet, aber einige waren von einer Krankheit befallen worden, und man hatte sie fällen lassen müssen. Der Weg hatte dadurch viel von seinem Charme verloren, die Baumstümpfe sahen sehr traurig aus, und die Wildnis dahinter, die stets eine romantische Stimmung vermittelt hatte, wirkte auf einmal verwahrlost.
Es gibt schon eine Menge Zerfall hier, dachte sie.
Weit und breit ließ niemand sich blicken, und nachdem sie noch einmal kurz innegehalten und tief durchgeatmet hatte, machte sie sich daran, die letzte Etappe zu bewältigen. Der Baumwollpullover, den sie trug, klebte an ihrem Rücken, und ihre heißen Füße in den knöchelhohen Turnschuhen fühlten sich dick geschwollen an. Der Gedanke an eine Dusche und an ein Glas eiskalten Orangensaft bekam fast obsessiven Charakter.
Und dann würde sie für den Rest des Tages die Beine hochlegen und sich nicht mehr aus ihrem Liegestuhl fortbewegen.
Obwohl der Spaziergang schön gewesen war, wirklich schön. England im Frühling ließ einem das Herz aufgehen. Sie hatte den kleinen, zerrupften Wölkchen nachgeblickt, die über den lichtblauen Himmel trieben, und sie hatte den milden, verheißungsvollen Wind gerochen, in dem Blütenduft schwang, sie hatte ein paar Schafe gestreichelt, die frei über die Hochmoore liefen und sich ihr zutraulich näherten. Wilde Narzissen blühten in den Tälern und an den Hängen und gossen leuchtendes Gelb über die karge Landschaft. Die Vögel sangen, jubilierten, trällerten in allen Tönen...
Die Vögel!
Sie blieb stehen. Auf einmal wußte sie es. Wußte, woher diese unwirkliche Stille über Stanbury rührte.
Die Vögel waren verstummt. Nicht ein einziger erhob seine Stimme.
Sie konnte sich nicht erinnern, je ein so vollkommenes Schweigen erlebt zu haben.
Von einem Moment zum anderen erkaltete der Schweiß auf ihrer Haut, und sie zog fröstelnd die Schultern hoch. Was brachte Vögel zum Schweigen an einem so schönen, so sonnigen Tag? Etwas mußte ihren Frieden gestört haben, so heftig und so nachhaltig, daß es keine Freude mehr gab, die sie heraussingen konnten. Eine Katze vielleicht, eine räuberische, mordlustige Katze, die einen von ihnen gefangen und getötet hatte, und seine Todesschreie waren in diese lastende, atemlose Stille gemündet.
Obwohl ihre Erschöpfung um nichts nachgelassen hatte, beschleunigte sie ihre Schritte. Sie verspürte ein erstes Seitenstechen, wäre gern gerannt wie Barney und hatte doch nicht die Kraft. Noch ein paar Monate, und sie würde unförmig angeschwollen sein und wahrscheinlich watscheln wie eine Ente. Ob sie danach wieder so schlank wäre wie früher? Unsinnigerweise ging ihr dieser Gedanke auf den letzten Metern zum Haus immer wieder durch den Kopf, obwohl sie eigentlich wußte, daß die Frage nach ihrer Figur sie im Augenblick gar nicht interessierte. Eher war es so, daß sie sie in den Vordergrund drängte, um nicht über etwas anderes nachdenken zu müssen. Darüber, weshalb sie fror, obwohl ihr heiß war, und warum sie ein Kribbeln auf der Kopfhaut spürte, und warum sie auf einmal meinte, sich so beeilen zu müssen.
Darüber, warum der helle Frühlingstag plötzlich nicht mehr richtig hell war.
Sie konnte den Giebel des Hauses sehen, einen Teil der schönen Fassade im Tudorstil, die Reflexe des Sonnenlichts in den Bleiglasscheiben. In alter Gewohnheit zählte sie die Fenster unter dem Dach durch - das tat sie immer, wenn sie den Weg hinaufkam; das vierte von links gehörte zu ihrem Zimmer -, und undeutlich konnte sie dahinter den Strauß von Narzissen erkennen, den sie gestern abend noch gepflückt und in einer Vase dorthin gestellt hatte.
Sie blieb stehen und lächelte.
Der Anblick der Blumen hatte ihr ihren Frieden zurückgebracht.
Dann sah sie Patricia, die vor dem Holztrog kniete, der mitten in dem gepflasterten Hof stand. Ein Trog, aus dem früher Schafe oder Kühe getrunken hatten und den jemand vor Jahren auf dem Gelände von Stanbury gefunden und angeschleppt hatte. Seitdem pflanzten sie Blumen hinein, Frühlingsblumen, Sommerblumen, Herbstblumen, und im Winter steckten Tannenzweige darin, um die sich eine Lichterkette schlang.
»Hallo«, sagte sie, »ist das nicht plötzlich unfaßbar warm geworden?«
Patricia hatte sie offenbar nicht gehört, denn sie antwortete nicht und bewegte auch nicht den schmalen, sehr kindlich wirkenden Körper, der in ausgebeulten Jeans, einem blauweiß karierten Hemd und Gummistiefeln steckte.
Samstag, 12. April - Donnerstag, 24. April
1
Phillip Bowen sah sich voll Erstaunen mit der Erkenntnis konfrontiert, daß er noch nie in seinem Leben wirklich gehaßt hatte. Auch wenn er natürlich früher schon einige Male geglaubt hatte, Haß zu empfinden - auf Sheila zum Beispiel, wenn er sie trotz all ihrer Versprechungen und Beteuerungen wieder und wieder mit der Nadel im Arm erwischt hatte -, so begriff er nun, daß diese Emotionen etwas mit Wut, Schmerz, Zorn und Trauer zu tun gehabt haben mußten, nicht aber mit Haß.
Denn den fühlte er jetzt, als er vor dem Haus stand, an dem ihm nicht ein einziger Ziegelstein gehörte, und es war ein so starkes, machtvolles Gefühl, daß er es als vollkommen neu und erstmalig in seinem Leben erkannte.
