Aschebraut

Aschebraut von Caroline Kemps de Escalante

Ja, Aschenputtel musste weitergeschrieben werden. Es gibt unzählige Fassungen von dem Märchen; die bekanntesten sind Perrault, die ursprünglichste von diesen, die Gebrüder Grimm, die grausamste, Walt Disney, die lieblichste, und Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, die realistischeste.
Alle enden mit der Hochzeit. Aber was geschah danach? Gelingt die Ehe von Leuten so unterschiedlichen Standes? Was geschieht mit der Stiefmutter und den Stiefschwestern? Die Gebrüder Grimm lassen sie zur Strafe blind werden.
Aschenbraut geht auch den Umständen nach, was mit dem Erbe des Vaters ist. Hat die Aschebraut ein Anrecht darauf oder gehört alles der Stiefmutter? Wer macht die Arbeit, die die die Aschebraut verrichtet hat, nachdem diese dem Prinzen gefolgt ist? Wie kommt sie mit der Hofetikette zurecht? Wie stehen due Untertanen zu ihr? Wie steht sie zu den Untertanen?
Neid und Missgunst, so wirklichkeitsnah, machen ihren guten Willen zunichte. Wird sie sich trotzdem durchsetzen?
Die Autorin bedient sich unzähliger Motive aus der Märchentradition und der Geschichte: Das traurige Geschehnis, die Intrige, um Marie Antoinette, natürlich abgeschwächt, denn das Märchen muss ja gut ausgehen, das sprechende Pferd Fallada, die Legende um die Heilige, die ihre Keuschheit bewahren muss, als ihr Mann auf dem Kreuzzug ist, und andere.
Einen besonderen Reiz gewinnt der Roman durch die detaillierte Beschreibung der Hofetikette und der Garderobe, des Dress Dekor, der Stoffe, die zu der angedachten Zeit getragen wurden, und der Art der Ehrfurchtsbezeugungen gegenüber höher Gestellten.
Ein lesenswertes Buch.
Ein bisschen mehr hätte ich die Handlung gustiert, wenn die Aschebraut nicht zur geborenen Adeligen mutiert wäre. Aber das ist wohl dem Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ geschuldet, als dessen Fanliteratur der Roman „Aschebraut“ geschrieben wurde.