Das Haus war von einfacher Bauweise, schlicht und schnörkellos, mit geraden, klaren Linien und genau so, wie er sich sein Traumhaus immer vorgestellt hätte, wäre er irgendwann einmal in der Situation gewesen, darüber nachzudenken. Es gab ein Stockwerk und ein Dachgeschoß mit kleinen Gauben und Bleiglasfenstern. Neben der schweren Haustür aus Eichenholz kletterte Efeu empor und verlor sich dann irgendwo im schmiedeeisernen Gitter eines kleinen Balkons im ersten Stock.
Ging man um das Haus herum, so gelangte man zu der eindrucksvollen Terrasse. Sie erstreckte sich über die gesamte Breite und war von einer Sandsteinbalustrade eingefaßt, die sich nach vorn hin öffnete und einer großzügigen Treppe Raum bot. Vier langgestreckte Stufen führten in den Garten hinunter, der eigentlich ein Park war: weitläufig, Wiesen und Wälder umschließend, eingefaßt von einer sehr alten steinernen Mauer, die jedoch an so vielen Stellen zerbröckelt oder sogar ganz verschwunden war, daß sich die eigentliche Grundstücksgrenze über weite Strecken hin nicht feststellen ließ. Phillip hatte sich alles angesehen. Er hatte das ganze Areal umrundet, den ganzen Besitz, und er war fast vier Stunden unterwegs gewesen. Nun stieg er die Stufen zur Terrasse hinauf und versuchte sich vorzustellen, wie es sein mußte, sie tagtäglich lässig hinauf- und hinunterzuspringen und zu wissen, daß, so weit das Auge reichte, einem das alles selber gehörte.
In einer schattigen Ecke der Veranda entdeckte er große Terrakottatöpfe, in denen verdorrte Blumen steckten, ein Hinweis darauf, daß das Anwesen als Feriensitz genutzt und zwischendurch nur in großen Abständen von einem Gärtner und einer Putzfrau gewartet wurde. Auch der Rasen unten im unmittelbar anschließenden Teil des Parks stand ziemlich hoch. Im Dorf hatte man Phillip Auskunft erteilt. Er hatte mit der Besitzerin des Gemischtwarenladens gesprochen, und diese hatte nur zu gern ihr Wissen weitergegeben.
»Meine Schwester putzt dort, und sie sieht alle drei Wochen nach dem Rechten. Und bevor die Herrschaften anreisen, lüftet sie gründlich und wischt Staub, und manchmal stellt sie auch frische Blumen in die Räume. Und dann gibt es noch Steve, den Gärtner. Also, eigentlich ist er kein Gärtner, er arbeitet in Leeds bei irgendeiner Firma... aber natürlich reicht das Geld nie, und so ist er immer dankbar, wenn er irgendwo etwas dazuverdienen kann. Na ja, und da mäht er eben den Rasen und kümmert sich ums Grundstück...« Phillip hatte rasch eingehakt, denn die Geschichte von Steve dem Gärtner interessierte ihn nicht besonders.
»Es sind doch Deutsche, denen das Anwesen gehört?«
»Ja, aber sie sind sehr nett.« Die Gemischtwarenhändlerin war, wie Phillip schätzte, etwa fünfundsechzig Jahre alt, mußte den Krieg als Kind noch erlebt haben und mochte gewisse Vor behalte gegenüber den Deutschen haben, wie aus ihrer Formulierung deutlich wurde. »Eigentlich kriegt man hier gar nicht so viel von ihnen mit. Sie kommen natürlich zum Einkaufen zu mir, aber sie suchen nicht gerade das Gespräch. Vielleicht liegt das auch an der Sprache. Es ist etwas anderes, ob man um Butter und Brot bittet, oder ob man eine richtige Unterhaltung führt, nicht wahr? Nur die eine Frau hat manchmal mit mir geredet... Ich glaube, die wollte auch mal mit anderen Menschen sprechen, nicht immer nur mit den eigenen Leuten. War eine nette Person. Spanierin. Schwarzhaarig, sehr attraktiv. Aber die ist schon lange nicht mehr da ... Steve hat mir irgendwann erzählt, daß ihr Mann sich von ihr hat scheiden lassen. Seit dem letzten Jahr ist er neu verheiratet. Mit einer sympathischen Frau, das muß man sagen.«
»Es sind drei Ehepaare, die hierherkommen?«
»Genau. Immer, in allen Ferien, und auch immer alle zusammen. Drei Mädchen sind noch dabei, aber zu wem die gehören... Die eine ist schon älter, ein großes, schönes Mädchen, vielleicht fünfzehn Jahre alt... schon ziemlich... na ja ... « Sie hatte mit beiden Händen einen üppigen Busen beschrieben; Phillip schloß daraus, daß dieses Mädchen schon recht gut entwickelt war.
»Einmal«, hatte die Frau mit gesenkter Stimme hinzugefügt, »ist sie zum Dorffest im Sommer gekommen, im letzten Jahr war das, glaube ich. Spät in der Nacht hat Rob - mein Sohn, müssen Sie wissen - sie mit dem jungen Keith Mallory in seiner Scheune erwischt, also in der Scheune, die zu Robs Hof gehört, und er war ganz schön wütend. Ob etwas passiert ist, konnte er natürlich nicht wissen. Dem Vater von Keith Mallory hat er jedenfalls Bescheid gesagt, und dann wollte er auch zu dem Vater von dem Mädchen gehen, aber ich habe gemeint, das solle er besser nicht tun. Schließlich geht es uns nichts an, und man weiß ja nicht... es sind Ausländer, keine Ahnung, welchen Ärger sie dem armen Keith machen könnten! Keith hatte sich vorher auf dem Festplatz ganz schön an das Mädchen rangeschmissen, das haben jeden falls einige gesagt, die die beiden gesehen haben. Und offensichtlich ist die Geschichte ja auch ohne Folgen geblieben, sonst hätten wir das bestimmt gehört.«
Phillip interessierte sich wenig für derlei Geschehnisse, aber es war klar, daß sein Gegenüber genau solche Pikanterien genoß.
»Kennen Sie eine der Frauen näher? Sie heißt Patricia Roth.« Er sprach den Namen deutsch aus, denn das tat sie vermutlich auch. »Sie ist die Eigentümerin des Anwesens.«
» Ja, so sagt man. Eine etwas verworrene Erbschaftsgeschichte war das. Der alte Kevin McGowan wollte das Anwesen ja seinem Sohn vererben, der in Deutschland lebt, aber der war nicht interessiert, und so ging alles direkt an die Enkelin... Das ist dann wohl die Frau, die Sie meinen. Patricia Roth«, sie überlegte, »ich glaube, ich weiß, welche das ist. So eine ganz Kleine, Zierliche. Meiner Ansicht nach ist sie die Mutter von den beiden anderen Mädchen. Die sind, schätze ich, zehn und zwölf Jahre alt. Niedliche Dinger. Sie begleitet sie manchmal zu Sullivans hinüber, das ist der Hof gleich am Dorfrand. Dort reiten sie auf den Ponys.«
Er dachte an dieses Gespräch, während er auf der Terrasse stand, an der Wand hochblickte und die Fenster zählte, ohne zu wissen, weshalb er das tat. Noch immer hatte er kein Bild von Patricia - daß sie sehr klein und zierlich sein sollte, brachte ihn vielleicht ein Stück weiter, verlieh ihr aber kein Gesicht, keine Stimme. Die Frau, von deren Existenz er bis vor fast zwei Jahren nichts gewußt hatte. Bis zu jenem Sommer, in dem seine Mutter plötzlich begonnen hatte zu erzählen...
In zwei Tagen, so hatte ihm seine Informantin im Gemischtwarenladen verraten, würden sie alle wieder eintreffen, für zwei volle Wochen Osterurlaub. Sie wußte das von ihrer Schwester, denn die war zum Putzen bestellt worden.
Sicher, überlegte er, während er sich umdrehte und in den Garten blickte, ist auch Steve der Gärtner angerufen worden.
Das Gras wucherte tatsächlich ziemlich hoch, es mußte dringend gemäht werden. Der März und auch die ersten zwei Aprilwochen hatten viel Sonne und Regen in raschem Wechsel gebracht. Die Natur explodierte.
West-Yorkshire. Brontë-Land. Er grinste. Unglaublich, daß es ihn hierher verschlagen hatte. Daß er vor einem Haus stand und es haben wollte. Er, der Londoner war mit Leib und Seele. Der sich nie hatte vorstellen können, irgendwo anders zu leben als dort, höchstens in einer anderen Metropole: New York oder Paris oder Madrid. In diesen drei Städten war er in bestimmten Lebensphasen zu Hause gewesen, hatte sich wohl gefühlt und sich dennoch nach London gesehnt, ein bißchen wenigstens, tief in seinem Herzen.
Und jetzt, mit einundvierzig Jahren, stand er in Stanbury, dem Dorf, das auf kaum einer Karte der Welt verzeichnet war, und verliebte sich in ein Haus und in die Vorstellung eines Lebensgefühls, von dem er nie gewußt hatte, daß es als Möglichkeit in ihm überhaupt existierte.
Er versuchte, durch eines der Fenster in das Innere des Hauses zu spähen, aber er konnte nichts erkennen; die schweren Vorhänge innen waren zugezogen. Tatsächlich spielte er bereits mit dem Gedanken, sich auf irgendeine Weise Zutritt zu verschaffen - vielleicht schloß eines der Kellerfenster nicht richtig, oder es gab eine Seitentür, deren Schloß leicht aufzubrechen war -, aber da hörte er, wie sich ein Auto über die Auffahrt näherte und auf der anderen Seite vor dem Hauptportal bremste. Rasch ging er um das Haus herum und sah eine ältliche Frau, die aus einem ziemlich klapprigen, kleinen Auto stieg. Sie trug eine geblümte Kittelschürze und hatte einen Korb mit undefinierbaren Utensilien in der Hand, und er vermutete, daß es sich um die Putzfrau handelte.
Er ging auf sie zu, sie erschrak sichtlich, musterte ihn dann mißtrauisch.
»Ja?« fragte sie, so als habe er etwas gesagt.
Phillip lächelte. Er wußte, daß er charmant und vertrauenerweckend wirken konnte.
»Wie gut, daß Sie kommen«, sagte er. »Sie machen hier sauber, nicht wahr? Ich habe schon mit Ihrer Schwester gesprochen ... «
Ihre Züge entspannten sich. Der Umstand, daß er mit ihrer Schwester bekannt war, ließ ihn offenbar sofort unbedenklicher erscheinen.
»Ich bin Phillip Bowen«, stellte er sich vor und streckte ihr die Hand hin, »ein Verwandter von Patricia Roth.«
»Ach? Ich wußte gar nicht, daß Mrs. Roth Verwandte in England hat.« Sie ergriff seine Hand. »Ich bin Mrs. Collins. Ich wollte jetzt das Haus putzen.« Sie wies auf den Korb, in dem sich, wie Phillip jetzt erkannte, alle möglichen Reinigungsmittel befanden. »Die Herrschaften kommen ja übermorgen.«
»Ich bin wirklich froh, daß ich Sie hier gerade treffe. Patricia hat mich schon vor Wochen gebeten, nach der Heizung zu sehen... Irgend etwas hat da wohl nicht gestimmt während des letzten Urlaubs, und im April kann es ja durchaus sein, daß man sie noch mal braucht...« Er lächelte wieder, jungenhaft und ein wenig schuldbewußt. Zu der langen Reihe von Versuchen, sich eine berufliche Existenz aufzubauen, gehörte auch der Besuch einer Schauspielschule, und obwohl er es natürlich auch dort nicht bis zu einem Abschluß geschafft hatte, war ihm von den Lehrern doch stets Talent bescheinigt worden - besonders was die Wandlungsfähigkeit seines Gesichtsausdrucks anging. »Aber, wie das so ist, ich habe es wieder einmal bis zum letzten Moment hinausgeschoben...«
Jetzt erwiderte sie sein Lächeln. »Ich kenne das. Man denkt immer, man hat noch so viel Zeit, und dann muß man sich plötzlich ganz furchtbar abhetzen. Sie sind Heizungsmechaniker?«
»Nein, nein. Aber ich verstehe ein bißchen was davon. Jedenfalls glaubt Patricia das! « Er wußte, daß er genau die schlichte Gesprächsebene getroffen hatte, die eine Frau wie Mrs. Collins mochte. »Das Problem ist nun..., ich finde den Schlüssel nicht! Ich habe meine Taschen umgestülpt, ich habe mein Auto durchsucht - nichts!«
Mrs. Collins zog sich fast unmerklich wieder ein kleines Stück zurück. »Besitzen Sie denn einen Schlüssel?«
»Ja. Aber ich habe ihn noch nie benutzt. Ich dachte, er ist in meinem Wagen. Verflixt!« Er kratzte sich am Kopf. »Patricia wird ziemlich sauer auf mich sein! Wenn es plötzlich kalt wird, und die Heizung funktioniert nicht...«
»Sie möchten, daß ich Sie jetzt mit hineinnehme?« folgerte Mrs. Collins, und er hätte fast bravo! gesagt.
»Das wäre wirklich nett von Ihnen.«
»Ja... ich weiß nicht...«
»Sie sind doch die ganze Zeit im Haus. Ich glaube kaum, daß es mir gelingt, Wertgegenstände an Ihnen vorbei hinauszutragen. Ich will wirklich nur schnell nach der Heizung sehen.«
Er sah ihrem Gesicht an, daß Bilder, die sie gesehen, und Geschichten, die sie gehört hatte, durch ihren Kopf zogen: von Männern, die sich das Vertrauen älterer Frauen erschlichen, ihnen dann einen Hammer auf den Kopf schlugen und sich mit allem aus dem Staub machten, was nicht niet- und nagelfest war. Er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Die Zeitungen waren voll von Berichten dieser Art.
»Na ja«, sagte er, »ich will Sie nicht bedrängen. Sie kennen mich nicht, und sicher haben Sie recht, vorsichtig zu sein. Ich werde sehen...« Er ließ den Satz unvollendet und wandte sich zum Gehen.
Sie gab sich einen Ruck.
»Halt. Warten Sie! Man sollte nicht jedem Menschen mißtrauen, oder?« Sie kramte ihren Schlüssel aus der Schürzentasche hervor. »Kommen Sie. Wir gehen hinein.«
Copyright © 2003 by Blanvalet Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Eine eigenartige Stille lag über Stanbury.
Eine große und umfassende Stille, so als habe die Welt aufgehört zu atmen.
Wahrscheinlich, dachte sie, sind alle weggegangen. Zum Einkaufen vielleicht.
Obwohl das seltsam war, denn niemand hatte am Morgen etwas davon gesagt, und für gewöhnlich wurden derlei Vorhaben besprochen. So wie einfach alles zwischen ihnen immer besprochen wurde. Außer den Dingen, die das Gerüst zum Einsturz bringen könnten. Aber dazu zählte nicht, wenn jemand einkaufen ging.
Doch diese Stille reichte tiefer.
Sie überlegte, was so anders war, aber sie kam nicht darauf. Vielleicht lag das auch daran, daß sie so müde war. Die Ereignisse der letzten Tage, die Schwangerschaftsübelkeit, die sie immer wieder befiel, die ungewöhnliche Wärme. Sie konnte sich nicht erinnern, daß je ein April so anhaltend warm gewesen war. Gerade hatte es so ausgesehen, als werde es ein wenig kühler, aber nun kehrte die drückende Schwüle schon wieder zurück.
Sie war weiter gelaufen, als sie es vorgehabt hatte, fast um das ganze Anwesen herum, durch das kleine Waldstück im Westen und über die Hügel im Süden. Erst jetzt merkte sie, wie stark sie schwitzte, daß ihr Gesicht naß war und ihre Haare im Nacken klebten, daß ihr Atem keuchend ging. Barney, ihr junger Hund, schoß wie ein Gummiball vor ihr her und war so munter, als sei er noch keine fünf Minuten an diesem Tag gelaufen. Normalerweise hatte auch sie eine gute Kondition, aber sie hatte schlecht geschlafen in der Nacht, und in den vergangenen Wochen hatte sie sich häufig übergeben. Jetzt, gegen Ende des dritten Monats, schien es besser zu werden, aber sie fühlte sich sehr geschwächt.
Sie war auch einfach zu warm angezogen. Ihre Jacke hatte sie sich schon um die Hüften gebunden, vorhin, als sie über die hoch gelegenen Wiesen gestapft war. Sie hatte sich einige Male dabei ertappt, wie sie sich vorsichtig umschaute. Sie hatte ihn mehrfach getroffen während ihrer langen, einsamen Spaziergänge. Als habe er auf sie gewartet, weil er sicher sein konnte, daß sie käme. Er hatte in ihr eine Verbündete gewittert, und vielleicht lag er damit gar nicht so falsch. Was natürlich bedeutete, daß sie gegen das oberste Gebot der Gruppe verstieß, aber seit einigen Tagen fragte sie sich ohnehin, ob es die Gruppe für sie noch gab, oder besser: ob sie noch dazugehören wollte.
Sie passierte das hohe, schmiedeeiserne Tor, das zur Auffahrt des Anwesens führte. Wie so häufig stand es offen; da die Mauer, die den Besitz umschloß, über weite Strecken zerbröckelt oder gar nicht mehr vorhanden war, machte es ohnehin keinen Sinn, hier pingelig zu sein.
Sie sah sich hoffnungsvoll um: Falls sie alle weggefahren waren, kam vielleicht jetzt jemand zurück und konnte sie die Auffahrt entlang bis zum Haus mitnehmen. Der Weg schlängelte sich über fast einen Kilometer und stieg stetig ganz leicht an. Noch bis vor einem Jahr hatten rechts und links viele Bäume gestanden und Schatten gespendet, aber einige waren von einer Krankheit befallen worden, und man hatte sie fällen lassen müssen. Der Weg hatte dadurch viel von seinem Charme verloren, die Baumstümpfe sahen sehr traurig aus, und die Wildnis dahinter, die stets eine romantische Stimmung vermittelt hatte, wirkte auf einmal verwahrlost.
Es gibt schon eine Menge Zerfall hier, dachte sie.
Weit und breit ließ niemand sich blicken, und nachdem sie noch einmal kurz innegehalten und tief durchgeatmet hatte, machte sie sich daran, die letzte Etappe zu bewältigen. Der Baumwollpullover, den sie trug, klebte an ihrem Rücken, und ihre heißen Füße in den knöchelhohen Turnschuhen fühlten sich dick geschwollen an. Der Gedanke an eine Dusche und an ein Glas eiskalten Orangensaft bekam fast obsessiven Charakter.
Und dann würde sie für den Rest des Tages die Beine hochlegen und sich nicht mehr aus ihrem Liegestuhl fortbewegen.
Obwohl der Spaziergang schön gewesen war, wirklich schön. England im Frühling ließ einem das Herz aufgehen. Sie hatte den kleinen, zerrupften Wölkchen nachgeblickt, die über den lichtblauen Himmel trieben, und sie hatte den milden, verheißungsvollen Wind gerochen, in dem Blütenduft schwang, sie hatte ein paar Schafe gestreichelt, die frei über die Hochmoore liefen und sich ihr zutraulich näherten. Wilde Narzissen blühten in den Tälern und an den Hängen und gossen leuchtendes Gelb über die karge Landschaft. Die Vögel sangen, jubilierten, trällerten in allen Tönen...
Die Vögel!
Sie blieb stehen. Auf einmal wußte sie es. Wußte, woher diese unwirkliche Stille über Stanbury rührte.
Die Vögel waren verstummt. Nicht ein einziger erhob seine Stimme.
Sie konnte sich nicht erinnern, je ein so vollkommenes Schweigen erlebt zu haben.
Von einem Moment zum anderen erkaltete der Schweiß auf ihrer Haut, und sie zog fröstelnd die Schultern hoch. Was brachte Vögel zum Schweigen an einem so schönen, so sonnigen Tag? Etwas mußte ihren Frieden gestört haben, so heftig und so nachhaltig, daß es keine Freude mehr gab, die sie heraussingen konnten. Eine Katze vielleicht, eine räuberische, mordlustige Katze, die einen von ihnen gefangen und getötet hatte, und seine Todesschreie waren in diese lastende, atemlose Stille gemündet.
Obwohl ihre Erschöpfung um nichts nachgelassen hatte, beschleunigte sie ihre Schritte. Sie verspürte ein erstes Seitenstechen, wäre gern gerannt wie Barney und hatte doch nicht die Kraft. Noch ein paar Monate, und sie würde unförmig angeschwollen sein und wahrscheinlich watscheln wie eine Ente. Ob sie danach wieder so schlank wäre wie früher? Unsinnigerweise ging ihr dieser Gedanke auf den letzten Metern zum Haus immer wieder durch den Kopf, obwohl sie eigentlich wußte, daß die Frage nach ihrer Figur sie im Augenblick gar nicht interessierte. Eher war es so, daß sie sie in den Vordergrund drängte, um nicht über etwas anderes nachdenken zu müssen. Darüber, weshalb sie fror, obwohl ihr heiß war, und warum sie ein Kribbeln auf der Kopfhaut spürte, und warum sie auf einmal meinte, sich so beeilen zu müssen.
Darüber, warum der helle Frühlingstag plötzlich nicht mehr richtig hell war.
Sie konnte den Giebel des Hauses sehen, einen Teil der schönen Fassade im Tudorstil, die Reflexe des Sonnenlichts in den Bleiglasscheiben. In alter Gewohnheit zählte sie die Fenster unter dem Dach durch - das tat sie immer, wenn sie den Weg hinaufkam; das vierte von links gehörte zu ihrem Zimmer -, und undeutlich konnte sie dahinter den Strauß von Narzissen erkennen, den sie gestern abend noch gepflückt und in einer Vase dorthin gestellt hatte.
Sie blieb stehen und lächelte.
Der Anblick der Blumen hatte ihr ihren Frieden zurückgebracht.
Dann sah sie Patricia, die vor dem Holztrog kniete, der mitten in dem gepflasterten Hof stand. Ein Trog, aus dem früher Schafe oder Kühe getrunken hatten und den jemand vor Jahren auf dem Gelände von Stanbury gefunden und angeschleppt hatte. Seitdem pflanzten sie Blumen hinein, Frühlingsblumen, Sommerblumen, Herbstblumen, und im Winter steckten Tannenzweige darin, um die sich eine Lichterkette schlang.
»Hallo«, sagte sie, »ist das nicht plötzlich unfaßbar warm geworden?«
Patricia hatte sie offenbar nicht gehört, denn sie antwortete nicht und bewegte auch nicht den schmalen, sehr kindlich wirkenden Körper, der in ausgebeulten Jeans, einem blauweiß karierten Hemd und Gummistiefeln steckte.
Samstag, 12. April - Donnerstag, 24. April
1
Phillip Bowen sah sich voll Erstaunen mit der Erkenntnis konfrontiert, daß er noch nie in seinem Leben wirklich gehaßt hatte. Auch wenn er natürlich früher schon einige Male geglaubt hatte, Haß zu empfinden - auf Sheila zum Beispiel, wenn er sie trotz all ihrer Versprechungen und Beteuerungen wieder und wieder mit der Nadel im Arm erwischt hatte -, so begriff er nun, daß diese Emotionen etwas mit Wut, Schmerz, Zorn und Trauer zu tun gehabt haben mußten, nicht aber mit Haß.
Denn den fühlte er jetzt, als er vor dem Haus stand, an dem ihm nicht ein einziger Ziegelstein gehörte, und es war ein so starkes, machtvolles Gefühl, daß er es als vollkommen neu und erstmalig in seinem Leben erkannte.
Das Haus war von einfacher Bauweise, schlicht und schnörkellos, mit geraden, klaren Linien und genau so, wie er sich sein Traumhaus immer vorgestellt hätte, wäre er irgendwann einmal in der Situation gewesen, darüber nachzudenken. Es gab ein Stockwerk und ein Dachgeschoß mit kleinen Gauben und Bleiglasfenstern. Neben der schweren Haustür aus Eichenholz kletterte Efeu empor und verlor sich dann irgendwo im schmiedeeisernen Gitter eines kleinen Balkons im ersten Stock.
Ging man um das Haus herum, so gelangte man zu der eindrucksvollen Terrasse. Sie erstreckte sich über die gesamte Breite und war von einer Sandsteinbalustrade eingefaßt, die sich nach vorn hin öffnete und einer großzügigen Treppe Raum bot. Vier langgestreckte Stufen führten in den Garten hinunter, der eigentlich ein Park war: weitläufig, Wiesen und Wälder umschließend, eingefaßt von einer sehr alten steinernen Mauer, die jedoch an so vielen Stellen zerbröckelt oder sogar ganz verschwunden war, daß sich die eigentliche Grundstücksgrenze über weite Strecken hin nicht feststellen ließ. Phillip hatte sich alles angesehen. Er hatte das ganze Areal umrundet, den ganzen Besitz, und er war fast vier Stunden unterwegs gewesen. Nun stieg er die Stufen zur Terrasse hinauf und versuchte sich vorzustellen, wie es sein mußte, sie tagtäglich lässig hinauf- und hinunterzuspringen und zu wissen, daß, so weit das Auge reichte, einem das alles selber gehörte.
In einer schattigen Ecke der Veranda entdeckte er große Terrakottatöpfe, in denen verdorrte Blumen steckten, ein Hinweis darauf, daß das Anwesen als Feriensitz genutzt und zwischendurch nur in großen Abständen von einem Gärtner und einer Putzfrau gewartet wurde. Auch der Rasen unten im unmittelbar anschließenden Teil des Parks stand ziemlich hoch. Im Dorf hatte man Phillip Auskunft erteilt. Er hatte mit der Besitzerin des Gemischtwarenladens gesprochen, und diese hatte nur zu gern ihr Wissen weitergegeben.
»Meine Schwester putzt dort, und sie sieht alle drei Wochen nach dem Rechten. Und bevor die Herrschaften anreisen, lüftet sie gründlich und wischt Staub, und manchmal stellt sie auch frische Blumen in die Räume. Und dann gibt es noch Steve, den Gärtner. Also, eigentlich ist er kein Gärtner, er arbeitet in Leeds bei irgendeiner Firma... aber natürlich reicht das Geld nie, und so ist er immer dankbar, wenn er irgendwo etwas dazuverdienen kann. Na ja, und da mäht er eben den Rasen und kümmert sich ums Grundstück...« Phillip hatte rasch eingehakt, denn die Geschichte von Steve dem Gärtner interessierte ihn nicht besonders.
»Es sind doch Deutsche, denen das Anwesen gehört?«
»Ja, aber sie sind sehr nett.« Die Gemischtwarenhändlerin war, wie Phillip schätzte, etwa fünfundsechzig Jahre alt, mußte den Krieg als Kind noch erlebt haben und mochte gewisse Vor behalte gegenüber den Deutschen haben, wie aus ihrer Formulierung deutlich wurde. »Eigentlich kriegt man hier gar nicht so viel von ihnen mit. Sie kommen natürlich zum Einkaufen zu mir, aber sie suchen nicht gerade das Gespräch. Vielleicht liegt das auch an der Sprache. Es ist etwas anderes, ob man um Butter und Brot bittet, oder ob man eine richtige Unterhaltung führt, nicht wahr? Nur die eine Frau hat manchmal mit mir geredet... Ich glaube, die wollte auch mal mit anderen Menschen sprechen, nicht immer nur mit den eigenen Leuten. War eine nette Person. Spanierin. Schwarzhaarig, sehr attraktiv. Aber die ist schon lange nicht mehr da ... Steve hat mir irgendwann erzählt, daß ihr Mann sich von ihr hat scheiden lassen. Seit dem letzten Jahr ist er neu verheiratet. Mit einer sympathischen Frau, das muß man sagen.«
»Es sind drei Ehepaare, die hierherkommen?«
»Genau. Immer, in allen Ferien, und auch immer alle zusammen. Drei Mädchen sind noch dabei, aber zu wem die gehören... Die eine ist schon älter, ein großes, schönes Mädchen, vielleicht fünfzehn Jahre alt... schon ziemlich... na ja ... « Sie hatte mit beiden Händen einen üppigen Busen beschrieben; Phillip schloß daraus, daß dieses Mädchen schon recht gut entwickelt war.
»Einmal«, hatte die Frau mit gesenkter Stimme hinzugefügt, »ist sie zum Dorffest im Sommer gekommen, im letzten Jahr war das, glaube ich. Spät in der Nacht hat Rob - mein Sohn, müssen Sie wissen - sie mit dem jungen Keith Mallory in seiner Scheune erwischt, also in der Scheune, die zu Robs Hof gehört, und er war ganz schön wütend. Ob etwas passiert ist, konnte er natürlich nicht wissen. Dem Vater von Keith Mallory hat er jedenfalls Bescheid gesagt, und dann wollte er auch zu dem Vater von dem Mädchen gehen, aber ich habe gemeint, das solle er besser nicht tun. Schließlich geht es uns nichts an, und man weiß ja nicht... es sind Ausländer, keine Ahnung, welchen Ärger sie dem armen Keith machen könnten! Keith hatte sich vorher auf dem Festplatz ganz schön an das Mädchen rangeschmissen, das haben jeden falls einige gesagt, die die beiden gesehen haben. Und offensichtlich ist die Geschichte ja auch ohne Folgen geblieben, sonst hätten wir das bestimmt gehört.«
Phillip interessierte sich wenig für derlei Geschehnisse, aber es war klar, daß sein Gegenüber genau solche Pikanterien genoß.
»Kennen Sie eine der Frauen näher? Sie heißt Patricia Roth.« Er sprach den Namen deutsch aus, denn das tat sie vermutlich auch. »Sie ist die Eigentümerin des Anwesens.«
» Ja, so sagt man. Eine etwas verworrene Erbschaftsgeschichte war das. Der alte Kevin McGowan wollte das Anwesen ja seinem Sohn vererben, der in Deutschland lebt, aber der war nicht interessiert, und so ging alles direkt an die Enkelin... Das ist dann wohl die Frau, die Sie meinen. Patricia Roth«, sie überlegte, »ich glaube, ich weiß, welche das ist. So eine ganz Kleine, Zierliche. Meiner Ansicht nach ist sie die Mutter von den beiden anderen Mädchen. Die sind, schätze ich, zehn und zwölf Jahre alt. Niedliche Dinger. Sie begleitet sie manchmal zu Sullivans hinüber, das ist der Hof gleich am Dorfrand. Dort reiten sie auf den Ponys.«
Er dachte an dieses Gespräch, während er auf der Terrasse stand, an der Wand hochblickte und die Fenster zählte, ohne zu wissen, weshalb er das tat. Noch immer hatte er kein Bild von Patricia - daß sie sehr klein und zierlich sein sollte, brachte ihn vielleicht ein Stück weiter, verlieh ihr aber kein Gesicht, keine Stimme. Die Frau, von deren Existenz er bis vor fast zwei Jahren nichts gewußt hatte. Bis zu jenem Sommer, in dem seine Mutter plötzlich begonnen hatte zu erzählen...
In zwei Tagen, so hatte ihm seine Informantin im Gemischtwarenladen verraten, würden sie alle wieder eintreffen, für zwei volle Wochen Osterurlaub. Sie wußte das von ihrer Schwester, denn die war zum Putzen bestellt worden.
Sicher, überlegte er, während er sich umdrehte und in den Garten blickte, ist auch Steve der Gärtner angerufen worden.
Das Gras wucherte tatsächlich ziemlich hoch, es mußte dringend gemäht werden. Der März und auch die ersten zwei Aprilwochen hatten viel Sonne und Regen in raschem Wechsel gebracht. Die Natur explodierte.
West-Yorkshire. Brontë-Land. Er grinste. Unglaublich, daß es ihn hierher verschlagen hatte. Daß er vor einem Haus stand und es haben wollte. Er, der Londoner war mit Leib und Seele. Der sich nie hatte vorstellen können, irgendwo anders zu leben als dort, höchstens in einer anderen Metropole: New York oder Paris oder Madrid. In diesen drei Städten war er in bestimmten Lebensphasen zu Hause gewesen, hatte sich wohl gefühlt und sich dennoch nach London gesehnt, ein bißchen wenigstens, tief in seinem Herzen.
Und jetzt, mit einundvierzig Jahren, stand er in Stanbury, dem Dorf, das auf kaum einer Karte der Welt verzeichnet war, und verliebte sich in ein Haus und in die Vorstellung eines Lebensgefühls, von dem er nie gewußt hatte, daß es als Möglichkeit in ihm überhaupt existierte.
Er versuchte, durch eines der Fenster in das Innere des Hauses zu spähen, aber er konnte nichts erkennen; die schweren Vorhänge innen waren zugezogen. Tatsächlich spielte er bereits mit dem Gedanken, sich auf irgendeine Weise Zutritt zu verschaffen - vielleicht schloß eines der Kellerfenster nicht richtig, oder es gab eine Seitentür, deren Schloß leicht aufzubrechen war -, aber da hörte er, wie sich ein Auto über die Auffahrt näherte und auf der anderen Seite vor dem Hauptportal bremste. Rasch ging er um das Haus herum und sah eine ältliche Frau, die aus einem ziemlich klapprigen, kleinen Auto stieg. Sie trug eine geblümte Kittelschürze und hatte einen Korb mit undefinierbaren Utensilien in der Hand, und er vermutete, daß es sich um die Putzfrau handelte.
Er ging auf sie zu, sie erschrak sichtlich, musterte ihn dann mißtrauisch.
»Ja?« fragte sie, so als habe er etwas gesagt.
Phillip lächelte. Er wußte, daß er charmant und vertrauenerweckend wirken konnte.
»Wie gut, daß Sie kommen«, sagte er. »Sie machen hier sauber, nicht wahr? Ich habe schon mit Ihrer Schwester gesprochen ... «
Ihre Züge entspannten sich. Der Umstand, daß er mit ihrer Schwester bekannt war, ließ ihn offenbar sofort unbedenklicher erscheinen.
»Ich bin Phillip Bowen«, stellte er sich vor und streckte ihr die Hand hin, »ein Verwandter von Patricia Roth.«
»Ach? Ich wußte gar nicht, daß Mrs. Roth Verwandte in England hat.« Sie ergriff seine Hand. »Ich bin Mrs. Collins. Ich wollte jetzt das Haus putzen.« Sie wies auf den Korb, in dem sich, wie Phillip jetzt erkannte, alle möglichen Reinigungsmittel befanden. »Die Herrschaften kommen ja übermorgen.«
»Ich bin wirklich froh, daß ich Sie hier gerade treffe. Patricia hat mich schon vor Wochen gebeten, nach der Heizung zu sehen... Irgend etwas hat da wohl nicht gestimmt während des letzten Urlaubs, und im April kann es ja durchaus sein, daß man sie noch mal braucht...« Er lächelte wieder, jungenhaft und ein wenig schuldbewußt. Zu der langen Reihe von Versuchen, sich eine berufliche Existenz aufzubauen, gehörte auch der Besuch einer Schauspielschule, und obwohl er es natürlich auch dort nicht bis zu einem Abschluß geschafft hatte, war ihm von den Lehrern doch stets Talent bescheinigt worden - besonders was die Wandlungsfähigkeit seines Gesichtsausdrucks anging. »Aber, wie das so ist, ich habe es wieder einmal bis zum letzten Moment hinausgeschoben...«
Jetzt erwiderte sie sein Lächeln. »Ich kenne das. Man denkt immer, man hat noch so viel Zeit, und dann muß man sich plötzlich ganz furchtbar abhetzen. Sie sind Heizungsmechaniker?«
»Nein, nein. Aber ich verstehe ein bißchen was davon. Jedenfalls glaubt Patricia das! « Er wußte, daß er genau die schlichte Gesprächsebene getroffen hatte, die eine Frau wie Mrs. Collins mochte. »Das Problem ist nun..., ich finde den Schlüssel nicht! Ich habe meine Taschen umgestülpt, ich habe mein Auto durchsucht - nichts!«
Mrs. Collins zog sich fast unmerklich wieder ein kleines Stück zurück. »Besitzen Sie denn einen Schlüssel?«
»Ja. Aber ich habe ihn noch nie benutzt. Ich dachte, er ist in meinem Wagen. Verflixt!« Er kratzte sich am Kopf. »Patricia wird ziemlich sauer auf mich sein! Wenn es plötzlich kalt wird, und die Heizung funktioniert nicht...«
»Sie möchten, daß ich Sie jetzt mit hineinnehme?« folgerte Mrs. Collins, und er hätte fast bravo! gesagt.
»Das wäre wirklich nett von Ihnen.«
»Ja... ich weiß nicht...«
»Sie sind doch die ganze Zeit im Haus. Ich glaube kaum, daß es mir gelingt, Wertgegenstände an Ihnen vorbei hinauszutragen. Ich will wirklich nur schnell nach der Heizung sehen.«
Er sah ihrem Gesicht an, daß Bilder, die sie gesehen, und Geschichten, die sie gehört hatte, durch ihren Kopf zogen: von Männern, die sich das Vertrauen älterer Frauen erschlichen, ihnen dann einen Hammer auf den Kopf schlugen und sich mit allem aus dem Staub machten, was nicht niet- und nagelfest war. Er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Die Zeitungen waren voll von Berichten dieser Art.
»Na ja«, sagte er, »ich will Sie nicht bedrängen. Sie kennen mich nicht, und sicher haben Sie recht, vorsichtig zu sein. Ich werde sehen...« Er ließ den Satz unvollendet und wandte sich zum Gehen.
Sie gab sich einen Ruck.
»Halt. Warten Sie! Man sollte nicht jedem Menschen mißtrauen, oder?« Sie kramte ihren Schlüssel aus der Schürzentasche hervor. »Kommen Sie. Wir gehen hinein.«
Copyright © 2003 by Blanvalet Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Charlotte Link
Link, CharlotteCharlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre Kriminalromane sind internationale Bestseller, auch »Die Entscheidung« und zuletzt »Die Suche« eroberten wieder auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste. Allein in Deutschland wurden bislang 29,5 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main.
Produktdetails
2011, 620 Seiten, Maße: 11,6 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch, Verlag: Blanvalet, ISBN-10: 3442376408, ISBN-13: 9783442376407
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N. El-H., 01.05.2011
Als Buch bewertetDas Buch ist einfach mal wieder packend, man mag nicht mit dem lesen aufhören.
Selbst an dem punkt wo man als Leser weis wer der Täter ist möchte man dann doch noch genau wissen wie es letztendlich ausgeht.
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janein42 von 66 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Hannelore E., 02.01.2012
Als Buch bewertetIch habe das Buch nicht wieder weglegen können. Da ich schon einige Bücher von Charlotte Link gelesen habe, bin ich nun der Meinung, dass ich weitere Bücher kaufen sollte. Es hat mich immer wieder zum Weiterlesen animiert, denn ich wollte wissen, wie die Geschichte endet. Sehr spannend und mit viel Gefühl ist dieses Buch geschrieben. Sehr empfehlenswert für alle Leser, welche spannende Literatur mögen.
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janein44 von 72 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Nadine R., 29.08.2011
Als Buch bewertetDieses Buch ist einfach nur fesselnd.
Man mag gar nicht mehr aufhören.
Neben dem Haus der Schwestern, das andere Kind und die Stunde der Erben ein fantastisches Meisterwerk von Charlotte Link
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janein28 von 45 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Ekkehardv H., 24.07.2016
Als eBook bewertetWieder ein echter Link Thriller. Von der ersten bis zur letzten Seite Spannung pur. Dieses Buch kann man nur empfehlen.
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janein20 von 31 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Werner W., 08.11.2016
Als eBook bewertetWunderschöne und spannende Bettlektüre. Macht viel Spaß beim lesen. Kann ich nur empfehlen.
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janein21 von 35 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Bettina F., 21.11.2016
Als Buch bewertetStanbury – ein kleines Dorf im Westen Yorkshires. Eine eigenwillige, aber romantische Landschaft, die einst die Heimat der Brontë-Schwestern war. Und der Ort, an dem drei eng befreundete deutsche Ehepaare seit Jahren ihre Ferien verbringen. Doch die Harmonie trügt. Eines Tages wird das idyllische Anwesen Stanbury House zum Schauplatz eines furchtbaren Verbrechens. Ein Verbrechen, das ein jahrelanges Schweigen beendet. Und das die Überlebenden mit ihrer ganz persönlichen Wahrheit konfrontiert …
Ich habe schon sehr viele Bücher von Charlotte Link gelesen, doch dieses zähle ich zu einen meiner Liebsten von ihr.
Die Geschichte ist sehr interessant und spannend.
Die Figuren sind wieder sehr gut überlegt und fantastisch charakterisiert. Mit manchen verspürt man Mitleid, andere wiederum gehen einen tierisch auf den Nerv :) So soll's sein.
Man spekuliert die ganze Zeit hin und her, warum weshalb warum.
Dann beginnt das Morden und man weiß gar nichts mehr.
Ich hatte es bis zum Schluss nicht raus, und war von dem Ende überrascht und begeistert.
Sehr zu empfehlen!
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janein29 von 52 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Jenny Müller, 17.08.2011
Als Buch bewertetEin absolut spannendes Buch. Obwohl man in der Hälfte des Buches ziemlich sicher ist, den Mörder zu kennen, ist man es 3 Seiten später doch wieder nicht mehr. Ein bisschen wie Inspector Columbo. Man weiss, wer der Mörder ist, aber bis er dann gefasst wird... Spannung pur. Ich konnte das Buch fast nicht aus den Händen legen.
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janein34 von 61 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Kathrin, 10.07.2011
Als Buch bewertet'Am Ende des Schweigens' ist nur zu empfehlen, die Handlung ist individuell und nicht typisch "Frauenroman", jeder Charakter ist interessant und tiefgründig dargestellt, ebenso vielseitig sind die Konflikte zwischen ihnen. Spannend bis zur letzten Seite :)
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janein13 von 21 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
S. F., 13.12.2016
Als Buch bewertetEin sehr spannendes Buch, welches man nicht mehr aus der Hand nehmen mag. Werde demnächst noch andere Bücher von Charlotte Link lesen.
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janein22 von 41 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Birgit B., 06.03.2014
Als Buch bewertetEine blutige Leiche im Rosenbeet und dann ein Rückblick: Wie ist die nur da hin gekommen? Drei Ehepaare und ihre Kinder machen alle Jahre wieder Urlaub in demselben Haus. (Das allein hat für mich schon Gruselfaktor.) Neu hinzu gekommen und leichte Außenseiterin ist Jessica, die 2. Frau von Alexander, die auch die Leiche findet. Unerwünscht aufgetaucht: Phillip, der uneheliche Onkel der Hauseigentümerin. Die Beziehungen der "Freunde" untereinander sind alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen. Die eigentliche Krimihandlung, die Suche nach dem Mörder, findet erst im 2. Teil des Buches statt. Da sind schon vier der Hausbewohner grausam abgeschlachtet worden. Das ist nicht so ein normaler Krimi, Leiche liegt rum und dann wird endlos aufgeklärt, sondern nach und nach werden die gegenseitigen Abhängigkeiten der Freunde auseinander gedröselt. Das fand ich hoch interessant.
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janein